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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
josephinebeta
Wohnort: 
Leipzig

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 04.10.2024
Okaye Tage
Mustard, Jenny

Okaye Tage


ausgezeichnet

Luc und Sam lernen sich in London kennen und lieben, wissen aber schon, dass sie sich bald wieder trennen müssen. Das Buch erzählt beide Seiten dieser Romanze auf Zeit.

Ich würde nicht sagen, dass das Buch mit meinem Leben übereinstimmt, aber ich bin im gleichen Alter und war auch schon einmal in London. Und irgendwann hatte ich auch mal eine Verbindung mit Ablaufdatum. Von daher konnte ich mich ganz gut in die Geschichte hineinversetzen und ungefähr verstehen, was in den beiden vorgeht. Es ist immer spannend, die Dinge aus den beiden Perspektiven von Luc und Sam zu sehen. Außerdem werden viele sehr relevante und auch kritische Themen unserer Zeit angesprochen, wie zum Beispiel der Klimaschutz.

Ich fand es sehr interessant zu sehen, wie sehr Selbst- und Fremdwahrnehmung manchmal voneinander abweichen. Außerdem war es total spannend zu sehen, welche Rolle die eigene Identität und die unterschiedliche Sozialisation der beiden gespielt haben. Manchmal war die ganze Beziehungsarbeit aber auch etwas anstrengend zu lesen. Manchmal wusste ich nicht, ob ich die beiden zusammen haben wollte oder nicht. Alles in allem kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen.

Bewertung vom 23.08.2024
Als wir Schwäne waren
Karim Khani, Behzad

Als wir Schwäne waren


ausgezeichnet

Identitätssuche ohne Heimat

"Als wir Schwäne waren" von Behzad Karim Khani ist ein Buch über Familie, Flucht und das Leben in einer neuen Welt. Es handelt von einem neunjährigen Jungen, der mit seiner Familie aus dem Iran nach Deutschland kommt. Er muss sich in einem fremden Land zurechtfinden, das so anders ist als ihre Heimat.

Seine Lebensgeschichte wird bruchstückhaft erzählt und setzt sich wie ein Mosaik zusammen. Es geht viel um Gewalt, Diskriminierung und Heimatlosigkeit. Das ist teilweise sehr schwer zu lesen, manchmal sogar schmerzhaft. Diese Perspektive einer iranischen Familie zu erfahren und wie schwer sie es in Deutschland haben, ist nicht gerade angenehm. Trotzdem gibt es manchmal auch leichte Momente, wenn zum Beispiel über deutsche Redewendungen diskutiert wird.

Die Sprache des Buches ist beeindruckend, sehr poetisch und doch reduziert und sachlich, wenn es zum Beispiel um die Darstellung von Gewalt geht. Hier passen Handlung und Sprache wunderbar zusammen, so dass das Lesen zu einem fast magischen Erlebnis wird. Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der sich für Themen wie Migration und Identität interessiert.

Bewertung vom 16.07.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


sehr gut

Die Gefahr lauert überall

Tief im Wald wird das Skelett eines Kindes gefunden. So beginnt das Buch und verspricht von der ersten Seite an Spannung. Weder erfährt der Leser, wer das Kind ist, noch gibt es einen Hinweis darauf, was passiert sein könnte. Erst nach und nach entwickeln sich verschiedene Handlungsstränge, die in unterschiedliche Richtungen laufen. Das Bild ergibt sich erst später, wenn die Fäden zusammengeführt werden. Hinter jeder Ecke lauert ein Twist und eine geschickte Täuschung. Dadurch bleibt das Buch die ganze Zeit furchtbar spannend und man will unbedingt wissen, was hinter den schrecklichen Ereignissen steckt.

Mir hat sehr gut gefallen, dass die Geschichte weit in die Vergangenheit der Protagonisten zurückreicht und viele verschiedene Traumata miteinander verwoben werden. Am Ende ergibt sich ein sehr stimmiges Gesamtbild, das mich als Leser zufrieden gestellt hat. Nicht alles war perfekt und mit einigen Charakteren konnte ich mich nicht anfreunden, aber unterm Strich hat mir das Buch sehr gut gefallen. Hervorzuheben ist auch die bedrohliche Stimmung, die das ganze Buch über anhält.

Bewertung vom 21.11.2023
Atalanta
Saint, Jennifer

Atalanta


ausgezeichnet

Atalanta und die Argonauten

Als Fan der griechischen Mythologie war für mich sofort klar, dass dieses Buch in meiner Lesesammlung nicht fehlen durfte. Gerade der Medea-Mythos hat mich schon immer besonders interessiert und ich war sehr gespannt auf die Neuinterpretation.

Wir begleiten die eher unbekannte Figur Atalanta, die einzige Frau unter den Argonauten, auf ihrer Suche nach dem Goldenen Vlies. Eine unabhängige, unerschrockene und starke Persönlichkeit, die mich beim Lesen immer wieder begeistert hat und die eindeutig als feministisches Vorbild dienen kann.

Das Buch war durchgehend sehr spannend zu lesen. Ich habe viel gelernt, viel bereits Bekanntes wiedergefunden und einige Fakten in anderen Quellen noch einmal nachgelesen. Jedem, der sich für die Geschichten der griechischen Mythologie interessiert, kann ich dieses Werk auf jeden Fall empfehlen. Das Einzige, was mir nicht so gut gefallen hat, war das Cover, aber das liegt nur an meiner subjektiven Farbpräferenz. 5 Sterne für den Schreibstil und die Aufbereitung der Geschichte!

Bewertung vom 16.10.2023
Wie Sterben geht
Pflüger, Andreas

Wie Sterben geht


ausgezeichnet

Nina Winter zwischen Moskau und Berlin

Im Mittelpunkt des Spionagethrillers steht Nina Winter, Analystin beim Bundesnachrichtendienst. Mitten im Kalten Krieg des Jahres 1983 soll sie einen Agentenaustausch durchführen. Doch dabei geht einiges schief und Nina wird selbst zur Spionin ausgebildet und eingesetzt. Ein Spiel aus Beschattung, Flucht und Versteckspiel beginnt, bei dem es um nichts weniger als um Leben und Tod geht.

Das Buch ist von der ersten Minute bis zum fulminanten Finale extrem spannend. Es ist ziemlich brutal, aber manchmal auch komisch, was eine sehr gute Mischung ist. Man lernt viel über Geschichte und das Thema Spionage. Soweit ich das beurteilen kann, hat Andreas Pflüger hier sehr umfangreich recherchiert und ein echtes Meisterwerk geschaffen, das man kaum aus der Hand legen kann.

Absolute Leseempfehlung für Fans von Politthrillern, in denen es zur Sache geht.

Bewertung vom 15.10.2023
Das Buch der Phobien und Manien
Summerscale, Kate

Das Buch der Phobien und Manien


ausgezeichnet

Das Buch der Phobien und Manien ist außen wie innen ein wunderschön gestaltetes Lexikon, das sich mit den 99 häufigsten und skurrilsten Ängsten und Obsessionen beschäftigt, sie also der Reihe nach (alphabetisch geordnet) beschreibt.

Als Kind habe ich mir ein ähnliches Kompendium angefertigt, weil ich das ganze Thema unheimlich spannend fand. Daran hat sich bis heute nichts geändert, daher liebe ich dieses Buch. Ich finde es toll, auf so übersichtliche Weise alles über eine Phobie zu erfahren: Angefangen von der Wortbedeutung über den geschichtlichen Hintergrund bis hin zur Häufigkeit des Auftretens. Auch die kleinen passenden Anekdoten sind sehr lesenswert und haben mich gut unterhalten.

Alles in allem habe ich viel gelernt und werde das Buch mit dem tollen Cover sicher noch oft durchblättern. Es sieht außerdem ganz wunderbar in meinem Bücherregal aus.

Bewertung vom 15.10.2023
Hundert Klassiker
Henssler, Steffen

Hundert Klassiker


ausgezeichnet

Gerade als Kochanfänger braucht man nicht unbedingt ausgefallene oder innovative Rezepte, sondern solide Rezepte, die einfach nachzukochen sind und fast jedem schmecken. Deshalb finde ich die Idee von Steffen Henssler, ein Kochbuch mit „Klassikern“ herauszubringen, wirklich toll und ich habe mich sehr darüber gefreut.

Besonders spannend ist auch, dass nicht nur die Zubereitung erklärt wird, sondern dass es zu vielen Themen auch Tipps und Tricks gibt, von denen auch erfahrene Hobbyköche noch etwas lernen können. Zum Beispiel, was die einzelnen Garstufen beim Steak bedeuten und wie man das Fleisch schneidet (immer quer zur Faser).

Ich bin sehr begeistert. Die Bilder sind sehr ästhetisch, die Auswahl der Gerichte passend und die Erklärungen zu jedem Rezept ausführlich und verständlich. Ich werde dieses Buch noch oft zur Hand nehmen, um mich inspirieren zu lassen.

Bewertung vom 07.10.2023
Eigentum
Haas, Wolf

Eigentum


ausgezeichnet

Sparen, sparen, sparen!

Ein Sohn sitzt am Sterbebett seiner demenzkranken Mutter und reflektiert deren Biografie episodenhaft und ohne zu romantisieren. Dabei wechselt die Perspektive zwischen Sohn und Mutter, so dass der Leser beide Sichtweisen kennen lernt. Es geht um die Entbehrungen der Kriegszeit, die Inflation, das lebenslange vergebliche Streben nach Eigentum und natürlich um Arbeit, Arbeit, Arbeit.

Das Buch hat nicht viele Seiten, aber es sagt eine Menge. Ein ganzes Leben wird beschrieben, mit all dem Schmerz, mit all den unerfüllten Träumen, mit all den enttäuschten Erwartungen, die eben dazu gehören. Und obwohl die Lebensgeschichte der Mutter an sich nicht besonders glücklich ist, gelingt es dem Autor, sie mit einer gewissen Leichtigkeit, viel Wärme und vor allem Komik zu erzählen. Es hat mir sehr gut gefallen, den Sohn dabei zu begleiten, wie er sich auf seine Weise mit seiner Mutter versöhnt und sich schließlich von ihr verabschiedet, obwohl das Verhältnis der beiden alles andere als einfach war. Ich denke, viele Leser können sich mit ihm identifizieren und viel für sich mitnehmen.

Ein kurzweiliges, nachhaltig berührendes und sprachlich brillantes Buch (und das geniale Cover habe ich noch gar nicht erwähnt :) ).

Bewertung vom 20.09.2023
Die Lügnerin
Karig, Friedemann

Die Lügnerin


ausgezeichnet

Die Wahrheit hinter den Lügen

Eine komplexe Erzählung über Lügen und deren Bedeutung. Das überzeugende Cover sowie der Schreibstil und Plot konnten mich von Anfang an gewinnen.

In der Erzählung berichtet Protagonistin Clara von ihren Erfahrungen in einer abgelegenen Bergklinik. Die Geschichte handelt von einer jungen Frau, die sich selbst verloren hatte und daraufhin ihre eigene Realität erschaffen hat. In dieser Realität ist objektiv betrachtet festzustellen, dass lang anhaltender Glaube etwas zur Wahrheit werden lassen kann - sowohl für Clara als auch für die Personen in ihrer Umgebung. Es ist jedoch fraglich, welche Art von Glauben ihr tatsächlich Antworten oder Trost bieten könnte, da sie von sich selbst aus nicht glücklich sein kann und der passende Glaube fehlt. Die Therapeutin in der Klinik ist von Claras Erzählungen fasziniert und erkennt erst spät, dass sie selbst Teil dieser Geschichten ist.

Friedemann Karig hat einen beeindruckenden Roman geschaffen. Er bietet Antworten auf essentielle Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens und fesselt die Leserinnen und Leser mit vielen überraschenden Wendungen und einer mitreißenden Sprache. Die fantasievolle Hauptfigur zieht dabei besonders in ihren Bann. Ich empfehle die Lektüre uneingeschränkt! Das humorvolle, geistreiche und originelle Buch hat mich außerordentlich begeistert.

Bewertung vom 09.09.2023
KRYO - Die Verheißung
Ivanov, Petra

KRYO - Die Verheißung


sehr gut

Unter dem Motto „Der Tod ist inakzeptabel“ versuchen verschiedene Unternehmen auf unterschiedliche Weise, mit der vermeintlichen Erfüllung des Wunsches nach „ewigem Leben“ Geld zu verdienen. Sei es durch die Konservierung von Leichen, durch Verjüngungskuren mit Blutplasma oder durch die digitale Speicherung des Bewusstseins.

In dieser Welt der nahen Zukunft verschwindet plötzlich der Chirurg und Journalist Michael, der begonnen hat, die falschen Fragen zu stellen und Forschungsansätze moralisch in Frage zu stellen. Seine Mutter Julia macht sich auf die Suche nach ihm.

Als Leser verfolgen wir mehrere Handlungsstränge, die teils in den USA, teils in Russland spielen. Zur besseren Übersicht gibt es am Anfang des Buches ein Personenregister, das mir sehr geholfen hat, der Geschichte zu folgen. Allerdings werden Szenen oft sehr abrupt abgebrochen, was den Lesefluss etwas stört. Die medizinischen und wissenschaftlichen Hintergrundinformationen drängen sich für meinen Geschmack etwas zu sehr in den Vordergrund, auch wenn ich sie sehr interessant fand.

Insgesamt haben mir die Charaktere und die Welt gut gefallen. Der Thriller Kryo ist der Auftakt einer Trilogie, es bleibt also spannend.

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