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Leselampe
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Osnabrück

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Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2025
Die Magie der silbernen Flamme / Spellcraft Bd.1
Ferguson, R. L.

Die Magie der silbernen Flamme / Spellcraft Bd.1


sehr gut

Unglaublich fantasievoll!

Mit den Spellcraftern tauchen wir tief ein in die magische Welt der Zauberkünste. Die Zauberkünstler leben in London, und zwar nicht wahrnehmbar für "normale" Menschen und erschaffen dort - je nach Talentausrichtung - ihre außergewöhnlichen magischen Objekte. Die fünf Septs überwachen sie dabei und kontrollieren den Verbrauch von Aether (!), der unabdingbar für die Zauberei ist. Protagonistin Lucy gehört zu den Glasbläsern und ist noch Lehrling. Sie lebt bei ihrer geliebten Oma Serena. Doch diese wird am Abend eines Festivals entführt, wie Lucy beobachten muss. Ihrer Erinnerung an dieses schreckliche Ereignis kann sie jedoch nicht trauen. Als sie sich mit ihrem Freund Renly, Sept-Sohn Carter und Schneiderlehrling Adele auf die Suche nach ihrer Oma begibt, wird es gefährlich und abenteuerlich.

Der Autor schreibt hier unter seinem Pseudonym R. L. Ferguson. Dahinter verbirgt sich der englische Schriftsteller Graham Edwards, der bereits einige Romane im Fantasy-Genre veröffentlicht hat, sowohl für Erwachsene wie auch für Kinder. Er hat unglaublich viele fantasievolle Ideen entwickelt und mich sehr begeistert. Er erschuf mit "Spellcraft" eine ganz eigene magische Welt, in sich stimmig und glaubhaft. In ihr spielen Freundschaft, Mut, Respekt vor dem Anderen, Einstehen füreinander und Zusammenhalt eine große Rolle, um Herausforderungen und Abenteuer zu meistern.

Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben und gut zu lesen; auf die Fortsetzung freue ich mich bereits. Ich bin sicher, dass mein Exemplar in der Schulbibliothek auf begeisterte Leserinnen und Leser stoßen wird. Bereits das toll gestaltete Cover wird ein Blickfang sein.

Bewertung vom 21.01.2025
Blumen im Schuh
Spratte, Annette

Blumen im Schuh


ausgezeichnet

Von Elisabeth zu Elsa

Mein Fazit vorweg: Ich wurde durchweg positiv überrascht und bin begeistert. Der Plot, die Charaktere bis in die Nebenfiguren, der Humor, der Tiefgang, der Schreibstil - alles hat für mich so sehr gepasst, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte.

Elisabeth Göpfert muss kurz vor ihrer Silberhochzeit erkennen, dass ihr Ehemann es mit der einst gelobten Treue nicht so genau genommen hat. Sie rettet sich zu Schwägerin Anja auf deren chaotisch-sympathischen Bauernhof und reicht bald die Scheidung ein. Bei Anja, deren Freunden und jugendlichen Besuchern - Anja arbeitet in der Jugendhilfe - findet Elisabeth allmählich zu sich selbst. Immer wieder plagen sie Selbstzweifel, fühlt sie sich klein und unwichtig, ohne besondere Fähigkeiten. Ganz allmählich merkt sie, dass ihr Noch-Ehemann Wolfgang sie bewusst manipuliert, ihr Selbstwertgefühl untergraben hat, nur um selbst umso mächtiger zu erscheinen. Denn dass sie etwas wert ist, klug und dazu einfühlsam, wird ihr von ihrem neuen Umfeld deutlich widergespiegelt, von Anja und ihren regelmäßigen Besuchern auf dem Hof, von Elena aus ihrer bisherigen Kirchengemeinde und von Laura, die zur Freundin wird.

"Running Gag" des Romans ist die immer neue Suche Anjas nach Spitz- bzw. Kosenamen für Elisabeth: Ob Elli, Betty, Lisa etc., alle Versuche werden mit einem "Nenn mich nicht so" quittiert. Bis "Elsa" endlich verfängt, der Name, der Elisabeth an ihre Oma und ihr früheres selbstbewusstes und starkes Ich erinnert. Elisabeths "Elsa" lässt sich von den boshaften Verhaltensweisen Wolfgangs nicht mehr einschüchtern, nach und nach gestaltet sie ihr eigenes, selbstbestimmtes Leben.

Annette Sprattes Roman bietet richtig gute Unterhaltung, vielschichtig und gefühlvoll.

Bewertung vom 22.12.2024
Gefährliche Tiere / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.16
Müller, Karin

Gefährliche Tiere / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.16


gut

Wissen, Spaß und Spiel

Die WWW-Reihe für Erstleser ist toll gestaltet und bietet viel Abwechslung. Bei der Abfolge von Wissensvermittlung und Leserätseln zum Ende des jeweiligen Kapitels kann der Leser gleich überprüfen, ob er alles verstanden hat.

Die "Gefährlichkeit" von Tieren wird in den einzelnen Kapiteln aus ganz unterschiedlicher Perspektive betrachtet. Und nicht nur das, sondern es wird ebenso vermittelt, wie Tiere sich vor Feinden schützen oder welche Möglichkeiten wir Menschen haben, einer Bedrohung zu entgehen.

Das Lesequiz am Ende des Buches fragt nochmals Erlerntes ab, das Leselotto und die Sticker runden den Band ab.

Die Gestaltung mit unterschiedlichen Farben je Kapitel bietet Orientierung; insgesamt gefallen mir die Illustrationen richtig gut in ihrer Mischung aus Fotos und Zeichnungen. Die Schriftgröße ist passend und die zumeist kurzen Sätze der Zielgruppe angemessen.

Einzig die Struktur des Buches finde ich nicht hundertprozentig gelungen - das Kapitel "Was sind die gefährlichsten Tiere der Welt?" hätte ich am Anfang vermutet. Insgesamt werden derartig viele Fakten vorgestellt, dass die Menge an Wissen schon sehr umfangreich ist.

Bewertung vom 22.12.2024
Not your Darling
Blake, Katherine

Not your Darling


sehr gut

Loretta in der Traumfabrik

Hollywood zu Beginn der 1950er-Jahre: Die Traumfabrik ist das Ziel vieler junger Frauen, die Karriere beim Film machen wollen. So sucht auch die junge Margaret aus Morecambe in England dort ihre Chance - sie will als Maskenbildnerin arbeiten. Ausgestattet mit einer guten Portion Naivität, aber auch Selbstbewusstsein und Beharrlichkeit verfolgt sie ihr Ziel und lässt sich durch Schwierigkeiten nicht entmutigen. Sie nennt sich fortan Loretta Darling und passt sich so dem Glamour der aufstrebenden Filmwelt mit Stars und Sternchen an.

Hollywood ist dominiert von Männern, die das Sagen haben und nicht nur das, sie nehmen sich, was sie wollen und fragen nicht erst. Auch Loretta macht eine beängstigende Erfahrung sexuellen Missbrauchs; die MeToo-Bewegung wäre auch damals schon angebracht, aber zu der Zeit vermutlich kaum denkbar gewesen. Loretta zumindest weiß sich zu rächen, wobei ich ihre Mittel kaum akzeptieren kann.

Die Geschichte wird flott erzählt und liest sich gut, wobei das Leben und Treiben in den Filmstudios toll eingefangen wird. Die Dialoge sind oft schlagfertig, pointiert und witzig. Der Roman hätte mit einigen Straffungen durchaus Potenzial für ein Filmdrehbuch.

Bewertung vom 13.11.2024
Vielleicht hat das Leben Besseres vor
Gesthuysen, Anne

Vielleicht hat das Leben Besseres vor


sehr gut

Schuld - Hoffnung - Leben

Anne Gesthuysen ist mir als Journalistin und auch als Schriftstellerin bekannt, allerdings habe ich den Vorgängerband "Wir sind schließlich wer" bislang noch nicht gelesen. Somit musste ich die Hauptfigur Pastorin Anna von Betteray, deren Mutter Mechthild, Annas Schwester Maria, beider Großtante Ottilie und die anderen Dorfbewohner Alpens am Niederrhein zunächst kennenlernen. Doch es gelang mir schnell, in diesen Mikrokosmos einer Dorfgemeinschaft einzutauchen.

Den Handlungsschwerpunkt der Geschichte bildet eine Art Kriminalfall: Die geistig behinderte Raffaela wird in einem Graben bewusstlos aufgefunden und liegt im Krankenhaus im Koma. Und schon produziert die Gerüchteküche ausreichend Nahrung, gibt es Klatsch und Tratsch, werden eilfertig Verdächtigungen über eine Gewalttat ausgesprochen. Nicht nur die Polizei - in Gestalt des LKA-Manns Volker Janssen - ermittelt...

Übergeordnetes Thema des Romans ist die Schuld und ihre Bewältigung, die Kraft, sich dem Leben zu stellen: Da ist Heike, einst gute Freundin Marias und Annas, die sich verantwortlich fühlt für die Behinderung ihrer Tochter Raffaela; Annas alkoholabhängige Schwester Maria, die damit hadert, dass sie nicht in der Lage ist, sich um ihren Sohn Sascha zu kümmern; Annas und Marias Mutter Mechthild von Betteray, die sich Vorwürfe macht wegen Marias Abgleiten in die Alkoholsucht. Bindeglied zwischen diesen Personen ist Pastorin Anna, die für Heike da ist und ihrem Neffen Sascha ein liebevolles Zuhause bietet.

Gesthuysen schreibt flüssig lesbar, durchaus humorvoll und mit viel Liebe und Verbundenheit zu ihrer niederrheinischen Heimat. Die teils schrullig gezeichneten Typen des Ortes Alpen stehen für den Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft einer letztlich funktionierenden Dorfgemeinschaft. Die Autorin hat Autobiografisches verarbeitet und bleibt weitgehend authentisch. Als störend habe ich einige Klischees empfunden: die Darstellung des schwulen Postboten, oder des drogensüchtigen Jugendlichen, der natürlich als Erster der möglichen Gewalttat verdächtigt wird. Und manchmal hatte ich das Gefühl, da werden fast per to-do-Liste Themen abgehandelt, die gerade im Gespräch sind, wie z. B. Diskriminierung und Rassismus in der Sprache. Hier wäre weniger mehr gewesen. Zudem fand ich das Thema "Adel" arg überstrapaziert.

Trotz dieser Kritik: Insgesamt habe ich den Roman durchaus gern gelesen und bin neugierig auf den vorhergehenden Band geworden.

Bewertung vom 20.10.2024
Suche liebevollen Menschen
Borger, Julian

Suche liebevollen Menschen


ausgezeichnet

Immer noch unfassbar

Die Schicksale jüdischer Kinder haben mich bereits als Kind beschäftigt, als ich in unserer Gemeindebücherei auf eine Jugendbuchreihe gestoßen war, die das Leben von Kindern in Israel schilderte. Fasziniert war ich vom Alltag im Kibbuz, dieser Form einer Gemeinschaft, die uns völlig fremd ist.

Dieses Interesse hat sich später verstärkt, als ich mehr über die schreckliche NS-Zeit und den Holocaust erfuhr. Über die im Buch geschilderten Schicksale der österreichischen Kinder und ihrer Familien wusste ich bislang gar nichts. Wie furchtbar muss es für Kinder und Eltern gewesen sein, auf diese Art auseinandergerissen zu werden: Die Kinder wurden per Zeitungsanzeige "angeboten", gingen allein ins britische Ausland, zu fremden Familien, oft mit nur geringen Englisch-Sprachkenntnissen. Das Schicksal ihrer Eltern blieb oft ungewiss, vielfach sahen sie diese niemals wieder. Schlimm fand ich es für die Überlebenden, dass sie später Schuld darüber empfanden, dass ausgerechnet sie dem Holocaust entkommen waren.

Großer Respekt und Dank gebührt dem Autor und Journalisten Julian Borger und seiner akribischen Recherche zu seiner und anderen Familien, die ein ähnliches Schicksal verband. In dieser Mischung aus Sachbuch und Biografie hat Borger den schmalen Grat zwischen Distanz und persönlicher Betroffenheit nie verlassen, und genau das machte die Lektüre für mich überhaupt erträglich. Einige Male musste ich das Lesen unterbrechen, weil das Geschilderte mich derartig berührte.

Gerade heute ist "Suche liebevollen Menschen" ein wichtiges und lesenswertes Buch, wo rechte Strömungen in Deutschland und Europa sich beängstigend breitmachen, wo Antisemitismus wieder stark zunimmt.

Bewertung vom 14.09.2024
Skye In Our Hearts
Fletcher, Elliot

Skye In Our Hearts


weniger gut

April, Mal, Sex - und davon zuviel

Elliott Fletchers Roman beginnt sehr vielversprechend: Als Kulisse der Handlung dient die malerische schottische Insel Skye, u. a. als Drehort einiger Kinofilme bekannt. Die Hauptfigur April - Filmschauspielerin mit absteigender Erfolgskurve - wird als witzig, schlagfertig und kreativ eingeführt. Der Plot ist konventionell, aber nicht uninteressant: Enkelin kehrt nach dem Tod des geliebten Großvaters (nicht des Vaters, wie leider im Klappentext zu lesen) in ihr einstiges Zuhause zurück und will sich über ihre Zukunftspläne klar werden. Doch zunächst muss die notleidende Whiskybrennerei gerettet werden. April sieht Mal wieder, den Schwarm ihrer Jugendjahre. Dieser führt die Whiskybrennerei des Verstorbenen mehr schlecht als recht weiter, lebt sehr zurückgezogen, ist wortkarg und am liebsten allein mit seinem Hund.

Was sich dann zwischen April und Mal, die nun gezwungenermaßen zusammenarbeiten, entspinnt, hätte eine romantische Liebesgeschichte sein können, eine nette Strandkorblektüre, auf die ich mich gefreut hatte.

Tatsächlich aber finde ich bereits den von Beginn an unterschwelligen Sex zwischen beiden Protagonisten eher nervig. Leider tritt die sonstige Handlung um Freunde, Familie, Leben und Arbeit auf der Insel demgegenüber zu sehr in den Hintergrund. Sex beherrscht oftmals die Gedanken in den verschiedensten Situationen. Das Ganze steigert sich immer mehr durch das tatsächliche Ausleben der Sexualität, detaillierteste Beschreibungen folgen, gespickt mit reichlichst Dirty Talk. Im weiteren Verlauf hangelt sich der Roman gefühlt von der einen zur nächsten Sexszene mit ein wenig Handlung dazwischen. Und irgendwann ist der Roman dann nur noch langatmig und langweilig zu lesen. Sehr schade, denn der Plot hätte durchaus Potenzial gehabt.

Ziemlich unglaubwürdig finde ich zudem, wie der total mürrische, introvertierte und mit wenig Selbstvertrauen ausgestattete Mal sich in kürzester Zeit April öffnet, redet, auf einmal genau weiß, was er will und beim Sex ausgesprochen selbstbewusst agiert.

Eine hübsche Idee ist es, den einzelnen Kapiteln jeweils einen Song zuzuordnen. Auch der meist kapitelweise Perspektivwechsel zwischen April und Mal macht mit deren jeweils eigener Sicht auf das Geschehen die Charaktere nahbarer. Das Cover gefällt mir sehr mit seinen stimmungsvollen und herbstlich gedämpften Farben.

Bewertung vom 15.08.2024
Die Zeitdetektive, 4, Die gefiederte Schlange
Lenk, Fabian

Die Zeitdetektive, 4, Die gefiederte Schlange


gut

Abenteuerliche Zeitreise zu den Mayas

Die Reihe um die Zeitdetektive kannte ich bislang noch nicht, bin ab jetzt aber absolute Fannin. Bereits das Cover vermittelt Spannung in seinen leicht düsteren Farben und stellt zeichnerisch die Hauptakteure Kim, Julian und Leon samt Katze Kija vor. Der Einbandspiegel gibt mit den Bibliotheksausweisen der vier noch nähere Informationen, so dass die Zeitdetektive schon kurz und prägnant charakterisiert sind. Das erleichtert den Einstieg in die Buchreihe. Die zu Grunde liegende Idee mit der außergewöhnlichen Bibliothek, die Zeitreisen zu ganz unterschiedlichen Orten und verschiedenen Geschichtsereignissen möglich macht, trägt absolut. Hinzu kommt die detektivische Spurensuche.

Im vorliegenden Buch reisen die Freunde ins Jahr 906 zu den Mayas und landen dort am Hof der Herrscherfamilie von Chichén Itzá. Wir erfahren Interessantes über ein Observatorium, das Ulama-Spiel, die Maya-Götter, über Bräuche und den Alltag. Historisches Wissen wird hier, eingebunden in eine Kriminalhandlung, sehr kurzweilig vermittelt; das Glossar am Ende erläutert wesentliche Begriffe näher.

Manche Vorkommnisse erscheinen nicht ganz logisch. Weshalb beispielsweise werden die sicherlich fremd aussehenden Freunde so ohne Weiteres aufgenommen und akzeptiert? Dennoch finde ich die Geschichte um Geschichte sehr lesenswert und unterhaltsam. Die Illustrationen von Timo Grubing sind toll auf den Inhalt abgestimmt und unterstützen die Atmosphäre.

Ich denke, die Buchreihe bietet für Kinder am Ende der Grundschulzeit viel Wissenswertes zu geschichtlichen Ereignissen, spannungsreich verpackt und mit guten Identifikationsmöglichkeiten.

Bewertung vom 24.07.2024
Ein Mann zum Vergraben
Casale, Alexia

Ein Mann zum Vergraben


ausgezeichnet

Unbedingt lesen!

Dieser Roman voll von schwarzem Humor vor wahrhaft ernstem Hintergrund hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Manchmal ertappte ich mich beim Lesen dabei, dass ich laut auflachen musste und mich sofort schuldbewusst fragte, ob ich das darf - angesichts der vier Morde, die Sally, Janey, Ruth und Samira jeweils an ihren Ehemännern begehen. Doch halt! Sind es wirklich Morde? Und nicht doch Unfälle, pure Akte der Ausweglosigkeit, der Notwehr? Entstanden aus totaler Verzweiflung nach vielen Jahren körperlicher und psychischer Misshandlung. Die Welt dieser Frauen ist bereits klein, eingeengt, kontrolliert durch den Partner; ihre Situation verschärft sich dramatisch während des britischen Corona-Lockdowns.

Und ausgerechnet in dieser Zeit entsteht eine besondere Form der Frauen-Solidarität, werden Probleme - wie entsorge ich meinen toten Mann? - gemeinsam angegangen, entstehen neue Freundschaften, neuer Lebensmut, gegenseitige Unterstützung und Kreativität weit über das Ausgangsproblem hinaus.

Natürlich ist die gesamte Situation in ihrer Absurdität völlig überhöht, aber vielleicht regt gerade die fiktive Darstellungsform Alexia Casales besonders zum Nachdenken über die grausame Realität an - Gewalt von Männern gegenüber Frauen, bis zum Mord, in allen Gesellschaften, Schichten und Religionen, tagtäglich.

Bewertung vom 29.06.2024
Agatha Christie / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.21
Lieder, Susanne

Agatha Christie / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.21


gut

Unterhaltsam

Agatha Christie - eine Frau ihrer Zeit am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts und doch mit sehr eigenen Vorstellungen vom und Wünschen an das Leben. Susanne Lieder beschreibt ihre Protagonistin als junge Frau mit romantischer Vorstellung von der Liebe, der Ehe, der Familie. Auf der anderen Seite besteht bei Agatha der starke Wunsch, aus ihren Talenten etwas zu machen: Zunächst möchte sie ihr Klavierspiel perfektionieren, ist in Auftrittssituationen aber derart unsicher, dass sie stets versagt. "Vielleicht sollte sie es endlich einsehen: Sie mochte die Vorstellung, Pianistin zu sein, aber sie spielte nur leidlich (S. 21), so gesteht Agatha es sich ein. Auch ihre schriftstellerischen Versuche sind von Agathas Unsicherheit geprägt. Hier wirkt ihre Mutter sehr positiv und Mut machend auf die Tochter ein.

Wir können die angehende Krimiautorin dabei begleiten, wie sie ihre Charaktere Hercule Poirot und später Jane Marple entwickelt, wie sich erste Erfolge mit ihren Büchern einstellen. Amüsant liest es sich, wie Hercule Poirot ein gewisses Eigenleben entwickelt und Agatha mit ihrem Ermittler "lebt", sie ihn zur Ordnung ruft, um sich den Faden nicht aus der Hand nehmen zu lassen. Susanne Lieder hat eine gelungene Romanbiografie verfasst, die sich angenehm, leicht und teilweise sehr humorvoll liest.