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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Frau M. aus M.
Wohnort: 
Magdeburg

Bewertungen

Insgesamt 112 Bewertungen
Bewertung vom 06.06.2025
Kokoro
Kempton, Beth

Kokoro


ausgezeichnet

Ruhe und Schönheit finden im Chaos
Die britische Autorin Beth Kempton war in eine Lebenskrise geraten, für die ihr die Gesellschaft, in der sie lebt keine gute Unterstützung geben kann. Sie erinnert sich an die Jahre, die sie während ihres Japanologie-Studiums in Japan verbracht hat. Dort ist sie dem Kokoro begegnet, was die Weisheit des Herzens meint, aber auch weitergreifende, sehr individuelle Bedeutungen haben kann. Sie begibt sich auf eine Pilgerreise durch den Norden Japans. Sehr spannend finde ich, wie sich der Ton im Buch ändert. Wir starten mit ziemlich kühler, rationaler Sprache westlicher Denke. Im Verlauf ihres Weges und nach der Absolvierung verschiedener spiritueller Rituale wird die Sprache weicher, entspannter und wärmer. Wunderbar wird auch die japanische Sprache inklusive der Schriftzeichen betrachtet, in der sich sehr vielfältigen Denkweisen abbilden. So kann man die Reise als Leser auch ein bisschen miterleben. In der von unserer Kultur so verschiedenen Lebensart hat die Nährung der Seele einen sehr viel höheren Stellenwert als wir es kennen. Sehr interessant ist auch die vielschichtige Betrachtung des Lebens an sich. Ergänzend zum Erlebnisbericht gibt es nach jedem Kapitel eine kleine Zusammenfassung von Kokoro-Weisheiten.
Die gesamte Aufmachung des Buches ist wunderbar und dem Inhalt sehr gut angepasst. Meinem Blick auf das Leben haben sich viele neue Facetten hinzugefügt. Ich hatte große Freude beim Lesen.

Bewertung vom 28.05.2025
Peace, Moms
Weigert, Evelyn

Peace, Moms


gut

Bericht über einen Babyhurrican
"Peace, moms" ist ein Erfahrungsbericht. Die Aurorin wurde mit 31 Jahren ungeplant, plötzlich und unerwartet schwanger. Sie unterschätzte die Situation und wohl auch die Veränderungen, die das für sie und ihren Partner mit sich bringen würde. Und so wurde sie von allem, was da kam, ziemlich überfahren. Spätestens mit Ankunft des zweiten KIndes zwei Jahre später, wurde es ziemlich wild bei Weigerts zuhause. Sehr impulsiv und mit der Methode "Durchwurschteln" arbeitete sich Evelyn durch diese Zeit. Sie schildert sehr genau, wie sie das alles erlebt hat. Dabei wird tatsächlich kein Thema ausgelassen, nichts ist zu privat. Natürlich betrachtet sie die Situation durch ihre persönliche "Brille". Auch wenn es eine Menge textlich herausgehobene Tipps und Wünsche gibt, kann dieses Buch kein Ratgeber sein. Wiederholt bittet die Autorin darum, nicht be- bzw. verurteilt zu werden und dies auch nicht bei anderen Eltern zu tun. Das ist sicher wichtig und richtig, heißt aber nicht, dass ich mit allen Thesen konform sein muss. Manche Sachen finde ich echt haarsträubend.
Ich hoffe sehr, dass es Evelyn gut getan hat, alles einmal richtig rauszulassen. Es ist ein Erfahrungsbericht, nicht mehr und nicht weniger.

Bewertung vom 16.05.2025
Urlaub vom Patriarchat
Oertel, Friederike

Urlaub vom Patriarchat


ausgezeichnet

Matriarchat theoretisch und praktisch
Friederike Oertel setzt sich ergebnisoffen mit den Themen Patriarchat und Matriarchat auseinander. Die Autorin folgt dabei sehr spannenden Überlegungen. Sie fasst sehr gut zusammen, wie oft diese Themen schon vereinnahmt, überhöht und für bestimmte Interessen zurechtgebogen wurden. Sie hat herausgefunden, dass es in einigen sehr weit abgelegenen Gegenden der Welt Gesellschaften gibt, die matriarchalisch leben sollen. Aber was bedeutet das denn eigentlich? Es ist eine kluge Idee, buchstäblich hinter den eigenen Horizont zu reisen und sich in Juchitan (Mexiko) mitten hinein in einen völlig anderen gesellschaftlichen Rahmen zu begeben. In Juchitan, so heißt es, leben die Menschen matriarchal. Es ist sehr spannend mitzuerleben, zu welchen Schlüssen Friederike Oertel findet. Matriarchat ist eben nicht einfach das Gegenteil von Patriarchat. Es geht um völlig andere und sehr verschiedene Arten des Zusammenlebens der Menschen. Die Autorin geht weit in die Geschichte zurück und betrachtet unterschiedeliche Zeiten und auch Orte. Was können wir eigentlich wirklich wissen? Und was ist Interpretation bzw. kann nur Interpretation sein? Es ist sehr genau herausgearbeitet, was das Patriarchat ausmacht, warum es auch für Männer problematisch ist, warum es so stabil ist und auf welche Weise auch Frauen an dessen Erhaltung mitwirken.
Friederike Oertel erlebt auch viele interessante Begegnungen mit Menschen und deren Traditionen.
Das Buch gefällt mir sehr. Es hat meine Sichtweise sehr stark erweitert und auch zu Erkenntnisse über mich und mein Verhalten beigetragen. Ich habe mich außerdem bestens unterhalten gefühlt. Ich wünsche dem Buch sehr viele Leserinnen und Leser.

Bewertung vom 28.04.2025
Mystery Eye
Blum, Susann

Mystery Eye


sehr gut

Sehr mysteriös
Tammy, Isaac, Bendix und Kim sind keine durchschnittlichen Jugendlichen. Vielmehr leben sie alle in schwierigen Verhältnissen, wenn auch sehr verschiedener Art. Sie kennen einander nicht, sind aber telepathisch miteinander verbunden. Und dann ist da dieses mysteriöse blaue Auge, das sie sehen können, wenn ihr Blick sich begegnet. Nur alle 99 Jahre gibt es dieses Phänomen, dass sich die Betroffenen aber erst selbst erschließen müssen. Durch Zufall begegnen sich Tammy und Isaac, wodurch die Geschichte buchstäblich Fahrt aufnimmt. Mit Unterstützung ihrer Freunde Sahara und Lucas schaffen sie es, quer durch Europa zu reisen und Bendix und Kim ausfindig zu machen. Nur gemeinsam haben die Vier Zugang zu einer ganz besonderen Kraft. Am Ende der Geschichte stehen die sechs Jugendlichen am Beginn eines neuen Abenteuers auf dem nächsten Level.
Die Story ist sehr spannend und voller Action. Es geht um Freundschaft, um Vertrauen, Ehrlichkeit und Wagemut. Ich hatte viel Freude beim Lesen.

Bewertung vom 22.04.2025
Das Licht in den Wellen
Mommsen, Janne

Das Licht in den Wellen


weniger gut

Und wenn sie nicht gestorben sind...
An dieses Buch bin ich wohl mit falschen Vorstellungen herangegegangen. Inge Martensen haut kurz vor ihrem 100. Geburtstag mit ihrer Urenkelin Swantje ab. Die beiden besteigen ein Schiff nach New York. Diese Szenerie bot in meiner Phantasie einen tollen Hintergrund für eine turbulente Geschichte. Aber nach den ersten hundert Seiten, die ich noch sehr spannend fand, driftete die Handlung ab ins Seichte, Kleinkarierte und Engstirnige. Inge ist mit 25 Jahren nach New York ausgewandert und dort mit ihrem Kartoffelsalatrezept! groß rausgekommen. Ihr gelingt einfach alles. Sie ist überall willkommen. Sie findet die große Liebe. Auch ihr Sohn ist natürlich ein schöner und erfolgreicher Junge. Und wenn doch mal etwas nicht so gut läuft, gibt es sehr schnell Satisfaktion. Es wird stets alles ganz genau beschrieben, wichtig scheint auch zu sein, dass die Personen immer gut gekleidet und gegebenenfalls geschminkt sind und wonach es gerade riecht. Der Roman hat mit der Realität wenig zu tun. Das Ende des Romans ist abrupt. Inge und Swantje sind zwar losgefahren, kommen aber nicht an. Und wenn sie nicht gestorben sind, sitzen sie wohl noch heute dem Balkon ihrer Luxuskabine an Bord der "Caribbean Sea".

Bewertung vom 15.04.2025
Wo wir uns treffen
Hope, Anna

Wo wir uns treffen


ausgezeichnet

Ein wunderbar starker Roman
Von diesem Roman bin ich von der ersten bis zur letzten Seite sehr fasziniert. Kulisse für die Handlung ist ein 400 Hektar großes Anwesen in Sussex, das der Familie Brooke seit sieben Generationen gehört. Die Familie und einige nahestehende Personen sind zusammengekommen, um das derzeitige Familienoberhaupt Phillip Brooke zu beerdigen, der ein ziemlich schwieriger Charakter war. Fünf Tage lang werden die Ereignisse abwechselnd aus der Sicht der verschiedenen liebevoll und detailreich gestalteteten Figuren erzählt. Es ist ein wahrer Genuss, die Schilderungen der wunderschönen Natur rundherum zu lesen und mitfühlen zu können. Die Betrachtungen und Empfindungen der einzelnen Personen kommen einer Darstellung ihrer inneren Landschaften gleich. Jede von ihnen hat starke Seiten, Talente, Verletzungen und auch Abgründe.
Anna Hope spricht auf leise und doch eindringliche Weise verschiedene aktuelle Themen an. Die Familie befindet sich an einem historischen Wendepunkt. Erstmalig gibt es eine weibliche Haupterbin. Viele neue Sichtweisen kommen zur Sprache. Woher stammt der ganze Reichtum? Welche Verantwortung ergibt sich aus dem Handeln der Ahnen? Können die bestehenden Strukturen auch in Zukunft noch tragen? Ist es möglich, Frieden mit einer schmerzvollen Vergangheit zu schließen? Wie können die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander besser werden? Dabei wird ganz klar, dass es auf alle diese Themen sehr vielschichtige und teilweise widersprüchliche Antworten gibt.
"Wo wir uns treffen" ist ein wunderschön komponierter Familienroman, der bis zum Schluss spannend und unterhaltsam ist.
Ich gebe gern eine klare Leseempfehlung und alle Sterne, die ich vergeben darf.

Bewertung vom 12.03.2025
Hase und ich
Dalton, Chloe

Hase und ich


ausgezeichnet

Eine ganz besondere Begegnung
Während des Corona-Lockdowns zog sich die Autorin in ihr Haus auf dem Lande zurück. Eine ungewöhnliche Begegnung mit einem winzigen Feldhasenbaby veränderte ihr Leben von Grund auf. Der kleine Hase schleicht sich in ihr Herz, obwohl ihr ihre Freiheit und Unabhängigkeit von jeglicher Art Beziehung sehr wichtig sind. Da es kein Zurück mehr gibt, nachdem sie das Hasenbaby mit nach Hause genommen hat, versucht sie das scheinbar Unmögliche. Feldhasen gelten als nicht domestizierbar und es scheint ein aussichtsloses Unterfangen zu sein, das Hasenbaby überhaupt aufzuziehen. Aber Chloe und Hase scheinen sich in ihrem Temperament sehr zu ähneln und sich blind und stumm zu verstehen. Die Autorin schafft es, die Bedürfnisse ihres Pfleglings immer besser zu erkennen und akzeptiert sämtliche Umstände, die sich daraus ergeben. Es wächst eine ganz besondere Verbindung zwischen den Beiden. Chloe profitiert enorm von diesem Kontakt. Hase ist Teil der wilden Natur. Sie weiß ganz genau, was sie braucht. Und Chloe lernt, die Schönheit und unendliche Vielfalt der Natur um sie herum zu sehen und findet dadurch auch einen völlig neuen Zugang zu sich selbst. Gerade auch die Schilderungen der Natur finde ich wunderschön und sehr beruhigend. Wunderbar sind auch die vielen zarten Illustrationen. Der Bericht über die Freundschaft zu einem Tier entwickelt sich zur Einsicht, was wir Menschen uns nicht zuletzt selbst antun, wenn wir unsere Bequemlichkeiten gedankenlos auf Kosten der Natur leben. Ich bin sehr begeistert von diesem Buch und gebe gern eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.02.2025
Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen
Metz, Alina

Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen


ausgezeichnet

Die geheimnisvolle Welt des unterirdischen Labyrinths
Alina Metz erschafft auf sehr spannende und unterhaltsame Weise die Phantasie eines unendlich riesigen unterirdischen Labyrints aus Büchern aller Zeiten und sämtlicher Themen. Dort gelten eigene Gesetze, die auch gefährlich für Menschen sein können. Nur sehr wenige Menschen wissen davon und haben gar Zutritt. Der Buchhändler Raban Krull ist einer davon. Man braucht die Ausbildung zum Büchersucher und bestimmte ganz besondere Ausrüstungsgegenstände, um das Bücherlabyrinth betrreten zu dürfen. Minna möchte auch Büchersucherin werden. Sie hat es ihrer Mutter, die vor elf Jahren spurlos im Labyrinth verschwand, einst versprochen. Sie stellt fest, dass ihre Mutter noch lebt, aber in den Spiegelgängen gefangen ist. Mit Gulliver, Rabans Sohn, und Jascha, einem weiteren Lehrling besteht sie viele atemberaubende Abenteuer, bis sie ihre Mutter befreien kann ... und damit erst das ganze Desaster offenbar wird. Damit ist die Tür für Band zwei geöffnet. Die Figuren sind liebevoll, sehr phantasievoll, sehr authentisch gezeichnet. Auch die kleinen literarischen Exkurse am Ende jeden Kapitels finde sehr amüsant. Die ganze Aufmachung des Buches ist wunderbar.
Ich bin sehr begeistert von diesem Buch. Es findet ganz bestimmt sehr viele Leser.

Bewertung vom 27.10.2024
Die Kunst des InnSæi
Gunnsteinsdóttir, Hrund

Die Kunst des InnSæi


ausgezeichnet

Ein Buch wie ein Freund
Von diesem Buch bin ich sehr begeistert. Schon das Cover gefällt mir gut, da es sich von den gängigen Stilen anderer Bücher abhebt. Ich habe schon viele gute Bücher darüber gelesen, wie ein glückliches Leben gelingen kann. Daher habe ich gar nichts Neues erwartet, sondern eher eine Bestätigung dessen, was ich schon weiß. Doch zu meiner großen Freude bin ich sehr positiv überrascht worden. Hrund Gunnsteinsdottir hat mit ihrem Buch bewirkt, dass sich meine Sicht auf mich selbst und die Art, wie ich mit mir umgehe, verändert hat. Möglicherweise hat mich das Buch zum richtigen Zeitpunkt gefunden. Auf jeder Seite konnte ich Fakten und Zusammenhänge erkennen, die mich betreffen. Es ist ein absolut aktuelles Buch, das sich sehr gut auf die heutigen Lebensbedingungen in der Welt bezieht. Die vorgeschlagenen Übungen sind einfach und verblüffend gut wirksam. Es lohnt sich sehr, sich auf "Die Kunst des InnSaei" einzulassen.
Ich wünsche diesem Buch sehr viele Leser.

Bewertung vom 15.10.2024
Lauf Leben, lauf! (eBook, ePUB)
Geiger, Suna

Lauf Leben, lauf! (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Über die Tochter einer sehr verletzten Mutter
In diesem Roman gibt die Autorin der Ich-Erzählerin Antje eine Bühne. Antje erlebt ihre Kindheit und Jugend während der DDR-Zeit. Schlimm ist, dass ihre Mutter sie nicht gut behandelt, sie wiederholt demütigt, ausgrenzt zurücksetzt. Der Vater ist ein gewalttätiger Alkoholiker und schon früh nicht mehr präsent in Antjes Leben. Antje beschreibt, wie sie trotzdem überlebt hat. Sie schildert die in der DDR vorhandenen Strukturen, die ihr stellenweise wichtigen Halt boten. Außerdem gab es Personen, die Antje förderten und beschützten. Ihr Stiefvater Horst und ihr Lauftrainer waren wichtige Eckpfeiler. 1989 fiel die innerdeutsche Grenze. Vieles veränderte sich sehr schnell. Antje konnte viele der neuen Chancen für sich nutzen. Ich finde ihren Blick auf die deutsche Geschichte sehr authentisch und wichtig. Der stärkste Aspekt dieses Buches aber liegt in der Frage, warum ihre Mutter so hart zu ihr war. Die Erkenntnis, dass die Mutter selbst ein brutal hartes Leben hatte, an dem sie schlussendlich zerbrochen ist, wird vielleicht so manche/n Leser/in mit einer freudlosen Kindheit etwas Verständnis für seinen eigenen Eltern vermitteln.
Das Buch scheint aus dem Herzen heraus geschrieben. Die Sprache ist einfach, die Sätze unkompliziert. Antjes eigensinnige Anschauungen gefallen mir sehr. Ich wünsche dem Buch sehr viele Leser.