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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Madita
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 10 Bewertungen
Bewertung vom 10.05.2024
Die Verlierer
Hammesfahr, Petra

Die Verlierer


sehr gut

Ich liebe Bücher, deren Handlung unvorhersehbar ist und in denen nichts so ist, wie es erscheint. Mag der Leser noch so erfahren und belesen sein, jahrelang Krimis verschlungen und Kriminalfälle im Geiste gelöst haben, bevor er den Buchdeckel zuklappte. Hier ist es kaum möglich - ich würde direkt behaupten, es sei unmöglich - die Wendungen vorherzusagen und auf den "rechten Weg" zu kommen.

Viele, viele Spuren wurden ausgelegt, manchmal schien sich ein roter Faden zu entspinnen und vage Vermutungen zu bestätigen. Aber mitunter erwiesen sich die vermeintlichen Lösungen als grundlegend falsch und irreführend. Genau dieses "in die Irre geführt werden" macht den Reiz des Buches aus. Kaum jemand ist der, für den er (oder auch sie) gehalten wird. Und kaum ein Indiz hält am Ende, was es versprochen hat.

Die Schlusssequenz war so überraschend und verblüffend, dass ich sie mehrmals wiederholt habe, um den letzten Dreh zu verstehen und nachvollziehen zu können. Erst dann war ich zufrieden. Zufrieden mit dem Buch, zufrieden wieder einmal mit der Autorin, die es geschafft hat, einer vermeintlich durchschaubaren Handlung ein spektakuläres Ende zu bescheren.

Großartig!

Bewertung vom 10.04.2024
Das Jahr ohne Sommer
Neumann, Constanze

Das Jahr ohne Sommer


ausgezeichnet

Ich war nach der Leseprobe sehr gespannt auf das Buch. Insbesondere darauf, ob der Inhalt tatsächlich halten würde, was die ersten Seiten versprachen. Um es gleich zu sagen: Ja, auf jeden Fall!

Diese Form der deutsch-deutschen Geschichte hat mir außerordentlich gut gefallen (wobei dies nicht gerade die treffende Bezeichnung ist), zumindest war ich sehr beeindruckt und mitgenommen im buchstäblichen Sinn des Wortes.

Wer diese Zeit der deutsch-deutschen Trennung und die der Wiedervereinigung nicht miterlebt hat, dem wird es vermutlich nicht leicht fallen, die Beschreibungen nachzuvollziehen. Deshalb wird es für Leser und Leserinnen der verschiedenen Altersstufen wohl immer einen anderen Zugang vermitteln - oder eben auch nicht. Letzteres wäre sehr schade, denn das Buch ist unbedingt lesenswert.

Ich selbst wurde kurz vor dem Mauerbau geboren, habe einen Teil meiner Kindheit im geteilten Berlin verbracht und bin daher überzeugt davon, dass die Beschreibungen zutreffen. Nicht nur die Beschreibungen der Vorfälle, sondern auch das emotionale Chaos und Drama, in das die Beteiligten gestürzt wurden.

Von mir also eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.03.2024
Die Königin
Conrad, Sebastian

Die Königin


ausgezeichnet

"Die Königin - Nofretetes globale Karriere" habe ich mir sehr gewünscht, war mir die schöne Büste doch seit meiner Jugendzeit bekannt. Sie hat sich seit unserer ersten Begegnung in Berlin unauslöschlich ein mein Gedächtnis gegraben und daher war es nur selbstverständlich, dass ich dieses Buch lesen wollte.

Sachbücher sind in aller Regel nicht unbedingt durchgängig spannend geschrieben. Anders hier - ich wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen, denn die verschiedenen (buchstäblichen) Betrachtungsweisen ermöglichten einen umfassenden Blick auf die Büste einerseits und das Leben der einstigen Pharaonin andererseits. Ihr Nachleben ist wohl unvergleichlich, wenngleich im die Parallelen zu Beyoncé und Rihanna mir bisher gar nicht bekannt waren.

Ganz hervorragend sind die Illustrationen und Photos, seien sie historisch oder aktuell.

Mein Fazit: Unbedingt lesenswert! Auch wenn man Nofretete noch nie persönlich ins Auge geblickt haben sollte...

Bewertung vom 20.01.2024
Spur und Abweg
Tallert, Kurt

Spur und Abweg


ausgezeichnet

Zugegeben, über die Gestaltung des Umschlages kann man geteilter Meinung sein. Mich hat das Krokodil am Schreibtisch und der mäßig interessierte Herr dahinter zumindest nicht gestört. Was immer damit auch gemeint sein soll, einen Hinweis auf den Inhalt des Buches gibt das Cover nicht. Dann schon eher der Titel.

Aber um die vielen Spuren verfolgen zu können, dabei auch die Wege, Ab- und Umwege einzuordnen, dazu muss man das Buch komplett lesen. Der Autor macht es einem nicht gerade leicht - aber die Geschichte, die er zu erzählen hat, ist auch tatsächlich alles andere als leicht. Je tiefer man in die Familie eintaucht, insbesondere in die des früh verstorbenen Vaters, um den es in dem Buch hauptsächlich geht, umso tiefer und intensiver wird das Bild dessen, der als Halb-Jude oder Halb-Arier ein problematisches Leben führte. Und dessen Erlebnisse sowie die seiner "gemischten" Eltern und Vorfahren immer wieder Einfluss haben auf seine Entwicklung. Während und auch nach der Nazi-Zeit.

Ich habe das Buch nun durchgelesen, bin den Spuren gefolgt, habe manchmal unterbrechen müssen, um das Gelesene verarbeiten und "verdauen" zu können. Es ist keine Unterhaltungslektüre. Es ist ein wichtiges, hochinteressantes und brillant geschriebenes Zeugnis eines Lebens, das auf seine ganze Umwelt einen großen Einfluss hatte - bis in die Gegenwart hinein.

Für mich ist diese Lektüre eine uneingeschränkte Empfehlung!

Bewertung vom 09.01.2024
Der Spurenfinder
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Der Spurenfinder


weniger gut

Nicht ein Kling, nämlich Marc-Uwe, sondern gleich drei haben an diesem Buch mitgeschrieben, nämlich auch seine beiden Töchter. Es ist also ein Generationenprojekt, wenn man so will. Ist es aber auch einen Generationenbuch? Also eines, dass die fortgeschrittenen Erstleser (empfohlen ist ein Lesealter ab 10 Jahren) ebenso wie die im Alter fortgeschrittenen und routinierten Leser anspricht?

Die Antwort: Kann sein, muss aber nicht. Mein persönlicher Eindruck war, dass es sich recht eindeutig um ein Buch für die jüngere Zielgruppe handelt - und möglicherweise auch handeln soll. Das mache ich zunächst an der Sprache fest, an den Dialogen, die ja doch reichlich flapsig und altklug daher kommen. Es gibt viele Dialoge, sehr viele und für meinen Geschmack war die Zielrichtung eben genau deshalb auf den jüngeren Leserkreis abgestimmt.

Die Geschichte selbst würde ich als Fantasy-Krimi-Klamauk-Komik einordnen, aber nicht als ernstzunehmende Unterhaltung. Weit entfernt von der absurd-kuriosen Känguru-Komik auf jeden Fall.

Unterm Strich war es keine Lektüre für mich (auch wenn ich da etwas alleine mit meiner Meinung stehe), kann mir aber durchaus ein gesteigertes Vergnügen bei jungen, jugendlichen und sehr junggebliebenen Lesern vorstellen.

Bewertung vom 09.12.2023
Unsereins
Mahlke, Inger-Maria

Unsereins


ausgezeichnet

Schon lange nicht mehr habe ich ein Buch mit so viel Freude, Genuss und Überraschung gelesen wie dieses. Damit ist eigentlich schon (fast) alles gesagt, was als Leseempfehlung verstanden werden könnte und auch unbedingt sollte.

Unsereins ist ein gekonnt gestaltetes Abbild einer großen, sehr großen Lübecker Familie, den Einwohnern des "kleinsten Staates im Reich" und den sonstigen Protagonisten.

Zu wissen, dass es mit der weltberühmten Lübecker Familie der Buddenbrooks verglichen werden würde, war zunächst zumindest für mich eine Bürde, an deren Umsetzung ich zumindest Zweifel hatte. Ich habe die Buddenbrooks mehrmals gelesen, mich intensiv mit Thomas Mann und der ganzen Familie beschäftigt, daher hatte ich eine Art "Abklatsch" befürchtet. Ist es doch eine große Herausforderung, sich von den langen Schatten eines Meisterwerkes zu entfernen und einen Nobelpreisträger nicht literarisch abzumalen.

Der Autorin ist es jedoch bravourös gelungen, sich von Werk und Autor zu lösen und ein ganz eigenes literarisches Highlight zu entwerfen. Dabei spart sie natürlich nicht mit Anspielungen (die sich im Fall von Lübeck wohl auch kaum vermeiden ließen) und schafft ein Buch, eine Geschichte, die ihr Eigenleben entwickelt.

Sprachlich gesehen ist es mir eine außerordentliche Freude gewesen, den großartigen Wendungen zu folgen. Manchmal wirkt die Sprache leicht antiquiert, aber keineswegs überholt, sondern vielmehr kunstvoll entwickelt.

Chapeau!

Bewertung vom 15.10.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


ausgezeichnet

Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut und es hat nur wenige Seiten gebraucht, bis es mich total in seinen Bann gezogen hat. Daniel Kehlmann hat eine unvergleichliche Art, sich sprachlich auszudrücken und den Leser mitzunehmen.

Mir haben die Perspektivwechsel besonders gut gefallen, mit denen sowohl Situationen als auch Personen und deren Handlungsweisen betrachtet wurden. Mehrfach kam ich selbst ins Grübeln, ob ich nicht bei Beurteilungen zu einfache Ansätze gebrauche, denn es gibt immer und überall mehrere Betrachtungsweisen.

Die Geschichte des Filmregisseurs G.W. Pabst war mir vollkommen fremd. Nachvollziehbar und schlüssig, gleichzeitig bewegend und erschütternd bin ich seinem Leben, Wirken, seinen Werken und seinem Leiden gefolgt.

Die Lektüre von LICHTSPIEL war etwas ganz Besonderes und für mich ein absolutes Highlight im diesjährigen Leseherbst. Vielen Dank dafür, Daniel Kehlmann!

Bewertung vom 24.05.2023
Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3
Henning, Greta

Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3


gut

Ich war total begeistert von dem großartigen Cover mit dem reetgedeckten Haus, das sofort ein intensives Urlaubsgefühl entfachte. Das Leben auf einer Hallig und - auch wenn man sich das in einer so beschaulichen Umgebung gar nicht vorstellen kann - ein Mord, oder zwei, oder...? Jedenfalls war ich, passend zum Bikebrennen, Feuer und Flamme für das Buch.

Doch es entpuppte sich als Strohfeuer - um im Bilde zu bleiben. Mich haben die Geschichte, der Krimi, ein Mord nach dem anderen und auch die Personen einfach nicht mitgenommen. Sprachlich fand ich es zu simpel gestrickt, die Dialogen waren bemüht und wer frühzeitig aufgepasst hat, konnte recht schnell hinter den Plot kommen, ohne hellseherische Fähigkeiten zu haben.

Unterm Strich ein ganz nettes Buch, das sich schnell wegliest, aber leider keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Mein Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.05.2023
Solange wir leben
Safier, David

Solange wir leben


sehr gut

Wer ein Buch nach im Stile des "bekannten Safier" erwartet hat, wird sich wundern. Und wird überrascht sein. Meiner Meinung nach darf man sich sogar auf die Überraschung freuen, denn so persönlich kannte man den Autor bisher nicht.

Worum geht es nun in "Solange wir leben"? Es geht um David Safier, aber noch viel mehr geht es um seine Eltern. Ein ungleiches Paar, dass - um eine gängige Formulierung zu verwenden - auf Umwegen und durch Zufall zueinander gefunden hat. Er: Holocaust-Überlebender, geboren in Wien, geflüchtet nach Israel, auf Zwischenstation in Bremen. Sie: Eine junge Witwe mit einem kleinen Kind, ohne Schulabschluss, Verkäuferin in einem Kaufhaus. Die Beiden trennen nicht nur buchstäblich Welten, sondern auch noch 20 Jahre im Lebensalter.

Und dennoch kommen sie zusammen, bewältigen schwere Zeiten gemeinsam. Die Hürden sind Alkohol, finanzielle Krisen und nicht zuletzt das Nachwirken der Kriegszeit - für beide jeweils anders, aber dennoch traumatisch.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Es ist zwar als Roman klassifiziert, aber aus Interviews mit David Safier weiß ich inzwischen, dass die fiktionale Komponente sich um einen weitgehend wahren Kern windet.

Eine uneingeschränkte Empfehlung von mir!

Bewertung vom 16.04.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


weniger gut

Lieber Herr Suter, das konnten Sie schon mal besser!

Ich bin voller Freude in das Buch eingestiegen, nachdem das einleitende Kapitel viel versprach, insbesondere einen außergewöhnlichen Hintergrund des geheimnisvollen Auftraggebers und der offerierten Recherche.

Aber was kam dann? Viel Geplätscher, noch mehr lose Enden einer immer unglaubwürdigeren Geschichte. Es zog und zog sich, ganz abgesehen von dem enervierenden Gefühl, dass sich die Suterschen Protagonisten mehr und mehr im Milieu der Schönen und Reichen wiederfinden. Das nervt, um es salopp auszudrücken.

Was so vielversprechend begann, hatte ermüdende Längen im Mittelteil und der Schluss... ja, klar, ein Twist musste ja noch kommen. Er kam, sehr schnell, als hätte der Autor seine Mindestzahl an Seiten nun endlich gefüllt und könne das Manuskript einreichen. So habe ich es empfunden.

Der richtige Schluss war überraschend. Aber fand ich ihn deshalb gut? Mitnichten.

Meine Meinung: Es ist kein Schaden, das Buch über Melody zu lesen. Aber es ist auch kein Schaden, darauf zu verzichten. Es gibt deutlich bessere Bücher von Martin Suter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.