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barefootpenguins

Bewertungen

Insgesamt 41 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2025
Skin City
Groschupf, Johannes

Skin City


sehr gut

Berlin Noir 4

Skin City ist der vierte Teil der Berlin Noir Reihe von Johannes Groschupf.
Wie die drei Vorgänger spielt auch der vierte Teil dieser Reihe im kriminellen (Rand-)Bereich Berlins. Während es zwischen den ersten beiden Teilen keinen direkten Bezug gibt, treffen wir hier zumindest die Polizisten Romina Winter aus "Die Stunde der Hyänen" wieder. Diese Verbindung sollte allerdings für niemanden ein Problem darstellen in Skin City einzusteigen ohne den Vorgänger oder eines der anderen Bücher der Reihe gelesen zu haben.

Auch in Skin City ist die Handlung typisch Noir, wir haben einen ganzen Strauß mehr oder weniger kurioser und mehr oder weniger krimineller Gestalten, die allesamt gut und insgesamt auch glaubhaft geschrieben wurden. Die Szenerie des Berliner Untergrunds ist lebendig gestaltet. Der Stil des Autors ist gut leserlich.
Insgesamt ein schöner Thriller für alle die mit Noir aus Deutschland etwas anfangen können.

Bewertung vom 13.03.2025
bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann
Lovrenski, Oliver

bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann


ausgezeichnet

Ein starkes Debüt

Oliver Lovrenski liefert mit "bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann" ein sehr starkes Debüt ab.

Der Roman kommt in einem ansehnlichen, thematisch passenden, aber nicht zu aufringlichen Cover daher, ein junger Mann, sicherlich dem Hauptcharakter Ivor entlehnt, in nachdenklicher Pose und komplett in rot gehalten.

Zuerst muss man sicherlich über den Schreibstil des Romans sprechen, der etwas ungewöhlich ist und für den ein oder anderen vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig daherkommt. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, vieles kommt etwas fragmentarisch daher und man fühlt sich ein wenig an Tage- oder Notizbucheinträge erinnert. Hierzu passt die Info, dass Lovrenski teile des Romans auf dem Handy geschrieben hat.
Wenn man sich darauf einlässt, passt der Stil aber sehr gut zur Geschichte und unterstreicht die Thematik des Romans.

Die Geschichte dreht sich um Ivor und seine Freunde (oder wie er sagt Brüder) Marco, Jonas und Arjan, vier junge Männer im norwegischen Oslo zwischen Drogen, Gewalt und Jugendamt.
Die Geschichte ist sehr gut umgesetzt und wird, wie erwähnt, durch den speziellen Schreibstil unterstützt.
Die Charaktere wirken alle sehr real und sind gut und vielschichtig geschrieben.

Insgesamt ein sehr starkes Debüt von Oliver Lovrenski.

Bewertung vom 20.02.2025
Unter Grund
Liepold, Annegret

Unter Grund


sehr gut

Harter Stoff

Harter Stoff

Das Cover von Unter Grund ist sehr ansehnlich gestaltet, der Klappentext macht neugierig auf die Geschichte und die hat es auf jeden Fall in sich. Annegret Liepold schreibt die Geschichte der jungen Referendarin Franka, die in ihr Heimatdorf zurückkehrt und beginnt sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Die Geschichte ist wirklich gut geschrieben, das Abrutschen der Hauptfigur in die rechte Szene ist für mich fast schon zu eindringlich.
Die Figuren sind ebenfalls gut geschrieben, allerdings fällt es schwer hier einen Charakter zu finden, dem man sich in irgendeiner Weise verbunden fühlt. Franka ist auf eine unerträgliche Art und Weise willenlos und lässt sich freudig in die rechte Szene ziehen, ihre sogenannten Freunde Patrick und Janna sind in ihrer nationalsozialistischen Art noch schwieriger zu ertragen. Trotzdem sind die Figuren im Rahmen der Handlung authentisch und stimmig gestaltet und fügen sich gut in die Geschichte ein.
In Unter Grund wird ein schwieriger Stoff grundsätzlich gut umgesetzt, ein etwas kritischer Umgang mit dem Werdegang der Hauptfigur hätte dem Roman meiner Meinung nach gut zu Gesicht gestanden.

Bewertung vom 10.02.2025
Das Leben fing im Sommer an
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


sehr gut

Drei Tage im Sommer 2006

Das Leben fing im Sommer an ist das literarische Debüt von Christoph Kramer und ihm ist hier wirklich ein guter Coming-of-Age Roman gelungen.

Cover/Gestaltung:
Das Cover ist sehr ansehnlich gestaltet, mit der Figur auf dem Zehnmeterturm ist eine Szene aus dem Roman aufgegriffen und vor der Sommersonne des Jahres 2006 dargestellt.

Geschichte / Figuren:
Die Geschichte ist nicht übermäßig kompliziert, wir begleiten den 15-jährigen Christoph durch 3 Tage im Sommer 2006, in denen ihm die Liebe begegnet und er und seine Freunde das ein oder andere kleinere Abenteuer erleben. Die Geschichte ist sehr schön geschrieben, wer 2006 in einem ähnlichen Alter war fühlt sich sofort zurückversetzt und kann das gelesene absolut nachvollziehen. Die Liebesgeschichte mit Debbie zieht sich in meinen Augen an den Tagen 1 und 2 etwas, dafür wird am dritten Tag das Tempo der Handlung deutlich erhöht.
In die Hauptfigure kann man sich sehr gut hineinversetzen, die Charaktere sind insgesamt schön geschrieben.

Stil:
Der Schreibstil ist modern, relativ simpel gehalten, dafür aber gut und angenehm zu lesen.

Insgesamt liefert Christoph Kramer hier ein ziemlich gutes Romandebüt ab.

Bewertung vom 03.02.2025
Klapper
Prödel, Kurt

Klapper


ausgezeichnet

Eindringlich und gelungen

Kurt Prömels Debütroman Klapper erzählt von der Freundschaft vom Titelgebenden Klapper und Bär, die neu in seine Klasse kommt.

Cover & Gestaltung:
Das Buch ist sehr ansprechend gestaltet, das Cover passt perfekt zur Geschichte, die beiden Figuren als Schatten auf der hügeligen Straße zur Schule, die Zitronensonne, als Referenz an den Zitronenkrümeltee aus der Geschichte.

Thema & Geschichte:
Die Geschichte ist sehr bewegend, die frische und doch jederzeit etwas undefinierte und leicht fragile Freundschaft der Charaktere, die sehr gelungene und gefühlvolle Zeichnung des aufwachsens in den 2010er Jahren, inklusive schwieriger Schulzeit, unglücklichen Familiensituationen und der Flucht in Computerspiele (hier Counter Strike) ist wirklich eindrucksvoll.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Kurt Prödel ist sehr gut, das Buch ist modern geschrieben, dabei sehr gut zu lesen und sollte normalerweise für Leser/innen verschiedenster Generationen zugänglich sein.

Figuren:
Die Figuren dieses Romans sind durch die Bank hervorragend geschrieben. Allen voran Klapper und Bär, zwei Teenager kurz vor dem Erwachsenenalter, die beide mit sehr individuellen Problemen zu kämpfen haben, sowohl familiär als auch in der Schule. Dazu die weiteren Charaktere, die Eltern, ebenfalls sehr authentisch und auch mit vielen eigenen Problemen, die Mitschüler und die wirklich hervorragend geschriebenen Lehrkräfte der Schule.

Fazit:
Klapper ist ein sehr eindringlicher, sehr gelungener Roman über das Erwachsenwerden, über Freundschaft, über Probleme, die jeder Mensch mit sich trägt. Die Geschichte hat ein tolles Tempo, viele Emotionen und ist sehr einfühlsam erzählt, Kurt Prödel liefert hier wirklich ab.

Bewertung vom 23.01.2025
Sing mir vom Tod
Pochoda, Ivy

Sing mir vom Tod


sehr gut

Ein spannender Thriller

Sing mir vom Tod, das neueste Werk von Ivy Pochoda erscheint mit einem sehr schön gestalteten Cover, das den Leser schon auf die Hitze Arizonas & Los Angeles vorbereitet. Ein wenig schade ist, dass dieses Buch nur als Taschenbuch erscheint und somit nicht zu vorherigen gebundenen Ausgaben der Autorin passt, aber sei's drum.
Die Geschichte selbst lässt sich sehr gut lesen, der Schreibstil der Autorin ist modern und zugänglich.
Die Atmosphäre kommt gut rüber, sowohl die Szenerie des Gefängnisses, als auch von Los Angeles sind sehr stimmig und man kann die Hitze beim Lesen fast fühlen.
Die Charaktere Dios und Florida, zwei Frauen mit anfangs etwas unklaren Motivationen und Vergangenheiten werden mit Fortschreiten der Geschichte immer zugänglicher und man erfährt mehr über ihre Vergangenheit. Dazu gesellt sich mit Detective Lobo eine weitere Frau mit interessanter Hintergrundgeschichte.
Insgesamt ist Ivy Pochoda mit Sing mir vom Tod eine weitere spannende und lesenswerte Geschichte gelungen.

Bewertung vom 07.11.2024
Blutrotes Karma
Grangé, Jean-Christophe

Blutrotes Karma


gut

Unschlüssig

Blutrotes Karma ist der erste Titel von Jean-Christoph Grangé der mir zwischen die Finger gekommen ist (die Marmornen Träume verstaubt derweil im Regal) und was soll ich sagen?
Zuerst einmal kommt das Cover des Buches sehr schick daher und im Grunde genommen hat man eine bzw. zwei sehr spannende Szenerien (zuerst Paris inmitten der Studentenproteste 1968 und im weiteren Verlauf dann Kalkutta zur gleichen Zeit) und eine Reihe ungewöhnlicher Morde mit unklarem Hintergrund.
Die drei Hauptcharaktere, der junge Hervé, sein Bruder, der Polizist Jean-Louis Mersch und Nicole, Freundin der beiden Mordopfer und Flamme von Hervé, bilden ein interessantes Trio und treten sowohl in einzelnen als auch gemeinsamen Szenen nachvollziehbar auf und wirken über den ganzen Roman gut gestaltet. Das gleiche gilt für den Großteil der Nebencharaktere.
Mit diesen Informationen mag es etwas überraschen, dass das Buch mich persönlich eher unschlüssig zurücklässt. Dafür gibt es eigentlich zwei Gründe.
Als erstes muss ich zugeben, dass mir der Schreibstil des Autors ein wenig zu langatmig ist, es wird sich zu viel in kleinteiligsten Beschreibungen verloren und teilweise etwas unverständlichen Bilder gezeichnet, wodurch auch kein richtiger Lesefluss aufkommen möchte. Als zweites wirkt der Plot, je länger man liest, zunehmend ein kleines Stück zu konstruiert.
Am Ende bleibt also leider der Eindruck, dass der Roman trotz der spannenden Grundidee und interessanten Charakteren nicht vollends überzeugen kann und zumindest mich in der Bewertung etwas unschlüssig zurücklässt.

Bewertung vom 23.09.2024
Bis in alle Endlichkeit
Kestrel, James

Bis in alle Endlichkeit


ausgezeichnet

Spannende Lektüre

"Bis in alle Endlichkeit" ist der zweite Roman von James Kestrel, der in deutscher Sprache erscheint. Inhaltlich unterscheidet er sich schon deutlich vom Vorgänger "Fünf Winter", der im Original nach dieser Geschichte erschien.
Wo "Fünf Winter" ein Epos vor dem Hintergrund des Pazifikkriegs ist, handelt es sich bei "Bis in alle Endlichkeit eher um eine klassische Detektivgeschichte mit vielen Noir-Elementen und im späteren Verlauf einigen kleineren Sci-Fi Anleihen.
Der Schreibstil ist allerdings bei beiden Romanen unverkennbar ähnlich und so lässt sich auch "Bis in alle Endlichkeit" hervorragend lesen und ist trotz sehr unterschiedlicher Geschichte für alle zu empfehlen die an "Fünf Winter" ihre Freude hatten.
Die Hauptfigur Detektiv Lee Crowe ist der klassische Antiheld-Detektiv mit schwieriger Vorgeschichte und wenig intakten sozialen Verbindungen, wirkt dabei allerdings nicht platt, sondern nachvollziehbar gezeichnet. Dazu kommt ein Ensemble an illustren Nebendarstellern, die teilweise zwar etwas skurill daherkommen, aber ebenfalls interessant genug sind um die Geschichte voranzubringen.
Insgesamt ist "Bis in alle Endlichkeit" ein gelungener Kriminalroman und für alle Freunde des Genres zu empfehlen.

Bewertung vom 21.08.2024
Als wir Schwäne waren
Karim Khani, Behzad

Als wir Schwäne waren


ausgezeichnet

Eine eindringliche Geschichte

Mit "Als wir Schwäne waren" veröffentlicht Behzad Karim Kani seinen zweiten Roman nach "Hund, Wolf, Schakal" und ähnlich wie sein Erstlingswerk ist auch dieser Roman ein gelungenes, eindringliches Werk, welches unbedingt gelesen werden sollte.
Das Cover des Romans zeigt einen rötlichen Flügel auf gelbem Grund und ist sehr elegant und ansehnlich gestaltet.
Die Geschichte wird aus der Sicht des Ich-Erzählers Reza erzählt, der als Sohn iranischer Eltern im Bochum der 1990er Jahre aufwächst und aus dieser Zeit in kurzen episodischen Kapiteln berichtet.
Die Geschichte macht Eindruck, es gelingt dem Autor sehr gut das Gefühl der Lebensumstände des Erzählers zu vermitteln und schnell fühlt man eine gewisse Verbundenheit zur Hauptperson.
Durch die episodenhaften Kapitel und den sehr guten und angenehmen Schreibstil wird das Interesse an der Geschichte über das ganze Buch hinweg sehr lebendig gehalten.
Insgesamt ist auch dieses Werk von Behzad Karim Kani ein sehr gelungener Roman, der unbedingt gelesen werden sollte.

Bewertung vom 07.07.2024
Eve
Towles, Amor

Eve


sehr gut

Ein kurzweiliger Roman

Eve von Amor Towles erscheint in einem schön gestaltetem Cover.
Wir begleiten Evelyn Ross im Hollywood der 1930er Jahre bei der Verfolgung einer Erpressung.
Das Szenario, Hollywood in den 1930er Jahren passt hervorragend zu der Geschichte und wird von Towles lebhaft beschrieben.
Die Figur der Evelyn Ross ist fantastisch geschrieben, ihr haftet ein mysteriöser Schleier an und bis zum Ende sind ihre Motive nicht klar zu erkennen. Dazu gesellt sich ein bunter Strauß weiterer Figuren, die allesamt sehr liebevoll geschrieben und mit verschiedenen Hintergrundgeschichten ausgestattet sind.
Der Schreibstil von Towles ist sehr gut und leicht zu lesen, wer „Ein Gentleman in Moskau“ mochte wird auch an dieser Geschichte seine Freude haben, auch wenn der Roman mit knapp über 200 Seiten nicht allzu lang geraten ist.
Ein schönes Werk von einem tollen Autor.