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Benutzername: 
Ulrike Hartwig
Wohnort: 
Schwandorf

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2023
Alte Hoffnung, neue Wege / Die Köchin Bd.2
Durst-Benning, Petra

Alte Hoffnung, neue Wege / Die Köchin Bd.2


ausgezeichnet

Fabiennes Reise geht weiter

Petra Durst-Benning erzählt Fabies Geschichte im Anschluss an Band 1 nahtlos weiter. Yves, zunächst nur ihr Kollege, dann ihr bester Freund, hat beschlossen, zusammen mit ihr von Lyon aus zurückzukehren nach Südfrankreich, an den Canal du Midi, wo Fabienne aufgewachsen ist, und dort in Narbonne geben er und Fabienne sich das Jawort. Die junge Frau ist glücklich, wieder zu Hause zu sein und ihre Familie um sich zu haben. Gemeinsam sucht das frisch vermählte Paar sich Arbeit in der Gastronomie und wird bald fündig. Aber während Yves in seiner Aufgabe als Kellner aufgeht, darf Fabienne nur einfachste Hilfsarbeiten in der Küche erledigen und bekommt keine Gelegenheit, ihre Kochkenntnisse unter Beweis stellen zu können. So ist es kein Wunder, dass sie ihre Chance ergreift, als sie einen Zettel an der Tür des Restaurants „Le Miroir“ liest, auf dem ein Hilfskoch gesucht wird. Den dazu erforderlichen Einstellungstest besteht Fabienne mit Bravour. Noé Sousa, der Chefkoch, stellt sie ein. Fabienne ist seelig, endlich wieder am Kochtopf zu stehen, und wie ein Schwamm saugt sie alles auf, was Noé ihr beibringt. Sie versteht sich ausgezeichnet mit ihrem Chef, und so vertraut sie ihm nach einiger Zeit ihr Geheimnis an, ein Geheimnis, das sie nicht mal ihren Geschwistern offenbart hat. Noé verspricht ihr Unterstützung. Für Yves versteht sich seine Frau allerdings zu gut mit ihrem Chef… Da taucht Fabiennes Freundin Stéphanie wieder in ihrem Leben auf. Und auch das Schicksal wirbelt die Pläne und das Leben der beiden Frauen ganz schön durcheinander, sodass sie sich eines Tages vor einem sehr heruntergekommenen Bistro in Marseilles wiederfinden…

Petra Durst-Benning hat ihren eigenen, leicht zu lesenden und sehr angenehmen Schreibstil. Es ist ein Genuss, Fabiennes Geschichte zu lesen. Die Autorin schreibt so lebendig, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann und meint, live dabei zu sein. Wenn ihre Heldin beispielsweise ihre Waldpilzpastete zubereitet, steigen einem die dabei entstehenden Düfte förmlich in die Nase. Fabiennes Verzweiflung, als ein weiterer Schicksalsschlag sie hart trifft, ist ebenso greifbar, wie ihre Freude darüber, als ihr Leben wieder eine Wendung hin zum Besseren macht. Am Ende von Band 2 verlassen wir unsere Köchin in einer auf den ersten Blick recht angenehmen Situation, die aber nicht das Ende ihrer Reise darstellt. Fabienne ist noch nicht „angekommen“. Ich freue mich darauf, diese Reise im Sommer 2024 mit ihr fortzusetzen.

Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Blanvalet-Verlag als „persönliches Leseexemplar“ in unkorrigierter Fassung zur Verfügung gestellt, das hat aber meine Meinung nicht beeinflusst.

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Bewertung vom 19.06.2023
Haus der Wünsche / Die Kaufhaus-Saga Bd.2
Lacrosse, Marie

Haus der Wünsche / Die Kaufhaus-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Marie Lacrosse: Kadewe – Haus der Träume
Fulminanter Abschluss der Dilogie

Mit Spannung habe ich auf den zweiten Teil der Kadewe-Dilogie gewartet und mich auf das Wiedersehen vor allem mit den Hauptprotagonistinnen Rieke und Judith gefreut.

Rieke, die aus dem Arbeitermillieu stammt, hat sich in der Hierarchie des Kadewe weiter mit Fleiß, Zuverlässigkeit und Engagement emporgearbeitet. Zu Beginn des zweiten Teils im Januar 1927 wird sie in ihre neue Tätigkeit als Aufsichtsdame für die Abteilungen Damenkonfektion und Damenwäsche eingeführt. Paul Bergmann, der Vater ihrer Freundin Judith und Personalleiter des Luxus-Warenhauses, ist überzeugt, mit Rieke eine gute Wahl getroffen zu haben. Ganz anderer Meinung ist Gunter Perl, der als leitender Textileinkäufer Riekes direkter Vorgesetzter und weiterhin darauf aus ist, ihr das Leben schwer zu machen.

Nachdem Adolf Jandorf am Ende von Band 1 „sein“ Kaufhaus des Westens an die Familie Tietz verkauft hat, fungiert nunmehr Martin Tietz als Geschäftsführer. Er hat den Ehrgeiz, alles neu und noch luxuriöser zu machen. Als er und Judith Bergmann sich näher kommen, sehen beider Mütter diese Verbindung mit großer Freude und hören bereits die Hochzeitsglocken läuten. Judith jedoch, die inzwischen Dozentin an der Friedrich-Wilhelm-Universität ist und auch an Alice Salomons Sozialer Frauenschule in Schöneberg lehrt (an der sie selbst ausgebildet wurde), würde ihren Beruf nur ungern aufgeben. Mit großem Einsatz ist sie nach wie vor in den Armenvierteln der großen Stadt unterwegs und versucht, zu helfen, wo sie kann. Hier wird der krasse Gegensatz zwischen dem ungeheueren Luxus, für den das Kadewe steht, und dem Elend der vor allem nach der Weltwirtschaftskrise oft unverschuldet in Not geratener Menschen besonders deutlich.

Und als dann die neuen Machthaber in Deutschland systematisch gegen das Judentum vorgehen, kommen auf das Kadewe, auf Judith und ihre Familie, aber auch auf Rieke und die Ihren schwere Zeiten zu. Diese Szenen schildert die Autorin besonders eindringlich. Hier treffen wir Riekes jüngere Schwester Sanni wieder. Sanni hat im Gegensatz zu Rieke die Chance, im Kadewe arbeiten zu dürfen, nicht genutzt, und mischt jetzt in den Frauengruppen der Nationalsozialistenischen Partei mit.

Marie Lacrosse hat mit „Kadewe – Haus der Wünsche“ erneut bewiesen, dass sie eine Meisterin ihres Fachs ist. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, auch wenn es keine „leichte“ Lektüre ist. Die Autorin schildert z.B. die damaligen Lebensverhältnisse der „einfachen Leute“, die im Gegensatz zu heute kein soziales Netz auffing, wenn sie etwa ihre Arbeitsstelle verloren und weder Geld für Miete noch für Essen hatten, derart lebendig, dass ich mehr als betroffen war. Sehr nahe ging mir das Schicksal der alleinerziehenden Klara Engwicht, die Judith im Rahmen ihres Forschungsprojekts besuchte.

Besonders interessant ist auch diesmal wieder das Nachwort „Wahrheit und Fiktion“ der Autorin. Wie schon in Band 1 waren die Quellen, die sie beim Schreiben zurate ziehen konnte, meist nicht allzu zahlreich bzw. aussagekräftig. Ihre Fantasie und ihr psychologisches Fachwissen konnten diese „Lücken“ füllen, und so erzählt sie die Geschichte von 1927 bis 1934 (Epilog 1936) so weiter, wie sie sich tatsächlich abgespielt haben könnte. Ebenso klärt sie auf, wo sie sich dichterische Freiheiten herausnahm, welche Personen tatsächlich lebten und welche sie realen Persönlichkeiten nachempfunden hat. Der sicher nicht nur mir sehr unsympathische Gunter Perl zum Beispiel handelt oft so, wie der wirklich im Kadewe als Textileinkäufer und auch Geschäftsführer beschäftigte Georg Karg. Hier verweist Marie Lacrosse auf ein noch nicht veröffentlichtes Forschungsprojekt der Karg-Stiftung, das u.a. die undurchsichtige Rolle Georg Kargs bei der Arisierung der Hermann Tietz OHG aufklären soll.

Abschließend danke ich der Autorin für diesen großartigen Roman, mit dem sie sich selber übertroffen hat.

Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Goldmann-Verlag als Rezessionsexemplar zur Verfügung gestellt, das hat jedoch meine Meinung nicht beeinflusst.

Bewertung vom 13.04.2023
Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten
Storks, Bettina

Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten


ausgezeichnet

Gestern erschien der neue historische Roman von Bettina Storks: Die Kinder von Beauvalleon
Das E-Book ist bereits seit Anfang April erhältlich.

22. Oktober 1940, Sulzburg in Südbaden:
„Wir werden es wieder zusammenkleben, das verspreche ich dir, Lily Blum“, rief die neunjährige Agnes Engler ihrer gleichaltrigen besten Freundin Lily zu, die kurz vorher zusammen mit den sechsundzwanzig verbliebenen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde auf die Ladefläche eines Lastwagens steigen musste. In Lilys Gepäck befand sich ein Foto, das die beiden Mädchen Hand in Hand zeigte. Dieses hatte Lily in der Mitte auseinander gerissen und eine Hälfte davon, auf der sie zu sehen war, Agnes bereits im Davonfahren vom Lastwagen aus zugesteckt. Die andere Hälfte mit Agnes‘ Bild darauf behielt sie selbst.

Rund 25 Jahre später ist Agnes Engler Radiojournalistin beim Südwestfunk Freiburg. Sie bearbeitet hauptsächlich Themen wie Kochrezepte oder berichtet von der Jahreshauptversammlung eines Kaninchenzuchtvereins. Damit zufrieden ist sie nicht, und so ist sie sehr interessiert, als ihr Vorgesetzter sie mit einem (halb inoffiziellen) Spezialauftrag betrauen möchte: Dieulefit, ein kleines Dorf in der französischen Drôme, hatte während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg unzählige Flüchtlinge versteckt, darunter auch jüdische Kinder aus Südbaden, die allesamt überlebt haben sollen. Das war damals, 1965, ein gesellschaftlich relevantes Thema, ein heißes Eisen. Während die jungen Menschen, die den Krieg gar nicht oder nur als Kinder erlebt haben, auf ihre vielen Fragen Antworten fordern, möchte die ältere Generation einfach den Schleier des Vergessens darüber ziehen. Agnes, die nie mehr von ihrer Kinderfreundin Lily gehört hat, nimmt den Auftrag schließlich an und reist nach Dieulefit. Zwar hat ein Nachbar in Sulzburg ihr von Lilys Tod und dem ihrer Eltern erzählt, aber nun schöpft Agnes neue Hoffnung. Ihr ist bewusst, dass dieser Auftrag sich zu einem Drahtseilakt gestalten wird und sie Berufliches und Privates strikt trennen muss. Als sie nach einem Gespräch mit Madame Defour, der stellvertretenden Schulleiterin in Beauvallon, erfährt, dass Lily tatsächlich hier war, eine neue Identität erhalten und überlebt hat, macht sie sich daran, den aktuellen Aufenthaltsort ihrer Kinderfreundin zu finden. Madeleine Defour rät ihr, bei einer Annäherung sehr vorsichtig zu sein. Und als Agnes Lily dann tatsächlich gegenüber steht, ist das Wiedersehen nicht so, wie sie es sich vorgestellt hat. - Beide Frauen müssen erkennen, dass sie erst ihre Vergangenheit bewältigen müssen, bevor sie in die Zukunft gehen können.

Das Bemerkenswerte an diesem Roman ist, dass er auf wahren Begebenheiten basiert. Die Internatsschule in Beauvallon hat es wirklich gegeben und gibt es heute noch. Die Gründerin Marguerite Soubeyran, die die Kinder „Mamie“ nannten, und die Lehrerinnen Madeleine Defour, Catherine Krafft und Simone Monnier sowie die damals noch sehr junge Sekretärin des Bürgermeisters, Jeanne Barnier (deren Chef sehr gut im Wegsehen war), haben wirklich gelebt und zusammen mit dem ganzen Dorf Dieulefit unzählige Menschen vor allem jüdischer Herkunft versteckt und so gerettet. Nächstenliebe und Zivilcourage waren für sie keine leeren Worte, sie lebten sie einfach und nannten es „die Banalität des Guten“. Lily, Agnes und auch die im Widerstand arbeitende Jolie sind fiktiv, haben aber reale Vorbilder.

Ein Roman, der unter die Haut geht, und trotzdem er in großen Teilen in einer sehr dunklen Zeit spielt, wurde mir beim Lesen immer wieder warm ums Herz.

Übrigens: Dieulefit heißt auf Deutsch „Gott hat es gemacht“ und Beauvallon „schönes Tal“. Das ist doch perfekt!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2022
Haus der Träume / Die Kaufhaus-Saga Bd.1
Lacrosse, Marie

Haus der Träume / Die Kaufhaus-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Marie Lacrosse: KaDeWe – Haus der Träume

Träume haben sie beide, als sie sich im KaDeWe, im Kaufhaus des Westens in Berlin, das erste Mal begegnen: Rieke und Judith. Es ist August 1907, als der damalige König Rama V. von Siam, dem heutigen Thailand, während einer Europareise Berlin besucht und im Kaufhaus des Westens eine ausgedehnte Einkaufstour unternimmt. Der Inhaber, Adolf Jandorf, bittet den König im Anschluss daran zum Mittagessen ins Fürstenzimmer des erst im März desselben Jahres eröffneten Luxuskaufhauses. Mit zu Tisch sitzt Jandorfs Justiziar Paul Bergmann mit seiner Frau Rebekka und der zehnjährigen Tochter Judith. Judiths Traum ist es, einmal Abitur zu machen und vielleicht sogar zu studieren.
Ganz anderer Art sind Riekes Träume, als sie am Morgen desselben Tags an der Hand ihrer Mutter Käthe durch eine Seitenpforte die prachtvolle Eingangshalle des KaDeWe betritt. Rieke, ebenfalls zehn Jahre alt, stammt aus dem sog. Arbeitermilieu; ihre Mutter leitet hier im Kaufhaus die Putzkolonne, der Vater ist im Lager der Apparatefabrik der AEG beschäftigt. Als kurz vor Beginn des Mittagessens im Fürstenzimmer eine Flasche Rotwein zu Bruch geht, muss Käthe die Spuren des Malheurs schnellstmöglich beseitigen. Rieke nutzt die Gelegenheit und schlüpft rasch hinter eine der Samtportieren. Derart gut verborgen erlebt sie das mehrgängige Diner zu Ehren des siamesischen Königs aus nächster Nähe heimlich mit. Als Rama V. aufbricht, versucht Rieke den nun wieder leeren Speisesaal ungesehen zu verlassen und läuft direkt Judith in die Arme, die ihre vergessene Handtasche holen möchte. Ein Diener, der das Geschirr abräumen muss, schnauzt Rieke ob ihrer Anwesenheit hier an, aber Judith nimmt sie in Schutz und teilt dem Lakaien mit, dass Rieke ihre Freundin ist.

Nach diesem amüsanten Prolog erzählt Marie Lacrosse die Geschichte der beiden Hauptprotagonistinnen ab 1914 weiter. Rieke ist inzwischen im KaDeWe tätig und fest entschlossen, sich in dessen Hierarchie aus eigener Kraft emporzuarbeiten. Judith besucht die von Alice Salomon gegründete Soziale Frauenschule und hofft, durch diese Ausbildung die Qualifikation für ein Hochschulstudium an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu erlangen. Doch der Beginn des Ersten Weltkriegs und auch die Wirren der Nachkriegszeit bringen die Pläne der beiden jungen Frauen gehörig durcheinander.

Marie Lacrosse beschreibt im ersten Teil ihrer Dilogie über das KaDeWe anschaulich das Leben in Berlin von 1914 bis zum Ende des Jahres 1926. Dabei beschränkt sie sich nicht nur auf den Luxus, für den das KaDeWe steht, sondern sie schildert auch eindringlich das Kriegsgeschehen und dessen Folgen sowie die Auswirkungen auf das Leben ihrer Figuren. Riekes Bruder Robert kehrt z.B. versehrt aus dem Krieg zurück, und seine Pflege stellt die Familie vor nicht unerhebliche Probleme. Judith ist im Rahmen ihrer Ausbildung im „Scheunenviertel“ Berlins vor allem in Kindertagesstätten tätig und kämpft dort, unterstützt u.a. von ihrer Mutter, verzweifelt gegen den Hunger und die dort herrschenden sozialen Bedingungen. Die Autorin erzählt auch vom Leben im Nachkriegsberlin, vom Lebenshunger und Erfindungsreichtum der Berliner, von der Hyperinflation, von zwielichtigen Lokalen und dubiosen Geschäften, die dort gerne getätigt werden. Eines davon betrifft Judiths Familie, und Rieke muss ihrer Freundin trotz eigenen Kummers darüber beistehen.

Unbedingt lesenswert ist auch diesmal wieder das Nachwort der Autorin „Wahrheit und Fiktion“. Sie berichtet darin, dass die Quellen, die sie beim Schreiben ihres Romans zurate ziehen konnte, einigermaßen übersichtlich waren und meistens nur reine Fakten beinhalteten. So blieb es oft ihrer Fantasie überlassen, diese Fakten mit Leben zu füllen und zu erzählen, wie sich die Geschichte wahrscheinlich zugetragen haben könnte. Dies ist ihr auch in ihrem neuen Werk wieder hervorragend gelungen. Chapeau!

Bewertung vom 01.08.2022
Lebe deinen Traum / Die Köchin Bd.1
Durst-Benning, Petra

Lebe deinen Traum / Die Köchin Bd.1


ausgezeichnet

Fabienne – so heißt sie, die Hauptprotagonistin in Petra Durst-Bennings neuer Trilogie „Die Köchin“, deren erster Band als E-book bereits erhältlich ist. Das Hardcover wird am 22. August 2022 erscheinen.

Fabienne bedeutet „die Edle“, und edel, sprich ausgezeichnet, ist die Küche, die Fabienne pflegt. Gelernt hat sie bei ihrer Mutter Violaine, die ihr auch beigebracht hat, nur einwandfreie und hervorragende Zutaten zu verwenden. Dann schmeckt auch eine an und für sich „einfache“ Mahlzeit vorzüglich, denn „Das beste Essen kocht nicht der Reiche, sondern der Arme“ - so Violain Durants Devise.

Fabienne ist das jüngste Kind des Schleusenwärters Guy Durants und seiner Ehefrau. Wir lernen sie als junges Mädchen von knapp siebzehn Jahren im Februar des Jahres 1880 kennen. Während Guy Durant mit Leidenschaft seine Schleuse am Canal du Midi bei Sallèles-d’Aude betreibt, ist seine Frau u.a. für die Küche zuständig. Auf der Terrasse ihres kleinen Häuschens verköstigt sie die Schiffer, die „gens de l’eau“, die ihre Schleuse passieren. Fabiennes Aufgabe ist es, ihre Maman nach besten Kräften zu unterstützen, und die Gäste nennen sie „Mademoiselle bon appétit“, wenn sie ihnen mit einem freundlichen Gruß – „Bon appétit“ - ihr Essen serviert. Es ist kein leichtes Leben, und Fabienne träumt insgeheim davon, ihren Freund Eric, den Sohn eines Barkenschiffers, zu heiraten. Als die Mutter plötzlich stirbt und der Vater eine andere Frau ins Schleusenwärterhäuschen bringt, möchte Fabienne nur noch davonlaufen. Eric überzeugt sie, mit ihm zu kommen. Doch Erics Vater, der Pinardier-Schiffer Babtiste Lacasse, vereitelt ihre Flucht. Er setzt Fabienne, die er als blinden Passagier an Bord seines Schiffes entdeckt hat, in Castelnaudary kurzerhand an die frische Luft. Fabienne ist grenzenlos enttäuscht von ihrem Freund, der sich letzten Endes dem Willen seines Vaters gebeugt hat. Nach Hause zurück kann und will sie nicht mehr. Sie beschließt, sich alleine durchzuschlagen und landet in Carcassonne. Hier hofft sie, Arbeit und eine Unterkunft zu finden, und hier lernt sie Stéphanie kennen. Stéphanies Zuhause ist ein Weingut in der Nähe und dort bringt sie Fabienne als Küchenhilfe unter. Fabienne ist glücklich, versteht sich ausgezeichnet mit der Köchin Sophie und glaubt, in Stéphanie, der Tochter des Hauses, eine Freundin gefunden zu haben. Doch Stéphanie ist ihre ganz eigene Persönlichkeit. Und am Horizont zieht bereits neues Unheil herauf.

Scheinbar mühelos schafft es Petra Durst-Benning, ihre Leserinnen (und sicher auch Leser) in das Romangeschehen hinein zu ziehen, so dass man meint, live dabei zu sein und einem unwillkürlich die Düfte Südfrankreichs in die Nase steigen. Fabiennes Geschichte ist sehr berührend, und ich habe mit ihr gelitten und gehofft. Ich freue mich auf die Weiterreise mit ihr und bin gespannt, ob es ihr gelingt, ihren Traum zu verwirklichen. Fabienne möchte kochen, und nicht nur zu Hause, wie es damals üblich war, nein, sie möchte das in der Küche eines feinen Restaurants tun. Ihr Vorbild sind die sog. Mères Lyonnaises, die „Mütter von Lyon“, die bereits eigene Restaurants führten. Und dann ist da ja auch noch der Schicksalsschlag, der Fabienne im Oktober 1881 getroffen hat…


Auch nach gut 25 Jahren gelingt es Petra Durst-Benning immer wieder, mich mit ihren Büchern zu begeistern und zu überraschen. Ihre Geschichten setzen sich wohltuend von dem heute leider oft zu findenden „Einheitsbrei“ ab. „Mit einem Buch kann man verreisen, ohne einen Koffer packen zu müssen“, zitiert die Autorin im Vorwort ihrer „Köchin“, und gerne bin ich mit nach Südfrankreich u.a. an den Canal du Midi gereist. Bereits das erste Kapitel, das auf dem Markt in Sallèles spielt, macht Lust auf mehr, auf mehr Lesevergnügen und auf mehr Genuss, Lust darauf, öfters den Kochlöffel zu schwingen und dabei etwas Neues auszuprobieren (zum Beispiel Violaines Mimoseneier oder Fabiennes petits toasts – Rezepte im Anhang!)

Herzlichen Dank der Autorin für diesen