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Buchkomet

Bewertungen

Insgesamt 76 Bewertungen
Bewertung vom 20.12.2025
Conin, Mac

Nirgendwann (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Cover ist ein echtes Schmuckstück. Auffällig, hübsch und sofort ein Blickfang und so ziemlich passend für das, was sich zwischen den Buchdeckeln von Nirgendwann: Plan B war auch Mist verbirgt.

Im Mittelpunkt steht Jo. Jung, ohne Geld und ohne Job. Sie kommt aus einem Elternhaus, das von Gewalt und Missachtung geprägt war, und trägt den Wunsch mit sich, ihre Geschwister irgendwann da herauszuholen. Doch die Realität der Großstadt ist hart. Wer nichts vorzuweisen hat, wird schnell zur Zielscheibe: übergriffige Männer, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, skrupellose Vermieter. Diese Welt ist nicht freundlich.

Jos Art, sich trotzdem nicht völlig brechen zu lassen, überzeugt auf ganzer Linie. Sie ist chaotisch und manchmal überfordert, aber sie bleibt aufmerksam und menschlich. Und genau das öffnet ihr dann Türen. Der Roman zeigt: Unterstützung existiert, aber man muss bereit sein, sie anzunehmen. Und selbst dann hört das Dunkle noch nicht einfach auf.

Die Figuren tragen die Geschichte mühelos. Jo trifft auf Carlo, der ihr komplettes Gegenteil ist: kontrolliert, aber auch introvertiert. Und auf Hänsel, einen Rentner, der durch Jo wieder Nähe, Struktur und Lebenslust findet. Diese kleine Gemeinschaft wirkt authentisch und gibt der Geschichte Wärme und Halt.

Ein besonderer Kniff sind die Einschübe aus der Perspektive des „Büdchens“. Als Beobachter erzählt es vom gesellschaftlichen Wandel: von früheren Begegnungen und Gesprächen. Da wird der Roman stellenweise fast philosophisch und überraschend gesellschaftskritisch, sehr gelungen.

Handwerklich gibts nichts zu meckern, die Geschichte ist flüssig und gut zugänglich. Die Geschichte ist spannend und die Figuren punkten in diesem Buch. Nirgendwann: Plan B war auch Mist ist eine Geschichte nah am Leben. Rau, manchmal düster, aber immer wieder durchzogen von Hoffnungsschimmern. Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.12.2025
Jones, Dan

Kreuzfahrer


ausgezeichnet

Die Kreuzzüge gehören zu den dunkelsten, brutalsten und zugleich folgenreichsten Kapiteln der Geschichte. Kreuzfahrer von Dan Jones macht daraus aber kein trockenes Geschichtsbuch, sondern liefert eine vielstimmige und menschliche Erzählung.

Dan Jones ist für mich einer der besten populären Historiker unserer Zeit, und einer meiner liebsten Autoren. Dieses Buch bestätigt das erneut. Er teilt die Geschichte der Kreuzzüge in drei große Abschnitte: den Aufbruch und die ideologischen Grundlagen bis zum Fall Jerusalems 1099, die Hochphase der Kreuzfahrerstaaten in Syrien und Palästina sowie schließlich den langsamen, unaufhaltsamen Niedergang, unter dem Druck innerer Machtkämpfe und aufstrebender Reiche wie der Mongolen und Mamluken.

Jones erzählt dabei nicht langweilig und trocken. Natürlich werden Päpste, Könige und Feldherren beleuchtet. Aber ebenso präsent sind einfache Pilger, Frauen, Dichter, byzantinische Prinzessinnen, sunnitische Gelehrte und Menschen, die zwischen die Fronten geraten sind. Engländer, Spanier, Balkanbewohner, Araber, sogar Wikinger. Diese Einzelschicksale verdichten sich zu einem Gesamtbild, das die Kreuzzüge als das zeigt, was sie waren: ein chaotisches, widersprüchliches Geflecht aus Glauben, Gewalt, Opportunismus und menschlicher Hoffnung.

Jones schreibt wie immer klar, präzise und erstaunlich zugänglich. Selbst komplexe Zusammenhänge bleiben verständlich. Wer mit Geschichte sonst wenig anfangen kann, wird hier nicht abgeschreckt, im Gegenteil.

Kreuzfahrer ist dabei kein romantisierender Blick zurück und auch keine Moralpredigt. Es ist eine ehrliche, differenzierte und hervorragend erzählte Geschichte einer Epoche, die bis heute nachwirkt. Für mich ein rundum gelungener Geschichtsausflug und eine klare Leseempfehlung, nicht nur für Geschichtsnerds.

Bewertung vom 19.12.2025
Jones, Dan

Winterwölfe


ausgezeichnet

Meinen Fan Status zu Dan Jones kennt ihr ja inzwischen schon, kurz vorm Jahreswechsel habe ich aber noch ein Highlight aus dem Hause C.H. Beck. Mit „Winterwölfe“, dem zweiten Band der Essex-Dogs-Trilogie, geht es nach der Schlacht von Crécy direkt weiter. Die Engländer haben gesiegt, der Boden ist noch klatschnass vom Blut und trotzdem ist das Schlimmste noch lange nicht vorbei. Die erschöpften Söldner werden nicht nach Hause geschickt, sondern weiter nach Norden. Ziel: die reiche Hafenstadt Calais. Was folgt, ist kein schneller Feldzug, sondern monatelanges Ausharren im Dreck, im Hunger und in der Kälte.

„Winterwölfe“, erzählt den Hundertjährigen Krieg erneut konsequent aus der Sicht der einfachen Soldaten. Es gibt dabei keine Helden: Die Essex Dogs sind kaputt, körperlich wie seelisch. Süchtig, abgestumpft, teilweise einfach nur widerlich. Krieg macht hier niemanden edel, sondern frisst jeden Menschen auf. Jones verzichtet komplett auf Romantisierung und zeigt Männer, die durch ihre ganz persönliche Hölle gehen.

Im Vergleich zum ersten Band ist „Winterwölfe“ weniger actionreich, dafür deutlich intensiver. Der Fokus liegt stärker auf den Figuren und dem, was der Krieg aus ihnen macht. Die Belagerung von Calais ist dabei das bedrückende Zentrum des Romans: Hunger, Krankheit, Kanonenfeuer, sinnlose Befehle und das Leid der Zivilbevölkerung. Das Elend kennt keine Seiten und keine Grenzen.

Historisch ist das Ganze hervorragend erzählt. Die Kluft zwischen Adel und einfachem Soldaten, die völlige Austauschbarkeit menschlichen Lebens und das Ausgeliefertsein gegenüber absolut sinnlosen Befehlen ziehen sich durch das gesamte Buch.

Düster, brutal und stellenweise schwer auszuhalten, aber genau deshalb so beeindruckend. „Winterwölfe“ ist für mich eine konsequente Weiterentwicklung zum ersten Band und macht sehr neugierig auf das Finale der Reihe, „Löwenherz“ der im Frühjahr 2026 beim Verlag erscheinen wird.

Bewertung vom 18.12.2025
Gablé, Rebecca

Hiobs Brüder / Helmsby Bd.2


sehr gut

Rebecca Gablé gehört für viele zu den festen Größen der historischen Romane. Wer ihre Bücher kennt, weiß, was einen erwartet: sorgfältige Recherche, große Zeitläufe, starke Figuren. Hiobs Brüder bildet da keine Ausnahme, geht aber erzählerisch einen etwas anderen Weg als Das zweite Königreich.

England, 1147. Nicht Könige oder Schlachten stehen zunächst im Mittelpunkt, sondern eine Gruppe von Ausgestoßenen, weggesperrt in einer verfallenen Inselfestung: Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen, mit Schuld, Wahn und verlorener Identität. Und mittendrin Losian, ohne Erinnerung, aber mit der Angst, einst Schreckliches getan zu haben. Als eine Sturmflut ihnen die Freiheit öffnet, beginnt eine Reise durch ein vom Krieg zerrüttetes Land und für Losian die Suche nach seiner Vergangenheit. Dieser Einstieg ist richtig stark und konnte mich auch sehr fesseln.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil lebt vom Zusammenhalt der Ausgestoßenen, von Angst, Hoffnung und vorsichtigem Vertrauen. Gerade der soziale Blick auf Behinderung, Ausgrenzung und religiösen Fanatismus hebt den Roman positiv von vielen anderen historischen Romanen ab. Hier zeigt Gablé große Stärke.

Leider verliert die Geschichte für mich danach spürbar an Zug. Sobald Losian sein Gedächtnis zurückerlangt und wieder Alan wird, geht viel von der Figur verloren. Der frühere Alan hatte Ecken, Kanten und fragwürdige Einstellungen, der neue handelt fast durchgehend edelmütig. Das nimmt Spannung und Tiefe, auch weil die Gruppe zunehmend in den Hintergrund rückt.

Im dritten Teil kehrt der Roman ins politische Fahrwasser zurück: Machtkämpfe, Fronten, ein neuer König. Solide erzählt, routiniert, aber auch erwartbar. Neue Wege werden hier nicht mehr beschritten. Stark bleibt Hiobs Brüder vor allem dort, wo es um gesellschaftliche Ausgrenzung geht. Schwächer dort, wo Antagonisten blass bleiben und Konflikte zu eindeutig gezeichnet sind. Und trotzdem: Der Roman ist durchgehend unterhaltsam, mit starken Szenen, interessanten historischen Details und vertrauten Figuren aus Das zweite Königreich.

Ein guter historischer Roman mit einem großartigen Anfang und einem wichtigen sozialen Fokus, der hinten raus an Tiefe und Spannung verliert, mir persönlich gefiel Das zweite Königreich etwas besser. Lesen werde ich den Abschluss Rabenthron aber auf jeden Fall.

Bewertung vom 09.12.2025
Page, Libby

Das Jahr voller Bücher und Wunder


gut

Was habe ich mich im Vorfeld auf „Das Jahr voller Bücher und Wunder“ gefreut. Doch am Ende muss ich sagen, es war einfach nicht meins.

Tilly erhält an ihrem Geburtstag einen überraschenden Anruf aus einem kleinen Buchladen. Ihr verstorbener Ehemann Joe hat dort ein Geschenk hinterlegt: ein Jahr voller Bücher, jeden Monat ein Titel, der sie begleiten soll. Fünf Monate nach seinem Tod steckt Tilly in der Trauer fest. Diese Bücher sollen sie wieder hinaus in die Welt schicken: nach New York, Paris, in die Toskana und bis nach Bali.

Klingt eigentlich nach einer Geschichte, die genau meins sein müsste. Ist sie aber nicht. Die Story ist nicht schlecht und handwerklich passt alles, doch emotional hat es mich nicht interessiert. Ich konnte auch zu Tilly und den Nebenfiguren keine Verbindung aufbauen. Vieles wirkte auf mich eher zu distanziert. Das ist schade, denn genau solche Geschichten leben davon, dass man mitfühlt.

Einige Passagen erinnern zudem an P.S. Ich liebe dich, und auch wenn das sicher für viele ein Pluspunkt ist, war es für mich eher ein Minuspunkt. Mit diesem Film konnte ich schon damals wenig anfangen, daher hat’s mir auch hier nicht gefallen. Vielleicht ist es auch einfach eines der Bücher, für die man in der exakt richtigen Stimmung sein muss. Ich war es offenbar nicht.

Das ist natürlich meine rein persönliche Einschätzung. Der Roman ist solide geschrieben, die Idee nicht schlecht und viele werden genau das bekommen, was sie suchen: eine warmherzige Geschichte über Verlust und das Wiederentdecken des Lebens. Für mich war’s allerdings nix.

Bewertung vom 07.12.2025
Hilmes, Oliver

Ein Ende und ein Anfang


sehr gut

Sommer 1945. Der Krieg ist vorbei, Deutschland ist besiegt und das Land liegt in Trümmern. Genau an diesem Punkt setzt Hilmes mit seinem Buch an. Er zeigt, wie die Menschen versuchen, nach der dunkelsten Stunde der Menschheitsgeschichte wieder Halt und Hoffnung zu finden. Geschäfte öffnen wieder ihre Türen, der Alltag kehrt allmählich zurück ins Leben, während überall die Spuren des Krieges sichtbar bleiben. Währenddessen beschließen die „Die großen Drei“ die Zukunft Deutschlands.

Hilmes führt derweil durch viele Perspektiven: Mütter, die um ihre Söhne bangen. Kriegsrückkehrer, die kaum wissen, wie sie wieder in ein normales Leben finden sollen. U.S.-Soldaten, die Nazis aufspüren. Und selbst prominente Figuren wie die Manns oder Billy Wilder, die ihren Weg durch diese Übergangszeit suchen, werden porträtiert. Dieser Querschnitt der Gesellschaft macht das Buch einzigartig, es zeigt nicht nur die großen politischen Entscheidungen, sondern vor allem die Menschen, die in dieser Zeit leben mussten.

Diese Zeit wirkt heute oft weit weg, fast schon abstrakt. Hilmes holt sie zurück in die Realität. Er beschreibt eine Zeit, die für die meisten von uns fremd wirkt, deswegen aber nicht weniger wichtig ist. Diese Geschichten erinnern daran, wie schwer ein Neuanfang sein kann, und wie notwendig es ist, nicht zu vergessen. Gerade heute, wo vieles wieder fragiler wird.

Ein Ende und ein Anfang ist ein
eindringliches und enorm aufschlussreiches Buch. Und sollte in keinem Bücherregal fehlen. Klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.11.2025
Eckstein, Lara

Verbrannte Träume


ausgezeichnet

Ein Deutschland im Jahr 2027, in dem rechte Gewalt, Hetze und politische Verrohung längst kein Ausnahmezustand mehr ist, genau hier setzt Lara Eckstein an. Und sie erzählt diese düstere Vision nicht aus sicherer Distanz, sondern durch die Augen einer jungen Frau, die durch diese unsicheren Zeiten navigiert, um eine Freundin zu finden, die spurlos verschwunden ist.

Lina, Mitte zwanzig, bricht aus ihrem Berliner Leben aus und landet in einem Europa, das längst zerfällt. Die Reise führt sie über geschlossene Grenzen, durch verwüstete Landschaften und in Lebensrealitäten, die für viele unvorstellbar sind: ein französischer Selbstversorgerhof, das Hauptquartier des baskischen Widerstands, eine Gefängnisinsel. Sie lernt, Tomaten anzupflanzen und Waffen zu benutzen. Sie lernt, wie Flucht wirklich funktioniert.

Das Buch positioniert sich als New Adult, aber es ist weit mehr als das. Zwischen den emotionalen Konflikten, den Beziehungen, der Sehnsucht und der ständigen Angst erzählt Eckstein eine Mahnung. Mehr noch: eine Warnung. Sie zeichnet ein Bild davon, wie schnell Werte verschwinden, wenn niemand mehr für sie einsteht. Wenn Demokratie nicht verteidigt wird. Wenn Gleichgültigkeit zur bequemeren Haltung wird.

Was mich daran so stark beeindruckt: Eckstein beschreibt nicht einfach eine mögliche Zukunft, sie zeigt, wie fragil die Gegenwart bereits ist. Das macht dieses Buch so schmerzlich unbequem, den wir selbst haben aktuell noch alles selbst in der Hand.

Für mich gehört „Verbrannte Träume“ zu den stärksten Neuerscheinungen des Jahres im Querverlag. Ein Roman, der viel wagt, aber auch viel gewinnt. Eine eindringliche Lektüre, die Werte und Demokratie feiert. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.11.2025
Linder, Stefan

Der verschwundene Herr Hoffmann


ausgezeichnet

Bei dem Buch dachte ich an kühle Einsatzberichte, nüchterne Polizeiabläufe, ein bisschen Statistik, eben das, was man oft bekommt, wenn jemand aus dem Dienst schreibt. Aber Stefan Linder zerlegt diese Vorstellung sofort. „Der verschwundene Herr Hoffmann“ ist kein distanzierter Rückblick, sondern eine erstaunlich persönliche Reise durch vier Jahrzehnte im Dienst.

Schon die frühen Kapitel haben abgeholt: Seine Zeit als Feldjägerfeldwebel und Personenschützer des Generalinspekteurs wirkt wie ein Blick durchs Schlüsselloch in eine Epoche, von der ich vieles nur am Rand mitbekommen habe. Kalter Krieg, RAF, politische Spannungen kurz vor der Grenzöffnung: Linder war mittendrin, und das merkt man auch.

Später wechselt das Buch in die Ermittlungsarbeit als Kriminalkommissar und da geht es erst so richtig los. Spektakuläre Fälle, alltägliche Routinen, Wendungen, die man so nicht kommen sieht, Cold Cases, belastende Einsätze und die harte Arbeit im Ahrtal nach der Flut. Was mir dabei besonders gefallen hat: Linder zeigt, wie Ermittlungen wirklich aussehen, mit all ihren Pausen, Fehlern, Erfolgen und aber auch Rückschlägen.

Linder beschreibt genau, wie sehr ihn Opfer, Angehörige und ganze Schicksale berührt haben. Und er spricht offen über Belastungen, wie man es aus diesem Bereich eher selten kennt, ehrliche Einblicke in ein Leben, das viel abverlangt hat. Gleichzeitig nimmt er kein Blatt vor den Mund, wenn es um starre Strukturen und systemische Probleme geht.

Der Stil ist klar, verständlich, manchmal trocken-humorvoll, immer reflektiert. Und genau dadurch schafft er eine Nähe, die viele True-Crime-Bücher nicht erreichen. Denn hier schreibt jemand, der wirklich dort stand, wo andere nur recherchieren.

Für mich ist „Der verschwundene Herr Hoffmann“ ein spannendes, ehrliches und erstaunlich berührendes Buch. Für alle, die wissen wollen, wie Polizeiarbeit wirklich aussieht und für alle, die True-Crime mögen: absolute Empfehlung.

Bewertung vom 22.11.2025
Wild, Johanna von

Der Zauber der Edelsteine


ausgezeichnet

Man hat bei historischen Romanen ja oft sofort die üblichen Bilder im Kopf: alte Berufe, ein bisschen Herzschmerz, ein bisschen Drama, weite Landschaften. Aber Johanna von Wild zeigt, dass da noch viel mehr geht. Sie nimmt einen in „Der Zauber der Edelsteine“ mit in eine Welt, die so detailreich und lebendig erzählt ist, dass man sich selbst dabei erwischt, wie man gern mal einen Blick in die Werkstatt eines Edelsteinschleifers werfen würde.

Im Mittelpunkt steht Emilia, Tochter eines Edelsteinschleifers aus Waldkirch. Verliebt in Elias, den Lehrjungen ihres Vaters, aber gefangen in den Plänen der Erwachsenen. Der Vater steckt in Geldnöten und verspricht sie kurzerhand Paul Gabler. Als Elias das erfährt, bricht er auf, weil er spürt, dass er seinen eigenen Weg gehen muss. Seine Reise führt ihn bis nach Antwerpen, wo er bei einem jüdischen Diamantschleifer lernt, eine Welt, die ganz anders funktioniert als die Heimat, in der sich inzwischen politisch und handwerklich vieles verändert. Der Zusammenschluss der Steinschleiferbruderschaft mit den Freiburger Meistern sorgt für neue Spannungen und Umbrüche.

Auch Emilia erlebt Schicksalsschläge, trifft Entscheidungen, die sie nie treffen wollte, und heiratet schließlich Pauls Bruder. Während sie versucht, ihr Leben in neue Bahnen zu lenken, holt sie die Vergangenheit wieder ein, als Elias und Paul zurückkehren.

Was mich besonders überzeugt hat: Die Figuren wirken absolut authentisch. Die Orte sind atmosphärisch beschrieben und die Einblicke in die Welt der Edelsteinschleiferei sind nicht nur gut recherchiert, sondern auch spannend erzählt. Der Schreibstil ist locker und leicht, genau so mag ich es.

Im Nachwort zeigt die Autorin außerdem, welche Figuren und Ereignisse historisch belegt sind und wo die Fiktion beginnt. Solche Einordnungen geben dem Ganzen noch einmal richtiges Gewicht und zeigen, wie viel Arbeit und Recherche hinter dem Roman steckt.

Besonders gelungen fand ich, wie vielschichtig die Geschichte von Emilia und Elias erzählt wird. Neben den persönlichen Wegen bekommt man auch politische Entwicklungen, soziale Spannungen und die Bedeutung des Handwerks mit. Sogar die Käserei, ein Thema, das man hier vielleicht nicht erwartet hätte, fügt sich erstaunlich gut ein.

Am Ende bleibt für mich vor allem eins: ein Roman, der historische Atmosphäre, menschliche Schicksale und faszinierendes Handwerkswissen zu einer stimmigen und faszinierenden Geschichte verbindet. „Der Zauber der Edelsteine“ ist für mich eine klare Empfehlung für alle, die historische Romane mögen.

Bewertung vom 14.11.2025
Uchitani, Azumi

Yoshuku


sehr gut

„Yoshuku – Die japanische Kunst, Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen“ von Azumi Uchitani ist ein interessanter Ratgeber, der sich mit Manifestationen beschäftigt. Es geht hier nicht darum, das Leben von Grund auf zu verändern, sondern den Blick auf das zu lenken, was wir uns wünschen und wie wir diesen Wünschen Raum geben können. Yoshuku bedeutet dabei übersetzt so viel wie „im Voraus feiern“. Die Idee dahinter: Ein japanischer Brauch, ein wichtiges Ereignis im Leben, auf dessen Eintreffen wir hoffen, im Voraus zu feiern. Diese Haltung schafft Zuversicht, Leichtigkeit und Dankbarkeit.

Ich fand diesen Ansatz ganz interessant, weil er sich von der oft so rationalen westlichen Sichtweise unterscheidet. Statt etwas zu erzwingen, geht es darum, Vertrauen zu entwickeln, in das Leben, in die eigenen Schritte, in das, was kommen darf und was wir uns wünschen. Gerade für Menschen, die sich mit Mental Health beschäftigen, kann das ein interessanter Ratgeber sein.

Das Buch enthält kleine Übungen, die leicht umzusetzen sind, und Impulse, über die man länger nachdenkt, als man vielleicht erwartet. Natürlich kann man darüber streiten, ob Manifestation tatsächlich „funktioniert“. Aber vielleicht geht es gar nicht darum. Vielleicht ist Yoshuku eher eine Haltung, eine Art, bewusster durchs Leben zu gehen und den eigenen Fokus zu verändern.

Für mich war das Buch logischerweise kein Gamechanger, aber eine angenehme Erinnerung daran, dass wir nicht alles kontrollieren und erzwingen müssen. Manchmal reicht es, innezuhalten, dankbar zu sein und darauf zu vertrauen, dass gute Dinge ihren Weg in unser Leben finden. Wer sich gern mit Themen wie Achtsamkeit, innerer Ruhe und bewusster Lebensgestaltung beschäftigt, findet hier definitiv ein paar schöne Denkanstöße.