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krim_rub
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Bochum

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Bewertung vom 17.01.2023
Handbuch polizeiliches Einsatztraining

Handbuch polizeiliches Einsatztraining


schlecht

„Die Welt besser machen“. Mit keinem geringeren Anspruch haben die Herausgeber dieses Werk veröffentlicht, an dem das „Who-ist-Who der polizeilichen Konflikt- und Einsatzforschung und des Einsatztrainings“ mitgewirkt habe. Trifft diese, für Autoren, die sich dem Wissenschaftsbereich zugehörig wähnen, doch recht ungewöhnliche Aussage zu? Die in dem Buch enthaltenen Beispiele aus dem „polizeilichen Alltag und der polizeilichen Trainingspraxis“ sollen für „die weitere Optimierung eines evidenzbasierten und reflexiven polizeilichen Einsatztrainings“ sorgen. Das Ergebnis ist ein relativ buntes Sammelsurium von Themen, die nicht inhaltlich, sondern nach dem Kriterium akademisch, praktisch oder beides (?) aufgeteilt wurden. Wer zum Beispiel nach einem bestimmten Thema aus dem Bereich des Einsatztrainings sucht, wird erst einmal enttäuscht bzw. muss sich auf eine komplizierte Suche begeben, die nicht unbedingt vom Werk unterstützt wird und oftmals auch nicht erfolgreich ist. Ein Stichwortverzeichnis wäre nicht nur hilfreich, sondern für ein solch quantitativ umfangreiches Werk unabdingbar geboten. Leider haben Herausgeber und Verlag auf ein Stichwortverzeichnis verzichtet. Warum, das bleibt ihr Geheimnis. Dafür wird dann behauptet, dass die im Buch behandelten Themen „von innovativen Theoriemodellen und neueren Trainingsanforderungen bis hin zu praktischen Einsatzanforderungen (reichen). Die Leser finden in diesem Handbuch wertvolle Anregungen für die Bewältigung des herausfordernden Polizeialltags“. Nun denn, irgendwie passt dies zu den großspurigen Behauptungen zu Beginn des Buches, die leider nicht eingehalten werden. Dabei sind einige der Beiträge durchaus gutgeschrieben und tatsächlich wissenschaftlich belegt. Was aber fehlt ist die für ein Handbuch unabdingbare klare inhaltliche Struktur der Darstellungen und eine tatsächlich umfassende Behandlung aller Aspekte. Die Gliederung des Bandes aber gibt nicht zuletzt aufgrund der nicht inhaltlich-thematisch organisierten Beiträge und der oftmals eher kryptisch anmutenden Titel eher Rätsel auf, als dass sie bei der Suche hilft. Am Ende steht somit die Frage im Raum, ob der Band insgesamt die hochgesteckten und selbst benannten Anforderungen erfüllt. Wenn man, wie die Herausgeber, Wissenschaft als „candle in the dark“ (S. V) sieht, dann muss man sagen, dass diese Kerze doch sehr wenig Leuchtkraft hat und den dunklen Bereich des polizeilichen Einsatztrainings ebenso wenig erhellt wie das Dunkelfeld möglicher Ursachen polizeilichen Fehlverhaltens. Letztlich ist das Buch eine vergebene Chance, und jeder muss für sich selbst entscheiden, ob der für Werke aus diesem Verlag leider übliche hohe Preis angemessen ist. Meines Erachtens nicht.