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Giselas Lesehimmel
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Landshut
Über mich: 
Bücher sind die schönste Unterhaltung

Bewertungen

Insgesamt 722 Bewertungen
Bewertung vom 23.12.2024
Gone with the Wind - Eine Liebe in Hollywood und der größte Film aller Zeiten
Leonard, Charlotte

Gone with the Wind - Eine Liebe in Hollywood und der größte Film aller Zeiten


ausgezeichnet

Meine Meinung
Von "Vom Winde verweht" kenne ich weder das Buch noch den Film. Dennoch habe ich diese Romanbiografie sehr gerne gelesen. Jetzt habe ich richtig Lust auf den Filmklassiker aus Hollywood bekommen.

Irgendwie weiß ich nicht, was ich von Vivien Leigh halten soll. Die Theaterschauspielerin las das Buch "Vom Winde verweht", ein Werk aus der Feder von Margaret Mitchell, das 1936 die Bestsellerlisten stürmte und in Vivien den starken Wunsch schürte, die Hauptrolle als Scarlett O’Hara zu bekommen. Die Britin wurde tatsächlich auserwählt.



Schon vor ihrer großen Filmrolle hatte sich Vivien von ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter getrennt. Sie fühlte sich nur auf der Theaterbühne wohl. Dort lernte sie ihre wirklich große Liebe Laurence Olivier kennen und lieben. Beide brannten für das Theater. Beide verließen ihre Ehepartner und Kinder. Ihre Liebe ließ sie so manche Hürde meistern.



Ich konnte gut verstehen, dass Vivien sich diesen großen Traum erfüllen wollte und es letztendlich auch tat. Aber im Hinterkopf hatte ich immer das Bild eines kleinen Mädchens, das seine Mutter nie sah. In wen man sich verliebt, hat man nicht im Griff. Ich denke, da sind wir wohl alle machtlos. Aber sein kleines Kind zurückzulassen, übersteigt mein Verständnis.



Die Dreharbeiten verlangten Vivien alles ab. Nur ihre große Liebe zu Laurence ließ sie die Strapazen meistern. Wie dieser Film entstand, empfand ich als Abenteuer pur. So viele Probleme bei einem Filmdreh vermutet man beim Filmeschauen wirklich nicht. Ich war stellenweise selbst gestresst beim Lesen und konnte Vivians Erschöpfung förmlich spüren.



Clark Gable, in der Rolle des Rhett Butler, war Vivien anfangs nicht sonderlich sympathisch. Wie soll man Filmküsse miteinander tauschen, wenn man sich unsympathisch ist? Auch für mich kam Clark Gable anfangs etwas überheblich rüber. Manchmal benahm er sich wie eine Diva, der man nichts recht machen konnte. Im späteren Verlauf änderte ich jedoch meine Meinung. Warum, solltet ihr am besten selbst lesen. Clark Gable konnte mit seiner fairen Einstellung zu Menschen bei mir punkten.

Ich sah Parallelen zu Viviens realem Leben. Eine Liebe, für die ihr kein Weg zu weit war.

Vivien hatte wirklich Glück, als Britin die Rolle der Scarlett O’Hara zu ergattern. Neben den strapaziösen Dreharbeiten wurde ihr das prüde Amerika zum Verhängnis. Sie musste ihre Liebe zu Laurence Olivier geheim halten. Die Amerikaner hätten keine Schauspielerin geduldet, die verheiratet ist und fremdgeht. Aber Laurence war nun mal der Mann, der Vivien Leigh Kraft gab.

Fazit
Die Hintergrundinformationen zu diesem Südstaatendrama fand ich hochinteressant. Das Klima hinter den Kulissen war für mich erschütternd. Ein total nervöser Regisseur und cholerische Drehbuchautoren stellten Vivien Leighs Entscheidung, die Rolle anzunehmen, mehrmals in Frage. Ich empfehle auch das Nachwort und die Literaturempfehlungen zu lesen.

The End

Danke Charlotte Leonard. Ich war von Anfang bis Ende von der Geschichte gefesselt.

Von mir eine klare Empfehlung

Bewertung vom 09.12.2024
Scheue Wesen
Chambers, Clare

Scheue Wesen


ausgezeichnet

Meine Meinung

William Tapping werde ich nicht mehr vergessen

Nach Kleine Freuden konnte mich Clare Chambers erneut mit Scheue Wesen überzeugen. Wieder hat mich die Lebendigkeit ihrer Figuren total begeistert. Mit William hat sie eine Person gezeichnet, die mich emotional sehr berührt hat. Kennengelernt habe ich den stummen Mann in den 60er Jahren. Verwildert, mit einem ungewöhnlich langen Bart und Haaren, gibt er ein erbarmungswürdiges Bild ab. Mit seiner betagten Tante Luise haust er in einem heruntergekommenen Cottage, das er seit Jahren nicht mehr verlassen hat. Nach einem lautstarken Streit alarmieren Nachbarn die Polizei. Keiner wusste, dass es William überhaupt gibt. Seine Tante und er landen in einer psychiatrischen Klink. Dort lernt William die empathische Helen Hansford kennen. Die Kunsttherapeutin hat das Herz am rechten Fleck. Zusammen mit dem Arzt Gil, versuchen sie William zu helfen, ein eigenbestimmtes Leben zu führen.

Helen führt ihren Beruf mit großer Leidenschaft aus. Für sie zählt nur das Wohl der psychisch kranken Menschen. Auch Gil ist überzeugt; die Patienten brauchen viel Zuwendung, statt Unmengen Medikamente. Die Einstellung der beiden hat sie mehr sehr sympathisch gemacht.

Die Affäre zwischen dem verheirateten Gil und Helen passt wunderbar in die Geschichte. Sie hat gezeigt, dass auch einfühlsame Menschen nicht immer ein moralisch tadelloses Leben führen.

In dieser Geschichte menschelt es gewaltig. In verschiedenen Zeitebenen erfahren wir abwechselnd aus der Perspektive von Helen und William, das ganze Ausmaß einer großen Tragödie, basierend auf einer wahren Begebenheit. Für mich war es manchmal sehr hart mitzuerleben, was William alles erleiden musste.

Einzig eine Person ist für diese Tragödie verantwortlich. Sämtliche andere Personen haben auch falsch gehandelt, aber sie waren sich dessen nicht bewusst. Sie hatten nach besten Wissen und Gewissen gehandelt. Aber diese eine Person hat einen Stein ins Rollen gebracht, der durch falsches Handeln lange Zeit nicht mehr zu stoppen war.

Ich bin von dem Schreibstil der Autorin sehr angetan. Clare Chambers schreibt sich in die Seele des Lesers und erzeugt ein emotionales Kopfkino.

Die komplexe Geschichte beinhaltet wichtige Themen, darunter den Alltag in einer psychiatrischen Klink. Der zweite Weltkrieg spielt eine untergeordnete Rolle, da die Thematik nur kurz angeschnitten wird. Ich empfehle das Nachwort zu lesen.

Von mir eine klare Empfehlung. Danke Clare Chambers.

Bewertung vom 06.12.2024
Die Vegetarierin (MP3-Download)
Kang, Han

Die Vegetarierin (MP3-Download)


sehr gut

Meine Meinung

Hörbuch Rezension

Eine Geschichte wie ein Autounfall
Man will es eigentlich gar nicht, schaut aber trotzdem immer wieder hin.

Ich habe ja schon viel gelesen und gehört, wie Frauen sich bei ihren Männern behaupten. Yong-Hye hat da eine ganz besondere Methode. Sie wird Vegetarierin und ihrem Mann gefällt überhaupt nicht mehr, was sich nun im Kochtopf befindet.

Yong-Hye mag keinen BH tragen, da er sie einengt. Damit bringt sie ihren Mann in peinliche Situationen.

Das Buch ist total anders, als ich erwartet hatte. Die Beweggründe, warum Yong-Hye geheiratet wurde, sind für mich nicht nachvollziehbar. Sinnliche Szenen, in denen Körper mit Blumen bemalt werden, verleihen der Geschichte die Anmut eines lebendigen Stilllebens, voller Intensität und Bewegung.

Ich habe Yong-Hye mit großem Interesse auf ihrem außergewöhnlichen Weg begleitet, der sehr traurig und intensiv anmutet. Jeweils aus der Perspektive von Yong-Hye und ihrem Mann erleben wir einen großen Teil des Geschehens. Im späteren Verlauf lernen wir Yong-Hyes Schwager, den Körperbemaler kennen.

Yong-Hyes Familie findet sich mit dem Vegetarismus ihrer Tochter nicht ab. Es gab Szenen, die mich fassungslos gemacht haben. Einzig ihre Schwester versucht ihr zu helfen. Sie wird von Yong-Hye schwer enttäuscht ...

Yong-Hye geht körperlich und seelisch durch die Hölle. Sie hatte immer wieder einen Traum, der den Genuss von tierischen Lebensmitteln in Frage gestellt hat.

Ob mir das Hörbuch gefallen hat? Ich brauche normalerweise für ein Hörbuch ein paar Wochen, da ich immer vor dem Einschlafen höre. Die Vegetarierin hatte ich in vier Tagen durch. Die Protagonisten wirkten völlig exzentrisch und stellenweise unberechenbar. Die verschiedenen Ansichten zu Vegetarismus sind teilweise sehr verstörend. Sie vermitteln den Eindruck, als wäre er eine Krankheit.

Danke Hang Kang.

Ein großes Dankeschön an die Sprecher Rike Schmid, Devid Striesow und Thomas Loibl. Ihr habt das Hörbuch zu einem großen Hörerlebnis gemacht.

Bewertung vom 05.12.2024
Ungefiltert
Gottschalk, Thomas

Ungefiltert


sehr gut

Meine Meinung

Ein nachdenklicher Gottschalk

Nachdem mir Herbstblond und Herbsbunt sehr gut gefallen haben, hatte ich den großen Wunsch auch Gefiltert zu lesen. Von dem einen, der den Mund nicht halten kann. Im Gegensatz zu Gottschalks Vorgängern kommt dieses Buch sehr ernst daher. Der Mann, der einst immer auf der Sonnenseite des Lebens stand, klingt irgendwie nachdenklich und traurig. Ich kann ihn gut verstehen, da unsere Welt nicht mehr das ist, was sie einmal war.

Die Hörbücher zu den beiden Vorgängerwerken, gelesen vom Autor selbst, habe ich mit großer Freude gehört. Bei Gefiltert war das leider nicht der Fall. Die Hörprobe empfand ich als ausgesprochen monoton und Gottschalks Stimme wirkte auf mich resigniert.

Man muss heutzutage sehr darauf achten was man sagt. Das mag nicht immer falsch sein, aber auch mir kommt manches maßlos übertrieben vor. Es fängt mit bestimmten Speisen an, die umbenannt werden mussten.

Die sozialen Medien hat Gottschalk bei all seinen Biografien thematisiert. Auch in Ungefiltert nimmt er sie kritisch unter die Lupe. Er spürt selbst, dass die Werte von früher heute nicht mehr allzu viel zählen.

Ich habe auch dieses Buch wieder gerne gelesen, obwohl mir Gottschalks Humor sehr gefehlt hat. Das Leben ist kein Ponyhof. Ehrlichkeit kommt nicht immer gut an. Man merkt bei jedem Wort, er ist sich bewusst, dass seine Zeit in den Medien langsam abläuft. Ist er glücklich darüber? Wie der Autor selbst erwähnt, wir Leser werden am Ende des Buches nicht schlauer sein.

Eine klare Empfehlung von mir für alle, die auch mit einem ernsten und kritischen Entertainer erwas anfangen können.

Danke Thomas Gottschalk.

Bewertung vom 05.12.2024
Stalker - Er will dein Leben.
Strobel, Arno

Stalker - Er will dein Leben.


ausgezeichnet

Meine Meinung
Spannend und unvorhersehbar
Die Geschichte hat mich von Anfang an gefesselt und in ihren Bann gezogen. Es war unmöglich, mich dem Sog der Handlung zu entziehen. Herr Strobel spielt gekonnt mit den Ängsten, die wohl jeder Nutzer sozialer Netzwerke kennt.

Eric Sanders, ein Theaterschauspieler, erlebt den ultimativen Alptraum. Nach einer beeindruckenden Rolle in einer Tatort-Folge wird er über Nacht berühmt. Doch kurz darauf stößt er auf einen Facebook-Account, der vorgibt, er selbst zu sein. Als der Stalker seine Frau und Sohn entführt, muss sich Eric mit seiner mysteriösen Vergangenheit auseinandersetzen.



Wie genial ist dieser Thriller bitte? Ich hatte unzählige Vermutungen, doch am Ende traf lediglich eine davon zu. Die vielen Wendungen haben mich immer wieder überrascht und völlig mitgerissen.

Die Tatsache, dass auch Kinder betroffen sind, verleiht der Geschichte eine zusätzliche emotionale Tiefe und macht sie besonders eindringlich.

Nichts ist, wie es scheint. Niemandem kann man wirklich vertrauen.

Fazit
"Stalker" ist nun der zweite Thriller von Arno Strobel, den ich gelesen habe, und auch dieser hat mich überzeugt. Die Handlung wirkt größtenteils erschreckend realistisch. Ob es tatsächlich möglich ist, Teile des Gedächtnisses gezielt auszulöschen, kann ich nicht beurteilen – aber die Vorstellung ist durchaus glaubwürdig, beängstigend und faszinierend zugleich.

Einziger Kritikpunkt: Ich hätte gerne mehr über Erics Frau und seinem besten Freund erfahren. Dennoch von mir eine klare Empfehlung.

Danke Arno Strobel. Ich hatte spannende Lesestunden.

Bewertung vom 25.11.2024
Der gefrorene Fluss
Lawhon, Ariel

Der gefrorene Fluss


ausgezeichnet

Meine Meinung

Ein mitreißender biografischer Roman

Diese Geschichte verhindert jegliche Art von Hausarbeit. Jede Störung wurde von mir als absolut unzumutbar empfunden. Warum? Das könnt ihr meinen Zeilen entnehmen.

Die Story spielt Ende des 18. Jahrhunderts und wird aus der Perspektive der Hebamme und Heilerin Martha Ballard erzählt. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat von William Shakespeare. Sie vermittelt eindrucksvoll, was es damals bedeutete, eine Frau zu sein. Lesen und Schreiben wurde als Makel angesehen. Gewalt gegen Frauen fand oft statt, ohne dass ihre Peiniger dafür bestraft wurden. Einzig die Frau lebte hinterher in Schande, während die Männer ihr Leben normal weiter führen konnten.

Martha selbst wurde als sehr junge Frau auch ein Opfer. Sie hatte großes Glück mit ihrem Ehemann Ephraim. Der gütige Mann forderte auch nach der Hochzeit sein Recht nicht ein, was die ehelichen Pflichten betraf. Er ließ ihr alle Zeit der Welt, um Vertrauen zu ihm zu fassen.

Ich fand die Szenen, in denen sich die Beiden näher gekommen sind, sehr sinnlich. Dabei wurde nichts bis ins kleinste Detail beschrieben, wie es oftmals in Romanen üblich ist. Die Intimitäten blieben subtil und dennoch berührend.

Nach großen Schicksalsschlägen zieht das Ehepaar mit seinen Kindern nach Maine, nahe des Kennebec River, auf einen Hof.

Martha ist eine leidenschaftliche Hebamme, die sehr viele Geheimnisse in Geburtszimmern erfährt. Besonders Gebärende ohne Ehemann haben meist ein großes Geheimnis: Den Namen des Vaters. Martha muss mit ihnen vor Gericht erscheinen. Eine Geldstrafe oder ein Gefängnisaufenthalt stürzen viele junge Frauen ins Verderben. Manche Geburten sind nichts für schwache Nerven. Wie Frauen zu der damaligen Zeit leiden mussten, ist heutzutage unvorstellbar. Martha setzte sich sich stets für schwächere Menschen ein. Sie nahm ihre Wünsche ernst.

Wenn Wünsche Pferde wären, dann würden Bettler reiten. Seite 288
Nachdem Marthas beste Freundin von zwei angesehenen Männern misshandelt wurde, von denen einer tot aus dem Fluss geborgen wird, ermittelt sie auf eigene Faust. Ihr Alltag besteht fortan fast nur noch aus Geburten, Mördersuche und Gerichtsverhandlungen.

Es ist Winter, und die damit verbundene Kälte ist zwischen den Zeilen spürbar. Schnee, ein gefrorener Fluss und ein Mordfall machen diesen historischen Roman zu einem wahren Pageturner. Frau Lawhon hat einen flüssigen Schreibstil, der mich von Beginn an fesseln konnte. Ich bin bei Nacht, Kälte und Wind mit Martha zu Geburten geholt worden. Ich hatte wirklich das Gefühl dabei zu sein. Geschichten, über Hebammen aus früheren Jahrhunderten, finde ich von jeher faszinierend. Martha genießt einen guten Ruf als Hebamme. Ihr Gerechtigkeitssinn hat sie mir sehr sympathisch gemacht. Ihre eigenen privaten Schicksalsschläge gingen mir unter die Haut. Sie hält alle Erlebnisse in einem Notizheft fest.

Fazit
Dieses Buch überzeugt sowohl optisch als auch inhaltlich. Innerhalb von nur zwei Tagen, trotz einiger lästiger Unterbrechungen, habe ich die knapp 500 Seiten verschlungen.

Die wahren Begebenheiten sind wunderbar in eine fiktive Geschichte eingewoben. Ein Silberfuchs verleiht der Geschichte etwas Geheimnisvolles. Er zeigte sich Martha immer dann, wenn Gefahr drohte ...

Alle Figuren passen wunderbar in das Geschehen. Das Setting spiegelt die raue Winterlandschaft und den gefrorenen Fluss wider.

Ich empfehle das informative Nachwort zu lesen.

Von mir eine klare Empfehlung. Danke Ariel Lawhon. Ich hatte spannende Lesestunden.

Bewertung vom 19.11.2024
Die Familienangelegenheiten der Johanne Johansen
Heldt, Dora

Die Familienangelegenheiten der Johanne Johansen


ausgezeichnet

Meine Meinung

Zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, haben mir unvergessliche Lesestunden beschert.

Johanne Johansen finde ich einfach großartig. Ihre ruppige Art hat mich oft laut lachen lassen. Für netten Smalltalk hat sie absolut nichts übrig. Schöne Dinge? Wozu? Alles muss seinen Zweck erfüllen – nicht mehr und nicht weniger. Ein neues Kleid? Warum? Ihre alten Kostüme, die sie stets bei der Arbeit getragen hat, sind schließlich noch nicht kaputt. Ihr letzter Arbeitstag hat meine Bauchmuskeln ordentlich strapaziert. Aber das solltet ihr am besten selbst lesen. Vor allem, wenn ihr Zeit habt, denn ab dem Moment, in dem Johanne in Rente geht, kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Und das passiert gleich zu Beginn!

Luise Gehrke ist die zehn Jahre jüngere Cousine von Johanne. Immer perfekt zurechtgemacht und darauf bedacht, anderen zu gefallen. Doch ihre Tochter bereitet ihr wenig Freude – ihr Mann noch weniger. Nach einem schweren Unfall ihres Mannes wird sie mit seiner Geliebten konfrontiert und mit der Tatsache, dass ihr Göttergatte das Familienunternehmen (Elbreederei Kurt Johansen & Söhne) in den Ruin getrieben hat. Mit verheulten Augen und verlaufener Schminke versucht sie gemeinsam mit Johanne, die Reederei zu retten.

Frau Heldt hat es einfach drauf. Die von ihr geschaffenen Figuren haben absoluten Wiedererkennungswert. Die Thematik der Geschichte ist eigentlich traurig, aber mit Johanne wird jedes Problem zum Problemchen. Ihre nüchterne und praktische Art packt jedes Ärgernis an der Wurzel und reißt es heraus.

Die Frauen in dieser Geschichte verfügen über einen beeindruckenden Erfahrungsschatz, der maßgeblich zur Beseitigung der Probleme beiträgt. Besonders die Entwicklung von Luise hat mich sehr beeindruckt. Sogar Johanne war positiv überrascht – und das will etwas heißen!

Fazit

Der Schreibstil liest sich wie Butter. Mich konnte die Geschichte von Anfang an fesseln. Alle Personen sind
wunderbar in das Geschehen integriert.

Wie man ein Familienunternehmen rettet? Lest das Buch, und ihr wisst Ihr Bescheid. Aber stellt um Himmels Willen keine unnötigen Fragen.
Eure Johanne. Mit "E" am Ende!

Danke Dora Heldt

Bewertung vom 16.11.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


ausgezeichnet

Meine Meinung

Der Bademeister und das Mädchen

Das Wasser fließt stromabwärts, mühelos, nur wir Menschen plagen uns. Seite 76

Gleich zu Anfang eine Triggerwarnung. Menschen, die im Moment nicht mit Demenz, Sterben und Trauer umgehen können, sollten das Buch lesen, wenn sie dazu bereit sind.

Mit Linda hat die Autorin eine Figur geschaffen, die im realen Leben die ideale Altenpflegerin wäre. Das 15 jährige Mädchen hat selbst mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen. Stellt sich oft vor, wie sie sich vor ein fahrendes Auto stürzt. Das kann sie jedoch ihrer Mutter und ihrem besten Freund Kevin nicht antun. Vor allem ihren dementen Freund Hubert will sie nicht alleine lassen. Der alte Herr ist ihr Nachbar. Der Bademeister ohne Himmel berührt das empathische Mädchen sehr. Sie entwickelt eine innige Beziehung zu dem 86 jährigen Mann, bei dem nie ein Kind ertrunken ist. Spielt in seinem Wohnzimmer mit ihm Schwimmerin und Bademeister. Stellt ihm meistens die richtigen Fragen zu seinem früheren Leben.

Du bist der Bademeister, ich bin der Fragemeister. Seite 304

Meine Gefühle beim Lesen
Dieses Buch hat mich unheimlich berührt. Die fiktive Geschichte passiert im wirklichen Leben leider viel zu oft. Sie zeigt, dass auch ein Mensch ohne Ausbildung in der Altenpflege, sich wunderbar einbringen kann. Linda hat intuitiv fast alles richtig gemacht. Ich habe sie um ihren Einfallsreichtum, mit dem sie den dementen Hubert erreichen konnte, sehr bewundert.

Die polnische Pflegerin Ewa hätte wohl jeder pflegebedürftige Mensch gerne an seiner Seite. Zusammen mit Linda hat sie Hubert ein menschenwürdiges Dasein in den eigenen vier Wänden ermöglicht. Die tiefgläubige Ewa liebt Menschen. Und ganz ehrlich: Ich liebe Ewa. Ihre Herzlichkeit hat hat mich mitten ins Herz getroffen. Ein Lächeln hat mir ihre putzige deutsche Aussprache entlockt. Verstehen konnte ich sie immer.

Huberts Tochter ist sehr verzweifelt. Es kristallisiert sich klar heraus, dass Angehörige sehr schwer unter der Demenz eines Familienmitgliedes zu leiden haben.

Das Buch verschont die Leserschaft nicht. Auf einen Weichzeichner wartet man vergeblich. Dennoch strömt einem beim Lesen so viel Wärme entgegen. Lindas Gedankengänge haben mich zum Lachen gebracht und damit das Geschehen etwas aufgelockert. Ihre tiefe Verbundenheit zu Hubert ging mir unter die Haut.


Fazit
Traut Euch an das Buch heran. Lachen und Weinen gehören zum Leben.
Wie hilfreich ein Hund bei der Begleitung von dementen Menschen sein kann, erlebt man bei Hubert.

Linda und Ewa werde ich niemals vergessen. Auch alle anderen Protagonisten konnten mich erreichen.

Für das Ende empfehle ich Taschentücher bereitzuhalten. Es passiert ein Unglück, mit dem ich wirklich nicht gerechnet habe.

Danke Petra Pellini. Besser geht es nicht!

Bewertung vom 07.11.2024
This could be love / Hawaii Love Bd.1
Lucas, Lilly

This could be love / Hawaii Love Bd.1


sehr gut

Zum Inhalt
Der Tennis-Shootingstar Louisa hat bereits zahlreiche Erfolge gefeiert. Doch eine Verletzung bremst sie stark aus. Entschlossen arbeitet sie an ihrem Comeback. Ihre Mutter, selbst eine ehemalige erfolgreiche Tennisspielerin, schickt sie zu ihrer Patentante Kay nach Pūpūkea in Hawaii, die dort eine Tennisschule leitet.

Stillstand ist für die zielstrebige Lou keine Option. Der Jetlag und ein fehlendes Getränk fordern beim Joggen ihren Tribut. Sie wird ohnmächtig und kommt auf dem Sofa des attraktiven Surferboy Vince wieder zu sich, und verliert sich in seinen tiefblauen Augen.
Leider muss sie feststellen, dass ihre Patentante mit Vince auf Kriegsfuß steht. Der möchte nämlich seine Strandvilla zu einem Surfer-Hostel umbauen. Der Lärm dabei bringt Kays Blut zum Kochen. Befindet sich Vinces Haus doch in unmittelbarer Nachbarschaft.

Für Lou ist das keine leichte Situation. Sie möchte ihre Patentante nicht verärgern. Dennoch fühlt sie sich zu Vince unwiderstehlich hingezogen. Jedoch scheint Vence ein Geheimnis zu haben ...

Meine Meinung
Einfach eintauchen und wegträumen
Das Lesen hat sich für mich wie ein kleiner Urlaub aus dem Alltag angefühlt. Obwohl ich mit Tennis nichts am Hut habe, konnte mich die Geschichte von Anfang an fesseln. Louisa ist eine berühmte Tennisspielerin und hat sich dabei ihre Natürlichkeit bewahrt, was sie mir sehr sympathisch macht. Ihre Bemühungen, weder Kay noch Vince auf die Füße zu treten, zerren manchmal ganz schön an ihren Kräften, die sie eigentlich für das Training braucht.

Lou lässt uns an den Hintergründen einer Tennis Karriere teilhaben. Ihr Leben ist ausgefüllt mit intensivem
Training und Wettkämpfen, und lässt kaum Zeit für ein Privatleben.

Tennis ist einsam. Man hat zwar ein Team um sich herum, einen Trainer, einen Physio, einen Berater. Aber wenn es hart auf hart kommt, ist man allein. Man spielt allein, man gewinnt allein, man verliert allein. Und dannach ist man auch wieder allein. (Seite 113, Louisa)

Das straffe Trainingsprogramm hält Lou jedoch nicht davon ab, Hawaii und Vince näher kennenzulernen. Die wunderschöne Landschaft Hawaiis und ein einsamer Strand lassen ihr Herz höher schlagen. Besonders die Schildkröten im Meer haben ein märchenhaftes Feeling geschaffen.

Fazit:
Lilly Lucas erzählt mit viel Gefühl und Lebendigkeit. Alle Personen kommen authentisch daher, mit all ihren Stärken und Schwächen. Das Setting lädt zum Träumen und Entspannen ein; da es den Ort Pūpūkea detailliert widerspiegelt. Man verspürt den starken Wunsch ein Strandhaus zu mieten und an den malerischen Stränden spazieren zu gehen.

Selbst ohne häufige Liebesszenen hätte die Geschichte nichts von ihrem Reiz eingebüßt.

Von mir eine klare Empfehlung und 4 1/2 Sterne.

Danke Lilly Lucas. Ich freue mich auf meinen nächsten Besuch auf Hawaii.

Bewertung vom 03.11.2024
Das Mörderarchiv Bd.1
Perrin, Kristen

Das Mörderarchiv Bd.1


sehr gut

Meine Meinung
Auf der Suche nach dem eigenen Mörder
Hinter diesem Cosy Crime Cover verbirgt sich ein Krimi, der auf weiten Strecken spannend daher kommt. Aus der Perspektive von Annie und Frances erfahren wir, was sich in dem idyllischen Dorf Castle Knoll ereignet hat. In zwei Zeitebenen werden wir durch die Geschichte geführt.

Vergangenheit
In den 60er Jahren Frances Adams auf einem Jahrmarkt vorausgesagt, dass sie ermordet wird.

Ich sehe ... bleiche Knochen in deiner Zukunft. Dein langsames Hinscheiden beginnt erst recht, sobald du die Königin in der Hand hälst. Gib acht auf den Vogel, denn er bringt Verrat. Und ist es einmal geschehen, gibt es kein Zurück. Aber Töchter sind der Schlüssel zur Sühne. Finde die eine rechte und binde sie an dich. Die Zeichen führen zu deinem Mörder. (Seite 10)
Ihre beiden Freundinnen, Emily und Rose, nehmen das nicht ernst. 60 Jahre später tritt dann die Prophezeiung tatsächlich ein.

Gegenwart

Frances möchte ihr gesamtes Vermögen ihrer Großnichte Annie vererben, doch dazu muss Annie einen Termin bei Frances Notar wahrnehmen. Annie hat keine Gelegenheit mehr Frances persönlich kennenzulernen. Bei ihrer Ankunft auf dem großen Landgut ist ihre Großtante bereits tot. Auf ihrem Schreibtisch liegt ein verwelkter Strauß Rosen, aus ihrem eigenen Garten.

Die Idee mit der Prophezeiung finde ich großartig, und die Erzählungen aus der Vergangenheit haben mir besonders gut gefallen. Die warmherzige Frances lebte in ständiger Angst. Sah in jedem Menschen einen potenziellen Mörder. Blumensträuße für besondere Anlässe zu kreieren war ihre Passion.

Annie träumt davon Krimi Autorin zu werden, und hat nun Gelegenheit praktische Erfahrungen zu sammeln. Nur wenn sie den Mordfall löst, kann sie das Erbe antreten. Ein Tagebuch von Frances leistet ihr wertvolle Hilfe.

Alle Figuren haben Erkennungswert und laden zum Miträtseln ein. Meine Vermutungen liefen lange Zeit ins Leere.

Mir kamen einige Handlungen unlogisch vor. Ich verstand nicht, warum nach dem Mord an Frances, sämtliche Personen Zugang zu ihrem Mörder - Archiv hatten. Dort hatte Frances alles festgehalten, wer und was ihr über die Jahre Angst eingejagt hatte.

Fazit

Der Schreibstil ist angenehm leicht und hat mir spannende Lesestunden beschert. Das Ende ist rund und lässt keine Fragen offen. Trotz meines Kritikpunktes kann ich für "Das Mörderarchiv" eine klare Empfehlung aussprechen.

Ich vermag mir nicht vorzustellen, was so eine Prophezeiung mit mir machen würde.

Danke Kristen Perrin.