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Tante_fluffi

Bewertungen

Insgesamt 21 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2024
Und dahinter das Meer
Spence-Ash, Laura

Und dahinter das Meer


ausgezeichnet

Was ist Familie?

"Und dahinter das Meer" von Laura Spence-Ash erzählt die Lebensgeschichte von Beatrix, die mit elf Jahren von ihren Eltern in die USA geschickt wird, um den Wirren des zweiten Weltkrieges in London zu entkommen. Zunächst ist Bea erschüttert davon, dass ihre Eltern sie einfach so wegschicken, doch dann lebt sie sich in ihrer neuen Familie ein.

Wie wird es für sie weitergehen, wenn der Krieg vorbei ist? Was macht die jahrelange Trennung über Kontinente hinweg mit einer Familie? Und kann man überhaupt nur eine Familie haben?

Die Autorin erzählt berührend, was Krieg und Trennung mit Familien anrichten kann, aber auch über neue Anfänge und dass das Leben manchmal ganz anders verläuft als gedacht - und trotzdem viel geben kann. Wir durchleben die Jahrzehnte zweier Familien in kurzen Kapiteln, die jeweils aus Sicht der unterschiedlichen Charaktere geschrieben sind. So entsteht ein atmosphärischer Roman, der mich in ein Wechselbad der Gefühle geworfen hat. Von schönen Sommerkindheitserinnerungen bis hin zu Tragödien, alles ist dabei - und dahinter immer das Meer.

Bewertung vom 03.08.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


ausgezeichnet

Dimensionen einer Freundschaft

Oscar ist ein absolutes Mathegenie, der bereits mit 17 Jahren sein Studium beginnt. Er stammt aus priviligierten Verhältnissen, tut sich neben der Mathematik jedoch schwer mit alltäglichen Dingen und sozialen Kontakten.

Zu Beginn seines Studium lernt er Moni kennen, die so ganz anders ist als er. Neben dem Studium kümmert sie sich um ihre Tochter und die Enkelkinder und jeden, der ihre Hilfe braucht. Außerdem scheißt sie auch noch ihren Haushalt und drei Jobs. Hier treffen zwei Personen aufeinander, die sich außerhalb der Uni wohl nie begegnet wären. Und im Laufe des Studiums wird klar, dass sie einander mehr brauchen, als gedacht.

Alina Bronsky zeichnet auch in "Pi mal Daumen" ihre Protagonist*innen wieder so liebevoll und warmherzig, man muss sie einfach sofort ins Herz schließen. Dabei kommt auch ihr neuer Roman wieder leicht und humorvoll daher und verpackt die tragischen Elemente so, dass es einem nicht schwer wird beim Lesen.

Ich liebe dieses Buch und die Geschichte um eine außergewönliche Freundschaft. Beim Lesen habe ich viel gelacht, aber auch manchmal Tränen in den Augen gehabt. Ein Buch für Fans von Alina Bronsky und alle anderen werden es sicher danach.

Bewertung vom 29.05.2024
Man sieht sich
Karnick, Julia

Man sieht sich


sehr gut

Die Liebe und das Timing

Fries und Roberts Freundschaft beginnt in ihrer Schulzeit. Beide werden gemeinsam erwachsen und haben mit ihren ganz eigenen familiären Herausforderungen zu kämpfen. Im Laufe der Zeit entwickelt sich bei Robert eine größere Zuneigung für Frie, doch das Timing der beiden ist nicht das Beste...

Der Roman "Man sieht sich" von Julia Karnick umfasst drei Zeitebenen. Wir begleiten Frie und Robert beim erwachsen werden, in ihren frühen 30ern und schließlich mit Anfang 50. Wir erleben eine ganz besondere Liebesgeschichte, die unter keinem guten Stern steht. Timing, äußere Umstände und die Eigenheiten der beiden sorgen dafür, dass sie sich immer wieder aus den Augen verlieren.

Beim Lesen wollte ich Frie und Robert manchmal zurufen, sie sollen sich zusammenreißen und einfach zusammen sein. Abschnittsweise war mir mal Frie, dann wieder Robert unsympathisch. Plötzlich konnte ich ihre Situation wieder gut verstehen. Ein auf und ab der Gefühle für die beiden, aber auch für mich als Leserin. Und am Ende die Frage nach dem "was wäre, wenn...?".

Die Autorin erzählt hier eine Liebes- und Lebensgeschichte, die aus dem Leben gegriffen scheint und mit der sich sicherlich viele Lesende identifizieren können. Ich habe das Buch sehr gern gelesen.

Bewertung vom 18.04.2024
Wo die Asche blüht
Que Mai, Nguyen, Phan

Wo die Asche blüht


ausgezeichnet

Die Wirren des Krieges

"Wo die Asche blüht" von Nguyễn Phan Quế Mai erzählt die bewegende Geschichte von Trang und ihrer Schwester Quỳnhin der Zeit des Vietnamkrieges und welche Opfer die beiden Mädchen bringen mussten, um ihre Familie durchzubringen, immer verbunden mit dem Wunsch auf eine bessere Zukunft.

Spannend beschreibt die Autorin, was der Krieg und die Armut mit der vietnamesischen Bevölkerung gemacht hat und wie die Folgen bis heute nachwirken. Ich konnte das Buch, wie auch schon den ersten Roman "Der Gesang der Berge" kaum aus der Hand legen. Bis zu ihrem ersten Buch wusste ich recht wenig über den Vietnamkrieg und das Land selbst. Die Autorin aber schafft es, historische Fakten in einen gut lesbaren, fesselnden Roman zu verpacken. So wird man gut unterhalten und doch wirken die Geschichten noch lange nach. Im Nachwort werden auch noch weitere Quellen genannt, falls man sich weiter mit der Geschichte der Kinder vietnamesischer und amerikanischer Eltern beschäftigen möchte.

Ein historischer Roman, der eben nicht nur die amerikanische Seite des Vietnamkrieges schildert, wie es Filme üblicherweise tun. Ich hoffe, noch viele Bücher von Nguyễn Phan Quế Mai lesen zu dürfen und meine Faszination für Vietnam hat sie auf jeden Fall geweckt.

Bewertung vom 17.03.2024
Issa
Mahn, Mirrianne

Issa


sehr gut

Über den Kampf um ein selbstbestimmtes Leben

Issa reist schwanger von Deutschland nach Kamerun, in das Land ihrer Kindheit, um dort verschiedene Rituale auf dem Weg zur Mutterschaft zu durchlaufen. Zuhause fühlt sie sich von dem Kindsvater und ihrer Mutter unter Druck gesetzt, eigentlich möchte sie die Reise aber auch nicht antreten. In Kamerun trifft sie auf ihre Großmütter und in Rückblenden wird deren dramatische Familiengeschichte erzählt.

Es ist eine bewegende Geschichte über die Frauen und Mütter im Kamerun des 20. Jahrhunderts unter den Bedingungen des Kolonialismus, die darum kämpfen, ihr Leben selbstbestimmt zu leben und sich den Männern nicht zu unterwerfen. Die Autorin thematisiert aber auch die Zerrissenheit und Schwierigkeiten von Menschen, die in zwei unterschiedlichen Welten aufgewachsen sind.

"Issa" ist ein großartiger Debütroman von Mirrianne Mahn.

Bewertung vom 07.03.2024
Kosakenberg
Rennefanz, Sabine

Kosakenberg


ausgezeichnet

Vom Weggehen und (nicht) Heimkommen

Kathleen beginnt ein neues Leben in London, fern von ihrer brandenburgischen Heimat Kosakenberg. Der Roman begleitet sie bei ihren Heimfahrten und so erfahren wir im Laufe des Buches einiges über Kathleens Kindheit und Jugend, über die Flucht aus der Provinz, sobald sie alt genug war und über ihre Familie und Freunde in Kosakenberg. Mit jeder Heimfahrt, mit all der Zeit, die vergeht, wird der Graben zwischen Kathleen und ihrer alten Heimat größer. Dort ist sie die Schreiberline, weil niemand weiß, was sie in London eigentlich macht. Während sie sich weiterentwickelt, scheint die Welt in Kosakenberg fast stehenzubleiben.

Sabine Rennefanz beschreibt die Entfremdung zwischen den beiden Welten sehr eindrücklich. Es ist eine ruhige Geschichte, berührend und doch irgendwie bedrückend. Mir fiel es beim Lesen manchmal schon schwer, die Begegnungen von Kathleen mit Kosakenberg und den Bewohner*innen auszuhalten - es ist eben kein Wohlfühlbuch.

Ein melancholisches Buch über Heimat und das Gefühl, nicht mehr dorthin zu gehören, welches zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 08.02.2024
Hallo, du Schöne
Napolitano, Ann

Hallo, du Schöne


ausgezeichnet

Was für eine Familiengeschichte

William Waters erlebt keine schöne Kindheit, kennt keinen Familienzusammenhalt und erfährt keine Liebe von seinen Eltern. Als er dann am College Julia Padavano kennen und lieben lernt, wird sein Bild von Familie auf den Kopf gestellt - denn mit Julia bekommt er auch noch den Familienanschluss an ihre drei Schwestern und ihre Eltern. Was dann folgt ist eine emotionale Achterbahn durch die Leben von William, den Padavano-Schwestern und ihren Nachkommen.

Was macht es mit einem Menschen, wenn er keine Liebe in der Kindheit erfährt? Wie gehen Familien mit Schicksalsschlägen und lebensverändernden Entscheidungen um, auch wenn sie eigentlich so eng zueinander stehen?

"Hallo, du Schöne" von Ann Napolitano ist eine berührende, emotionale Geschichte über Liebe, Trauer und Familie, die unter die Haut geht. Dabei erzählt Napolitano auf so ruhige Art und Weise die Geschichte der Protagonist*innen über viele Jahrzehnte, dass man gar nicht merkt, wie man über die Seiten fliegt.

Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen und viel zu schnell beendet.

Bewertung vom 08.02.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


ausgezeichnet

Geht unter die Haut

Eigentlich hatte ich mir von "Leuchtfeuer" etwas ganz anderes erwartet. Dennoch hat mich dieser Roman von Dani Shapiro positiv überrascht.

Im Jahr 1985 geschieht ein furchtbarer Unfall, der für die Familie Wilf alles verändern wird. Jahre später zieht auf der anderen Straßenseite eine Familie ein, die ihre ganz eigenen Probleme und Herausforderungen hat. Dennoch sind ihre Schicksale miteinander verbunden und es entsteht eine Freundschaft, zwischen Ben, dem Vater der Familie Wilf und Waldo, dem Nachbarsjungen.

Ein Buch, das unter die Haut geht und auf eine ruhige und manchmal erschütternde Weise zeigt, was Geheimnisse und fehlende Kommunikation innerhalb der Familie anrichten können. Ich mochte alle Protagonist*innen in dieser Geschichte sehr gerne, habe mit ihnen getrauert und gelitten. Aber die große Stärke des Buches zeigt sich in den Momenten der Verbindung - wenn Shapiro über die Liebe von Eltern und Kindern oder über die Freundschaft zwischen Ben und Waldo.

Bewertung vom 08.02.2024
Voll ungerecht!
Frauhammer, Assata

Voll ungerecht!


ausgezeichnet

Gemeinsam über Gerechtigkeit nachdenken

Selten haben unsere 9-jährige Tochter und ich über ein Kindersachbuch so lange gesprochen und nachgedacht.

"Voll ungerecht!" schafft es auf ganz unaufdringliche Weise, alle Seiten des Themas Gerechtigkeit zu beleuchten. Es geht eben nicht nur um gerechte Verteilung von Süßigkeiten und Geschenken, sondern z. B. auch um Menschenrechte, Frauenrechte, Chancengleichheit, Demokratie und Nachhaltigkeit. Gleichzeitig werfen die Autorinnen auch einen Blick in die Zukunft und zeigen auf, was jede Einzelne von uns tun kann für eine gerechtere Welt. Dabei ist das Buch auch noch wunderschön illustriert und veranschaulicht alle Themen für die Kinder. Sehr gut gefällt mir auch die Haptik des Buches und die Materialauswahl, es wurde hier wohl großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt.

Die Lektüre ist vor allem für Kinder im Grundschulalter geeignet, denn da kommt das Thema Gerechtigkeit im Alltag nur allzu oft vor. Besonders gefallen hat uns aber wirklich der Rundumblick und dabei habe auch ich noch viel gelernt und neu überdacht.

Bitte kaufen, verschenken und vorlesen für eine gerechtere Zukunft für uns alle.

Bewertung vom 09.12.2023
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


sehr gut

Ein Roman über Freundschaft, Liebe und das Älterwerden

"Eine halbe Ewigkeit" erzählt die Geschichte von Cora Hübsch aus dem Roman "Mondscheintarif" weiter. Cora ist mittlerweile Mitte 50, die Kinder sind aus dem Haus, die Ehe zum Alltag geworden - doch plötzlich wird sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und erlebt ein aufregendes Wochenende, nach dem sich für sie Einiges ändern wird.

Doch es wird nicht nur die Geschichte von Cora weiter erzählt, auch bekannte Figuren aus einem einem anderen Buch von Ildikó von Kürthy tauchen wieder auf.

Der Schreibstill ist vertraut humorvoll, manchmal bissig, gleichzeitig emotional und nachdenklich. Von Kürthy schreibt ihre Bücher entlang ihrer eigenen Entwicklung und greift jetzt die Themen auf, die wahrscheinlich für sie selbst und ihren Freundeskreis gerade relevant sind.

"Eine halbe Ewigkeit" ist auf jeden Fall ein Buch für Fans von Ildikó von Kürthy und für Frauen, die sich gerade vor ähnlichen Herausforderungen sehen wie Cora Hübsch. Ich selbst bin noch ein bisschen zu jung, um einige Stellen im Buch wirklich nachvollziehen zu können. Es ist aber auch eine bewegende Geschichte über Freundschaft, Liebe und Freiheit und auf jeden Fall lesenswert.

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