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shackleton
Wohnort: 
Ulm

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Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 09.05.2022
Was im Verborgenen ruht / Inspector Lynley Bd.21
George, Elizabeth

Was im Verborgenen ruht / Inspector Lynley Bd.21


schlecht

Diese Buch hat mir überhaupt nicht gefallen. Hier die Gründe:

Ständig werden Kleidung aller auftretenden Personen, Wohnungseinrichtungen, Gebäude, Wohnviertel, Gerüche, landschaftlichen Umgebungen bis hin zur drückenden Sommerhitze etc. ausführlichst beschrieben, wodurch der Roman unnötig aufgebläht wird. Viel zu viele Seiten bestehen nur aus Geschwafel und belanglosen Dialogen der auftretenden Figuren und die Dialoge wimmeln vor nichtssagenden Allgemeinplätzen ("Wir müssen den Menschen als Ganzes nehmen, auch wenn es bequemer wäre, sich nur die Teile auszusuchen, die uns gefallen").

Manchmal entsteht fast der Eindruck, die Autorin benutze Textbausteine und passe sie jeweils nur an. Als Leser kommt man sich oft vor, als lese man einen Text aus einen Creative-Writing-Kurs. Man könnte Zweifel bekommen, ob Frau George diesen schier endlosen Roman überhaupt selbst geschrieben hat oder ob womöglich ein Ghost-Writer dies übernommen hat. Nichts gegen ein geeignetes Setting für die Story, aber was zu viel ist,ist zu viel.

In diesen Zusammenhang gehören zweifellos auch die völlig unnötig immer wieder ausgebreiteten Beziehungsprobleme von Lynley, die langweiligen immer gleichen Episoden mit dem Dackel, die breitgetretenen Essgewohnheiten und Kleidungsvorlieben von Barbara Havers sowie die nervigen Verkupplungsbemühungen ihrer Kollegin. Und das ganze inklusive seitenlanger belangloser Smalltalks. Die Sprache des Romans ist meist sehr betulich und, was Barbara Havers betrifft, ein recht künstlich wirkender Gassenjargon, der recht klischeehaft wirkt.

Die personale Erzählperspektive insbesondere der Abschnitte, in denen Tami im Mittelpunkt steht, besteht oft aus seltsam wirkenden Gedankensprüngen und Wendungen im Verhalten der Hauptperson, deren Auslöser und Motivation manchmal kaum verständlich erscheinen. Die Ausdrucksweise in diesen Tami-Abschnitten macht einen recht kindhaften Eindruck auf mich.

Speziell die Figur des Vaters, Abeo, wird sehr eindimensional beschrieben: er ist nur böse, nur rücksichtslos, nur brutal, nur stur, tumb und verbohrt. Diese Beschreibung ist m.e. recht bedenklich, wo er doch im Roman das Alleinstellungsmerkmal eines, wenn nicht gar des nigerianischen Mannes besitzt. Das endlose, ständig unter Verwendung derselben Argumente breitgetretene diskursive Hin und Her zwischen Tami und seiner Mutter wegen der Beschneidung seiner Schwester schwächt die Bedeutung dieses brisanten Themas auf Dauer leider unangemessen ab.

Die Geschichte kommt nur sehr schleppend voran, immer wieder werden die nur tröpfchenweise auftauchenden neuen Ermittlungsergebnisse zusammengefasst und breitgetreten. Regelmäßig werden den Lesern immer dieselben Spekulationen über den möglichen Täter und sein Motiv unter die Nase gerieben, ohne neuen Erkenntnisgewinn der Ermittler. Ab und an gibt es am Ende eines Abschnitts einen mehr oder weniger gelungenen kleinen Cliffhanger, aber das war es dann auch schon.

Alles in allem: ein Roman, der durch seine recht langatmigen Schilderungen leider die sehr interessante und brisante Thematik zu sehr in den Hintergrund treten lässt. Ein Zitat von Seite 451 des Romans: "Allmählich muss sich etwas tun, die Ermittlungen kommen zu langsam voran. Aber das wissen Sie ja selbst." Damit ist zusammenfassend alles über das Buch gesagt. Eine große Enttäuschung und auf keinen Fall empfehlenswert!

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.