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Giselas Lesehimmel
Wohnort: 
Landshut
Über mich: 
Bücher sind die schönste Unterhaltung

Bewertungen

Insgesamt 745 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2025
Achtzehnter Stock (eBook, ePUB)
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung

Gesellschaftskritisch, egoistisch und dennoch absolut liebenswert

Es gibt so ausdrucksstarke, fesselnde Bücher, die einen verwundert aufblicken lassen, wenn man die letzte Seite erreicht hat. So ein Buch ist für mich "Achtzehnter Stock!" Ich habe bei der Geschichte einen Kritikpunkt: Die letzte Seite war entschieden zu schnell da.

Mit Wanda hat die Autorin eine Hauptfigur geschaffen, die sehr egoistisch wirkt. Sie lebt mit ihrer Tochter Karlie im achtzehnten Stock eines Berliner Plattenbaus. Die Wohnung hat sie von ihrem Onkel übernommen, der auch noch weiterhin im Mietvertrag steht.

Wanda hat keinen Job und lebt - mehr oder weniger - von der Hand im Mund. Im Hochhaus haben jedoch ein paar Frauen untereinander ein soziales Netzwerk geschaffen. Davon profitiert besonders Wandas Tochter. Obwohl die Nachbarinnen selbst in ärmlichen Verhältnissen leben, machen sie aus jedem Tag das Beste, und kümmern sich liebevoll um ihre Kinder.

Wanda träumt von einer Karriere als Schauspielerin. Sie hat tatsächlich Glück, und ergattert eine kleine Rolle in einem Fantasyfilm. Sie verkehrt mit den ganz Großen im Filmgeschäft und lernt einen berühmten Schauspieler näher kennen. Am Filmset weiß niemand, in welch ärmlichen Verhältnissen die allein erziehende Mutter lebt. Sie erzählt niemanden, dass sie eine Tochter hat. Geld wird sie erst nach den Dreharbeiten erhalten ....

Wanda führt ein Leben in zwei Welten. Sie diniert mit Schauspielern im angesagten Lokal Bellman; um anschließend wieder in ihre ärmliche Wohnung zurückzukehren.

Ich konnte zwischen den Zeilen spüren, dass sie ihre Tochter liebt. Niemals im Leben hätte sie aber deswegen einen Job angenommen, um den Kühlschrank zu füllen und ihrer Tochter anständige Kleidung zu kaufen. Das konnte ich einfach nicht nachvollziehen, da man doch seine Träume verwirklichen, - und dennoch mit Gelegenheitsjobs etwas Geld verdienen kann. Vielmehr hat sie sich ständig auf ihre Nachbarinnen verlassen. Hartz IV wäre für Wanda niemals infrage gekommen. Nicht mal ihrer Tochter zuliebe! Hartz IV ist etwas für ihre erbärmlichen Nachbarinnen, aber doch nicht für sie!

Ich fand es wirklich gut, dass Wanda versuchte ihre Träume wahr werden zu lassen. Ihre Zielstrebigkeit kannte aber leider keine Grenzen. Sie hätte ihren Nachbarinnen etwas Dankbarkeit entgegenbringen können. Ihre Gedankengänge haben mir nicht gefallen, da sie darin stets die Frauen abwertete.

Gerade der Charakter "Wanda" macht jedoch aus der Geschichte aus. Ich habe sie sehr gerne gelesen und hätte tatsächlich liebend gerne noch etwas mehr Zeit im "Achtzehnten Stock" verbracht, und im Hof mit den liebenswerten Nachbarinnen ein Gläschen Sekt getrunken.


Fazit

Ich durfte in einem Hochhaus, in dem der Lift die meiste Zeit defekt ist, und zum Wohnungsentrümpeln genutzt wird, sehr liebenswerte Menschen kennenlernen. Aus Wandas Perspektive erleben wir das Geschehen. Der bildgewaltige Schreibstil hat auf mich eine Magie ausgeübt, der ich mich nicht entziehen konnte und wollte.

Konnte Wanda sich ihren Traum erfüllen? Das solltet Ihr am besten selbst erkunden. Aber denkt daran, der Lift ist die meiste Zeit kaputt!

Danke Sara Gmuer. Ich hatte ganz tolle Lesestunden.

Bewertung vom 24.03.2025
Wenn die Tage länger werden
Stern, Anne

Wenn die Tage länger werden


sehr gut

Meine Meinung

Sommerferien und das große Geheimnis um eine Geige 🎻

Diese Geschichte lässt mich ziemlich zwiegespalten zurück, da - für meinen Geschmack - die Hauptfigur Lisa zu viel jammert. Sie hat es zwar wirklich nicht leicht, aber im realen Leben würde ich so einer negativ eingestellten Person lieber aus dem Weg gehen. So meine Gedanken am Anfang ...

Die alleinerziehende Musiklehrerin Lisa verbringt zum ersten Mal ohne ihren Sohn Paul die Ferien. Das erste Mal seit sechs Jahren hat sie Zeit für sich, was ihr jedoch auch Angst macht. Ihre beste Freundin ist verreist, und zu ihrer Mutter Barbara pflegt sie einen eher kühlen Kontakt. Womit also die viele Freizeit füllen?

Stets macht ihr ihre Mutter Vorwürfe, dass sie nicht mehr mit der Geige spielt, die ihr der Großvater vererbte und ihr großes Talent verschwendet. Da Lisa nun für ein paar Wochen über sehr viel Freizeit verfügt, holt sie den Geigenkasten vom Speicher herunter.
Der Inhalt ist mehr als erbarmungswürdig. Die Geige muss unbedingt repariert werden.

Auf der Suche nach einem Restaurator lernt Lisa den knapp 90-jährigen Hans und seine Tochter Uta kennen. Hans ist von der uralten Geige fasziniert; jedoch stört es ihn, dass das echte Etikett darin mit einem anderen überklebt wurde. Darunter befindet sich etwas, von dem heutzutage kaum noch jemand etwas wissen möchte ...

Uta ist eine Obstbäuerin, die ziemlich mürrisch daher kommt und ständig ein Kopftuch trägt. Lisa merkt jedoch ziemlich bald, dass sich unter Utas rauer Schale ein weicher Kern befindet. Sie freundet sich mit ihr an, und hilft ihr bei der Kirschernte.

Der Schreibstil ist flüssig und immer wieder sehr poetisch. Die Figuren wirken fast alle melancholisch.

Das große Geheimnis der Geige führt uns in die Geschichte des 2. Weltkriegs, bei der der Besitz von Juden zu Spottpreisen verschachert wurde. Lisa möchte unbedingt wissen, wie ihr verstorbener Großvater zu der Geige kam. Ihre Mutter hüllt sich in Schweigen und reagiert auf Lisas Fragen abweisend.

Wieder einmal zeigt sich klar und deutlich, wie der zweite Weltkrieg über Jahrzehnte hinweg das Leben der Nachfahren beeinflusst. Barbara überträgt ihre Unsicherheiten auf ihre Tochter Lisa, und wollte, dass aus Lisa eine begnadete Violonistin wird. Lisa lebt ständig in dem Gefühl, nicht zu genügen. Warum wertet ihre Mutter ihren Beruf als Musiklehrerin so ab? Sie zweifelt an sich und stellt ihr ganzes Leben infrage.

Man sollte sich von dem blumigen Cover nicht täuschen lassen. Dahinter verbirgt sich eine sehr ernste Geschichte, die zwar im Sommermonat August spielt, aber sehr ernste Themen beinhaltet. Es geht um den mysteriösen Erwerb einer Geige und Lisas Familiengeschichte. Die Unsicherheiten einer Frau, deren Ursprung in der Vergangenheit liegt und ihr Leben stark beeinflusst.

Anfangs konnte ich Lisas negative Einstellung zum Leben nicht ganz nachvollziehen; was sich im Laufe der Geschichte jedoch änderte. Die Zeit ohne ihren Sohn war gut für ihre Selbstreflexion und die damit verbundenen Aktivitäten, die ihrem Leben eine positive Wende gaben.

Fazit
Diese sommerliche Geschichte wirkte überwiegend melancholisch auf mich. Ein paar Szenen am See lockerten die Geschichte auf, und luden zum Träumen ein.

Eine alte Geige 🎻 führt Menschen zusammen. Es ist nie zu spät, für eine neue Liebe und gute Freundschaften. Die Vergangenheit haben wir schon gelebt. Nur die Gegenwart können wir leben und beeinflussen.

Von mir eine klare Empfehlung und vier Sterne.

Danke Anne Stern

Bewertung vom 15.03.2025
Für Polina (eBook, ePUB)
Würger, Takis

Für Polina (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung

Die Melodie der Hoffnung 🎵🎶🎵🎵🎶🎵🎶🎵🎶🎵🎶

Ich liebe Familiengeschichten sehr, daher hat mich diese ungewöhnliche Wahlfamilie besonders begeistert.

Hannes Prager und die Türkin Polina haben eine ganz besondere Verbindung. Ihre Mütter Fritzi und Günes haben sich auf der Entbindungsstation kennengelernt und auf Anhieb sehr gut verstanden. Schon als Säuglinge haben sich ihre Kinder umarmt.

Fritzi wollte eigentlich Jura studieren. Doch aus einer Affäre in Italien, mit einem älteren Deutschen, entstand Hannes, und Fritzi musste ihre Pläne auf Eis legen. Nur zu gerne ist sie die Mutter für den blonden Lockenkopf Hannes. Ihre Freundin Günes besorgt ihr einen Job im Supermarkt.

Fritzi sucht eine Wohnung und findet sie im Naturschutzgebiet Kananohe bei dem 60jährigen Heinrich Hildebrand. Eigentlich möchte er der jungen Frau die Wohnung in seiner renovierungsbedürftigen Villa nicht geben. Lieber wäre ihm ein Mieter, der renovieren würde. Doch ein Blick in die Babyaugen von Hannes bringt eine Melodie in ihm zum Klingen. Heinrich merkt schon bald: Hannes und Fritzi bereichern sein Leben auf eine ganz besondere Art. Polina und ihre Mutter kommen oft zu Besuch. Auch Polina wächst Heinrich schnell ans Herz.

Musik spielt in der Geschichte eine zentrale Rolle. Als Hannes etwas älter wird, komponiert er ein Lied für Polina. Er braucht zum Klavier spielen keine Noten, da jede Melodie in ihm lebt. Die klassische Musik ist ein Teil von ihm - neben Paulina seine größte Liebe. Doch um Pianist zu werden, muss er seine Unsicherheiten und Ängste überwinden.

Hannes erleidet tragische Verluste, die sein Leben in unerwartete Bahnen lenken. Er schleppt beruflich Klaviere, obwohl er vom Körperbau für so eine schwere Arbeit nicht geeignet ist und sein Talent dabei verschwendet wird. Polina entfernt sich langsam aber sicher aus seinem Leben, nachdem er sie belogen hat. Er spielt nicht mehr Klavier - bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ...

Fazit
Heinrich und ich haben eine Gemeinsamkeit: Hannes hat auch bei mir eine Melodie zum Klingen gebracht. Seine und Polinas Geschichte hat mich sehr berührt.

Fast alle Figuren wirken sympathisch und überzeugend. Der schüchterne kleine Hannes verleiht der Geschichte eine gewisse Wehmut - und dennoch viel Hoffnung.

Wir erleben das Geschehen überwiegend aus Hannes Perspektive. Der Schreibstil liest sich wie Butter mit Honig - süß und flüssig. Ich hatte stets Klavierklänge im Ohr. Viele Wendungen konnte ich nicht erahnen. Ich hatte stets den Wunsch, Hannes möge Polina wiederfinden. Das solltet Ihr jedoch selbst entdecken, denn genau das macht den Reiz der Geschichte aus.

Eine klare Empfehlung von mir. Danke, Takis Würger.

Bewertung vom 10.03.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

Meine Meinung

Atmosphärisch und unheimlich spannend

Diese gesellschaftskritische Geschichte konnte mich von Anfang an fesseln. Sie überzeugt durch eine subtile Spannung, die durchgehend bestehen bleibt.

Von den 59er-Jahren bis 1975 führt uns die Autorin mit Raffinesse durch einen Wald in den Adirondack Mountains, wo die Familie Van Laar erfolgreich ein Jugendcamp betreibt.

Die Figuren wirken authentisch und haben fast alle große Geheimnisse. Die größten davon bestehen aus dem Verschwinden von zwei Kindern.

1961 verschwindet der kleine Sohn Bear der Van Laars spurlos im Wald. Der Fall konnte nie richtig aufgeklärt werden. Genau 14 Jahre später wird die 15-jährige Barbara Van Laar vermisst.

Die verschiedenen Kapitel wechseln zwischen den Jahren, die gut gekennzeichnet sind, sodass man ohne Probleme dem Geschehen folgen kann. Fast jedes Kapitel wird von einer anderen Person erzählt, und endet mit einem Cliffhanger, was die Spannung noch mehr steigert.

Den Kindern und Jugendlichen wird im Camp beigebracht, wie man im Wald überleben kann. Wenn sich jemand verirrt, soll er an Ort und Stelle bleiben und nach Hilfe rufen, da man sich ansonsten immer weiter verläuft. Nicht selten befindet man sich ohnehin in der Nähe des Waldweges. Ich fand diese Passagen sehr interessant, aber leider konnte es das Verschwinden der Laars Kinder nicht verhindern.

Wir lernen Bear und Barbara auch in der Vergangenheit kennen, was dazu geführt, hat, dass ich mit der Mutter Alice Van Laar mitgelitten habe. Besonders einige Szenen mit Bear gingen mir sehr nahe.

Die Frauen haben kaum Mitspracherecht und müssen nach den Regeln der Männer leben. Besonders Alice musste unter der Dominanz ihres Mannes sehr leiden. Das war für mich unvorstellbar, da zumindest 1975 noch nicht allzu lange her ist.

Ich konnte auch nicht nachvollziehen, wie lange bei beiden verschwundenen Kindern gebraucht wurde, bis die Polizei gerufen und professionelle Suchtrupps eingesetzt wurden. Welche Geheimnisse hüten die Van Laars?

Auch die Angestellten auf dem Camp spielen nicht mit offenen Karten ...

Meine Vermutungen haben sich nicht bestätigt. Die Autorin versteht es meisterhaft, den Leser in die Irre zu führen, und machte es mir daher sehr schwer, das Buch zur Seite zu legen. Das Ende ist ein Geniestreich, das ich so nicht erwartet habe.

Fazit

Eine klare Empfehlung von mir, für dieses atmosphärische und spannende Buch, das das Potenzial hat, mein Jahreshighlight zu werden. Der Gott des Waldes - Griechischer Gott Pan - konnte mich auf der ganzen Linie überzeugen.

Danke Liz Moore. Es war mir ein Fest.

Bewertung vom 05.03.2025
Stadt der Hunde (eBook, ePUB)
De Winter, Leon

Stadt der Hunde (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung

Auf der Suche nach Wahrheit – Eine Reise zwischen Medizin, Politik, Wüste und Selbstreflexion

Stadt der Hunde zählt zu den Büchern, die einem überall begegnen. Das Cover mit dem Hund, der ein Sweatshirt trägt, und der Klappentext haben meine Neugierde geweckt. Die Thematik Gehirnchirurgie fasziniert mich, und so stand meine Entscheidung fest, das Buch zu lesen.

Aus der Sicht von dem jüdischen Gehirnchirurgen Jaap Hollander erleben wir eine spannende sowie emotionale Geschichte. Seine Ehrlichkeit und Hartnäckigkeit haben mir imponiert. Als Kapazität in der Neurochirurgie hat sich Jaap weltweit einen Namen gemacht.
Bereits im Ruhestand fährt er jedes Jahr nach Israel in die Wüste zu den Kratern, um seiner verschollenen Tochter nahe zu sein, die vor 10 Jahren dort bei einer Überschwemmung ums Leben gekommen ist. Sie wollte mit ihrem Freund die Krater und Höhlen erkunden, und mehr über den jüdischen Glauben erfahren, den ihr Vater nie praktiziert hatte. Jaap ist sich sicher, irgendwo lebt seine Tochter noch weiter.

Seine Frau konnte mit seiner Beharrlichkeit nicht umgehen, und verließ ihn. Jaap nahm das nicht tragisch, da er seine Frau nie wirklich geliebt und sie nur wegen ihrer Schwangerschaft geheiratet hatte. Mit der Treue nahm er es auch nie genau.

Bei einem seiner Aufenthalte in der Wüste begegnet er einem Hund, der ihn beobachtet. Er gibt ihm Wasser, obwohl er keine Hunde mag. Es stört ihn, dass es in Israel so viele Hundebesitzer gibt. Dennoch hat die Gesellschaft dieses einsamen Hundes etwas Tröstliches.

Obwohl er sich im Ruhestand befindet, erhält einen großen Auftrag: Er soll eine arabische Prinzessin operieren, die an einem inoperablen Gehirntumor leidet. Sie ist für das Wohl ihres Landes verantwortlich. Daher findet alles unter strengster Geheimhaltung statt. Wenn es einer schaffen kann, sie erfolgreich zu operieren, dann er. Falls nicht, wird es ihm das Leben kosten. Jaap ist sich sicher, dass diese OP nicht gelingen kann, aber das großzügige finanzielle Angebot will er nicht ausschlagen. Mit diesem Geld könnte er einen Geologen engagieren, der die Krater erforscht und eventuell etwas über den Verbleib seiner Tochter herausfindet.

Jaap ist ein Mann, der nicht so leicht aufgibt. Seine Zeit als Chirurg war sehr intensiv und ließ keinen Platz für ein Privatleben. Hat er seiner Tochter jemals gesagt, wie lieb er sie hat? Hat er sich jemals bei seiner Ex-Frau für sein mieses Verhalten entschuldigt?

Er operiert eine Prinzessin, deren Tumor als inoperabel gilt, und nimmt in Kauf, dass er dafür mit seinem Leben bezahlt. Er scheut weder Aufwand noch Kosten, um seine Tochter suchen zu lassen, obwohl sie wahrscheinlich schon lange nicht mehr lebt. Er mag auf manche Menschen egoistisch und unehrlich wirken. Ja, vielleicht ist er es sogar. Doch seine Selbstreflexion zeugt von einer Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Als er selbst wegen eines Hirntumors auf dem OP-Tisch landet, bekommt das Geschehen eine paranormale Dimension.
Fazit

Leon de Winter hat Politik, Liebe, Drama und Verlust zu einem harmonischen Ganzen verwoben. Das Setting spiegelt die Wüste Negev und Tel Aviv eindrucksvoll wider. Die dramatische Geschichte um die erkrankte Prinzessin verleiht der Geschichte etwas Märchenhaftes. Die Figuren konnten mich überzeugen. Der Schreibstil liest sich wie Butter und hat mich von Anfang an gefesselt.

Von mir eine klare Empfehlung. Danke, Leon de Winter.

Bewertung vom 28.02.2025
Dem Sturm entgegen (eBook, ePUB)
Ahern, Cecelia

Dem Sturm entgegen (eBook, ePUB)


weniger gut

Meine Meinung

Konnte mich leider nicht überzeugen.

Ich liebe die Bücher von Cecelia Ahern. Leider konnte mich diese Geschichte nicht überzeugen. Warum das so ist, werde ich noch begründen.

Anfangs konnte mich das Geschehen in seinen Bann ziehen, da es etwas Geheimnisvolles hat, nachts auf einer verregneten Bergstraße mit dem Auto unterwegs zu sein.

Nach einem nächtlichen Hausbesuch fährt Enya unter schwierigsten Bedingungen nach Hause. Starker Regen erschwert ihr die Sicht, und ein Taxifahrer hält sie auf. Vor dem Taxi liegt ein 15-järiger Junge und muss von Enya reanimiert werden. Der Taxifahrer beteuert immer wieder, dass nicht er den Jungen angefahren hat.

Enya fühlt sich sofort mit dem Unfallopfer verbunden, da er im gleichen Alter wie ihr eigener Sohn Finn ist und einen ähnlichen Kleidungsstil hat. Der Junge überlebt und Enya stellt ihre gesamte Lebenssituation in Frage. Sie verlässt ihren Mann und die gemeinsame Hausarztpraxis, um ganz von vorne anzufangen und die Arztpraxis eines pensionierten Hausarztes auf dem Land zu übernehmen.

Ich wusste nicht, was ich von Enya halten sollte. Dass sie mit ihrem Ehemann nicht mehr glücklich war, konnte ich gut nachvollziehen. Er gab ihr keinerlei Herzenswärme und hielt auch den gemeinsamen Sohn Finn von ihr fern - besonders nachdem sie ihn verlassen hatte.

Als sie zwölf Jahre alt war, ertrank ihre Mutter im Meer - mit47 Jahren. Seither lebt Enya in der Überzeugung, im selben Alter wie ihre Mutter sterben zu müssen - und das bereits in einem Jahr.

Stellenweise konnte ich kaum glauben, dass dieses Buch von Cecelia Ahern geschrieben wurde. Mir fehlte die Emotionalität, die ihre Bücher normalerweise zu einem schönen Leseerlebnis macht. Vieles erschien mir unlogisch und völlig an den Haaren herbeigezogen. Ich konnte wirklich nicht nachvollziehen, warum eine Ärztin eine so starke Verbundenheit zu einem Unfallopfer verspüren sollte – selbst dann nicht, wenn es sie an ihren eigenen Sohn erinnert. Überhaupt fehlte es ihr auch im weiteren Verlauf an der Professionalität, die man von einer Ärztin erwarten würde. Der Klappentext verspricht Wärme und Klugheit, die ich jedoch beide vermisst habe.

Ein Wunschbaum sollte etwas Mystik in die Geschichte bringen, was jedoch nur bedingt gelungen ist – zumal sie den Baum fällen lassen wollte, nachdem sie in das Haus ihres Vorgängers eingezogen war. Sie betrachtete ihn als gärtnerischen Unfall.

Die Dialoge fand ich oftmals ziemlich platt und unlogisch.

Es ist schön, dass sie sich Zeit für ein Treffen genommen haben, sagt er. Nach einem Kompliment klingt das nicht. - Ca. Seite 162 auf dem Reader .

Ich weiß nicht, ob es sich um Übersetzungsfehler handelt, aber mit diesem Satz konnte ich absolut nichts anfangen. Unglückliche Formulierungen tauchen immer wieder auf.

Im letzten Drittel haben ungeahnte Wendungen für mehr Spannung gesorgt. Das Ende hatte ich so nicht erwartet.

Fazit

Unglückliche Formulierungen und eine nervige Hauptfigur haben meinen Lesefuss gestört. Allen Charakteren fehlt die Authentizität - keiner wirkt wirklich glaubwürdig.

Eine Empfehlung kann ich nicht aussprechen. Wer Cecelia Aherns Bücher kennt, könnte bei "Dem Sturm entgegen" enttäuscht sein. Das ist natürlich Geschmackssache.

Danke Cecelia Ahern

Bewertung vom 27.02.2025
Wie du mich ansiehst
Lohmann, Eva

Wie du mich ansiehst


ausgezeichnet

Meine Meinung

Manchmal wäre ich gerne weniger unsichtbar

Diese Geschichte wurde von einer Frau für überwiegend weibliche Leserinnen geschrieben. Sie behandelt ein sehr wichtiges Thema: Wie werden Frauen heutzutage alt? Sind Falten etwas Verwerfliches oder ein ganz normaler Alterungsprozess?

Johanna ist Mitte vierzig und hadert mit ihren Falten. Überhaupt hat sie das Gefühl, nicht mehr richtig wahrgenommen zu werden.

Sie führt erfolgreich einen Blumenladen. Ihre jüngere Angestellte bringt frischen Wind in das Geschäft, lässt sich regelmäßig kleinere Fältchen wegspritzen und spricht sehr offen darüber. Johanna spielt mit dem Gedanken, es ihr gleichzutun. Doch wie soll sie das ihrer Tochter erklären, der sie stets beigebracht hat, dass Aussehen nicht alles ist und die inneren Werte viel mehr zählen?

Johannas heiß geliebter Vater hat ihr einen Garten hinterlassen, in dem ein gemütlicher Schäferwagen steht. Den behält sie – ihre Falten nicht.

Neue Dinge können nur wachsen, wenn es einen Platz dafür gibt. Zitat aus dem Buch.

Ich habe bereits vor einigen Jahren "Kuckucksmädchen" und "Acht Wochen verrückt" von Eva Lohmann gelesen. Sie trifft stets den richtigen Ton, wenn es um ernste Themen geht. In "Wie du mich siehst" verwebt sie eine Familiengeschichte mit dem heutigen Jugendwahn. Altwerden scheint in unserer Gesellschaft ein großer Makel zu sein.

Johannas Familiengeschichte ist ganz anders, als sie dachte. Ihre Eltern waren geschieden, doch die Gründe dafür waren ihr nie klar. Auch ihre eigene Ehe mit einem Marinekapitän bekommt gewaltige Risse, denn er kann nicht verstehen, warum seine Frau ihr Äußeres nicht akzeptiert – schließlich hat sie ihrer gemeinsamen Tochter ganz andere Werte vermittelt.

Ich habe mich im Garten sehr wohl gefühlt. Es ist ein Ort, bei dem sich Johanna und ihre 15-jährige Tochter wieder sehr nahe gekommen sind, und ihre Seele baumeln lassen konnten. Das Wühlen in der Erde und das Gras unter den Füßen hatten eine meditative Wirkung.

Johannas Mutter ist für mich eine sehr starke Persönlichkeit, da sie nach der Scheidung ihr Leben ganz alleine gemeistert hatte. Sie muss jeden Cent drei mal umdrehen und nimmt auch keine Hilfe von ihrer Tochter an.

Der Schreibstil ist flüssig, und das Thema ist hochaktuell. Ich war von Anfang an gefesselt und habe den Humor in der Geschichte sehr genossen.

Die Figuren sind gut gezeichnet und waren mir ausnahmslos sympathisch.

Fazit
"Wie du mich ansiehst" regt zum Nachdenken an. Welche Werte zählen wirklich? Lösen Botox und Hyaluronbehandlungen alle Probleme und machen eine Frau sichtbarer und glücklicher?

Eigentlich ist Lebenserfahrung etwas, das Johanna attraktiv findet. Zitat aus dem Buch.

Von mir eine klare Empfehlung. Danke Eva Lohmann.

Bewertung vom 26.02.2025
Tage des Zweifels / Die Telefonistinnen Bd.2
Schojer, Nadine

Tage des Zweifels / Die Telefonistinnen Bd.2


ausgezeichnet

Meine Meinung

Die 40er-Jahre gehen weiter

Köln 1948

Es ist nun schon eine Weile her, dass ich den ersten Band gelesen habe. Doch ich war sofort wieder vom Folgeband gefesselt.

In der Versicherung Pering stehen große Veränderungen an. Victor Pering, der Sohn des Inhabers, hat ehrgeizige Pläne, um das Unternehmen noch ertragsreicher zu gestalten. Er möchte expandieren und scheut keine Kosten für einen dekorativen Springbrunnen vor dem Versichereringsgebäude - sehr zum Leidwesen der Telefonistinnen, die anscheinend keine Lohnerhöhung zu erwarten haben.

Es geht spannend und emotional weiter. Das Wiedersehen mit den Telefonistinnen war sehr schön und alle haben sich weiter entwickelt.

Die verwöhnte Charlie hat sich gut in das Unternehmen integriert. Klar, alle Marotten hat sich nicht abgelegt, was sie mir umso sympathischer macht. Ihr Einfallsreichtum kennt keine Grenzen - besonders wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit vom Betriebsarzt zu bekommen. Ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob sie wirklich in ihn verliebt ist, oder nur ihren Kopf durchsetzen möchte. Ihre Freundinnen aus der Telefonzentrale fordert sie auf, für eine Lohnerhöhung zu kämpfen.

Hanni hat lange auf ihre große Liebe gewartet. Umso glücklicher ist sie, als er endlich wieder vor dem Büdchen steht. Hanni erstellt weiterhin mit großem Erfolg gehäkelte Handschuhe und träumt von einem eigenen Handschuh-Atelier. Weiterhin ist ihr Arbeitstag sehr straff - ohne Wertschätzung von ihrem Vater zu erhalten. Ich war sehr gespannt, ob ihre Liebe zu dem britischen Soldaten Dean Bestand hat.

Gisela ist sich immer noch unsicher, ob sie ihren verschollenen Mann für tot erklären lassen soll. Immer wieder sieht sie einen Mann, der ihm ähnlich sieht - doch sobald sie ihm zuruft, läuft er davon. Ihr Sohn steckt in einem emotionalen Tief. Er kann sich einfach nicht mit seiner Armprothese abfinden und wartet weiterhin auf die Rückkehr seines Vaters. Gisela hat noch viele Hürden zu überwinden, bevor sie ihr neues Liebesglück genießen kann.

Julia blüht mittlerweile richtig auf. Ihre traurige Vergangenheit hat sie geprägt, aber nicht gebrochen. Das große Mädchen verfügt zwar über wenig Geld und ist immer hungrig, aber sie hat gute Freundinnen und einen heimlichen Verehrer.

Die Rezeptionistin Erna wartet weiterhin auf ihren verschollenen Sohn und ist die gute Seele der Telefonistinnen.

Ich weiß natürlich mittlerweile etwas mehr. Die emotionalen Achterbahnfahrten haben mich gut unterhalten. Die herzlichen Freundschaften unter den Frauen hat wieder mal gezeigt: Zusammen sind wir stark. Es gab Wendungen mit denen ich gerechnet habe - andere wiederum haben mich kalt erwischt.

Fazit
Der bildhafte Schreibstil konnte mich durchgehend fesseln. Die Figuren wirken authentisch und haben sich weiter entwickelt. Die 40er-Jahre sind wieder lebendig geworden. Ich habe mich selber sagen hören: Die gute alte Zeit. Bestimmt war nicht alles besser - aber einiges.

Für alle, die mehr erfahren wollen, spreche ich eine klare Empfehlung aus. Ich freue mich nun auf den 3. Band der Trilogie.

Danke Nadine Schojer.

Bewertung vom 22.02.2025
Zwischen Ende und Anfang (eBook, ePUB)
Moyes, Jojo

Zwischen Ende und Anfang (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung

Chaotisch und unheimlich herzlich

Jojo Moyes gehört zu meinen Lieblings-Autorinnen, da Ihre Geschichten stets berührend sind und mitten aus dem Leben zu kommen scheinen. Die Figuren wirken authentisch und sind in ihrer Art einzigartig.

Lila ist eine erfolgreiche Autorin, der ihr letztes Werk nun mächtig auf die Füße fällt. Oder wie würdet Ihr das nennen, wenn eine Autorin einen Ratgeber für eine glückliche Ehe schreibt, und nach der Veröffentlichung von ihrem Mann verlassen wird? Lilas Ehemann Dan verlässt sie für eine wesentlich jüngere Blondine, die auch noch schwanger von ihm ist. Ihr sanierungsbedürftiges Haus verschlingt ihr ganzes Geld, daher müsste sie dringend ihre Schreibblockade überwinden.

Lilas Stiefvater Bill zieht nach dem Tod ihrer Mutter zu ihr ins Haus. Er hält das Haus in Ordnung und kocht gesundes Essen, was besonders Lilas Töchter Celie und Violet in den Wahnsinn treibt.

Richtiges Chaos bricht jedoch aus, als ihr leiblicher Vater Gene total abgebrannt vor der Tür steht. Bill und Gene verhalten sich wie Hund und Katz aufeinander und liefern sich ständig Reibereien.

Celie hat mit ihren 16 Jahren schon sehr viele Probleme, da sie in der Schule Mobbing gemobbt wird. Die achtjährige Violet ist ein richtiger Sonnenschein, mit sehr viel Fantasie, die ihren Großvater Gene sehr gerne mag.

Ich musste Lila richtig bewundern für ihre Herzenswärme, die sie sogar ihrem leiblichen Vater zukommen lassen hat. Gene verließ sie und ihre Mutter, um in Amerika eine Schauspielerkarriere zu machen. Mit der Treue nahm er es nie genau.

Ich fand fast alle Figuren ansprechend, mit all ihren Ecken und Kanten. Besonders Lilas beste Freundin kommt sehr speziell und herzlich rüber. Selbstverständlich wird das Leben für Lila wieder lebenswert. Das konnte ich von Anfang an erahnen und hat sich am Ende bewahrheitet. Aber der Weg dorthin ist hart - herzlich und manchmal unheimlich komisch. Wartet da vor dem Schultor etwa eine neue Liebe auf Lila?

Die Geschichte wirkt stellenweise total überdreht - ist sie aber eigentlich nicht. Würde man einmal seine eigenen chaotischen Erlebnisse
aufschreiben, und dies mit viel Humor versehen, käme wohl etwas ganz Ähnliches dabei heraus.

Fazit

Von mir eine klare Empfehlung für alle, die chaotische Großväter, untreue Ehemänner und eine Ratgeber - Autorin richtig kennenlernen möchten.

Der Schreibstil liest sich wie Butter. Die Thematik dürfte für viele Menschen interessant sein. Und wenn Ihr wissen wollt, was sich im Gartenschuppen befindet, fragt einfach den Gärtner. Es müssen nicht immer Ratten sein.

Herzlichen Dank, Jojo Moyes.

Ich habe die Geschichte abwechselnd gehört und gelesen. Luise Helm hat eine angenehme Erzählstimme. Sie trifft stets den richtigen Ton.

Bewertung vom 18.02.2025
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


ausgezeichnet

Meine Meinung

Hanna und Daniels 3. Fall.

Auch mit dem dritten Fall der Polarkreis-Reihe konnte mich die Autorin wieder begeistern. Der flüssige Schreibstil und das atmosphärische Setting laden eigentlich zu einem traumhaften Winterurlaub ein. Da wirkt ein Mord in einem angesagten Hotel umso unpassender.

Charlotte Wretlind plant den Abriss eines verlassenen Hochgebirgshotels, um an dessen Stelle ein neues Luxushotel zu errichten. Doch ihr Vorhaben stößt bei den Anwohnern auf wenig Zustimmung. Dazu soll es jedoch nicht mehr kommen – denn Charlotte Wretlind wird in einem Hotelzimmer ermordet. Hannah und Daniel ermitteln in dem Mordfall.

Charlotte Wretlind war mir sehr unsympathisch, da mir ihre Art, mit Menschen umzugehen, nicht gefallen hat. Ihre Beziehung zu ihrem Sohn war schwierig, da er andere Vorstellungen vom Leben hatte als seine Mutter. Besonders ihr unfreundliches Verhalten an der Hotelrezeption gegenüber dem Angestellten Paul fand ich wirklich gemein – und Paul offenbar auch.

Dennoch hat mich ihr Mord tief erschüttert. So sollte kein Mensch enden müssen. Doch dabei bleibt es nicht ...

Für Hanna und Daniel ist dieser Mordfall nicht einfach aufzuklären. Bei Hanna kommt noch hinschwerend dazu, dass sie sich in ihren verheirateten Kollegen Daniel verliebt hat.

Geschickt hat die Autorin falsche Fährten gelegt, und es auch mir damit sehr schwer gemacht. Meine Vermutungen liefen ins Leere und die Überraschung am Ende war groß.

Fazit

Ich liebe die Schwedenkrimis von Viveca Sten sehr. Die stets winterliche Atmosphäre und große Spannung fesseln mich immer wieder.

Danke Viveca Sten. Ich freue mich auf weitere Ermittlungen. Von mir eine klare Empfehlung.