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Isarflimmern

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Bewertung vom 16.09.2014
Gebete für die Vermissten
Clement, Jennifer

Gebete für die Vermissten


sehr gut

In einem kleinen Bergdorf im Süden Mexikos leben fast ausschließlich Frauen und Mädchen in ärmlichsten Verhältnissen.
Die Männer wanderten einer nach dem anderen in die USA aus, um Geld für ihre Familien zu verdienen. Doch keiner kommt auf Dauer zurück. Auch die Geldsendungen bleiben mit der Zeit aus.
Dafür kommen Drogendealer und Menschenhändler, die die hübschen Mädchen mitnehmen. Sie verschwinden auf nimmer Wiedersehen.
Deshalb verkleiden die Mütter ihre Töchter als Jungen, schminken sie hässlich, schwärzen ihnen die Zähne und verstecken sie in selbstgegrabenen Erdlöchern, sobald die schwarzen Wagen der Drogendealer am Horizont auszumachen sind.

So wächst Ladydi Garcia Martinez – aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird – auf. Mit einer Mutter, die immer mehr dem Alkohol verfällt und ihrem Ehemann tödliche Rache geschworen hat, sobald der zurückkommt.
Ladydi möchte aus diesem Leben aus Elend, Leid und Angst ausbrechen und zieht nach ihrem Schulabschluss nach Acapulco. Ein Freund vermittelt ihr dort eine Stelle in einem Herrenhaus und sie verliebt sich in einen jungen Gärtner. Sie glaubt, ihr Traum sei wahr geworden, der Traum, in dem sie Frau sein, lieben, sorglos leben darf.
Doch die Realität holt sie schnell ein und Ladydis persönlicher Albtraum beginnt, denn der Feund hat sie auf der Fahrt nach Acapulco unschuldig in ein Verbrechen verwickelt. Und jetzt soll sie dafür büßen. Ladydi muss um ihr Leben kämpfen – wieder einmal.

Ein düsterer Roman, der mich sehr nachdenklich gemacht hat. Umso mehr, da die Autorin mehrere Jahre dafür recherchierte, viele Interviews mit den Frauen und Mädchen in Guerrero führte und einen Roman aus einer wahren Geschichte wob. Durchaus lesenswert, vielleicht auch für unsere jungen Menschen.

Bedenkt man, dass es tatsächlich Menschen gibt, die in solch unwürdigen und menschenverachtenden Umständen leben müssen, jammern wir doch auf sehr hohem Niveau.