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Benutzername: 
Christine
Wohnort: 
Mönchengladbach

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2011
Underground
Dreyfus, Suelette; Assange, Julian

Underground


sehr gut

Nun gibt es das Buch also auch in deutscher Sprache. Wer im Englischen nicht so sicher ist, für den lohnt sich die relativ hohe Ausgabe von 24,90 Euro sicherlich. Ja- es ist ein älteres Buch. Einige Nachträge machen es aktuell und weisen mehrfach und unübersehbar darauf hin, daß wir hier die ersten Gehversuche der Internetaktivisten kennen lernen, die heute die Tagespresse bestimmen.
Suelette Dreyfus führt den Leser in die Parallelwelt der Hacker in den späten 80er und frühen 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. Aber während man die Schilderungen über diese aus dem Blick der heutigen Technik steinzeitlichen Ära liest, vergißt man die zeitliche Differenz. Der Leser taucht ab in den Untergrund, liest über die Abenteuer der ersten Hackergenerationen und die Sprache des Buches ermöglicht es, den teilweise rasanten Verlauf der Handlung wirklich mitzuerleben. Da sitzt man lesend da und plötzlich wird bewußt, daß man mit weißen Knöcheln das Buch umklammert, atemlos mit dem Hacker auf der Flucht ist und man stellt überrascht fest, daß man auch als gesetzestreuester Internetuser plötzlich auf der Seite der Hacker steht. Man wünscht Ihnen, daß sie den allzu korrekten Behörden entkommen. Verwundert muß man sich eingestehen, daß wohl in jedem von uns ein wenig Anarchie steckt. Dies ist möglich, weil die in diesem Buch beschriebenen Hacker keine Wirtschaftskriminellen sind, die unschuldigen Opfern schaden. Der Gegner ist der übermächtige Konzern, die reglementierende Obrigkeit, die Enge des eigenen Lebens und die Möglichkeiten der Technik und des eigenen Könnens. Obwohl die Handlung hochtechnisch ist, weit höher als wir Normalsurfer je kommen werden, sind die Geschichten, die hier erzählt werden, sehr flüssig zu lesen. Suelette Dreyfus schafft es, die kompliziertesten Abläufe in den verschiedenen Netzen so deutlich und klar – ich nutzte absichtlich nicht das Wort „einfach“ – darzustellen, daß vom computerbesessenen Teenager bis zur aufgeschlossenen Großmutter jeder der Handlung folgen kann. Hier zeigen sich die Erfahrung einer Technik-Journalistin und die erzählerischen Qualitäten einer Romanautorin.
Julian Assange hat mit seinen Recherchen zu diesem Buch eine solide Basis geschaffen, auf der diese wirklich lesenswerte Erzählung einen festen Stand findet. Der Leser erfährt viel über die Mentalität der Hacker, über ihre Besessenheit und die Kräfte die sie antreibt. Eine Liebesgeschichte fehlt ebensowenig wie Tragödie und Zusammenbruch. Fast wie im wirklichen Leben!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.02.2011
Julian Assange - Der Mann, der die Welt verändert
Görig, Carsten; Nord, Kathrin

Julian Assange - Der Mann, der die Welt verändert


gut

Ein Buch über einen Mann, von dem die Welt gerade spricht.
Die Autoren liefern eine solide Arbeit ab und hatten mit dem Zeitpunkt des Erscheinens ihres Buches auch die Pole-Position.
Nach der Lektüre einiger anderer Schriften zu diesem Thema muß ich allerdings sagen, daß die Informationen, die der Leser hier erhält, nur aus zweiter Hand sind.
Zum großen Teil wird aus Reden zitiert bzw. Auftritte beschrieben, die jeder leicht bei YouTube selber ansehen kann.
Im Vergleich zu den anderen erschienen Büchern wird deutlich, daß hier nicht eine längere Zusammenarbeit mit Julian Assange oder WickiLeaks die Quelle und die Grundlage des Geschriebenen ist.
Trotzdem ist die Lektüre dieses Buches eine weitere Facette im bunten Spiel um WikiLeaks und den Menschen dahinter

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.02.2011
Picknick im Schatten
Lennox, Judith

Picknick im Schatten


ausgezeichnet

Ein wirklich lesenswertes Buch.
Judith Lennox erzählt hier die Geschichte einer handvoll Menschen über mehrere Jahrzehnte hinweg. Sie schildert die Untiefen des Lebens, gibt Einblick in die Seelen von Menschen, die durch den Verlust oder Entzug von Zuneigung und Vertrauen sehr verletzt sind und diese Verletzlichkeit in unterschiedlichtes Form leben.
Die Handlung scheint nur so dahinzuplätschern. Der Leser muß nicht ständig atemlos hinter einer Geschichte herlaufen, die in einem finalen Knall endet. Immer wieder kommt es im Leben der geschilderten Figuren zu großen und kleinen Dramen, die bei aller Ruhe der Erzählung doch in regelmäßigen Abständen brennende Neugier beim Leser erzeugt. Obwohl in der Handlung nicht wirklich ein Spannungsbogen im klassischen Sinn zu entdecken ist, überrascht der Schluß der Geschichte doch sehr.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.02.2011
Die schwarzen Vögel
Hart, Maarten 't

Die schwarzen Vögel


ausgezeichnet

Die schwarzen Vögel – ein etwas anderer Krimi.
Das Buch liest sich sehr gut. Maarten´t Hart hat drei parallel verlaufende Handlungsstränge bzw. Blickwinkel zu einer spannenden und stimmigen Geschichte verwoben. Bis zum Schluß bleibt offen, ob überhaupt ein Verbrechen stattgefunden hat, wer welche Interessen verfolgt und warum. Dabei erhält man Einblick in das Seelenleben der Beteiligten, fragt sich ständig, auf wessen Seite man eigentlich steht und schaudert auch immer ein bisschen bei den Schilderungen von Ermittlung und Verdunkelung. Gleichzeitig taucht man ein in das Innenleben einer Ehe, die durch das Problem der Kinderlosigkeit in ihren Grundfesten erschüttert wird.
Eine wirklich gut gemachte Geschichte, bei der man auch bei aller Umsicht und Lese-Strategie am Ende total überrascht wird!

Bewertung vom 11.02.2011
Inside WikiLeaks, Deutsche Ausgabe
Domscheit-Berg, Daniel;Klopp, Tina

Inside WikiLeaks, Deutsche Ausgabe


weniger gut

Es ist eins der Bücher, über die der Autor in einigen Jahren sagen wird: Ich war jung und brauchte das Geld!
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Es ist ein wirklich „süffiges“ Buch, das man ohne Unterbrechung lesen kann. Erst heute Morgen habe ich es per Post erhalten und dann – wie wohl Assange selber – regungslos auf dem Sofa gesessen und gelesen.
Die Vorab-Meldungen waren schon mehrheitlich negativ. Die sich daraus kristallisierenden Zitate „Julian quälte meine Katze“ und „er aß meinen Leberkäse auf“ sind aber Ergebnisse der leider heute weit verbreiteten Kultur, solche Nichtigkeiten als Schlagzeile zu verkaufen. Genau dies ist es, das Wikileaks ändern wollte: Der Konsument wird von den Medien mit Banalitäten abgespeist. Riesige Schlagzeilen machten die Bemerkungen „Teflon Merkel“ und „Westerwelle ist aggressiv“ in den gängigen Zeitungen, die wahren und brisanten Infos in den veröffentlichen Depeschen blieben aber den Lesern weniger, besser aufgestellter Magazine vorbehalten.
Natürlich findet man in diesem Buch weit mehr Informationen als die o.g. aus dem Zusammenhang gerissenen Zitate.
Domscheid-Berg zeichnet von Julian Assange in meinen Augen eigentlich das Bild eines typischen Nerd: liebenswert schusselig bis verletzend aber auch verlogen.
Für ihn, den Aussteiger, war es sehr wichtig dieses Buch zu schreiben. Er hat sehr viel Enthusiasmus und Herzblut in das Projekt mit eingebracht. Jetzt nicht mehr Teil dieser Plattform zu sein, das tut weh. Da hilft es sehr, alle Erinnerungen, Freude und Leid für sich selber einmal zu sortieren und aufzuschreiben. Doch er hätte es nicht veröffentlichen sollen.
Fast jeder kennt ein Scheidungsopfer in seinem Freundes-und Verwandtenkreis. Und daher kennt auch fast jeder die Melodie, die in diesem Buch gesungen wird. Man will den anderen ja nicht schlechtmachen, aber…..
Man muß Domscheid-Berg zugute halten, daß er niemals unter die Gürtellinie geht, immer auch um Verständnis für seinen genialen aber wohl paranoiden Freund wirbt.
Was man ihm aber vorwerfen muß, sind die fehlenden sachlichen Informationen in dem Buch. Der Titel verspricht Einblicke eines Insiders, aber man erhält die Bilanz einer gescheiterten Freundschaft. Wenn Domscheid-Berg sagt, er sei gespannt auf die Autobiographie von Assange und er schon im Vorfeld warnt, daß dessen Buch für die Belletristik-Ecke, nicht aber für die Sparte Sachbuch geeignet sein wird, dann muß er sich auch fragen lassen, aufgrund welcher Kriterien sein Buch dort hingehören sollte.
Wenn er nun freimütig ausplaudert, wer die eigentliche Traumfrau seines ehemaligen Freundes ist, dann beschleicht den Leser eine kleine Ahnung, aus welchem Grund ihm Assange fehlende Loyalität vorwirft und ihm sein Vertrauen entzogen haben könnte. Wenn auch die meisten Vorwürfe, die er sich vom Wikileaks-Gründer hatte anhören müssen, aus seiner Sicht völlig aus der Luft gegriffen sind.
Ich fürchte fast, er hat seinem eigenen Projekt „Openleaks“ mit diesem Buch einen Bärendienst erwiesen. Neben der schillernden Gestalt des Julian Assange hatte er einen langen Schatten geworfen, der auch einiges an Gewicht hatte. Schade daß er seine Reputation in den Augen vieler nun beschädigt hat.
Fazit: Das Buch ist lesenswert um in der sich abzeichnenden Schlammschlacht mitreden zu können aber leider keine Fundgrube für mehr Transparenz bei Wikileaks.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2011
Staatsfeind WikiLeaks
Rosenbach, Marcel; Stark, Holger

Staatsfeind WikiLeaks


ausgezeichnet

Unter den in den letzten Monaten erschienenen Schriften zum Thema Wikileaks und Julian Assange ist dieses Buch eine wohltuend unaufgeregte Alternative. Die Autoren sind alleine schon durch ihre gemeinsame Arbeit mit Wikileaks glaubwürdige Zeugen der Vorgänge hinter den Kulissen. Bei aller Offenheit bleiben sie doch sachlich bei der Schilderung ihrer Erfahrungen. Der oft zu beobachtenden Polarisierung „pro oder kontra Wikileaks“ scheinen sie nicht zu erliegen.Wer sich für das Thema Whistleblower, Pressefreiheit und politische Winkelzüge interessiert bleibt verschont von peinlichem „Insiderwissen“ wie Duschverhalten und vergessener Toilettenspülung. Man erhält Einblick in die Organisation und den Menschen dahinter. Menschen, die sehr viel Zeit, Herzblut, Wissen und Mut in den Grundgedanken der Möglichkeit investieren, Informationen über Mißstände in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ohne Gefahr für die Quelle ans Tageslicht zu bringen.
Und man erhält kurze Einblicke in das Leben des Mannes, der wie kein Zweiter das Gesicht dieser Organisation wurde: Julian Assange. Es ist keine Biographie. Vielmehr sind die Informationen, die in diesem Buch über seine Person gegeben werden, wie kurze Schnappschüsse, die man durch den Spalt einer Tür entdeckt. Informationen, die viel über seine Leidenschaft aussagen, ohne einen Mann vorzuführen, der unter großem Streß stand und dessen wohl einziges Ziel es war, der Welt und den Journalisten die Augen zu öffnen.
Eine gut gemachte, kritische Auseinandersetzung mit einem Thema, das zur Zeit bewegt.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.