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Bin der M
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Murnau

Bewertungen

Bewertung vom 17.01.2025
Heiliger Zorn
Nixey, Catherine

Heiliger Zorn


weniger gut

Wenn ihr euch mal so richtig sauer fühlen wollt, dann lest es, das Buch kann das. Dann habt ihr ein Feindbild - in diesem Fall das Christentum. An dem könnt ihr alle Wut rauslassen. Allerdings: ihr könntet auch jede andere beliebige Gruppe zu eurem Feindbild basteln, so wie es Nixey hier macht. Will ich das? Eine Wut extra aufbauen, um sie dann wieder rauszulassen?
Das Richtige an Nixeys Buch ist ja, dass sie auf das Problem aufmerksam macht: Ausgerechent die Religion, die Friedensreligion sein will (und für viele auch ist) verhält sich manchmal ganz schön unfriedlich, intolerant. Aber ausgewogen geht anders. Was Nixey hier macht, ist ein Trugbild, mit dem sie sich selbst betrügt, und die Leser:innen dazu. Dass die Welt vor dem Christentum toleranter gewesen sein soll als mit dem Christentum? O weh.
Sie schreibt, dass der antike Staat in der Zeit der Christenverfolgung "nur" 1.500 umgebracht haben soll. Und wenn es so ist - sie legt genau einen Fall vor, wo umgekehrt Christen eine pagane Frau umgebracht haben, die Philosophin Hypatia. Ein Mord, der wirklich grauenhaft war. Aber Nixey verschweigt, dass "die Antike" schon vorher viele Religionen, viele Götterkulte verboten und verfolgt hat. Man muss schon mit dem gleichen Maß messen. Oder sie hätte ins Vorwort schreiben müssen: "Liebe Leser:innen, ich will in diesem Buch nur meine Wut rauslassen, bitte versteht es nicht als faire Darstellung, ich habe selektiv all das zitiert, was meine Wut am lodern hält."
Die Rezensionen im Netz weisen dem Buch einen historischen Fehler nach dem anderen nach.
Gerade noch zwei Sterne, weil Nixeys antike Quellenangaben im Großen und Ganzen korrekt sind, und weil sie eine Diskussion am Laufen hält (neu ist sie nicht), die geführt werden muss.