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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Karina
Wohnort: 
Wiesbaden

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 20.05.2025
Perlen
Hughes, Siân

Perlen


sehr gut

Zunächst vorab: Dies ist kein Wohlfühlroman, aber ein äußerst lesenswertes Buch, das tief unter die Haut geht und auch Stellenweise weh tut.
In 'Perlen' von Siân Hughes begleiten wir Marianne, die mit gerade einmal acht Jahren ihre Mutter verliert. Diese liebenswerte Frau verlässt das Haus und kehrt nie wieder zurück.
Zurück bleiben Marianne, ihr kleiner Bruder Joe, der noch ein Baby ist, und der Vater Edward.
Was genau mit der Mutter geschah, können wir im Laufe der Geschichte nur erahnen.
Der Roman trägt durchgehend eine melancholische Grundstimmung, und es ist kaum auszuhalten, wie sehr Marianne unter dem Verlust leidet. Viele Jahre lang versucht sie, zu verstehen, was passiert ist.
Es schien doch alles so schön - ein perfektes Familienidyll, so scheint es auf den ersten Blick.
Doch Marianne wächst mit einer tiefen Verlorenheit und Trauer auf, gespickt mit Schuldgefühlen, die mir sehr ans Herz gegangen sind.
Warum hat sie es nicht bemerkt, als die Mutter ging? Hätte sie sie vielleicht sogar aufhalten können? Diese Fragen beschäftigen sie, und kein Kind sollte ein solches Päckchen mit sich herumtragen müssen.
Als Marianne schließlich selbst Mutter wird und sich die Puzzelteile langsam zusammenfügen, beginnt sie, die Geschehnisse zu verstehen und zu verarbeiten.
Ein Weg dorthin ist hart, und wird auf eine rohe und doch poetische Weise erzählt.
Besonders interessant ist die Verbindung zu dem mittelenglischen Gedicht 'Pearl', das in der Geschichte eine zentrale Rolle spielt.
Nach Beendigung des Buches empfehlen ich, die Übersetzung dieses Gedichtes zu lesen - es bringt noch einmal einiges klarer zum Ausdruck.
'Perlen' ist ein bewegendes Buch mit einer gewissen Schwere und ordentlich Tiefgang, das bei mir lange nachwirkt.

Bewertung vom 01.05.2025
Beeren pflücken
Peters, Amanda

Beeren pflücken


ausgezeichnet

Einen schönen Abschluss meines Lesemonats April hat mir der Roman 'Beeren pflücken' von Amanda Peters beschert.
Er erzählt die Geschichte einer indigenen Mi'kmaq Familie, die jedes Jahr von Nova Soctia nach Maine zieht, um den Sommer über bei der Blaubeerernte zu helfen.
Die jüngste der fünf Geschwister, Ruthie, wartet stets geduldig auf einen Stein und spielt mit ihrer Stoffpuppe.
Eines Tages ist Ruthie verschwunden und taucht trotz endloser Suchaktionen nicht wieder auf.
Dieser Teil der Erzählung wird aus der Perspektive des zweitjüngsten Familienmitglieds, Joe, geschildert.
Der zweite Handlungsstrang dreht sich um Norma. Sie wächst als Einzelkind bei einer äußerst ängstlich und fast schon erdrückenden Mutter sowie einem eher zurückhaltenden Vater auf. Obwohl sie sehr geliebt wird, fehlt ihr dennoch etwas.
Komische Träume, ungewöhnliche Empfindungen und eine dunklere Hautfarbe begleiten sie lange Zeit in ihrem Leben.
Der Klappentext verrät bereits die Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen, doch im Verlauf der Geschichte passiert noch so viel mehr. Als Leser fiebert man mit und ist einfach nur gespannt, wie alles weitergeht.
Der Roman liest sich unglaublich flüssig, und besonders die Handlung um Joe hat mir sehr gefallen.
Seine Schuldgefühle, Wut, Schmerz und Ziellosigkeit, aber auch die Hoffnung, die ihn antreibt, prägen sein Leben.
Das Buch bietet eine Vielzahl an Themen, ohne dabei überladen zu wirken. Es ist nicht immer leicht zu lesen, was diese Familie alles durchmachen muss, doch ich habe das Lesen die ganze Zeit über sehr genossen, weil es einfach ein großartiger Roman ist.
Ich empfehle ihn sehr gerne weiter! 🙂

Bewertung vom 13.04.2025
Der Einfluss der Fasane
Strubel, Antje Rávik

Der Einfluss der Fasane


gut

Dies hier ist wieder so eine Rezension, die mir richtig schwerfällt.
'Der Einfluss der Fasane' von der Autorin Antje Rávik Strubel hat mir bis etwas über die Hälfte wirklich gut gefallen und dann ging es leicht bergab.
Die Erzählung grob angerissen:
Die taffe Feuilletonchefin Hella Karl gerät plötzlich ins Kreuzfeuer.
Ist sie nicht ziemlich wahrscheinlich für den Selbstmord des Theater-Intendanten Kai Hochwerth verantwortlich?
Sie hat schließlich den Artikel über ihn und seine Aufforderung zur Abtreibung an eine seiner Schauspielerinnen geschrieben.
Ruck zuck, wird nun plötzlich der Täter zum Opfer und Hella zum Sündenbock.
Die Figur von Hella Karl fand ich super dargestellt. Ein paar typisch patriarchale Verhaltensmuster wurden ihr zugeteilt und auch im ganzen Buch aufgezeigt, und das hat mir gut gefallen.
Das mit den Fasanen kann ich nicht erklären, hat sich mir nicht erschlossen.
Insgesamt macht der Roman auf eine lockere Art auf das Thema Machtmissbrauch und die Gefahr der Hetze in den sozialen Medien aufmerksam. Das ist schon recht interessant, muss ich sagen.
Wie schon am Anfang erwähnt kam ich super in die Erzählung rein und es hat mich total gepackt, dann flaute es ab und nur noch Hellas Gedanken konnten mich nicht mehr wirklich fesseln.
Ich bin zwar nicht zu hundert Prozent überzeugt, aber fand es auch nicht schlecht 😅.
Da ich so hin- und hergerissen bin, empfehle ich, dass Ihr Euch am besten ein eigenes Bild von dem Buch macht.
Sorry, für die schwammige Aussage 🙈.