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Anna
Wohnort: 
Frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 48 Bewertungen
Bewertung vom 27.10.2024
Die Lungenschwimmprobe
Renberg, Tore

Die Lungenschwimmprobe


sehr gut

Medizin vs. Religion an einem tragischen Beispiel

Sehr interessanter historischer Roman, der auf einem wahren Fall beruht. Er spielt im 17. Jahrhundert rund um Leipzig und es geht um die junge Anna Voigt, Tochter eines Gutbesitzers, die des Kindsmords angeklagt wird. Der angesehene Medicus Dr. Schreyer versucht mit einer bisher weitgehend unbekannten Methode, die er Lungenschwimmmprobe nennt, zu prüfen, ob das Kind bei der Geburt gelebt hat oder ob es sich um eine Totgeburt handelte. Der Gutsbesitzer beauftragt den aufstrebenden Advocatus Christian Thomasius seine Tochter vor Gericht zu verteidigen. Der Fall entwickelt sich zu einer Odyssee für die ganze Familie und alle Beteiligten.

Leider sind die Seiten sehr dünn, so dass man schnell mal eine Seite überblättert. Das hat allerdings den Vorteil, dass das Buch nicht so viel Platz im Regal einnimmt. Für knapp über 700 Seiten kommt es im Vergleich zu ähnlich umfangreichen Büchern sehr schlank daher.

Der Roman wirkt sehr gut recherchiert. Der Autor hat versucht die Geschichte möglichst realitätsnah wiederzugeben, so weit das anhand der vorliegenden Quellen möglich war. Es gibt auch immer wieder kleine ergänzende Anmerkungen des Autors. Ein Kapitel bezieht sich komplett auf einen Teil seiner Recherche.

Stellenweise hat es sich etwas gezogen, da die Erzählung manchmal doch sehr abschweift und sich etwas im Detail verliert. Gerade die Abschnitte von Thomasius waren mir da manchmal etwas zu viel des Guten. Ich hatte aber nie das Bedürfnis abzubrechen und war durchweg gespannt wie es nun weitergeht. Ein guter Einblick in die damalige Gesellschaft und definitiv keine Zeit in der ich hätte leben wollen.

Bewertung vom 18.10.2024
Verborgene Fabelwesen der Meere
Schäfer, Florian

Verborgene Fabelwesen der Meere


ausgezeichnet

Atemberaubend

Buch ist einfach wunderschön, mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Material und Verarbeitung wirken sehr hochwertig.  

Mit diesem Buch kann man wirklich in eine andere Zeit und Welt eintauchen. Unterhaltsam und spannend geschrieben und dazu ganz viele tolle Illustrationen. Neben den Illustrationen finden sich auch immer wieder Briefe, Skizzen und anderweitige Anmerkungen, die die Geschichte noch authentischer erscheinen lassen. Die Beschreibungen der Fabelwesen klingen so fundiert als würden sie tatsächlich existieren und sich nur vor uns verborgen halten. 

Ein faszinierendes Buch für Groß und Klein. Mir hat es super gefallen und ich habe mir gleich den ersten Band der Reihe "Fast verschwundene Fabelwesen - die sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt" nachbestellt, in dem es um die Fabelwesen an Land geht.

Bewertung vom 25.09.2024
Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2


sehr gut

Spannender Schweden-Krimi

Der zweite Band um den Kriminalbeamten Tomas Wolf und die Journalistin Vera Berg spielt dieses mal im winterlich verschneiten Schweden.

Mir hat der Schreibstil wieder gut gefallen und an Spannung hat es auch nicht gemangelt. Cover und Farbschnitt sind wieder sehr schön und stimmig gestaltet.

Mehrere Morde im Rotlichtmilieu führen Tomas Wolf und Vera Berg wieder auf, mehr oder weniger, gemeinsame Ermittlungen. Tomas hat außerdem damit zu kämpfen, dass seine Frau ihn mit den Kindern verlassen hat. Vera dagegen hat es nicht leicht in der männerdominierten Redaktion und dann ist da noch Sigge...wie wird es mit ihm weitergehen?

Ein spannender und wendungsreicher Krimi, der mich gut unterhalten hat. Das Ende lässt auf mindestens einen weiteren Band hoffen. Ich muss auf jeden Fall wissen wie es weitergeht und werde die Augen offen halten.

Bewertung vom 07.08.2024
Als wir Schwäne waren
Karim Khani, Behzad

Als wir Schwäne waren


sehr gut

Sprachgewaltig und anklagend

Ein sehr interessantes Buch zu den Themen Flucht, Migration, Heimat bzw. dem fehlenden Heimatgefühl.

Es geht um Reza, der im Alter von 10 Jahren mit seinen Eltern aus dem Iran nach Deutschland geflohen ist. Dort wächst er im Ruhrgebiet der 90er Jahre in einer Art Parallelwelt auf. Umgeben von Kriminalität, missverstanden und ausgenutzt, zwischen rivalisierenden Roma-Großfamilien, fühlen sie sich wie Fremdkörper in diesem Land. Die Studienabschlüsse seiner Eltern werden hier nicht anerkannt, so arbeitet der Vater schließlich als Taxifahrer um für die Familie zu sorgen und zieht sich immer mehr zurück. Die Mutter macht gute Mine zum bösen Spiel während der Sohn die Wut für die ganze Familie in sich zu tragen scheint.

Letztlich bleiben sie immer fremd in diesem Land, das sie nicht so recht verstehen können.
Symbolisch stehen dafür die Schwäne, die sie ein Mal im Iran aus der Ferne beobachtet haben und nur als Zugvögel kennen. Hier in Deutschland dagegen bleiben die Schwäne das ganze Jahr über und sind auch nicht scheu...

"Wenn das Höchste, was die anderen Schwäne erreichen konnten, also Erträglichkeit war, hier aber das Glück der Schwäne liegt. Was, wenn Glück schwerhörig macht, faul und flugunfähig."

Der Schreibstil ist sprachlich sehr ansprechend und oft geradezu poetisch, teilweise aber auch schonungslos hart. Man spürt wie die Wut in Reza wächst. Zum Ende hin wird der Ton immer anklagender. Man sieht Deutschland aus anderen Augen und kann sich etwas in die Situation hier lebender Flüchtlinge hineinversetzen. Da prallen völlig verschiedene Welten aufeinander.

Wer sich für die o.g. Themen interessiert und gerne poetische Texte liest, der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.

Bewertung vom 27.07.2024
Reise nach Laredo
Geiger, Arno

Reise nach Laredo


weniger gut

Hat meine Erwartungen nicht erfüllt

Es handelt sich um eine fiktive Geschichte über eine historische Person und zwar Karl V., der sich schwerkrank auf eine letzte Reise begibt. Nachdem er als König zurückgetreten ist hat er sich in ein Kloster zurückgezogen und sucht nach einem Sinn in seinem Leben, da er sich nun nicht mehr als König identifizieren kann und das bisher sein Leben vollständig ausgefüllt hatte. Dort lebt auch sein illegitimer Sohn Geronimo, der nicht weiß, dass Karl sein Vater ist.

Die Geschichte wirkt insgesamt ziemlich trostlos und deprimierend. Ein Spannungsbogen hat sich für mich leider nicht aufgebaut. Von der Reise und vor allem der Entwicklung zwischen Karl und Geronimo hatte ich mir mehr erwartet.

Der Schreibstil ist sprachlich schön, aber insofern gewöhnungsbedürftig, dass er gänzlich ohne Kapitel oder Abschnitte auskommt. Da das Buch nicht so dick ist, finde ich es nicht so schlimm, hätte aber trotzdem lieber eine gewisse Aufteilung gehabt.

Alles in allem war es leider eine kleine Enttäuschung für mich und ich musste mich beim Lesen oftmals durchquälen, das konnte auch die Sprachgewalt des Autors nicht rausreißen. Daher gibt es von mir hier keine Empfehlung.

Bewertung vom 18.07.2024
Die Kraft der Bücher / Die Glücksfrauen Bd.2
Claire, Anna

Die Kraft der Bücher / Die Glücksfrauen Bd.2


sehr gut

Auf den Spuren der Großmutter - die Geschichte einer Flucht

Mit Spannung habe ich den zweiten Band der Glücksfrauen erwartet. Der erste Teil hat mir bereits gut gefallen und mich mit vielen offenen Fragen zurückgelassen, auf die ich mir in der Fortsetzung Antworten erhofft habe. Die habe ich auch bekommen...teilweise. Denn es folgt noch ein dritter Band um die Trilogie komplett zu machen und die Autorin versteht es ihre Leser neugierig zu machen wie es denn nun weiter geht.

Die Reihe dreht sich um drei Freundinnen die sich im zweiten Weltkrieg verloren haben und deren Enkelinnen, die nach und nach die Geschichte ihrer Großmütter erfahren. Luise flüchtet als Erste nach Amerika. Um sie dreht es sich hauptsächlich im ersten Band. Band 2 beschäftigt sich mit der Flucht von der Jüdin Maria und ihrer Familie. Der Titel "Die Kraft der Bücher" passt gut, denn Maria und ihr Mann Jakob sind Buchhändler und Bücher haben auch auf ihrer Flucht eine wichtige Rolle gespielt.

Prinzipiell mag ich es, wenn ein Roman auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Hier zeigte der Teil in der Gegenwart für mich jedoch deutliche Schwächen gegenüber dem in der Vergangenheit, da er mir sehr konstruiert vorkam. Auf einen Großteil davon hätte ich verzichten können. Umso fesselnder war für mich der historische Teil. Diesen fand ich sehr berührend und spannend.

Nun bin ich um ein paar Antworten reicher, habe aber mindestens genauso viele neue offene Fragen im Kopf. Anna Claire hat es wieder geschafft, dass ich den letzten Band kaum erwarten kann, in der Hoffnung, dass schließlich alles aufgeklärt wird. Im letzten Band erwartet uns die Geschichte von Anni, deren Verlobter Siegfried bei der Gestapo ist. Auf ihr Schicksal bin ich sehr gespannt.

Wer sich für historische Romane über starke Frauen interessiert und sich nicht an einer schwächelnden Rahmenhandlung in der Gegenwart stört, dem sei diese Buchreihe ans Herz gelegt.

Bewertung vom 24.06.2024
Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
Brooks, Sarah

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland


ausgezeichnet

Eine Reise der besonderen Art

Das Buch ist eine Mischung aus historischem Roman und Fiktion. Dass es so weit in Richtung Fantasy geht, hatte ich nicht erwartet, fand es aber ganz erfrischend. Ein Mix den ich so noch nicht hatte.

Die Gestaltung des Buches finde ich sehr gelungen. Das Cover ist wunderschön und die Illustration über den Aufbau des Zuges sehr interessant und detailreich. Der Schreibstil ist auch toll.

Bei der hier beschriebenen Fahrt mit dem Transsibirien-Express zum Ende des 19. Jahrhunderts treffen unterschiedlichste Charaktere aufeinander, deren Beweggründe für die Reise ebenso verschieden sind. Viele haben Angst vor dem was sie im zu durchquerenden Ödland zwischen China und Russland erwartet. Es gilt als gefährlich. Doch damit was sie wirklich erleben werden hat wohl keiner gerechnet.

Mir hat es Spaß gemacht das Buch zu lesen.
Für mich ist die Botschaft angekommen, dass man was einem fremd ist nicht grundsätzlich ablehnen sollte ohne sich selbst ein Bild davon zu machen und dass letztendlich die Klassenunterschiede, wie hier zwischen arm und reich, unerheblich sind.

Bewertung vom 12.06.2024
Cascadia
Phillips, Julia

Cascadia


sehr gut

Freund oder Feind?

Sam und Elena haben ihr ganzes bisheriges Leben auf einer Insel im Nordwesten der USA verbracht, direkt an der Grenze nach Canada. Die Verhältnisse in denen sie aufgewachsen sind haben zwischen den Schwestern eine starke Bindung entstehen lassen. Gemeinsam kümmern sie sich um ihre schwerkranke Mutter und träumen von einem anderen Leben jenseits der Insel San Juan, während sie finanziell kaum über die Runden kommen. Bis plötzlich ein Bär vor ihrem Haus steht und ihr Leben völlig auf den Kopf stellt.

Namensgebend für das Buch ist die Region in der die Insel liegt, die sich Cascadia nennt. Die Geschichte wird aus der Sicht der jüngeren Schwester Sam erzählt. Man hat zunächst den Eindruck, dass die beiden Schwestern das Wichtigste füreinander sind, im Sinne von "wir gegen den Rest der Welt" und nur ein Ziel vor Augen haben und zwar, das Haus zu verkaufen und die Insel hinter sich zu lassen, sobald ihre Mutter den Kampf gegen die Krankheit verloren hat. Die Begegnung mit dem Bären bringt dann jedoch ganz unterschiedliche Seiten der Schwestern zum Vorschein und stellt plötzlich alles in Frage. Elena fühlt sich von dem mächtigen Tier wie magisch angezogen, während Sam sich vor ihm fürchtet und Elena beschützen will. Unterdrückte Gefühle offenbaren sich und führen schließlich zu einer überraschenden Wendung am Ende des Buches.

Ich hatte mir von dem Buch ein bisschen mehr Natur und Wildnis erhofft, fand es aber unabhängig davon eine sehr berührende Geschichte.

Bewertung vom 02.06.2024
Solito
Zamora, Javier

Solito


ausgezeichnet

Eine wahre Geschichte - mitreißend und berührend

Ich finde das Cover sehr schön gestaltet mit der Silhouette des kleinen Jungen in der man die nächtliche Landschaft sieht, durch die er gewandert ist. Dadurch wurde ich auch auf das Buch aufmerksam.

Es handelt sich um eine wahre Geschichte, die der Autor in seiner Kindheit erlebt hat. Die Reise eines 9-jährigen Jungen aus El Salvador, über Guatemala und Mexico, in die USA, wo er endlich seine Eltern wiedersehen will, an die er sich kaum erinnert. Javiers Eltern sind schon vor Jahren nach Californien gegangen, um Geld für die Familie zu verdienen und eines Tages auch ihren Sohn zu sich zu holen.

Es ist eine Geschichte die mich sehr berührt hat. Umso mehr weil ich weiß, dass das wirklich passiert ist und dass das nur eines von unzähligen Schicksalen dieser Art ist. Man kann sich kaum vorstellen wie ein Kind mit all diese Erlebnissen umgehen soll während es noch mitten in der Entwicklung steckt. Es war total fesselnd und gleichzeitig schockierend diese Reise aus Sicht von Javier zu erleben. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Es kommen immer wieder Worte und Satzteile auf spanisch vor, was die Erzählung authentisch und sympathisch macht. Es gibt am Ende des Buches eine Sammlung der spanischen Ausdrücke und deren Übersetzung und zwar in der Reihenfolge wie sie im Buch vorkommen, so dass man leicht nachschauen kann. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.05.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


sehr gut

Lesenswert

Dieses Buch wurde ja unglaublich gehyped und so kam ich irgendwie kaum dran vorbei und hab es mir dann doch mal zugelegt. Optisch ist es schon ein Eyecatcher, vor allem mit dem limitierten Farbschnitt.

Es geht um eine junge Autorin, die - nach ihrem weniger erfolgreichen Debütroman - plötzlich einen Bestseller schreibt. Allerdings stammt die Rohfassung nicht von ihr, sondern von ihrer kürzlich verstorbenen und weitaus erfolgreicheren Freundin. Nun lernt sie die andere Seite der Literaturbranche kennen und ist einerseits stolz und andererseits plagen sie Schuldgefühle.

Es ist eine spannende Geschichte die einen interessanten Einblick in die schnelllebige Welt als Autorin gewährt. Erfolg hängt nicht allein von Talent ab. Wieso werden manche Bücher so stark gehyped und andere verschwinden in der Versenkung? Die Frage habe ich mir schon öfter gestellt. Die Branche ist hart umkämpft. Ohne gute Kontakte hat man es sehr schwer. Social Media sind wichtig, können aber auch innerhalb kürzester Zeit über Aufstieg oder Fall entscheiden.

Ein gutes und wichtiges Buch das man Mal gelesen haben sollte, wenn man sich für die Welt des Schreibens interessiert.