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Ludwig
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Augsburg
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Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2012
Sexperimente
Seinfriend, Alex;Herne, Daniel

Sexperimente


ausgezeichnet

Sexperimente - der Name ist Programm

(oder die etwas andere „Bedienungsanleitung“)

Die Stories beginnen ganz harmlos in einer Bar. Genauso wie man sich als Schwuler das Kennenlernen eines neuen Partners vorstellt. Manchmal wird nur ein One-night-Stand daraus. Manchmal ist auch noch ein gemeinsames Frühstück dabei, wobei hier schon die Abgrenzung zur Beziehung beginnt. Ähnliche Abläufe beschreiben auch die Stories. Aber kaum entscheiden sich zwei für eine Beziehung; zufällig sucht einer eine Bleibe und der andere nimmt ihn auf; dann kommt auch schon der Drang, man könnte etwas verpassen. Außer man öffnet die Beziehung für andere Erlebnisse. Und diese Erlebnisse gibt es auch bei den Sexperimenten; durchaus auch begleitet von temporären Zweifeln, ob beide Partner die Vereinbarungen (Sex mit anderen nur zusammen zu machen) auch einhalten. Schnell entwickelt sich eine heiße (verabredete) Nacht mit Partnertausch und dann noch ein bißchen kreuz und quer und dann kommt der Geburtstag eines der Protagonisten.

Er NULLT - schocking, er wird 30! In der heutigen schnelllebigen Zeit und auch in der schwulen Szene und auch im Roman meint das 30iger Geburtstagskind, zum alten Eisen zu gehören; denn in der Szene sind alle maximal 24 Jahre und 11 Monate alt. Ja nicht 25 werden, denn dann kommt gleich die Krise, weil man nicht mehr als hipp und on-time eingestuft wird. Unserer Roman-Geburtstagsschwester gehen ähnliche Gedanken durch den Kopf. Aber wenn da nicht sein Schnuckl wäre, wäre es ein ganz normaler Geburtstag zu zweit. Aber Schnuckl Ahmed sorgt für Abwechslung und ein paar geile Typen und die Geburtstagsrunde mit Rudelbumsen (im Szenedeutsch GANGBANG genannt) beginnt. Und fast bekommt einer nicht genügend Kaliber ab - nicht das Geburtstagskind. Das Geburtstagskind darf sich nur einen Traum mit einem Traumprinzen erfüllen.
Doch am Ende sind alle ein bißchen im Zweifeln, ob alles richtig war, was abgelaufen ist. Schnell kommt die Feststellung, dass alle volljährig seien, die dabei waren, also ist alles erledigt. Alle sind mindestens 18! Schock. Nur noch 7 Jahre, dann kommt die Klappe „25“.

Zum Ende meine Empfehlung: Wer mal so richtig dabei sein will, d.h. erstmal seine Phantasie zum Zuge kommen lassen will, um abzuchecken, ob mal wirklich alles was auf der sexuellen Projektliste steht, auch tatsächlich erleben will - denn lt. Roman wünschen sich 90% der Schwulen mal bei einem phätten Gangbang dabei zu sein - der sollte sich das BoD-Werk schnell bestellen - vielleicht ist es auch ein willkommenes Geburtstagsgeschenk.

Herzlichen Dank an die beiden Autoren Alex und Daniel - hoffentlich haben die beiden nicht alle Sexperimente vorher ausprobiert?!? - Authentisch genug lesen sich die Geschichten; so richtig aus dem schwulen Leben gegriffen.

Na denn: Viel Spaß beim Sexperimentieren! Aber vorher das Buch kaufen.

Bewertung vom 27.04.2009
Love me, Angel
Höltgen, Florian

Love me, Angel


ausgezeichnet

"Love me, Angel" - Doch wer ist hier der Engel, wer der Bengel und wer liebt wen?

Eine Story erster Klasse. Ein echter Roman nach dem Stil von Florian Höltgen. Und eines sei

verraten, Florian Höltgen wäre nicht Florian Höltgen, wenn es in seiner Romangeschichte

(obwohl es laut Widmung auf dem Titelblatt "Eine fast wahre Geschichte" ist), nicht mitunter

chaotisch würde. Wenn nicht die Gefühle der Hauptperson Steph hin- und hergerissen würden,

welche dann? Aber so bleibt man als Leser am Ball. Muss man auch, denn ein Ereignis jagt das

nächste. So dass es durchaus sein kann, dass der Leser den Roman gar nicht weglegen möchte

und das Einschlafen vergißt. Teils aus Mitgefühl mit dem Steph, teils aus Neugierde.

Hoffentlich gibt es einen Fortsetzungsteil oder vielleicht sogar 2 oder 3? Denn ich bin gar

nicht neugierig, wie's weitergehen würde, wenn ... NEIN gar nicht!

Und fast hätte ich es vergessen: Florian Höltgen muss ein Verehrer der Serie "Queer as folk"

sein. Denn irgendwie hatte ich den Eindruck, als hätte er da so eine Sequenz aus QaF in

seinen Roman adaptiert. Macht nichts, denn die rattenscharfe Story im dritten Drittel

braucht keine Adaption; sie könnte auch vom wahren Leben geschrieben sein.

So harmlos die Story in der Schule beginnt, so heavy endet sie in einer Umarmung. In einem

Happy End? Vielleicht - sicher aber in einer unerwarteten Kombination.

Nun zum Mitdenken, für die die das Buch noch nicht gelesen haben:

Zuerst ein Schulroman mit Schulalltag, bis der Bruder des besten Freundes den richtigen Satz

sagt.Und schon steigt die Spannung und die Geschichte erreicht ihren ersten Höhepunkt. Steph

geht das erste Mal in eine Schwulendisco, noch total orientierungslos und fast überfordert.

Dann die Überraschung in der Disco - der zweite unberechenbare Höhepunkt.Dann eine

Motorradfahrt und ein Massagesalon der besonderen Art. Klasse und hautnah dargestellt. Dann

ein Krankenhausaufenthalt mit Besuch der Eltern, die dabei ihren Sohn erst richtig

kennenlernen und der dritte Höhepunkt nimmt seinen Lauf. Das unweigerliche Coming-out läuft

Dank liberaler Eltern zwischendurch. Mama genehmigt offiziell das öffentliche

Händchenhalten! Coming-out in der Version "stressfrei".

Den Leser und die Leserin erwartet eine stimmungsvolle, fast authentische (? - denkbar wäre

es) Geschichte, gewürzt mit einer ordentlichen Portion Erotik (so kennt man Florian Höltgen

gar nicht). Die Story beschreibt manchmal unverblümt die Situation in direkten Worten und

manchmal umschreibt sie die erotische Gemengelage durch geschickte Wortwahl.

Lieber Florian Höltgen - falls Du diese Rezension lesen wirst: Wann kommt Dein nächster

Roman - egal, ob als Fortsetzung zum Angel oder als eigenständige Geschichte. Ran an die

Tasten! Deine Fans warten schon!

Könnte ich 6 Sterne vergeben - ich würde es machen.

Wie würde unser TV-bekannter Deutsch-Türke sagen: Guckst Du in Buchgeschäft - kaufst Du

Angel-Buch! Florian und Verlag freuen sich und Du auch! Guckst Du wirklich!

Bewertung vom 30.09.2008
Das Meer in seinen Augen
Roth, L. B.

Das Meer in seinen Augen


sehr gut

Das Meer in seinen Augen - auf den ersten Blick hat sich mir der Titel des Romans von L.B.Roth nicht erschlossen. Doch als ich einige Tage über den Inhalt des Romans nachgedacht habe, war es mir klar. David selbst hat braune Augen, sein neuer Freund Merlin, dem er zufällig auf dem Schulweg begegnet, trägt Kontaktlinsen, um damit seine Augenfarbe zu ändern. In Merlins Augen sieht er wohl das Meer.

David ist schwul, aber seine Eltern und seine Umgebung wissen nichts davon. Nachdem seine Eltern derart hinter dem Mond leben, urteilen und handeln, ist er auf der Suche; auf der Suche nach Geborgenheit, Zuwendung, Vertrauen und Liebe.

Die Buchbeschreibung ist treffend: ein Liebesepos, das sich zu einer Horrorvision entwickelt.
Wird die Liebe zwischen David und Merlin, die sich wie ein Liebesepos entwickelt hat und mit viel Tiefgang und Gefühl beschrieben wird, die Horrorvision überleben???
Kaufen Sie sich das Buch, lesen Sie es möglichst ohne Unterbrechung, denn Sie werden keine Pause wollen, weil die Geschichte derart spannungsgeladen erzählt wird, dass Sie jeden Zeitbegriff verlieren werden. Erleben Sie zusammen mit David, Merlin, den Eltern und Paolo, der besser Mephisto heißen sollte, was es für zwei Jugendliche heißt, ihre junge Liebe ausleben zu wollen.
Ob sich die Romangeschichte so wie sie dargestellt ist, in der Realität abspielen könnte? Wer weiß - ausgeschlossen ist es nicht.

Letztendlich verbindet der Autor L.B. Roth die Erzählweise meines Lieblingsautors Florian Höltgen mit einer einzigartigen Dramaturgie zu einem glanzvollen, spannenden und ungewöhnlichen Romanwerk. Sozusagen eine Symbiose aus Romantik und Dramatik. Eine zwar umfangreiche, aber interessante Geschichte. Durchaus passend zur herbstlichen Jahreszeit, in der mal die Sonne scheint und mal der Sturm pfeift.
Ludwig W. aus Augsburg