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Benutzername: 
MrsWhiteley
Wohnort: 
Sarstedt

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 22.04.2024
Gezeitenkinder
Diekhoff, Luise

Gezeitenkinder


sehr gut

Ich muss zugeben, dass ich historische Bücher gerne lese, aber alles rund um Kinderheime meistens vermeide. Die Bücher sind meistens traurig und beinhalten fürchterliche Details, die in der Gesellschaft meistens nicht eine großartige Thematisierung finden.
Für mich ist es auch immer wieder schlimm zu lesen, was die Kinder durchmachen müssen, die ohnehin schon ohne Schutz und Familie aufwachsen. Die Autorin hat es gut geschafft, für die Kinder in dem Heim Emotionen aufzubringen, so als wäre man mit ihnen selbst dort gewesen. Ihr Schreibstil ist bildhaft und lebendig. Durch die unterschiedlichen Perspektiven und Zeiten hatte man einen "Rundumblick" in die Geschichte erhalten. Der Prolog startet bereits unglaublich spannend mit einem Jungen der nach Essbarem jagt. Die "Gezeitenkinder" mag vielleicht nicht ein Buch sein, was für jedermann geeignet ist, schildert es doch durch seine umfassenden Beschreibungen Missbrauch, dennoch klärt es über wichtige Themen der "Desensibilisierung" und "Selbstfindung" auf. Ein Buch, bei dem an gemerkt hatte, dass es der Autorin sehr wichtig war, diese Geschichte auf Papier zu bringen.

Bewertung vom 31.07.2023
STONE BLIND - Der Blick der Medusa
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa


sehr gut

"Ich sehe dich. Ich sehe all jene, die von den Menschen Monster genannt werden. Und ich sehe die Menschen, die so reden, sich selbst aber Helden nennen." Gorgoneion

Der Titel "Stone Blind - Der Blick der Medusa", lässt vielleicht vermuten, das Medusa im Fokus der Geschichte stehen würde. Dem ist aber nicht so. In dem Buch laufen drei Nebengeschichten, die sich zu einer großen Erzählung zusammenfügen: Zum einen hätten wir die Geschichte der Medusa, die als kleines Baby von Metis am Meer ausgesetzt wurde und bei den Gorgonen groß werden muss. Dann Perseus, der seine Mutter retten will und einen Gorgonenkopf finde muss und zuletzt die Andromeda, die für die Fehler ihrer eitlen Mutter geradestehen muss.
Dieses Buch ist sehr speziell und einzigartig geschrieben; hier kommen sogar die Olivenhaine und Steine zu Wort.
Wer die Story um Medusa, Andromeda und Perseus jedoch sehr gut kennen sollte, für denjenigen könnte es etwas an Spannung fehlen. Natalie Haynes folgt detailgetreu den mythologischen Erzählungen; gibt aber der "Medusa" eine ganz starke Stimme. Während man sonst vielleicht in bekannteren Werken (Percy Jackson) Medusa eher als böse und Perseus (Percy) als "Held" betrachtet hatte.
Natalie Haynes folgt einer mythologischen Genauigkeit, wodurch sich die Welt der griechischen Götter sehr echt anfühlen. Jeder Charakter (wie Hera oder Zeus) werden so detailgetreu und komplex dargestellt, dass man sich sehr gut in ihren emotionalen Zustand reinfühlen konnte. Außer Poseidon, aber warum werdet ihr sehen, wenn ihr das Buch liest ;)
Für Leser, die sich allerdings noch nie mit griechischer Mythologie befasst haben, könnte es etwas zu komplex sein. Das Buch ist perfekt für Leser von Fantasy-Mythologie aber auch historischen Romanen, weil ich hier das Gefühl hatte durchgehend in Griechenland zu sein und historische Personen kennenzulernen.

Bewertung vom 11.09.2022
Haie in Zeiten von Erlösern
Washburn, Kawai Strong

Haie in Zeiten von Erlösern


sehr gut

Eine etwas andere Art der Reise nach Hawaii!

Wer kennt Hawaii nicht? Strand, Meer, Muscheln, Indigene Völker und Mythen. Eine Insel, die zwar formell zu den USA gehört, aber sich gesellschaftlich und kulturell viel zu sehr abhebt, als dass HAWAII einfach nur ein Teil der USA wäre. Vielmehr scheinen nicht nur die indigenen Völker ihre spezielle und mythische Kultur zu haben, auch die Insel an sich stellt ein Mysterium dar; fast schon wie eine eigene kleine Welt. Das Cover finde ich sehr seltsam (im positiven Sinne); es vermittelt einen gewissen Flair eines Abendteuerromans. Doch das Buch ist eigentlich etwas ganz Anderes. Viel dramatischer, emotionaler. Der Autor Kawai Strong Washburn schafft es zwischen mehreren Zeitebenen verschiedene Charaktere der Familie in den Fokus zu bringen. Es geht darum, dass die Eltern an hawaiianische Mythen glauben und denken, dass ihr Sohn, als dieser mit 7 Jahren von den Haien gerettet wurde, von den Göttern abstamme. Das führt zu erheblichen Problemen innerhalb der Familie, da sich die Geschwister des geretteten Jungen Nainoa als minderwertig fühlen. Sie stehen im Schatten eines Menschen, der anscheinend was Besonderes sei, während Sie "nur" normal sind. Doch auch Nainoa, der besondere Junge, ist nicht wirklich glücklich und fühlt sich missverstanden. Wir begleiten in diesem Buch jedes der drei Geschwister auf ihren eigenen Weg und können sehen, dass selbst bevorteilte Kinder innerhalb einer Familie nicht immer glücklich sind.

Bewertung vom 24.04.2022
Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen / Die Carbonaro-Saga Bd.1
Giordano, Mario

Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen / Die Carbonaro-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Viva la Sizilia!

Der autobiografische Roman des Schreibers Mario Giordano wurde mit einer solchen Komplexität und Bildhaftigkeit geschrieben, dass man das Gefühl hatte, man sei selber 1896 in Taormina gewesen. Wir verfolgen im gesamten Buch den Protagonisten Barnabo Carbonaro, den Urgroßvater des Autors. Der Roman teilt sich in zwei grundlegende Hauptzeitstränge: Taormina in den 1890-er Jahren, in denen Barnaba noch ein Kind ist und in den 1960-er Jahren, in welcher er bereits eine eigene Familie gegründet hat und sich in München befindet. Mario Gordano zeugt sehr viel Authentizität mit seinen Beschreibungen, da hier alles direkt herausgesagt und nichts beschönigt wird. Man merkt, dass es ihm um die Geschichte seiner Familie geht und nicht um die Stiftung von Sympathie. Denn sein Urgroßvater war alles andere als sympathisch. Geprägt von seiner gewalttätigen Ausbrüche des Vaters und der Manipulation seiner Mutter musste er es schaffen als kleiner Junge seinen eigenen Weg zu gehen. Dafür musste er sowohl psychisch und physisch eine Menge einstecken müssen. Ich empfehle das Buch jedem der sich für sizilianische Kultur interessiert und für andere Weltsichten offen ist. Das wird kein Buch sein, dass man in ein paar Tagen durchlesen kann. Hierfür ist es viel zu gewaltig und komplex. Viele geschilderten Ereignisse handeln von Missbrauch, posttraumatischen Belastungen und anderen Erkrankungen, wodurch eine bedrückende Atmosphäre besteht. Neben dieser Melancholie gelingt es dem Autor aber auch durch den bildhaften Schreibstil eine sehr warme und sonnige Stimmung zu entwickeln, bei dem das Gefühl entstehe man sei selber gerade im Sizilien gewesen und hätte mit einem älteren weisen Mann ein wichtiges Gespräch über die Lektionen des Lebens erhalten. Auch lernt man das ein oder andere Wort in italienisch dazu, da hier viele italienische Begriffe in kursiv eingefügt wurden, die eine zusätzliche Authentizität der Ereignisse und Geschichte schaffen.