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Book-Challenges
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Wuppertal

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 26.03.2013
Stresstest
Gehrmann, Sebastian

Stresstest


ausgezeichnet

Stresstest ist der Debüt-Roman von Sebastian Gehrmann. Der Autor schreibt die Kolumne "Tempo 30" für die Frankfurter Rundschau und hat nun Teile daraus zu einem Roman verarbeitet, der an Humor und Ironie kaum zu überbieten ist.

Sophie wird ungeplant schwanger, während Lukas gerade 30 wird. Für ihn bricht mit diesem Geburtstag eine Welt zusammen und so wurde er mir gleich sympathisch. Der ewige Junge, der kleine Comics zeichnet, um zu überleben und sich ansonsten nicht mit dem ernst des Lebens beschäftigt. Mit 30 ist man aber leider endgültig erwachsen (ich spreche aus eigener Erfahrung) und Lukas hat daran ganz schön zu knabbern. Als Sophie ihm dann auch noch die frohe Botschaft der Schwangerschaft eröffnet, ruckelt es in seinem Leben extrem.

In Stresstest verfolgt man Lukas' Weg aus seiner ganz exklusiven Sicht. Zu Beginn ist er ein Kindskopf, aber nach und nach merkt man die Veränderung, die in ihm vorgeht. Der Autor hat sehr schön die Gefühle und Gedanken des Protagonisten aufgezeigt und sorgt so dafür, dass er dem Leser direkt ans Herz wächst. Ich fand es zu Beginn ungewöhnlich einen Roman über Schwangerschaft und Kinder aus der Sicht eines Mannes zu lesen, aber diese Perspektive sorgte dafür, dass man sich auch als Frau in die Sorgen und Ängste eines Mannes hinein versetzen konnte. Dabei half auch der lockere und lebendige Schreibstil, der dem Leser die Figuren näher bringt und die Seiten nur so fliegen lässt.

Die Geschichte um Lukas Sophie und die Schwangerschaft ist gespickt von Anekdoten aus dem Schwangerschaftsalltag. Vom plötzlichen Fleisch essen bis hin zu guten (unerwünschten) Tipps und Panikmache bei der Kreissaalbegehung ist alles vertreten. Ich habe so oft herzlich gelacht, dass ich es kaum noch zählen kann. Auch wenn ich (noch) keine Mutter bin, konnte ich mir alles super vorstellen und bin jetzt innerlich gegen die "guten Ratschläge" gewappnet.

Bewertung
Stresstest konnte mit Humor, Ironie und sympathischen Akteuren punkten. Dazu kam die eine oder andere gelungene Überspitzung von Klischees, die mich sehr begeistert hat. Das Buch ist für jeden geeignet, der gerne Liebesgeschichten liest - nicht nur für (werdende) Eltern.

Bewertung vom 31.10.2012
Eifler Zorn
Pistor, Elke

Eifler Zorn


sehr gut

Ich lese ja immer gerne etwas Spannendes und mir gefällt es besonders, wenn ein Krimi in einer bestimmten Region spielt und dabei die Umgebung näher bringt. Eifler Zorn ist so ein Buch: Durchweg spannend geschrieben und mit der Verbindung zur Eifel. Ich mag es sehr, wie die Autorin Elke Pistor ihre Geschichte in die Umgebung von Gemünd einfließen lässt, weil man so nicht nur einen interessanten Krimi liest, sondern gleichzeitig noch etwas über die Region erfährt. Im Fall von Eifler Zorn geschieht dies sogar noch in mehrfacher Hinsicht, denn die Autorin verknüpfte verschiedene Zeiten und verbildlicht damit die Umstände vor 100 Jahren genauso gut, wie die Gegenwart.

Schon der Einstieg in die Geschichte ist packend, denn man wird Zeuge einer Gewalttat im Jahre 1903. Der Sprung mit dem nächsten Kapitel in die Gegenwart sorgt dann ebenfalls direkt für Spannung, da eine Leiche gefunden wird und erstmal völlig unklar ist, was überhaupt geschehen ist. Man hat keinen Bezug zum Prolog und erfährt erst nach und nach, wie die beiden Zeiten zusammenhängen.
Es gibt mehrere Perspektiven neben den zwei zeitlichen Strängen, die im Laufe der Geschichte zusammen finden. Gerade die unterschiedlichen Handlungsstränge sorgen für viel Abwechslung und unterschiedliche Sichtweisen auf die Gemünd und Umgebung. Das Haus, in dem vor 100 Jahren ein Jugenderziehungsheim war, soll in der Gegenwart abgerissen werden und verbindet so beispielsweise Vergangenheit und Gegenwart. Parallel zu dieser Handlung gibt es immer wieder Einschübe aus der Vergangenheit. Man lernt mit Paul die Verhältnisse vor 100 Jahren kennen und welchen Unterschied es zur heutigen Zeit gibt. Die ganze Zeit über fragt man sich, ob Paul die gefundene Leiche ist und doch kommt man nicht wirklich dahinter. Gerade zu Beginn fand ich die vielen Perspektiven verwirrend, aber nach und nach kann man die Personen auseinander halten.

Die Charaktere gefallen mir sehr gut, denn sie sind sehr unterschiedlich und menschlich. Jeder hat seine Fehler und Eigenarten und ich fand es sehr interessant, wie sich die Ermittlungen unterschieden. Gerade Ina Weinz, die als einzige aus der Ich-Perspektive berichtet, sticht als Charakter hervor, genau wie Paul, der im Jahr 1903 gelebt und gearbeitet hat.

Mir war während der Lektüre übrigens nicht klar, dass Eifler Zorn bereits der dritte Band der "Ina Weinz-Reihe" ist. Ich hatte aber auch nicht den Eindruck, etwas verpasst zu haben, da die Personenkonstellationen gut erklärt waren. Im nachhinein habe ich jetzt aber Lust bekommen, mir die ersten beiden Bücher näher anzuschauen, weil die Charaktere alle in Eifler Zorn sehr gut gezeichnet sind und man sie sicher in den ersten beiden Büchern noch näher kennen lernt. In Eifler Zorn gibt es durch die vier verschiedenen Perspektiven immer nur eine begrenzte Möglichkeit, sich mit den Protagonisten anzufreunden, weswegen ich dazu raten würde, die Reihe mit Band 1, nämlich Gemünder Blut, zu beginnen.

Bewertung
Eifler Zorn hat mir insgesamt gut gefallen, da die Charaktere interessant gestaltet waren und es mehrere unverhoffte Wendungen gab. Sehr gut ist auch die Verbindung der zwei Handlungsstränge, die nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zeit vor 100 Jahren näher bringen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.08.2012
Der Himmel über der Heide
Cramer, Sofie

Der Himmel über der Heide


sehr gut

Der Himmel über der Heide verspricht schon mit dem Cover, dem Titel und dem Klappentext eine fast himmlische Geschichte über die Heide. Doch sie geht um einiges tiefer, als ich erwartet hätte. Neben dem harten Schicksalsschlag, dass Katis Vater im Koma liegt, muss sie sich nun mit ihrer schmerzhaften Vergangenheit auseinandersetzen. Praktisch von Beginn an kommen Fragen auf, die erst im Laufe der Geschichte aufgearbeitet werden. Vor allem der Prolog lässt den Leser erahnen, was 10 Jahre zuvor Schreckliches passiert sein muss. Vor allem ab dem Zeitpunkt, wenn diese Tragödie erzählt wird, wird es öfter traurig und so wuchs mir fast jeder Charakter schnell ans Herz.

Die Charaktere des Romans waren allesamt sehr gut und detailliert ausgearbeitet. Gerade Katis Schmerz kommt wellenartig immer wieder hoch und nimmt ihr den Atem. Diese Szenen sind gefühlvoll und realistisch geschildert. Auch ihre wieder aufkeimende Verbindung zur Landschaft kann man als Leser gut nachvollziehen. Im Laufe der Geschichte erfährt man auch immer mehr Hintergründe und es bleibt immer spannend, weil eben nicht gleich alles auf einmal aufgedeckt wird. Immer wieder kommen Erinnerungen oder Alpträume, die Kati mitnehmen und in ihrer Entwicklung innehalten lassen.
Was mir besonders gut gefällt, ist die Tatsache, dass man bei den Charakteren eine Weiterentwicklung erkennen kann. Gerade Kati, die ihre Vergangenheit bewältigt und ihr Leben von Grund auf ändert, ist diese Veränderung anzumerken. Durch den Klappentext bin ich allerdings von einem stärker hervortretenden Konflikt zu dem Mann ausgegangen, den sie nie wieder sehen wollte. Aus diesem Grund bin ich auch von dem Ende des Romans überrascht, auf das ich aus Spoiler-Gründen nicht näher eingehen möchte. Ich hatte auf jeden Fall den Eindruck, dass dieser Konflikt noch eben auf den letzten 100 Seiten ausgebaut wird, damit die Geschichte noch nicht zu Ende ist.

Ich habe überhaupt erwartet, dass die Liebe eine größere Rolle einnimmt. Und irgendwie ist dies auch der Fall, allerdings anders als erwartet. Die Beschreibungen der Heide und die Beziehungen der Familie untereinander sind von tiefen Gefühlen geprägt, die deutlich durchscheinen. Der Himmel über der Heide lässt sich daher eher als Familienroman einordnen und zeigt den Weg einer jungen Frau, die sich aus ihrer Vergangenheit löst und nach 10 Jahren endlich mit ihr abschließt. Auch wenn stellenweise die Spannung gefehlt hat und mir die Alltagsberichte zu ausschweifend waren, war es dennoch größtenteils interessant dem Treiben auf dem Hof zu folgen. Die Handlung fließt zumeist recht langsam vor sich hin, bleibt aber dennoch interessant, weil immer wieder neue Konflikte oder Erinnerungen den Alltag beherrschen. Die Liebe spielt dabei zumindest in Katis Leben nur eine untergeordnete Rolle - es geht mehr darum, sich den Konflikten zu stellen, vor denen sie 10 Jahre zuvor davon gelaufen ist.

Am Ende des Romans finden sich insgesamt 12 verschiedene Rezepte, die die Küche der Heide näher bringen und auch im Buch selbst erwähnt werden. Die Idee finde ich sehr gelungen und man bekommt beim Lesen richtig Lust, ebenfalls mal den Kochlöffel zu schwingen.

Bewertung
Mit Der Himmel über der Heide erwartet den Leser eine in die wunderschöne Heidelandschaft eingebettete Familiengeschichte. Auch wenn mir der Stil teilweise zu ausschweifend war, habe ich die Geschichte mit gespanntem Interesse verfolgt und bis zum Ende mitgefiebert. Ein gelungener Roman über die Vergangenheitsbewältigung der Protagonistin.

Bewertung vom 27.04.2012
Ich bin der Herr deiner Angst / Albrecht & Friedrichs Bd.1
Rother, Stephan M.

Ich bin der Herr deiner Angst / Albrecht & Friedrichs Bd.1


sehr gut

Stephan M. Rother hat mit "Ich bin der Herr deiner Angst" einen gelungenen gelungenen Thriller geschrieben, der den Leser direkt von der ersten Seite an packt. Die Morde werden von Mal zu Mal schlimmer und teilweise habe ich überlegt das Buch wegzulegen, weil es so gruselig war. Dabei fand ich es spannend, dass sich vieles in der eigenen Fantasie abspielt, denn so genau beschreibt der Autor den Zustand der Leichen gar nicht. Nachdem der Beginn dermaßen vielversprechend war, hat das Buch in der Mitte einen Hänger. Irgendwie geht die Geschichte nicht so sehr voran und die Handlung wird durch die weiteren Morde getragen, die natürlich Höhepunkte darstellen. Als Leser weiß man lange nicht wohin die Geschichte geht und den Täter zu ermitteln fällt ebenso lange schwer, was ich beides als äußerst positiv empfand.

Die Protagonisten sind erfrischend unterschiedlich. Sehr gut fand ich, dass ausnahmsweise mal keine Liebesgeschichte zwischen den Ermittlern statt findet. In letzter Zeit habe ich viele Thriller gelesen, in denen genau dies passiert ist und hier findet sich daher eine gelungene Abwechselung dazu. Hannah Friedrichs und Hauptkommissar Jörg Albrecht sind beide interessante Charaktere mit eigenen Problemen und Hintergründen, die nach und nach aufgedeckt werden. Fast schleichend erfährt man die Konstellationen der Figuren zueinander. Amüsant fand ich zu großen Teilen auch Albrechts Faible für Sokrates, den er gerne zwischendurch mal zitiert. Bei einem Thriller finde ich es besonders wichtig, dass die Charaktere glaubwürdig sind und hier wird mal als Leser nicht enttäuscht. Interessant sind auch die verschiedenen Perspektiven, wobei Hannah Friedrichs als Einzige aus der Ich-Perspektive erzählt. Sie nimmt schon eine besondere Rolle in dem Buch ein und das wird durch die Wahl der Perspektive gut unterstrichen.

Neben dem Hänger in der Mitte des Buches gibt es leider auch ein, zwei Stellen, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte. Zum einen verlaufen die Ermittlungen ab der Hälfte des Buches sehr festgelegt. Man schließt viel zu schnell andere Möglichkeiten aus und legt sich auf die Verbindung zum Traumfänger-Fall fest. Das finde ich nicht so ganz gelungen, weil es viel von der Spannung wegnahm. Der Traumfänger-Fall konnte mich im Gegensatz zu den aktuellen Morden auch nicht so ganz überzeugen.

Bewertung
"Ich bin der Herr deiner Angst" startet gleich extrem spannend, lässt dann aber nach. Einige Schlussfolgerungen konnte ich so nicht nachvollziehen und der Einbezug des Traumfänger-Falls war für mich eher ein Spannungskiller. Dennoch ist der Thriller für mich durchaus gelungen, denn das Finale wertet vieles wieder auf.

3 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.