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Sophia

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2025
Und die Welt, sie fliegt hoch
Jäger, Sarah

Und die Welt, sie fliegt hoch


ausgezeichnet

Die Sommerferien sind in vollem Gange, aber Ava sitzt alleine in ihrem Zimmer - sie hat Hausarrest. Ebenso Juri, der allerdings die Menschen und Situationen draußen meidet. Er ist lieber alleine zu Hause anstatt wie die meisten Jugendlichen im Freibad oder bei Freunden. Ava und Juri haben sich seit der vierten Klasse nicht mehr gesehen, aber als Ava Juri eine Nachricht schreibt, beginnt eine Unterhaltung. Was zunächst mit Geplänkel über Belanglosigkeiten beginnt, weitet sich immer mehr aus zu den wichtigen Fragen im Leben, die voller Emotionen sind.

Das Buch ist mir in der Stadtbibliothek durch sein wunderschönes Cover und die ungewöhnliche Aufmachung aufgefallen. Die Seiten sind in zwei dicke Pappdeckel eingefasst und das Cover zeigt einen Sternenhimmel mit kleinen Zeichnungen.
Der Einstieg in die Geschichte fällt leicht, auf jeder Doppelseite verfolgt man als Leser die Chatnachrichten, die sich Ava und Juri schreiben. Anfangs sträubt sich Juri noch, Ava zu antworten, aber sie gewinnt sein Vertrauen immer mehr.
Ava wirkt taff und selbstbewusst, als könne ihr nichts etwas anhaben. Sie versteckt sich hinter dieser Mauer, denn tief im Inneren ist auch sie von Zweifeln geplagt und hat mit Problemen zu kämpfen: die Trennung der Eltern hat sie noch nicht ganz überwunden. Auch Juri zieht sich in ein Schneckenhaus zurück. Er meidet andere Jugendliche und verlässt das Haus kaum aufgrund seiner Angststörung. Nur zu Hause fühlt er sich sicher. So unterschiedlich die beiden auch sind, gewinnen sie trotzdem mit der Zeit das Vertrauen des Anderen. Sie sprechen über ihre Zweifel und Sorgen und haben einiges mehr gemeinsam als sie denken. Der kindliche Schreibstil ist dabei authentisch und holt den Leser ab. Nichts wirkt gekünstelt oder erzwungen, vielmehr bringt Sarah Jäger die Emotionen einfühlsam und toll rüber.
Besonders hervorzuheben sind auch die wunderschönen Illustrationen von Sarah Maus, die jede (!) Doppelseite begleiten. Auch sie passen hervorragend zu dem Schreibstil und begleiten die Geschichte leise ohne zu stören oder fehl am Platz zu wirken.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für diesen tollen und authentischen Roman über Freundschaft und das Leben, der gleichermaßen für Jugendliche wie Erwachsene geeignet ist!

Bewertung vom 10.04.2025
The Florist
Pattison, C.L.

The Florist


sehr gut

Amy Mackenzie ist Floristin und selbstständig mit ihrem Geschäft "Darling Blossoms". Sie liefert unter anderem auch Blumen für das Architekturbüro Cole & Elliot. James Elliot, einer der Chefs dort, beauftragt sie mit den Blumenarrangements für den Geburtstag seiner Schwägerin. Amy wittert einen großen und lukrativen Auftrag und sagt begeistert zu. Sie lernt Elliots Schwägerin Isabel kennen und die beiden verstehen sich auf Anhieb. Als Isabel an ihrem Geburtstag zu Tode kommt, fällt der Verdacht schnell auf Amy. Sie muss alles dafür tun, den Verdacht von sich zu lenken. Denn in ihrer Vergangenheit sind Dinge passiert, die niemals jemand erfahren darf...

Mich hat das Cover sofort angesprochen, es zeigt sofort, um was es geht und verbindet das leichte lockere Blumenbouquet mit einer Düsternis, Blut und etwas Geheimnisvollem.
Der Anfang des Buches läuft für mich eher schleppend an. Es wird viel aus Amy Alltag und von ihrer Arbeit berichtet. Das wird durch die Ich-Perspektive Amys unterstrichen, aus der erzählt wird. Man gewinnt so einen Einblick in ihre Gefühlswelt, es wirkt aber auch stellenweise eintönig und blass. Die Arbeit einer Floristin wird hier toll beschrieben, ich habe dabei für mich viel Neues gelernt und diese Details spielen auch für den Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle. Da Amy eine Einzelgängerin ist, kommt zunächst wenig Spannung auf und die Geschichte plätschert eher dahin.
Spätestens jedoch mit dem Besuch bei den Elliots und dem Kennenlernen mit Isabel nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Man erfährt bis zum Schluss kaum etwas von Amy Vergangenheit, an der sie uns Leser kaum teilhaben lässt. Amy wirkt meist nicht greifbar und blieb für mich lange undurchsichtig, auch gerade durch ihre Zurückgezogenheit.

Das Ende hat mich dann nochmal umgehauen, ich hatte diese Wendung überhaupt nicht kommen sehen. Die Autorin greift mit diesem Roman die wichtigen Themen von toxischer Freundschaft und einem ungesunden Zugehörigkeitsdrang auf und verwebt diese gekonnt in ihre Geschichte.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, einzige Kritikpunkte sind für mich der schleppende Beginn und die Längen, die es in der ersten Hälfte gab. Ich kann dieses Buch allen Thriller-Fans gerne empfehlen!

Bewertung vom 02.04.2025
HEN NA E - Seltsame Bilder
Uketsu

HEN NA E - Seltsame Bilder


ausgezeichnet

Worum es geht:
Zwei junge Studenten stoßen auf einen eigenartigen Blog eines jungen Mannes. Die letzte Nachricht des Blogs gibt Rätsel auf, da von Schuld und Liebe die Rede ist und der Blog danach nicht weitergeführt wurde. Zudem enthält der Blog einige Bilder, die zunächst unscheinbar wirken, aber je mehr die Studenten sich damit beschäftigen, desto mehr Zusammenhänge erkennen sie. Zudem hängen noch mehr Bilder mit den mysteriösen Zeichnungen des Blogs zusammen. Was verraten die Bilder und warum mussten deshalb Menschen sterben?

Meine Meinung:
Bereits die Leseprobe von "Hen Na E - Seltsame Bilder" hat mich in seinen Bann gezogen und nach den ersten Seiten wurde mir bewusst, dass das ein ganz besonderes Buch ist. Das neuartige Krimi-Genre "Sketch Mystery" erfreut sich vor allem in Japan immer größerer Beliebtheit. Es vereint das Miträtseln anhand von Bildern und Zeichnungen und einen spannenden Krimi. Diese Vorgehensweise war mir bis dato neu und was soll ich sagen - ich bin mehr als begeistert!
Der Autor selbst - er nennt sich nur "Uketsu" - gibt einem zudem noch mehr Rätsel auf, denn niemand kennt seine Identität. Er präsentiert sich stets in schwarzem Ganzkörperanzug und mit weißer Maske. "Hen Na E - Seltsame Bilder" ist sein erster Roman, zuvor war er bereits erfolgreich als Youtuber und Autor für eine japanische Website aktiv.

Die Geschichte beginnt zunächst mit der Analyse einer psychologischen Beraterin in einem Hörsaal, die den Studierenden eine Kinderzeichnung zeigt. Was völlig normal und unscheinbar aussieht, enthält jedoch viele Interpretationsmöglichkeiten für die Charakteranalyse des Kindes, das die Zeichnung erstellt hat. Als Leser ist man ganz gefesselt, was man aus einer Kinderzeichnung alles herauslesen kann. Danach kommt ein Cut und das erste von insgesamt drei Kapiteln beginnt. Insgesamt drei Handlungsstränge mit unterschiedlichen Personen und Zeitebenen werden erzählt, die scheinbar nicht zusammenhängen - oder etwa doch?
Beim Lesen habe ich stets gebannt mit gerätselt, ob und wie die Geschichten und Figuren zusammen hängen. Das ganz Besondere und Tolle an dem Buch sind die Zeichnungen und Bilder, die den Dreh- und Angelpunkt der Geschichte bilden. Sie erscheinen zunächst belanglos und ohne wirklichen Inhalt, der Hintergrund und die Auflösung der Bilder lässt einen als Leser jedoch staunend zurück. Mehr als ein Mal dachte ich, dass ich etwas in den Bildern entdeckt habe, aber so viel man auch rätselt, man kommt einfach auf keine Verbindung und keinen Zusammenhang. Nach und nach wird aufgedeckt, wie die Bilder gezeichnet wurden und was es damit auf sich hat. Dabei geht der Autor sehr genau vor und beschreibt die Auflösungen und Hilfestellungen akribisch und anschaulich, sodass man als Leser stets gut informiert wird und selbst mit rätseln kann.

Der Schreibstil ist einfach und typisch japanisch. Das erleichtert auch den Lesefluss, denn bei den vielen japanischen Namen kann man als Leser schnell durcheinander kommen. Der Autor baut gekonnt einen guten Spannungsbogen auf indem er den Leser so viel wissen lässt, wie nötig ist, aber auch an spannenden Stellen einen neuen Handlungsstrang beginnt. Das Rätsel um die Bilder und Figuren übt dabei einen unglaublichen Sog beim Lesen aus, sodass man unbedingt wissen muss, wie es weiter geht.

Mein Fazit:
"Hen Ne E - Seltsame Bilder" ist ein ganz besonderer Roman, der ein neuartiges Genre geschaffen hat, von dem es hoffentlich noch viele Fortsetzungen geben wird. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für diesen spannenden Krimi aus Japan!

Bewertung vom 25.03.2025
Die Anatomie der Einsamkeit
Pelt, Louise

Die Anatomie der Einsamkeit


sehr gut

Worum es geht:
Die Geschichten wird aus drei Perspektiven und drei Zeitebenen erzählt.
Mathilde möchte im Jahr 1950 ihrem Leben ein Ende setzen indem sie ins Meer geht und nicht zurück kommt.. In letzter Sekunde wird sie gerettet. Claire lebt im Jahr 2000 in New York als erfolgreiche Anwältin. Sie hält nicht viel von Liebesbeziehungen, doch als sie sich in einen Kollegen verliebt, scheint sich das Blatt zu wenden. Zeitgleich erreicht sie die Nachricht vom Tod ihrer Zwillingsschwester Iris. Die beiden haben sich mehr als zehn Jahre nicht gesehen, Iris lebte zuletzt allein auf einer einsamen Insel. Kurzerhand beschließt Claire, auf diese Insel zu reisen und mehr über ihre Schwester zu erfahren. Olive möchte im Jahr 2022 mehr Projekte als Journalistin übernehmen, ihre Chefin traut ihr dies jedoch nicht zu. Von ihrer noch lebenden Großmutter besitzt sie einen scheinbar wertlosen Kompass. Als in Hamburg in der Hand einer Leiche genau der gleiche Kompass auftaucht und in den Medien erscheint, reist Olive kurzerhand mit ihrem Kollegen Tom nach Hamburg um das Geheimnis des Kompasses zu lüften und auch eine gute Geschichte für die Arbeit zu bekommen.

Meine Meinung:
Ich hatte von Louise Pelt bereits "Die Halbwertszeit von Glück" gelesen und war restlos begeistert, sodass ich mich auch sehr auf ihren neuen Roman gefreut habe. Wie auch im ersten Roman gibt es drei Frauen in drei Zeitebenen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die doch etwas verbindet. Von diesem Aufbau war ich bereits Fan im ersten Roman.
Bereits das erste Kapitel baut eine ordentliche Spannung auf und wirkt nach: Mathilde möchte sich das Leben nehmen, ihre Verzweiflung, Angst und Zerrissenheit wird so wunderbar beschrieben, wie es nur Louise Pelt schafft. Die Ohnmacht verdichtet sich immer mehr - bis sie gerettet werden kann und das Kapitel endet. Danach lesen wir abwechselnd aus Claires und Olives Sicht, außerdem gibt es dazwischen immer wieder Gedichte, die um 1945 bis 1950 von einem unbekannten Verfasser geschrieben wurden.
Claire ist ein kontrollierter Mensch, sie hat gerne stets alles im Griff und lässt Gefühle kaum zu. Sie bewohnt ein luxuriöses Apartment mit bester Sicht, ist aber tief im Herzen unglücklich und einsam. Die Nachricht vom Tod der Zwillingsschwester erreicht sie völlig unvorbereitet. Nach und nach wird aufgedeckt, was zum Bruch der beiden geführt hat. Mit dem Ankommen auf der Insel fällt die Unruhe und Kontrolle immer mehr von Claire ab. Sie erfährt immer mehr über ihre Schwester und kommt dabei auch sich selbst näher. In dieser Einsamkeit schafft sie es, auf den Grund ihres Herzens zu schauen.
Olive hingegen wirkt tollpatschig, unsicher und unstrukturiert. Sie ist besorgt um ihre Großmutter Poppy, die mit über neunzig mehr und mehr körperlich und geistig abbaut. Olive möchte so gerne eine gute Journalistin werden, aber ihr fehlt die zündende Idee. Sie ist zwar behütet aufgewachsen, aber fühlt sich schon lange tief im Herzen einsam und nicht zugehörig. Auch sie lernt auf der Reise, die sie mit dem unliebsamen Tom antreten muss, mehr über sich, ihre Familie und ihre Wünsche.
Vor allem die Gedichte zwischen den Kapiteln zeugen von großer sprachlicher Brillanz und drücken eine große Sehnsucht und Einsamkeit aus. Generell schreibt Louise Pelt auch hier wieder großartig, sie findet für jede Geschichte und Frau eine eigene Sprache und beschreibt das Gefühlsleben intensiv. Gerade die abwechselnden Kapitel bringen eine gute Spannung mit und man liest gespannt weiter, wie die drei Geschichten zusammenhängen. Diese Verknüpfung mit dem Kompass als allumspannendes Symbol ist sehr gut umgesetzt.
Einziger Kritikpunkt sind für mich die Längen, die die Geschichte in der Hälfte des Buchs hatte und den Lesefluss etwas gestört haben. Das ist jedoch Kritik auf sehr hohem Niveau und büßt nichts von der wunderbaren Geschichte ein, die Louise Pelt hier geschaffen hat.

Mein Fazit:
"Die Anatomie der Einsamkeit" ist ein wunderbarer und gefühlvoller Roman, der sich zwar primär um das Thema Einsamkeit dreht und diese sehr gut in die Geschichte einbindet, aber noch so viele Themen mehr behandelt: Sehnsucht, Mut, Hoffnung und Ankommen sind genau so wichtig zu erwähnen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

4,5/5 Sternen

Bewertung vom 20.03.2025
The Family Guest
Lamarr, Nelle

The Family Guest


sehr gut

Natalie Merritt und ihre Familie haben vor zwei Jahren ihre geliebte Tochter Anabel verloren. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern Paige und Will haben sie den Tod Anabels mehr schlecht als recht verarbeitet, denn Anabel wir immer Natalies Lieblingskind. In dieser Situation nehmen die Merritts eine Austauschschülerin aus Großbritannien auf: Tanya Blackstone ist scheinbar perfekt und gerade Mutter Natalie schließt sie sofort ins Herz. Anders als Paige, der Tanya sofort seltsam vorkommt und die sie vom ersten Moment an verabscheut. Paige stellt zusammen mit ihrem Bruder Will Nachforschungen zu Tanyas Leben und ihrer Vergangenheit an. Was sie dabei herausfinden, ist nur die Spitze des Eisbergs und bald schwebt die Familie in Lebensgefahr.

Mich hat das Cover direkt angesprochen, der Gegensatz vom pinken Barbiehaus zum düsteren Hintergrund ist sehr gut umgesetzt und passt perfekt zur Geschichte. Als Leser ist man direkt zu Beginn mitten in der Geschichte als die Merritts Tanya am Flughafen abholen. Mir gefällt sehr die abwechselnde Kapitel aus der Sicht von Paige und Natalie. Der Leser erfährt so sowohl von der Ablehnung Paiges als auch von der wachsenden Mutterliebe Natalies zu Tanya. Bei mir sind sofort Fragen aufgetaucht, sowohl die Familie betreffend als auch Tanya. Die Autorin serviert häppchenweise Hinweise und Erklärungen, die mich als Leserin immer zum Weiterlesen quasi gezwungen haben.
Es herrscht stets eine unterschwellige bedrohliche Atmosphäre, die sich im Laufe der Handlung immer mehr verdichtet und die die Autorin gekonnt beschreibt. Die Familie Merritt ist das typische Vorzeigemodell einer amerikanischen Familie: eine große Villa, ein Pool, entzückende Kinder und ein hart arbeitender Vater sowie eine Mutter, die die Organisation von Wohltätigkeitsveranstaltungen übernimmt. Die meisten Charaktere im Buch waren mir eher weniger sympathisch, allen voran Tanya, deren Verhalten sowohl Fragen aufwirft als mich auch immer mehr genervt hat. Auch Mutter Natalie kommt nicht besser weg. Einzig der 12-jährige Will verliert nie seinen Optimismus und hält sich, so gut es geht, gerade am Anfang, aus den Streitigkeiten heraus.
Mein Kritikpunkt sind vor allem die oft vorhersehbaren Wendungen und Aufschlüsselungen, die man im Verlauf der Geschichte zu lesen bekommt. Meist wusste man, oder ahnte viel mehr schon, was passieren wird und da die Rolle der "guten" und "bösen" Charaktere schnell zugewiesen waren, ist an einigen Stellen der Überraschungseffekt verpufft.

"The Family Guest" ist trotz allem ein fesselnder und spannender Thriller, der das Leben einer amerikanischen Vorzeigefamilie auseinander nimmt und mit den Klischees und Erwartungen daran spielt. Von mir gibt es eine Empfehlung für alle Thriller-Fans!

Bewertung vom 17.03.2025
One Perfect Couple
Ware, Ruth

One Perfect Couple


sehr gut

Dr. Lyla Santiago arbeitet in London als Wissenschaftlerin und wohnt mit ihrem Partner Nico zusammen. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein: Lyla hat einen festen Job, ihr Leben im Griff und plant eine Zukunft, Nico hingegen hangelt sich von einem Schauspiel- und Moderationsjob zum Anderen und nimmt das Leben leicht. Nicos Manager Ari bietet Nico allerdings ein verlockendes Angebot an: Nico und Lyla könnten Teilnehmer einer neuen Reality-Show werden und als Paar gegen vier andere Paare auf einer einsamen Insel antreten. Nico erhofft sich durch eine Teilnehme einen großen Karrieresprung und nach einigem Zögern stimmt auch Lyla zu. Nach einem digitalen Casting geht die Reise auf die einsame Insel auch schon los. Auch wenn Lyla von Beginn an Zweifel an der ganzen Show hatte, freut sie sich - nichtsahnend, dass mit dem Ankommen der Albtraum für alle Beteiligten beginnt...

Ich hatte von Ruth Ware zuvor "Woman in Cabin 10" gelesen und war somit gespannt auf ihren neuesten Roman. Das Cover fällt auch direkt auf und verspricht neben perfekter Südsee-Idylle auch Geheimnisvolles und Düsternis.
Das Buch ist aus Lylas Sicht in der Ich-Perspektive geschrieben, somit erfährt man hautnah alles mit, sie erzählt viel von ihren Gefühlen, aber auch der Umgebung und in einen Rückblenden z.B. auch das Kennenlernen von ihr und Nico. Auch ich hatte zu Beginn bereits ein mulmiges Gefühl sowohl beim Casting als auch beim Kennenlernen der Paare und der Filmcrew. Ruth Ware baut hier sehr gekonnt einen Spannungsbogen auf, der die aufsteigende Panik gut wiedergibt und eine spannende Atmosphäre schafft.
Es dauert etwas, bis die Geschichte an Fahrt aufnimmt, dann jedoch ist man als Leser auf einen Schlag mittendrin und der Kampf ums Überleben beginnt. Auch hier zeigt Ruth Ware sehr gut die menschlichen Abgründe auf und was passiert, wenn man ohne Regeln und fernab der Zivilisation auf sich gestellt ist und mit anderen, fremden Menschen auskommen und vor allem überleben muss. Vor allem die Knappheit von Essen und Wasser auf der Insel wird sehr beklemmend und eindrücklich beschrieben. Wirkt Lyla zu Beginn der Handlung noch recht unscheinbar und unspektakulär, wird auch sie immer wichtiger für die Handlung und wächst an der scheinbar ausweglosen Situation.
Den Kapiteln werden in der ersten Hälfte des Buches Aufzeichnungen von Notrufen vorausgestellt, die die Überlebenden absetzen. In der zweiten Hälfte werden Tagebucheinträge vorausgestellt, die immer mehr Fragen aufwerfen und die sich geschickt in die Handlung einfügen. Sowohl die Notrufe als auch die Tagebucheinträge unterstreichen die beklemmende Situation auf der Insel. Das Ende kam für mich überraschend und wurde etwas zu schnell abgehandelt.

Ruth Ware hat hier einen tollen und gut konstruierten Thriller geschaffen, der mit einer überschaubaren Anzahl an Charakteren und einem vielversprechenden Setting punktet. Von mir gibt es eine Empfehlung für alle Ruth Ware- und Thriller-Fans.

4,5/5 Sternen

Bewertung vom 14.03.2025
Die Außergewöhnlichen / The Extraordinaries Bd.1
Klune, T. J.

Die Außergewöhnlichen / The Extraordinaries Bd.1


gut

Nick Bell ist 17 Jahre Jahre alt und eigentlich ein ganz normaler Teenager - wenn er nicht in einer Stadt mit Superhelden wohnen würde. Er ist besessen von Shadow Star, einem der "guten" Superhelden, demgegenüber steht Pyro Storm als der Böse. Nick schreibt begeistert Fanfiction rund um die beiden Superhelden. Um Shadow Star noch näher zu kommen, beschließt Nick, ebenfalls ein Superheld zu werden. Er hat zwar keine Ahnung, ob und wie das funktioniert, aber gemeinsam mit seinen Freunden Seth, Gibby und Jazz arbeitet er an seinem Superhelden-Plan. Irgendwann eskaliert jedoch die Rivalität von Shadow Star und Pyro Storm und Nick gerät selbst in Gefahr.

Das Buch ist etwas anderes als ich vom Autor gewohnt bin. Nachdem mich "Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte" und "Aus Sternen und Staub" begeistert hatte, habe ich mich gefreut, mir auch die Extraordninaries-Reihe vorzunehmen. Die Geschichte spricht für mich eine jüngere Zielgruppe an, was sowohl an den jungen Protagonisten als auch an der Sprache und dem Erzählstil liegt, ich hatte mir etwas anderes von der Geschichte erhofft.
Die Thematik der Superhelden bringt viel Humor mit sich und auch Nick als Protagonist hat mich oft zum Lachen gebracht. Die Sprache der Jugendlichen ist ihrem Alter angepasst, oft ziehen sich die Dialoge aber auch in Länge und auch die Sprache erschwert einen Lesefluss, weil unwichtige Themen ausgedehnt werden.
Die Handlung ist meist recht vorhersehbar, was an sich nicht schlimm ist, aber die Geschichte bedient sich einiger Klischees wie das Verlieben in den besten Freund, sodass es wenige Überraschungen in der Handlung gibt. Der Autor greift wichtige Themen auf wie Freundschaft, das Erwachsenwerden und Selbstfindung und verwebt sie wie immer sehr gut in die Handlung.

Mir hat das Buch eher weniger zugesagt, was auch an der jüngeren Zielgruppe liegen mag. Nichtsdestotrotz hat T. J. Klune wieder einen Roman mit vielen wichtigen Themen geschrieben, der Mut macht, zu sich selbst zu stehen.

3,5/5 Sternen

Bewertung vom 13.03.2025
Unser Buch der seltsamen Dinge
Godfrey, Jennie

Unser Buch der seltsamen Dinge


ausgezeichnet

Die jugendliche Protagonistin Miv lebt im England der 70er Jahre. Sie soll mit ihrer Familie umziehen, aber Miv möchte unter keinen Umständen ihre Freundin Sharon verlieren, die beiden sind unzertrennlich. Ein Grund des Umzugs ist die Mordserie des Yorkshire Rippers, der in unmittelbarer Umgebung von Mivs Wohnort die Menschen in Angst versetzt. Miv und Sharon fassen den Plan, den Täter zu finden, damit ein Umzug verhindert werden kann - denn die Polizei tappt bisher komplett im Dunklen. Die beiden beginnen ihre Suche in ihrem Umfeld, irgendjemand wird sicherlich verdächtig sein. Die beiden decken während ihrer Ermittlungen einiges auf, was die kleine Stadt aufwühlen wird.

Ich kann zu dem Buch nur eins sagen: Wow! Der Klappentext verrät nicht annähernd, in welche Richtung die Geschichte gehen wird. Die Protagonistin Miv und ihre Freunde sind alle sehr viel jünger als das Zielpublikum, aber gerade das macht den Charme der Geschichte aus. Miv erzählt aus der Ich-Perspektive mit einer jugendlichen Naivität und trotzdem sehr reif für ihr Alter, was auch an ihrer Familiensituation liegen mag. Jennie Godfrey hat einen unglaublich tollen Erzählstil, der den Leser fesselt und eine Sogwirkung erzielt, mit der ich nicht gerechnet habe. Man schaut Miv und Sharon gerne bei ihren eher schlecht laufenden Ermittlungen über die Schulter.
Das Besondere am Buch, was ich vom Klappentext her nie erwartet hätte, ist die Vielfalt an Themen und auch Genres, die Godfrey hier aufgreift: im Zentrum stehen vor allem Freundschaft und Familie, aber auch Rassismus, Ausgrenzung, häusliche Gewalt und Trauer finden einen Platz, was das Buch absolut grandios vereint. Vor allem Mivs Entwicklung im Verlauf der Geschichte hat mich gerührt und auch die Entwicklung ihrer Freundschaft zu Sharon. Steht zu Beginn noch die Suche nach dem Yorkshire Ripper im Vordergrund, wird sie mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt und andere Geheimnisse und Geschehnisse in der Kleinstadt kommen ans Licht.

Ich hatte zuvor noch nichts von dem Yorkshire Ripper gehört, umso spannender war für mich die Tatsache, dass sich die Mordserie genau so zugetragen hat und der damalige Täter Peter Sutcliffe ebenfalls ein ganz unscheinbarer Mensch war.
Vor allem gegen Ende hat mich das Buch nochmal richtig aufgewühlt. Es wird traurig, sehr traurig, aber gibt auch Hoffnung und zeigt, wie wichtig gerade Freundschaft, Familie, Zusammenhalt und Nachbarschaftshilfe in schwierigen Zeiten sind.

Für mich ein absolut grandioser Roman, der viele Themen vereint und aus einer ungewöhnlichen Perspektive erzählt wird. Das Buch wühlt einen auf, ist aber dennoch so fesselnd, dass es von mir volle fünf Sterne gibt und eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 12.03.2025
Wenn sie wüsste / The Housemaid Bd.1
McFadden, Freida

Wenn sie wüsste / The Housemaid Bd.1


sehr gut

Millie braucht dringend einen Job, überraschend erhält sie nach einem Vorstellungsgespräch in einer reichen Familie einen Job als Hausmädchen. Nina und Andrew Winchester sowie die Tochter Ceclila wohnen in einem großen Haus in Long Island. Millie wird in einer kleinen Kammer im Haus wohnen, doch bereits zu Beginn kommen ihr erste Zweifel sowohl an ihrem Zimmer als auch an dem Job selbst. War das Haus zu Beginn noch in tadellosem Zustand, gleicht es an Millies erstem Tag einem Schlachtfeld und auch die verwöhnte Cecilia macht ihr das Leben schwer. Es scheint, als hätte Nina zwei Gesichter, doch das ist erst der Anfang eines Albtraums...

Da das Buch so gehypt wurde, war ich zunächst erst skeptisch ob das Buch halten kann, was es verspricht - und ich wurde nicht enttäuscht!
Bereits zu Beginn wird man in die Geschichte gesogen als die Polizei im Haus ist und gerade wegen eines Leichenfunds ermittelt. Da keine Namen genannt werden, ist es direkt spannend, weil man nicht weiß, wer Täter und Opfer ist. Danach beginnt die Geschichte drei Monate zuvor. Es wird zum großen Teil aus Millies Sicht erzählt, was einem als Leser die Geschichte noch näher bringt. Wie Millie lernen wir als Leser zunächst die Winchesters und deren Eigenarten kennen. Der Schreibstil ist locker und gut zu lesen, man fliegt durch die Seiten. Dadurch, dass auch Millie komplett unwissend ist, was sich in der Familie abspielt, baut sich ein guter Spannungsbogen auf, der auch lange gehalten wird. Eine tolle Nebenfigur war für mich auch Enzo, der die Geschichte von Anfang an begleitet. Er unterstreicht das Unheimliche, das die Familie umgibt, nochmals.

"Wenn sie wüsste" ist ein spannungsreicher Pageturner und mit seinem lockeren Schreibstil und einem guten Spannungsbogen überzeugt. Einziger kleiner Kritikpunkt ist für mich, dass es irgendwann recht vorhersehbar war, was passiert und passieren wird. Nichtsdestotrotz ist Freida McFadden ein spannender Auftakt gelungen und ich bin auf die weiteren Teile gespannt!

4,5/5 Sternen

Bewertung vom 04.03.2025
Der Tod, der am Dienstag kommt / Das Mörderarchiv Bd.2
Perrin, Kristen

Der Tod, der am Dienstag kommt / Das Mörderarchiv Bd.2


weniger gut

Annie lebt mittlerweile in Castle Knoll auf Gravesdown Hall. Sie hat sich mehr oder weniger in die Dorfgemeinschaft eingelebt, trotzdem fühlt sie sich oft alleine auf dem riesigen Anwesen. Zu Beginn der Handlung begegnet sie Peony Lane, der Wahrsagerin, die auch einst Frances vorausgesagt hat, dass sie ermordet wird. Auch Annie bekommt einige kryptische Andeutungen, mit denen sie nichts anfangen kann. Kurz darauf wird Peony auf dem Anwesen in der Orangerie tot aufgefunden - mit einem Messer im Rücken, auf dem mehr als genug Fingerabdrücke von Annie sind. Annie ermittelt erneut und noch immer gibt es einige ungeklärte und nicht aufgedeckte Geheimnisse in Castle Knoll...

Ich wollte zunächst den zweiten Band in einer Leserunde lesen, konnte mich aber aufgrund der Vielzahl an Personen und Nebenhandlungen überhaupt nicht orientieren. Ein Personenverzeichnis oder Familienstammbaum fehlt auch im zweiten Band, was das Verständnis erheblich stört und für viel Verwirrung sorgt. Deshalb habe ich mir den ersten Band vorgenommen und fand die Geschichte gut - dementsprechend gespannt war ich auf den zweiten Band.
Ich musste mich beim Lesen noch mehr konzentrieren als im ersten Band um den Überblick zu behalten. Annie wirkt noch unstrukturierter, zerstreuter und verkopfter als im ersten Band. Es gibt so unzählig viele lose Enden in den Mordermittlungen, dass nur wenige davon aufgegriffen werden und man als Leser kaum noch hinterher kommt. Die Freude am Miträtseln und Kombinieren wurde mir beim Lesen immer mehr genommen und ich bin recht lustlos durch die Seiten geflogen.
Frances' Tagebucheinträge sind wieder mal recht spannend und geben Hinweise auf frühere Verstrickungen der Figuren und heutige Ermittlungen. Annie in der Gegenwart kann mich jedoch als Ermittlerin nicht überzeugen. Vor allem ihre Beziehung zu Detektive Crane ist mir irgendwann auf die Nerven gegangen, da Annies Freundin Jenny auch immer wieder darüber gekichert hat und Annie mit vielsagenden Blicken bedacht hat.

Für mich kann der zweite Band nicht mit dem ersten mithalten, es werden so viele falsche Fährten gelegt und lose Enden eingeflochten, dass für mich die Handlung zu verwirrend blieb. Schade!

2,5/5 Sternen