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Benutzername: 
Christine
Wohnort: 
Lienz

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 24.01.2024
Wir sitzen im Dickicht und weinen
Prokopetz, Felicitas

Wir sitzen im Dickicht und weinen


sehr gut

"Ich lebe so gern", sagt Mama in die Stille........Wir sitzen im Dickicht und weinen." Das ist die Situation nach der Krebsdiagnose der Mutter. Valerie, die Tochter, beginnt sich nun gezwungenermaßen mit ihrer Beziehung auseinanderzusetzen. Sie erinnert sich an Situationen mit ihrer Mutter, an Handlungen, findet, dass diese zu sehr auf sich geschaut hat und dadurch ihre Tochter vernachlässigt hat. Christina, die Mutter, sieht ihre Sicht, alleinerziehend, das Kind zur Selbstständigkeit angeleitet zu haben. Das ganze Familiengeflecht wird durchleuchtet, angefangen bei den Großeltern väterlicherseits, der Familie mütterlicherseits bis zur Beziehung von Valerie zu ihrem 16-jährigen Sohn Tobi, der einen einjährigen Schüleraustausch nach London plant. Da auch sie nicht immer alles richtig in ihrer Erziehung ihres Sohnes macht, fragt sie sich , ob die Liebe, die sie für ihn empfindet, nicht reicht. Felicitas Prokopetz zeigt in ihrem Roman, wie verworren Familienbeziehungen sein können, welche Motivation hinter einem Verhalten steht, wie schwierig es ist gewisse Dinge zu verarbeiten, dass oft eine gute Absicht dahinter steckt aber die nicht immer reicht.

Bewertung vom 04.11.2023
Unsereins
Mahlke, Inger-Maria

Unsereins


sehr gut

Schon das Cover weist ungefähr darauf hin, in welcher Zeit sich der Leser befindet, es ist die Jahrhundertwende, der Roman beginnt im Jahr 1890 und endet 1906. In diese Zeitspanne fällt das Epos. Zu Beginn werden die wichtigsten Personen und Verwandtschaftsverhältnisse aufgelistet. Zwei herrschaftliche Familien stehen im Vordergrund und das entsprechende Personal. Das Leben der damaligen Zeit wird gut beschrieben. Am meisten ans Herz gewachsen ist mir Ida, das Dienstmädchen im Haushalt der Familie Lindhorst. Sie steht stellvertretend für die Stellung des Dienstpersonals, immer zur Verfügung stehend, meistens von oben herab behandelt, auch teilweise von den Kindern, einen Ausweg suchend, also eine andere Arbeit, daran scheiternd. Deshalb der Wunsch: einfach die Tür schließen zu können und nicht immer erreichbar sein zu müssen, der sich nicht erfüllt. Doch auch das Leben der "Gnädigen " ist nicht immer leicht, die Kinder oft unfähig, da zu sehr verwöhnt, das Ziel der Eltern, diese sobald wie möglich gut zu verheiraten.
Es passiert also sehr viel in diesem Roman, die vielen Szenen wechseln ständig, es ist oft schwierig, die einzelnen Personen zuzuordnen. Deshalb wäre der Roman eine perfekte Filmvorlage. Inger- Maria Mahlke hat gut recherchiert.

Bewertung vom 31.10.2023
Diagnose Lipödem?
Sprott, Caroline;Lipp, Anna-Theresa

Diagnose Lipödem?


sehr gut

Dieser Ratgeber bietet die ideale Kombination von Autorinnen, eine Betroffene, Caroline Sprott, auch Vortragsrednerin, Komptessionsmodel und Moderatorin, sowie einer Ärztin, Dr. Anna-Theresa Lipp, einer Lipödem Expertin.
So viele Frauen sind von einem Lipödem betroffen, doch nicht alle sind ausreichend informiert, dieses Buch hilft aufzuklären. Eigentlich kann man zwischen zwei Therapien wählen, der konservativen und der operativen, wobei man allerdings wissen muss, dass letztgenannte nicht immer von der Krankenkasse genehmigt wird, deshalb geht dieser immer eine konservative methode mit manueller Lymphdrainage und Kompressionsstrümpfen voraus. Es werden fast alle Themen diese Krankheit betreffend behandelt, sogar das Thema: Ein modisches Leben in Kompression findet viel Raum.
Auch Platz, um seine eigenen Gedanken zu den Themen aufzuschreiben, findet sich in diesem Buch. Die Fotos, die hauptsächlich Caroline Sprott zeigen, veranschaulichen nochmals, wie schön man mit dieser Krankheit sein kann. Alles in allem, ein sehr ausführlicher Ratgeber.

Bewertung vom 18.10.2023
Deine Küche kann nachhaltig!
Hirsch, Verena

Deine Küche kann nachhaltig!


sehr gut

"Wie aus Scham, vom Bauernhof zu kommen, Stolz wurde," so stellt sich die Autorin selbst vor.
Es ist ein Kochbuch, das den Finger am Puls der Zeit hat, denn der Grundtenor ist, dass wir zu viel Fleisch essen und zu viel wegwerfen.
Zu Beginn erfahren wir, was man unter nachhaltigem Essen versteht und wie die Küchenorganisation aussehen soll ( Equipment, Lagerung, nachvollziehbares Ordnen). Was alles in der Obst-, und Gemüseverwertung möglich ist, wird gezeigt.
Es folgen Rezepte, die alle fleischlos zubereitet werden. Auch wieder hilfreich im Anschluss die Tipps, wie man Essensreste als Basis für neue Gerichte verwendet. Wenn es einem einmal nicht möglich ist, selbst zu kochen, werden einige Cafes und Restaurants angeführt, die Nachhaltigkeit " leben".
Den Abschluss bildet eine Tabelle über Zutaten, die sich gegenseitig ersetzen können.
Fazit: Ein Kochbuch der etwas anderen Art, da viel über Essen und Verwertung gesprochen wird, gewisse Grundregeln erläutert werden, die teilweise aber schon bekannt sind. Man findet Rezepte, es könnten einige mehr sein, die zeigen, dass man aus Resten viele Speisen herstellen kann. Gut gefallen hat mir, dass sich die Autorin Challenges stellt, wie: eine Woche nur von Vorräten leben.

Bewertung vom 09.10.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


ausgezeichnet

Daniel Kehlmann entführt den Leser in diesem Roman in die Welt des Films. Hauptperson ist der Regisseur G.W. Pabst, der vor dem 2. Weltkrieg bei beachtenswerten, bekannten Filmen Regie geführt hat, dann nach Amerika auswandert, dort keinen Erfolg hat, weil ihm nur ein schlechtes Drehbuch angeboten wird, dann nach Österreich zurückkommt, als einer der wenigen in die "falsche" Richtung, um nach der kranken Mutter zu schauen.Es bricht der 2. Weltkrieg aus und er kann nicht mehr zurück nach Amerika. Obwohl er als Künstler selbst bestimmen will, welche Filme er dreht, entkommt er der Nazimaschinerie nicht und lässt sich vor deren Wagen spannen, da dadurch sein Leben leichter wird.Er arrangiert sich.
"Aber war er wirklich ein Nazi?"
"Was weiß ich.Die Leute waren so manches vor dem Krieg, und dann waren sie was ganz anderes.Ich sage ja, es ist alles vermischt und durcheinander."
Dem Autor gelingt es, uns die Welt des Films näher zu bringen. Man lernt Leute kennen, die für den Film brennen, seien es Schauspieler, Techniker, Regisseure, Drehbuchautoren, alle mit dem Druck, besser zu werden oder das gute Niveau zu halten. Es ist so interessant zu erfahren, wie es diesen Künstlern während dem Krieg ergangen ist. Die NS Zeit wird spannend beschrieben, biographische Fakten wurden übernommen, so dass man noch mehr über G.W.Pabst und sein Leben wissen will. Unheimlich mutet die Szene in einem Film an, für die man Insassen eines KZ`s als Statisten einsetzt.
Die einzelnen Kapitel reihen sich wie Filmszenen aneinander und entzünden ein Feuerwerk, sprachlich und inhaltlich.

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Bewertung vom 04.10.2023
Tränen, Liebe, Lebensgier
Hagen, Kimberly

Tränen, Liebe, Lebensgier


sehr gut

Die Autorin Kimberly Hagen, eine Münchner Journalistin, schreibt nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes , Größtglück, wie sie ihn liebevoll bei der Verabschiedung nennt, ein Jahr ,ein Trauertagebuch.
Schon zu Beginn fließen bei mir Tränen."Mein Herz ist zerbrochen. Meine Welt liegt in Trümmern." Von einem Tag auf den anderen, ändert sich ihr Leben. Der hilfreiche Tipp eines befreundeten Pfarrers - mit dem Schmerz leben, und das lasse sich trainieren.
Die Libelle am Cover symbolisiert das Krafttier, das Liebe schickt, und Libellen umkreisen die Autorin öfter.
Kimberly Hagen beschreibt auf leicht zu lesende Art, untermauert mit einem gewissen Humor in einem teilweise lockeren Schreibstil, dieses tragische Erlebnis. Sie gibt keine Ratschläge, sondern schreibt einfach, was IHR geholfen hat, und das kann auch anderen helfen. Jeder trauert anders, aber es gibt kein richtiges oder falsches Trauern, man muss sich nicht nach dem Umfeld richten. Wenn man viel weint, weint man zu viel, wenn man nicht weint, dann trauert man nicht, wenn man traurig ist, dann heißt es:Jetzt ist´s aber genug, wenn man lacht, dann heißt es: Da kann die Trauer nicht groß sein.
Das Buch macht also auch klar, dass man sich das WIE und WIE LANGE der Trauer nicht vorschreiben lassen soll.
Viele wissen nicht oder sind unsicher, wie man mit Trauernden umgehen soll und dieses Trauertagebuch hat ein paar Ratschläge bereit und man lernt Neues über die Trauerbewältigung, und was besonders wichtig ist, aus der Sicht einer Betroffenen.

Bewertung vom 21.09.2023
Kajzer
Kaiser, Menachem

Kajzer


gut

Das Debüt von Menachem Kaiser handelt von seiner Familie, beziehungsweise von seinem Großvater, dessen gesamte Familie im 2. Weltkrieg in den Konzentrationslagern verstorben ist. Nur er hat überlebt. Sein Enkel, der Autor macht sich auf Spurensuche und möchte den Familienbesitz, ein Mehrparteienhaus in Polen zurückbekommen. In diesem Zusammenhang kommt die Frage auf, wie sinnvoll das nach so vielen Jahren ist, da kein Familienangehöriger in Polen lebt und man den Leuten, die da schon ihr ganzes Leben gewohnt haben ,eventuell ihre Wohnung nehmen würde.
Auf seinen Reisen nach Polen interessiert er sich für die Nazivergangenheit, besucht die unterirdischen Anlagen der Nazis, in denen jüdische Zwangsarbeiter gearbeitet haben und die geraubten Schätze der Deutschen versteckt wurden. Außerdem sucht er die Stätten der ehemaligen Konzentrationslager auf, da er erfährt, dass auch ein Cousin des Großvaters überlebt hat und sogar ein Buch darüber geschrieben hat.
So vielen Personen begegnet der Autor und diese Begegnungen werden seitenweise, meiner Meinung nach zu ausführlich, kommentiert. Man erfährt die politischen Hintergründe, Gesetze werden erklärt, wieder sehr ausführlich, was den Lesefluss behindert.
Positiv ist, dass das Buch viele Informationen und Hintergrundwissen enthält, allerdings verliert sich der Autor in diesen, und das ermüdet.

Bewertung vom 16.09.2023
Schneekinder
Langer, Andreas

Schneekinder


sehr gut

Es sind Kriegszeiten in Joland, die Erwachsenen müssen in den Kriegsdienst und die Kinder und Alten bleiben allein im Dorf Kyrfjall zurück. Einige Jungen arbeiten im nahen Stollen, doch aus dem steigen giftige ,schwarze, todbringende Schwaden auf und graue Steinriesen erheben sich. Deshalb müssen sie fliehen, geführt wird die Gruppe von der 14-jährigen Elin, die als Anführerin respektiert wird.
Auf dieser Flucht passiert viel, sie kämpfen mit Kälte, Schneestürmen, Hunger, immer verfolgt von den Steinwesen und dem Tod aus der Luft. Außerdem droht die Gefahr nicht nur von außen, denn in der Gruppe gibt es Zwietracht, Gruppenbildung und Streitereien.
Doch es scheint, dass es einen Weg gibt, die schwarzen Schwaden einzudämmen und so ist Kjell, der Zwillingsbruder von Elin bereit, mit 2 Fremden dieses Wagnis einzugehen, um der Bedrohung zu entkommen.
Die Steinmenschen werden so beschrieben, dass man eine Vorstellung von ihnen hat. Auch gelingt es dem Autor, die Kälte, die Schneestürme, einen Lawinenabgang so zu schildern, dass man mitzittert. Da es ein Abenteuer-, Phantasieroman ist, muss nicht immer alles ganz logisch sein. Es ist ein Jugendbuch, aber auch für Erwachsene spannend zu lesen.

Bewertung vom 15.09.2023
Ich, Sperling
Hynes, James

Ich, Sperling


sehr gut

tzt bin ich alt und lebe in einer Bibliothek",schreibt Jakob, das soll sein letzter Name sein, denn den hat er selbst gewählt, andere haben ihm die Namen Maus, Kleiner, Antiochus oder Antinoos gegeben.Rückblickend erzählt er seine Geschichte.
Er wächst als Waisenjunge in einem Bordell auf, und zwar im 4. Jahrhundert nach Christus, im römischen Reich. Seine Bezugspersonen sind die Köchin und eine Wölfin (Hure), Enterpe, die eine Art Mutterrolle einnimmt, die ihn Sperling nennt, kleiner Vogel. "Wenn du leben willst, tust du besser, was man dir sagt", wird ihm geraten. Sein Alter ist nur auszumachen an den Arbeiten, die man ihm aufträgt.Zunächst einfache Putzarbeiten als Kleinkind, dann Wasser beim Brunnen holen, später einkaufen, dann in der Taverne arbeiten, bis er von seinem Herrn vergewaltigt wird, um ihn so auf seinen Beruf vorzubereiten, im Freudenhaus Geld zu verdienen. Da ist er ungefähr 10 Jahre alt. "Mein einziger Daseinszweck ist es, von anderen benutzt zu werden."Und immer wenn er seiner Arbeit nachgehen muss, entschwindet sein Geist in den Körper eines Sperlings und er flattert aus der belastenden Situation.
Das Leben der Sklaven im römischen Reich wird ausgesprochen realitätsnah geschildert, es zeigt sich dem Leser ein üppiges Sittenbild der damaligen Zeit, sprachlich gekonnt erzählt, erschreckend, berührend und spannend.

Bewertung vom 30.08.2023
Zeiten der Langeweile
Becker, Jenifer

Zeiten der Langeweile


gut

Die ICH Erzählerin löscht sich 2021 aus dem Internet aus Angst vor einer öffentlichen Bloßstellung, aus Angst vor dem Urteil anderer. In einer langen Phase, in der sie immer rigoroser wird mit der Entfernung von ihren Spuren im Internet merkt sie, dass sie mehr und mehr vereinsamt. Dafür ausschlaggebend ist aber auch, dass sie zur Zeit arbeitslos ist, sie war Dozentin an der Universität, dass die Beziehung mit ihrem Freund in die Brüche ging, dass sie fast keine sozialen Kontakte mehr hat, nur eingeschränkt mit Oma, Bruder und einer Freundin. Sie verbringt endlos lange Tage mit lesen, Tagebuch schreiben, Filme schauen und Fernsehen. Immer exzessiver wird ihre Sucht, von der Bildfläche zu verschwinden, es soll kein Foto von ihr zu finden sein, kein Text, der auf sie hinweist. Dadurch schottet sie sich natürlich noch mehr ab.
Das Thema ist aktuell und zeigt auf, wie abhängig wir mittlerweile von Internet und den sozialen Medien sind. Um vollständig zu verschwinden, müsste man die sozialen Kontakte kappen. Es ist fast eine Art Tagebuch, die Protagonistin beschreibt die Tage minutiös, dadurch kommt es zu Wiederholungen, es dreht sich alles nur um dieses Thema und hat deshalb auch bei mir eine gewisse Langeweile ausgelöst.

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