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KB-B

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Insgesamt 17 Bewertungen
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Bewertung vom 20.09.2020
Normale Menschen
Rooney, Sally

Normale Menschen


sehr gut

„Als Connell klingelt, macht Marianne die Tür auf. Sie trägt immer noch ihre Schuluniform, aber ohne den Sweater, also nur Bluse und Rock, und sie hat keine Schuhe an, nur Strümpfe.
Oh, hey, sagt er.
Komm rein.
Sie dreht sich um und geht den Flur runter. Er folgt ihr, schließt hinter sich die Tür.“
Marianne und Connell besuchten die gleiche Schule in einer irischen Kleinstadt und das Trinity College in Dublin, beide sind sehr intelligent und verliebt ineinander. Doch nicht nur im Hinblick auf ihre soziale Herkunft sind sie grundverschieden. Auch ihre Beziehungen zu anderen Jugendlichen in der Schule und auf dem College sind unterschiedlich. Connell hat nur während der Schulzeit viele Freunde. Marianne ist in ihrer Schulzeit eine Einzelgängerin und oft dem Mobbing ausgesetzt. Auf dem College wendet sich das Blatt für beide.
Sally Rooney erzählt in ihrem Roman „Normale Menschen“ die Geschichte von Connell und Marianne und ihrer On-Off-Beziehung. Die Autorin hat einen sehr schönen und detaillierten Schreibstil. Auf den ersten hundert Seiten möchte man jedoch manchmal das Buch zur Seite legen. Es passiert inhaltlich nicht sehr viel. Am Ende bleibt mir nur folgendes zu sagen: Es ist ein sprachlich fantastisch geschriebenes Buch, es fällt leicht, sich in die einzelnen Situationen hineinzuversetzen, jedoch entstand am Ende nichts Bleibendes. Man macht das Buch zu und das wars. Schade

Bewertung vom 10.03.2020
Japan - Abstieg in Würde
Wagner, Wieland

Japan - Abstieg in Würde


ausgezeichnet

Ende des Aufschwungs
Von dem Land der aufgehenden Sonne ist uns vieles bekannt, jedoch nicht alles. Wieland Wagner, Jahrgang 1959, studierte Geschichte und Germanistik und arbeitete 1990 bis 1993 als Korrespondent die Nachrichtenagentur Vereinigte Wirtschaftsdienste (VWD) in Tokio. Er berichtet für den Spiegel jahrelang aus Asien und hat viele Jahre in Tokio gelebt. In seinem Buch „Japan - Abstieg in Würde“ beschreibt er sehr ausführlich, was passiert und was passieren wird, wenn ein ganzes Land in Rente geht. Dem Leser wird verdeutlicht, wie sich der Rückgang der Geburtenrate und die zunehmende Vergreisung der Gesellschaft auf den Erfindergeist der Japaner, die Wirtschaft und andere Bereiche des Landes auswirken. Wie sehr hält Japan an seinen Traditionen fest, obwohl den Japanern teilweise bewusst ist, dass einige Traditionen sie daran hindern, nach vorn zu gehen. Sehr informativ und schön geschrieben-vielen Dank

Bewertung vom 02.03.2020
Ist das Deutsch oder kann das weg?
Hirsch, Eike Christian

Ist das Deutsch oder kann das weg?


ausgezeichnet

Goethe und der Papierflieger
„«Das sind Verbindlichkeiten, die wir meinem Vorgänger zu verdanken haben.» So sprach der neue Schatzmeister des Vereins. Und niemandem wird etwas aufgefallen sein. Verdanken? Ja, so spricht und schreibt man heute. Dankbarkeit scheint weiter verbreitet, als man ahnte.“
Eike Christian Hirsch hat mit Präzision die deutsche Sprache, bzw. das was die Menschen in dieser gesprochen und geschrieben haben, analysiert. Warum bedanken sich Menschen, wenn ihnen schlechtes widerfährt? Wer trägt am schlechten Wetter die Schuld, die Wolken oder die Sonne? Sollten wir den Dativ oder doch den Genitiv verwenden? Warum werden ständig Substantive verlängert und Verben weggelassen? Warum wird man seit einiger Zeit überall geduzt? In der kleinen Sprachstudie werden diese und andere Fragen beantwortet.
Ein Glück, dass es noch Liebhaber der deutschen Sprache gibt, die Bücher über die korrekte Verwendung der deutschen Sprache schreiben und diese dann auch veröffentlichen. Danke!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2020
Die Wettermacher
Blum, Andrew

Die Wettermacher


ausgezeichnet

Wetterberichte
„Ich wusste, dass ich, wenn ich die Wettervorhersagesysteme geduldig und sorgfältig studierte – wenn ich aufhörte, zum Himmel zu schauen, sondern mir stattdessen die Maschinen ansah, die ihn beobachteten -, würde verstehen können, wie diese neue Methode funktionierte, mit der tatsächlich in die Zukunft geschaut wurde.“ Ausgehend von der Wettervorhersage für den Wirbelsturm Sandy im Jahre 2012, machte sich der Autor auf den Weg zu vielen Institutionen und Wetterstationen der Erde. Er erklärt in seinem Buch ausführlich und sachlich die Entstehung von Wetterberichten in all ihrer Komplexität, die Kosten und die Entwicklung der Vorhersagen. Er nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise von den Anfängen bis in die aktuelle Zeit und gibt einen Einblick in die Arbeit der verschiedenen Laboratorien und Organisationen. Es wird einem sehr schnell bewusst, was hinter dem kurzen Blick auf eine Wetter-App steckt. Wieviel Menschen haben mit welchem Enthusiasmus an der Vorhersage gearbeitet? Welche technischen Voraussetzungen sind notwendig und welche erheblichen Kosten stecken in dieser Vorhersage? Wieviel Satelliten, Sonden, Bojen sind tagtäglich mit der Aufzeichnung der Daten beschäftigt?
Danke für dieses informative Buch.

Bewertung vom 18.02.2020
Mein Jahr in den Bergen
Cognetti, Paolo

Mein Jahr in den Bergen


ausgezeichnet

Gelungene Auszeit
Paolo war ein Stadtkind und hatte jeden Sommer in den Bergen verbracht. Die Berge waren für ihn der Innbegriff der Freiheit. Doch vieles hatte sich geändert und er war seit nunmehr zehn Jahren nicht mehr dort.
„Ich war dreißig und fühlte mich kraftlos, verloren und niedergeschlagen, wie wenn ein Unternehmen, an das man geglaubt hat, kläglich gescheitert ist: eine Arbeit, eine Beziehung, ein gemeinschaftliches Projekt, ein Buch, das mich Jahre der Mühe gekostet hatte. Mir eine Zukunft vorzustellen, kam mir in diesem Moment ungefähr so abwegig vor wie eine Reise anzutreten, wenn man Fieber hat, es draußen regnet und dazu der Tank leer ist.“
Eine Auszeit in einer kleinen Hütte in den Bergen auf 2000 m Höhe scheint der einzige Ausweg zu sein.
Paolo Cognetti erzählt wunderschön in seinem Buch von seinem Leben in den Bergen. Wie fühlt sich Stille an? Wie kann man Stille ertragen? Welche ungewöhnlichen Geräusche gibt es in der Nacht? Wie sind das Leben und die Natur dort oben?
Paolo Cognetti zieht den Leser in diese ruhige Bergwelt, wo für Hektik und Stress kein Platz ist. Vielen Dank für die schöne Geschichte.

Bewertung vom 30.01.2020
Wir Ertrunkenen
Jensen, Carsten

Wir Ertrunkenen


ausgezeichnet

Marstal und die Seefahrt
„Laurids Madsen war im Himmel gewesen, doch dank seiner Stiefel war er auch wieder heruntergekommen.“ Mit Laurids fängt die Geschichte im Jahre 1848 an. Petrus hat ihn noch nicht gewollt. Laurids lebt eigentlich in Marstal mit seiner Familie, wenn da nicht die Seefahrt und das Fernweh wären. Es ist in Marstal, einer kleinen Stadt auf einer Insel in der dänischen Südsee, seit Ewigkeiten Tradition, dass die Jungen nach der Schule im Alter von etwa fünfzehn Jahren beginnen, zur See zu fahren. Schon als Kinder träumen sie davon. Trotz aller Gefahren scheint sie keiner aufhalten zu können. Das Fernweh ist grenzenlos. Die Frauen hingegen hassen das Meer, das ihnen ihre Söhne und Männer nimmt. Sie sind nicht mehr bereit, tatenlos zu zusehen…
Carsten Jensen hat Geschichte geschrieben mit diesem Roman. Er nimmt seine Leser auf dem Seeweg mit auf eine Reise durch die ganze Welt und durch einhundert Jahre Geschichte und kehrt zwischendurch immer wieder zurück nach Marstal. Wie von einem anonymen Beobachter ist der Roman im grandiosen Erzählstil geschrieben. Man wird in die Geschichte hineingezogen und nicht mehr losgelassen. Wunderschön erzählt ist auch das sehr ausführliche Nachwort. Danke.

Bewertung vom 23.01.2020
Fuchs 8
Saunders, George

Fuchs 8


ausgezeichnet

Post aus der Tierwelt
„Aber in einer Nacht hab ich was gehört, da wollte ich mir noch mal anders überlegen, wi ich von den Mänschen denke. Und da bin ich immer noch dabei.“ Ein Fuchs auf dieser Erde? Eigentlich ist dies nicht ungewöhnlich. Dass ein Fuchs die Sprache der Menschen beherrscht, hingegen schon. Was wäre, wenn ein Fuchs uns ein Brief schreiben würde und uns mit unserem Benehmen auf dieser Erde konfrontieren würde? Wie leben wir in dieser Welt? Wie denken Tiere, in diesem Buch Füchse, über uns Menschen? Haben sie eine gute Meinung über das Verhalten der Menschen? Oder sollten wir unser Verhalten ändern? Wie gehen wir mit unserer Umwelt um? Wie verhalten wir uns gegenüber anderen Lebewesen? Respektieren wir andere Lebewesen? George Saunders hat sich mit dieser Frage in seinem Buch „Fuchs 8“ auseinandergesetzt. Durch die von ihm verwendete Sprache und den Verzicht auf Seitenzahlen wird der Leser auf den Boden der Tatsachen gezogen. Er wird in die Lage versetzt, die Welt aus der Sicht eines Fuchses wahrzunehmen. Das Buch ist liebevoll geschrieben, bzw. grandios übersetzt worden und wurde sehr schön illustriert. Vielen Dank

Bewertung vom 06.01.2020
Schnappschüsse
Magris, Claudio

Schnappschüsse


ausgezeichnet

Sprachliche Momentaufnahmen
…Ein bedeutender Mathematiker, der sich mit ausgefallenen, ultraspeziellen und nur wenigen Fachkundigen zugänglichen Studien beschäftigte, war eingeladen worden, einen Jahreskurs in einer angesehenen, interdisziplinären Institution zu halten, dem Collège de France, in dessen Hörsälen sich die größten internationalen Berühmtheiten der Wissenschaft und des Humanismus die Hand geben. Schon der angekündigte Titel der Vorlesung entmutigte die Inkompetenten, das heißt fast sämtliche Milliarden Erdenbewohner, mit Ausnahme von ein paar wenigen irgendwo verstreuten Genies, so dass der Gelehrte ….“ Ja, der Gelehrte rechnete mit einer Handvoll Zuhörern.
Wie es trotzdem sein kann, dass der Hörsaal während dieser Vorlesung immer ausnahmslos überfüllt ist, was im Stau stehende Menschen auf der Autobahn während eines Unfalls wirklich bewegt oder was Sissi mit holprigen Versen aus dem Jenseits zu tun hat, hat Claudio Magris detailliert in einer fantastischen Sprache aufgeschrieben und in diesem Buch zusammengetragen als eine Sammlung von „Schnappschüssen“. Gerade in der heute sehr schnelllebigen Zeit ist dies ein unbedingt lesenswertes kleines Meisterwerk der Literatur.

Bewertung vom 16.12.2019
Jenseits des Meeres liegt die ganze Welt
Jónsdóttir, Audur

Jenseits des Meeres liegt die ganze Welt


ausgezeichnet

Ein bisschen Krimi, Island, Politik…..
Reykjavik. Es ist Dezember, draußen ist es kalt. Sunna sitzt in ihrer Küche, trinkt ihren Kaffee, wie jeden Morgen, und liest die Nachrichten, wie jeden Morgen. „Seit vergangenem Freitag wird die Kunsthistorikerin Arndis Theodorsdottir vermisst. Sie wurde zuletzt in ihrer Galerie „Össa“ gesehen….“ Sie kann es kaum glauben, sie hat damals, es war vor etwa zehn Jahren, mit Arndis in Barcelona studiert. Sie haben gemeinsam viel erlebt, sind durch dick und dünn gegangen, doch irgendwie brach der Kontakt ab.
Ist Arndis tot, einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Doch dies sind nicht die einzigen Fragen und Sorgen, die sich Sunna macht. Ihr Mann muss, gerade jetzt, nach Isafjördur auf Geschäftsreise. Ausgerechnet jetzt, wo sein Sohn aus erster Ehe zu Besuch kommen soll. Wer wird sich um ihn kümmern, ihn zur Schule bringen, zum Klavierunterricht? Ausgerechnet jetzt, wo Sunna auf Arbeit aufgrund des Weihnachtsgeschäfts nicht weiß, wie sie ihre Arbeit schaffen soll? Und dann ist da noch etwas, das Geld. Immer wieder plagen Sunna und ihren Mann finanzielle Probleme. Sunna macht sich auf den Weg, sie hat keine Wahl. Sie beginnt die Suche nach Arndis und letztlich nach sich selbst.
Audur Jonsdottir hat einen vielschichtigen, schönen Roman geschrieben. Es ist eine Mischung aus Krimi, Island, Politik. Gesellschaftliche Probleme, die es nicht nur in Island gibt, werden thematisiert…. Ein gelungener Roman. Danke.

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