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PucKker

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 17.12.2024
Wie man in verrückten Zeiten nicht den Verstand verliert (eBook, ePUB)
Perry, Philippa

Wie man in verrückten Zeiten nicht den Verstand verliert (eBook, ePUB)


gut

Philippa Perry schreibt in Wie man in verrückten Zeiten nicht den Verstand verliert einen kurzen Ratgeber mit rund 150 Seiten, der sich schnell weglesen lässt. Die Themen drehen sich um Selbstbeobachtung, Beziehungen aufbauen und pflegen, Stress und die Geschichten, die wir uns selbst erzählen. Das arbeitet sie nacheinander ab, bleibt durch die kurzen Kapitel aber ziemlich an der Oberfläche. Vieles wirkt mehr wie ein Gefühl oder eine Intuition als wie fundiertes Wissen aus der Psychologie.

Oft erzählt Perry Anekdoten aus ihrem eigenen Leben, die mir persönlich nicht viel gebracht haben. An einigen Stellen werden Studien erwähnt, die mir aber zu schnell abgehandelt werden. Korrelationen und Kausalitäten werden nicht klar getrennt, und Ergebnisse aus Studien mit Ratten werden einfach auf Menschen übertragen.

Die Übungen sind ganz nett, vor allem, wenn man etwas Praktisches sucht. Ich werde sicher nicht alle ausprobieren, aber ein oder zwei davon könnte ich mir vorstellen. Am Ende gibt es noch Buchempfehlungen, was ich praktisch finde.

Ein schneller Ratgeber zu Themen, die viele betreffen. Für mich aber zu oberflächlich und zu wenig wissenschaftlich.

Bewertung vom 02.12.2024
The Games Gods Play / Schattenverführt Bd.1 (eBook, ePUB)
Owen, Abigail

The Games Gods Play / Schattenverführt Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Unfreiwillig wird Lyra von Hades für die Spiele der olympischen Götter ausgewählt. Sie muss sich gefährlichen Prüfungen stellen, gegen andere Sterbliche antreten und gleichzeitig versuchen, am Leben zu bleiben. Doch die größte Herausforderung könnte sein, sich nicht in Hades zu verlieben – denn Zeus’ Fluch macht sie unliebbar.

Das Buch hat definitiv einige spannende Momente, die dafür sorgen, dass man immer wieder weiterlesen möchte. Die kurzen Kapitel sind ein großer Pluspunkt und lassen die Geschichte trotz der Länge schnell voranschreiten. Die Aufgaben, die es zu meistern gilt, sind teils wirklich aufregend und fesselnd – da fliegen die Seiten nur so dahin.

Schreibstil:
Leider überzeugt der Schreibstil nicht komplett. Besonders Hades’ ständiges “Fuck!” hat mich irgendwann nur noch genervt. Die Dialoge wirken eher wie aus einem YA-Buch, was nicht so recht zu den NA-Elementen passt. Der Versuch, „Spice“ einzubauen, hätte meiner Meinung nach weggelassen werden können – es hat sich einfach nicht harmonisch eingefügt. Das Worldbuilding ist so gut wie nicht vorhanden, was schade ist, denn gerade hier hätte ich mir mehr Details gewünscht. Die Urban-Fantasy-Elemente haben für mich leider überhaupt nicht funktioniert.

Charaktere:
Lyra als Protagonistin ist schwer greifbar. Obwohl ihre Hintergrundgeschichte durch den Fluch dramatisch ist, bleibt sie seltsam blass. Sie hat keine eigenen Ziele und wirkt oft wie ein Mitläufer, der sich Hades blind anpasst. Ihr impulsiver Wunsch, allen zu helfen, ist zwar nett gemeint, aber ohne tiefere Motivation wirkt es unglaubwürdig.

Hades selbst bleibt ein Klischee. Als „Shadow Daddy“ hätte er durchaus interessant sein können, aber er ist überraschend unreif. Seine Machtposition gegenüber Lyra wird nie problematisiert, was eine spannende Dynamik hätte sein können. Ein kleiner Lichtblick war die Erwähnung seiner Vergangenheit mit Persephone, aber auch hier wurde viel Potenzial verschenkt, und die Auflösung war enttäuschend.

Romanze:
Die Liebesgeschichte wird als „Slow Burn“ vermarktet, fühlt sich aber wie Insta-Love an. Die emotionale Tiefe fehlt, und vieles bleibt unausgesprochen. Auch die typische Konstellation „naive Jungfrau trifft erfahrenen Mann in Machtposition“ wirkt mittlerweile einfach nur noch altmodisch.

Fazit:
Das Buch hat einige gute Ansätze, vor allem bei den spannenden Aufgaben und der Grundidee der Spiele. Leider mangelt es an überzeugendem Worldbuilding, komplexen Charakteren und einer gut ausgearbeiteten Romanze. Für junge Leserinnen und Leser könnte es dennoch ein unterhaltsames Buch sein.

Bewertung vom 01.12.2024
Säuferkind
Hoppe, Cornelia;Löer, Wigbert

Säuferkind


sehr gut

Cornelia Hoppes „Säuferkind“ ist ein autobiografisches Werk, und solche Bücher zu bewerten, ist immer schwierig. Hoppes Geschichte ist zutiefst erschütternd und macht betroffen: Als Kind alkoholkranker Eltern wächst sie unter katastrophalen Bedingungen auf und heiratet später selbst einen Mann, der trinkt. Viele ihrer Erlebnisse gehen unter die Haut und schärfen den Blick für die Lebens- und Gefühlswelten von Kindern, die unter ähnlichen Umständen aufwachsen. Es ist ein Buch, das sensibilisiert und sicherlich auch für Hoppe selbst eine Art Therapie war – dafür ziehe ich meinen Hut.

Der Schreibstil hat mich allerdings nicht überzeugt. Viele Sätze beginnen mit „und“, wirken unfertig, fast wie ein Entwurf. Die Sätze sind teilweise so kurz, dass der Lesefluss abgehakt ist. Besonders in den ersten Kapiteln, die die Zeit vor Hoppes Geburt thematisieren, gibt es viele Sprünge. Es liest sich wie eine lose Aneinanderreihung von Stichpunkten. Im weiteren Verlauf wird das zwar um einiges besser, aber ein literarisches Highlight darf man hier nicht erwarten.

Die zwischendurch eingeschobenen Kurzinfos zu Webseiten, Studien und Interviews fand ich ebenfalls störend. Sie reißen einen aus der Erzählung und nehmen dem Buch etwas von seiner Intensität. Für mich haben sie wenig zum Verständnis beigetragen und eher den Lesefluss behindert.

Trotz dieser Schwächen ist Säuferkind ein wichtiges Buch. Es öffnet die Augen für ein oft verdrängtes Thema und erzählt eine Geschichte, die lange nachwirkt. Wer sich nicht am Stil stört, wird hier einen tiefen Einblick in ein Leben finden, das so viele Menschen betrifft und doch so selten zur Sprache kommt.

Bewertung vom 25.11.2024
Intermezzo
Rooney, Sally

Intermezzo


sehr gut

Das wohl schönste Buchcover des Jahres!
Sally Rooney hat ihrem Stil entsprechend ein außergewöhnliches Buch geschrieben. Ihr bekanntestes Buch „Normal People“ habe ich verschlungen und geliebt. Intermezzo konnte mich allerdings nicht ganz so in seinen Bann ziehen und ich musste mich etwas dazu zwingen es zu lesen.

Wir folgen zwei Brüdern nach dem Tod ihres Vaters durchs Leben. Dem Jüngeren fühlte ich mich gleich verbunden und mich interessierte auch welche Erfahrungen er gemacht hat und machen wird. Beim Älteren war das eher nicht der Fall. Besonders der Schreibstil mit noch abgehackteren Sätzen und Gedankenfluten war für mich hin und wieder anstrengend zu lesen. Dabei fußt das Buch vor allem auf dem allgemeinen Gefühl und nur nebenbei wirklich auf Handlung, so viel passiert eigentlich nicht.

Trotzdem hat mir das Buch gefallen, da Sally Rooney es wieder einmal schafft, Menschen abzubilden. Und zwar Menschen mit all ihren Makeln. Da gehören leider auch misogyne Gedanken und dämliche Männer dazu, denen man durch das Buch folgt. Wer das ist und wieso lasse ich mal offen.

Bewertung vom 23.11.2024
Die Frau des Serienkillers
Hunter, Alice

Die Frau des Serienkillers


gut

Das Buch lässt sich schnell lesen, auch wenn der Schreibstil an manchen Stellen noch ein bisschen reifer sein könnte. Für einen Debütroman ist das aber okay.

Beth, die Hauptfigur, ist nicht gerade sympathisch, und ihr Verhalten ist auch nicht immer logisch. Die Szenen mit ihrer Tochter Poppy fand ich allerdings süß – das hat ein bisschen was ausgeglichen. Leider passiert insgesamt ziemlich wenig. Spannung kommt kaum auf, weil Tom, der Serienmörder, ja in Polizeigewahrsam ist. Man hat dadurch nie so richtig das Gefühl von Bedrohung, was in einem Thriller eigentlich wichtig wäre.

Die Motive und Hergänge der Morde wird durch Rückblenden schnell klar. Das nimmt dem Ganzen jegliche Zweifel oder Ungewissheit. Zudem wird schon im Klappentext angedeutet, dass Beth selbst etwas zu verbergen hat. Dadurch ist von Anfang an klar, dass sie ein eigenes Geheimnis hat – vor allem, wenn man schon ein paar Thriller gelesen hat. Das macht die spätere „Wendung“ wenig überraschend. Diese Wendung hat mich dann auch nicht überzeugt. Die Auflösung wirkt ziemlich konstruiert und zu weit hergeholt.

Fazit: Die Idee des Buchs klingt spannend, aber die Umsetzung hat mich nicht gepackt. Es passiert zu wenig, die Spannung fehlt, und der Plottwist war vorhersehbar und nicht wirklich glaubwürdig. Kann man lesen, muss man aber nicht.

Bewertung vom 18.11.2024
Was wir nicht kommen sahen
Seck, Katharina

Was wir nicht kommen sahen


sehr gut

Ada, 18 Jahre alt, verabschiedet sich eines Abends von ihren Eltern – und wählt den Freitod. Zurück bleiben ihre Eltern, auf der Suche nach Antworten und einem Grund.

Katharina Seck hat mit „Was wir nicht kommen sahen“ eine Geschichte geschrieben, die unter die Haut geht und lange im Gedächtnis bleibt. Ihr außergewöhnlich poetischer Schreibstil ist beeindruckend und malt Bilder, die die Schwere des Themas in einem fast zu schönen Licht erscheinen lassen. Metaphern und Vergleiche durchziehen das Buch und sorgen für eine besondere Atmosphäre, doch manchmal hätte die Handlung mehr Raum gebraucht. Auch wenn ich Secks gesellschaftlichen und politischen Aussagen zustimme, fühlte sich der Roman an manchen Stellen eher wie ein Essay oder eine Rede an.

Das Thema des Romans ist schmerzhaft aktuell: Cybermobbing, Verlust, Misogynie, Trauer und Freundschaft. Diese Aspekte sind mit großer Sensibilität beschrieben, oft so nah, dass sie wehtun. Besonders die Perspektivwechsel zwischen Ada, den anonymen Usern im Netz und ihrer Mutter Jenny – zwischen Vergangenheit und Gegenwart – machen die Geschichte lebendig und spannend. Obwohl man von Anfang an weiß, dass Ada ihrem Schicksal nicht entkommen wird, hofft und bangt man trotzdem mit.

Das Buch sensibilisiert auf eindringliche Weise für die Mechanismen von Hass im Netz und die Strukturen, die es erlauben, ihn anonym und straffrei zu verbreiten. Es ist daher ein wichtiges Werk – nicht nur für Jugendliche, um die Dynamik und Konsequenzen von Cybermobbing zu verstehen, sondern auch für Eltern, die die Gefahren der digitalen Welt besser greifen möchten. Seck zeigt, wie schnell aus Hass eskalieren kann, und wie machtlos Einzelne dem gegenüber sein können.

Doch es gibt auch Schwächen. Manche Gespräche wirken auf mich konstruiert, fast schon lehrbuchhaft. Adas reflektierte Art passt nicht immer zu ihrer inneren Zerrissenheit – ihre Angst, Paranoia und Hilflosigkeit erscheinen zu flach. Auch Jennys Trauerverarbeitung schreitet für meinen Geschmack zu schnell und linear voran. Nach nur sechs Wochen wirkt sie erstaunlich gefasst, verzeiht, wo noch Schmerz und Wut Platz gehabt hätten. Besonders die Zeit direkt nach der Nachricht von Adas Tod hätte ich als Leserin gerne mitverfolgt. Die Zeit, in der die Welt dann auseinanderbricht und zerbrochen bleibt – sie fehlt mir. Auch die Perspektiven der anonymen User, die Hass säen, wirken zu bewusst. Hier hätte ich mir unreflektierte, impulsive Figuren gewünscht, die nicht einmal ansatzweise hinterfragen, was sie anrichten.

„Was wir nicht kommen sahen“ ist ein kraftvolles Buch, das sich gesellschaftlich relevanter Themen annimmt. Zwischen den Zeilen blitzen Botschaften über Feminismus, Männerbilder und soziale Verantwortung hervor. Ein lesenswertes Werk, das zum Nachdenken anregt und lange nachklingt.

Bewertung vom 17.11.2024
Mordscoach
Pabst, Lilli

Mordscoach


weniger gut

Die Prämisse des Buches fand ich ganz witzig: gerade eine Therapeutin bzw. Coach tötet die Affäre ihres Mannes und wird dann wohl zur Serienmörderin. Es hätte ein Buch mit einer bösen, aber doch sympathischen Frau sein können, dass Spannung aufbaut, in dem man sich fragt, ob sie wohl der Jagd der Polizei entkommen kann. Das ganze gespickt mit Humor und psychologischen Insights und es hätte gut sein können.

Tja, falsch gedacht. Mit Wortwitz kann das Buch nicht trumpfen. Der Humor ist über das ganze Buch repetitiv und kann einen nicht aus der Reserve locken.
Die psychologischen Elemente wirken arg aus der Luft gegriffen und absurd. Insbesondere die spontanen Einfälle, die natürlich mit einem sechsten Sinn erahnt werden, wirken übermäßig konstruiert. Viel brainstormt sie dann einfach während den Sitzungen und stellt so lange suggestive Fragen, bis die Klienten das sagen, was irgendwie dazu passt. Persönlichkeiten und Absichten durchschaut sie sofort und schreibt Personen ihre Einfälle zu, hier ein Beispiel:

> „Kommissar nickt. »Ich weiß«, sagt Quast und schaut mir ebenso direkt in die Augen. »Aber ich fand Regeln schon immer scheiße.« »Ah, das ist dein übersteigerter Autonomiedrang. Regeln sind Kontrolle, und das wirkt bedrohlich auf dich, du fühlst dich eingeengt, und daher der Wunsch nach Freiheit, diese Lonesome Wolf-Attitüde.«“

Die Spannung bleibt auch auf der Strecke. Alle Handlungen werden schon unzählige Kapitel davor angedeutet oder direkt vorab gesagt. Beispielsweise wird die Vergangenheit unserer Protagonistin immer wieder betont, obwohl es am Ende durch Jakob viel interessanter gewesen wäre. Durch dieses vorweg nehmen ist die Handlung dann einfach nicht überraschend.
Hinzu kommen die fadenscheinigen Mordabsichten und darüber hinaus sind ganze zwei Morde einfach nur banale Unfälle - jemand fällt und ist sofort tot.
Die ganze Masche mit der Polizeiarbeit ist leider auch nicht überzeugend. Der Kommissar wird dann einfach angeflirtet und erzählt ihr alles aus den Ermittlungsarbeiten, ist klar. Einfach alles ist unrealistisch.

Unsere Protagonistin ist dazu unfassbar unsympathisch. Ein schlechter Mix. Ihre Gedanken sind ziemlich eintönig und flach und dazu kommt dann noch eine Bandbreite an Sexismus und Fatphobia. Ich habe tatsächlich gehofft, dass sie einfach auffliegt und verhaftet wird. Hier ein Beispiel zu ihren Gedanken bezüglich Seitensprüngen, bei der ich die Absicht zwar verstehe, das Wort „verantwortlich“ aber echt lächerlich ist:

> „Denn ich als Paartherapeutin weiß: Es sind in fast allen Fällen beide Partner dafür verantwortlich, dass sich einer von ihnen jemandem außerhalb der Beziehung zuwendet.“

Ihre Gedanken zu Sex mit ihrem Mann sind folgende:
> „Und es ist female empowerment at its best. Ich habe mir das genommen, was ich wollte. Meinen Mann.“

Und hier hat sie für mich den Vogel abgeschossen:
> „Jakob sitzt auf der Couch und liest. Ich sehe seine Wuschelhaare von hinten, und mich packt der Drang, von hinten hineinzupacken, sein Gesicht zu mir zu beugen und ihm einen langen, intensiven Kuss zu geben. Mir zu nehmen, was mir zusteht. Meinen Mann. Meinen Sex.“

Igitt!

Bewertung vom 11.11.2024
Moralische Ambition
Bregman, Rutger

Moralische Ambition


ausgezeichnet

Das Cover hätte mich im Handel vermutlich kaum angesprochen – es wirkt wie ein typisches Buch über Berge, und die Kompassnadel ist mir erst auf den zweiten oder sogar zehnten Blick aufgefallen. Dennoch: Der Titel ist gut lesbar und vor allem prägnant.

Das Thema finde ich großartig! Mehr Menschen sollten solche Bücher lesen – insbesondere jene, die nicht in prekären Verhältnissen leben. Natürlich schließt das viele Menschen auf der Welt aus, aber in westlichen Ländern ist diese Zielgruppe genau richtig angesprochen.

Die Umsetzung des Themas finde ich ebenfalls gelungen. Das Buch bietet eine optimistische Perspektive, die zugleich fordert. Wer einfach nur eine Liste von Petitionen sucht, die man unterzeichnen könnte, wird hier nicht fündig und sollte vielleicht besser im Internet suchen. Bergmans Werk hingegen ist elektrisierend und möchte zum Handeln motivieren. Er bringt zahlreiche Beispiele erfolgreicher Pioniere ein und zeigt auf, wie Veränderung - auch nur als Mitmacher - möglich ist.
Alles in allem ein inspirierendes und aktivierendes Buch, das insbesondere (junge) Menschen lesen sollten, um nicht im Unmoralischen Strom der Masse zu verenden.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2024
Happy End
Bestgen, Sarah

Happy End


sehr gut

Die frischgebackene Mutter Isa genießt das Glück mit ihrem kleinen Baby Ben in vollen Zügen – bis er plötzlich von einem Moment auf den anderen verschwindet. Der Albtraum aller Eltern wird wahr, und Isa macht sich selbst schwere Vorwürfe, nicht aufmerksam genug gewesen zu sein. Wurde Ben entführt? Geht es ihm gut? Diese quälenden Fragen bleiben unbeantwortet, selbst als Ben nach Monaten überraschend gefunden wird. Das Familienglück des jungen Paares scheint wieder hergestellt… oder?

Sarah Bestgen, selbst Psychologin, hat mit ihrem Debüt ein beeindruckendes Werk geschaffen. Ihr Schreibstil ist so flüssig, dass man nur so durch die Seiten fliegt. Sie versteht es meisterhaft, ihre Charaktere lebendig wirken zu lassen. Besonders die Gefühlswelt der jungen Mutter – ihre Verzweiflung, Trauer und Selbstvorwürfe – ist eindringlich und glaubhaft beschrieben, was sicherlich von Bestgens beruflichem Hintergrund profitiert.

Der Spannungsbogen steigert sich unaufhaltsam im Verlauf des Buches. Keine Sekunde kam Langeweile auf – man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Von Anfang bis Ende konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und habe mehrmals vergessen, dass ich überhaupt gerade lese, so sehr habe ich mich ins Buch hinein versetzt gefühlt. Das Buch ist spannend, emotional und hat mich an vielen Stellen tief berührt.
Dabei lädt die Handlung zu wilden Spekulationen ein, und obwohl man mitfiebert und Theorien aufstellt, bleibt die tatsächliche Auflösung bis zuletzt unvorhersehbar. Besonders die Kapitel vor der Enthüllung haben mich stark beeindruckt: Die Ereignisse verdichten sich, die Verbindungen werden immer komplexer, und die Spannung erreicht ihren Höhepunkt.

Allerdings hat mich die rasante Auflösung etwas enttäuscht und auch die Figuren verloren für mich an Authentizität. Ein überraschender Plottwist blieb aus, und die Auflösung fühlte sich für mich unfertig an. Manche Elemente wirkten nicht völlig schlüssig. Vielleicht hat mich das Ende auch deshalb enttäuscht, weil die vorhergehenden Kapitel so unglaublich packend waren.

Insgesamt hat Sarah Bestgen ein großartiges Debüt vorgelegt, und ich hoffe, dass sie weitere Bücher schreibt. Direkt im Anschluss habe ich mir die Anthologie „Das Böse vor deiner Tür: Unheimliche Geschichten“ geschnappt, bei der sie mitgewirkt hat. So gut war Happy End geschrieben!

Bewertung vom 02.11.2024
The Killer Profile
Fields, Helen

The Killer Profile


gut

„The Killer Profile“ kommt mit einer spannenden Idee daher: Eine Data Analystin stößt auf das Profil eines Psychopathen, und bald darauf häufen sich die Morde an jungen Frauen. Schafft sie es, ihn zu finden, bevor auch sie in Gefahr gerät?

Ein starker Einstieg, doch letztlich hat die Story erstaunlich wenig mit Datenanalyse zu tun. Viel mehr geht es um die Geheimniskrämerei der Firma und um Midnights wachsenden Drang, den Täter zu stoppen. Die wechselnden Perspektiven zwischen ihr und dem Psychopathen bringen Abwechslung und geben uns Einblicke in seine kranke Welt. Die Figuren sind durchaus spannend gestaltet. Midnight, belastet durch eine schwere Vergangenheit und familiäre Konflikte, ist eine interessante Protagonistin. Und der Täter? Der wird nach und nach als immer verstörender Charakter entblättert.

Doch leider handelt Midnight oft ziemlich unlogisch, trifft Entscheidungen, die eher an typische Horrorfilm-Klischees erinnern: Statt vorsichtig zu sein, stürzt sie sich kopfüber in die Gefahr – wie jemand, der unbedingt allein in den Keller gehen muss. Viele der Probleme hätten sich eigentlich leicht vermeiden lassen. Auch die Spannung hätte intensiver aufgebaut werden können, wenn man manche Dinge nicht so schnell preisgegeben hätte und gewisse Absichten im Dunkeln geblieben wären. Die Geschichte ist dadurch recht vorhersehbar, und eine große Wendung gibt es nicht.

Trotzdem liest sich das Buch angenehm flüssig. Ja, ein paar Rechtschreibfehler sind da, aber das hat dem Lesefluss kaum geschadet – ich habe das Buch in zwei Tagen durchgelesen. „The Institution“ von der Autorin würde ich mir auch ansehen.