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Top-Rezensenten Übersicht

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Sophia

Bewertungen

Insgesamt 12 Bewertungen
12
Bewertung vom 16.12.2024
Der Schwimmer
Norton, Graham

Der Schwimmer


sehr gut

Helen Beamish ist pensionierte Lehrerin und hat sich ein Haus an der irischen Küste gekauft. Mit der Ruhe ist es allerdings vorbei als sich ihre Schwester Margaret dort dauerhaft einquartiert. Margaret ist stets schlecht gelaunt und zu Beginn der Geschichte zu ihrer Tochter gefahren. Helen kann es sich also alleine im Garten mit Blick auf das Meer gemütlich machen. Sie beobachtet einen Mann, der in das Wasser geht, aber nicht zurück kommt. Sie nickt ein, aber als sie aufwacht, liegt seine Kleidung noch genauso am Strand wie einige Stunden zuvor. Sie verständigt die Polizei, die mit Booten nach dem Mann sucht, aber er bleibt verschwunden. Der Fall wird als tragisches Unglück zu den Akten gelegt - nur Helen glaubt nicht daran und begibt sich auf die Suche nach dem Mann.

Von Graham Norton hatte ich bereits begeistert "Heimweh" gelesen und war nun auf einen Krimi von ihm gespannt. Das Buch ist mit knapp 110 Seiten überschaubar und an einem Nachmittag durch gelesen. Der Erzählstil passt zum Inhalt und man kann dem Geschehen gut folgen. Die Charaktere bleiben eher oberflächlich gezeichnet aufgrund der Kürze der Geschichte, hier hätte ich mir eventuell ein paar mehr Details gewünscht.
Die Handlung ist für einen Krimi nicht neu, aber man folgt Helen gerne bei der Suche nach dem vermissten Mann, die sich als spannend erweist. An einigen Stellen war die Handlung etwas vorhersehbar und auch das Ende hat mich nicht umgehauen.

"Der Schwimmer" ist ein leichter, unterhaltsamer Kurzkrimi, der auf wenigen Seiten alles für kurzweilige Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 16.12.2024
Die Wunderübung
Glattauer, Daniel

Die Wunderübung


gut

Joana und Valentin sind seit über 18 Jahren verheiratet und am Tiefpunkt angelangt. Sie gehen zu einem Paartherapeuten um ihre Ehe zu retten. Doch auch er verzweifelt an den den beiden, die immer wieder aneinander geraten. Joana lässt Valentin nicht zu Wort kommen, Valentin hingegen ist gefühlskalt und sieht keinen Grund für Veränderung. Aber sie scheinen nicht die Einzigen mit Problemen zu sein - auch der Therapeut steckt in Schwierigkeiten und mitten in der Sitzung kommt es zum Höhepunkt. Bis schließlich alle anfangen zu reden.

Ich hatte bereits einige Bücher von Daniel Glattauer gelesen und war fast jedes Mal begeistert. Aufgrund der Kürze und der als Theaterstück angelegten Textform habe ich auch begeistert zu "Die Wunderübung" gegriffen. Leider kann das Buch aber nicht mit den anderen Büchern Daniel Glattauers mithalten.
Die Idee eines Theaterstücks, das von einem zerstrittenen Paar in einer Sitzung beim Paartherapeuten handelt, fand ich eine tolle Ausgangslage. Mir hat jedoch der Humor gefehlt. Sprachlich ist das Buch typisch Glattauer und pointiert und beobachtet sehr genau die Menschen in seinen Geschichten. Es liest sich leicht und lässt sich auch an einem Nachmittag beenden.
Die Handlung war leider oft vorhersehbar und auch das Ende konnte mich nicht mehr versöhnlicher stimmen.

Für mich leider die schwächste Geschichte des Autors. Schade!

Bewertung vom 12.12.2024
Das leise Platzen unserer Träume
Lohmann, Eva

Das leise Platzen unserer Träume


sehr gut

Jule und David sind bereits einige Jahre verheiratet als sie von der Stadt aufs Land ziehen. Sie kauften dort ein renovierungsbedürftiges Bauernhaus und haben sich damit einen Traum erfüllt. Jule besaß in der Stadt eine sehr gut laufende Eisdiele, die sie verkaufte und nun bei einem Caterer im Dorf arbeitet und Veranstaltungen organisiert und kocht. Trotz allem fühlt Jule sich auch nach einigen Jahren immer noch fremd und nicht wirklich zugehörig zur Dorfgemeinschaft. Da ihr Mann jeden Tag in die Stadt pendeln muss, haben sich die beiden merklich auseinander gelebt und sehen sich noch zu den Mahlzeiten und abends auf dem Sofa. Jule weiß nicht, dass David in der Stadt eine Affäre mit Hellen hat. Hellen ist alleinerziehende Mutter von Zwillingen und erfolgreich bei Instagram tätig. Sie ist neugierig auf die Frau, mit der David verheiratet ist und arrangiert heimlich ein Treffen mit Jule.

Das Cover und der Titel haben mich direkt angesprochen, auch der Klappentext verspricht eine interessante Ausgangslage. Wer kennt nicht das Gefühl, wenn sich ein Traum, den man bereits lange hat, langsam verabschiedet, platzt und nichts übrig bleibt als die Erinnerung daran? Oft passiert das schleichend und ohne etwas zu merken.

Kapitelweise wird abwechselnd aus der Sicht von Jule und Hellen erzählt, David kommt als "Bindeglied" der beiden nicht zu Wort. Jules Sicht wird von einem allwissenden Erzähler beschrieben, ihre Kapitel nehmen den größeren Raum ein. Interessant sind die Kapitel aus Hellens Sicht, in denen sie Jule direkt anspricht. Das hat mir sehr gut gefallen, weil es dem Leser Hellens Sicht nochmal näher bringt und auch eine Verbindung zu Jule aufbaut.
Diese Art von Beziehungsgeschichten sprechen mich normalerweise eher weniger an, aber hier fand ich die Ausgangslage sehr spannend. Es wird viel aus Jules Alltag erzählt: ihre Aufgaben beim Caterer im Dorf, ihre Routinen und auch die Beziehung zu David ist oft ein Thema. Für mich war es an manchen Stellen etwas viel und langatmig, gerade Jules Vorbereitungen im Cateringunternehmen nehmen viel Platz ein.
Auf der anderen Seite ist Hellen, deren Leben sich komplett von Jules unterscheidet. Sie ist nicht unglücklich und möchte David nicht für sich alleine haben. Es scheint vielmehr, als hätte sie sich gut in die Rolle der Geliebten eingefunden.
Beim Lesen merkt man schnell, dass Jules und Davids Ehe stellvertretend für viele Ehen (ohne Kinder) steht: man lebt sich auseinander und lebt nebeneinander her. Dabei wird gar nicht der Grund dafür gesucht sondern es wird vielmehr erzählt, wie sich die Protagonisten darin sehen und fühlen. Gerade das Ende hatte noch eine unerwartete Wendung, nachdem die vorherige Geschichte an manchen Stellen eher dahin geplätschert ist.

Nichtsdestotrotz ist der Roman ein toll geschriebener Roman, der zeigt, was aus geplatzten Träumen entstehen kann (nicht immer nur Schlechtes).

Bewertung vom 06.12.2024
Du kennst sie
Jennett, Meagan

Du kennst sie


sehr gut

Sophie Braam ist Barkeepern in einem Restaurant der gehobeneren Klasse. Als Frau muss sie sich immer wieder mit betrunkenen und übergriffigen Männern herumschlagen. Mit der Zeit verdichtet sich ihr Hass gegen die Männer im Allgemeinen und eines Abends brennen bei ihr alle Sicherungen durch, nachdem sich ein Freund ihres Chefs wieder einmal daneben benommen hat. Nora Winter ist Polizistin, die sich langsam die Karriereleiter hinaufarbeitet, was allerdings als schwarze Frau mehr als schwierig ist. Immer wieder muss sie um den Respekt und die Akzeptanz der ausschließlich männlichen Kollegen kämpfen. Sophie und Nora lernen sich in der Bar kennen und werden schließlich Freundinnen. Direkt zu Beginn merkt Nora, dass irgendetwas mit Sophie nicht stimmt. Als dann noch immer mehr Männer im Ort tot aufgefunden werden, beginnt Nora an Sophie zu zweifeln - nichtsahnend, dass auch ihr Mann in Sophies Visier geraten ist...

Das Cover und der Klappentext haben mich direkt angesprochen. Nach Beenden des Buches ergibt das übergroße Glas auf dem Cover noch mehr Sinn. Die Ausgangslage ist sehr vielversprechend, weil die Täter in den allermeisten Thrillern zumeist männlich sind. Wie auch im realen Leben ist eine weibliche Serienmörderin sehr selten. Umso spannender ist es, darüber etwas zu lesen.
Kapitelweise abwechselnd wird aus Noras und Sophies Sicht erzählt. Damit kann man sich in beide Frauen gut hineinversetzen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zu Beginn wird ein Prolog erzählt, der bei mir erstmal Fragen aufgeworfen hat, weil er seltsam anmutet und man das Geschehen nicht wirklich einordnen kann. Im Verlauf der Geschichte wird aber immer klarer, was in dem Prolog erzählt wurde.

Der Schreibstil von Meagen Jennett ist direkt und verständlich. Man taucht sowohl ein in das Leben als schwarze Polizistin als auch in das einer Barkeeperin ein. Als Leserin habe ich mit beiden Frauen sympathisiert, weil man mit beiden mitfühlt und ihre Beweggründe nachvollziehen kann. Meagan Jennett greift hier das wichtige Thema der Misogynie auf und was es heißt, sich als Frau in männerdominierten Berufen zu behaupten.

Ein großer Minuspunkt sind für mich allerdings die Längen, die das Buch hat und die oft vorhersehbare Story. In der Mitte des Buchs flacht die Handlung etwas zu sehr ab. Das Ende hat das aber nochmals aufgewertet und mich versöhnlicher gestimmt, auch wenn noch die ein oder andere Frage offen geblieben ist.

Alles in allem gibt es von mir eine Empfehlung für diesen Thriller, der ein ungewöhnliches Thema beschreibt und trotz allem gut konstruiert und spannend ist.

Bewertung vom 05.12.2024
Good Girl, Bad Blood / Good Girl Bd.2
Jackson, Holly

Good Girl, Bad Blood / Good Girl Bd.2


ausgezeichnet

Nach ihren Ermittlungen und der Aufklärung im Fall Andie Bell ist Pip eine kleine Berühmtheit geworden. Nun möchte sie allerdings einen Gang zurück schalten und steckt ihre Energie in ihren neuen True Crime-Podcast, in dem sie die Hintergründe im Fall Andie Bell erläutert. Als jedoch der Bruder einer ihrer Freunde aus der Nachbarschaft verschwindet, kann Pip nicht anders als wieder zu ermitteln. Die Polizei legt den Fall schnell beiseite, da Jamie Reynolds, der verschwunden ist, bereits volljährig ist und auch früher bereits einige Tage verschwunden war und wieder aufgetaucht ist. In ihrem Podcast bittet sie die Zuhörer live um Unterstützung und beginnt, erneut Little Kilton aufzuwühlen. Das gefällt nicht jedem und schon bald ist Pip selbst erneut in Gefahr...

Ich war sehr gespannt auf die Fortsetzung von "A Good Girl's Guide to Murder" und wurde nicht enttäuscht! Holly Jackson führt die Reihe um Pip genauso spannend weiter wie im ersten Band. Auch hier zeigt sich wieder Holly Jacksons unglaubliches Schreibtalent. Sie versteht es, den Leser "auf die Folter zu spannen" und immer wieder neue Wendungen und Plottwists einzufügen. Nichts ist, wie es scheint in dem Fall um den verschwundenen Jamie Reynolds, Pip zeigt erneut ihre scharfe Beobachtungsgabe und ihr ermittlerisches Gespür. Gemeinsam mit Ravi, nunmehr ihrem festen Freund, beginnt sie, auf eigene Faust zu ermitteln. Die beiden ergänzen sich perfekt und sind ein eingespieltes Team.
Sehr gut fand ich auch die kurze Zusammenfassung vom ersten Band zu Beginn um dem Leser die Geschichte erneut in Erinnerung zu rufen. Auch die Idee mit dem Podcast hat mich überzeugt. Wie immer zeichnet Holly Jackson vor allem Pip, aber auch die anderen Figuren auf eine gelungene Art und Weise, sodass man sich stets in jede Person hinein fühlen kann.

Die Handlung ist zu jeder Zeit spannend und der Spannungsbogen flacht zu keiner Zeit ab. Auch in diesem Band ist die Geschichte von den zahlreichen Ereignissen geprägt, die den Leser das Buch kaum aus der Hand legen lassen.

Von mir eine klare Empfehlung für eine sehr gut konstruierte und spannende Fortsetzung!

Bewertung vom 04.12.2024
Wenn ich nicht Urlaub mache, macht es jemand anderes
Becker, Giulia

Wenn ich nicht Urlaub mache, macht es jemand anderes


ausgezeichnet

Giulia Becker erzählt in ihrem Buch allerlei Schräges und Absurdes aus dem Alltag. Sie benutzt verschiedene Textformen wie Standardkapitel aus der Ich-Perspektive, Selbsttests zum Ankreuzen oder abschließende und zusammenfassende Fazite. Das Buch lässt sich keinem Genre zuordnen, es beschreibt vielmehr in unterschiedlich langen Geschichten, Tests und Meinungen verschiedene Themen. Becker springt von einem Thema zum anderen: von einen Besuch im Thermenhotel, einem Tag auf dem Flohmarkt, einer Folge des perfekten Dinners oder zum Test, bei dem man erfährt, ob man ein Vampir ist.

Stets ist die Absurdität und Komik präsent, aber Becker lässt auch immer wieder ernste Themen mit einfließen, die sie allerdings so gut und lustig einarbeitet, dass es zu keiner Zeit zu schwer wird. Mit ihrem ganz eigenen Humor, den man kaum beschreiben kann, beschert Giulia Becker dem Leser ein paar lustige Lesestunden. Oft musste ich laut auflachen und werde sicherlich noch öfter zu dem Buch greifen um eine Kapitel nochmal zu lesen. Für mich hätten es noch viel mehr Seiten und Kapitel sein dürfen.

Es ist das perfekte Buch für zwischendurch, ich kann es auch sehr als Geschenk empfehlen, da für jeden Geschmack etwas dabei ist. Ich kann es uneingeschränkt jedem empfehlen, der gerne toll erzählte und schräge Geschichten liest fernab des Mainstreams!

Bewertung vom 02.12.2024
Ungezähmt
Doyle, Glennon

Ungezähmt


ausgezeichnet

Glennon Doyle erzählt in "Ungezähmt" ihre eigene Geschichte: wie sie aus dem Käfig der Konventionen ausgebrochen ist, wie und welche Rollen sie gespielt hat, seit sie ein Kind ist und wie sie sich das Leben aufgebaut hat, in dem sie heute glücklich ist.

Das Cover hat mich zunächst nicht überzeugen können, es deutet auch eher wenig auf die tolle und bewegende Geschichte darin hin. Bei Glaubenssätzen in Klappentexten wie hier bin ich zuerst skeptisch (es gibt bereits so unendlich viele Bücher zu diesem Thema), aber irgendetwas hat mich dann doch zum Buch hin gezogen. Und ich wurde nicht enttäuscht!

Der Einstieg in das Buch fällt leicht, weil der Schreibstil nicht belehrend oder künstlich ist sondern vielmehr einem Gespräch mit guten Freunden ähnelt: locker und unverstellt. In unterschiedlich langen Kapiteln erzählt die Autorin, wie sie zu der Frau wurde, die sie heute ist. Sie startet in ihrer Kindheit, die, wie bei uns allen, von Regeln, Idealen und Konventionen geprägt ist. Man versteht schnell, gerade als Frau, dass der Samen der Scham, des Selbsthasses und der Unsicherheit bei vielen bereits im Kindesalter gesetzt wurde, bewusst oder unbewusst. Bei vielen Entscheidungen in ihrem Leben hat sie so gehandelt, weil "es eben alle so machen und das von mir erwartet wird".
Oft habe ich mich beim Lesen gefragt, ob die Autorin von mir selbst schreibt, weil ich mich in so vielen Situationen wieder finden konnte. Glennon Doyle versteht es, bildreich und verständnisvoll auf den Leser einzugehen. Man beginnt, das System der Gesellschaft, aber auch sein momentanes Leben, zu hinterfragen und träumt sich in ein Leben ohne Zwänge und Unsicherheit.
Gerade weil Glennon Doyle selbst eine beeindruckende Geschichte hinter sich hat, wirkt sie so sympathisch, stark und mutig und macht auch dem Leser Mut, zu hinterfragen und zu handeln.

Ich empfehle dieses Buch gerne jedem, der ein Buch abseits der üblichen Ratgeber lesen möchte. Es macht einem Mut und zeigt, dass nur wir selbst unser Leben in der Hand haben und verändern können.

Bewertung vom 26.11.2024
Was wir nicht kommen sahen
Seck, Katharina

Was wir nicht kommen sahen


ausgezeichnet

Ada steht kurz vor dem Abitur und wohnt bei ihren Eltern Jenny und Dominik. Sie ist erfolgreiche Gamerin im Internet, hat eine beste Freundin und ist ein sonst durchschnittlicher Teenager.
Sie wird bei einem Livestream Opfer eines Cyberangriffs, der von Männern gezielt gegen weibliche Gamerinnen gestartet wurde. Immer mehr gerät sie in den Strudel aus Hass und Hetze im Netz, die Angreifer lassen sie nicht in Ruhe. Sie lässt sich nicht unterkriegen und postet ein Video, in dem sie auf den Hass gegen Frauen im Netz aufmerksam macht. Was daraufhin folgt, treibt sie letztendlich in den Suizid: sie verlässt eines Abends ihr Elternhaus und springt von einer Brücke. Ihre Eltern und Freunde bleiben fassungslos zurück. Ihre Mutter Jenny begibt sich auf die Suche, was ihre Tochter so weit getrieben hat und erfährt immer mehr vom Hass gegen Ada.

Ich habe mich sehr schwer getan, eine Rezension zu schreiben. Nicht weil das Buch nicht gut war sondern vielmehr, weil ich nicht weiß, wo man bei diesen schwierigen Themen des Suizids und Hasses ansetzen soll. Das Buch ist so hervorragend und eindrücklich geschrieben, dass es Pflichtlektüre an jeder Schule werden sollte und auch Erwachsenen die Gefahren von (Cyber)Mobbing aufzeigt.
Das Besondere ist die Erzählform. Kapitelweise abwechselnd wird aus drei Sichtweisen erzählt: Ada an dem Abend bevor sie von der Brücke springt sowie in Rückblenden, wie alles angefangen hat und ihre Mutter Jenny am Morgen, als die Polizei ihr die Nachricht vom Tod ihrer Tochter übermittelt und die Wochen danach. Und vor allem die Sichtweise von "Die Anonymität" ist mehr als interessant: es kommen verschiedene Personen zu Wort, deren Namen und Identität man nicht kennt. Sie stehen sozusagen für die "Masse" an Hatern, Mitläufern und Mobbern im Netz.

Der Einstieg in die Geschichte fällt sowohl leicht, weil man direkt im Geschehen ist als auch schwer, weil man Ada dabei begleitet, wie sie ihre letzten Stunden verbringt. Auch das folgende Kapitel aus der Sicht Jennys hat mich mit einem Kloß zurück gelassen: am Morgen sitzt sie noch beim Frühstück mit ihrem Mann als "der Asteroid" mit voller Wucht einschlägt und ihr den Boden unter den Füßen weg zieht. Man weiß direkt zu Beginn, dass Ada sich suizidiert, dieses Ereignis bildet den Startpunkt für die weitere Geschichte. Mehr als eindrücklich, aber genauso behutsam erzählt die Autorin die Geschichte und nähert sich diesem schwierigen Thema. Sie gibt außerdem der "Anonymität" eine Stimme. Man kann die Handlungen und Gedanken dieser Personen zwar nicht nachvollziehen, aber es ist so wichtig, dass man aufmerksam bleibt und dem Hass dieser Personen keine Chance gibt - online wie offline.
Das Buch sensibilisiert den Leser für die Gefahren im Internet - aber auch für die Chancen und die Macht, die man ebenso positiv nutzen kann.

Es ist kein einfaches Buch zum "Zwischendurch-Lesen", ich musste es auch ein paar Male beiseite legen um die Themen und Ereignisse zu verarbeiten. Katharina Seck ist es gelungen, einen hochaktuellen und eindrücklichen Roman zu verfassen, der einen fassungslos mit einem Kloß im Hals zurück lässt, aber ebenso Hoffnung und Mut gibt, etwas zu verändern in der Gesellschaft und dem Hass und Mobbing die Stirn zu bieten.

Von mir gibt es eine absolute und unbedingte Leseempfehlung, auch wenn das Thema einen zunächst abschreckt ist es umso wichtiger, den Roman zu lesen und darüber zu diskutieren!

Bewertung vom 22.11.2024
'Mir geht's gut, wenn nicht heute, dann morgen.'
Stermann, Dirk

'Mir geht's gut, wenn nicht heute, dann morgen.'


sehr gut

Erika Freeman, mittlerweile 97 Jahre alt, hat ein bewegtes Leben hinter sich. Mit zwölf Jahren floh sie war den Nazis um alleine in die USA zu emigrieren. Sie ist gut in der Schule, studiert Psychologie und promoviert. Anlässlich ihres 95. Geburtstags wird ihr in Österreich die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Dirk Stermann trifft sich zuerst für einige Male, danach wöchentlich mit ihr im Hotel Imperial in Wien, wo sie mittlerweile lebt, unterhält sich mit ihr über Gott und die Welt und erzählt ihre beeindruckende Lebensgeschichte.

Ich wurde auf das Buch durch einen Buchtipp von Christine Westermann aufmerksam und je mehr ich über Erika Freeman gelesen hatte, desto mehr wollte ich auch dieses Buch lesen. Sowohl Freeman als auch Stermann waren mir zuvor kein Begriff, deshalb habe ich etwas gebraucht um mich in die Geschichte hineinzufinden. Es tauchen zu Beginn sehr viele Namen auf, die später nicht mehr von viel Bedeutung sind und ich hatte Mühe, den Überblick zu behalten.
Die Treffen der beiden werden toll beschrieben, Erika Freeman hat eine ganz eigene Weise zu erzählen und auch ihr Gegenüber mit einzubeziehen. Stermann gelingt es hervorragend, das beeindruckende Leben Erika Freemans zu porträtieren und auch schwierige Themen mit der nötigen Prise Humor anzugehen.

Ein tolles Buch über die wichtige, sympathische und beeindruckende Persönlichkeit Erika Freeman!

Bewertung vom 14.11.2024
Hallo, du Schöne
Napolitano, Ann

Hallo, du Schöne


ausgezeichnet

William Waters wächst in einer Familie auf, in der vorwiegend Kälte herrscht. Die Kindheit und Jugend verläuft für ihn deshalb schwierig und er ist froh, als er endlich aufs College wechseln kann. In Gegensatz dazu steht die Familie Padavano - die vier Schwestern sind untereinander stark verbunden und auch mit ihren Eltern verstehen sich alle sehr gut. William und Julia, die älteste der Padavano-Schwestern, verlieben sich, heiraten und bekommen eine Tochter. Nun sollten alle Beteiligten glücklich sein - doch das Leben und das Schicksal halten andere Dinge und Ereignisse bereit, die alles und jeden durcheinander bringen.

Den Titel und das Cover finde ich sehr ansprechend, es animiert direkt zum Lesen. Der Klappentext hört sich zuerst nicht nach einem Bestseller an. Doch nicht umsonst ist das Buch auf der "Barack Obama-Leseliste 2023". Auch mich konnte es überzeugen.
Das Besondere an der Geschichte ist zum Einen die lange Zeitspanne, in der die Geschichte spielt. Man begleitet William durch seine Kindheit und Jugend und sobald er Julia auf dem College kennenlernt, weitet sich der Kreis der Protagonisten aus. Es wird kapitelweise abwechselnd aus verschiedenen Sichtweisen, zuerst drei, später dann vier, und Zeitebenen erzählt. Dadurch wird die Geschichte nicht langweilig, auch wenn sie an einigen Stellen ihre Längen hatte. Man bekommt einen unglaublich guten Einblick in die Gefühlswelt der Protagonisten, doch auch die Nebenfiguren bilden einen Rahmen, der sehr gut beschrieben wird.
Durch die verschiedenen Sichtweisen konnte ich mit so gut wie allen Figuren nachfühlen. Oft schmerzlich, aber auch gefühlvoll gelingt es Ann Napolitano in dem Roman, eine Familiengeschichte mit einem tollen Spannungsbogen zu zeichnen. Oft habe ich mir die "Was wäre wenn?"-Frage gestellt beim Lesen: wenn William sich anders entschieden hätte, wenn Julia auf ihr Gefühl gehört hätte usw. Ein kleiner Kritikpunkt sind die doch vorhandenen Längen, die dem Buch zwar keinen Abbruch tun, aber durch die sich das Lesen an manchen Stellen gezogen hat.

Von mir eine klare Leseempfehlung für alle, die eine gut ausgearbeitete und spannende Familiengeschichte lesen möchten!

4,5/5 Sternen

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