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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
WillyShrub
Wohnort: 
St. Helier

Bewertungen

Insgesamt 55 Bewertungen
Bewertung vom 04.07.2024
Das erste Licht des Sommers
Raimondi, Daniela

Das erste Licht des Sommers


ausgezeichnet

Lesenswerte und emotionale Familiengeschichte
Die Autorin schildert weitere Kapitel der Geschichte, die mit mit "An den Ufern von Stellata" so wunderbar begann. Dabei ist die Lektüre des ersten Bandes keine Voraussetzung zum Verständnis des vorliegenden Romanes. Daniela Raimondis fesselnder Roman spannt einen weiten erzählerischen Bogen von etwa 70 Jahren von 1947, welche mit der Geburt der Protagonistin der Geschichte, Norma, beginnt. Kindheit und Jugend von Norma, ihr schwieriges Verhältnis zu ihrer lieblosen Mutter, und der Ausgleich durch die enge Verbindung zu ihren Freunden Donata und Elia bestimmen diese Zeit im oberitalienischen Städtchen Stellata. Nichtsdestotrotz zieht es Norma im Alter von 20 Jahren hinaus aus der eingeengten Welt Stellatas nach in das lebhafte London.
In eindrücklich schönen Bildern beschreibt Raimondi die Wendungen des Lebens der Norma. Dabei thematisiert sie Mutter-Tochter Beziehungen, sowie die Frage des Verzeihens.
Dadurch entsteht beim Leser eine Nähe zu den Personen des Romans, man vermag sich ausgezeichnet in sie hinein zu versetzen.
Eine lesenswerte Familiengeschichte mit viel Gefühl.

Bewertung vom 04.07.2024
Das Dorf der acht Gräber / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.3
Yokomizo, Seishi

Das Dorf der acht Gräber / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.3


sehr gut

Unterhaltsamer Kriminalroman aus Japan
Ein grausamer Fluch scheint seit Jahrhunderten über dem versteckt liegenden Gebirgsdorf "Dorf der Acht Gräber" zu liegen. Erzählt wird die Geschichte vorwiegend aus der Sicht von Tatsuya Terada, der von seinen Wurzeln in der Ortschaft erfährt und dorthin zurückkehrt. Dabei begleitet ihn eine Spur von mysteriösen Mordfällen, und die Ermittlungen zum Ergreifen des Mörders sind das Thema des Romans. Der Autor, Seishi Yokomizo, erwähnt in seinem dritten Roman um den begnadeten Ermittler Kosuke Kindamichi diesen als Beobachter stets nur am Rande. Dies schadet jedoch nicht der Lektüre, die Aufbau der Spannung und die Verfolgung der Volten der Geschichte sind stets sehr unterhaltsam. Im Gegenteil, die Geschichte liest sich flüssig und sehr vergnüglich. Dabei hilfreich ist das Glossar im Anhang, um japanische Termini zu erläutern. Insgesamt eine angenehme Krimi-Lektüre, die Lust auf weiteren Lesestoff aus der Feder des Autors macht.

Bewertung vom 12.06.2024
Solito
Zamora, Javier

Solito


ausgezeichnet

Spannender und bewegender biografischer Roman
Javier Zamora erzählt in seinem autobiografischen Roman seine eigene Fluchtgeschichte. Im Alter von 9 Jahren macht er sich alleine in El Salvador auf, um der Not seines Heimatlandes zu entfliehen und zu seinen Eltern nach Kalifornien zu gelangen. Er lässt mutig seine Vergangenheit mit seiner gewohnten Umgebung, seinen geliebten Menschen dort, hinter sich. Dabei treibt ihn die Vorstellung von einem gemeinsamen Leben im gemütlichen Heim seiner engeren Familie, seiner Mutter und seinem ihm unbekannten Vater in der sicheren Umgebung der Vereinigten Staaten voran. Beschwerlich und voller Gefahren ist die mehrere 1000 km lange Strecke, die der Junge in einer kleinen Gruppe vor sich hat.
Insgesamt ist der Roman flüssig und spannend beschrieben. Dabei erweist sich der Autor als geübter Beobachter, sowohl die landschaftliche Umgebung als auch die Beziehungen der Protagonisten der Geschichte werden detailgetreu und anschaulich beschrieben.
Die Umstände der Flucht schildert der Autor sehr realistisch. Es wird verständlich, wie Not und Elend die Menschen zu einer solchen risikoreichen Wanderung bewegen kann. Dabei erzeugte die Lektüre in mir Hochachtung vor der Leistung des Jungen, der trotz aller Probleme, Härten und Widerstände in seiner Gruppe Solidarität und Freundschaft gibt und erfährt. Mich hat die Geschichte sehr bewegt.
Vielleicht tut es dem Roman auch gut, das sie nicht in Europa spielt. Durch die Distanz ist sie etwas erträglicher, als es vermeintlich eine Fluchtgeschichte in unmittelbarer Umgebung wäre.

Bewertung vom 24.05.2024
Endstation Malma
Schulman, Alex

Endstation Malma


ausgezeichnet

Alex Schulman hat mit "Endstation Malma" einen bewegenden und emotionalen Familienroman geschrieben. Bewegender Roman
Schulman nähert sich den handelnden Personen in der Form einer Zugfahrt von Stockholm nach Malma, einem kleinen Ort der einige Stunden von Stockholm entfernt liegt. In drei Handlungssträngen erzählt er die Geschichte von einem Vater und seiner Tochter, einer jungen Frau und einem Paar. Aus unterschiedlichen Beweggründen fahren diese nach Malma, doch sie haben mehr miteinender zu tun als man zunächst vermutet. Die Entwickung der einzelnen Geschichten, mit ihren Gedanken, sowohl verschieden als auch mit Überschneidungen, könnte den Roman verwirrend machen, trägt jedoch sehr zur Spannung zum Vergnügen der Lektüre bei. Interessanten Stoff bieten die Überlegungen des Autors über das Wesen zwischenmenschlicher Beziehungen. Besonders bleibt der Satz "Du bist nicht allein" in Erinnerung.

Bewertung vom 17.10.2023
Wie Sterben geht
Pflüger, Andreas

Wie Sterben geht


sehr gut

Spionage im kalten Krieg
Die Schreibtischangestellte des BND Nina Winter wird zur Führungsoffizierin in Moskau. Sie ist vom Top-Agenten des BND in Moskau, Pilger, angefordert worden, der darauf besteht von ihr geführt zu werden. Actionreich und mit einigen reellen Bezügen zur Historie entwickelt Andreas Pflüger die Geschichte um Nina und Pilger. Dabei geraten die Protagonisten häufig in lebensgefährliche Situationen oder in Gefahr entdeckt zu werden. Die Lage ist oft verworren: wem kann man trauen? Gibt es Maulwürfe? Man rettet sich durch die Tätigkeit als Doppelagentin und übermittelt "Spielmaterial".
Letztlich kulminiert die Handlung in einem Agenten-Austausch auf der Glienicker Brücke (die im Buch eher am Anfang der Handlung geschildert wird).
Ich fragte beim Lesen was das Ganze Spionagegeschäft überhaupt soll, aber im Buch wird auch auf die Übermittlung konkreter Informationen für die Sicherheit des Staates hingewiesen.
Der Roman ist lesenswert und spannend.

Bewertung vom 06.09.2023
Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3


ausgezeichnet

Kriminalfall mit Wiener Flair
Oliver Pötzsch ist mit dem dritten Band der Totengräber-Serie wieder ein lesenswerter Kriminalroman gelungen. In einer Gruft unterhalb des Stephansdomes wird eine Leiche aufgefunden. Inspektor Leipold von Herzfeld übernimmt die Ermittlungen, wieder kongenial begleitet von der Tatortfotografin Julia Wolf sowie dem etws verschroben scheinenden August Rothmayer, dem Totengräber vom Zentralfriedhof.
Das Opfer hatte sich kritisch mit spiritistischen Sitzungen auseinandergesetzt, und diese Gegnerschaft ist ihm anscheinend nicht gut bekommen. Dieses Umfeld wird nun zum Ermittlungsumfeld. Dabei spielen diverse illustre Personen eine Rolle, unter anderem der sich in Wien befindende Schriftsteller Arthur Conan Doyle.
Der Autor hat eine unterhaltsame und spannende Kriminalgeschichte mit z.T. reellen Bezügen verfasst. Dabei tut der Geschichte wieder einmal der morbide Charakter der Umgebung des Zentralfriedhofes und die Person des August Rothmayer sehr gut. Der Geist der Zeit und der Umgebung der Stadt Wien werden sehr eindrücklich beschrieben. Ein Lesespaß!

Bewertung vom 06.09.2023
Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3
Blum, Charlotte

Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3


sehr gut

Der dritte Fall für das Fräulein vom Amt
Die Cousine einer Kollegin von Alma Täuber, dem Fräulein vom Amt, wird tot in einer Wäschetrommel aufgefunden. Während die Polizei den
Tod als Unfall oder Suizid einstuft, nimmt die charismatische Alma gegen den Rat ihres Freundes Kommissar Ludwig Schiller die Ermittlungen auf. Dabei stößt sie auf die finsteren Machenschaften der Baden-Badener Unterwelt und bringt sich selber in große Gefahr.
Dem Autorinnen-Duo Regine Bott und Drorthea Böhme aka Charlotte Blum ist erneut ein spannender Kriminalroman gelungen. Die Stimmung der Zeit um 1925 wird durchaus glaubhaft wieder gegeben. Einzig manche Anglizismen wirken stellenweise fehl am Platze in diesem Kontext. Insgesamt ist der Kriminalfall logisch stimmig und stellt ein recht unterhaltsames Buch dar. Ein leicht und locker lesbares Lesevergnügen.

Bewertung vom 06.09.2023
Die Erfindung des Lächelns
Hillenbrand, Tom

Die Erfindung des Lächelns


sehr gut

Kriminalfall im Paris der Belle Époque

Der wahren Geschichte des Diebstahls des Gemäldes der Mona Lisa aus dem Louvre im Jahre 1911 folgend entwickelt Tom Hillenbrand einen spannenden Kriminalroman. Obwohl Commissaire Juhel Lenoir von der Sûreté Générale alles unternimmt, bleibt das Bild unauffindbar. Er ermittelt im Umfeld von Musikern, Malern, und Musikern. Bei seinen Ermittlungen trifft er ebenso auf spritistische Kreise und brutal handelnde Anarchisten dieser Zeit.
Die Ermittlungen gestalten sich demnach komplex, und dabei stellt Hillenbrand die städtische Umgebung des Paris des Belle Époque detail- und kenntnisreich dar. Damit gelingt es ihm, neben einem Kriminalroman die historische Umgebung dieser bewegten Zeit ansprechend und lebendig wiederzugeben.
Ich konnte mir deshalb das Umfeld des Romanes gut vorstellen, und habe die Lektüre des Romaens sehr genossen.

Bewertung vom 02.08.2023
Die Akte Madrid / Lennard Lomberg Bd.2
Storm, Andreas

Die Akte Madrid / Lennard Lomberg Bd.2


sehr gut

Ermittlungen um Beutekunst im Umfeld spanischer Geschichte

Der Autor führt uns in seinem zweiten Fall um den Ermittler Lennart Lomberg erneut in das Umfeld der Beutekunst. Dieses Mal dreht sich alles um nationalsozialistische Beutekunst zur Zeit der spanischen Franco-Diktatur. In Granada wird ein Gemälde, ein Porträt, gestohlen und dessen Besitzer, der deutsche Verteidigungsminister, engagiert Lomberg um die Ermittlungen aufzunehmen. Es stellt sich heraus, das die Geschichte des Gemäldes zum Vater des Minister führt, der für das Franco-Regime tätig war. Dabei leitete der ehemalige deutsche Doppelagent und später hochdekorierte Honorarkonsul und Bauunternehmer eine Einheit, die sich mit dem Diebstahl und dem Handel spanischer Beutekunst beschäftigte.
Die Geschichte ist besonders historisch sehr interessant, da sie zum Großteil auf historischen Persönlichkeiten und Ereignissen beruht. Der historische Bezug wird im Anhang des Romans detailliert erläutert. Die Zeit der Franco-Diktatur in Spanien und der Einfluß Deutschlands auf diese Zeit ist hierzulande (sowie in Spanien) kaum bekannt. So ist ein spannender Kriminalroman mit kunsthistorischem und politischen Hintergrund entstanden, der sich gut lesen lässt.

Bewertung vom 25.07.2023
Sekunden der Gnade
Lehane, Dennis

Sekunden der Gnade


ausgezeichnet

Geschichte um Rassismus, Verantwortung und Rache

Im Jahre 1974 ist Boston in Aufruhr. Boston ist aufgeteilt in weiße und schwarze Stadtviertel. Um gegen Rassismus vorzugehen sollen die Kinder der weißen Viertel mit Bussen in schwarze Schulen gebracht werden und umgekehrt. In dieser aufgeladenen Umgebung herrscht ein Klima des Misstrauens und Hasses. Mary Pat Fennessy sucht ihre 17 Jahre alte Tochter Jules, die plötzlich spurlos verschwunden ist. Schließlich muss sie erkennen, dass Jules nicht mehr lebt. Nun beginnt ihr gnadenloser Rachefeldzug.
Der Autor Dennis Lehane schreibt eine bewegende Geschichte über Rassismus und dessen mögliche Folgen flüssig, so das man es nicht aus der Hand legen möchte. Eine Mutter erkennt ihre Schuld an der entstandenen Situation und zieht die unmittelbar Handelnden zur Verantwortung. Die Tragik der und schonungslose Konsequenz Geschichte macht nachdenklich und wütend. Es ist ein aussergewöhnliches Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.