Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Himbeere

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 09.08.2024
88 Namen
Ruff, Matt

88 Namen


ausgezeichnet

John Chu arbeitet als Sherper. Er zeigt reichen Leuten wie das Online-Rollenspiele Call to Wizardry funktioniert und hilft ihnen mit einer Crew aus Kollegen die fettesten Bosse zu besiegen. Eigentlich ganz einfach. Wäre da nicht seine Ex die furchtbar sauer auf ihn ist.. und dieser neue Typ Mr John der mit einem höchst verlockenden Angebot auf ihn zukommt und ihn nur all zu sehr an den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un erinnert..

Skurill kann Matt Ruff gut. Das merkt man schnell wenn man in 88 Namen reinliest. Was er auch gut kann ist eine spannende Welt mit witzigen Charakteren die dennoch nicht fernab jeder Realität wirken, zu erstellen. Schnell zog mich die saloppe und humorvolle Sprache sowie der wortgewandte Protagonist John Chu in seine Welt. Das Zocken, das Grinden und Leveln waren alles Dinge die ich sehr gut kenne und dazu kamen dann seine Kollegen und Freunde, die allesamt richtige Typen sind und waren - und damit meine ich starke Persönlichkeiten die mich sehr schnell überzeugten. Auch die aggressive Darla war irgendwie faszinierend. Jemand dem ich im echten Leben schnell gesagt hätte "Du bist für mich gestorben", aber hier in diesem Roman? Wirklich unterhaltsam. Die Handlung überschlug sich nicht und war dennoch zügig, das Buch (großartig als Hörbuch vertont von Simon Jäger - wirklich jede Figur hatte eine einzigartige Stimme!) sehr schnell weggelesen. Und am Ende war ich traurig, dass ich John, seine mega coole Mutter und die anderen nicht mehr weiter durch ihr Leben begleiten kann.
Empfehlung für alle die sich für Onlinewelten interessieren, Thriller mögen und außerdem vielleicht noch Fan von Jasper Fforde und Douglas Adams sind!

Bewertung vom 07.08.2024
Machen Sie mal zügig die Mitteltüren frei
Schmidt, Susanne

Machen Sie mal zügig die Mitteltüren frei


ausgezeichnet

Ältere Frauen die als Busfahrerinnen gesucht werden? Count me in! Denkt sich auch Susanne Schmidt als sie die Werbeplakat der BVG (Berliner Verkehrsbetriebe) sieht. Zu ihrer eigenen Überraschung wird sie dann sogar eingestellt. Mit großem Optimismus und einer guten Portion Motivation geht sie ihre Quereinstiegsausbildung an. Doch die Ernüchterung kommt leider schneller als gedacht.

Mit ‚Machen Sie mal zügig die Mitteltüren frei!‘ erzählt uns Susanne von der Verstaubtheit der finstren BVG Pausenräume, die Schwierigkeiten mal zwischendurch aufs Klo zu gehen, bieraltem Sexismus und strengen Regeln, Tageslenkzeiten, dem Arbeiten an Weihnachten auch schon Jahre voraus vorgeplant und Überhangfahren. Oh und noch so viel mehr! Das Buch brauchte für mich etwas um in Fahrt zu kommen, aber als ich erstmal drin saß war ich vollkommen hin und weg. Leider auch im negativen denn trotz einer stets sympathisch und humorvoll bissigen Werbeagentur wusste ich bis dato noch nicht viel von der BVG. Dass die Strukturen dahinter mit dem Satz "Das machen wir jetzt seit 30 Jahren so und da wird sich auch für dich nix ändern!" so gut zu beschreiben und derart veraltet und böse sind, hätte ich nicht erwartet. Das BusfahrerInnen Respekt verdienen wusste ich schon immer - gerade wenn man in Berlin aufwächst ist man da wirklich einiges gewohnt - aber dass der Job ein derartiger Knochenjob ist, erschreckt.

Dieser vollkommen andere Blickwinkel hilft mir sehr die Perspektive der Person zu sehen, die hinter dem Lenkrad sitzt. Doch das Buch geht darüber noch hinaus und kritisiert die festgefahrenen Strukturen des ÖPNV in Berlin.

Ebenso gut gefielen mir die persönlichen Noten die Susanne Schmidt in ihrem Buch unterbringt: Von der malerisch anmutenden Busanlage im Mondschein bis hin zu kleinen hoffnungsvollen Begegnungen mit Menschen fehlt in dem Buch einfach nichts. Nur einen positiven Ausblick hätte ich mir für sie gewünscht, denn (Achtung Spoiler) das Buch endet mit ihrer Kündigung. Naja - wobei 'positiv' wahrscheinlich relativ ist, denn im Grunde genommen wünsche ich diese männerdominierte und wirklich sexistische Attitüde wie sie im Buch von der BVG beschrieben wird für niemanden. Mich würde wirklich interessieren ob und wie die BVG auf dieses Buch reagiert hat - oder ob es da überhaupt eine Rückmeldung gab.

Ich jedenfalls wünsche mir eine Busfahrerin wie Susanne für meine nächste Fahrt mit der BVG - selbst unangenehmen Begebenheiten erzählt sie mit einem Lächeln und sehr viel Großmut und Humor, etwas, was ich mir für mich selbst auch viel mehr wünsche.

Bewertung vom 06.08.2024
But Make It Classy!
Reichl, Teresa

But Make It Classy!


ausgezeichnet

Kennt ihr so Bücher die irgendwie in eurem Rucksack untergehen und die ihr dann nach dem Urlaub entdeckt und denkt: "Oh, das wollte ich ja auch noch lesen!" But make it classy ist so ein Buch für mich. Ich habe es über eine Aktion auf Instagram mal gewonnen und mich total gefreut - nur um es dann zu vergessen. Umso überraschter war ich heute als ich es in einem Rutsch an einem Tage ausgelesen habe und nun komplett begeistert bin.
Teresa Reichl nimmt den/die LeserIn mit auf eine Tour durch die Literatur (Wortwitz, wegen Tour, versteht ihr?). Dabei berücksichtigt sie insbesonders die feministische Perspektive sowie weibliche (oft in den Hintergrund gedrängte) Autorinnen. An dieser Stelle gebe ich dem Deutschunterricht klar die Mitschuld: Ich war schockiert, dass ich nur eine einzige der vorgestellten Autorinnen wirklich kannte - und gelesen habe ich natürlich nichts von ihr. Klar, mit 36 bin ich da irgendwo auch selbst Schuld, seh ich total, aber schade ist es trotzdem. Generell schaffte es Reichl durchwegs mich gut zu unterhalten. Viele Rezensionen bemerken, dass sie sich von der sehr saloppen jugendlichen Sprache nicht so ganz abgeholt gefühlt haben - es spricht wohl für mich, dass ich mich davon absolut eingesammelt gefühlt habe. Ich mochte es sehr wie die Autorin mit der Sprache spielt und mir mit einfachen Worten Verszeilen und Jamben (? Mehrzahl) erklärt. I like!
Alles in allem ein wunderbares Highlight das ich da wiedergefunden habe und jeder Person ans Herz lege, die Spaß an Sprache und Literatur hat. Ihr zweites Buch ("Muss ich das gelesen haben?") ist schon bestellt!

Bewertung vom 04.08.2024
Grün & Gold - Liebe in allen Farben / Grün & Gold Bd.1
Brenner, Lisa

Grün & Gold - Liebe in allen Farben / Grün & Gold Bd.1


weniger gut

Der Zeichenstil von Lisa Brenner ist wirklich zuckersüß - die frohen Farben und ihr lebensbejahender Stil sprachen mich sofort an. Der Graphic Novel hat eine schöne größe und ist wirklich schön gestaltet (und hat süße Zusatzkapitel und Hintergrundinformationen die alles nochmal persönlicher machen). Doch es gibt etwas, was mich nicht so überzeugte.. und das war die Handlung und die Gestaltung der Charaktere. Da die meisten Protagonisten des Comics Jungs sind und alle irgendwie einen Kurzhaarschnitt tragen sehen sie sich (auch durch den Zeichenstil veranlasst) alle seeehr ähnlich. Ich hatte Schwierigkeiten die einzelnen Protagonisten auseinander zu halten und verwechselte sie hin und wieder miteinander. Die Welt des Internats und das Leben darin ist gut dargestellt.. aber auch etwas langweilig? Ich kam irgendwie nicht rein und driftete in Gedanken immer wieder ab. Ich hätte mir gewünscht, dass es ein paar weniger Protagonisten gegeben hätte um mir mehr Übersicht zu ermöglichen und die Erzählung auf die wichtigsten Charaktere zu beschränken, das hätte meinen Fokus auf die erzählte Geschichte irgendwie verstärkt. Ich denke nicht, dass ich zum zweiten Band greifen werde.