Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
alex_k_this_is_me
Wohnort: 
Duisburg

Bewertungen

Insgesamt 43 Bewertungen
Bewertung vom 04.04.2025
Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3
Raabe, Marc

Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Creme de la Creme
.
Du nimmst einen Thriller zur Hand und das Lesen wird zum Rausch… So ging es mir jetzt wieder mit DIE NACHT von Marc Raabe. Es ist eine der Neuerscheinungen, auf die ich mich dieses Jahr mit am meisten gefreut habe. Band 1 und 2 der Reihe fand ich bereits großartig. Die Messlatte lag für den dritten Teil also schon sehr hoch. Und trotzdem hat Marc Raabe sie scheinbar wieder mit Leichtigkeit übersprungen.
.
Diesmal kommt BKA-Ermittler Art Mayer dem Geheimnis um seine verschwundene Nachbarin Dana auf die Spur. Dabei steht ihm wieder seine Kollegin Nele Tschaikowski zur Seite, die als frischgebackene Mutter eigentlich gar nicht offiziell im Dienst ist.
.
Vielleicht, eventuell, wenn’s denn sein muss, könnte man DIE NACHT durchaus wie einen Stand Alone lesen. Aber wer will das schon bei einer so großartigen Thriller-Reihe. Also tut euch selbst den Gefallen und taucht von Anfang an in diese Welt ein, denn das sorgt für noch mehr Lesefreude. Gerade zu Beginn des Buches hatte ich großen Spaß an einigen Szenen, Begegnungen und Anspielungen, die einen Bezug zu den vorangegangenen Büchern herstellen und mich quasi zum Insider machen. Marc Raabe hat mich mit Wiedererkennungswert und vertrauten Charakteren abgeholt. Schneller als ich es realisieren konnte, war ich schon mittendrin in der Geschichte. Eins ist mal klar: Genau so muss ein guter Thriller sein. Er ist leichtgängig geschrieben, mitreißend und mit Tiefe. Die Story ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Ohne Längen und Füllmaterial. Dafür mit tollen und glaubwürdigen Charakteren, treffsicheren Beschreibungen und geschliffenen Dialogen. Alles on Point. Mehr geht nicht. Und damit ist DIE NACHT das nächste Highlight in dieser hervorragenden Reihe.
.
Ursprünglich dachte ich, dass es sich bei der Art Mayer-Serie um eine Trilogie handelt und DIE NACHT die Reihe komplettiert. Mittlerweile weiß ich es besser. Marc Raabe hat verraten, dass es noch einen vierten Teil gibt. IM MORGRNGRAUEN ist mittlerweile auch schon offiziell für April 2026 angekündigt. Bis dahin also: Volle Vorfreude voraus!

Bewertung vom 29.03.2025
Der Wolf im dunklen Wald / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.2
Piontek, Sia

Der Wolf im dunklen Wald / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.2


gut

Neue Ermittlungen im Wendland
.
„Der Wolf im dunklen Wald“ ist der zweite Fall für Kommissarin Carla Seidel. Und, nicht zu vergessen, für ihre Tochter Lana, die auch diesmal wieder ihren Teil zur Auflösung des Falls beiträgt.
.
Eine Gesellschaftsjagd im Wendland. Einer der Teilnehmer wird grausam ermordet aufgefunden. Und wir als Leser*innen sind mit der Nase gleich dabei. Genauso wie Lana, die Tochter von Ermittlerin Carla Seidel. Mit Lana und ihrem Schwarm Fabian starten wir auf einem Hochsitz mitten im Wald in die Geschichte. In den Baumkronen rauscht der Wind. Äste knacken. Wir beobachten einen Wolf. Ja und dann stolpern wir förmlich über die Leiche. Der Auftakt des Krimis ist stark, cineastisch und sehr atmosphärisch in Szene gesetzt. Das hat mir richtig gut gefallen. Der Schreibstil stimmt und hat mich unmittelbar in die Geschichte hineingezogen. Damit knüpft Autorin Sia Piontek nahtlos an den ersten Teil der Reihe an.
.
Auch in anderer Hinsicht geht es stark weiter. Denn auch diesmal spielt das Privatleben von Ermittlerin Carla Seidel und ihrer Tochter Lana eine wichtige Rolle. Gut, das ist fast untertrieben, denn was hier auf privater Ebene passiert, ist schon sehr intensiv und nimmt als solches tatsächlich auch viel Raum im Handlungsverlauf ein. Das hat mich jetzt nicht weiter gestört, weil ich interessante Ermittler-Charaktere und die Beschreibung und Weiterentwicklung ihres Umfelds durchaus mag. Die Dynamik des Mutter-Tochter-Gespanns hat für mich im ersten Band bereits einen bedeutenden Anteil am Reiz der Geschichte gehabt. Schade wird es in dem Moment, wenn das Gleichgewicht kippt und mich dieser Aspekt der Handlung mehr zu interessieren beginnt als der eigentliche Kriminalfall. Das war hier streckenweise der Fall. Die Befragungen im Mittelteil haben mich teilweise verloren, weil ich an der Stelle lieber weiter etwas über Carlas Trauma häuslicher Gewalt, ihren wiederaufkeimenden Alkoholkonsum und die Kontaktaufnahme des gewalttätigen Vaters zu seiner Tochter gelesen hätte. Dieser private Handlungsstrang hat mich schon sehr in den Bann gezogen. Der Kriminalfall ist zum netten Beiwerk geworden. Dabei sollte es eigentlich eher andersherum sein. Nichtsdestotrotz ist der Fall spannend, wendungsreich und überraschend. Und gerade die Auflösung hat mich wieder eingefangen und überzeugt.
.
Insgesamt habe ich „Der Wolf im dunklen Wald“ gerne gelesen. Für meinen Geschmack hat der Krimi aber im Mittelteil etwas geschwächelt und sich gezogen. Mein Fehler, denn ich habe mich beim Lesen hier teilweise zu sehr auf die starken Charaktere der beiden Protagonistinnen fokussiert, denn Fall etwas außer Acht gelassen und darüber gefühlt den Anschluss verloren. Die Lücke musste ich erstmal wieder schließen. Das starke Finale hat mich dann aber zurückgeholt und überzeugt.

Bewertung vom 28.03.2025
Feel it like a Heartbeat (Erstauflage exklusiv mit Farbschnitt und Character Card)
Katz, Katharina

Feel it like a Heartbeat (Erstauflage exklusiv mit Farbschnitt und Character Card)


sehr gut

Healthy Romance
.
“Feel it like a Heartbeat” ist der 2. Band der Brighton-Reihe von Katharina Katz. Der GU-Verlag hat diese und weitere Titel unter dem Label “Healthy Romance” veröffentlicht. Das Konzept gefällt mir. Die New Adult-Romane behandeln wichtige Mental-Health-Themen. Und das sehr sensibel und authentisch. Die Message an die Leser*innen: Du bist nicht allein und gut und wertvoll, so wie du bist.
.
Band 1, “Say it with a Love Song" ist eine Healthy Rockstar-Romance. Band 2, “Feel it like a heartbeat” geht das Genre Sports-Romance mal anders an. Zentral geht es natürlich auch hier um das Thema Liebe - angereichert allerdings mit speziellen Aspekten, die dem Ganzen eine besondere Note geben.
.
Wir haben hier eine Fake Beziehung, die schnell zu einer Vierecksgeschichte wird. Amy verliebt sich in Fußballtrainer Casper. Der denkt, sie ist mit seinem Spieler Raj zusammen. Der dated wiederum heimlich Alvaro. Die Ausgangslage hört sich schwer nach RomCom an. Die Geschichte geht aber viel tiefer. Gewisse Erlebnisse haben bei den Protagonisten Spuren hinterlassen. Und die sind so weitreichend, dass sie therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, um mit den Folgen klarzukommen. Ein zentraler Aspekt der Story ist zum Beispiel Mobbing. Dazu findet sich im Anhang auch eine umfangreiche Liste mit Hilfsangeboten und weiterführender Literatur.
.
Was mir wieder sehr gefallen hat, sind der Schreibstil von Katharina Katz, die wechselnden Perspektiven und natürlich das Brighton-Setting. Ganz süß finde ich auch, dass der Klassiker “Alice im Wunserland” eine ganz besondere Rolle spielt. Die Personenkonstellation ist toll. Jede einzelne Person steht für etwas und sorgt dafür, dass die Handlung sehr vielschichtig und reich an Wendungen ist. Zwischendurch ist es vielleicht etwas zu viel Hin & Her mit Miscommunication, bis alle Dinge offen auf dem Tisch liegen. Aber hier muss eben auch einiges zur Sprache gebracht werden. Die unterschiedlichen Themen hätte man auch gut und gerne in zwei oder sogar noch mehr Büchern auseinanderdividieren können. Der Roman wirft aber auf nicht mal 400 Seiten alles in einen Topf. Das wirkt einerseits etwas überfrachtet, andererseits ist die Geschichte dadurch sehr dicht erzählt. Und sie schafft es durchaus, der Fülle an Themen auch gerecht zu werden.
.
Hut ab, Katharina Katz! “Feel it like a Heartbeat” ist ein intensives Leseerlebnis. Die Geschichte sticht durch ihren Mehrwert aus der NA-Masse heraus, hebt sich davon ab und bleibt in Erinnerung. Es lohnt sich sicherlich auch, die anderen Healthy Romances von GU zu entdecken.

Bewertung vom 22.03.2025
The Surf House
Clarke, Lucy

The Surf House


sehr gut

Tödliches Paradies
.
Zum dritten Mal habe ich mich mit Lucy Clarke auf Reisen begeben. In ihrem neuen Destination-Thriller hat mich die Autorin mit nach Marokko genommen. „The Surf House“ lässt Sommerfeeling und Urlaubsstimmung aufkommen. Dazu gibt es wieder jede Menge Spannung.
.
Der Thriller legt gleich ein gutes Tempo vor und katapultiert die Leser*innen direkt in die Handlung hinein. Ich bin Protagonistin Bea durch die engen, dunklen und schmuddeligen Gassen von Marrakesch gefolgt und unvermittelt in ein Alptraumszenario hineingeraten. Mit Hilfe gelingt die Flucht ins paradiesische Surf House, wo mich dann das Kontrastprogramm mit strahlendem Sonnenschein, Beach-Life und Surfer-Romantik in Empfang genommen hat. Lucy Clarke entwickelt das Setting so bildhaft, dass ich gefühlt tatsächlich vor Ort bin. Die malerische Atmosphäre vermittelt kurzzeitig ein Gefühl von Sicherheit. Aber die Idylle trügt. Untergründig schwelen Bedrohung, Konflikte und Geheimnisse.
.
Ich mag den Schreib- und Erzählstil von Lucy Clarke. Einerseits wollte ich mich in die Geschichte fallenlassen und sie genießen, andererseits ist die Handlung aber eben auch von Gefahr geprägt, so dass ich ständig ein Gefühl von Angst hatte und auf der Hut sein musste. Ich habe seltsame Gespräche belauscht und verdächtige Beobachtungen gemacht. Ich habe viele Hinweise zum Miträtseln an die Hand bekommen. Die Charaktere sind so angelegt, dass hier jeder mehr oder weniger dubios erscheint. Das spielt Lucy Clarke geschickt aus. Und so ist es ihr wieder gelungen, mich mit den Entwicklungen zu überrumpeln. Teilweise hat mich die Story wohlig warm eingelullt, um mich dann mit dem nächsten Twist unsanft wachzurütteln. Gerade der Schluss ist nochmal richtig temporeich und sorgt mit unterschiedlichen Perspektiven für Überraschungen. Den finalen Dreh habe ich nicht erahnt. Die Handlung hat bis zum Schluss in Atem gehalten und die Auflösung finde ich gelungen.
.
„The Surf House“ ist ein gut konstruierter und flüssig geschriebener Thriller. Er liest sich locker, leicht und schnell und versteht dabei doch mit Spannung zu fesseln. Lucy Clarke hat hier wieder ein Buch abgeliefert, dass perfekt auf die Frühjahr-/Sommer-Leseliste passt.

Bewertung vom 11.03.2025
Luzie in den Wolken
Lucas, Charlotte

Luzie in den Wolken


sehr gut

Nette Unterhaltung
.
“Luzie in den Wolken” heißt der neue Roman von Charlotte Lucas. Der Klappentext hat mich sofort neugierig gemacht.
.
Darum geht’s: Gabriel ist ein erfolgreicher Romanautor - allerdings gerade komplett ausgebrannt mit einer fetten Schreibblockade. An der Elbe flattert ihm ein roter Luftballon mit einer emotionalen Kinder-Botschaft vor die Füße. Ein Zufallsfund, mit ungeahnten Folgen…
.
Ich weiß nicht warum, aber ich musste bei dem Ansatz irgendwie spontan an das Buch
“Hallo Mister Gott, hier spricht Anna” denken. Das hat ja nun schon etliche Jahre auf dem Buckel und ist vom Stil und Inhalt her dann auch eine ganz andere Hausnummer. Philosophische Gedanken gibt es in “Luzie in den Wolken” auch, aber sie sind anders und zeitgemäßer verpackt. Der Roman kommt trotz teilweise schwerer Thematik insgesamt recht spielerisch daher. Die liebenswerte Story erfüllt zwar einen gewissen Anspruch, sie ist aber mit so viel Herz und auch Humor geschrieben, dass sie erkennbar darauf abzielt, zu unterhalten. Die lockere Erzählweise und die Entwicklungen haben teilweise sogar waschechte RomCom-Züge.
.
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Die Protagonisten Gabriel und Miriam sind sympathische und authentische Charaktere, mit denen man sich schnell verbunden fühlen kann. Mir hat vor allem Gabriel gefallen, der hier in eine Situation hineingerät, die dann ihre ganz eigene Dynamik entwickelt. Der weibliche Part ist mit Miriam nett, aber auch etwas farblos besetzt. Mit Luzie hatte ich das typische Kinderproblem, weil die Kleine zwar ganz süß, aber auch recht neunmal klug daherkommt. Richtig gemocht habe ich Rebecca, die Gabriel mit ihrem Misstrauen ganz schön ins Schwitzen bringt, was bei mir immer wieder für Lacher gesorgt hat.
.
Der Handlungsansatz ansich ist nicht neu. Das zugrundeliegende Trauer-Thema wird mit Fingerspitzengefühl und leichtgängig interpretiert. Das streckenweise sehr gemächliche Erzähltempo sorgt im Mittelteil für ein paar Längen. Trotzdem ist der Roman größtenteils aber einfach schön und locker zu lesen. Die Geschichte berührt, macht aber gleichzeitig auch Spaß. Sie ist nicht so ernst und tiefgründig, wie zunächst vermutet, sondern tatsächlich massentauglich ausgelegt. Hier und da hatte ich mal kurz einen Kloß im Hals, bevor ein Schmunzeln das Ruder schon wieder rumgerissen hat. Damit bleibt “Luzie in den Wolken” auf einem sehr angenehmen und unterhaltsamen Level und garantiert eine gute Lesezeit.

Bewertung vom 03.03.2025
Our Infinite Fates
Steven, Laura

Our Infinite Fates


ausgezeichnet

Unendliche Liebe
.
„Our Infinite Fates“ von Laura Steven war für mich ein Glücksgriff. Ich hatte das Gefühl, kurz vor einer Leseflaute zu stehen und gerade partout keine Lust auf ein Buch von meiner aktuellen Leseliste. In der Mayerschen hat mich dann diese Romantasy magisch angezogen. Das Buch wollte zu mir. Ich wollte zu diesem Buch. Also: Spontankauf. Riskant. Gerade in einem Genre, dass ich bisher nur ansatzweise erkundet habe und das immer noch außerhalb meiner Komfortzone liegt. Voller Freude, aber trotzdem etwas skeptisch, bin ich also an das Buch herangegangen. Umso mehr freue ich mich sagen zu können, dass mich die Story dann komplett begeistert hat. . Darum geht’s: Evelyn lebt bereits ihr x-tes Leben. Und sie weiß jedes Mal, dass sie vor ihrem 18. Geburtstag sterben wird – ermordet von ihrer großen Liebe Arden, der sie immer wieder findet. In ihrem aktuellen Leben will Evelyn ihre todkranke Schwester retten. Gleichzeitig rückt ihr 18. Geburtstag unaufhaltsam näher … . Obwohl es sich hier um ein Jugendbuch handelt, das für Leser*innen ab 14 Jahren empfohlen wird, hat mich die Story abgeholt und gecatcht. Vielleicht, weil es sich ja um alte Seelen handelt. Der Schreibstil von Laura Steven ist einerseits jugendlich-leicht, gleichzeitig aber auch feinsinnig-schön. Die Autorin trifft einen besonderen Ton und schafft auch noch die passende Atmosphäre dazu. Der Großteil der Geschichte spielt in der Gegenwart. Dazwischen gibt es Rückblicke in viele vergangene Leben. Über Jahrhunderte hinweg. Das hat mich unglaublich fasziniert. Auch, dass die Protagonisten noch sehr jung sind, hat mich nicht gestört. Vielleicht weil es sich quasi um alte Seelen handelt. . Evelyn ist das sympathische Mädel von nebenan und Arden der charismatische und undurchsichtige Bösewicht. Es gibt noch ein paar andere Charaktere, die aber allesamt nicht mehr als nur Nebenrollen spielen. In einem Fall fand ich das etwas schade. Wichtig sind hier aber eben nur die beiden Hauptfiguren. Um sie, ihre Geschichte und ihre Gefühle dreht sich eben alles. Die schicksalhafte Verbindung von Evelyn & Arden hat mich emotional gecatcht. Ihre Lovestory hat mein Herz berührt. . „Our Infinite Fates“ ist großes Gefühlskino mit Spannung & Herzklopfen. Für mich ist es ein besonderes Buch, das eine ganz große Leseempfehlung von mir bekommt. Ich lieb’s!

Bewertung vom 22.02.2025
Der letzte Mord am Ende der Welt
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


sehr gut

Mal was ganz anderes
.
Wo fange ich jetzt nur an? Okay, Kriminalroman steht drauf. Es steckt durchaus auch Krimi drin. Aber so ganz anders, als man es erwarten würde. Ich kann jedenfalls guten Gewissens behaupten, dass ich persönlich noch nichts Vergleichbares gelesen habe.
.
Stuart Turton nimmt seine Leser*innen mit auf die letzte bewohnte Insel der Welt. Eine Idylle mit 122 Überlebenden, die in friedlicher Eintracht existieren. Dann wird eines Tages eine Wissenschaftlerin ermordet. Wenn ihr Mörder nicht schnell gefunden wird, droht der Menschheit das Aus…
.
Ja, ich habe mich des Öfteren gefragt, was ich hier überhaupt lese. „Der letzte Mord am Ende der Welt“ ist definitiv anders und lebt von der Faszination an dieser Andersartigkeit. Die Geschichte liegt nun mal nicht auf der Hand und ist alles andere als alltäglich. Auf die Idee muss man erst mal kommen. Und wie sich die Handlung dann entwickelt … Ich habe jedenfalls in ganz viele unterschiedliche Richtungen gedacht und interpretiert. Es ist eine kriminalistische Sciencefiction-Story. Aber gleichzeitig noch so viel mehr. Für mich hatte sie im Grunde sogar biblische Züge. Oder, um es mal anders zu sagen, es werden Themen und Fragen behandelt, die von zeitloser und universeller Bedeutung sind und die Grundfesten der Menschheit betreffen.
.
Übrigens empfehle ich auch unbedingt die „Besondere Danksagung“ von Stuart Turton am Ende zu lesen. Die kurze Zwiesprache, die er hier abschließend gefühlt mit mir persönlich gehalten hat, ist mindestens so faszinierend wie das ganze vorangegangene Buch. Turton macht deutlich, wie er sich als Schriftsteller, sein Werk und seine Zusammenarbeit mit mir als Leser sieht. Mit seinen Worten hat er mich komplett abgeholt und für sich eingenommen.
.
Mein Tipp: Lass dich ein auf diese Reise. Nimm dir bewusst Zeit dafür. Das Buch ist kein schneller Snack-Read für Zwischendurch. Die Geschichte muss erst mal Anlauf nehmen, sich entfalten und wirken. Wenn du ihr das zugestehst, ist „Der letzte Mord am Ende der Welt“ eine einzigartige, erfrischend andere, interessante und bereichernde Lektüre, die definitiv im Gedächtnis bleibt.

Bewertung vom 08.02.2025
Die Zuverlässigkeit des Zufalls
Beck, Lilli

Die Zuverlässigkeit des Zufalls


sehr gut

Eine Buchhändlerin auf dem Weg ins Glück
.
Von Lilli Beck kenne ich bereits die Trilogie um die Schwestern vom Bodensee. Diese Romanreihe mochte ich richtig gern. Deshalb habe ich mich auch sehr auf Lilli Becks neuen Einzelroman „Die Zuverlässigkeit des Zufalls“ gefreut.
.
Darum geht’s: Nina-Marie hat ihre große Liebe verloren. Die Arbeit in ihrem kleinen Laden „Buch & Blume“ gibt ihr Halt. An ein neues Glück glaubt sie nicht. Oder kann sie sich doch nochmal verlieben???
.
Der Roman ist in einem ruhigen und unaufgeregten Stil geschrieben. Das schön gestaltete Cover deutet auf eine locker-leichte Wohlfühl-Story hin. Gleichzeitig erkennt man aber auch, dass es sich um eine feinsinnige Geschichte für Erwachsene handelt – und die ist sowohl herzerwärmend als auch herzzerreißend. Wäre es ein Roman aus dem NA-Genre, gäbe es eine Triggerwarnung die auf Themen wie Krankheit, Tod und Trauer hinweist. Lilli Beck schreibt darüber, ohne ins düstere Trübsal blasen abzugleiten. Die Handlung ist mehr als bloße Schwarz-Weiß-Malerei. Sie ist einfach aus dem Leben gegriffen und realistisch gehalten, ohne allzu viel Kitsch und übertriebenes Drama. Die Autorin trifft vielmehr genau den richtigen Ton und beweist Gespür für authentische Gefühle, die ich als Frau in einem gewissen Alter bestens nachvollziehen und mit denen ich mich identifizieren konnte. Die dem Roman zugrundeliegende Geschichte hat Tiefgang und regt zum Reflektieren über bestimmte Denkweisen und Verhaltensmuster an. Dreh- und Angelpunkt ist Protagonistin Nina-Marie mit ihrem Schicksal. Aber auch die anderen Charaktere und ihre besonderen Lebenssituationen sind gut ausgearbeitet und fügen sich perfekt ein.
.
„Die Zuverlässigkeit des Zufalls“ ist ein Roman von bezaubernd sanfter Schönheit. Beim Lesen habe ich den unterschiedlichen Facetten der Emotionen nachgespürt, die hier jeder Charakter ganz individuell empfindet und auslebt. In Rückblenden habe ich Nina-Marie durch schwere Zeiten begleitet, während im Hier und Jetzt langsam wieder Hoffnung in ihr aufkeimt. Diese entgegengesetzte Erzählweise sorgt dafür, dass die Geschichte an keiner Stelle in allzu schweres Fahrwasser abdriftet. Da ist immer dieser Lichtstreif am Horizont, der Mut macht. Die Geschichte verströmt diesen speziellen Charme von generationenübergreifendem ZDF-Herzkino. Sie rennt keinem Trend hinterher und plustert sich nicht künstlich auf. Das sorgt für ein positives Lesegefühl.

Bewertung vom 05.02.2025
Salute - Die letzte Fahrt
Kalpenstein, Friedrich

Salute - Die letzte Fahrt


sehr gut

Ermittlungen am Gardasee
.
“Salute - Die letzte Fahrt“ ist der zweite Gardasee-Krimi von Friedrich Kalpenstein. Der Auftakt der neuen Reihe war schon richtig toll. Also bin ich sehr gerne erneut nach Bardolino gereist.
.
Darum geht’s: Ex-Kommissar und Neu-Barista Paul Zeitler wird Zeuge, als ein lebloser Körper im Gardasee treibt. Jede Hilfe kommt zu spät. Der Bootsbauer Vincenzo Morelli ist tot. Commissario Lanza ist sich sicher, dass es kein Unfall war…
.
Der Krimi ist eine gelungene Fortsetzung. Den Personen aus Band 1 wieder zu begegnen, hat großen Spaß gemacht. Diesmal habe ich aber vor allem auch den charismatischen Commissario Lanza etwas besser kennengelernt. Und ich hatte das Gefühl, dass es auch eine kleine Annäherung zwischen ihm und Paul Zeitler gab. Man kann noch nicht von Zusammenarbeit, geschweige denn Freundschaft sprechen - aber ganz so unsympathisch wie zu Beginn, sind sich die beiden diesmal nicht mehr. Da könnte langsam aber sicher tatsächlich ein tolles Ermittler-Duo aufgebaut werden. Mir gefällt aber, dass der Autor in dieser Beziehung nichts übers Knie bricht und seinen Charakteren Zeit für eine authentische Entwicklung lässt.
.
Vom Setting habe ich ja beim Auftakt schon geschwärmt. Das schöne Bardolino ist ein sonniger Sehnsuchtsort. Allein in Gedanken auf den See zu blicken, durch die Gassen zu schlendern, einen Espresso zu trinken und italienische Köstlichkeiten zu genießen, ist Balsam für die Seele und sorgt für Urlaubsgefühle. Dazu gibt es wieder einen spannenden Kriminalfall zu lösen. Zusammen mit den liebevoll ausgearbeiteten Charakteren und treffenden Dialogen ergibt sich wie von selbst eine sehr angenehme Lesezeit.
.
Friedrich Kalpenstein ist mit seiner humorigen Prost-Provinzkrimireihe zu einem meiner liebsten Krimi-Autoren geworden. Da möchte ich keinen Band mehr missen. Mit der Salute-Reihe zeigt sich Kalpenstein von einer etwas anderen Seite und rührt an meine Sehnsucht nach La Dolce Vita. Ich finde es gut, dass jede Reihe ihren eigenen Ton hat. Unterhaltsam sind beide. Ich werde also gerne weiter zwischen Brunngries und Bardolino hin und her pendeln.

Bewertung vom 02.02.2025
Winternacht - Der Schnee begräbt alles. Nur die Lügen nicht
Bolton, Sharon

Winternacht - Der Schnee begräbt alles. Nur die Lügen nicht


sehr gut

Unblutiger Thriller
.
Sharon Bolton ist eine Autorin, die ich vor Jahren mal durch einen Bücherschrank-Fund entdeckt habe und danach eigentlich auch weiterverfolgen wollte. Dann habe ich sie aber leider doch wieder aus den Augen verloren. Vor zwei Jahren habe ich sie dann wiederentdeckt und mir geschworen, sie nicht nochmal aus meinem Blickfeld verschwinden zu lassen. Ihr neuer Stand Alone-Thriller WINTERNACHT ist also sofort und ohne nachzudenken auf meiner Leseliste gelandet. Den Klappentext hatte ich gar nicht gelesen. Erst als ich das Buch zuhause hatte, habe ich ihn mir näher angeschaut. Mein spontaner Gedanke: Was für eine verrückte Story. Das hat mich natürlich extra neugierig gemacht.
.
Stell dir vor, im Restaurant setzt sich jemand an deinen Tisch und behauptet, mit dir verheiratet zu sein. Du spielst das Spiel mit. Ihr verbringt eine heiße Nacht miteinander. Am nächsten Tag folgt das böse Erwachen. Und plötzlich verschwindest du im Schneesturm…
.
Die Ausgangssituation des Thrillers ist schon echt abgefahren. Habe ich so vorher noch nicht gelesen. Und neue Einfälle und Handlungsansätze finde ich ja per se schon mal interessant. Dazu punktet Sharon Bolton bei mir wieder mit ihrem Schreibstil. Die Frau weiß einfach, wie man Spannung und Atmosphäre aufbaut. Auch diesmal ist es ihr gelungen, mich mit der mysteriösen Anfangsszene sofort zu packen.
.
Nach dem rasanten und packenden Auftakt geht die Handlung in ein etwas ruhigeres Fahrwasser über. Scheinbar. Denn Sharon Bolton hat hier einen wahnsinnig durchdacht geplotteten Thriller geschrieben. Alles ist miteinander verwoben und baut aufeinander auf. Ein Puzzleteil fügt sich zum anderen. Diese Zusammenhänge zu entdecken und der Auflösung Schritt für Schritt näherzukommen ist ein Fest. Schnelle Zeitsprünge und Perspektivwechsel haben aber auch dafür gesorgt, dass ich aufmerksam lesen musste, um alles mitzubekommen. Mitdenken ist angesagt. Das Buch ist eher ungeeignet, wenn man sich einfach nur berieseln lassen und durch eine spannende Geschichte treiben lassen will.
.
Auch die Charaktere und die Beziehungen der Personen untereinander haben mir gut gefallen. Einziger Wermutstropfen: Sie sind mir nicht so richtig nahe gekommen. Ich konnte mich leider nicht richtig in sie hineinversetzen, habe deshalb nicht mit ihnen gelebt und gelitten, sondern bin ein außenstehender Zuschauer geblieben. Aber auch aus dieser Position habe ich die komplexe und vielschichtige Story gebannt verfolgt. Die zahlreichen Wendungen waren für mich nicht vorhersehbar und haben mich immer wieder überrascht. Gerade wenn ich gedacht habe, der Lösung einen Schritt näher zu gekommen zu sein, kam der nächste Twist, der alles nur noch verzwickter und undurchsichtiger gemacht hat.
.
WINTERNACHT von Sharon Bolton ist alles in allem schon große Thriller-Kunst. Ich bin jetzt schon gespannt, mit welchen Einfällen die Autorin mich in ihrem nächsten Buch überrascht.