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TobCe
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Gießen

Bewertungen

Bewertung vom 21.04.2023
Expurgico (eBook, ePUB)
Ziai, Aram

Expurgico (eBook, ePUB)


sehr gut

Expurgico, für immer ausgeschlossen aus der Gilde des weißen Pentagramms lässt uns der 179. Roman des schwarzen Auges die Lebensgeschichte von Karjunon Silberbraue nacherleben. Von seinem Aufstieg und Fall an der weißen Gilde über seine Wege und Wirrungen bei anderen Gilden und Sekten sowie seines Abenteurerlebens bis zur anventurienweiten Berühmtheit als forschender Magier an der Akademie der vier Türme führt der Roman durch Orte und historische Ereignisse Aventuriens in Etappen von 965 bis 1035 nach Bosparans Fall. Als zentrales Stilmittel springt die Erzählung zwischen Vergangenheit und Gegenwart durch den jungen Schüler Anselmo, der die Lebensgeschichte von Karjunon kurz vor seinem Tod aufzeichnen soll. Als Leser bekommt jedoch einen weiteren Blick durch den allwissenden Erzähler der einem in Retropspektive der Zeitsprünge mehr Geschichten offenbart als Karjunion offensichtlich seinem Schüler auf dem vermeintlichen Sterbebett.
Es geht um eine Heldenreise der anderen Art, in der ein freigeistiger, in Momenten egoistisch bis anarchistisch anmutender Hauptcharakter seinen unzügelbaren Forschungsdrang nach der Kunst der Dämonenmagie gegen alle Widerstände nachgeht ohne dabei seine grundsätzlich gute Gesinnung, aber menschenabweisende Haltung aufzugeben.
Spektakulär spannend ist die Suche nach magischen Büchern in der ehemaligen Echsenstadt, die Verwicklung in der Schlacht an der Trollpforte und der Bruch des Paktes mit einem Dämon. Auch jenseits actionreicher Höhepunkte gelingt es dem Autor über fast das ganze Buch einen fesselnden Spannungsbogen zu erzählen. Ich musste mehrfach zurückblättern, um im Blick zu behalten, in welcher Zeit man sich gerade befindet und manches habe ich vielleicht als Anfänger in Sachen DSA nicht in Gänze verstanden, das ändert aber nichts an der Qualität dieses wirklich sehr unterhaltsamen Romans. Auch die philosophische Gradwanderung des Helden über die Grenzen freier Forschung fand ich gelungen und musste mehrfach schmunzeln, ob der Autor vielleicht aus seinem Hochschulalltag dort Elemente verarbeitet. Trotz etlicher Wendungen im Leben bleibt sich Karjunon Silberbraue ziemlich treu. Wenn man so viel Höhen und Tiefen erlebt hat, ist jedoch nicht immer nachvollziehbar, dass sich der Charakter fast nicht wandelt. Auch wenn der Roman für ein offeners Ende gut hätte auf Seite 274 enden können, stellte sich am Ende dieses Bedauern ein, dass ich nur bei guten Romanen habe, nämlich, dass er jetzt leider zu Ende ist.