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brenda_wolf
Wohnort: 
Oberfranken

Bewertungen

Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 06.11.2024
Vielleicht hat das Leben Besseres vor
Gesthuysen, Anne

Vielleicht hat das Leben Besseres vor


sehr gut

Koma
Anne Gesthuysens bisherigen Bücher habe ich alle mit Genuss gelesen, sie hat immer genau meinen Nerv getroffen, deshalb war ich super gespannt auf den neuen Familienroman.

Schauplatz in ‚Vielleicht hat das Leben Besseres vor‘ ist eine kleine Gemeinde am Niederrhein. Die Pastorin Anna von Betteray erlebt nicht nur ihr Amt sondern auch ihren Nebenjob als Notfallseelsorgerin als mitunter sehr aufwühlend.

Raffaela, ein Mädchen, das seit einem Unfall geistig behindert ist, liegt im Koma. Man hatte sie bewusstlos in einem Straßengraben aufgefunden. Wie kam es dazu? Hat ihr jemand Gewalt angetan? Die Umstände sind unklar und die Gerüchteküche in dem kleinen Ort brodelt.

Anne Gesthuysen erzählt wie immer mit psychologischem Feingefühl. Ich mag ihren Schreibstil sehr, dennoch konnte mich die Handlung diesmal nicht durchgängig fesseln. Die Figuren waren zwar liebevoll und authentisch gezeichnet, ich mochte neben der Hauptprotagonistin Anne vor allem ihre Großtante Ottilie, die mit ihren über 90 Jahren noch voller Leben und Feuer sprühte. Anne Mutter, mit ihrem Adelsspleen und Standesdünkel ging mir hingegen extrem auf die Nerven. Der dörfliche Klatsch und Tratsch, mit Spekulationen und Vorverurteilungen sind wirklichkeitsnah geschildert. Manches fand ich allerdings too much, für meinen Geschmack wurden zu viele Klischees bedient.

Fazit: Gut lesbar, jedoch nicht das, was ich erwartet hatte.

Bewertung vom 05.11.2024
Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


ausgezeichnet

Die Mitfords und der Faschismus

Von den Mitfords war mir bisher nur Unity in Zusammenhang mit Hitler begegnet. Dass auch ihre ältere Schwester Diana, die hübschestes unter den Schwestern, mit einem faschistischen britischen Führer liiert war, war mir bis dato unbekannt.

Der Faschismus war in den 30er Jahren anscheinend nicht nur ein deutsches Problem. Ich las mit Abscheu von der Begeisterung der Briten für Mussolini und Hitler. Insbesondere die Welt der britischen Aristokratie war für diese Strömung empfänglich. Unity Mitford, eine junge Dame der britischen High Society, dekorierte eine Wand ihres Zimmers mit Hakenkreuzen und Hitlerbildern. Sie war besessen von Hitler und steigerte sich immer mehr in ihren Wahn.
Ebenso fanatisch war ihre Schwester Diana, die mit allen Konventionen brach, ihren Ehegatten verließ, um frei zu sein für ihren Liebhaber Mosley, dem faschistischen Führer der Briten.
Die Eltern wetterten zwar anfangs gegen die ‚Hunnen‘ doch irgendwann schlug ihre Meinung um, sie ließen sich von den rechtsradikalen Sprüchen anstecken und wurden zu glühenden Nazi Verehrern. Dafür fehlte mir jegliches Verständnis. Nancy, die Schriftstellerin und älteste der Mitford-Schwestern, sah fassungslos, wie ihre Schwestern in den braunen Sumpf abglitten und ihre Eltern dazu. Während Unity und Diana offen dem Faschismus anhingen, karikierte Nancy das Leben der britischen Upper Class mit bissigem Humor. Lediglich Jessica, die jüngere Schwester schlug genau in die gegengesetzte Richtung. Sie sah sich als Kommunistin. Interessant ist, dass Winston Churchill mit den Mitfords verwandt war.

Marie Benedikt schreibt gut lesbar. Die einzelnen Kapitel werden aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt, nacheinander berichtet jeweils eine der Schwestern aus ihrer Sicht. Leider hat man aus der Geschichte nichts gelernt, auch heute lassen sich Menschen von rechtsradikalen Sprücheklopfern manipulieren und laufen ihnen kritiklos hinterher. Ich empfand diese Frauen, als sehr gefährlich. Sie zogen im Hintergrund ihre Fäden.

Fazit: Ein Roman, der aktueller ist denn je.

Bewertung vom 15.10.2024
Wallis Simpson
Lindinger, Michaela

Wallis Simpson


ausgezeichnet

Wallis und die Windsors
Bereits vor 85 Jahren gab es einen Skandal im britischen Königshaus. Für diesen Wirbel sorgte eine Frau: Wallis Simpson. Die geschiedene und noch in zweiter Ehe lebende Frau, hatte König Edward VIII. den Kopf verdreht.

Edward VIII., englischer König, Kaiser von Indien und Herrscher über das größte Empire der Welt, verzichtet einer Frau zuliebe auf all seine Ämter und Insignien. Wallis Simpson war der formelle Grund für die Abdankung König Edwards VIII. im Jahre 1936. Eine Frau die bereits zweimal verheiratet war. Während ihrer zweiten Ehe mit dem Geschäftsmann Ernest Simpson lernte Wallis den britischen Thronfolger kennen, der sich in sie verliebte. Obwohl Wallis Simpson eher herb aussah und keineswegs den Idealen ihrer Zeit entsprach, verstand sie es, Männer in ihren Bann zu schlagen. Sie muss eine unglaubliche Anziehung ausgestrahlt haben.

Der verliebte Edward versprach ihr in seiner Naivität, er werde sie zur Königin machen, zur Kaiserin von Indien. Er rechnete nicht mit dem Widerstand seines Volkes. Im Dezember 1936 dankte er ab und nahm Zuflucht auf Schloss Enzesfeld in Österreich. Wallis wartete derweil in Frankreich auf ihre Scheidungspapiere. Solange diese nicht ausgestellt waren, durfte das Paar nicht im selben Land leben. Das Presseinteresse war schon zu dieser Zeit enorm. Wallis konnte das Haus nicht verlassen, noch nicht einmal das Fenster öffnen. Die Fotografen saßen in den Baumkronen. Am 3. Mai 1937 war Wallis endlich frei für ihre Ehe Nummer Drei- Einen Monat später, am 3. Juni 1937 wurden Edward und Wallis in Frankreich Mann und Frau.

Der 165 Zentimeter große Edward galt in seiner Zeit als Modevorbild. Er wog zeitlebens weniger als 60 kg. Wallis war 162 Zentimeter groß und wog um die 45 Kilo. Beide litten wohl unter Anorexia Nervosa. Edward nahm nur rohes Obst und Earl Grey zu sich, sowie kostspielige Spirituosen. Der nervöse König lenkte sich mit einfachen Handarbeiten ab, die er von seiner Großmutter Königin Alexandra und seiner Mutter Königin Mary erlernt hatte. So strickte er in seinem Exil auf Schloss Enzesfeld für Wallis einen Pullover in ihrer Lieblingsfarbe Blau. Er las nie, dafür fehlte ihm die Konzentration.

Wallis bezeichnete in Briefen Edward wiederholt als ‚Peter Pan‘, der Junge der nicht erwachsen werden wollte. Ein langjähriger Freund schrieb an seine Frau: ‚Er muss sich bei ihr dauernd für etwas entschuldigen, das er ihrer Meinung nach wieder verbockt hat. Langsam tut er mir wirklich leid. Er schafft es einfach nicht, Dinge so zu erledigen, wie sie es für richtig hält. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der so verrückt verliebt ist.‘ Aber genau so eine Frau brauchte Edward. Eine Frau die ihm sagte, wo es lang ging.

Edwards leidenschaftliche Liebe wurde von Wallis wohl nicht ebenso erwidert. Wallis soll unter der Anbetung durch ihren Mann gelitten haben. Sie fühlte sich von seiner Liebe erdrückt. Außerdem fühlte sie sich von ihm hereingelegt. Er hatte sie mit der Krone geködert, das nahm sie ein Leben lang übel.

Michaela Lindingers Biografie über Wallis Simpson hat mich von Anfang bis zum Ende gefesselt. Die Autorin schafft es, gut recherchierte Fakten spannend und unterhaltsam rüberzubringen. Die vielen Fotos runden das Bild des illustren Paares perfekt ab. Sie macht den Schmerz über den Verlust der Privilegien und dem Leben im Exil deutlich.

Fazit: Eine Lektüre, die den Leser in Atmen hält. Spannend wie ein Krimi.

Bewertung vom 18.09.2024
# Health Upgrade
Walbrun, Alina

# Health Upgrade


ausgezeichnet

Gesund und glücklich

Alina Walbrun verspricht mit ihrem Ratgeber “Health Upgrade” dem Leser 101 Hacks und Tipps zu bietet, um sofort gesünder zu leben.

Von den 9 Hallmarks of Aging hatte ich noch nicht gehört. Sie verraten, was im Körper während des Alterungsprozesses passiert. Bekannt war mir hingegen, was Alina Walbrun über die Blue Zones zu berichten hat. Darunter versteht man die Regionen auf der Welt, in denen Menschen statistisch gesehen am längsten leben. Gesunde Hundertjährige sind dort die Regel. Sie haben das Rezept für ein glückliches, gesundes und langes Leben.

Fest steht, manche Menschen scheinen langsamer zu altern als andere. Es lässt sich ein Muster im Lebensstil erkennen. Drei Säulen sind für eine langes und glückliches Leben ausgemacht worden: Gesunde Ernährung, Bewegung und ein intaktes soziales Umfeld.

Wem wundert es: Das Körpergewicht ist ein wichtiger Grundpfeiler um gesund zu werden und zu bleiben. Eisbaden ist übrigens auch ein Hack auf Alina Wabruns Liste. Sehr gesund, aber nicht jedermanns Sache. Aber vielleicht tut es auch Wassertreten bis zum Knie in unserem Brunnen vor dem Haus. Mache ich täglich, egal bei welchem Wetter.

In einem Kapitel geht es um die Darmgesundheit und was wir dafür tun können. Hier spielt die Ernährung eine wichtige Rolle, sie sollte unbedingt ballastoffhaltig sein. Und … Überraschung!!! Auch regelmäßiger Sport wirkt sich positiv auf den Darm aus.

Ein Kapitel befasst sich mit der mentalen Gesundheit, ein anderes mit der Haut. Es geht in den “Health Upgrade”-Hacks um Entspannung, um Intervallfasten, dem täglichen Zellreset, um Blutzuckerspitzen und Heißhungerattacken, wie Hormone wirken und noch viel mehr. Zum Schluss gibt es noch ein paar Rezepte.

Alina Walbrun ist als Medfluencerin DocAlina in den Social Media unterwegs. Sie ist angehende Ärztin und hat in ihrem Ratgeber einiges an Wissen angesammelt. Das meiste war mir bekannt. Wer sich für eine gesunde Lebensweise interessiert, hat sicherlich darüber schon etliches gelesen. Trotzdem ist es gut, in diesem Buch das geballte Wissen vorzufinden. Das Buch ist für Laien leicht verständlich abgefasst und liest sich flüssig. Der Aufbau der einzelnen Kapitel ist übersichtlich und logisch aufgebaut. Insgesamt ist das Buch ansprechend gestaltet.

Fazit: Ein umfassender Ratgeber für alle. Denn Gesundheit ist unser wichtiges Gut.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2024
Todeskalt / Löwenstein & Berger Bd.2
Stoltz, Nikolas

Todeskalt / Löwenstein & Berger Bd.2


ausgezeichnet

Düster und mystisch

Die Kriminalpsychologin Caro Löwenstein erhält einen verstörenden Anruf ihrer alten Freundin Melanie. Sie klingt panisch und wird angeblich verfolgt. Der Anruft bricht abrupt ab und Melanie ist telefonisch nicht mehr zu erreichen. Alarmiert fährt Caro in das kleine verschneite Dorf Oberweildorf im Taunus. Dort entdeckt sie eine Mädchenleiche in einem alten Turm. Doch von Melanie keine Spur. Auf weitere Anrufe reagiert Melanie nicht. Ihr Handy scheint tot zu sein.

"Todeskalt" liest sich suuuuper spannend. Der Autor hat zielgenau meinen Nerv getroffen. Die perfekte Mischung aus Spannung, Mystik und Geheimnis. „Todeskalt“ ist der zweite Thriller des Autors Nikolas Stoltz rund um Kriminalpsychologin Caro Löwenstein, Kommissar Simon Berger und ihr Team. Ich kannte den ersten Band noch nicht, bin aber problemlos in die Geschichte eingestiegen.

Es tauchen viele Fragen auf. Wurde des Mädchen Johanna ermordet oder war es Selbstmord, wie der örtliche schroffe und unkollegiale Kommissar Schilling behauptet. Was hat es mit der Legende um die „Erlöserin“ auf sich? Nach und nach tun sich Abgründe auf. Zudem quälen Caros Kollegen, Simon Berger Alpträume und jetzt versetzt ihn auch noch der Mörder seiner Freundin, Reiner Kollnitz, in starken emotionalen Aufruhr.

Nicolas Stoltz schafft es, eine beklemmende und unheimliche Atmosphäre zu erzeugen, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt Die Kapitel sind angenehm kurz. Die Protagonisten Caro und Simon sind vielschichtig und glaubwürdig dargestellt. Der Gruseleffekt kommt nicht zu kurz. Ich hatte zwischendurch Gänsehaut.

Ein bisschen fragwürdig fand ich allerdings Caros, aber auch Simons, Alleingänge. Aber das tat der Spannung einen Abbruch. Das Ende war nicht vorauszusehen. Mit der Auflösung hatte ich nicht gerechnet, fast kam sie mir ein bisschen zu abrupt.

Fazit: Ein spannender, aber auch düsterer Krimi mit Gänsehautfaktor.

Bewertung vom 12.09.2024
In den Wald
Vaglio Tanet, Maddalena

In den Wald


ausgezeichnet

Die Lehrerin

Ein beeindruckendes Romandebüt von Maddalena Vaglio Tanet.
Der Roman spielt im Jahre 1970 im italienischen Piemont von Biella. Eine zweiundvierzigjährige Lehrerin verschwindet eines Morgens im Wald. Was veranlasst Silvia sich in den Wald zurückzuziehen? Eine ihrer Schülerinnen, die elfjährige Giovanna, hat den Freitod in einen Gebirgsbach gesucht und Silvia gibt sich die Schuld. Völlig kopflos verlässt sie das Dorf, ohne was mitzunehmen, nur ihre Lehrerinnentasche trägt sie bei sich.

Während der Leser in die Stille und die Geräusche des Waldes eintaucht, kämpft Silvia mit ihren inneren Dämonen. Familie und Dorfbewohner suchen sich Sie will nicht gefunden werden.
Maddalena Vaglio Tanet schreibt in einer klaren Sprache. Die Hauptprotagonistin ringt mit unausgesprochenen Wahrheiten, die von der Autorin sehr gut vermittelt werden. Die Geschichte entwickelt sich langsam, ist mysteriös und wirft Fragen auf. Leider konnte mich die Geschichte nicht durchgehend fesseln. In dieser emotionalen Reise in die menschliche Psyche lesen wir aber auch von Gewalt in diesem scheinbar idyllischen Dorf.

Interessant ist, dass die Autorin von einer wahren Geschichte zu diesem Roman inspiriert wurde. Auch in ihrer Familie verschwand eine Lehrerin für mehrere Tage und niemand weiß, was sie dazu veranlasst hatte.

Fazit: Ein Roman über Schuld, Verlust und letztlich auch Erlösung.

Bewertung vom 01.09.2024
Über Leben und Tod
Klenk, Florian

Über Leben und Tod


ausgezeichnet

Jeder Tod riecht anders
Der Jurist und Journalist Florian Klenk, schickt uns mit seinem faszinierenden Buch tief in die Abgründe der Gerichtsmedizin des österreichischen Professors Christian Reiter. Übrigens betreiben beide einen Podcast: Klenk+Reiter - Der FALTER-Podcast aus der Gerichtsmedizin.

«Ich wüsste, wie der perfekte Mord geht, werde mich aber hüten, es jemandem zu verraten», sagt Christian Reiter. Bis 2020 obduzierte Reiter am gerichtsmedizinischen Institut in der Wiener Sensengasse, jetzt ist er eigentlich im Ruhestand, aber als Gutachter ist er nach wie vor im Einsatz. In diesem Buch erfahren wir auch einiges über seine eigene Familiengeschichte, denn schon seine Vorfahren beschäftigten sich mit dem Tod.

Oh ja, zwischendurch wird es gruselig. Reiter geht vielen alten Fällen mit Akribie und wissenschaftlichen Methoden auf den Grund. Wir lesen von Pesttoten und Vampiren. Das Buch bietet nicht nur Einblicke in die wissenschaftliche Präzision der Gerichtsmedizin, sondern auch in die menschlichen Geschichten hinter den Fällen. Reiters Leidenschaft ist beeindruckend. In seinem Studierzimmer sammelt er Artefakte des Todes, die mir einen Schauer über den Rücken jagen.

Der Autor Felix Klenk schreibt auch für Laien verständlich. Das Buch liest sich spannend wie ein Krimi.

Fazit: «Über Leben und Tod» ist es ein spannendes Buch nicht nur für Krimifans mit Gänsehautgarantie.

Bewertung vom 21.08.2024
Du kennst sie
Jennett, Meagan

Du kennst sie


ausgezeichnet

Hinter der Maske

Debüt gelungen! Meagan Jennett legt mit „Du kennst sie” einen bemerkenswerten Thriller vor.

Die Barkeeperin Sophie Braam arbeitet in einem angesagten Etablissement. Sie arbeitet schon lange in diesem Beruf und hat längst das Vertrauen ihres Chefs erworben. Sie hat sich an die Übergriffe und Anzüglichkeiten ihrer Kundschaft gewöhnt. Sie hat immer ein professionelles Lächeln und ein paar unverbindliche Worte parat. Doch hinter ihrer Maske brodelt es. Sie verabscheut diese Typen. Und als sich eines Tages Mark Dixon, ohne sie zu fragen, an ihren Rotwein bedient, bringt das endgültig das Fass zum Überlaufen. Sie schafft sich den Kerl vom Hals. Mark Dixion ist Sophies erster Mord, der erste einer Serie. Danach kennt sie keine Skrupel mehr und sie ist nicht zimperlich in ihrem Vorgehen.

Nora Winter, die schwarze Polizistin, die Murphs Nachfolgerin werden soll, hat es nicht leicht in ihrem Job. Sie muss sich gegen die Männer behaupten. Nachts wird sie von Alpträumen geplagt. Nora ist erst kürzlich in diese Gegend gezogen und so freundet sie sich mit Sophie an. Ahnt sie das etwas mit dieser rätselhaften Barkeeperin nicht stimmt?

Meagan Jennetts Schreibstil ist prägnant und fesselnd. Die Charaktere sind authentisch gezeichnet. Sophies Arbeit als Barkeeperin, beschreibt sie detailgetreu. Jennett kennt das Kolorit hinter dem Tresen, da sie selber mal in diesem Beruf jobbte. Sophies Gedanken und ihr Hass werden spürbar, sie verabscheut diese Typen, die Frauen Gewalt antun, die kein Nein akzeptieren und die die Schuld den Frauen zuschieben: Sie hat mich verrückt gemacht. Sophie ist intelligent, sie ist aufmerksam und wach, sie versteckt ihre Empfindungen hinter einer Maske. Aber auch Nora ist klug und beobachtet sehr genau. Zwei faszinierende Frauen, im Guten wie im Bösen.

Schade, dass der Roman einige Längen aufweist.

Fazit: Ein außergewöhnlicher Thriller.

Bewertung vom 19.08.2024
Unser Buch der seltsamen Dinge
Godfrey, Jennie

Unser Buch der seltsamen Dinge


ausgezeichnet

Beste Freundinnen und ein Plan

“Unser Buch der seltsamen Dinge” von Jennie Godfrey ist in erster Linie ein Roman über Familie und Freundschaft. Die Geschichte spielt Ende der 70iger Jahre. Ein Serienmörder, bekannt als Yorkshire-Ripper, dem bereits 13 Frauen zum Opfer fielen, hält die Welt in Atem.

Miv lebt zusammen mit ihren Eltern und ihrer Tante Jean in einer kleinen Stadt in Yorkshire. Ihre Mutter ist krank. Seit zwei Jahren ist sie verstummt, deshalb kümmert sich die Tante um die Familie. Der Vater beschließt von der Gegend wegzuziehen, doch Miv möchte unbedingt bleiben. Sie will sich nicht von ihrer besten Freundin Sharon trennen. Deshalb fasst sie den waghalsigen Plan, sie und Sharon werden den Mörder zur Strecke bringen. Miv und Sharon erstellen Listen, sammeln Hinweise und beobachten die Menschen in ihrer Umgebung. Dabei enthüllen sie viele Geheimnisse und lernen bemerkenswerte Menschen kennen.

Die Autorin erzählt sehr einfühlsam. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet. Sie beschreibt die Freundschaft zwischen Sharon und Miv wie eine Wippe. Miv hat die Ideen und Sharon setzt sie um. Auch das Bild von Mivs Zuhause ist sehr plastisch dargestellt. Miv empfindet Sharons Zuhause als farbenfroher als ihr eigenes, dass in ihren Augen grau und braun war, seit die Mutter nicht mehr sprach. Die Situation zuhause nimmt Miv die Luft. Sie vermisst ihre Mum, wie sie vorhergewesen war. Trotzdem sagt Miv an einer Stelle: Meine Familie war vielleicht kaputt, aber wir hatten sie provisorisch wieder gekittet. Was hinter der Krankheit ihrer Mutter steckt, erfährt der Leser ganz zum Schluss.

Von der Quelle in Knaresborough hatte ich bisher noch nicht gehört, die Gegenstände in kurzer Zeit versteinern lässt, da sie immens viele Mineralien enthält.

Der Roman führt den Leser in die Welt der 70iger Jahre, er zeigt ein Abbild dieser Zeit und ihrer Gesellschaft. Manche Dinge haben sich leider nicht zum Besseren geändert, wie Mobbing, Rassismus und Gewalt.

Fazit: Ein berührender Roman, der den Finger in Wunden legt.

Bewertung vom 16.08.2024
Die Löwin von Jerusalem
Laurin, Ruben

Die Löwin von Jerusalem


ausgezeichnet

Die Badende

Der Autor Thomas Ziebula, hier unter dem Namen Ruben Laurin, hat sich einem interessanten Thema mit Bathseba und König David angenommen. Von Thomas Ziebula kenne ich schon etliche Romane, die in ihrer Art sehr unterschiedlich sind, über Historische Romane und Historische Krimis und nun also ein Stoff aus der Bibel.

Wir befinden uns im Jahre 1000 v. Chr. vor den Toren von Hebron, einer Stadt in Israel. Die knapp sechzehnjährige Bathseba und der Hirtenjungen David verlieben sich in einander, als sie ihn mit viel List vor dem Angriff einer Löwin rettet. David möchte sie zur Frau nehmen, aber Bathseba ist bereits Uriah, einem Offizier des Königs versprochen.

Ich erinnere mich, in meiner Kindheit von David gehört zu haben, der als Hirtenjunge den Riesen Goliat mit einem Stein aus seinen Steinschleuder tötete, der später König von Israel wurde. Für mich war der Verfasser der Psalmen und Urvater des künftigen Messias immer ein glorifizierter Held. Um seine dunklen Seiten hatte ich mir keine Gedanken gemacht, um den Herrscher, der Ehebruch begeht und der den Mann seiner Geliebten ermorden lässt. Und ja, er ging nicht zimperlich mit Feinden um. Das alles habe ich erst jetzt in der Bibel noch einmal nachgelesen, veranlasst durch diesen Roman.

Der Autor hat diese biblische Geschichte in einem fesselnden Roman verarbeitet. Bathseba wird als eine für ihre Zeit sehr selbstbewusste und starke Frau gezeichnet, die um ihre Liebe kämpft. Zumal sie in ihrer Ehe nicht glücklich geworden ist und von ihrem Mann misshandelt wird. Die Liebesgeschichte wird glaubhaft und berührend erzählt. Der Autor schickt uns auf eine Zeitreise, versetzt uns weit in die Vergangenheit. Als Leser habe ich das antike Jerusalem deutlich vor Augen, die Schauplätze und Örtlichkeiten, aber auch die Menschen dieser Epoche. Ruben Laurin versteht es gekonnt seine Leser:innen zu fesseln. Ich habe diesen sorgfältig recherchierten historischen Roman mit viel Freude genossen. Hilfreich ist das Glossar am Ende des Buches. Es erklärt Begriffe, die einem sich beim Lesen nicht gleich erschließen. Interessant auch das Nachwort, in dem der Autor noch einiges zur Entstehungsgeschichte verrät.

Fazit: Ein ganz besonderer historischer Roman. Unbedingt lesen.