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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
knightlyart
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 34 Bewertungen
Bewertung vom 25.05.2025
Teddy
Dunlay, Emily

Teddy


ausgezeichnet

„Teddy – Stark, verletzlich, unvergessen“

Emily Dunlays Teddy ist ein eindringliches Porträt einer Frau, die am Ende der 1960er-Jahre den Versuch unternimmt, sich aus den Fesseln gesellschaftlicher Erwartungen und patriarchaler Zwänge zu befreien. Teddy, die Hauptfigur, lebt in einer Zeit, in der Frauen ohne Erlaubnis ihres Ehemanns weder arbeiten noch ein eigenes Bankkonto eröffnen dürfen. Doch Teddy ist nicht bereit, sich mit dieser Rolle zufriedenzugeben.
Als sie mit ihrem Mann David – einem Diplomaten – von Texas nach Rom zieht, findet sie sich plötzlich in der glamourösen, aber oberflächlichen Welt der Schickeria wieder. Hier kämpft sie um Anerkennung, während sie gleichzeitig nach einem Weg sucht, ihre eigene Identität jenseits von Status und Ansehen zu finden. Dabei wird sie immer wieder mit den Grenzen konfrontiert, die die Gesellschaft ihr setzt – und die sie sich teilweise selbst auferlegt hat.
Dunlay zeichnet Teddy als eine widersprüchliche, aber ungemein lebendige Figur. Ihre Naivität und ihr scharfer Verstand, ihr Bedürfnis nach Liebe und ihr Wunsch nach Unabhängigkeit stehen in einem ständigen Spannungsverhältnis. „Ich kann schrecklich naiv sein für eine geübte Lügnerin“, gesteht Teddy auf Seite 45 – ein Satz, der ihre Zerrissenheit zwischen Anpassung und Rebellion treffend beschreibt. Auch ihr Bedürfnis nach Harmonie und Zugehörigkeit schimmert immer wieder durch: „Ich fand es in Ordnung, Ziel des Spotts zu sein. Hauptsache, David lachte und war nicht mehr wütend auf mich“ (S. 83).
Mit großer Einfühlsamkeit und präzisem Blick für Details lässt Emily Dunlay das Rom der 1960er-Jahre lebendig werden: die Salons und Dinnerpartys, die Abgründe hinter der Fassade der High Society und die Ohnmacht einer Frau, die mehr vom Leben will als nur die Rolle der schmückenden Begleiterin. Der Roman ist nicht nur ein Zeitporträt, sondern auch eine kluge, melancholische Reflexion über das Ringen um Selbstbestimmung – in einer Ära, die für Frauen noch weitaus größere Hürden bereithielt.
Teddy ist ein leises, aber intensives Buch, das sowohl inhaltlich als auch sprachlich überzeugt. Es lässt uns mit einer Hauptfigur zurück, die uns trotz – oder gerade wegen – ihrer Widersprüche nahegeht. Ein unbedingt lesenswerter Roman, der klug, einfühlsam und zutiefst menschlich ist.

Bewertung vom 15.05.2025
The Island - Auf der Flucht
Martin, Nicola

The Island - Auf der Flucht


gut

Mehr Sonne als Spannung

The Island – Auf der Flucht verspricht auf den ersten Blick einen spannungsgeladenen Thriller vor exotischer Kulisse – leider bleibt die Geschichte hinter diesen Erwartungen zurück. Zwar sorgt das Setting auf einer abgelegenen Insel durchaus für Urlaubsflair, doch echte Spannung will sich über weite Strecken nicht aufbauen.
Die Handlung plätschert oft vorhersehbar dahin, und obwohl das Potenzial für Nervenkitzel vorhanden wäre, fehlt es an überraschenden Wendungen oder echten Thrill-Momenten. Der Schreibstil ist schlicht und eher einfach gehalten – für manche Leser angenehm leicht, für andere jedoch zu platt und wenig fesselnd.
Trotzdem liest sich der Roman zügig und eignet sich gut als kurzweilige Lektüre für zwischendurch, besonders für alle, die keine zu komplexen Geschichten suchen und einfach in eine sonnige Szenerie eintauchen möchten.
Fazit: Kein Highlight im Thriller-Genre, aber solide Urlaubsunterhaltung ohne große Ansprüche.

Bewertung vom 06.05.2025
Killer Potential
Deitch, Hannah

Killer Potential


gut

Starker Start, schwacher Atem

„Killer Potential" von Hannah Deitch startet mit einem Knalleffekt und verspricht einen spannenden Thriller. Doch schon bald wandelt sich die Handlung zu einem Roadmovie, das zunehmend an Tempo verliert. Viele Szenen wirken repetitiv, Spannung baut sich kaum auf, und die Figuren bleiben emotional distanziert und schwer greifbar. Stilistisch ist der Roman solide, doch inhaltlich fehlt es leider oft an Entwicklung. Ein später Twist bringt kurzzeitig eine neue Dynamik, doch das rettet das zähe Erzähltempo nicht mehr wirklich. Einige Passagen ziehen sich spürbar in die Länge. Kein wirklich schlechtes Buch, aber auch nicht der packende Thriller, den man nach dem furiosen Einstieg erwartet hätte. Vielversprechend, aber unausgereift.
"Killer Potential" brachte vielversprechende Ansätze mit - doch leider wurden diese weitgehend ungenutzt gelassen.

Bewertung vom 21.04.2025
Der Duft des Wals
Ruban, Paul

Der Duft des Wals


gut

Stilvoll, aber unklar

Paul Rubans „Der Duft des Wals“ ist ein ungewöhnliches Buch mit einer ganz eigenen Stimme. Der Autor experimentiert mit einer speziellen Art von Humor, der sicherlich nicht jedem liegt – mir persönlich hat er leider nicht ganz zugesagt. Wer schrägen, teilweise absurden Humor mag, könnte hier jedoch auf seine Kosten kommen.
Der Schreibstil ist insgesamt solide und angenehm zu lesen. Besonders hervorzuheben ist die Struktur: Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was für Abwechslung sorgt und unterschiedliche Blickwinkel auf das Geschehen ermöglicht. Trotzdem hatte ich über weite Strecken das Gefühl, nicht ganz zu verstehen, worauf Ruban eigentlich hinauswill. Die Botschaft des Buches blieb für mich eher vage und schwer greifbar.
Alles in allem ein literarisches Experiment, das zwar sprachlich überzeugt, mich inhaltlich aber nicht vollständig abholen konnte.

Bewertung vom 13.04.2025
Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1
Nola, Fabio

Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1


sehr gut

Kopf ab in Neapel

In Fabio Nolas Kriminalroman „Commissario Gaetano und der lügende Fisch“ tauchen wir mitten in die lebendige, aber auch widersprüchliche Atmosphäre Neapels ein. Während die Stadt ausgelassen das Fest des Heiligen Gennaro feiert, sorgt ein grausamer Fund für Aufsehen: Ein enthaupteter Mann wird entdeckt – und das während einer der heiligsten Zeiten des Jahres. Ein klarer Fall für Commissario Salvatore Gaetano.
Gaetano ist als Ermittler alles andere als leicht zugänglich. Mit seiner schroffen Art wirkt er anfangs beinahe abweisend, doch gerade diese Ecken und Kanten machen ihn im Verlauf des Buches immer sympathischer. Man lernt, seine Eigenheiten zu schätzen – vielleicht, weil sie ihn so authentisch und menschlich wirken lassen.
Ein Thema, das mir beim Lesen aufgefallen ist, ist die teils sehr negative Darstellung Neapels. Die Stadt erscheint häufig schmutzig, chaotisch und korrupt. Da ich selbst nie dort war, kann ich mir darüber kein eigenes Urteil erlauben, frage mich aber: Ist Neapel wirklich so verdorben, wie es hier beschrieben wird, oder ist das ein literarisches Stilmittel, um die düstere Krimi-Atmosphäre zu verstärken?
Ein weiterer Punkt, den ich mir anders gewünscht hätte, betrifft die vielen italienischen Redewendungen, die im Buch verwendet werden. Sie tragen zwar zur Authentizität bei, erschweren aber das Verständnis, wenn man – wie ich – der italienischen Sprache nicht mächtig ist. Ein Glossar oder eine Übersetzung im Anhang hätte hier sehr geholfen.
Insgesamt bietet das Buch eine spannende Geschichte mit einem ungewöhnlichen Ermittler und vielen atmosphärischen Einblicken in das neapolitanische Leben. Trotz kleiner Kritikpunkte bleibt es ein lesenswerter Krimi mit eigenem Charakter.

Bewertung vom 02.03.2025
Mickey und Arlo
Dick, Morgan

Mickey und Arlo


ausgezeichnet

Eine intelligente Mischung aus schwarzen Humor und ernsthaften Themen

„Mickey und Arlo“ von Morgan Dick ist eine Geschichte, die auf ungewöhnliche Weise Humor mit emotionalem Tiefgang kombiniert. Der Roman begleitet zwei Schwestern, Mickey und Arlo, in einer ziemlich chaotischen und doch eindrucksvollen Reise durch ihre eigenen Probleme und Konflikte, die sie gemeinsam und mit Hilfe von sieben Therapiestunden zu bewältigen versuchen.

Die Mischung aus schwarzem Humor und ernsten Themen ist das Herzstück dieses Romans. Dick gelingt es, die humorvollen Elemente auf sehr geschickt Weise einzuführen, ohne die emotionalen und psychologischen Aspekte der Geschichte zu vernachlässigen. Die Therapiestunden spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie nicht nur die Entwicklung der Charaktere fördern, sondern auch eine interessante Möglichkeit bieten, über Beziehungen, Missverständnisse und die schwierige Kunst der Selbstreflexion nachzudenken.

Mickey und Arlo, zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, sind authentisch und vielschichtig, was ihre Dynamik als Schwestern äußerst lebendig macht. Während sie sich mit den Herausforderungen ihres Lebens auseinandersetzen, bietet der Roman eine bewegende, wenn auch manchmal humorvolle, Perspektive auf familiäre Bindungen und die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen.

Insgesamt ist „Mickey und Arlo“ ein fesselndes Buch, das mit einer intelligenten Mischung aus Humor und ernsthaften Themen einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Wer ein Fan von tiefgründigen, aber auch erfrischend humorvollen Geschichten ist, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Es ist ein Buch, das sowohl zum Lachen anregt als auch dazu einlädt, über die eigenen Beziehungen und die Herausforderungen des Lebens nachzudenken.

Bewertung vom 27.12.2024
Nachtflut
Westerkamp, Stina

Nachtflut


ausgezeichnet

Packend düster

„Nachtflut“ von Stina Westerkamp ist ein packender Psychothriller, der von der ersten bis zur letzten Seite eine unheimliche Atmosphäre schafft und die Grenzen zwischen Realität und Wahn zunehmend verschwimmen lässt. Die besondere Stärke von „Nachtflut“ liegt in der dichten, fast klaustrophobischen Atmosphäre, die Stina Westerkamp meisterhaft aufbaut. Von der ersten Seite an wird der Leser von der bedrückenden Stimmung eingefangen – die stetig steigende Bedrohung durch das Wasser, die düsteren Rückblenden und die zunehmend paranoiden Gedanken der Hauptfiguren machen das Buch zu einem wahren Psychothriller. Westerkamp versteht es, den Leser immer wieder auf falsche Fährten zu locken, nur um ihn dann abrupt in eine unerwartete Wendung zu führen. Der Thriller ist sowohl für Fans von Mystery als auch für Liebhaber von Psychothrillern ein absolutes Muss.

Bewertung vom 27.11.2024
Leuchten am Meeresgrund
Fox, Brad

Leuchten am Meeresgrund


ausgezeichnet

Spannende Reise in die Tiefe


„Leuchten am Meeresgrund“ von Brad Fox ist ein fesselndes Werk, das die Leser auf eine spannende Reise in die Tiefen des Ozeans mitnimmt. Im Mittelpunkt steht Gloria Hollister, eine bemerkenswerte Frau, die in den 1930er Jahren an einer bahnbrechenden Tiefsee-Expedition teilgenommen hat.

Fox gelingt es, die Erzählungen von Hollister lebendig werden zu lassen, indem er sowohl ihre persönlichen Eindrücke als auch die wissenschaftlichen Entdeckungen des renommierten Forschers William Beebe einfließen lässt. Die Kombination aus Fakten und persönlichen Erlebnissen verleiht dem Buch eine besondere Tiefe und Authentizität.

Die Beschreibungen der Unterwasserwelt sind eindrucksvoll und vermitteln ein Gefühl der Faszination für die unbekannten Weiten des Meeres. Hollisters Perspektive als Frau in einer von Männern dominierten Wissenschaftswelt ist inspirierend und bietet einen interessanten Blick auf die Herausforderungen und Errungenschaften jener Zeit.

Insgesamt ist „Leuchten am Meeresgrund“ nicht nur eine informative Lektüre über die Tiefsee-Expeditionen der 30er Jahre, sondern auch eine Hommage an den Entdeckergeist und die Leidenschaft für die Wissenschaft. Es ist ein Buch, das sowohl Wissenschaftsinteressierte als auch Geschichtsfreunde begeistern wird.

Bewertung vom 03.11.2024
Die Lungenschwimmprobe
Renberg, Tore

Die Lungenschwimmprobe


ausgezeichnet

Beeindruckend recherchiert

„Die Lungenschwimmprobe“ von Tore Renberg ist ein fesselnder historischer und medizinischer Roman, der die düstere Atmosphäre des 19. Jahrhunderts eindrucksvoll einfängt. Der Autor bietet nicht nur einen spannenden Einblick in die medizinischen Praktiken dieser Zeit, sondern würdigt auch die Ursprünge der modernen Rechtsmedizin. Die Geschichte folgt einem Protagonisten, der sich mit den Herausforderungen und ethischen Dilemmata der damaligen Medizin auseinandersetzt.
Renbergs präziser Schreibstil und die vielschichtigen Charaktere machen das Buch zu einer bewegenden Lektüre, die sowohl informativ als auch emotional berührend ist.

Insgesamt ist „Die Lungenschwimmprobe“ nicht nur eine fesselnde Erzählung über die Anfänge der Rechtsmedizin, sondern auch eine tiefgründige Reflexion über das menschliche Leid und die Suche nach Wahrheit. Ein Muss für alle, die sich für die Schnittstellen von Geschichte, Medizin und Recht interessieren!

Bewertung vom 29.09.2024
Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13


ausgezeichnet

„Kluftinger: Ein humorvoller Krimi voller bayerischen Charme!“

„Lückenbüßer: Kluftinger ermittelt“ von Michael Kobr und Volker Klüpfel ist ein weiteres amüsantes Abenteuer des beliebten Kommissars Kluftinger. Die Autoren schaffen es erneut, ihren charakteristischen Humor und die charmante Eigenart des Protagonisten gekonnt in die Handlung einzuflechten.

Die Geschichte ist spritzig und unterhaltsam, mit einer gelungenen Mischung aus Krimi und Komödie. Kluftingers unkonventionelle Ermittlungsmethoden und seine oft skurrilen Begegnungen sorgen für viele heitere Momente, die den Leser zum Schmunzeln bringen. Die bayerische Kulisse und die liebevoll gezeichneten Nebenfiguren tragen zusätzlich zur Atmosphäre bei.

Obwohl die Handlung vielleicht nicht immer die tiefgründigste ist, bietet das Buch genau das, was Fans der Reihe erwarten: eine kurzweilige Lektüre, die Spaß macht und zum Lachen anregt. „Lückenbüßer“ ist ein typischer Kluftinger, der sowohl alte Fans als auch neue Leser bestens unterhält. Ein empfehlenswerter Lesespaß für alle, die humorvolle Krimis lieben!