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Benutzername: 
Olli

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 14.05.2013
Out of Step
Taler, Ingo

Out of Step


sehr gut

Kommen wir eingangs zu den eher negativen Aspekten. Da wäre zuallererst mal die wirklich grauenhafte Rechtschreibung zu nennen. Das gesamte Buch strotzt nur so von Fehlern und verbauten Sätzen. Nächstes Mal sollte vielleicht zumindest ein Rechtschreibprogram zur Überprüfung genutzt werden. Der Seid-Seit-Teufel hat erhebliche Mitwirkung geleistet. Selbst Bandnamen enthalten z.T. grausige Fehler. „Limp Biscuit“, also bitte…wenn man über Musik schreibt sollte man mindestens die erwähnten Bands korrekt benennen.

Weiter fällt auf, dass an einigen Stellen den zitierten Interpreten Meinungen mehr oder weniger in den Mund gelegt werden bzw. Statements inhaltlich überbewertet werden (wenn etwa jede Äußerung a la „Dann gibt’s aber Ärger“ zu „unverhohlener Androhung von Gewalt“ dramatisiert wird). Ein in einem Song von Black Flag geschildertes, offensichtlich aus Verzweiflung begangenes Tötungsdelikt an der Partnerin wird unreflektiert als Darstellung sexualisierter Gewalt bzw. Abwertung der Frau als Sexobjekt fehlgedeutet, wobei erstens schon dem kurzen Textauszug relativ deutlich zu entnehmen ist, dass sexuelle Gewalt oder Sex an sich gar nicht Thema des Songs sind und zweitens keinerlei Interpretation im Hinblick auf die Absicht des Songs erfolgt (ob eine solche Tat einfach vor einem kritisch-berichtenden Hintergrund besungen oder etwa ein realer Kriminalfall auf diese Weise adaptiert und künstlerisch interpretiert wird hinterfragt der Verfasser gar nicht; er stellt die Band sogleich in einen Kontext der Verherrlichung sexualisierter Gewalt gegen Frauen, obwohl solche im Song gar nicht vorkommt).

Auch das für linke Quellen übliche Verbinden von Neuheidentum mit Rechtsextremismus fällt negativ ins Gewicht. Allmählich sollte die politische Linke ihren diesbezüglichen Dogmatismus überdenken, da er den vielen antirassistischen und antifaschistischen neuheidnischen Gruppen und Individuen (die viel zahlreicher sind als solche, die NS-Gedankengut vertreten) nicht gerecht wird.

Anstrengend und überflüssig sind auch die häufigen Erklärungen nach Zitaten, welche für sich stehend schon selbsterklärend sind, etwa so (selbstformuliertes Beispiel): „Ich fahre immer ohne Zwischenstopps von A nach B, da diese mich nur ablenken und Zeit rauben.“ erklärt der Sänger der Band XY, warum er auf Touren zwischen zwei Orten keine Zwischenstopps einlegt.

Nun aber ein Schwenk zum Positiven: das Buch ist an sich das reinste HC-Geschichtsbuch und somit insbesondere für jüngere Szenegänger und Interessierte fast eine Bibel. Die Geschichte des HC und seine Wurzeln lassen sich sehr gut nachvollziehen, etliche Protagonisten werden vorgestellt und kommen (meist per Zitat) zu Wort. Dadurch lässt sich ein sehr guten Gesamtbild der Bewegung mit all ihren Licht- und Schattenseiten (die o.g. Kritik an vorschneller Verurteilung soll keineswegs die tatsächlichen Fehltritte etlicher Protagonisten, die im Buch aufgezeigt werden, verwässern!), Höhen und Tiefen zeichnen. Allein dieser Umstand macht dieses Buch für jeden HC-Interessierten lesenswert bzw. eigentlich zur Pflichtlektüre. Hierbei wurde merklich sehr umfangreich recherchiert, die Situationen und Entwicklungen in unterschiedlichen Ländern und Kontinenten sowie die unzähligen Subszenen präsentiert und auch über den subkulturellen Tellerand geschaut, wo sich Anknüpfungspunkte (etwa zu Metal, Oi etc.) ergeben. Hierfür zwei dicke Daumen nach oben. Man sollte also die Fehler überlesen und zu der einen oder anderen Einschätzung des Verfassers ruhig eigene Gedanken anstellen, aber gerade letzteres sollte ja ohnehin selbstverständlich sein.

Bewertung vom 17.01.2011
Crazy Sexy Hollywood
Batts, Carlos

Crazy Sexy Hollywood


ausgezeichnet

Großartiges Werk voller expliziter Erotik und bizarrer Extreme. Nichts für Liebhaber ausschließlich sinnlicher, glattgebügelter Aktfotografie. Hier werden in vielen Bildern Ästhetik, Schönheit, Glanz und Glorie bewusst in das Licht des Andersartigen, Bizarren, Befremdlichen und Verstörenden getaucht, allerdings ohne dass dadurch die Erotik gemindert würde. Starke, sexgeladene An- und Einsichten aus dem Licht und Schatten der US-amerikanischen Traumfabrik.

Bewertung vom 17.01.2011
Das Ghetto-Sex-Tagebuch / Anais Bd.19
Sönmez, Sila

Das Ghetto-Sex-Tagebuch / Anais Bd.19


sehr gut

Der Titel machte mich hellhörig, die Beschreibung neugierig. Definitiv ist "Das Ghetto-Sex-Tagebuch" ein interessanter Einblick in großstadtjugendliches Leben. Teils haarsträubende Stories, die man in der Realität so nicht erwartet, was aber a) nicht heißt dass sie in der Realität nicht vorkommen und b) den Unterhaltungswert alles andere als mindert. Zwischen den wirklich explizit geschilderten sexuellen Ausschweifungen der Protagonistin Ayla scheint man hier einen klassischen Jugendroman vorliegen zu haben, der ganz routiniert die alltäglichen Probleme dieser Altersstufe (Konflikte mit Eltern oder Mitschülern, Kontakt mit Drogen, schlechte Leistungen in der Schule, Verliebtsein, Eifersucht, soziale Unterschiede etc.) inkludiert. Das macht durchaus einen gewissen Reiz aus, da es nicht einfach aneinander gereihte Sex-Episoden sind, sondern alle Erlebnisse Aylas eben in den Rahmen eines grand ensembles eingebunden sind.
Das Buch liest sich sehr gut und schnell, man möchte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Die geneigte Leserschaft sollte allerdings nicht zimperlich bezüglich gewisser Umschreibungen und Wortwahlen sein, da hier natürlich entsprechend des Titels auch im Inneren ein gewisser Ghetto-Jargon dominiert. Wer sich also einen kurzweiligen Roman über die Jugend in deutschen Problembezirken mit einigen deftigen Sex-Szenen als anregend vorstellen könnte, sollte "Das Ghetto-Sex-Tagebuch" unbedingt antesten. Daumen hoch!

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.