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Markus1708
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 12 Bewertungen
12
Bewertung vom 03.06.2025
Der unbekannte Künstler
Hebesberger, Roland

Der unbekannte Künstler


ausgezeichnet

Februar 2022 – die seit Anfang 2000 existierende Verhaltensanalyse-Einheit OPE ist mittlerweile etabliert, die Kommissare Theurer und Seifert aus Berlin Kopf einer bundesweiten Polizeieinheit. Als an einem Sonntag ein Anruf aus Jena in der Zentrale ankommt, ahnt noch niemand, wie dramatisch die kommenden Wochen werden. Denn es ist ein grausames Verbrechen geschehen, bei dem die OPE um ihre Hilfe und Expertise gebeten wird: In einem Waldstück wird die grausam zugerichtete Leiche einer jungen Frau gefunden, der Täter hat ihr bei lebendigem Leib unvorstellbare Qualen zugefügt, das Opfer hat diese unter Drogeneinfluss aber bei vollem Bewusstsein miterleben müssen. Es stellt sich heraus: Er hat dies aus einem falsch verstandenen Kunstverständnis getan, hält sich für einen Künstler. Und im sich rasch verbreitenden Internet findet er Anhänger, die ihn lieben für das was er tut und ihn für jedes neue Bild, das er online stellt, auch noch feiern. So kommen weitere Opfer hinzu, Theurer und sein Team müssen alles in ihrer Macht stehende tun, um diese Serie so schnell wie möglich zu beenden und weiteres Leid zu verhindern. Dabei reißt die Geschichte Spuren bis in Theurers Privatleben, der sich ungeahnten Entwicklungen stellen muss. Nicht nur hier gibt es atemberaubende Entwicklungen, die in einem dramatischen Finale gipfeln und das Buch zu einem wahren Pageturner werden lassen.

Meine Meinung: Waren die ersten drei Bände rund um die Verhaltensanalysten Theurer und Seifert schon spannend, so setzt der vierte Band dem ganzen die Krone auf! Die Mordserie ist äußerst spannend und dramatisch, die privaten Hintergründe der uns mittlerweile vertraut gewordenen Protagonisten erreichen einen weiteren spannenden Höhepunkt. Kurz: Das Buch ist extrem spannend, man mag es kaum aus der Hand legen und steht für mich in einer Reihe mit der ersten Riege der deutschsprachigen Krimiautoren. Für mich keine Frage: Das Buch bekommt die volle Punktzahl und lässt mich schon sehnsüchtig auf den nächsten Band warten.

Bewertung vom 22.05.2025
Rätselhaftes Saint-Rémy
Rademacher, Cay

Rätselhaftes Saint-Rémy


ausgezeichnet

In der antiken Metropole Glanum wird eines morgens ein Archäologe tot aufgefunden: Gaspard Rouge hat eine Schusswunde in der Stirn, liegt tot in der Nähe einer einst heiligen Quelle. Capitaine Roger Blanc und seine beiden Kollegen Fabienne und Marius stürzen sich in die Ermittlungen. Doch nicht nur dieser aktuelle Fall ist anfangs undurchsichtig und mysteriös. Denn die Mordwaffe war 25 Jahre lang verschwunden und es gibt parallelen zu einem vermeintlichen Mordfall aus eben dieser Zeit. Damals ist eine komplette Familie verschwunden und es gibt bis heute keine Spuren von Vater, Mutter und Sohn. Hängt hier alles miteinander zusammen? Können Blanc und sein Team die Spuren richtig deuten und die richtigen Schlüsse daraus ziehen? Das bleibt bis kurz vor dem spannenden Finale dieses kurzweiligen Romans ein Geheimnis...
Meine Meinung: ein - mal wieder - extrem spannendes und kurzweiliges Meisterwerk meines Lieblingsautors! Die Geschichte ist toll erzählt, bis zum Ende hin spannend und sehr gut konstruiert. Die Stamm-Protagonisten sind mir alle ans Herz gewachsen und ihre private Entwicklung über die Buchreihe hinweg nachvollziehbar und glaubhaft. Das Buch bietet tolle Unterhaltung und bekommt von mir selbstverständlich die volle Punktzahl: Fünf von fünf Sterne.

Bewertung vom 10.05.2025
Horror-Date
Fitzek, Sebastian

Horror-Date


ausgezeichnet

Du hast nicht mehr lange zu leben? Du bist Single? Du möchtest Dich vor deinem ableben noch mal so richtig ausleben? Dann bist Du bei „The Walking Date“ genau richtig - einer Dating-App für Sterbenskranke. Eine kranke Idee? Vielleicht, aber auf jeden Fall der Ausgangspunkt für das ebenso vergnügliche wie nachdenklich stimmende Buch von Sebastian Fitzek: Horror Date - Kein Thriller (obwohl man beim Dating auf viele Psychos trifft). Aber der Reihe nach: Raphael ist unheilbar krank, hat sich deshalb bei TWD angemeldet und ist auf Nala getroffen. Zumindest online. Nach ein paar Wochen des intensiven Chattens, soll es nun zum ersten Date kommen. Doch ausgerechnet jetzt geht es Raphael nicht so gut. Da man bei TWD nie weiß, wie lange das Gegenüber noch zu leben hat, will er Nala nicht versetzen und bittet daher seinen besten Freund Julius, für ihn zum vereinbarten Treffpunkt zu gehen. Denn bislang kennen die beiden sich nur mit ihrem Pseudonym und haben auch noch keine Bilder ausgetauscht. Da auch Julius seinem sterbenskranken Freund den Wunsch nicht abschlagen kann, findet er sich schon weniger als eine Stunde später in einem Restaurant wieder. Und ab diesem Zeitpunkt überschlagen sich die Ereignisse in einer Art und Weise, dass es die reine Freude ist, Julius und Nala dabei zu begleiten, wie sie von einer abstrusen Situation in die nächste stolpern. Und immer wenn man denkt, jetzt kann es keine weitere Steigerung mehr geben, muss man erkennen: DOCH … das geht! Bis das es dann am Ende um das finale Ende geht, hat man gelacht, ist betroffen, hat vor Erleichterung gelacht und … ach - lesen Sie selbst..!
Meine Meinung: Was für ein schönes Buch! Man lacht ... man ertappt sich dabei, an Stellen zu lachen die eher traurig sind und man ist traurig an Stellen an denen einem das lachen im Halse stecken bleibt. Denn mit diesem Buch stellt Sebastian Fitzek erneut unter Beweis, dass er nicht umsonst der meistgekaufte Autor der Gegenwart ist. Und das eben nicht nur für Thriller. Das Buch ist umwerfend komisch und gleichzeitig warmherzig, hält wunderbar leicht die Balance zwischen Komödie und Trauer. Es liest sich in einem Rutsch und ist - wie die Thriller von Fitzek - ein Pageturner den man nicht mehr aus der Hand legen möchte. Ich finde dieses Buch toll und vergebe sehr gerne die volle Punktzahl: Fünf von fünf Sterne!

Bewertung vom 29.04.2025
Teufel von Potsdam
Hagedorn, Frank

Teufel von Potsdam


ausgezeichnet

markus1708vor 4 Minuten

Nachdem im ersten Band (Wölfe von Potsdam) Paula Osterholz von Cottbus nach Potsdam versetzt wurde, hat sie sich im jetzigen zweiten Band mit ihrem Kollegen Henry Wullitzer bereits angefreundet, zusammen bilden die beiden ein eingeschworenes Team. Im aktuellen Fall bekommen sie es zunächst mit zwei Giftmorden an jungen Frauen zu tun. Ein Serienkiller? Wo ist die Gemeinsamkeit der Opfer? Eine Spur führt zu einer mittlerweile geschlossenen Privatklinik, in der Paaren der Kinderwunsch erfüllt werden sollte. Ging hier alles mit rechten Dingen zu? Oder gab es illegale Praktiken und hat daher jemand ein Motiv, die Frauen zu ermorden? Der Fall ist schon fordernd genug, doch Paula Osterholz muss parallel auf ihren angeschlagenen Kollegen Wullitzer achten und auch ihre eigene Vergangenheit holt sie wieder ein…
Meine Meinung: Der erste Band hat mich schon überzeugt, der zweite Band ist tatsächlich noch einen Tick besser: Der Fall ist spannend und die beiden Ermittler werden uns noch weiter vorgestellt: Paula, die sich aus Cottbus hat versetzen lassen, um über den Verlust ihres geliebten Kollegen hinwegzukommen. Sie kämpft für das Gute, hat eine etwas anstrengende Familie und eine Verabredung mit einem Kollegen die dramatisch endet. Und Wullitzer, der verwitwet ist und endlich eine neue Frau kennenlernt, aber immer noch unter PTBS leidet. Der Schreibstil ist flüssig, der Unterhaltungswert hoch, die Geschichte schlüssig konstruiert. Da freue ich mich sich schon auf den dritten Band und vergebe sehr gerne fünf von fünf Punkte.

Bewertung vom 23.04.2025
Lieferdienst (eBook, ePUB)
Hillenbrand, Tom

Lieferdienst (eBook, ePUB)


sehr gut

Arkadi ist ein Bringer in Neu-Berlin, auch Beezwee genannt. Das alte Berlin ist in einer Katastrophe untergangen und noch nicht wieder aufgebaut worden. Bis dahin gibt es Neu-Berlin, eigentlich mal als Provisorium geplant. In diesem Neu-Berlin gibt es eine Handvoll Kurierdienste, die jedwede Art von Bestellungen ihrer Kunden zuerst in 3D-Druckern herstellen und diese dann durch Drohnen oder Bringer ausliefern lassen. Aktuell herrscht Hochbetrieb, denn es gibt eine neue Gamestation und die wollen alle haben. Dabei gilt: Wer zuerst beim Kunden ist, darf liefern – die übrigen haben das nachsehen und können ihre zu viel gedruckte Ware verschrotten. In dieser hektischen Phase bittet ein Kollege Arkadi, für ihn eine Auslieferung zu übernehmen – eine Ehrensache für ihn, zumal der Kollege in Bringer-Kreisen für seine unerreichten Leistungen verehrt wird. Doch kurze Zeit später ist der Kollege vor Arkadis Augen getötet worden und auch die weiteren Ereignisse sind ähnlich dramatisch. Es gibt mysteriöse Lieferungen, geheime Aufträge und weitere lebensbedrohliche Ereignisse. Schafft es Arkadi, all das zu überstehen? Bringt er die letzte und alles entscheidende Lieferung ans Ziel..?
Meine Meinung: Ein rasant geschriebenes und schnell zu lesendes Buch! Hillenbrand schafft erneut eine Zukunftswelt die in sich stimmig und extrem spannend ist. Das Jahr ist nicht genau beziffert, aber es ist auf jeden Fall in einer fernen Zukunft, denn es gibt nicht nur 3D-Drucker die alle erdenklichen Mittel des täglichen Bedarf ausdrucken können, sondern auch Hoverboards auf denen die Bringer die Waren ausliefern – all das ist faszinierend beschrieben und sehr gut zu lesen. Die Story ist spannend und interessant. Der Einzige Haken: Das Buch hat (auf meinem Tolino) nur 197 Seiten – da hätte man sich mehr gewünscht und die Story hätte auch mehr hergegeben. Daher nur vier von fünf Sterne aber eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.04.2025
Thanatopia / Aus der Welt der Hologrammatica Bd.3
Hillenbrand, Tom

Thanatopia / Aus der Welt der Hologrammatica Bd.3


ausgezeichnet

Wenzel Landauer steht auf der Deichkrone der Donau in Wien und blickt auf eine Wasserleiche – erst einmal nichts Ungewöhnliches für einen erfahrenen Kommissar der Sektor Polizei, Anfang Dezember 2095. Doch in der Pathologie wartet noch eine ordentliche Überraschung auf ihn, denn der Forensiker zeigt ihm Bilder einer zweiten Frauenleiche – und die gleicht der Toten auf seinem Tisch bis aufs Haar! Zwillinge? Original und Klon? Ein „Gefäß“? Doch Gefäße müssten eigentlich gekennzeichnet sein – hier Fehlanzeige. Beide Toten waren sogenannte Quants, das organische Gehirn also durch einen Computer ersetzt. Dadurch konnte man seinen Verstand in solch ein Gefäß hochladen um für maximal vier Wochen ein anderes Leben zu führen… Landauer beginnt mit den Ermittlungen, zusammen mit seiner Assistentin Tish Turquoius stößt er dabei auf einen bizarren Hightech-Todeskult: Deather, die Klone ihrer selbst ermorden, um zu erforschen, wie es nach dem Tod weitergeht, bevor sie wieder in ihren ursprünglichen Körper zurückkehren um sich die Aufzeichnungen ihrer Todeserlebnisse anzusehen… Parallel dazu geht es in weiteren Handlungssträngen um essentielle Fragen: Was passiert, wenn wir sterben? Gibt es ewiges Leben? Und wenn ja – ist das überhaupt erstrebenswert?
Mein Fazit: Thanatopia ist der dritte Sci-Fi-Band von Tom Hillenbrand, der sich auf hochspannende und gleichzeitig philosophische Art in einer Welt bewegt, in der das Holonet den Alltag bestimmt, in der die gesamte Umgebung mit künstlichen Texturen eine schöne Welt vorgaukelt, die dank Klimawandel und Unfruchtbarkeitsvirus gar nicht mehr so schön ist. Hat man die beiden anderen Bände (Hologrammatica und Qube) auch gelesen (was ich wärmstens empfehle, denn es sind ebenfalls TOLLE Bücher!), hat man beim lesen von Thanatopia einen Wissenvorsprung und ist die kunstvoll gestaltete Kunstwelt von Hillenbrand bereits gewöhnt. Falls nicht, ist das aber auch okay, denn am Ende des Buches gibt es ein umfangreiches Lexikon, dass die ungewohnten Begrifflichkeiten erklärt. Was dieses Buch so spannend macht, ist die faszinierende Mischung aus brillant konstruierter Science-Fiction, Thriller und Philosophie. Hillenbrand fächert verschiedene Handlungsstränge auf, die zunächst einmal scheinbar wenig miteinander zu tun haben, die aber zum Ende hin miteinander verwoben werden zu einem spannenden Finale. Ist dies auch das Finale der als Trilogie angekündigten Geschichte insgesamt? Es gäbe noch viel zu erzählen, und so habe ich die stille Hoffnung, dass es noch weitere Bände rund um die von Hillenbrand geschaffene Welt gibt… ich würde mich freuen und sie lesen wollen. Für mich daher keine Frage: Es gibt fünf von fünf Sterne.

Bewertung vom 18.03.2025
Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5


gut

In einer Berliner Szenekneipe liegt ein toter Gast – vergiftet mit Liquid Ectasy. Der Verdacht fällt auf Jan Staiger, der in der Todesnacht mit dem späteren Opfer Kontakt hatte, mit ihm sogar im Darkroom verschwunden ist. Da ist es für Kriminalhauptkommissar Ralph Berger die logische Schlussfolgerung, Staiger schnellstmöglich zu verhaften. Doch beim Haftprüfungstermin mit seinem Anwalt Rocco Eberhardt stellt sich für Staiger heraus: Der Richterin reichen die Beweise für eine U-Haft nicht, Staiger kommt auf freien Fuß. Vier Monate später gibt es einen weiteren Toten in einer Schwulenkneipe, ebenfalls mit Liquid Ecstasy vergiftet, wieder kann Jan Staiger mit dem Opfer in Verbindung gebracht werden. Jetzt gibt es eine Anklage wegen Doppelmord und es ist die Aufgabe von Rocco Eberhardt, im Team mit seinem Kumpel und Schnüffler Tobi sowie dem Rechtsmediziner Justus Jarmer, die Beweise noch einmal durchzusehen und den Fehler zu finden, der zwischen Freispruch und lebenslanger Haft entscheiden kann…
Meine Meinung: Mich hat das Buch ehrlich gesagt nicht überzeugt. Die Story ist TOLL geschrieben, ohne Frage. Ich mag die Bücher von Tsokos und Schwiecker, habe die vorigen Bände auch alle gelesen und fand sie toll. Doch hier stört mich die – meiner Meinung nach – arg konstruierte Geschichte. Meiner Meinung nach wäre der Beschuldigte mit den „Beweisen“ niemals als Verdächtiger überhaupt nur infrage gekommen. Und so habe ich den Roman gelesen, aber ständig im Hinterkopf gehabt, dass die Beweise gegen Staiger allenfalls Mutmaßungen gewesen sein konnten und in einem Rechtsstaat wohl kaum zu einer Verurteilung gereicht hätten. Mein Fazit: Schreibstil gewohnt toll, Story mau – von mir drei von fünf Sterne.

Bewertung vom 10.03.2025
Nacht der Ruinen
Rademacher, Cay

Nacht der Ruinen


ausgezeichnet

Joseph Salomon erlebt den schönsten Sommer seines Lebens: Er lebt in Köln, die Sonne scheint, er ist jung und er ist verliebt. Heimlich verliebt, denn seine Angebetete Hilda ist mit seinem besten Freund Jakub zusammen. Doch ein Schatten liegt auf seinem Glück, denn Joseph Salomon ist Jude. Es sind die 1930er-Jahre und so muss er schon bald die Flucht in die USA antreten. Über Ostende geht es zusammen mit seiner Familie in die Nähe von Washington D.C.
Ein paar Jahre später liegt halb Europa in Trümmern und Lieutenant Joe Salmon kehrt nach Köln zurück. Noch wird auf der anderen Rheinseite gekämpft, aber linksrheinisch versuchen die Amerikaner bereits, erste zivile Strukturen wieder aufzubauen. Salmon wird mit einer Spezialaufgabe hierher versetzt, weil er die Sprache spricht und über Ortskenntnisse verfügt. Sein Auftrag: Er soll den Mörder eines Bomberpiloten finden. Die Maschine ist in Köln abgestürzt, der Pilot konnte sich mit dem Fallschirm retten, ist aber kurz danach von einem Deutschen erschossen worden. Er soll den Mörder finden, damit er abgeurteilt und hingerichtet werden kann. Salmon fügt sich in sein Schicksal, wird untergebracht in einer herrschaftlichen, beschlagnahmten Villa, hat einen Fahrer der ihn durch Köln kutschiert. Und er hat einen britischen Kriegsreporter an seiner Seite: Eric Arthur Blair, der kurze Zeit später unter seinem Pseudonym George Orwell berühmt werden wird, soll für zwei britische Zeitungen über das Kriegsende und die Zeit danach berichten. Aber Salmon will nicht nur einen Mörder, er will auch private Antworten finden: Was wurde aus seiner geliebten Hilda, was wurde aus seinem besten Freund Jakub. Haben sie den Krieg überlebt? Es ist eine gefährliche Suche, denn er weiß nicht, wem er trauen kann. In einer Stadt die kaum noch wiederzuerkennen ist, stürzen immer noch Trümmer ohne Ankündigung zusammen, liegen Blindgänger neben Leichen in den Straßen…
Meine Meinung: was für ein spannendes, bewegendes, toll geschriebenes Buch! Cay Rademacher versteht es – mal wieder – geschickt, Fakten und Fiktion miteinander zu verweben. Denn George Orwell war – zum Beispiel - tatsächlich bei Kriegsende als Reporter in Köln. Die Beschreibungen des zerstörten Kölns sind so realistisch, dass man meint, selbst im Jeep auf der Fahrt durch die Stadt zu sitzen. Und die Ermittlungen von Joe Salmon sind so spannend, das man mitfiebert und mitleidet – sowohl bei seiner offiziellen Mission, als auch seinen privaten Recherchen. Ich bin zugegebenermaßen ein großer Fan von Cay Rademacher, habe alle seine Bücher gelesen. Und nachdem ich dieses Buch nach der letzten Seite beiseitegelegt habe, weiß ich auch wieder warum: Der Mann schreibt einfach tolle Bücher! Für mich keine Frage, dass es hierfür fünf von fünf Sterne gibt.

Bewertung vom 27.02.2025
Der Fädenzieher
Hebesberger, Roland

Der Fädenzieher


ausgezeichnet

Nach den beiden ersten spektakulären Fällen ist die OPE, die operative Profilerstellungseinheit, mittlerweile ein etablierter Bestandteil der Ermittlungsarbeit. Den beiden Berliner Pionieren Lisa Seifert und Jan Theurer winkt sogar eine Beförderung, sollte die OPE bundesweit etabliert werden. Doch zuvor geschieht ungeheures in Berlin: Auf den Vorgesetzten von Seifert und Theurer, Polizeidirektor Boris Wolff, wird ein Anschlag verübt. Damit nicht genug: Mehrere Mitglieder der ehemaligen Polizeieinheit, bei der Theurer und Wolff gemeinsam Dienst getan haben, kommen ums Leben. Die interne Ermittlerin Emma Scholz schaltet sich ein, ihr dringender Rat an Lisa Seifert: Vertrauen sie Niemandem – auch Jan Theurer nicht! Denn es ist lange Zeit unklar, wer hier im Hintergrund die Fäden zieht - bei einer Verschwörung innerhalb der Berliner Polizei, die wohl schon viele Jahre zurückreicht. Jan Theurer steht mitten im Zentrum, viele Indizien weisen auf ihn. Die Partnerschaft zwischen Seifert und Theurer wird auf eine harte Belastungsprobe gestellt, die beiden geraten mitten im Büro in einen heftigen Streit. Als Theurer kurz danach auch noch auf der „falschen“ Seite im Vernehmungszimmer sitzt, scheint es um die OPE geschehen zu sein…

Meine Meinung: Der dritte Band rund um Seifert und Theurer ist mal wieder Hochspannung pur! Insbesondere die Auflösung – die ich hier natürlich nicht spoilern werde – ist ein Knaller, den ich mal wieder nicht vorhergesehen habe. Auch dieses Buch von Roland Hebesberger kann man theoretisch alleine lesen, die Geschehnisse der beiden ersten Bände werden soweit erläutert, dass man die Zusammenhänge erkennt. Aber da auch diese beiden Bücher spannungsgeladen und toll geschrieben sind, empfehle ich natürlich alle drei – mit diesem Band „Der Fädenzieher“ als dem vorläufigen Höhepunkt. Ich bin schon jetzt gespannt, wie es weitergeht und vergebe selbstverständlich fünf von fünf Sterne.

Bewertung vom 14.02.2025
Ich dachte, bis dahin bin ich tot
Maier-Witt, Silke

Ich dachte, bis dahin bin ich tot


ausgezeichnet

Als jemand der 1964 geboren wurde, habe ich den „deutschen Herbst“ als Schüler miterlebt, bin mit der RAF aufgewachsen, habe ich mich schon früh damit auseinandergesetzt, welche Ziele die Terroristen verfolgten und welche brutale Schneise der  Entführung und Ermordung sie durch Deutschland gezogen haben. Und auch nachdem dann viel Zeit vergangen ist, die RAF sich aufgelöst hat, die in der DDR untergetauchten Mitglieder enttarnt, verhaftet und verurteilt wurden – als politisch interessierter Mensch habe ich all das verfolgt. Durch Zufall bin ich auf das Buch von Silke Maier-Witt gestoßen, einem Mitglied „der zweiten Generation“ der RAF, geboren 1950, die sich Mitte der 1970er Jahre erst radikalisiert und dann entschließt, auch „in den Untergrund“ zu gehen, selbst zur Täterin und damit zu einer der meistgesuchten Terroristinnen Deutschlands zu werden. Eine Frau, an die meine ersten Erinnerungen schwarz-weiße Fahndungsposter und Nachrichten in der Tageschau sind. Die mittlerweile in ihren 70ern ist, an Altersgebrechen leidet und zurückblickt auf ein bewegtes Leben. Und ich habe mich gefragt: Ist das relevant? Will man das wissen? Die Antwort ist ja! Will sich da jemand im nachhinein schönfärben und glorifizieren? Nach Lektüre des Buchs kann ich feststellen: Nein. Silke Maier-Witt hat eine Biographie geschrieben, die ihr Leben in chronologischen Schritten wiedergibt, schildert sachlich ihren Werdegang. Aber sie geht auch hart mit sich ins Gericht, reflektiert ihr damaliges handeln und ordnet es in den geschichtlichen Kontext ein. Zusammen mit ihrem Co-Autoren André Groenewoud schreibt sie flüssig und gut lesbar. Wir begleiten sie von Ihrer Jugend in Hamburg, über die Untergrundzeit, die Jahre in der DDR, Haft und ihr „Leben danach“ als Mitarbeiterin einer Friedensorganisation auf dem Balkan. Sie beschreibt aber nicht nur ihr Leben, sie beschreibt auch ihre Beweggründe und sie gesteht den großen Irrtum ihres Lebens: Zu glauben, dass man als Mitglied einer terroristischen Organisation ein Land zum positiven verändern kann. Dass sie Teil einer Gruppe war, die Mord als legitimes Mittel zum Kampf gegen „den Staat“ betrachtete. Silke Maier-Witt ist ein Buch der Aufarbeitung gelungen. Nicht nur in diesem Buch, sondern auch in ihren wenigen öffentlichen Auftritten, vertritt sie glaubhaft, sich geirrt zu haben und sich nicht mehr erklären zu können, wie sie wurde wer sie ist. Sie hat sich mit dem Sohn von Hanns Martin Schleyer getroffen und um Entschuldigung für ihre Taten gebeten. Sie hat ihre Strafe abgesessen und sich geläutert. Und sie hat ein Buch geschrieben, das ein kleines Mosaik im Bild des „deutschen Herbstes“ ist. Ein wichtiges und lesenswertes Buch. Mich hat es bewegt, ich habe es mit viel Interesse und Neugier gelesen. Ich habe viele Ereignisse, die mich in meiner Jugend bewegt haben, aus einer anderen Perspektive, der Perspektive der Täterin und Mitläuferin, gesehen. Was ich als sehr erhellend und aufschlussreich empfinde. Aber auch für jüngere Generationen kann dieses Buch hilfreich und wichtig sein. Denn es zeigt auch die Mechanismen auf, die eine junge Frau dazu gebracht haben, sich in die Illegalität zu begeben, Teil einer Organisation zu werden, die mit Gewalt versucht, ihre Ziele durchzusetzen. Und wer es aufmerksam liest, mag vielleicht im Vorfeld erkennen, dass der Weg der Gewalt ein Irrweg ist. Silke Maier Witt ist mittlerweile – mit allem Respekt – eine alte Frau, an der man auf der Einkaufsstraße vorbeigehen würde und sie für „die Oma von nebenan“ halten. Von der Frau auf den Fahndungsfotos ist nur noch eine gewisse Ähnlichkeit geblieben. Ihr Buch ist ein spannendes Stück Zeitgeschichte, ein Lehrstück darüber, wie es nicht laufen sollte. Aber auch, ein Buch über die Möglichkeit einer zweiten Chance, seine Fehler einzusehen, aufzuarbeiten und mit dem Wissen darum, zumindest zu versuchen, Wiedergutmachung zu leisten. Für mich ist das ein wichtiges Buch, dass ich geschichtsinteressierten Menschen sehr empfehlen kann. Für mich ein Buch, dass fünf von fünf Sterne verdient hat.

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