Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Akantha

Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 07.06.2022
A Touch of Darkness / Hades & Persephone Bd.1
Clair, Scarlett St.

A Touch of Darkness / Hades & Persephone Bd.1


gut

“A Touch Of Darkness” ist der erste von aktuell drei geplanten Bänden des Hades -Persephone-Retellings von Scarlett St. Clair und ihr Debüt im LYX-Verlag. Handlungsort ist New Athens – Athen in unserer jetzigen Zeit aber unter der Prämisse, dass bei der „Großen Herabkunft“ die griechischen Götter auf die Erde gekommen sind. Persephone, deren Magie des Frühlings sich noch nicht entfaltet hat, führt ein Undercover-Leben unter Sterblichen. Ein Abend im Club Nevernight verändert jedoch alles, als sie dort eine Wette gegen den Besitzer verliert: Hades. Entweder, sie schafft es, Leben in der Unterwelt zu erschaffen, oder sie muss für immer dortbleiben. Unmöglich! Doch sie versucht es mit aller Kraft und lernt die Unterwelt und ihren geheimnisvollen Herrscher auf eine ganz unerwartete Art kennen.

Direkt der erste Blick auf das Cover sagt: Dies ist eine andere Geschichte. Es ist keine pastellfarbene Lovestory, es ist etwas Düsteres, Geheimnisumwobenes. Gerade das Verschlungene wird durch die goldenen Ranken sehr passend vermittelt. Zu dem schwarzen Hintergrund bilden die rosafarbenen Blüten einen deutlichen Kontrast. Sie symbolisieren das Heile, Reine, vielleicht sogar den Frühling, dessen Göttin Persephone ist. Zum einen brechen sie hinter den goldenen Gittern hervor, wie aus einem Gefängnis, zum anderen sieht man aber auch, dass sie sich behaupten. Sie erkämpfen sich ihren Platz, ihr Recht und lassen sich nicht von Düsternis oder Gefängnissen einengen.

Griechische Mythologie fasziniert mich sehr, daher ist das Buch aus der Vorschau sofort auf meine Wunschliste gewandert. Neben der zentralen Geschichte um Hades und Persephone tauchen auch einige andere Götter und Göttinnen sowie Sagengestalten auf. Hier wird mehr angedeutet als erklärt und das meiste versteht man vermutlich nur, wenn man etwas Vorwissen aus der Mythologie mitbringt. Das ist aber keine Voraussetzung um der Geschichte folgen zu können.

Positiv ist mir aufgefallen, wie Scarlett St. Clair die Leser*innen in die Welt einführt. Es gibt keinen Infodump, sondern sie erklärt nach und nach die geografischen Strukturen und lässt ganz natürlich die Co-Existenz von Sterblichen, Göttlichen und weiteren mythischen Wesen wie Ogern und Nymphen miteinfließen. Das erleichtert den Einstieg in diese fremde Welt enorm, erklärt genug, um mitzukommen, aber nicht zu viel, sodass man neugierig auf mehr bleibt. Absolut gelungen!

Doch ich habe auch einige Kritikpunkte. Vieles geht zu leicht und zu schnell. Echte Konflikte gibt es nur wenige, die meisten werden durch zwei Sätze aufgelöst. Außerdem gibt es viele unlogische Ereignisse, sogar Plotholes, die den Lesefluss hemmen und die ganze Geschichte weniger greifbar machen. Auch der Umgang der Autorin mit den Nebencharakteren ist nicht gerade gelungen. So taucht Persephones beste Freundin nur auf, wenn es für das Vorankommen der Geschichte notwendig ist. Abseits dessen scheint ihre Existenz zum Teil vollkommen in Vergessenheit zu geraten.

Zusammenfassend komme ich zu 3 von 5 Sternen. Ich liebe das Setting, das Wortbuilding und finde auch die grundsätzliche Story mit der Wette wunderbar. Aber die vielen unlogischen Aspekte, Plotholes, der ganze Umgang der Autorin mit Konflikten, sowie die teils holprige Entwicklung haben mein Lesevergnügen sehr getrübt.

Das Ende der Geschichte ist rund und abgeschlossen, die Folgebände („A Touch of Ruin“, ET 30.09.2022; „A Touch of Malice“, ET 27.01.2023) wären eigentlich gar nicht notwendig gewesen. Ich würde sie aber trotzdem gerne ebenfalls lesen, weil ich zum einen noch mehr Lust auf Mythologie habe und zum anderen noch auf einige Entwicklungen hoffe, die mir in Band eins gefehlt haben.

Bewertung vom 06.02.2022
The Sky in your Eyes / Island-Reihe Bd.1
Mohn, Kira

The Sky in your Eyes / Island-Reihe Bd.1


sehr gut

Mit „The Sky in your Eyes” startet Kira Mohn bei endlichkyss ihre nächste Dilogie über ein traumhaftes Reiseziel: Island. Elín kommt gerade aus einer Beziehung, in der ihr Freund viele hässliche Kommentare über ihr Gewicht gemacht hat. Das hat die Zweifel an ihrem Körper noch verstärkt und als sie in einem Kochkurs Jón kennenlernt, fällt es ihr schwer, sich ihm zu öffnen. unbefangen essen oder Berührungen scheinen unmöglich, will sie so etwas wie mit ihrem Ex-Freund nicht noch einmal erleben.

Besonders interessant war, wie die Autorin die Gedankengänge einer übergewichtigen Person beschrieben hat. Es gab so viele Anlässe, die Elín verunsichern, sie ins Grübeln bringen und zurückschrecken lassen: Was denken Leute, wenn ich eine große Portion esse? Was, wenn ich eine kleine Portion esse? Wie reagieren sie, wenn ich sage, dass ich gerne koche? Viele Situationen, die ein negatives Gedankenkarussell ankurbeln können, hatte ich bisher nicht im Blick und war ganz erstaunt, wie Kira Mohn sich in diese Gefühle und Gedanken hineinversetzen konnte. In der Danksagung hat sich gezeigt, dass hier viel Input von Sensitivity Readern vorlag, was ich wirklich gut finde. Ja, Elíns Gedanken sind sehr negativ und absolut beherrscht von ihrem Gewicht, aber wer bin ich zu beurteilen, ob das realistisch ist oder nicht?

Kira Mohn vereint in diesem Buch sehr viele verschiedene wichtige Themen: Bodyshaming, toxische Beziehungen, Selbstfindung, Veganismus, Sexismus, sexuelle Belästigung und ganz am Rande noch ein queerer Nebencharakter. Für sich genommen schon alles Themen, die definitiv mehr Aufmerksamkeit verdienen – in Summe eine explosive Mischung. Auf 336 Seiten kann natürlich nicht jedes davon bis zur Neige aufgearbeitet werden, aber es ist großartig, dass Kira Mohn diesen Themen Platz in ihrem Roman einräumt.

Etwas zu detailverliebt ist hier aber meiner Meinung nach das Thema Veganismus behandelt worden. Explizit der Inhalt des Kochkurses, inkl. Rezepten, Zutaten, vegane (Ersatz-)Produkte wurde sehr ausführlich beschrieben und hat der eigentlichen Geschichte etwas den Raum genommen. Ich kann verstehen, dass es der Autorin viel bedeutet, diese Dinge miteinfließen zu lassen, aber eventuell wäre ein kurzer Anhang am Ende des Buches mit den Rezepten förderlich für die Geschichte gewesen.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Kira Mohn behandelt Themen, die mehr Aufmerksamkeit verdienen und erzählt eine gefühlvolle Geschichte. Ich freue mich wieder sehr auf den zweiten Band, „The Sea in your Heart“ (ET 12.04.2022).

Bewertung vom 16.01.2022
Regenglanz
Omah, Anya

Regenglanz


sehr gut

„Regenglanz“ ist der Auftakt von Anya Omahs Sturm-Trilogie und gleichzeitig ihr erstes Verlagsbuch bei endlichkyss. Im Zentrum der Reihe stehen drei Freundinnen und jeder Band erzählt die Geschichte von einer von ihnen. Im ersten Buch geht es um Alissa, Künstlerin und Tätowiererin, die ihrem Kunden Simon ein Cover-up für ein peinliches Tattoo stechen soll. Mit jedem Treffen kommen die beiden nicht nur einander näher, sondern auch einem Tabubruch.

Dies war mein erstes Buch von Anya Omah. Auf der einen Seite finde ich es toll, wenn auch mal mehr deutsche Settings in Liebesromanen auftauchen (hier Hamburg), auf der anderen Seite ist es aber auch schwer, mich dabei bei Laune bzw. in Liebesroman-Stimmung zu halten. Die Autorin hat das größtenteils sehr gut gemeistert. Sie lässt Hamburg modern, interessant und aufregend wirken und sogar den Baustil von reetgedeckten Häusern wie etwas Spannendes und Fremdartiges. Was mir persönlich jedoch jedes Mal die Stimmung kaputtmacht, ist, wenn jemand „Moin!“ sagt. Es tut mir leid, liebe Hamburger, in meinen Ohren klingt das einfach albern – das gilt aber für alle lokalen Begrüßungsformeln.

Abseits davon hat mir Anya Omahs Schreibstil jedoch sehr gut gefallen. Die Seiten flogen nur so dahin und sie findet immer die richtigen Worte, um Orte und Gefühle zu beschreiben. Zum Ende hin hält das Buch noch einen richtigen Plottwist bereit, den ich absolut nicht habe kommen sehen. Die letzten Kapitel sind wirklich eine harte Zeit für Alissa und das hat die Autorin mich sehr intensiv spüren lassen. „Regenglanz“ ist insgesamt eine Geschichte, die eine tolle Bandbreite an Emotionen abbildet und auch beim Lesen auslöst.

Auch die Figuren, Protagonist*innen wie Nebencharaktere, waren wunderbar ausgearbeitet – mit ganz individuellen Feinheiten und herzerwärmenden Charakterzügen. Alissas Freundinnen Calla und Leo würde ich am liebsten direkt aus dem Buch an meine Seite holen, wodurch ich mich umso mehr auf die beiden Folgebände freue.

Insgesamt komme ich zu 4 von 5 Sternen. Ein wunderbarer, emotionaler Auftakt, der definitiv Lust auf die beiden weiteren Geschichten macht („Nebelschimmer“; ET 14.06.2022; „Gewitterleuchten“; ET 13.09.2022).

Bewertung vom 28.12.2021
Drowning in Stars / Always You Bd.1
Anastasia, Debra

Drowning in Stars / Always You Bd.1


sehr gut

Debra Anastasia gibt ihr Debüt im LYX-Verlag mit „Drowning in Stars“. Pixie und Gaze lernen sich mit zwölf Jahren kennen, als Gaze im Haus gegenüber einzieht. Pixie nimmt ihn im Viertel auf und wird zu seiner Beschützerin. Sie ist fast immer allein Zuhause, Gaze Vater trinkt zu viel und so haben sie nur einander um sich Halt zu geben. Doch durch ein schreckliches Ereignis, werden die beiden getrennt. Danach ist nichts mehr wie vorher und jetzt ist Pixie diejenige, die dringend Schutz braucht.

Ein atemberaubendes Cover – das kann man nicht anders sagen. Die vielfältigen Blautöne mit den weißen Wolken am Rand haben mich zuerst an Meeresrauschen, Wellen und Gischt erinnert. Gerade durch die goldenen Sprenkel hat es aber auch etwas vom tiefen Nachthimmel und der Weite des Weltalls. Beides Gebiete, die uns noch so unbekannt sind, dass das Cover eine hypnotisierende Faszination auf mich ausübt und mich immer tiefer hineinzieht. Außerdem eine perfekte grafische Darstellung des Titels. Die große Blume am unteren Rand ist natürlich ein besonderer Blickfang, der dem ganzen Bild nochmal ein Highlight verleiht.

Der Schreibstil von Debra Anastasia ist ebenfalls außergewöhnlich. Sie lässt das ganze Viertel lebendig werden, jeder Charakter und jeder Ort ist so eindrucksvoll und individuell beschrieben. In einem Moment wird die Armut in dem Stadtviertel ganz deutlich, ohne dass die Autorin es explizit schreiben muss. Im nächsten lesen wir dann magische, zitierwürdige Sätze und alles Elend ist vergessen. Debra Anastasia hat einen leicht poetischen Stil und gleichzeitig auch einen nervenaufreibenden Spannungsaufbau. Sie muss gar nicht sagen, was sie meint, sie kann auch mit wenigen Worten viel andeuten. Zwischen den Zeilen lesen ist angesagt – das gefällt mir.

Pixie ist ein faszinierendes Mädchen. Man streift an ihrer Seite durchs Viertel und muss ihr Wissen, ihre Art mit Menschen und dem Leben umzugehen und ihre Einstellung einfach bewundern. Sie musste aber auch viel zu schnell erwachsen werden und versucht einfach immer tapfer zu sein, noch erwachsener zu wirken und sich von nichts unterkriegen zu lassen. Auf der einen Seite wünscht man sich als Leser:in so stark wie sie zu sein, auf der anderen Seite ist der Preis, den sie dafür zahlt, so hoch, dass man ihr doch lieber eine richtige Kindheit wünscht. Sie hat so ein gutes Herz, aber wer kümmert sich dafür um sie?

Ich war sehr überrascht, festzustellen, dass ein großer Teil des Buches zu der Zeit spielt, als Pixie und Gaze noch zwölf Jahre alt sind. Sowas ist eigentlich nicht mein Geschmack und hätte ich das vorher gewusst, hätte ich vielleicht gar nicht zu dem Buch gegriffen. Dann hätte ich aber definitiv etwas verpasst, denn Debra Anastasia hat mir gezeigt, dass auch Geschichten in diesem Alter so geschrieben sein können, dass es mir gefällt. Wer also hier skeptisch ist: Ein Versuch ist es wert, ich bin sonst auch genauso skeptisch!

Das letzte Viertel des Buches hat mir leider nicht mehr so gut gefallen. Meiner Meinung war die Luft hier raus. Es war einfach nur ein unendlich lang gezogenes Happy End. Keine Spannung mehr und auch nicht mehr wirklich ein Plot. Natürlich waren auch sehr schöne Szenen dabei, aber ich habe mich gefragt, was für eine Geschichte hier noch erzählt werden soll. Ich hatte das Gefühl, als würde Debra Anastasia versuchen, alles Schlechte, was die Charaktere zuvor erlebt haben, wieder gut zu machen. Für mich machte sie dadurch aber kaputt, was sie vorher an Atmosphäre aufgebaut hat.

Zusammengefasst komme ich zu 4 von 5 Sternen. „Drowning in Stars“ ist ein Roman wie kein anderer. Er hebt sich einfach von vielen Liebesromanen ab, zum einen durch den wahnsinnig gefühlvollen Schreibstil der Autorin, zum anderen durch das unendlich traurige Schicksal der beiden Protagonisten. Dass am Ende die Luft raus war, hat das Buch für mich den letzten Stern gekostet und dennoch würde ich es in jedem Fall weiterempfehlen.

Bewertung vom 19.12.2021
Sie nannten ihn Cid. Eine spanische Legende
Lorne, Mac P.

Sie nannten ihn Cid. Eine spanische Legende


sehr gut

„Sie nannten ihn Cid – Eine spanische Legende“ ist der neue Roman von Mac P. Lorne, erschienen bei Droemer Knaur. Hier erzählt er die Geschichte von Rodrigo Diaz de Vivar, später besser bekannt als „El Cid“, und seinen Kämpfen um die iberische Halbinsel. Diese wird in jahrelangen Kriegen von den Almoraviden bedroht. Rodrigo kämpft stolz für Heimat und Land, aber sein König verbannt ihn aus Kastilien. Doch mit seinem selbst errichteten Heerfürstentum ist seine Hilfe nötiger denn je, als eine riesige Armee aus Nordafrika in Spanien landet.

Wie gewohnt, fällt mal wieder die gute Ausstattung auf: gerade das Personenregister habe ich auf den ersten ca. 70 Seiten stark bemüht, fühlte mich danach aber bei den meisten Charakteren fit. Klar, so ein Register spoilert immer auch etwas, aber ich finde das Maß hier vollkommen in Ordnung.

Rodrigos charakterliche Weiterentwicklung war nachvollziehbar in ihren Gründen und realistisch im Zeitverlauf. Das ist mir immer wichtig: bei historischen Figuren noch mehr, als bei ausgedachten Protagonisten. Die Zeitsprünge sind meiner Meinung nach sehr gut gesetzt. Bereits in früheren Büchern habe ich gelobt, dass vor allem auch das Privatleben des Protagonisten gut zusammengerafft ist. So auch hier: Mehr als ab und zu zwei bis drei Sätze brauche ich da nicht.

Sehr gut geschrieben und mitreißend waren außerdem die Zweikämpfe und Schlachten. Sie haben Tempo, ausreichend Detail und lesen sich lebendig. Zusammen mit den politischen Verwicklungen, fliegen viele Seiten nur so vorbei.

Auf der anderen Seite gab es aber auch Szenen, die mir etwas zu lang waren und ich frage mich, ob die Geschichte nicht griffiger gewesen wäre, hätte sie an einem späteren Zeitpunkt eingesetzt. Drei verschiedene Könige werden abgehandelt und diese dienen zumeist nur einer ausführlichen Charakter-Einführung von Rodrigo. Dadurch dauert es sehr lange, bis die im Klappentext benannte Verbannung überhaupt eintritt.

Der Autor lässt sich die Chance nicht nehmen, auch einige Mythen rund um den Nationalhelden miteinzubeziehen. Historische Korrektheit ist mir immer wichtig, aber ich finde es doch unterhaltsam, diese Geschichten aufzugreifen, wenn im Nachwort zur Korrektheit Stellung genommen wird – und wie immer enttäuscht er mich da nicht.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Mac P. Lorne hat sich hier eine interessante Figur abseits des Mainstream-Historischen-Romans ausgesucht und lässt diese rund 950 Jahre später lebendig werden. Trotz einer längeren Einführung war diese interessante Geschichte spannend erzählt und ich werde beim nächsten Werk des Autors wieder zugreifen.

Bewertung vom 07.11.2021
Die Früchte, die man erntet / Sebastian Bergman Bd.7
Hjorth, Michael;Rosenfeldt, Hans

Die Früchte, die man erntet / Sebastian Bergman Bd.7


sehr gut

„Die Früchte, die man erntet“ ist bereits der siebte Band über den Kriminalpsychologen Sebastian Bergmann aus der Feder von Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt, erschienen im Rowohlt-Verlag. Der behandelte Kriminalfall ist in sich abgeschlossen – das Buch könnte diesbezüglich auch ohne Vorwissen gelesen werden. Jedoch steht in dieser Reihe auch das Privatleben der Ermittler*innen weit im Vordergrund, sodass mindestens Band sechs, wenn nicht auch die Teile eins bis fünf, wesentlich für das Verständnis ist.

Mehr als drei Jahre sind für die Stockholmer Reichsmordkommission vergangen und viel hat sich verändert: Sebastian ist nicht mehr Teil des Teams, sondern arbeitet selbstständig als Psychologe und Therapeut. Vanja hingegen leitet die Gruppe und ist Mutter geworden und auch Billys Leben soll sich wandeln. In Karlshamn tötet derweil ein Heckschütze scheinbar wahllos Menschen, ohne Zeugen oder Hinweise zu hinterlassen, was die Ermittlungen besonders schwierig macht. Hinzu kommt, dass auch Sebastians Trauma des Tsunamis 2004 wieder stärker hervortritt – durch einen besonderen Patienten.

Der große Zeitsprung zwischen Band sechs und sieben hat der Geschichte meiner Meinung nach sehr gutgetan. Die berufliche und zwischenmenschliche Situation der Charaktere war zuletzt etwas ausgelaugt. Es wurde alles rausgeholt, was möglich war und es drohte sich festzufahren. Die Autoren haben hier einen klugen Schritt getan. Es gab in den drei Jahren Entwicklungen, die für neue Spannungen und veränderte Interaktionen sorgen, sodass die, für die Reihe typische, private Komponente der handelnden Personen interessant und abwechslungsreich bleibt.

Etwas unglücklich war für mich persönlich, dass auch in der Realität drei Jahre bis zum Erscheinen des Romans vergangen sind. Viele wichtige Ereignisse aus Band sechs hatte ich einfach vergessen und es wurde nicht alles nochmal erläutert. Ein „Was zuletzt geschah“ oder ähnliches wäre hier sehr hilfreich gewesen.

Den Kriminalfall fand ich durchweg spannend. Er ist so gestaltet, dass die Leser*innen vor dem Ermittlungsteam auf die Lösung kommen, jedoch nicht gleich zu Beginn, da mit verschiedenen Zeitachsen gearbeitet wird. Das habe ich nicht direkt verstanden, aber als eine Ermittlerin den entscheidenden Hinweis gab, war es klar. Dennoch hat mir gerade das gut gefallen: Die Leser*innen müssen mitdenken und bekommen nicht alles vorgekaut. Und selbst nachdem auch die Reichsmordkommission im Bilde war, verlor die Geschichte nicht an Spannung – im Gegenteil: Das Suchen, Finden und Verfolgen, der Kampf gegen die Zeit, war wahnsinnig fesselnd.

Wie gewohnt enden Hjorth und Rosenfeldt mit einem Knall. Nein, es sind sogar zwei gewaltige Cliffhanger (wie oben erwähnt, das Persönliche betreffend, nicht den Fall) und sinnbildlich ein schwerer Stiefel, der sich langsam auf die Finger der Lesenden herabsenkt, während wir uns gerade so an der Kante des Buches festkrallen und beten, dass es nicht weitere drei Jahre bis zu Band acht braucht.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. „Die Früchte, die man erntet“ konnte ich kaum aus der Hand legen. Die Reihe lässt auch mit dem siebten Band mit ihrer Spannung und ihren unerwarteten Wendungen in nichts nach. Der Anschluss zum Vorgängerband ist leider nicht so gut gelungen. Manche Referenzen waren einfach mit zu vielen Fragezeichen in meinem Kopf belegt, was den Lesegenuss leider etwas gehemmt hat. Band acht erwarte ich dennoch voller Freude und ich danke jedes Mal meiner Kollegin, die mich mit diesem Ermittlerteam bekannt gemacht hat.

Bewertung vom 10.10.2021
The promises we made. Als wir uns wieder trafen
Ahrnstedt, Simona

The promises we made. Als wir uns wieder trafen


gut

„The Promises we made – Als wir uns wieder trafen“ ist der neue Stand-alone-Roman von Simona Ahrnstedt erschieben bei Forever Ullstein. Wie der Titel vermuten lässt, handelt es sich um eine Second-Chances-Geschichte, die hier noch mit einer Bodyguard-Romane kombiniert wird.

Zwischen Dessie und Sam war es die ganz große Liebe, als sie Teenager waren. Doch ein schrecklicher Abend hat sie vollkommen entfremdet. Jahre später ist Sam Chef eines Hotelimperiums und benötigt einen Bodyguard. Dass Dessie jetzt als Sicherheitsexpertin arbeitet und das ausgerechnet in dem Unternehmen, welches Sam beauftragt, bringt beider Leben vollkommen aus dem Gleichgewicht.

Wie auch viele andere Liebesromane, ist „The Promises we made“ mit einer guten Portion Geheimnissen gewürzt. Nicht nur die Trennung von Sam, sondern auch private Erfahrungen von Dessie sind zu Beginn verschleiert und sollen die Neugier der Leser*innen wecken. Innerhalb von zwei (!) Seiten wird von „DEM EREIGNIS“, sowie „dem Ereignis“ gesprochen, was, anstatt mich neugierig zu machen, eher schon genervt hat. Denn welche Person codiert ihre Gedanken vor sich selbst? Es wirkt sehr künstlich und nicht wie Dessies authentische Überlegungen.

Ein Handlungsstrang, der auch maßgeblich für die Story ist, wird viel zu leicht aufgelöst, eher im Vorbeigehen und auch grundsätzlich hatte ich das Gefühl, dass sich viele Probleme in Luft auflösen oder merkwürdiger Weise gar nicht erst entstehen.

Insgesamt war die Geschichte leider sehr zäh. Über lange Passagen hatte ich das Gefühl, dass nichts passiert und ich gar nicht vorwärts komme. Wie auch schon bei "Nur noch ein bisschen Glück" hatte ich hier ebenfalls ein paar Probleme mit der Übersetzung ("Er war desperat."), was vermutlich dazu beigetragen hat, dass ich an jeder Seite rund 23% länger gelesen habe, als bei vergleichbaren Büchern (Genre und Format).

Gut gelungen fand ich hingegen das überraschende und actionreiche Ende, welches noch ein paar Enthüllungen bieten konnte.

Zusammenfassend komme ich zu 3 von 5 Sternen. Die Geschichte war größtenteils zu langatmig und ich hatte nicht das Gefühl, dass die Charaktere wirklich an ihren Problemen arbeiten müssen. Ob das gelungene Ende ausreicht, um mich nach Simona Ahrnstedts nächster Neuerscheinung greifen zu lassen, kann ich nach zwei Enttäuschungen nicht garantieren.

Bewertung vom 12.09.2021
Someone like you / Moonflower Bay Bd.2
Holiday, Jenny

Someone like you / Moonflower Bay Bd.2


gut

Zurück nach Moonflower Bay: “Someone like you” ist vorerst das Finale der Dilogie von Jenny Holiday, erschienen bei Forever Ullstein. Warum „vorerst“? Auf der Homepage der Autorin ist ein dritter Roman zu sehen, der endlich die Liebesgeschichte erzählt, die seit zwei Bänden unterschwellig die ganze Zeit brodelt. Also, lieber Verlag, bitte, bitte holt euch und uns diese Story auch noch!

Jake Ramsey ist wohl der stillste und zurückgezogenste Bewohner von Moonflower Bay. Kein Wunder bei dem Verlust, den er erlitten hat. Doch als Dr. Nora Walsh in die Kleinstadt zieht – für sie eine Zwischenstation um einen Neuanfang zu starten – verändert sich sein Leben schlagartig. Er hilft ihr, in dem kleinen Ort anzukommen und ihre Praxis zu eröffnen, doch auch er selbst braucht Hilfe, irgendwo anzukommen.

Ich war zunächst etwas perplex, denn man wird direkt ohne viel Federlesen in die Geschichte hineingeworfen: keine Einleitung, keine Charaktervorstellung, direkt los. Liebe auf den ersten Blick auf Seite eins! Auf der anderen Seite brauchte es auch nicht mehr als 20 Seiten, bis ich wieder in Moonflower Bay angekommen war, die schrulligen, wundervollen Persönlichkeiten getroffen habe und mir das erste Lächeln im Gesicht stand. Ich liebe den Charme dieses Orts, den Zusammenhalt, die Traditionen – während das Einmischen in das Leben anderer Leute natürlich eine Gratwanderung ist, die Jenny Holiday meiner Meinung nach jedoch sehr gut beschreitet.

Ähnlich wie der hastige Beginn geht es leider auch weiter. Die Zeit im Buch rast, Monat folgt auf Monat, Festival auf Festival und es wird so schnell von einem zum nächsten Event gesprungen, dass ich das Gefühl hatte, zwischendurch ginge ganz schön viel verloren. Dies ist auch mein größter Kritikpunkt. Die Charakterentwicklung und die Beziehung, sowohl zwischen den Protagonisten, als auch zwischen Nora und den anderen Einwohner*innen, konnte ich nicht miterleben und nicht richtig spüren.

Ein absoluter Pluspunkt war für mich hingegen Nora. Sie ist herrlich direkt, nicht nur im Umgang mit den Gefühlen von anderen Leuten, sondern auch darin, direkt zu sagen, was sie will. Jake sagt über Nora: „Sie hatte keine Angst, auszusprechen, was sie dachte.“ Und genauso ist es. Sie ist selbstbewusst, gerade heraus und definitiv ein Charakter, mit dem ich mich am Lake Huron gerne umgeben würde.

Analog zu Band eins gefällt mir auch hier, dass die Autorin neben der heilen Kleinstadt-Welt ein paar dunkle Gefühle und Erinnerungen zulässt. In Band zwei behandelt sie diese schon etwas ausführlicher als im Vorgänger und hebt sich so von anderen Büchern des Subgenres ab.

Zusammenfassend komme ich zu 3 von 5 Sternen. Ich bleibe Fan des Settings, aber diesmal war die Geschichte zu hastig erzählt. Für Band drei (bitte unbedingt einkaufen, lieber Forever Verlag!) erhoffe ich mir wieder ein ruhigeres Tempo, auch wenn die beiden Charaktere eine energiegeladene Story versprechen.

Bewertung vom 06.09.2021
Unerschrocken / Die Rebellinnen von Oxford Bd.2
Dunmore, Evie

Unerschrocken / Die Rebellinnen von Oxford Bd.2


ausgezeichnet

In Evie Dunmores „Rebellinnen von Oxford“-Trilogie, erschienen im LYX-Verlag, ist „Unerschrocken“ der zweite Band. Die einzelnen Bände sind in sich abgeschlossen – Vorwissen ist nicht erforderlich – dennoch rate ich zur richtigen Reihenfolge. Und warum auch nicht? Beide Teile empfehle ich uneingeschränkt und zähle sie zu meinen Jahreshighlights.

Lucie Tedbury ist die Ortsgruppenleiterin der Frauenbewegung in Oxford. Ihr neuster Clou sieht vor, tausende Leserinnen gesetzter Frauenzeitschriften für ihre Ziele zu gewinnen. Doch ausgerechnet der skandalumwitterte Frauenheld Tristan Ballentine macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Er würde sich zurückziehen – im Austausch für eine Nacht mit Lucie. Unverschämt! Typisch! Absolut ausgeschlossen! … Oder?

Wie bereits in ihrem Debüt begeistert mich Evie Dunmore mit dem gelungenen Gleichgewicht aus Liebesroman und Historie. Die Widrigkeiten im Kampf um die Frauenrechte sind hervorragend und nachvollziehbar erläutert, genauso wie die schockierenden Situationen in denen sich manche Frauen damals durch die gesetzliche und gesellschaftliche Lage befanden.

Lucie habe ich direkt in mein Herz geschlossen und bewundere sie gleichzeitig! Sie hat sich mit brennender Leidenschaft der Bewegung verschrieben und opfert dafür alles. Von Anfang bis Ende bleibt sie sich treu, steht zu ihren Idealen und verstellt sich nicht. Im ersten Band empfand ich noch eine Distanz zu ihr, doch nach wenigen Seiten in „Unerschrocken“ war davon nichts mehr zu spüren.

Tristan ist ein außergewöhnlicher Charakter – für einen historischen, genauso wie für einen Liebesroman. Ich liebe zudem seine sensible Seite, seine Cleverness und teilweise auch seine Kaltschnäuzigkeit. Ein harter Kampf, ob ich ihm oder Sebastian mehr zugeneigt bin!

Erneut sehr gelungen: Das kurze aber präzise Nachwort zum historischen Kontext, inklusive interessanter Quellen und Anmerkungen zur Inspiration der Autorin.

Zusammenfassend komme ich zu 5 von 5 Sternen und somit zu einem meiner Jahreshighlights. Die mehr als 500 Seiten waren im Handumdrehen gelesen – ein grandioser Spannungsbogen, der mich nicht losgelassen hat. Wie soll ich die Zeit nur bis zum dritten Band („Furchtlos“; ET 23.12.2021) überstehen und noch viel wichtiger: Wie können wir Evie Dunmore noch zu einem vierten Teil überreden? Denn neben Hattie wollen wir doch auch wissen, wie es für Catriona weitergeht!

Bewertung vom 08.08.2021
Like Gravity
Johnson, Julie

Like Gravity


sehr gut

„Like Gravity“ ist Julie Johnsons neuer Stand Alone Liebesroman aus dem LYX Verlag. Darin geht es um Brooklyn Turner, die mit sechs Jahren Zeugin wird, wie ein Mann ihre Mutter erschießt. Fortan lässt sie niemanden mehr an sich heran und geht keine Freundschaften oder Beziehungen ein. Finn Chambers lässt sich davon allerdings nicht aufhalten und die Anziehungskraft zwischen ihnen wächst stetig.

Das Cover hat mich direkt verzaubert. Im Gegensatz zur Forbidden-Royals Reihe, wurde hier wieder eine abstraktere Präsentation gewählt, die aber nicht weniger durch ihre Schönheit besticht. Das tiefe Blau im Hintergrund ist eine beruhigende, friedliche Farbe und eine Abwechslung zu dem vielen Rosa und Pastell, welches dem Genre sonst nachgesagt wird. Es zerfasert nach außen hin und die hellen Sprenkel im rechten Bereich erinnern an einen Sternenhimmel – nicht zuletzt auch durch das Nachtblau. Das weckt direkt passende Assoziationen zu „Gravity“. Dass Titel und Cover zusammenpassen gefällt mir sehr und hat, neben der Autorin und dem Klappentext, das Buch unmittelbar auf meine Wunschliste befördert.

Julie Johnson überzeugt von Beginn an durch ihren hervorragenden Schreibstil. Der Prolog ähnelt einem Thriller. Die Spannung, die glasklare Beschreibung – sie hat mich direkt mitten hineingesogen, als würde ich während dieser schrecklichen Minuten auf Brooklyns Schulter sitzen. Die Autorin findet im Anschluss passende und traurig-schöne Worte. Je weiter ich las, desto länger wurde der Teil, den ich markieren wollte, denn die Formulierungen waren einfach nur perfekt gewählt.

Der packende Einstieg bildet zusammen mit dem großen Knall am Ende einen Rahmen, der eines Thrillers würdig ist. Hier habe ich echt den Atem angehalten und mein Puls stieg in die Höhe! Das hat für mich dem Buch nochmal einen ganz starken Schub verliehen, denn leider gibt es auch einige Schwächen.
Natürlich fiebert man als Leser*in direkt mit Brooklyn mit. Ihr ist Schreckliches widerfahren und man wünscht ihr, dass jetzt nur noch Gutes passiert. Dass sie sich nicht direkt von Finn die Gedanken vernebeln lässt, sondern ihm deutlich Paroli bietet, fand ich sympathisch. Viele ihrer Handlungen konnte ich allerdings nicht nachvollziehen. Beim klassischen Konflikt reagiert sie meines Erachtens nach viel zu heftig, während sie andere, bedrohliche oder besorgniserregende Dinge fast kalt zu lassen scheinen und sie nichts tut, was für manche Leser*innen eine logische Konsequenz wäre.

Mit Finn bin ich mit zunehmender Leserzeit ebenfalls immer schlechter klargekommen. Von Beginn an bedenkt er Brooklyn mit klischeehaften Kosewörtern und im Verlauf der Geschichte wird er sehr besitzergreifend, überschreitet regelmäßig Grenzen und tut Dinge, die auf mich sehr übergriffig wirkten.

Grundsätzlich gibt es zwei Handlungsstränge: die Liebesgeschichte einerseits und einen kleinen Thriller andererseits. Die Liebesgeschichte wurde für mich am Ende viel zu schnell abgehandelt. Nach einem übertriebenen Drama war zügig alles wieder beigelegt. Das konnte ich nicht ganz nachvollziehen, aber vermutlich musste man sich entscheiden, was detaillierter ausgeführt wird: Beziehungsdrama oder Thriller-Finale und da finde ich, dass die Entscheidung für Letzteres absolut gelungen ist. Auch wenn dieses Finale emotional richtig unter die Haut ging, war die inhaltliche Auflösung leider von Beginn an sehr offensichtlich. Es ist wirklich schade, dass die Autorin ihrer Leserschaft hier nicht ein bisschen mehr Kombinationsgabe zugetraut hat. Stattdessen wird man bereits im ersten Drittel mit der Nase darauf gestoßen.

Ich habe lange zwischen 3 und 4 Sternen geschwankt, weil ich einiges zu bemängeln habe. Da ich den eingebundenen Thriller aber absolut außergewöhnlich in diesem Genre finde, komme ich zusammenfassend doch noch zu 4 von 5 Sternen. Julie Johnsons Schreibstil ist und bleibt hervorragend und ich eine treue Leserin.