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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
G.Walslebe
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 10 Bewertungen
Bewertung vom 16.11.2019
Morgendusche
Silber, Herwig

Morgendusche


ausgezeichnet

Schon in seinen Roman "3 zu viel für diesen Job" konnte man die skurrilen Situationen und die manchmal deftige, nein besser saftige Sprache des Autors sehr genießen. In seinem neuen Buch erfreut der Autor mit einem bunten Strauß sehr unterschiedlicher Geschichten, die, wie er meint, zum Wachwerden taugen. Keine Sorge, man muss sie nicht nur morgens lesen, sie sind wahrlich Ganztagsgeschichten, wenn auch ganz bestimmt keine Alltagsstories. Alle weisen überraschende Wendungen auf . Gleich beim ersten Abenteuer in den Bergen erfährt einer der Protagonisten die Hinterhältigkeit eines vermeintlichen Freundes, oder ist das Ende doch purer Zufall? Im Café Helmbrecht lernt man, wie jemand sich schnell und sicher Gratisspeisen ergaunern kann. Der Autor schreckt auch vor Gereimtem nicht zurück. Es stellt sich die Frage, wie man am sichersten erbt. Ein sehr aufschlussreiches Gedicht. Kurzgeschichten, ob nun morgens oder am Abend genossen, erfreuen sich im Allgemeinen nicht so großer Beliebtheit. Sind sie aber so abwechslungsreich, überraschend und routiniert geschrieben wie in Herwig Silbers "Morgendusche", sind sie ein unbedingtes Muss zum Lesen.

Bewertung vom 16.11.2011
Die Realität so sagen, als ob sie trotzdem nicht wär oder Die Wutausbrüche der Engel
Winkler, Josef

Die Realität so sagen, als ob sie trotzdem nicht wär oder Die Wutausbrüche der Engel


weniger gut

Solange Winkler über seine eigene Jugend und Situation in der Enge des ländlichen Lebens schreibt, bleiben der Inhalt und die Sprache stark, obwohl alles Geschriebene schon in anderen Büchern des Autors zu großen Teilen abgehandelt wird. Die literarische Wiederholung schmälert den Wert des Buches. Richtig ärgerlich aber sind die Abhandlungen über seine (vermeintlichen?) Vorbilder Genet und Soutine. Da wird die Sprache schwach und das Geschriebene rückt an die Qualität eines Artikels bei Wikipedia, ist nur viel länger und an der Stelle in dem Buch m.E. völlig fehl am Platz. Insgesamt „ein Winkler“, den man gut missen kann.

Bewertung vom 18.09.2011
Weiskerns Nachlass
Hein, Christoph

Weiskerns Nachlass


gut

Stolzenburg ist der Protagonist dieses Romans, der im akademisch-universitären Prekariat lebt. Mit seinem Alter von Ende fünfzig hat er auch keine Zukunftsaussichten mehr, sondern kümmert sich um den Erhalt seiner Alterssicherung, indem er fast jede Kröte schluckt, die ihm von anderen dargeboten wird. Ihm wird immer wieder gezeigt, dass er keine volle akademische Stelle bekommen wird, an ihm prallen auf der anderen Seite aber Bestechungsversuche pekuniärer sowie liebesdienerischer Art ab. Er wird von einer Kleinmädchen-Gang geprügelt und gedemütigt, ist in einen Betrugsfall verwickelt und agiert in Liebesdingen eher glücklos. Der Roman bearbeitet mir einfach zu viele Themen, die außer über die Person Stolzenburgs nicht so richtig miteinander verknüpfbar sind. Das ist schade, weil mit der Aufarbeitung der universitären und daraus resultierenden menschlichen Situation des Protagonisten, der sich den in der Öffentlichkeit wenig interessierenden Forschungen zu Weiskern, einem Regisseur, Schauspieler und Librettisten (Bastien et Bastienne)im 18.Jahrhundert echauffiert, genügend interessanter und tiefgründiger Stoff gegeben wäre. So fragt man sich aber nach recht kurzweiligem Lesen, was neben oberflächlicher Unterhaltung der wirkliche Aussagewert dieses Romans ist. Schade.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.07.2011
Die Feigheit der Frauen
Mika, Bascha

Die Feigheit der Frauen


schlecht

"Die Feigheit der Frauen" wird in verschiedenen Lebenssituationen beschrieben, ohne dass sie im Einzelnen wirklich unterschiedlich sind. Die Darstellung enthält Wiederholungen und Ausschmückungen des immer wieder selben Tatbestandes, nämlich dass sich Frauen - z.T. auch sehr gern - den Männern finanziell ausliefern und damit auf vielen Feldern von ihnen abhängig sind. B.M. nennt das Hormonfalle oder Komfortzone. Die Lösung des Problems, wie Frauen daraus entfliehen oder sie vermeiden können, bleibt B.M. weitgehend schuldig. Einzig und allein wird der Lebensentwurf vieler Frauen, Hausfrau und Mutter zu sein, als einengend, stumpf und abhängig machend beschrieben, weil B.M. hauptsächlich die gut ausgebildeten Frauen in ihrer Sicht hat. Arbeiten Frauen hingegen - natürlich in guten Stellungen - , wären sie frei, stünden auch in geistigem Wettbewerb und es ginge ihnen besser. Das alles sind Klischees, die B.M. nur zu gerne und gebetsmühlenhaft wiederholend bedient. Ein Buch, das man nicht lesen muss, der Klappentext reicht wirklich völlig.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2010
Das Böse liegt so nah
Kane, Andrea

Das Böse liegt so nah


ausgezeichnet

Gut gemachte Krimis erfreuen zwischendurch immer wieder. Und dieser Krimi ist wirklich gut und vor allem durchgängig spannend geschrieben. Sowohl die Story als auch der flüssige Schreibstil und der Aufbau des Buches sind über weite Strecken wirklich Atem beraubend. Die Zusammenstellung der Informationen, die zur Entlarvung des Täters für die Leser führen, sind folgerichtig und sehr gut nachvollziehbar. Ein rundum gelungener Krimi für dunkle Winterabende.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2010
Schlaf still
White, Kate

Schlaf still


gut

Um es vorweg zu nehmen, die Nägel habe ich mir beim Lesen vor Spannung nicht abgekaut, wie es der Klappentext verspricht. Dennoch ist der Krimi nicht schlecht gemacht, hat einen ordentlichen Spannungsbogen, zwischendurch immer wieder kleine Höhepunkte und einen flüssig lesbaren Schreibstil. Mit dem tragenden Inhalt IVF wird eine zurzeit stark interessierte Lesergemeinde bedient. In der Klinik kommen dazu Ungereimtheiten vor, die die Geschichte vorantreiben.
Über kleine Ungereimtheiten im Fortgang der Geschichte kann man hinweggehen oder -lesen. So ganz nachvollziehbar aber ist es nicht, warum die Protagonistin vom Tatort flieht, ohne die Polizei zu holen. Diese Ungereimtheit belastete wohl auch die Autorin selbst, weil sie immer wieder im Verlauf des Buches darauf zurückkommt. Täter und Motiv sind am Ende recht überraschend.

Bewertung vom 12.10.2010
Das war ich nicht
Magnusson, Kristof

Das war ich nicht


gut

Die ersten 100 Seiten waren schnell und nett zu lesen, der Stil von Magnussen eher für die seichte Literatur geeignet, die letzten 180 Seiten aber waren zum Teil zu vorhersehbar, zum Teil etwas zu gewollt. Die drei Ich-Erzähler waren wirklich nicht tief genug gezeichnet, um ihre Handlungsweisen tatsächlich zu verstehen. Da geistern Namen durch das Buch, ohne dass deren Einfluss auf einen der Protagonisten wirklich erkennbar ist (z.B. Artur). Und dass ein Bänker (und das noch als Einzelner)eine Finanzkrise mit den eher kleineren Summen auslösen könnte, na, wer's glaubt ...
Insgesamt ein Buch, das gut zu lesen ist, immer wieder mal eine nette Passage aufweist, aber nicht wirklich zum Brüllen komisch ist oder Tiefgang aufweist. Schnell gelesen, wahrscheinlich aber auch ebenso schnell vergessen.

3 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.10.2010
Das amerikanische Hospital
Kleeberg, Michael

Das amerikanische Hospital


gut

Das amerikanische Hospital ist ein Buch mit furiosem Beginn, sowohl vom Inhalt als auch von der Sprache her. Ein traumatisierter amerikanischer Offizier fällt im amerikanischen Hospital in Paris einer Frau vor die Füße, die dort künstlich befruchtet werden soll. Sowohl die Heilung der Kriegstraumata des Offiziers als auch die Fertilisation schlagen fehl.
Offizier und Frau kommen sich näher, entwickeln über gemeinsame Vorlieben und Interessen zu Kunst, Lyrik und Literatur ein stabiler werdendes, platonisches Verhältnis. Dies ist verblüffend, weil sie alles Militärische vehement ablehnt und sich durch das anfängliche Verschweigen der militärischen Identität hintergangen fühlt. Über einzelne, traumatisierende Erlebnisse im Irakkrieg berichtet er sehr intensiv, sodass sie seine Traumata zu verstehen lernt. Er wiederum fühlt sich sehr zurückhaltend in ihre Enttäuschungen über die fehlschlagenden Fertilisationen ein.
Im Verlaufe des Romans verstärken sich Redundanzen, auch die sprachliche Kraft lässt etwas nach. Das Ende des Romans überzeugte mich trotz des überraschenden Wechsels der Erzählperson gar nicht. Er ist damit eine Erzählung mit starken Höhen, aber auch mit Tiefpunkten.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.10.2010
Ein hoher Preis
McDonell, Nick

Ein hoher Preis


schlecht

In Afrika wird ein Dorf ausgelöscht, um einen charismatischen Rebellen zu töten, über den eine der Protagonisten ein Buch geschrieben hat, das den Pulitzerpreis gewonnen hat. Zeuge des Anschlags war ein junger amerikanischer Agent, der über die veröffentlichte Meinung über den Anschlag zweifelt und diesen Zweifeln nachgeht. Daneben gibt es eine Mehrzahl von Handlungssträngen - häufig auch für den Fortgang des Romans sehr belanglosen -, die in kurzer Abfolge abwechseln, was wohl dramaturgisch und sprachlich Tempo vorgaukeln soll, das der Roman beileibe nicht hat, sondern häufig das Lesen und die Vertiefung von Hintergründen behindert.
Die handelnden Personen sind blutleer und unglaubwürdig, ihre Betrachtung oberflächlich, der Fortgang der Geschichte ist durchsichtig und sehr klischeehaft und ob die Campusepisoden in Harvard realitätsnah sind, sehe ich skeptisch, obwohl die Sucht, in netzwerkbildende Vereinigungen aufgenommen zu werden, wohl dort sehr ausgeprägt ist. Insoweit erhält man vielleicht ein kleines interessantes Bild am Rande.
Der im Klappentext versprochene Politthriller ist dieses Buch bestimmt nicht, es fehlen der Spannungsbogen, die überraschenden Wendungen und die weniger klischeehafte Politdarstellung. Wenigstens gibt es keinen übermächtigen und besonders guten Weltenretter, das hätte der Bewertung des Buches den letzten Stern gekostet.

0 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2010
3 zu viel für diesen Job
Silber, Herwig

3 zu viel für diesen Job


sehr gut

Sicher, die Auswahlmethoden für Personal in der Wirtschaftswelt werden immer ausgefallener. Glücklicherweise sind sie doch noch nicht so abstrus wie Herwig Silber sie in seinem Roman beschreibt. Dennoch merkt man immer wieder, dass der Autor sich in der Personalberater-Szene auskennt. Ist das Buch ein Krimi oder eine Burleske um vier miteinander streitende Bewerber, die so gegnerisch gar nicht miteinander umgehen ? Der Streit oder die Konkurrenzsituation wird immerzu von außen auf das Böseste angestachelt, nicht ohne dass auch hierbei hin und wieder etwas schiefgeht.

Das Buch ist kurzweilig zu lesen und das Ende lässt die Waagschale vielleicht eher zur Burleske neigen. Ein Buch für zwei entspannte Sommerabende auf dem Balkon.