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Benutzername: 
S.W.
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 20 Bewertungen
12
Bewertung vom 28.06.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


ausgezeichnet

Grandios und atemberaubend
Der Roman "In den Farben des Dunkels" ist das Beste und Packendste, was ich in letzter Zeit gelesen habe. Erzählt wird die Geschichte der Freunde Patch und Saint, die in ihrem Alter von 13 Jahren beginnt. Als Patch in Gefangenschaft gerät und etwa ein Jahr lang in permanenter Dunkelheit leben muss, verliert das Mädchen Saint nie die Kraft, den Mut und die Ausdauer, um nach ihrem Piratenfreund zu suchen, während die Polizei schon aufgegeben hat.
Doch da ist auch das Mädchen Grace, das Patch in der Dunkelheit begleitet hat. Ist sie Erfindung oder gab es sie wirklich? Ihr Dasein war für den Jungen so intensiv, dass er sie über Jahrzehnte sucht, was viele nicht mehr nachvollziehen können. Was auf dieser Suche, sowohl von Patch als auch von Saint, alles passiert, was ihre Leben ausmacht, das ist so faszinierend, atmosphärisch und packend beschrieben, dass es mich hellauf begeistert hat. Die Charaktere aller Personen und die Orte in Amerika sind so wunderbar feinfühlig gezeichnet, dass man glaubt, man wäre mittendrin im Geschehen. Man fühlt und zittert mit bis zur letzten Seite. Unglaublich auch, wie letztendlich alles miteinander verwoben ist, wie sich alles klärt.
Ein großartiges Werk, das Autor Chris Whitaker mit eindringlicher, zu Herzen gehender Sprachgewalt geschaffen hat. Chapeau! Ich werde auch alle seine anderen Bücher lesen.

Bewertung vom 19.05.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


ausgezeichnet

Nervenkitzel bis zum Schluss
Dieses Buch habe ich verschlungen. Schon lange hat mich ein Buch nicht mehr so in den Bann gezogen wie dieser Thriller von Vera Buck. Die junge Familie, die in einem einsamen Waldhaus in Schweden Ruhe und Erholung sucht, findet einen Albtraum, als ihr fünfjähriger Sohn Fynn entführt wird. Die Spuren gehen zurück in eine Vergangenheit, die 30 Jahre zurückliegt.
Erzählt wird das Buch in einem Perspektivwechsel von Personen, die einem - bis auf das Ehepaar Nora und Henrik -, zunächst fremd sind, später aber alle miteinander verknüpft sind. Besonders nahegehend ist das Erzählen in der Ich-Form jeder Person.
Entsetzen packte mich besonders beim Lesen des Schicksals des Kindes Marla, das auch als kleines Mädchen entführt wurde und das viele Jahre in einem Baumhaus in diesem Wald gefangen gehalten wurde.
Das Buch fesselte mich von der ersten Seite an. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht und habe es an wenigen Tagen verschlungen. Ein großartig konstruierter Thriller, unbedingt lesen!

Bewertung vom 19.04.2024
Die verkaufte Sängerin / Cristina Bd.1
Lorentz, Iny

Die verkaufte Sängerin / Cristina Bd.1


sehr gut

In altbewährter Manier
"Die verkaufte Sängerin" wurde in altbekannter Manier von Iny Lorentz geschrieben. Der Romanstoff ist interessant und nachvollziehbar. Man kann sich gut in die junge Cristina hineinversetzten, die von ihrer Sippe, einer Gauklertruppe, in der sie jedoch auch nur geduldet wird, an den Herzog von Sachsen-Meiningen als talentierte Sängerin verhökert wird. Auch hier fühlt sie sich anfangs nicht wohl. Obwohl das Leben weitaus komfortabler geworden ist, fühlt sie sich wie ein Vögelchen im goldenen Käfig. Doch Fräulein Elisabeth Karau und Herr von Lauenstein passen gut auf, dass ihnen das Mädchen nicht wieder abhanden kommt, denn auch sie führen, durch Cristina genährt, fortan ein besseres Leben bei Hof.
Mehr als die Hälfte des Buches plätschert das Geschehen so dahin und wirkt für mich fast ein wenig langweilig, als es endlich zum dramatischen Höhepunkt kommt: Der Entführung von Cristina. Ab hier habe ich wieder mit Freude und Spannung gelesen. Allerdings ist das Ende vorhersehbar, wenn auch der Bösewicht, Baron Balduin von Vollendorf, noch frei herumläuft.
Insgesamt jedoch ein schönes Buch, sehr gut und flüssig geschrieben mit einem guten Gespür für die Zeit um 1800.

Bewertung vom 23.03.2024
Gussie
Wortberg, Christoph

Gussie


sehr gut

Bildnis einer Ehe
In diesem melodramatisch erzählten Roman wird die Geschichte der Ehe von Auguste (genannt Gussie) und Konrad Adenauer erzählt. Gussie ist seine zweite Frau, nachdem die erste, Emma, jung gestorben ist und ihn mit drei Kindern zurückgelassen hat. Wie es so üblich war, suchte sich der Mann schnell Ersatz für sich und seine Kinder. Weitere fünf Kinder gebar ihm die junge Auguste. Sie kümmerte sich um Haushalt und Nachwuchs, während er seinen politischen Geschäften nachging.
Das Buch ist dramaturgisch so aufgebaut, dass Gussie mit 52 Jahren auf dem Sterbebett ihr Leben, insbesondere die Ehe mit Konrad Adenauer, Revue passieren lässt. Hierbei stellt sie einiges infrage. Offenbar war es nicht immer leicht, mit diesem wortkargen, eher in sich gekehrten Mann, der selten Emotionen zeigte, zu leben. Letztendlich hadert sie mit sich und einem Verrat, den sie meint, begangen zu haben, als die Gestapo sie 1944 ins Verhör nimmt.
Das Buch ist sehr einfühlsam geschrieben. Meines Erachtens hätten die Gefühle Gussies trotzdem noch besser zum Vorschein kommen können, dann wäre es noch berührender gewesen. Dennoch eine gut geschriebene Biografie über die Ehefrau eines bedeutenden Politikers.

Bewertung vom 14.02.2024
Sturmmädchen (eBook, ePUB)
Bernstein, Lilly

Sturmmädchen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Atemberaubend, dramatisch, grandios!
Die Geschichte von Elli, im Dorf Monschau an der Eifel nur das "Hinkemädchen" genannt, hat mich von der ersten Seite an mitgerissen. Mit wunderbarer Sprachkunst hat es Autorin Lilly Bernstein verstanden, mich in den Sog des Geschehens zu ziehen, um mit Elli und der jüdischen Familie von Margot mitzufiebern. Was hier an
Dramatik geschildert wird, lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Dabei wird sehr authentisch erzählt. Sehr gut kann man sich vorstellen, dass es genau so gewesen sein könnte: Die junge Frau Elli, die mit ihrer Mutter, einer Hebamme, im alten Backhaus auf dem Hof einer reichen Bauernfamilie lebt, und zwar von der Hand in den Mund. Daneben die einst wohlhabende jüdische Freundin Margot, die im Jahr 1939 alles verliert, und deren Leben Elli versucht zu retten. Aber auch die alte Freundin Käthe ist zu verstehen, von der Elli sich abwendet, da sie deren Wirken in der NS-Frauenschaft nicht versteht und in ihr fast eine Verräterin vermutet.
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so spannend, anschaulich und atmosphärisch ist es geschrieben. Ein dickes Lob an die Autorin!

Bewertung vom 19.01.2024
Paris Requiem
Lloyd, Chris

Paris Requiem


sehr gut

Intrigen im besetzten Paris
In einem geschlossenen Jazzclub liegt eine Leiche mit zugenähtem Mund. Eddie, ein französischer Polizist, der mit allen Wassern gewaschen ist, kennt die Person und auch die ganze Szene im von deutschen Soldaten besetzten Paris 1940. Bei seinen Ermittlungen, die nicht immer der Sache dienen, gerät er ständig tiefer in einen verwirrenden Strudel von Intrigen, Kleinkriminalität und gefährlichen Machenschaften der Nazis. Erzählt wird in einem flotten Tempo, bei dem ich als Leserin bei all den Verwirrungen nicht immer ganz mitkam. Die Sprache ist salopp, manchmal leicht sarkastisch. Einige Fragen blieben für mich ungeklärt, zum Beispiel, warum der deutsche Offizier Hochstetter immer wieder als Retter in der Not auftaucht, wenn Eddie in Gefahr gerät, und das ist nicht selten. Natürlich wird so Spannung aufgebaut. Aber warum wird Eddie an einem Tag verfolgt und bespitzelt, dann wieder nicht mehr? Einiges hat sich mir nicht ganz erschlossen. Ein bisschen schade fand ich, dass man sehr schnell weiß, wer hinter den Morden steckt. Das ist aber auch alles an Kritik. Insgesamt ist es ein sehr spannend zu lesender Kriminalroman, in dem die Zeit der deutschen Besatzung in Paris eine große Rolle spielt. Die Reglementierungen und Befindlichkeiten der Bevölkerung werden sehr authentisch und schnörkellos dargestellt. Man hat das Gefühl, Autor Chris Lloyd wäre 1940 direkt vor Ort gewesen. Sehr gut gemacht!

Bewertung vom 08.01.2024
Die Perlenjägerin
Beck, Miya T.

Die Perlenjägerin


sehr gut

Abtauchen in eine mystische Welt
Mit viel Erzählstoff nimmt uns Autorin Miya T. Beck mit in eine mystische Welt voller Fantasy. Erzählt wird die Geschichte von Kai, die zum ersten Mal allein zum Meeresgrund aufbrechen darf. Auch ihr Zwilling Kishi taucht hinab, die beiden veranstalten einen Tauchwettstreit. Doch dann passiert es: ein Geisterwal taucht auf und verschlingt Kishi. Ein spannendes Abenteuer beginnt für Kai, als sie versucht, die Schwester zu retten. Dabei müssen auf der Suche nach der magischen Perle viele Hürden - auch zu Pferd - genommen werden.
Sehr detailreich werden Personen und Dinge sowie Dämonen aus der japanischen Mythologie beschrieben. Auch die erste Mädchen-Jungen-Beziehung (Kai und Ren) spielt eine Rolle.
Allerdings sollte man diese Art von Fantasy-Geschichten sehr mögen. Ich bin mir sicher, dass meine 12-jährige Enkeltochter, die Fantasy sehr mag, von diesem Buch begeistert sein wird. Auch das schöne Cover und der Farbschnitt werden dazu beitragen.

Bewertung vom 15.12.2023
Zeit der Hoffnung / Die Töchter der Ärztin Bd.2
Sommerfeld, Helene

Zeit der Hoffnung / Die Töchter der Ärztin Bd.2


gut

Gut, aber nicht viel Neues
Als großer Fan der "Ärztin" und "Töchter der Ärztin"-Reihe von Helene Sommerfeld, geschrieben von einem Autorenpaar, wollte ich unbedingt den neuen Band lesen und war sehr gespannt, wie es wohl weitergeht. Der Roman beginnt mit der Hochzeit von Henny, die ihren Viktor zum zweiten Mal heiratet. Aus einem Vorgängerroman war mir noch bewusst, dass sie sich scheiden ließen, aber warum es mit den beiden zu einer neuen Eheschließung kam, erschloss sich mir nicht. Dafür wird in sämtlichen anderen Belangen das Geschehen in der Vergangenheit der großen Familie immer wieder beleuchtet und aufgerollt, was dem Buch viel Platz für Neues nimmt. Insgesamt wird ein gutes Jahr Familiengeschichte dargestellt. Meines Erachtens passiert bei weitem nicht so viel wie in den Vorgänger-Folgen, es zog für mich ein wenig Langatmigkeit ein. Viele Klischees der Alt-Berliner Zeit werden bedient (Haus Vaterland, Rote Burg mit dem tortenessenden Polizeikommissar, Clärchens Ballhaus), alles nichts Neues. Trotzdem ist es ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 05.11.2023
Endstation Malma
Schulman, Alex

Endstation Malma


ausgezeichnet

Ergreifendes Buch über Kindheitsverletzungen
Dieser Roman von Alex Schulman hat mich von der ersten Seite an fasziniert. Gleich zu Beginn, als die kleine Harriet allein mit ihrem Vater im Zug unterwegs nach Malma ist, ahnt man, dass etwas nicht stimmt. Bald darauf weiß man, was passiert ist - die Eltern lassen sich scheiden. Und sie tun etwas, was die kindliche Seele auf das Tiefste erschüttert. Sie trennen nicht nur sich, als Mama und Papa, sondern sie trennen auch die beiden Schwestern Harriet und Amelia unter sich auf. Und hierbei hat Harriet die weitaus schlechteren Karten.
Die weiteren Kapitel machen es dramaturgisch spannend, denn immer im Wechsel wird auch von Harriets Tochter Yana erzählt, die auch ihrerseits ein schweres Päckchen an Kindheitsdramen mit sich herumträgt. Auch Oskars Sicht auf seine Ehe mit der schwierigen Harriet wird geschildert. Und alle fahren mit dem Zug nach Malma, um dem Gewesenen auf die Spur zu kommen.
Auch wenn Personen und Zeitformen hin und her springen, ist man als Leser rasch im Bilde. Und es liest sich fast wie ein Thriller, weil man unbedingt wissen will, was denn nun mit Harriet passiert ist. Schlussendlich ist die Spannung kaum noch auszuhalten...
Ein grandioses Buch über das, was Eltern Kindern antun können, und wie weit in die Zukunft diese Verletzungen oftmals reichen. Großartig geschrieben, unbedingt lesen!

Bewertung vom 05.11.2023
Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


ausgezeichnet

Brilliant, warmherzig, wunderbar
Dieser Roman von Olivia Ford ist seit langem das mit Abstand Beste, was ich gelesen habe. Was für eine großartige, zu Herzen gehende Geschichte! Von der ersten Seite an fühlt man sich mit der wunderbaren 77-jährigen Jenny verbunden, kann so gut ihre Wünsche und Gedanken nachvollziehen, als sie sich zum großen TV-Backwettbewerb anmeldet und dann tatsächlich ihren Traum wahr macht. Die einzelnen Kapitel - ganz einzigartig hat jedes den Namen eines Backwerks - spielen in der Gegenwart, die auch die sehr liebevolle Beziehung der Eheleute Quinn aufzeigt, und gehen zurück in die Vergangenheit. Hier wird Jennys trauriges Geheimnis stückchenweise offenbart, das beim Lesen immer wieder zu Tränen rührt. Taschentücher bereithalten! Es ist ein Geheimnis, das ihr ganzes Leben verändert hat. Dennoch hat das Schicksal sie mit ihrem wunderbaren Mann Bernhard versöhnt, was ihr nach allem, was sie durchmachen musste, sehr vergönnt ist. Das Buch nimmt einen gefangen und hat solch einen Sog, dass man gar nicht aufhören kann zu lesen. Der Schreibstil ist für eine Debütantin sehr ausgefeilt und besonders. Ein großer Applaus für die Autorin!

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