Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
anspruchsvolle
Wohnort: 
berlin

Bewertungen

Insgesamt 39 Bewertungen
Bewertung vom 30.03.2020
Ich erwarte die Ankunft des Teufels
MacLane, Mary

Ich erwarte die Ankunft des Teufels


sehr gut

Die Inhaltsangabe hatte mich sehr angesprochen, denn das von Reclam neu aufgelegte Buch schien sehr ungewöhnlich. Der Name Mary MacLane sagte mir bisher nichts, deshalb überrascht es, dass ihr Tagebuch laut Klappentext schon 1902 ein "Welterfolg" (und Skandal) gewesen sein sollte. Auch im Zusammenhang von feministischer Frauenliteratur hatte ich nie von der Autorin gehört, denn sie wäre sicher in Erinnerung geblieben.

Da ich Ähnliches noch nicht gelesen habe, ist eine Rezension nicht einfach. Im Buch enthalten sind Tagebucheinträge der Autorin, Anmerkungen und zwei Nachworte. Die Ausgabe hat ein Lesebändchen und macht einen schönen Eindruck. Die Art, wie Mary MacLane ihr Leben, ihre Gefühle und Wünsche in Worte gefasst hat, ist auf ihre Weise beeindruckend, erst recht für die damalige Zeit. Sie fühlt sich unbedeutend als Mensch und Frau, hat große Fantasien, ständig schwankt zwischen Rebellion, Verzweiflung, Melancholie, Hochmut und Größenwahn (ein wenig musste ich an Nietzsche denken). Sicherlich ist der pathetische Schreibstil nicht jedermanns Geschmack, denn man muss ihr nachfühlen können und darf keine Angst vor Extremen haben. Interessant ist auch die Frage, wie Mary MacLane heutzutage gelebt hätte bzw. was aus ihr geworden wäre. Denn ungewöhnliche Köpfe, die es sich und anderen nicht leicht machen, gibt es in jeder Zeit. Somit (und nicht nur deshalb) ist es auch ein philosophisches Werk.

Die Autorin hat das Tagebuch als 19-Jährige geschrieben, was man im Hinterkopf haben sollte. Gleichzeitig ist dies umso bemerkenswerter ist. Man kann das Buch nicht mal schnell zwischendurch lesen. Je weiter man kommt, fallen allerdings Wiederholungen auf, die ein wenig ermüden.

Bewertung vom 23.05.2016
Endgültig / Jenny Aaron Bd.1
Pflüger, Andreas

Endgültig / Jenny Aaron Bd.1


sehr gut

"Endgültig" handelt von der ehrgeizigen, fast schon besessenen Polizistin Jenny Aaron, die es durch ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten schon früh in eine Eliteeinheit geschafft hat. Nach einem missglücklichen Einsatz ist sie blind, was sie aber nur kurz deprimiert. Willensstark versucht sie nicht nur das Beste aus der Situation zu machen, sondern nutzt alle ihre verbliebenen Sinne perfekt dazu, um das fehlende Sehen wettzumachen. Die blinde Protagonistin zeigt den Lesern hier eine für sie ungewohnte Welt, was das Besondere an diesem Thriller ausmacht. Man merkt, wie viel Recherche der Autor (nicht nur zu dem Thema Blindheit) betrieben haben muss, um die Details rüberzubringen. Dass ausgerechnet Aaron von einem berüchtigten Mörder, der gerade im Gefängnis eine weitere Tat gegangen hat, zum Gespräch bestellt wird, ist der Beginn eines Psychoduells zwischen zwei sich Ähnlichen auf verschiedenen Seiten, das sich durch das ganze Buch zieht. Es ist nicht nur viel Action à la James Bond enthalten, sondern auch viel Unterschwelliges, wo man als Leser sehr konzentriert sein muss. Erinnerungen, Gedanken, Träume und Fantasien vermischen sich immer wieder mit dem reinen Geschehen. Es hat etwas gedauert, bis ich ungefähr den Durchblick fand. Manches blieb in der Schwebe, auch da ich die Beweggründe Aarons nicht immer nachvollziehen konnte, was allerdings nicht an ihrer Blindheit lag. Sie (und auch andere) überlebt außerdem Situationen, die mehr als brenzlig sind, wo ich dann manchmal den Kopf schütteln musste. Möglicherweise würde sich sowas im Film besser machen. Eine unbesiegbare blinde Superheldin wäre sicher was!

Dazu kommt noch das Geflecht der einzelnen Personen, das sich erst allmählich entwirrt. Es gibt viele Tote im Buch, die noch immer existent sind (ohne dass es um Zombies geht). Die Elitegruppe ist ein verschworener Haufen mit eigenen Gesetzen und Sitten, was sowohl sympathisch als auch manchmal befremdlich ist. Aaron wird als Frau als ebenbürtig angesehen und hoch geschätzt, dafür hat sie jedoch auch viel geleistet. Sie kämpft wie die anderen der geheimen Truppe mit ihren Dämonen, da das Töten und der Tod für sie keine Unbekannten sind. Es geht viel um Schuld, Wahrheit und "die Dinge ins Reine bringen". Dazu wird aus der Welt der Samurai zitiert, was mir allerdings wenig sagte und das Buch noch komplizierter machte. Dadurch verlor es leider etwas an Spannung, die rein vom Plot her da gewesen wäre. Insgesamt waren die Personen etwas zu abgehoben, um mich so richtig mitreißen zu können. Es handelt einfach von einer ganz anderen Welt, wo ich als Leser außen vor blieb. Deshalb ist es schwer, Sterne zu vergeben. Die Geschichte ist rund, anspruchsvoll, gut geschrieben - nur nicht so richtig mein Geschmack.

Bewertung vom 23.05.2016
Remember Mia
Burt, Alexandra

Remember Mia


gut

Thriller, in denen sich die Hauptperson nicht erinnern kann, obwohl sie etwas Schlimmes getan haben könnte, liegen wohl gerade im Trend. Das kann spannend sein oder auch nicht - vor allem der Aufbau der Geschichte entscheidet darüber. In "Remember Mia" geht es nun um eine junge Mutter, die plötzlich ein leeres Kinderbett vorfindet, auch sämtliche Babyutensilien sind verschwunden. Spuren auf Eindringlinge in das Haus gibt es nicht, nur eine gänzlich verwirrte Mutter, deren Kind Aussagen zufolge viel geschrien hat. Dass sich die Mutter überfordert fühlte und beunruhigende Fantasien hegte, wird außerdem nicht verschwiegen. Aber hat sie ihrem Kind tatsächlich etwas angetan? Anfangs hat der Leser - genauso wie Estelle Paradis, die Mutter des verschwundenen Kindes - keinerlei Durchblick. Sie erwacht nach einem schweren Autounfall in einem Krankenhaus. Sind die erschreckenden, immer wieder auftauchenden Bilder in ihrem Kopf verletzungsbedingt, wahnhaft oder Erinnerungsfetzen?

Was als viel versprechender Thriller beginnt, wird nach den ersten 100 Seiten immer mehr zum Roman oder Drama. Das Buch ist ausschließlich aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Estelle geschrieben, die mit ihrer Amnesie und widersprüchlichen Gefühlen kämpft. Dadurch ist die Geschichte etwas eindimensional und die Spannung, die man von einem Thriller erwartet, fehlt. Ihr Ehemann ist eine Nebenfigur, seltsam hölzern, was genauso für die Ehe der beiden gilt, die ich nicht nachvollziehen konnte. Estelle scheint eher wie eine Tochter als Ehefrau. Dass das Buch darauf hinausläuft, dass sich Estelle nur wieder erinnern muss, um das Drama, mit dem sich mittlerweile auch Polizei und Medien befassen, aufzuklären, ist schnell klar. Dass es nur zwei Schlussfolgerungen gibt, was mit dem Kind geschehen sein kann, ebenso. Daher fand ich das Buch wenig spannend und ziemlich vorhersehbar, auch wenn man natürlich wissen möchte, wie es ausgeht. Im Mittelpunkt steht hier eher der Umgang mit traumabedingter Amnesie und Verwirrtheit, Wochenbettdepression und Mutterrollen. Aber auch hier fehlte mir über längere Strecken die Substanz, so dass es nur die eine Frage gibt: Soll man als Leser Estelle glauben - glaubt sie sich selbst, was traut sie sich zu getan zu haben? Die versprochenen "unerwarteten Wendungen" und das Atem-Anhalten, die einen Thriller ausmachen, blieben für mich leider aus. Dass mir Estelle nicht sympathisch war, will nach meiner Leseerfahrung mit "The Girl on the Train" (sehr ähnliche Buchgrundlage) schließlich nicht viel heißen.

Die knapp 400 Seiten lesen sich überraschend schnell, ohne aber länger haften zu bleiben. Der Anfang war gut, und zum Ende hin (als Estelle mehr Persönlichkeit gewinnt) war das Buch auch wieder mehr mein Geschmack. Trotz des für Eltern beklemmenden Themas würde ich das Buch eher als Lektüre für zwischendurch empfehlen.

Bewertung vom 23.05.2016
Der letzte Pilger / Kommissar Tommy Bergmann Bd.1
Sveen, Gard

Der letzte Pilger / Kommissar Tommy Bergmann Bd.1


gut

Als Liebhaberin skandinavischer Krimis war ich natürlich auf dieses Debüt sehr gespannt. Wenn jemand mit Jo Nesbo verglichen wird, muss es wohl einen guten Grund haben, dachte ich. Es stellte sich aber bald heraus, dass ein paar übliche Zutaten noch lange kein gutes und vor allem spannendes Ganzes machen. Das Einzigartige, das zum Immer-Weiter-Lesen-Wollen führt, fehlt hier einfach. Das Buch fängt mit dem Fund des ehemaligen Widerstandskämpfers Carl Oscar Krogh an, einem älteren Herrn, dem man sicher nichts aufgrund seiner Gegenwart angetan hat, so viel ist klar. Bevor dazu ermittelt wird, taucht der Leser aber erstmal in die Kriegszeit bzw. das Ende des Krieges ein, wo der Offizier Kaj Holt mit sich ringt. Wer er eigentlich ist und auf welcher Seite er steht, wird erst spät deutlich. Das Gleiche gilt für diverse andere Personen der Vergangenheit, was mir zu undurchschaubar war, um Spannung oder Interesse aufkommen zu lassen. Die Agentin Agnes Gerner hätte eine interessante Frau sein können, aber ihre Gefühle und Beweggründe sind mir irgendwie ebenso wenig nahegegangen wie die anderen. Einzig der damalige Kommissar zwischen den Stühlen war eindeutig und sympathisch. Da das Buch ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her springt und vor allem die Kriegszeit viele Rätsel aufgab, gestaltete sich das Lesen zunächst schwierig. Nach dem ersten Drittel durchschaut man mehr, trotzdem habe ich mich ab der Hälfte mehr oder weniger durchgequält.

Im Jahr 2003 beschäftigt sich derweilen Kommissar Tommy Bergmann mit einen Knochenfund von drei Menschen, der aus der Kriegszeit stammen muss. Er ahnt bald, dass es einen Zusammenhang mit dem Mord an dem alten Mann geben muss. Der Autor versuchte Bergmann einige Ecken und Kanten zu verleihen, aber trotzdem wurde ich nicht besonders mit ihm warm. Einzig die sich anbahnende Liebe machte ihn sympathisch. Je mehr man liest (und das muss man sehr konzentriert), desto mehr klärt sich auf. Richtige Überraschungen gibt es jedoch nicht, auch fehlte mir insgesamt die Spannung, was nicht nur an der Verworrenheit, sondern auch am durchschnittlichen Schreibstil liegt. Der Plot ist zwar glaubwürdig und rund, trotz der anfänglichen Rätsel. Aber das gewisse Etwas fehlte mir eben und ich frage mich, wie das Buch zum besten Krimi Skandinaviens wurde. Vielleicht sorgt die Thematik dort für mehr Interesse. Dazu kommt, dass ich meine, Ähnliches (Kriegszeit in Skandinavien, Agenten, Widerstand) bereits in anderen skandinavischen Krimis gelesen zu haben (war es Nesbo, Mankell oder ein anderer von mir geschätzter Autor?) - und das war spannender, auch wenn mich das Thema an sich wenig interessiert. Alles in einem kann man dieses Debüt lesen - besonders wenn viel Interesse am Thema vorhanden ist - , muss es aber nicht.

Bewertung vom 20.05.2016
Wiener Totenlieder / Carlotta Fiore Bd.1
Prammer, Theresa

Wiener Totenlieder / Carlotta Fiore Bd.1


gut

An der Wiener Oper sterben die Künstler und sonstige Mitarbeiter wie die Fliegen - und das sogar während der Vorstellungen. Carlotta Fiore, Tochter einer berühmten Opernsängerin, selbst nach einigen Widrigkeiten des Lebens als Kaufhausdetektivin tätig, wird dazu auserkoren, undercover als Statistin zu ermitteln, gemeinsam mit dem ehemaligen Kommissar Konrad Fürst, der wiederum zwischenzeitlich als Clown seinen Lebensunterhalt verdient. Die beiden müssen sich immer wieder zusammenraufen, denn sie tragen jeweils eine zunächst sehr geheimnisvolle Vergangenheit mit sich herum. Fiore fällt durch ihre unkonventionelle Lebensart, eine gewisse Streitsucht und den ständigen Hang, in schwarze Löcher zu fallen, obwohl sie nach außen tapfer die Freche spielt, zwar aus dem Rahmen und könnte sympathisch sein, bin mit ihr jedoch überhaupt nicht warm geworden. Sie lässt keinen One-Night-Stand aus und ist zudem dem Alkohol verfallen, während Fürst noch immer Hoffnung hat, seine seit Langem vermisste Tochter zu finden und der Sympathieträger ist.

Aufgrund der Inhaltsangabe und da der Krimi in Wien spielt, hatte ich wohl etwas hohe Erwartungen an das Buch. Der Prolog hat mir gut gefallen, er hatte Witz und Spannung, und dann ging es langsam immer mehr bergab, so dass ich kurz vor der Hälfte sogar überlegte abzubrechen. Sicher blickt man hier einmal hinter die Kulissen der Oper (zumal die Autorin dort heimisch war) und die dort tätigen Personen haben die vermuteten Marotten. Aber der berühmte Wiener Charme, den ich in anderen Büchern, die in dieser Stadt spielen, gefunden habe, fehlte leider. Somit hätte das Buch auch in jeder anderen Großstadt spielen können. Die Ironie, die manchmal durchkommt, wird irgendwie durch die übertriebene Art der Protagonistin, wieder erschlagen.

Insgesamt war mir das Buch zu fade und vor allem für einen Krimi zu wenig spannend. Eigentlich stehen verwickelte Familiendramen im Vordergrund, die für einen Roman gut getaugt hätten. Ob das alles reaIistisch ist, bleibt offen, wie auch ein paar andere Fragen. Irgendwann fragte ich mich außerdem, wie immer mehr Personen ermordet werden können, obwohl sich die Polizei im Haus befindet. Dazu erfährt man leider nichts, wie auch über die Ermittlungen kaum etwas zu erfahren ist. Im Mittelpunkt stehen Fiore und Fürst, ihre Vergangenheiten, ihre widersprüchlichen Gefühle und die Tatsache, dass ein beiläufiger One-Night-Stand durchaus gefährlich werden kann. Am Ende gab es immerhin als Trost noch einige Überraschungen und es wird klar, was es mit dem immer wieder eingeschobenen Mädchen, das Alpträume hat, auf sich hat. Das Potenzial wurde hier insgesamt nicht ganz ausgeschöpft, finde ich. Insbesondere die Mutter von Lotta fand ich gut dargestellt.

Bewertung vom 30.09.2015
Troll und Oliver - Bilderbuch
Stower, Adam

Troll und Oliver - Bilderbuch


sehr gut

Troll, das große blaue Monster, hat immer Hunger, deshalb möchte es gerne Oliver essen. Der Junge ist jedoch schlauer als angenommen, denn er kommt ihm immer wieder davon. Zum Schluss entwickelt sich sogar eine Freundschaft. Das Buch ist ab 5 Jahren zum Vorlesen und dann für Anfänger-Selbstleser geeignet, die großen Bilder sind ansprechend für Kinder wie Eltern. Da die Seiten wenig Text beinhalten, bleiben Kinder bei der Sache. Alles in einem eine nette Geschichte, aber auch nicht herausragend.

Bewertung vom 30.09.2015
Ich mach dich fit!
Theiss, Christine

Ich mach dich fit!


ausgezeichnet

Bei den vielen Fitness-Büchern auf dem Markt ist es gar nicht so einfach, das Passende zu finden. "Ich mach dich fit!" sieht bereits von außen ziemlich überzeugend aus, denn hier schreibt die Sportlerin Dr. Christine Theiss (zugleich Kickbox-Meisterin und Ärztin) selbst. Sie kommt sehr sympathisch und motivierend rüber. Die Erzählungen aus ihrem Leben sind genauso interessant wie die Hintergrunderklärungen, die vor den eigentlichen Übungen kommen. Das Beste ist natürlich, dass das Buch anpreist, dass es möglich ist, in nur 15 Minuten täglich fit zu werden. Wer kann da schon nein sagen? Den Schweinehund muss man natürlich trotzdem erst einmal überwinden und dann dran bleiben. Durch den Fitnesstest und die individuellen Übungen danach kommt ein persönliches Trainingsprogramm zustande. Insgesamt fühlt man sich fundiert beraten und traut der Autorin. Ob man nun wirklich fit wird und bleibt, wird die Zeit zeigen - wenn nicht, ist sicher nicht Dr. Theiss schuld. Das Buch ist zwar nicht günstig, ist aber ziemlich hochwertig gemacht, mit viel Inhalt und ansprechenden Fotos.

Bewertung vom 30.09.2015
Treuetat / Verena Irlenbusch Bd.2
Pistor, Elke

Treuetat / Verena Irlenbusch Bd.2


ausgezeichnet

Das Cover wirkt etwas geheimnisvoll und ich hatte mich gefragt, das der Titel wohl bedeuten mag. Dies ist mir nach dem Lesen nun mehr als klar. Das Buch verbindet geschickt Gegenwart und Vergangenheit und wirft hier und da ernsthafte Fragen nicht nur rund um das Thema "Schuld" auf, ohne den durchdachten Plot zu stören. Wer so etwas mag, ist hier genau richtig, denn ein oberflächlicher Pageturner ist das Buch nicht.

Elke Pistor hat überzeugende und authentische Personen geschaffen, was bereits ein Pluspunkt ist. Die Kommissarin Verena Irlenbusch kommt allmählich an ihre Grenzen, als ihre Großmutter schwer an Alzheimer erkrankt. Sie ist hin- und hergerissen zwischen der Betreuung und ihrem sie einnehmenden Berufsleben. Auch ihre Kollegin Leonie hat nach einem Unfall ihr Päckchen zu tragen, genauso wie Christoph, der nach einem Schicksalsschlag plant, seine kleine Tochter wieder zu sich zu nehmen. Ich fand nicht, dass Ermittlungsarbeit und Spannung unter den Privatproblemen gelitten haben, es fügte sich alles gut ein. Die Zerrissenheit der Personen war gut dargestellt, auch die Beschreibung der Alzheimer-Erkrankung ist aus der Realität gegriffen.

Die Ermittler beginnen mit ihrer Arbeit, als ein ehrgeiziger, aber scheinbar nicht sehr sympathischer Journalist einen Unfall erleidet, der auf Manipulation zurückzuführen ist. Außerdem gibt es noch eine Bibliothekarin, eine Fußpflegerin und einen unangepassten Studenten, aus deren Perspektive jeweils geschrieben wird. Ich konnte sie mir geradezu bildlich vorstellen. Durch die Szenenwechsel war das Buch unterhaltsam, aber auch zwischendurch nachdenklich stimmend. Was es mit dem ängstlichen Kind auf sich hat, das zwischendurch kurz vorkommt, wird erst zum Schluss klar. Alles in einem war es für mich ein überzeugendes Buch, das lebensnah und glaubwürdig war und bei dem sich am Ende alles fügt. Es war mein erstes Buch der Autorin, was aber kein Problem war. Im Gegenteil - dann habe ich noch etwas vor mir.