Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Gisel

Bewertungen

Insgesamt 60 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2025
Aufbruch nach Artimé / Wächter der Magie Bd.1
McMann, Lisa

Aufbruch nach Artimé / Wächter der Magie Bd.1


sehr gut

Gelungener Auftakt einer Fantasy-Reihe

In Quill werden alle Dreizehnjährigen in „Gewollte“ und „Ungewollte“ sowie „Notwendige“ eingeteilt. So werden auch die Zwillingsbrüder Alex und Aaron getrennt: Aaron war schon immer jemand, der sich sehr an Regeln gehalten hat, während Alex künstlerisch begabt ist. Jugendliche mit einer solchen Begabung werden liquidiert. Und plötzlich findet Alex sich in Artimé wieder, einem geheimen und magischen Ort, in dem die Ungewollten eine neue Heimat finden. Doch in Quill darf niemand von Artimé erfahren. Allerdings sehnt Alex sich so sehr nach seinem Zwillingsbruder, dass er nicht zulassen möchte, dass sie beide auf gegnerischen Seiten stehen. Doch damit gefährdet Alex seine neue Heimat, in der er sich doch so wohlfühlt…

Es ist eine bedrückende Welt, in der Jugendliche, die sich nicht völlig regelkonform verhalten oder bei denen man das auch nur vermutet, zum Tode verurteilt werden. Doch auch sonst ist Quill keine Welt, in der man gern leben möchte, es gibt zuviel Mangel an allem Lebenswichtigem, zudem ist die Welt völlig grau und unscheinbar. Artimé erscheint hier ganz positiv, dort möchte man leben, in Freiheit und mit der Möglichkeit der Selbstentfaltung. Diese Welt zu entdecken hat mir sehr viel Spaß gemacht, ich hoffe, da kommt noch viel mehr in den weiteren Bänden der Geschichte. Vor allem die verschiedenen Charaktere sind spannend ausgearbeitet. Für mich war allerdings nicht ganz nachvollziehbar, warum Alex mit seinen Gedanken an seinen Bruder sehr lange allein gelassen wird. Das Buch ist in sich abgeschlossen, dennoch bleiben noch offene Fragen und ich freue mich schon auf die weiteren Fortsetzungen.

Mich hat dieser Auftakt einer Fantasy-Reihe gut unterhalten können. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 möglichen Sternen.

Bewertung vom 14.02.2025
A Tempest of Tea / Blood and Tea Bd.1
Faizal, Hafsah

A Tempest of Tea / Blood and Tea Bd.1


gut

Interessante Grundidee, aber die Umsetzung...

Arthie Casimir ist Waise und betreibt mit ihrem Wahlbruder Jin zusammen ein luxuriöses Teehaus. Das ist allerdings nur ein Teil ihrer Aktivitäten, vorrangig sammelt sie dabei Geheimnisse. Nachts verwandelt sich die Teestube in ein illegales Bluthaus für Vampire. Als das Teehaus bedroht wird, wollen Arthie und Jin es unter allen Umständen verteidigen. Dafür suchen sie sich Verbündete, die mit ihnen zusammen ein Buch stehlen wollen aus der verführerischen Unterwelt Ettenias.

Die Gruppe der Verbündeten setzt sich aus Außenseitern zusammen, jeder von ihnen hat ein besonderes Talent, das sich besonders geeignet zeigt für diese unlösbar erscheinende Mission. An sich wäre dies ein Buch, das mich besonders faszinieren könnte. Doch ich wurde mit all den Charakteren nicht richtig warm. Sie wollen mit aller Macht cool erscheinen, auch vor dem Leser. Zudem herrscht immer wieder ein lasziver Hauch über der Geschichte, der sich auch in Situationen zeigt, wo ich das partout nicht nachvollziehen konnte. (Ernsthaft, flirten in Todesgefahr, und das in eindeutig erotischer Natur?!) So geschah es denn oft, dass meine Gedanken aus der Geschichte hinaus wanderten und ich sie immer wieder zurückholen musste… Nun ja, das zeigt, dass ich mich mit diesem Roman eher schwer getan habe.

Ob ich die Fortsetzung lesen werde, weiß ich nicht so recht, wirklich überzeugen konnte mich das Buch nicht. Ich kann deswegen auch nur 3 von 5 Sternen vergeben.

Bewertung vom 14.02.2025
The Killer Profile
Fields, Helen

The Killer Profile


sehr gut

Gänsehautfeeling

Midnight Jones ist Anfang 30 und arbeitet bei der Firma Necto. Ihre Aufgabe ist es, Persönlichkeitstests auszuwerten. Dabei stößt sie auf ein völlig unbekanntes Profil, das auf einen Serienkiller hinweist. Sie wendet sich an ihre Vorgesetzten, doch ihre Bedenken werden rüde zurückgewiesen. Midnight macht sich umso mehr Gedanken, als zeitgleich ein brutaler Mord in ihrer Nachbarschaft geschieht. Ist dies der Serienkiller, auf den sie in ihrer Arbeit gestoßen ist? Midnight ist sich der Gefahr bewusst und lässt nicht locker, auch wenn dies bedeutet, dass sie gegen die Verschwiegenheitsklausel ihres Arbeitgebers verstößt. Vor allem aber gerät sie dabei selbst in höchste Gefahr…

Es ist eine Geschichte, die einem mehrmals kalte Schauer über den Rücken laufen lässt. Der Serienkiller, auf den Midnight bei ihren Auswertungen stößt, ist skrupellos und giert nach Blut. Die Auflösung ist spannend gesponnen und erscheint gleichzeitig sehr realistisch. Midnight muss einerseits immer wieder überlegen, wem sie überhaupt vertrauen kann. Zum anderen muss sie sich Gedanken darüber machen, wie sie ihre behinderte Schwester beschützen kann. Dadurch erscheint sie auf Anhieb sympathisch, man fiebert mit ihr mit, ob es ihr gelingt, dem Killer auf die Spur zu kommen und ihn zu stoppen. Die Geschichte ist aus mehreren Perspektiven geschrieben, so dass auch der Killer den Raum erhält, seine Sichtweise zu erzählen. So ist man als Leser ganz nah am Geschehen. Der Spannungsbogen ist straff gespannt von Anfang bis Ende.

Mir hat dieser Thriller einiges an Gänsehautfeeling verursacht. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 12.02.2025
Vielleicht hat das Leben Besseres vor
Gesthuysen, Anne

Vielleicht hat das Leben Besseres vor


sehr gut

Aus den Erlebnissen einer Pastorin

Während die Vorbereitungen für das jährliche Spargelfest in der kleinen Gemeinde Alpen am Niederrhein auf Hochtouren laufen, wird die Pastorin Anna von Betteray mit einem sorgenbehafteten Thema konfrontiert: Raffaela, ein geistig behindertes Mädchen, liegt im Koma. Sie wurde bewusstlos aufgefunden, niemand weiß, was geschehen ist. Wurde das Mädchen Opfer einer Gewalttat?

Die Geschichte knüpft an den vorhergehenden Teil der Erzählung um die Pastorin Anna von Betteray an, „Wir sind schließlich wer“. Allerdings kann man das Buch auch ohne weitere Vorkenntnisse lesen, die aktuellen Geschehnisse sind in sich abgeschlossen. Es gibt viele Fragen, die im Verlauf der Geschichte aufgeworfen werden, und Anna als Pastorin ist dabei immer mittendrin. Letztendlich zofft man sich auch mal gerne im Dorf, hält aber im entscheidenden Moment doch zueinander, eine wichtige Erkenntnis für alle. Hatte mich jedoch der vorhergehende Band der Geschichte eindeutig begeistert, konnten das die Geschehnisse in diesem Buch nicht so ganz. Vielleicht sind es zu viele Nebenhandlungen, die den Schwerpunkt der Geschichte etwas verwässern.

Letztendlich hat mich das Buch gut unterhalten können, so dass ich es gerne weiter empfehle. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 07.02.2025
Streit! Und nun? Das artgerecht-Bilderbuch von Nicola Schmidt
Schmidt, Nicola

Streit! Und nun? Das artgerecht-Bilderbuch von Nicola Schmidt


ausgezeichnet

Konstruktiv mit Streit umgehen

Auf dem Spielplatz geraten die Tierkinder immer wieder mal in einen Streit, denn jeder will zuerst rutschen oder lange schaukeln, will die Schaufel haben oder sagen, was jetzt gespielt werden soll. Zum Glück gibt es Erwachsene, die den Kindern helfen zu überlegen, wie sie die Konflikte lösen können.

Ganz schnell ist es soweit, dass es Streit gibt auf dem Spielplatz, oder wo auch immer mehrere Kinder aufeinander treffen. Erwachsene haben oft die Idee, dass sie nun den Streit schlichten müssen. Nicola Schmidt, Gründerin des artgerecht-Projektes, gibt den Kindern und den Erwachsenen eine andere Möglichkeit an die Hand: Die Kinder lernen selbst, mit etwas Anleitung von den Erwachsenen, ihren Streit zu lösen. Das Bilderbuch beschreibt dabei bekannte Situationen, wie sie sowohl die Kinder wie auch die Eltern selbst aus dem Alltag kennen. Dabei helfen die beschriebenen Situationen mit viel Streitpotenzial, einen neuen Umgang miteinander zu finden und den Streit mit kreativen Ideen selbst zu lösen. Hier können die Kinder sich selbst auf die Lösung ihrer Probleme machen, um zu lernen, einen guten Umgang miteinander zu finden. Und auch so mancher Erwachsene erhält hier Ideen, wie er den Kindern helfen kann, selbst aktiv zu werden. Die farbigen Illustrationen greifen die Geschichte gut auf und helfen, sich auf die geschilderte Situation einzulassen.

Das einfühlsame Vorlesebuch greift ein wichtiges Alltagsthema auf und gibt pädagogisch wichtige Anleitungen, mit dem Streit untereinander umzugehen. Das gibt Gelegenheit zu so manchen Gesprächen, zwischen dem vorlesenden Erwachsenen und den zuhörenden Kindern wie auch sicherlich unter den Kindern selbst. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.

Bewertung vom 07.02.2025
Als wir im Schnee Blumen pflückten
Harnesk, Tina

Als wir im Schnee Blumen pflückten


sehr gut

Berührende Geschichte

Als die alte Samin Mariddja erfährt, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt ist, macht sie sich vor allem Sorgen um ihren dementen Mann Biera. Bisher schon lebten die beiden sehr abgeschottet in ihrem Haus ganz im Norden Schwedens, nun kapselt sie sich noch mehr vom Rest des Dorfes ab. Eigentlich hat sie noch einen ganz besonderen Wunsch: Sie möchte ihren Neffen wiedersehen, der früher wie ein Sohn bei ihr lebte, von dem sie aber inzwischen nichts mehr weiß. Als Vertraute in dieser Situation erweist sich eine gewissen „Siré“, die Mariddja durch Bieras neumodisches Handy findet.

In einer besonderen Mischung aus Humor und Tragik entwickelt die schwedische Autorin Tina Harnesk eine Geschichte, die sich den Problemen ihrer Protagonisten zuwendet, der alten Mariddja mit ihrer Krankheit und ihrem dementen Mann in ihrem heruntergekommenen Häuschen und mit der Geschichte um den geliebten Neffen, der ihnen vor Jahren unversehens entrissen wurde. Ein weiterer Handlungsfaden erzählt von dem Ärzteehepaar Kaj und Mimmi, die sich aufgemacht haben, dem Leben der verstorbenen Mutter bzw. Schwiegermutter nachzuspüren. Die Schwere des Themas wird gemildert durch die unverhofft komischen Einsätze von „Siré“, wer hätte je gedacht, dass gerade diese zu einer Stütze für Mariddja in ihrer schwierigen Situation wird? Die Geschichte ist eher leise erzählt, sie lässt sich Zeit für ihre Charaktere, so dass der Leser sich gut mit ihnen anfreunden kann, trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer besonderer Eigenheiten.

Diese Geschichte ist äußerst berührend erzählt. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 07.02.2025
Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5
Schneider, Anna

Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5


sehr gut

Die traditionellen Sonnwendfeuer stehen vor der Tür, wenn Ende Juni auf den Bergen die Feuer brennen. Feuer gibt es aber auch in den Fällen, die Oberkommissarin Alexa Jahn und ihr Partner zum Bearbeiten erhalten: Bei Bad Tölz ist ein Wagen von der Straße abgekommen und völlig ausgebrannt, der Fahrer wurde tot aus dem Wrack geborgen. Auch auf der österreichischen Seite gibt es Brandanschläge. Die Umstände sind äußerst mysteriös. Hängen die Fälle zusammen? Gemeinsam mit Chefinspektor Bernhard Krammer soll Alexa die Fälle grenzübergreifend lösen.

Das Buch ist bereits der fünfte Band um die deutsch-österreichische Zusammenarbeit mit Alexa Jahn und Bernhard Krammer. Man kann den Krimi allerdings auch ohne weitere Vorkenntnisse lesen, denn der Fall ist in sich abgeschlossen. Das Cover passt zu den bisherigen Bänden, man erkennt sofort, dass die Bücher zu einer Reihe gehören. Der Einstieg in diesen Fall ist eher langsam, dafür nimmt die Geschichte später ziemlich Fahrt auf. Es sind die vielen Ungereimtheiten, die mich diesmal fasziniert haben, da wollte ich unbedingt mehr darüber erfahren, und der flüssige Schreibstil hat mich zusätzlich bei der Stange gehalten. Spannend ist auch der private Hintergrund der Ermittler, hier ist es dann doch wieder von Vorteil, wenn man die Vorgängerbände kennt. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, auch der Täter darf seine Sichtweise bekannt machen, was vor allem zum Schluss richtig zum Tragen kam. Interessant ist der Fall auf dem Hintergrund des Lokalkolorits, vor allem durch die grenzübergreifenden Geschehnisse.

Mich hat auch dieser Krimifall aus der Reihe bestens unterhalten können. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 07.02.2025
Zwergenzorn
Rehfeld, Frank

Zwergenzorn


sehr gut

Spannender Einstieg in eine neue Zwergen-Fantasy

Zwerge, Menschen und Elben haben sich zusammengefunden im Freiheitskampf gegen die Unterdrückung durch die Oger und Trolle. Doch der Kampf nimmt ein überraschendes Ende: Durch einen magischen Bann wird ein großer Teil des Zwergenheeres im Inneren eines Berges eingeschlossen. Erst nach hunderten von Jahren löst sich der Bann auf. Als der ehemalige Heerführer der Zwerge nach tausend Jahren endlich in die Gemeinschaft der Zwerge zurückkehren kann, hat sich die Welt verändert, die Menschen haben sich weit ausgebreitet, während die Elben und die Zwergen sich zurückgezogen haben. Doch was keiner bisher so recht weiß: Eine dämonische Macht will die Macht über die Welt übernehmen…

Für mich ist dieser Roman der erste aus einer Welt, die der Autor Frank Rehberg bereits durch mehrere Bücher publik gemacht hat. Zwischendrin hatte ich immer wieder das Gefühl, dass dieses Buch sich viel auf die bisherigen Bände um die Zwergenwelt des Autors stützt, letztendlich aber kann man diesen Band auch ohne weitere Vorkenntnisse lesen. Es ist eine spannende Welt voller mythischer Völker, die sich in diesem Buch tummeln, begleitet von jeder Menge Magie und Zauber. Vermisst habe ich ein Personenregister sowie eine Karte dieser Welt, das wäre hilfreich gewesen bei der Fülle der Orte und Charaktere in dieser Geschichte. Vor allem anfangs habe ich mich eher schwer getan, das wurde jedoch im Verlauf der Erzählung etwas einfacher. Für mein Empfinden war etwas viel Kampfgeschehen auf die Seiten des Buches gestreut, aber das ist Geschmackssache, da gibt es sicher Leser, die genau das lieben werden. Die vielen verschiedenen Handlungsstränge werden zum Schluss gekonnt zusammengeführt, wobei noch ganz viele Fragen offen bleiben – genügend Stoff für eine Fortsetzung der Geschichte.

Mich hat dieser Fantasyroman um die Zwerge und ihre Verbündeten und Gegner gut unterhalten können. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 04.02.2025
Gefährliche Betrachtungen
Eckardt, Tilo

Gefährliche Betrachtungen


sehr gut

Hommage an Thomas Mann

Nidden im Sommer 1930: Thomas Mann verbringt einige Wochen in seinem Sommerhaus. Er arbeitet dort an einer großen Rede, mit der er das deutsche Volk vor dem Nationalsozialismus warnen möchte. Der litauische Übersetzer Židrūnas Miuleris möchte die Chance nutzen, mit ihm in Kontakt zu kommen, um die Buddenbrooks in seine Sprache zu übersetzen. Thomas Mann nennt ihn eingedeutscht Müller. Miuleris hat ein fotografisches Gedächtnis und kann einen Blick auf das Manuskript der Rede werfen. Aus Neugier schreibt er die Worte des Manuskriptes auf, verliert jedoch die Blätter mit diesen Notizen. Nun ist klar, dass Miuleris und der berühmte Autor sich auf die Suche nach der brisanten Rede machen müssen, bevor diese in die falschen Hände gerät.

Die Geschichte ist rein fiktional, eingebettet in reelle Geschehnisse. Das ist jedoch so gut gemacht, dass es durchaus so hätte geschehen können. Die Erzählung nimmt sich teilweise recht viel Raum für das Geschehen, angepasst an den Schreibstil Thomas Manns. Der litauische Übersetzer erzählt die Geschichte als Ich-Erzähler, aus einer zeitlichen Distanz von einigen Jahrzehnten, er ist mittlerweile über hundert Jahre alt. Dabei beschwört er die Atmosphäre des Jahres 1930 in Nidden herauf, die Geschehnisse sind eingebettet in die politischen und gesellschaftlichen Themen der damaligen Zeit.

Der historische Kriminalroman gerät so zu einer Hommage an Thomas Mann. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 04.02.2025
Im Namen der Barmherzigkeit
Lind, Hera

Im Namen der Barmherzigkeit


ausgezeichnet

Kind zweiter Klasse

Die knapp dreijährige Steffi kommt in den Siebzigerjahren als Pflegekind auf einen abgelegenen Bauernhof zur Familie Kellerknecht. Dort muss sie zusammen mit den anderen Pflegekindern harte Arbeit verrichten, bei karger Kost und Logis, während die echten Kinder ein Leben wie im Traum führen. Als Steffi ihre Tage bekommt, wird sie regelmäßig vom Bauern missbraucht. Mit fünfzehn entwickelt sie eine Magersucht und kommt in die Psychiatrie. Noch traut sie sich nicht, das Geschehene anzusprechen. Als sie kurz darauf schwanger wird von einem vermeintlichen Freund, wird sie in ein Kloster abgeschoben, in dem sich barmherzige Nonnen um ledige junge Mütter kümmern. Steffi will ihrer kleinen Tochter eine bessere Kindheit bieten. Gleichzeitig macht sie sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter.

Die Geschichte stützt sich auf wahre Geschehnisse, wurden doch bis in die 80er Jahre hinein Pflegekinder in Bauernfamilien untergebracht, wo sie unter oft menschenunwürdigen Zuständen nach Strich und Faden ausgenutzt wurden. Sie wurden zu Kindern zweiter Klasse. Steffi und die anderen Pflegekinder der Familie Kellerknecht sind dabei ganz auf sich allein gestellt, die Pflegeeltern wissen, wie sie sich das Jugendamt geneigt halten können, so dass keiner genau hinsieht. Es ist schrecklich, von ihren Erlebnissen zu lesen, man mag sich kaum das Leben dieses Kindes vorstellen. Und doch taucht man als Leser tief in die Ereignisse hinein, die Autorin Hera Lind versteht es, den Stoff ihrer Geschichte äußerst fesselnd zu erzählen. Steffis Schicksal geht unter die Haut, von der ersten Seite bis zur letzten.

Dieser Roman nach einer wahren Geschichte hat mich schnell in seinen Sog ziehen können, so dass ich das Buch sehr gerne weiter empfehle. Ich vergebe alle 5 möglichen Sterne.