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Petra Quilitz

Bewertungen

Bewertung vom 13.05.2009
Das Körperbild (Leben lernen, Bd. 219)
Schubert, Achim

Das Körperbild (Leben lernen, Bd. 219)


ausgezeichnet

Der Gilde der Psychotherapeuten nicht zugehörig, aber an sozialen Prozessen auch beruflich interessiert, entschied ich mich zum Kauf des Buches, zunächst inspiriert vom Titel „Das Körperbild“, in der Hoffnung, einige Hinweise zu finden, wie man das Bewusstsein seines eigenen Körpers verbessern kann. Zudem faszinierte mich das Titelbild, ein Modigliani aus der frühen Phase des Italieners, dessen Malweise spannungsvoll-überbetonter Proportionen die Aufmerksamkeit in seinen Bann zieht und den Leser auf die Subjektivität der Körperwahrnehmung einstimmt.

Selbst wenn man den theoretischen Anfangsteil etwas flüchtig lesen und den speziellen diagnostischen Teil des Buches überspringen würde (ich fand beides informativ und spannend) würde sich das Blättern dennoch lohnen, da sich die Fachbegriffe meist aus dem Zusammenhang und dank der Abbildungen erklären.

Zwei mir gänzlich neue Aspekte habe ich dabei entdeckt: Zum einen, dass man durch Tonskulpturen, sofern sie mit geschlossenen Augen geformt wurden, die Spuren längst vergessener Ereignisse wieder zur Erinnerung bringen kann. Zum anderen war spannend, anhand des Vergleichs vom Mann-Zeichnen-Test und der dreidimensionalen Körperplastik nachzuvollziehen, wie sich unsere Vorstellung vom Körper in der Kindheit entwickelt.

Lesenswert ist das Buch für Laien vor allen Dingen der vielen Fallbeispiele wegen, die uns Einblicke in die Praxis eines Psychotherapeuten gestattet: War ich vorher der Meinung, dass in einer Therapie nur das zu bearbeiten möglich ist, was sich in Worten klar sagen lässt, so zeigt das Buch, wie über tönernen Abbildern des Körpers intensive Gefühle ausgelöst werden und zu neuen Einsichten und Erkenntnissen führen.

Eindrucksvoll waren besonders die Abbildungen der Menschen, die anhand der Methode ihre Scheu, Intimes zu berichten, überwinden konnten und die Probleme ihrer Sexualität, Weiblichkeit oder Potenz sich selbst erklärten und somit auch dem Therapeuten zugänglich machten.

Wenn das Buch auch keine direkten Tipps zur Verbesserung des Körpergefühls vermittelt, so zielen die Übungen in den beiden letzten Kapiteln darauf hin. Hilfreich sind die Orientierungs- und Atemübungen, die man im Alltag als Pausenfüller zur Entspannung nutzen kann, um sich wieder eins mit dem eigenen Körper zu fühlen. Fasziniert hat mich die Übung „Heilsame Körperfarben“. Jedoch wäre es mir leichter gefallen damit zu experimentieren, wenn der Text von einer CD zu hören wäre.