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kiwi_
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nähe München

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 01.04.2012
Hannes
Falk, Rita

Hannes


ausgezeichnet

Hannes und Uli sind zwei beste Freunde wie sie im Buche stehen. Sie kennen sich seit frühester Kindheit und würden alles füreinander tun. Bis dieser Unfall ihr Leben vollständig verändert.
Hannes überlebt schwerverletzt und liegt fortan im Koma. Uli glaubt fest daran, dass Hannes wieder zurück ins Leben finden kann und aus dem Koma erwacht. Er besucht ihn täglich im Krankenhaus, obwohl er nebenbei auch noch seinen Zivildienst in einem Heim für psychisch Kranke ableisten muss. Gleichzeitig vermisst Uli Hannes und sehnt sich nach den alten Zeiten, nach Leben, Liebe und nach tiefer Freundschaft. Jeden Tag lässt Uli deshalb seinen Freund an seinem Leben teilhaben, immer mit der Hoffnung auf eine winzige Regung oder Besserung seines Zustands. Doch zwischendurch macht sich unbändiger Zorn in Uli breit. Zorn auf die blöden Apparate, die blöden Ärzte, Hannes' Eltern die sich nur selbst bemitleiden und Zorn auf Hannes, der einfach so daliegt und kein Lebenszeichen von sich gibt.

Ich habe noch nie ein Buch von Rita Falk gelesen, obwohl ich einen Krimi von ihr auf dem SuB liegen habe. "Hannes" wollte ich jedoch unbedingt lesen, da ich so gespannt war, wie die Autorin dieses schwierige Thema umsetzt.

Die Freundschaft von Uli und Hannes ist felsenfest, das merkt der Leser von den ersten Seiten an. Immer wieder gibt es Rückblenden in Form von Erzählungen, auf das früherer Leben der beiden und die Erlebnisse die sie hatten. Von der Schule, vom 18. Geburtstag und von vielen weiteren Dingen. Uli schreibt seine Erlebnisse des Tages auf, von seiner Arbeit im "Vogelnest", dem Heim für psychisch Kranke. Von seinen Erlebnissen im Krankenhaus rund um sein Krankenbett, von den Ärzten, von anderen Freunden. Er schreibt auf und erzählt, hält die Hand von Hannes, massiert sie und ist für ihn da. Jeden Tag aufs neue kämpft er für sie beide weiter und lässt Hannes am Leben teilhaben, in der Hoffnung das er bald wieder zu ihm zurück kommt.

Das Buch ist in Tagebuchform verfasst und erzählt in Abschnitten die Erlebnisse des Tages und von den Dingen die Uli Hannes erzählt. Der Schreibstil ist berührend und lässt den Leser mitfühlen. Die Gefühle der Protagonisten von Trauer, Wut, Zorn, Hilflosigkeit aber auch Freude kommen zwischen den Zeilen immer wieder durch und begleiten den Leser durch das Buch. Obwohl Hannes von Beginn an im Koma liegt, erfährt man anhand der Erzählungen von Uli viel über sein Leben und seine Art und hegt schnell Sympathie, sowohl für Hannes, als auch für Uli.

Am Ende hat mich das Buch berührt und mich glücklich und auch traurig zurück gelassen.

Ein berührendes Buch über eine tiefe Freundschaft zwischen zwei Jugendlichen, deren Leben durch einen tragischen Unfall für immer verändert wurde. Gefühlvoll und absolut lesenswert.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2012
Im Winter dein Herz
Lebert, Benjamin

Im Winter dein Herz


gut

Wenn der erste Schnee fällt und der Winter Einzug in Deutschland hält, dann ziehen sich die Menschen zurück in ihre Häuser und halten Winterschlaf.
Robert, der in Waldesruh in einer Klinik für Psychatrie gelandet ist, hat diesen Winter jedoch andere Pläne. Er will nach München, zu seinem kranken Vater und ihm noch einmal sehen. Noch einmal mit ihm reden und ihm zeigen, das er da ist. Zusammen mit Kudwoski, ebenfalls Patient in Waldesruh und der Tankestellenkassiererin Annina, die in der Nähe arbeitet, machen sie sich in einem schwarzen Suzuki Samurai auf den Weg Richtung Süden.
Ihre Reise führt sie durch ein Land, das man kennt, dass aber dennoch anders ist. Die scheinbar verlassenen Dörfer, verriegelten Fensterläden und einsamen Straßen erzählen von tiefen Träumen und fast kein Mensch zeigt sich auf den Straßen.
Die drei kennen sich nicht gut, der Zufall hat sie jedoch zusammen geführt. Alle drei mit ihren Geschichten und Geheimnissen werden Freunde. Und ihre Fahrt in den Süden führt sie zu einer Reise dorthin, wo nicht nur der Winter zu Ende geht.

Mit seinen 156 Seiten ist man angeregt, dieses Buch in einem Rutsch durch zu lesen. Man kommt leicht in Versuchung zu denken das es für 'Zwischendurch' genau richtig ist, aber das ist es ganz und gar nicht.

In diesem Buch stecken viele Botschaften zwischen den Zeilen, die ganz leise und melancholisch daherkommen, dass man sich Zeit nehmen muss um es zu lesen und zu verstehen. Fast schon poetisch kann man die Schreibweise von Benjamin Lebert bezeichnen. Wie er dir Welt im Winterschlaf beschreibt, die Stille, das Knirschen des Schnees unter den Schuhen. So fühlbar und spürbar, als wäre man mittendrin.

Das Buch ist jedoch keine leichte Kost. Alle drei Protagonisten haben ihre Geschichte zu erzählen, ihr Säckchen zu tragen. Annina, die eigentlich Türkin ist, viele Pläne im Leben hatte und am Schluss an einer Tankstelle als Kassiererin gelandet ist. Kudowski, der im Knast saß und Robert, der sich mit dem Essen ziemlich schwer tut und irgendwie immer das Gefühl hat, er sei nicht gut genug.

Als Leser bleibt am Ende die Frage, was hat es mit dem Winterschlaf eigentlich auf sich? Eine Tatsache, auf die ich in diesem Buch gut hätte verzichten können, ist auch nie geklärt worden, warum der Winterschlaf scheinbar notwendig sein soll, wenn auch einige Menschen im Buch gut ohne ihn auskommen. Auch die Erzählweise von Lebert hat kleine Schwachpunkte. An besonders interessanten Stellen wird der Erzählfluss manchmal urplötzlich unterbrochen um Kindheitserinnerungen in die Handlung mit einzubauen, was oft das Lesen der Geschichte erschwert, da man völlig rausgerissen wird und besonders emotionle Stellen sich stellenweise nicht wirklich entfalten können.

Das Buch ist, wie gesagt, keinesfalls leichte Kost. Wer hier eine Liebesgeschichte oder einen typischen Roadmovie erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein. Wer jedoch ein Buch mit Tiefgang und poetisch/philosophischer Ausdrucksweise bevorzugt könnte damit bestens bedient sein. Man tut sich als Leser schwer dieses Buch einzuorden, es hinterlässt einen jedoch mit vielen Fragen und beschäftigt, zumindest mich, auch nach der Lektüre noch immer.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.02.2012
Das geheime Prinzip der Liebe (Restauflage)
Grémillon, Hélène

Das geheime Prinzip der Liebe (Restauflage)


ausgezeichnet

Paris im Jahr 1975. Als die Verlegerin Camille die Beileidsbekundungen ihrer verstorbenen Mutter sortiert, fällt ihr ein Brief in die Hände. Kein Absender, aber zweifelsohne ihre Adresse als Empfänger. Gespannt beginnt sie zu lesen und erfährt von der mittellosen Malerin Annie aus der Champagne, die ihrer wohlhabenden Gönnerin ein Kind entbinden will, da diese seit langem erfolglos versucht schwanger zu werden. Doch dieses gut gemeinte Vorhaben wird bald Quell von tiefer Eifersucht, Hass und Verrat.
Camille glaubt zuerst an ein Missverständnis. Als eine Woche später erneut ein Brief eintrifft, glaubt sie sogar an einen Autor, der sein Manuskript in Teilen zu ihr sendet. Doch schon bald erkennt sie, dass die Geschichte mehr mit ihr selbst zu tun hat, als sie denkt.

Über den Inhalt dieses Buchs zu berichten, ohne wichtige Details zu verraten, ist gar unmöglich. Deshalb belasse ich es bei der Inhaltsangabe.
Die Geschichte lebt von überraschenden Wendungen und immer wieder gestreuten Informationen, die die Sicht auf den weiteren Verlauf stetig ändern.

Fabelhaft und raffiniert erzählt und dazu sprachlich wunderschön geschrieben, erwärmt sie jedem Leser das Herz und lässt einen mit Camille abtauchen in eine andere Welt, in einer andere Zeit.

Die Autorin setzt die aktuellen Geschehnisse um Camille bewusst in Kursiv-Schrift, somit weiß man immer in welcher Zeitepoche man sich gerade befindet und kann der Handlung jederzeit folgen.

Hélène Grémillon ist für mich eine ganz besondere Debütautorin, deren Namen man sich merken sollte. Die Geschichte hat mich gefangen und in eine andere Zeit enführt. Allen Frauen uneingeschränkt zu empfehlen.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.02.2012
Netzkiller
Wolf, Oliver

Netzkiller


sehr gut

Bei Oliver Wolf handelt es sich um einen Debütautoren der mit "Netzkiller" einen Krimi abliefert, der nicht besser in die heutige Zeit passen könnte.

Es geht um Internetkriminalität, soziale Netzwerke und illegale Downloads und damit um ein top aktuelles Thema.

Um was geht es in diesem Buch? Ein Traum für viele Computerspieler wird wahr. Eine Internetseite auf der man scheinbar illegale Downloads verfolgungssicher laden kann. Doch schnell wird der Traum zum Albtraum. Jeder der sich dort einloggt wird Spieler eines grausamen Spiels und ist dem "Gamemaster" hilflos ausgeliefert. Die Regeln des Spiel sind simpel. Finde eine vorgegebene Person von einem Google-Street-View Bild in einer bestimmten Zeit. Findest du sie nicht, wird sie sterben. Die Kriminalbeamten André Bürkle und Antonia Ronda ermitteln in diesem Fall. Doch als der "Gamemaster" gefasst ist, ist das Spiel noch immer nicht vorbei.

Der Autor versteht es durch kurze Kapitel und ständige Szenenwechsel einen kontinuierlichen Spannungsbogen zu erzeugen. Durch Cliffhanger am Ende der einzelnen Kapitel zwingt er den Leser förmlich das Buch nicht aus der Hand zu legen. Ein Ereignis reiht sich an das andere und man will ständig wissen wie es weiter geht. Als der Gamemaster schließlich gefasst wird, flaut die Spannung ein wenig ab, ist aber immer noch nicht verschwunden. Schließlich ist das Spiel noch immer nicht vorbei.

Der Schreibstil ist flüssig und klar geschrieben und leicht zu lesen. Das einige Passagen in der Ich-Form geschrieben sind, lockert den Erzählstil angenehm auf. Mit der Kriminalbeamtin Antonia Ronda konnte ich mich im Lauf des Buchs nicht wirklich anfreunden. Vielleicht liegt es daran, das mir ein bisschen das Privatleben der Ermittler fehlt. Meiner Ansicht nach ist das für so eine Geschichte ebenso wichtig. Die Charaktere an sich sind jedoch gut gedacht und ich konnte mich in alle Personen hineinversetzen.

Das der Autor großer Fan von Gleitschirmfliegen ist, merkt man dem Buch an. Für Laien, die sich mit dem Thema nicht auskennen, waren einige Passagen dazu eventuell zu umfangreich. Hier hätte, meiner Meinung nach, eine etwas kürzere Fassung ebenfalls gereicht.

Bei "Netzkiller" handelt es sich zweifelsohne um einen packenden Krimi von einem Autor, den man sich merken sollte. Leicht zu lesen, mit kontinuierlicher Spannung ist dieses Buch für jeden Krimifan zu empfehlen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.