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TK

Bewertungen

Insgesamt 104 Bewertungen
Bewertung vom 07.07.2024
Columbusstraße
Dahmen, Tobi

Columbusstraße


sehr gut

stellenweise sehr beeindruckendes Zusammenspiel aus Wort und Bild

Ein beeindruckendes Unterfangen, Briefe, Fotos, sonstige Dokumente und persönliche Erzählungen und Erinnerungen als Trittsteine zu nutzen, um die Geschichte der gesamten eigenen Familie zur Zeit des Dritten Reiches zu erzählen.
Und das mit vergleichsweise wenigen Worten, mit viel Bildsprache, die diese dramatische Zeit in atmosphärischen, düsteren Illustrationen zeigt. Das Zusammenwirken von Worten von Zeitzeugen und den starken Bildern schafft einige sehr beeindruckende Seiten in diesem Graphic Novel.
Besonders die Kriegserlebnisse, die aus Briefen wiedergegeben und zitiert werden, geben ein sehr intensives und berührendes Bild, gerade auch in Gegenüberstellung zu den Erlebnissen der restlichen Familie im bombardierten Deutschland, vor allem aus der Kindersicht von Karl Leo.

Ich bin sonst keine Leserin von Graphic Novels, dafür mag ich schöne Sätze und lange Texte zu sehr, wahrscheinlich hätte ich daher diese Familien- und Zeitgeschichte lieber als konventionelle Geschichte gelesen. An vielen Stellen bin ich zumindest für mich an die Grenzen des Mediums gestoßen, da es mir zwischen den vielen verschiedenen Figuren anhand von Illustrationen und Erzählinformationen nicht ganz möglich war zu folgen, bei wem wir gerade sind und mit wem wir gerade die Ereignisse erleben.
Das liegt aber zum Teil daran, dass in Text und Abbildungen manche Informationen, die zum Folgen nötig wären, schlicht und einfach fehlen.
So wird über Peter auf S. 108 gesagt, dass er Ende des Jahres 1940 Infanterist wird, danach folgen vor allem die Erlebnisse des älteren Bruders in Russland. Dann, auf S. 164 und inzwischen im Jahr 1942, erfahren wir "Peters Ruhezeit nach der Rückkehr vom Westfeldzug ist nicht von langer Dauer" - diese Stelle ist mir am meisten aufgefallen, weil ich da wirklich noch einmal komplett zurückblättern musste, weil ich dachte ich hätte diese Information übersehen, aber dazwischen werden er oder sein Aufenthaltsort tatsächlich nicht erwähnt.
Solche Momente haben mich leider sehr aus der Atmosphäre und der Handlung geworfen, dabei hätte man sich ja hier, selbst wenn es keine zitierbaren Briefquellen gibt, einfach mit einem Halbsatz (z.B. "wird Infanterist und wird an die Westfront geschickt") behelfen können.
Insofern liegt es wohl nicht nur am Medium, welches mir allerdings auch zumindest hier nicht immersiv genug ist, sondern auch am Erzählstil selbst... Schade, denn die Kombination von historischen Fakten und persönlichen Erfahrungsberichten, kombiniert mit den zum Teil sehr stimmungsvollen, beeindruckenden Illustrationen hätte mich eigentlich emotional viel mehr bewegen können.

Bewertung vom 26.05.2024
Vor einem großen Walde
Vardiashvili, Leo

Vor einem großen Walde


ausgezeichnet

Den Weg nach Hause finden

"Es heißt, man kann nie wieder nach Hause zurückkehren. Aber was, wenn doch? Was, wenn man es sollte? Was, wenn man immer wieder an dem Ort landet, den man nicht verlassen wollte, egal, was man tut?"

Protagonist Saba folgt einer Spur aus Brotkrumen und Erinnerungen in seine Heimatstadt Tbilissi, die er damals als Kind verlassen hat, und mit ihm erlebt man die georgisch-ossetische Geschichte aus der Sicht der Weggegangenen und der Zurückkehrenden, mit dem "Bedürfnis nach Abschließen-Können".
Saba begegnet eigenwilligen Charakteren, die mit ihren Erfahrungen zwischen persönlichem und kollektivem Trauma, postsowjetischem Sich-Durchschlagen, Gastfreundschaft und Freundschaft einen faszinierenden Hintergrund bilden.
Der Bruder, der Vater und die Mutter, die alle vor allem durch ihre Abwesenheit und durch Erinnerungen in Erscheinung treten, weil sie scheinbar alle nach und nach von diesem Land verschluckt werden, wie von einem düsteren Märchenwald, aber ganz real, zeigen ganz konkret, aber auch stellvertretend, die Geschichten von Familien, von Vätern und Brüdern, von Kindern und Eltern, die durch Gewalt, Krieg und Flucht auseinandergerissen wurden.

Beeindruckend fand ich beim Lesen das Gefühl der kalten Realität der Geschichte auf der einen Seite, die aber auf der anderen Seite unwirklich, weichgezeichnet und nicht ganz klar umrissen, wie in Traum oder Erinnerung, wahrgenommen wird. Auch inhaltlich, während die Handlung dunkler und bedrückender wird, erlebt man, wie die Figuren auf ihre Weise Frieden und Versöhnung finden, auch wenn dies Loslassen und Verluste bedeutet - denn Märchen müssen immer bis zu ihrem Ende erzählt werden, auch wenn man nicht weiß, ob einen dieses Ende wieder nach Hause führt.

Bewertung vom 26.05.2024
Die Stimme der Kraken
Nayler, Ray

Die Stimme der Kraken


ausgezeichnet

Bewusstsein, Kommunikation, Intelligenz - menschlich, künstlich, nichtmenschlich

"Die Stimme der Kraken" ist eine sehr spannende dystopische Vision einer gar nicht so fernen und gar nicht so fremden, abwegigen Realität, auf die sich die Menschheit auf verschiedenen Wegen tatsächlich schon zubewegt.
Die verschiedenen Handlungsstränge bewegen sich alle im Spannungsfeld zwischen menschlicher Intelligenz, künstlicher Intelligenz und dem Menschen ebenbürtiger (oder überlegener?) anderer intelligenter Lebensformen in tierischer Intelligenz, in diesem Fall der Kraken, die eine faszinierende Zivilisation aufgebaut haben. Daneben sind auch die anderen Figuren, menschlich oder nicht, sehr faszinierende Charaktere.
So entstehen sehr philosophische Fragestellungen zum Verhältnis von Menschen zur Natur und von Menschen zur Technik, die auch (zum Teil erschreckende) Erkenntnisse über das Verhältnis von Menschen zu anderen Menschen zutagebringen.
Den Originaltitel "The Mountain in the Sea" finde ich daher (wie bei vielen übersetzten Büchern) sehr viel passender, weil sehr viel vielschichtiger, so dass er sich besser auf die verschiedenen Teilgeschichten beziehen lässt.

Kein Buch, welches man mal eben so wegliest, dafür ist es viel zu komplex, und hat mich beim Lesen stilistisch und atmosphärisch immer wieder an David Mitchell erinnert. Auf jeden Fall eine beeindruckende Erfahrung, die noch eine ganze Weile nachklingt und im Kopf weiterarbeitet.

Bewertung vom 01.04.2024
Eine Fingerkuppe Freiheit
Zwerina, Thomas

Eine Fingerkuppe Freiheit


sehr gut

faszinierende Persönlichkeit, Schreibstil mitunter etwas zu reichlich

"Eine Fingerkuppe Freiheit" ist ein Roman, der mit seiner Atmosphäre und seinen Beschreibungen auf alle Sinne wirkt, so dass man von Anfang an darüber nachdenkt, wie und auf welchen Wegen man die Welt und sich selbst darin wahrnimmt.
Auch wenn der Roman recht kurz ist, hat man doch sehr lange etwas davon, weil die einzelnen Kapitel sprachlich und bildlich so reichhaltig sind, dass man sie nur in kleinen Häppchen genießen kann. Zugegeben waren mir die Bilder und Vergleiche manchmal etwas zu viel des Guten, so dass ich so sehr mit dem Schreibstil beschäftigt war und über eine einzelne interessante Formulierung nachgedacht habe, dass die Handlung dabei sehr in den Hintergrund gerückt ist.

Die Handlung selbst wirkt dann eher außerhalb der Lektüre nach und hat mich dazu gebracht, mich weitergehend mit dem Thema zu beschäftigen.
Brailles Lebensgeschichte, von seiner Erblindung in der Kindheit, über seine Jugend, die mit so viel Drang erfüllt ist, selbständig zu sein und lernen zu können, Wissen sammeln zu können, und auch anderen Blinden dazu zu verhelfen, zeugt von einer faszinierend starken Persönlichkeit.
Gerade dass Braille seine Schrift schon als Schüler entwickelt hat, ist wirklich beeindruckend. Wie diese Entwicklungen sowohl auf die Lebenswelt der Blinden und der Sehenden gewirkt haben muss, weckt spannende Gedanken über die Geschichte der Inklusion.

Bewertung vom 24.03.2024
Wieso? Weshalb? Warum?, Band 4: Wir erforschen die Vulkane
Noa, Sandra

Wieso? Weshalb? Warum?, Band 4: Wir erforschen die Vulkane


sehr gut

heißes und brodelndes Thema gut und umfassend erklärt

Wie von der Wieso-Weshalb-Warum?-Reihe gewohnt wird hier wissenschaftlich, aber gleichzeitig sehr kind- und altersgerecht ein neues Thema entdeckt, nämlich die Vulkane, und von allen Seiten betrachtet.
Damit einhergehend wird natürlich auch die Plattentektonik der Erde erklärt, die Formung der Erdoberfläche, verschiedene Vulkanarten und Formen, Lebensräume in der Nähe von Vulkanen und vieles mehr, bis hin zu Vulkanen im All, auf anderen Himmelskörpern.
Auch wo man in Deutschland Spuren von vulkanischer Aktivität sehen kann ist spannend, dann kann man vielleicht im nächsten Urlaub gleich zu einer Familien-Forschungs-Expedition aufbrechen.
Bei diesem Thema kann natürlich nicht verschwiegen werden, was bei möglichen Vulkanausbrüchen und Erdbeben passiert. Dies wird behutsam und sensibel angesprochen, mit dem Fokus auf Forschende, die die Aktivitäten beobachten, rechtzeitig warnen, und auf Helfer, die retten und wiederaufbauen, so dass bei den jungen Lesenden hoffentlich keine Angst geweckt wird. Da muss man natürlich das eigene Kind selbst einschätzen, wie es darauf reagiert.
Insgesamt überwiegt aber deutlich die Spannung des Themas, und es gibt viele Dinge und Informationen zu entdecken - auch als Vorlesende*r noch.
Durch das Buch führt die Figur Vulkaninchen, die hätte es für mich jetzt nicht gebraucht, schon allein weil die Namensassoziation eines Kaninchens so gar nicht zu dem schneemannähnlichen Steinwesen passen mag - aber ich konnte ähnlichen Figuren der Buchreihe noch nie viel abgewinnen, für mich spricht der restliche Inhalt ausreichend für sich selbst.
Aufgefallen ist mir, dass bei der Abbildung und Nennung von Giant's Causeway eine Übersetzung hilfreich gewesen wäre, vielleicht sogar die Legende dahinter, die zeigt, wie sich Menschen diese vulkanisch entstandene Struktur erklärt haben - etwas enttäuschend, denn das ist eine verpasste Möglichkeit einer Geschichte, die Kinder sicher spannend gefunden hätten!

Insgesamt jedoch ein spannendes, wie immer gut umgesetztes neues Buch der Reihe!

Bewertung vom 24.03.2024
Die Stadt der Schattenschläfer und die Melodie der Albträume
Vieweg, Olivia

Die Stadt der Schattenschläfer und die Melodie der Albträume


sehr gut

sehr spannend, wurde gleich mehrfach gelesen

Die 11-jährige Leserin sagt:
Das Buch ist spannend und interessant. Man weiß nie was als nächstes passiert. Die Figuren waren alle gut obwohl ich sie manchmal nicht auseinender halten konnte. Das Cover ist gut gestaltet und der Stil vom Buch wird in einfachen Farben gehalten. Es gibt einige farblose Bilder. Manche Bilder bedecken eine ganze Seiten und auf Seite 8 endet das Wort mit einem Bindestrich und geht erst nach dem Bild weiter. Deswegen hab ich, nachdem ich das Bild angeguckt hab, vergessen womit das Wort angefangen hat.

Die 13-jährige Leserin sagt:
Die Handlung ist sehr spannend und gut nachvollziehbar. Ich konnte gar nicht aufhören, es zu lesen und musste dann gleich noch einmal von vorn anfangen. Der Schreibstil gefällt mir auch sehr gut. Im Buch sind allerdings leider ein paar Logik- und Rechtschreibfehler, zum Beispiel wurde auf Seite 129 "Triumph" mit "f" statt mit "h" geschrieben. Das triggert!!!, was schade ist, weil die Geschichte sonst richtig gut ist!

Bewertung vom 18.03.2024
Die Perlenjägerin
Beck, Miya T.

Die Perlenjägerin


ausgezeichnet

Super spannend und von der japanischen Mythologie inspiriert

Ich (13) war heute so richtig müde, weil ich das Buch gestern abend angefangen habe und nicht mehr aufhören konnte zu lesen bis ich am Ende der Geschichte angekommen war.
Das Buch sieht mit seinem Cover und dem Farbschnitt schon echt toll und vielversprechend aus, und die Geschichte darin ist so spannend wie gedacht.
Die Kreaturen der Japanischen Mythologie, Füchse, Drachen, Geisterwale usw. können richtig viel krasses Zeug anstellen. Protagonistin Kai hat mir auch sehr gut gefallen, weil sie so smart und mutig ist.
Das abgewandelte Japan ist ein interessanter Schauplatz, und die Handlung ist durch die Karten vorne und hinten im Umschlag gut zu verstehen.
Der Schreibstil ist sehr anschaulich und packend, wobei mir allerdings die Schriftart irgendwie nicht so gut gefallen hat.
Ich empfehle euch, nichts anderes vorzuhaben, wenn ihr mit diesem Buch anfangt! Und jetzt lese ich es gleich noch einmal und hoffe auf eine Fortsetzung!

Bewertung vom 18.03.2024
Verborgen / Mörderisches Island Bd.3
Ægisdóttir, Eva Björg

Verborgen / Mörderisches Island Bd.3


sehr gut

Das glückliche Äußere und die verborgenen Dunkelheiten

Wieder einmal ein Leichenfund in Akranes, welches anscheinend inzwischen eigenhändig für Islands Mordstatistik sorgt. Oder ist es Elma, die diese Fälle wie ein Magnet in diesen Ort zieht? Wie dem auch sei, auch im dritten Fall wird wieder sehr viel Spannung aufgebaut, und obwohl man diverse Plottwists von der Autorin inzwischen erwartet, kommen diese doch immer wieder unerwartet und vor allem nicht vorhersehbar. Dies liegt sicher auch daran, dass man in diesem Fall unter der Vielzahl an Figuren und Namen schnell mal den Überblick verliert. Die Rückblenden und die Gegenwart sind auch in diesem Band wieder geschickt miteinander verwoben, und die Vielschichtigkeit der Charaktere, vom glänzenden, glücklichen Äußeren bis zur verborgenen Dunkelheit, setzt sich immer mehr zusammen.
Im zweiten Buch hatte ich mir mehr von Elmas privaten Konflikten zurückgewünscht, die habe ich hier bekommen, war davon allerdings inhaltlich und von der Umsetzung her eher enttäuscht - daher wünsche ich mir in dieser Hinsicht wohl besser nichts mehr. Ursprünglich waren ja drei Teile der Reihe angekündigt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es da noch mehr zu erzählen gibt, und sehr gespannt, welche Wendungen Eva Björg Ægisdóttir sich noch ausdenken kann.

Bewertung vom 29.01.2024
Wir sitzen im Dickicht und weinen
Prokopetz, Felicitas

Wir sitzen im Dickicht und weinen


ausgezeichnet

feinfühlig beobachtet, kraftvoll und letztendlich tröstlich

An Hauptfigur Valerie, Tochter und Mutter, zeigt Felicitas Prokopetz die Kette von mehreren Familiengenerationen von Tochtersein und Mutterschaft, wie die Erfahrungen und Beziehungen der einen Generation, die wiederum auch von den gesellschaftlichen Ansichten und Erwartungen des Frauseins geprägt sind, die der nächsten beeinflussen und weitergegeben werden, oder aber in ihrer Ablehnung ebenfalls weiter wirken.
Für mich persönlich unglaublich schwer und schmerzhaft zu lesen, weil ich mich und die Beziehung zu meiner Mutter an so vielen Stellen wiedererkannt habe. Es ist ja eine der längsten Beziehungen, die man im Leben haben kann, wodurch so einiges an emotionalem und emotional belastetem Dickicht gewachsen sein kann. Und natürlich hat man auch gute und schöne und warme Erinnerungen und Zeiten erlebt, und natürlich hat man eine angenommene Verantwortung und Verpflichtung, gerade bei Krankheiten und Schwierigkeiten, die erfahrene Sorge und Pflege zurückzugeben, und natürlich kann man aus den Lebensereignissen auch nachvollziehen, wie und warum der Mensch genau so geworden ist.
Aber "Es ist doch deine Mutter!" wiegt eben nicht alles auf, bedeutet nicht, dass man alles akzeptieren und hinnehmen muss - gerade diese Ansammlung von Verletzungen, dieses undurchschaubare Dickicht aus Verbundenheit (Liebe?), Verletzungen und Schuldgefühlen, das Außenstehende, die eine andere Form von Mutter-Tochter-Beziehung erfahren haben, kaum nachvollziehen können - wie Valerie mit ihrer Freundin Juljana erlebt.
"Wir sitzen im Dickicht und weinen" ist kein Buch das ich gerne gelesen habe, und ich habe lange gebraucht, mich durch die 200 Seiten zu lesen, weil ich immer Zeit zum Verarbeiten der hervorgerufenen Emotionen brauchte, aber die Geschichte ist wirklich feinfühlig beobachtet, kraftvoll und letztendlich tröstlich.

Bewertung vom 29.01.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


sehr gut

Momentaufnahmen vom Da-Sein und Fort-Sein

Lichtungen ist so ein wunderschöner, vielsagender oder eher andeutender Titel, und die Sätze des Buches passen wunderbar dazu, teils wie Gedichtzeilen, teils irgendwie traumhaft, mit flimmerndem, vielleicht leicht verschwommenen Licht und Dunkel...

Die Geschichte von Lev und Kato wirkt wie ein Film, der szenenweise zurückgespult wird und einzelne Stationen in ihren Leben und ihrer Beziehung zueinander beleuchtet, und ihre gemeinsamen Lebenswege zu ihrem Ursprung zurückverfolgt, und erst nach und nach das gesamte Bild erkennen lässt.
Oder besser gesagt erfühlen lässt, denn die Szenen wirken durch Iris Wolffs wunderschön poetische Sprache eher emotional und impressionistisch, auch weil die jeweils vorhergehende Szene erst im Nachhinein vollständig verstanden und nachempfunden werden kann.
Nach dem Ende der Lektüre bin ich sehr versucht, die Szenen noch einmal in ihrer chronologischen Reihenfolge zu lesen, denn obwohl die emotionale Verbindung von Lev und Kato von Anfang an spürbar ist, warm und gleichzeitig melancholisch, können einzelne Sätze, Gedanken und Momente so sicher noch mehr Kraft und Wirkung entwickeln.

Zusätzlich entsteht Tiefe durch die Betrachtungen über nationale und individuelle Identität, Zugehörigkeit, zwischen Rumänien und Europa, das Reisen... oder Fortgehen? Ankommen?