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Sophia

Bewertungen

Insgesamt 32 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2025
Das Mörderarchiv Bd.1
Perrin, Kristen

Das Mörderarchiv Bd.1


gut

Annie Adams bekommt einen Brief ihrer Großtante Frances: sie soll das Gesamtvermögen und Anwesen erben statt ihrer Mutter Laura. Annie fährt nach Castle Knoll, wo Tante Frances wohnt. Als sie ankommt, liegt diese jedoch tot in ihrer Bibliothek - und zwar ermordet! Frances bekam vor sechzig Jahren eine Weissagung, dass sie ermordet wird und das ist nun eingetreten. Laut Testament soll derjenige das Vermögen und Anwesen erben, der innerhalb einer Woche den Mord an Frances aufklärt. Neben Annie ist auch Saxon zugegen, der Neffe Frances'. Da Frances von ihrer Weissagung wie besessen war, hat sie in ihrem Haus ein Archiv angelegt, in dem sie jede Straftat wirklich jedes Einwohners dokumentiert hat. Gelingt es Annie, den Mord aufzuklären?

Das Cover ist sehr schön gestaltet, typisch britisch und mit hohem Wiedererkennungswert. Auch die Geschichte geht direkt gut los: mit der Weissagung, die Frances auf einem Jahrmarkt bekommt im Jahr 1965. Die Kapitel sind aus der Ich-Perspektive Annies geschrieben. Sie wirkt oft naiv und blauäugig, erkennt Zusammenhänge manchmal schwer und oft hatte ich das Gefühl, dass sie uns als Leser nicht an allen Geschehnissen teilhaben lässt. Sie erzählt nur das, was sie uns wissen lassen möchte. Durchbrochen werden die Kapitel mit Tagebucheinträgen, die Frances in der Zeit nach der Weissagung verfasst hat. Sie geben immer Hinweise auf die Zusammenhänge, die auch für die Mordermittlungen von Bedeutung sind. Außerdem gewinnt man als Leser so natürlich einige Eindrücke mehr, die Annie bei ihren Ermittlungen meist noch nicht hat.
Die Figuren bleiben jedoch oberflächlich und ohne Tiefe, was auch an der subjektiven Erzählweise liegt. Auch auf das angepriesene Mörderarchiv wird wenig eingegangen. Oft verzettelt sich Annie bei ihren Ermittlungen, sie geht meist unstrukturiert und vor allem unvorsichtig vor, was sie selbst in Gefahr bringt. Auch die gewöhnungsbedürftige Erzählzeit im Präsens wirkt oft langatmig und langweilig.
Ein großer Minuspunkt sind die vielen Figuren und Nebenfiguren, die sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart auftauchen. Ich musste mich beim Lesen sehr konzentrieren, alle Zusammenhänge und Beziehungen zu verfolgen und den Überblick zu behalten.

"Das Mörderarchiv" ist ein typischer Cozy Crime, der typisch britisch daher kommt und Fans von unblutigen Krimis vermutlich begeistern wird. Trotz einiger Schwächen lässt sich die Geschichte gut lesen und die beiden unterschiedlichen Erzählweisen und Zeiträume sind spannend verknüpft.

3,5/5 Sternen

Bewertung vom 17.02.2025
Quallen haben keine Ohren
Rosenfeld, Adèle

Quallen haben keine Ohren


gut

Louise hört so gut wie nichts mehr, nur noch Rauschen und einzelne Wortfetzen dringen in ihr Gehör. Bisher konnte sie ganz gut unter dem Radar bleiben und durch das Lernen und Verbessern von Lippenlesen kommt sie halbwegs im Leben zurecht. Nun droht aber ihr Gehör ganz zu verschwinden, die Ärzte raten ihr dringend zu einem Cochlea-Implantat. Louise ist hin und her gerissen, ihr Leben lang schon schwebt sie in einer Art Zwischenwelt: sie gehört weder zu den Gehörlosen und kann Gebärdensprache noch zählt sie zur Welt der Hörenden. Wird sie sich für das Implantat entscheiden und was sagt ihr Umfeld dazu?

Mich hat die Thematik des Buches sehr interessiert und ich habe gehofft, mehr über ein mir unbekanntes Thema zu erfahren.
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive Louises geschrieben. Dadurch erfährt man alles hautnah und kann sich gut in sie hinein fühlen. Als hörende Person konnte ich mir bis dahin nicht wirklich vorstellen, wie es ist, Menschen nicht zu verstehen, sich deshalb ausgeschlossen zu fühlen und nirgends zugehörig. Es sind die kleinen Dinge, die Louise beschreibt und die trotzdem so viel aus ihrem Leben erzählen: der Einkauf im Supermarkt oder der Besuch beim Arzt. Das alles wird gut aus ihrer Sicht beschrieben, jedoch ist die Sprache und der Erzählstil allgemein sehr bildhaft und poetisch. Es werden verschiedene Metaphern benutzt für verschiedene Gefühlszustände, die meinen Lesefluss öfters gestört haben. Wahrscheinlich ist es von der Autorin so gewollt, aber oft musste ich mich beim Lesen sehr konzentrieren um den Ganzen zu folgen. Man kann das Buch nicht einfach "weg lesen", es erfordert volle Konzentration und ist anspruchsvoll.
Ich habe nach dem Lesen ein Interview mit Adèle Rosenfeld gesehen, in dem sie von ihren eigenen Erfahrungen als Schwerhörige erzählt. Das macht einem das Buch nochmals begreiflicher, lebt es doch von den detaillierten Beschreibungen und der Geschichte Louises.

Für mich ist "Quallen haben keine Ohren" ein interessantes und ungewöhnliches Buch, das ein schwieriges Thema aufgreift, jedoch hat mich die Sprache nicht vollends überzeugen können.

3,5/5 Sternen

Bewertung vom 13.02.2025
The Trap. Wie weit würdest du gehen, um deine Schwester zu retten?
Howard, Catherine Ryan

The Trap. Wie weit würdest du gehen, um deine Schwester zu retten?


sehr gut

Lucys Schwester Nicki ist seit über einem Jahr spurlos verschwunden. Sie verfolgt daher einen äußerst gefährlichen Plan: sie steigt absichtlich auf einsamen Straßen bei fremden Männern ins Auto um auf den Entführer zu treffen und so ihr Schwester Nicki zu finden. Lucy hat keinen Erfolg damit, ihre Schwester bleibt verschwunden. Gemeinsam mit Nickis Partner wohnt sie in dem Haus ihrer verstorbenen Eltern. Als sich die Meldungen von vermissten Frauen in der Region häufen, ruft die Polizei eine Ermittlungskommission ins Leben: Operation Tide. Es wird nun mit noch mehr Druck nach den vermissten Frauen, darunter auch Nicki, gesucht. Lucy indes ist mit der Ermittlungsarbeit nicht zufrieden und überlegt sich erneut einen Plan, mit dem sie dem Täter gefährlich nahe kommen möchte...

Mir hat das Cover sehr gut gefallen, die Farben lenken den Blick darauf und das nur schemenhaft erkennbare Auto mit den weißen Scheinwerfern spielt perfekt auf den Inhalt an.
Auch der Beginn des Buches zieht den Leser sofort in den Bann: eine junge Frau steigt in ein Auto um sich freiwillig entführen zu lassen und so den Entführer ihrer Schwester zu finden. Was zunächst wahnsinnig und lebensmüde klingt, zeigt die Verzweiflung, nicht zu wissen, was der Schwester zugestoßen ist und seit einem Jahr keine Fortschritte in der Ermittlung zu sehen.
Insgesamt wird das Buch aus vier unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Den Großteil nimmt Lucy ein, die man dabei begleitet, wie sie verzweifelt ihre Schwester sucht. Daneben gibt es noch Denise und Angela, zwei Ermittlerinnen der Polizei, die möglichen Spuren und Verdächtigen nachgehen. Außerdem, wie ich finde, die interessanteste Perspektive, erzählt der Entführer selbst aus der Ich-Perspektive in einer Art Monolog über seine Motive, Taten und Opfer. Auch eine Frau kommt zu Wort, die in einer Art Hütte gefangen halten wird, diese Sicht nimmt jedoch sehr wenig Platz ein.
Die vielen Perspektiven und Schauplätze geben einen guten Gesamtüberblick über das Geschehen und man weiß als Leser einiges mehr als die Protagonisten. Jedoch ist das auch ein großer Minuspunkt für mich, da es sehr verwirrend ist, der Handlung zu folgen, es tauchen auch zahlreiche Angehörige der vermissten Frauen auf, die mehr oder weniger wichtig für die Handlung sind. Nach dem sehr spannenden Prolog flacht die Handlung für mich zunehmend ab, ungefähr zwei Drittel des Buches plätschern nur so dahin. Auf den letzten knapp einhundert Seiten nimmt die Spannung jedoch an Fahrt auf und es gibt einen Plot-Twist nach dem Anderen, mit denen ich überhaupt nicht mehr gerechnet habe. Die Auflösung, oder das, was die Autorin uns davon wissen lässt, ist für mich nicht wirklich schlüssig und es bleiben viele Fragen offen. Das Buch endet abrupt, nachdem etwas Spannung aufgebaut wurde, ist es auch schon wieder vorbei. Auch die "Falle", von der im Klappentext die Rede ist, wird nicht wirklich gut umgesetzt. Ich hatte mir aufgrund der Leseprobe und des Klappentextes eine andere Geschichte erhofft.

Die Idee und Ausgangslage finde ich sehr gelungen, für mich ist die Umsetzung jedoch noch ausbaufähig. Die Figuren bleiben durchgängig nicht wirklich greifbar und undurchsichtig. Auch die sich aufbauende Spannung bleibt größtenteils aus. Trotzdem ist das Buch mit seiner interessanten Ausgangslage lesenswert und ungewöhnlich.

3,5/5 Sternen

Bewertung vom 12.02.2025
Das Laute im Leisen
Beck, Michaela

Das Laute im Leisen


ausgezeichnet

Renée hat ihr Abitur in der Tasche und wird 1979 in Weimar zum Architekturstudium zugelassen. Voller Vorfreude macht sie sich auf den Weg in die fremde Stadt auch wenn es im Wohnheim beengt ist und das Geld oft knapp, fühlt sie sich mit der Zeit immer wohler. Vor Beginn des ersten Semesters ist Renée oft in einer Studentenkneipe mit Livemusik unterwegs. Einmal bemerkt sie eine hübsche junge Frau, um die sich viele Studenten scharen und die sehr beliebt scheint. Es stellt sich heraus, dass sie die Tochter eines bekannten Rostocker Stadtarchitekten ist und Uta heißt. Renée und sie freunden sich an, da beide im Erstsemester Architektur studieren und die meisten Kurse gemeinsam belegen. Mit der Zeit benimmt sich Uta immer seltsamer und ein immer größer werdender Schatten legt sich über Uta und die Freundschaft der beiden.

Das Cover finde ich wunderschön und nach dem Lesen auch passend gestaltet. Der Einstieg ins Buch fällt leicht, man begleitet Renée in ihren ersten Tagen an der Universität und erfährt auch etwa über ihr Leben und ihre Vergangenheit. Michaela Beck gelingt es unglaublich gut, eine lebendige Atmosphäre zu schaffen, sodass man sich immer in jeden Charakter hinein fühlen kann und man einen guten Eindruck der Umgebung bekommt.
Renée ist einem sympathisch auch wenn sie oft etwas naiv und blauäugig durchs Leben läuft. Uta blieb für mich die meiste Zeit undurchsichtig, was sehr gut Renées Zwiespalt verdeutlicht, den sie in der Freundschaft zu Uta spürt. Als Leser wird einem beim Lesen immer klarer, was mit Uta los ist, was auch der heutigen Zeit geschuldet ist. Vor über vierzig Jahren waren psychische Probleme und damit verbundene Störungen und Krankheiten noch ein Tabuthema.
Das Buch macht deutlich, was sich in der Psychologie und der Akzeptanz in der Gesellschaft bis heute getan hat: auch wenn man offener mit psychischen Problemen umgeht, gibt es noch einige Baustellen um auch einerseits die Hemmschwelle verringern, sich Hilfe zu suchen, andererseits auch die Gesellschaft für solche Themen zu sensibilisieren.
Auch viele andere wichtige und aktuelle Themen werden im Buch aufgegriffen: das Leben in Weimar zur damaligen Zeit, Selbstakzeptanz, die Grenzen einer Freundschaft aber auch Abtreibung und Misogynie.
Ein kleiner Kritikpunkt sind für mich die Längen, die das Buch hat, was den Lesefluss an einigen Stellen etwas gestört hat.

Nichtsdestotrotz hat Michaela Beck einen tollen Roman geschrieben, der immer noch aktuelle und wichtige Themen aufgreift und eine ungleiche Freundschaft beleuchtet. Von mir gibt es eine klare Empfehlung!
4,5/5 Sternen

Bewertung vom 11.02.2025
Arctic Mirage
Kokkonen, Terhi

Arctic Mirage


weniger gut

Das Ehepaar Karo und Risto macht Urlaub in einer einsamen und verschneiten Gegend Lapplands. Bei einem Autounfall werden beide verletzt, haben aber Glück und können in einem Hotel namens "Arctic Mirage" unterkommen. Das luxuriöse Resort bietet viel Komfort, doch in der verschneiten Idylle kommt das Düstere in der Beziehung von Karo und Risto immer mehr zum Vorschein und die Geschichte nimmt einen undurchsichtigen und fatalen Lauf.

Ich war sehr gespannt auf das Buch, da es bereits den Helsingin-Sanomat-Literaturpreis gewonnen hat. Das Cover wirkt auf mich unscheinbar, repräsentiert aber gut die einsame Landschaft Lapplands.
Die erste Seite des Buches hat es direkt in sich: mit einem Paukenschlag wird das Ende quasi vorweggenommen, danach setzt die Geschichte sich vom Anfang an chronologisch fort. Diese Erzählweise fand ich am Anfang sehr spannend, da man genau weiß, wohin die Geschichte führen wird. Danach jedoch flacht die Handlung immer mehr ab. Scheinbar unwichtige Nebenfiguren werden detailliert beschrieben und charakterisiert wie der Arzt im Hotel, der Karo und Risto behandelt oder die Rezeptionistin. Zwischen Karo und Risto ist stets eine Spannung zu spüren, die sich immer mehr verdichtet. Auch das Kennenlernen der beiden und einige andere Punkte aus der Vergangenheit werden thematisiert. Die Handlung bleibt mir dabei fremd, man hangelt sich von einer Unwichtigkeit zur nächsten. Der Erzählstil bleibt dabei ebenso verworren und undurchsichtig wie die Handlung. Leider wird auch die tolle Landschaft nicht wirklich beschrieben, gerade da hätte ich mir viel mehr Beschreibungen gewünscht, welche zur Atmosphäre beigetragen hätten.
Ich habe leider gar keinen Zugang zur Geschichte gefunden und die Handlung, Charaktere und Beschreibungen bleiben mir fremd.

Von mir gibt es leider keine Empfehlung, ich habe viel vom Buch erwartet, wurde aber leider enttäuscht.

Bewertung vom 06.02.2025
Nell
Heuer, Tobias

Nell


gut

1932: Die junge Nell verschwindet in einem Spiegelkabinett auf einem Jahrmarkt. Sie lebt von nun an dort, kann sich zwar außerhalb des Kabinetts frei bewegen, ist jedoch darin gefangen. Sie altert nicht und die Menschen um sie herum nehmen sie nicht wahr.
Heute: Alwin ist Illustrator und arbeitet gerne in einem Café an seinen Projekten. Bereits öfter ist ihm eine junge Frau aufgefallen, die dort mit einem Buch sitzt, aber nicht beachtet wird. Sie bestellt nichts und ihre Kleidung und Aufmachung wirken wie aus der Zeit gefallen. Alwin fasst sich ein Herz und spricht Nell an. Die beiden kommen sich näher und verlieben sich - kann die Liebe jedoch unter diesen Umständen bestehen?

Der Klappentext verspricht eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die ein ebenso ungewöhnliches Setting bietet. Ich war sehr gespannt, wurde jedoch eher enttäuscht. Das Cover wirkt wie ein Gemälde, für mich passt die weiße Schrift des Titels nicht zum Rest und geht fast unter in den anderen Farben.
Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, in dem die junge Nell im Spiegekabinett verschwindet. Man ist sofort im Geschehen, Zeit, Raum und Realität verschwimmen und auch sprachlich haben diese Seiten mich angesprochen. Es folgt ein abrupter Cut, man ist im Hier und Jetzt. Es wird eine Situation im Spiegelkabinett mit drei Jugendlichen geschildert, die auch die heute typische Jugendsprache verwenden. Das hat das Ganze für mich etwas holprig gemacht und man war nicht mehr im Lesefluss wie noch im Prolog.
Generell habe ich mir aufgrund des Klappentextes etwas ganz Anderes unter der Geschichte vorgestellt. Die Geschichte rast nur so dahin auf den knapp 180 Seiten. Die Figuren bekommen kaum Tiefe und Farbe, man sympathisiert nicht wirklich mit den Protagonisten. Der Cut nach der ersten Hälfte kam für mich ebenso abrupt wie das erste Kapitel nach dem Prolog. Ich hätte mir viel mehr Beschreibungen gewünscht, eine Atmosphäre wird nicht beschrieben und kommt auch nicht auf beim Lesen.Was zudem den Lesefluss stört ist die wechselnde Sicht der Protagonisten. Oft von Zeile zu Zeile abwechselnd wird aus einer anderen Perspektive geschrieben, sodass man kaum hinterherkommt und die Geschichte eine Dynamik entwickelt, mit der ich nicht zurecht kam.

Die Ausgangslage bietet so viel Potenzial: im Spiegelkabinett verschwinden, was hat es damit auf sich? Wie lebt es sich dort, wie können Traum, Fantasie und Wirklichkeit verschwimmen und wie kommt Nell da wieder heraus? Mir haben Details gefehlt, es wird lediglich an der Oberfläche gekratzt, wichtige Fragen bleiben offen.
Trotz allem ist es ein ungewöhnliches Buch, dem eine Chance geben sollte, wer Geschichten abseits der breiten Masse sucht.

2,5/5 Sternen

Bewertung vom 04.02.2025
Man sieht sich
Karnick, Julia

Man sieht sich


gut

Friederika, die sich selbst Frie nennt, ist zu Beginn des Buches auf dem Weg zu einem Klassentreffen. Sie denkt dabei an Robert, den sie damals in der Oberstufe im Jahr 1988 kennengelernt hat und der neu an die Schule kam. Robert verliebte sich damals in Frie, aber sie blieben beste Freunde und wurden kein Paar. Frie bricht nach dem Abitur zu einem Auslandsaufenthalt auf und die beiden verlieren sich aus den Augen. In den folgenden Jahrzehnten treffen sich die beiden immer wieder - finden aber nie den Weg in eine Beziehung als Liebespaar. Sie treffen sich mit über fünfzig Jahren nochmal wieder. Hat die Liebe nun eine Chance?

Von Julia Karnick kannte ich noch die Kolumnen aus der Zeitschrift "Brigitte", hatte aber noch kein Buch von ihr gelesen. Der Klappentext liest sich sehr spannend und ich habe eine aufregende und wendungsreiche Liebesgeschichte erwartet. Leider wurde ich enttäuscht und die Geschichte konnte mich nicht überzeugen.
Zu Beginn begleitet man Frie auf dem Weg zum Klassentreffen und man erfährt viel von ihren Gefühlen für Robert, die nach über dreißig Jahren immer noch da sind. Danach geht es in die Vergangenheit, wo Robert und Frie sich kennenlernen. Das war für mich alles noch spannend und ich war gespannt auf den weiteren Verlauf der Geschichte. Es hat sich danach für mich leider immer weiter abgeflacht. Die Zeitsprünge waren mir oft zu lang und groß, auf der anderen Seite wurden unnötige Details in die Länge gezogen, was den Lesefluss gestört hat.
Robert und Frie haben mich irgendwann regelrecht genervt mit ihrem ständigen Hin und Her. Gerade bei Frie bemerkt man eine Ich-Bezogenheit, sie schaut oft, was am besten für sie ist und was Robert ihr nutzen kann.
Der Schreibstil ist locker und leicht, die Perspektivenwechsel im Buch gefallen mir auch gut. Inhaltlich kann mich das Buch nicht abholen, es zieht sich unglaublich in die Länge, auf knapp 480 Seiten werden viele Details unnötig ausgeschmückt. Das Buch hätte für mich um ein paar Seiten gekürzt werden können, damit der Lesefluss konstant bleibt.

Ich hätte mir mehr von der Geschichte erhofft, leider hat es sich zu sehr in die Länge gezogen und meine Erwartungen an eine leichte Liebesgeschichte mit Wendungen wurde nicht erfüllt.

Bewertung vom 31.01.2025
Die Abende in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Abende in der Buchhandlung Morisaki


sehr gut

Takako kennt man bereits aus dem ersten Band "Die Tage in der Buchhandlung Morisaki". Sie hat nun einen Partner und ist aus dem Antiquariat ihres Onkels in eine eigene Wohnung gezogen. Doch sie kehrt immer wieder gerne zu ihrem Onkel Satoru, ihrer Tante Momoko und dem Antiquariat Morisaki zurück. Momoko ist leider erneut erkrankt und so wird Takako erneut im Antiquariat gebraucht. Gemeinsam mit den Kunden schafft es Takako, gerade Satoru wieder Mut in dieser schwierigen Zeit zu machen.

Der erste Band der "Bücherliebe in Tokio"-Reihe hat mir bereits gut gefallen und ich war gespannt, wie Takakos Geschichte weiter erzählt wird. Man kann den zweiten Band sicherlich auch alleine lesen ohne den ersten Band zu kennen. Das Cover ist erneut schön gestaltet, diesmal dominieren dir Farben Gelb bis Rot.
Die erste Hälfte zieht sich leider für mich in die Länge, es wird detailliert aus Takakos Alltag beschrieben, dadurch plätschert die Handlung oft dahin und man muss sich beim Lesen zwingen, mit den Gedanken nicht abzuschweifen. Die Handlung nimmt wieder Fahrt auf, als Momokos Krankheit bekannt wird. Leider mit einem schwierigen Thema wachsen die drei wieder stärker zusammen.
Der Erzählstil ist ungewöhnlich, aber gut und einfach zu lesen und passend zur japanischen Kultur. Die Kunden und ihre Eigenheiten werden erneut, wie im ersten Band auch, detailliert beschrieben, manchmal war mir das ein wenig zu viel an einigen Stellen.

Das Buch kann man mit seinen knapp 250 Seiten gut zwischendurch lesen, es beschreibt die Liebe und Kraft der Bücher und wie wir füreinander einstehen können. Der erste Band hat mir jedoch etwas besser gefallen, nichtsdestotrotz ist "Die Abende in der Buchhandlung Morisaki" eine schöne Geschichte für alle Buchliebhaber.

3,5/5 Sternen

Bewertung vom 29.01.2025
Woman in Cabin 10
Ware, Ruth

Woman in Cabin 10


sehr gut

Lo Blacklock arbeitet für ein Reisemagazin und soll an Stelle ihrer Chefin an der Jungfernfahrt eines exklusiven Luxuskreuzfahrtschiffes teilnehmen. Wenige Tage zuvor wird jedoch bei ihr zu Hause eingebrochen und sie kommt mit dem Schrecken davon - sie kam nicht zu Schaden, war aber in der Wohnung als es passiert ist. Sie betritt das Schiff somit mit gemischten Gefühlen. Unter den Passagieren sind einige Journalisten und auch der Eigentümer und seine Frau selbst. In der ersten Nacht hört Lo, wie etwas ins Wasser geworfen wird - oder jemand, es muss etwas Schweres wie ein menschlicher Körper gewesen sein. Die Kabine neben ihr, von der aus sie das Geräusch hört hat, ist allerdings leer. Beim Einchecken hatte sie jedoch noch eine junge Frau gesehen, auf deren Dasein nun nichts mehr hindeutet. Wurde sie über Bord geworfen? Sie informiert das Schiffspersonal, doch niemand glaubt ihr und der Albtraum beginnt.

Dies ist mein erster Roman von Ruth Ware, aber sicher nicht der Letzte trotz ein paar Schwächen. Der Anfang zieht den Leser direkt ins Geschehen als man live miterlebt wie bei Lo eingebrochen wird. Die Panik wird sehr gut deutlich und man merkt direkt, dass etwas nicht stimmt, gerade so wenige Tage vor der Schiffsfahrt. Auch auf dem Schiff stimmen einige Dinge nicht und beim Lesen wird einem bereits mulmig zumute. Ruth Ware erzeugt hier eine beklemmende Stimmung, die vom fesselnden Erzählstil unterstrichen wird. Die erste Hälfte hat mich komplett überzeugt und ich musste weiter lesen, weil die Geschichte eine unglaubliche Sogwirkung entwickelt.
Dann jedoch lassen die Handlung und Spannung nach und die Geschichte entwickelt sich für mich zunehmend unrealistischer und vorhersehbarer. Auch das Ende konnte mich dann nicht mehr wirklich überzeugen.

Trotz allem hat Ruth Ware einen tollen Thriller geschrieben, der in einem tollen, aber auch beklemmenden Setting spielt. Ich empfehle das Buch trotzdem gerne für Thrillerfans.

3,5/5 Sternen

Bewertung vom 27.01.2025
Das Leben ist eins der Härtesten
Becker, Giulia

Das Leben ist eins der Härtesten


sehr gut

Es geht um vier sehr unterschiedliche Charaktere, die alle eins gemeinsam haben: sie haben Probleme. Silke kämpft mir ihrem Ex-Mann, der aus der Versenkung wieder auftaucht. Willy-Martin hat eine scheinbar tolle Frau kennengelernt, muss sich aber nun mit einem sabbernden Hund herum ärgern. Renates Hund Mandarine-Schatzi ist in einer Punica-Flasche gestorben und sie tröstet sich nun mit Teleshopping-Einkäufen. Und Frau Goebel sieht sich mit ihrem immer näher rückenden Tod konfrontiert. Die vier kennen sich mehr oder weniger gut, aber sie beschließen, den Problemen für ein paar Tage zu entfliehen und fahren ins "Tropical Islands", einer Hotelanlage ähnlich den "Center Parcs". Aber auch dort machen die Probleme nicht halt und der Zusammenhalt des ungewöhnlichen Vierergespann wird mehr als ein Mal auf die Probe gestellt.

Ich hatte zuvor den neuesten Roman "Wenn ich nicht Urlaub mache, macht es jemand anderes" von Giulia Becker gelesen und war sehr begeistert, weswegen ich auch den Debütroman von ihr lesen wollte. Das Cover finde ich fast schon unscheinbar und wenig aussagekräftig, es passt aber nach dem Lesen insgesamt zur Geschichte.
Die vier Hauptpersonen werden allesamt sehr überspitzt dargestellt, an manchen Stellen war es mir ab und zu ein wenig zu viel des Guten, z.B. Willy-Martins Niesattacken. Trotzdem kommt im Roman auch immer wieder Kritik an unserer Gesellschaft vor, vor allem das Thema Einsamkeit wird gut integriert und auf eine humorvolle Erzählweise eingebunden. Auch "Gadget-Stefan" repräsentiert sehr gut einen Teil unserer Gesellschaft: immer mehr zu wollen, andere zu beeindrucken und sich an materiellen Dingen zu messen. Die Geschichte zeigt auf, was am Ende für uns alle zählt: Freundschaft und Zusammenhalt, so unterschiedlich auch jeder mit seinen Eigenheiten und Macken sein mag.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen mit ein paar wenigen Schwächen, er eignet sich sehr gut zum Zwischendurch-Lesen, man muss oft laut auflachen beim Lesen und trotzdem kommt auch die Gesellschaftskritik nicht zu kurz.