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Benutzername: 
Anne

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 20.04.2024
Die verkaufte Sängerin / Cristina Bd.1
Lorentz, Iny

Die verkaufte Sängerin / Cristina Bd.1


sehr gut

"Die verkaufte Sängerin" ist der neueste historische Roman des Autorenpaares Iny Klocke und Elmar Wohlrath, welches unter dem Pseudonym Iny Lorentz seit vielen, vielen Jahren seine Bücher veröffentlicht. Er erschien am 02.04.2024 im Knaur Taschenbuch Verlag und bildet den Auftakt der Trilogie rund um das Leben der Protagonistin Cristina.

Cristina gehört zu einer italienischen Gauklerfamilie, mit welcher sie im Thüringen um 1796 durch die Lande zieht und ihre Künste vorführt. Ihrer Tante Alfonsina ist sie ein Dorn im Auge. Zum einen aufgrund ihres Aussehens – Cristina hat blondes Haar und blaue Augen – und zum anderen, weil sie sie als Konkurrenz für ihre eigenen Töchter betrachtet. Und so lässt Alfonsina keine Gelegenheit aus, Cristina zu demütigen und zu beleidigen. Als sich dann für sie die Gelegenheit bietet mit Cristina gutes Geld zu verdienen, sorgt sie dafür, dass das junge Mädchen als Sängerin an den Herzog von Sachsen-Meiningen verkauft wird.

Dank des angenehmen und flüssigen Schreibstils und der tollen Charakterzeichnung habe ich ganz schnell ins Buch gefunden und bin rasch durch die Seiten geflogen – ein wahrhaftiges Lesevergnügen.
Die Charaktere wirkten authentisch und Cristina war mir von der ersten Seite an sympathisch. Sie ist ein wirklich starkes junges Mädchen, welches sehr gefasst mit der Situation umgeht, auch wenn es sie natürlich unsagbar verletzt hat und sie sich verraten fühlt. Nachdem sie am Hof des Herzogs angekommen ist, stellt sich schnell heraus, dass ihr auch hier bei Weitem nicht jeder wohlgesonnen gegenübersteht.
Ich fand den Verlauf der Geschichte absolut stimmig. Zwischendurch habe ich mich kurz gefragt, ob für mein Empfinden ein wenig mehr geschehen könnte, bin aber schnell zu dem Schluss gekommen, dass alles genau so richtig ist, denn sonst hätte die Authentizität gelitten. Und eins kann ich verraten: Es wird dann noch sehr spannend und ereignisreich.

Ein wirklich gelungener historischer Roman, welcher mich sehr gut unterhalten konnte und mich neugierig auf Cristinas weiteren Werdegang und die damit verbundenen Höhen und Tiefen für sie gemacht hat. Die Reihe werde ich definitiv fortsetzen und kann sie euch nur wärmstens ans Herz legen, wenn ihr gern ab und zu in die Vergangenheit reist.

Bewertung vom 09.11.2022
Das letzte Versprechen
Lind, Hera

Das letzte Versprechen


ausgezeichnet

"Das letzte Versprechen" ist ein historischer Roman der Autorin Hera Lind und erschien am 02.11.2022 im Knaur Verlag.

An Weihnachten 1944 ändert sich für die 5-jährige Anni alles: Ihre Mutter wird von Partisanen in ein sibirisches Arbeitslager verschleppt und Anni in einem jugoslawischen Kinderheim untergebracht. Nun bleibt ihr, als einziger Halt, nur noch ihre aufopfernde Oma, welche alles daran setzt Anni aus diesem Elend zu befreien.

Wir begleiten im Roman eine im Banat lebende Familie, die, durch die unvorstellbaren Geschehnisse des 2. Weltkriegs, ihre Heimat verliert und voneinander getrennt wird.
Auch als nach Jahren das Martyrium überstanden scheint, ist es für alle Beteiligten schwer, wieder ins normale Leben zu finden - denn wie verarbeitet man unsagbare Qualen, den Verlust von Heimat und geliebten Menschen in einer Zeit, in der es keine wirkliche Aufarbeitung, geschweige denn psychologische Hilfe gab?

Das Thema der Vertreibung und Verschleppung der Banater Schwaben zum Ende des 2. Weltkriegs ist für mich sehr schonungslos und erschreckend dargestellt. Dies unterstützt auch der sehr klare und direkte Schreibstil der Autorin - dramatische und abscheuliche Taten und Geschehnisse werden unverhohlen beschrieben. Die Perspektivwechsel tragen sehr zum ganzheitlichen Eindruck bei, auch wenn man dadurch ein wenig das Gefühl hatte sich in einer Leidensspirale zu drehen. Aufgrund dessen, war die ein oder andere Lesepause vonnöten, was für mich, bei dieser Thematik, aber vollkommen normal ist.

Der Roman konnte mich von der ersten Seite an fesseln und hat mich im Verlauf auch nicht wieder verloren. Im Gegenteil: Die Geschichte der Anni Eckardt, welche sich auf wirklich vorhandene Tagebücher und Aussagen eben dieser unglaublichen tapferen und starken Frau bezieht, wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen.

"Das letzte Versprechen" war für mich das erste Buch der Autorin, da ich ihr ein anderes Genre angedacht hatte und bin nun sehr froh dazu gegriffen zu haben. Ich werde mir die anderen Bücher von Hera Lind nun auch etwas genauer ansehen.
Ich kann diesen Roman jedem ans Herz legen, der sich mit dieser dunklen Geschichte und ihrer schonungslosen Beschreibung auseinander setzen möchte und kann.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.11.2022
Feldpost
Borrmann, Mechtild

Feldpost


ausgezeichnet

Mechtild Borrmann konnte mich schon mit ihren Romanen "Trümmerkind" und "Grenzgänger" vollends überzeugen und so war meine Freude groß als ich "Feldpost" entdeckte.
Das Cover finde ich sehr stimmig und ich brachte es auch sofort mit der Autorin in Verbindung.

In "Feldpost" geht es um die beiden befreundete Familien Kuhn und Martens, deren Überzeugungen nicht unterschiedlicher sein könnten. Nach wiederholt regime- und hitlerfeindlichen Aussagen des Vaters der Kuhns beginnt sich die Abwärtsspirale der Familie zu drehen.
Jahrzehnte später, nämlich im Jahr 2000, kommen nach und nach die Umstände des Schicksals der Familie Kuhn ans Licht.

Mechtild Borrmann hat einen sehr klaren und angenehmen Schreibstil, welcher dafür sorgt, dass man, trotz des schweren Themas, förmlich durch Zeilen fliegt. Auch die kurzen Kapitel geben Anlass dazu das Buch kaum aus der Hand legen zu wollen.
Die einzelnen Charaktere konnten mich auch überzeugen, sie sind sehr authentisch beschrieben und in ihren Entscheidungen für mich immer nachvollziehbar, auch wenn die ein oder andere falsche darunter ist, denn genau das macht für mich realistisch gezeichnete Charaktere aus.

Es fällt mir gar nicht so leicht die richtigen Worte zu finden, denn jedes Mal, wenn ich mich mit dieser dunklen Geschichte Deutschlands befasse, bin ich einfach sprachlos, zu was der Mensch fähig ist.
Um so wichtiger ist es aber, dass diese Gräueltaten und damit deren Opfer niemals in Vergessenheit geraten.
Ich bin Mechtild Borrmann sehr dankbar, dass sie diese Geschichten bzw. Schicksale sichtbar macht und kann nur jedem empfehlen, der sich mit dieser Thematik auseinandersetzen möchte, die großartig recherchierten Romane der Autorin zu lesen.