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Another-

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 07.01.2024
The Institution
Fields, Helen

The Institution


sehr gut

Ich habe mich aufgrund des Klappentextes, und weil ich über eine "starke" Protagonistin lesen wollte, für dieses Buch entschieden. Wir lernen Connie Woolwine kennen, eine außergewöhnliche und kompetente forensische Profilerin, die mit ihren ungewöhnlichen Arbeitsmethoden und ihrem unerbittlichen Ehrgeiz die perfekte Wahl für die Aufklärung eines Mordes in einem Hochsicherheitsgefängnisses geeignet zu sein scheint. Und stark ist sie allemal!

Die Autorin hat einen sehr flüssigen und spannungsführenden Schreibstil, der das Lesen einfach zum Vergnügen macht. Man merkt sofort, hier ist ein Profi am Werk gewesen. Als Erzählstil wurde der personale Erzähler gewählt. Ich finde, das baut zu viel Distanz zur Protagonistin auf, und die Ich-Perspektive hätte besser gepasst. Da sie ja Profilerin ist, und die Menschen um sie herum analysieren soll, wäre mit der Ich-Perspektive diese Fähigkeit viel bedeutsamer und klarer rübergekommen. Jedoch ist das meckern auf hohem Niveau. Der Thriller lässt sich auch so absolut fantastisch lesen.

Die Handlung ist sehr schlüssig, spannungsgeladen, düster und sehr Plott-reich! Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und war sehr gefesselt. Ab ca. der Hälfte des Buches hatte ich dann so eine Ahnung, in welche Richtung sich die Story entwickeln wird. Hier hätte ich mir mehr "Verwirrung" gewünscht, damit das Ende nicht so vorhersehbar ist. Die anderen Charaktere, vor allem die Insassen, sind äußerst interessant. Zu den wichtigsten gibt es eigene Kapitel, die Ihre Taten und Festnahmen beschreiben, welche ich wirklich mit Vergnügen gelesen habe. Das verleiht dem ganzen noch mehr Tiefe.

Was mir nicht ganz schlüssig ist, ist die Verbindung von Connie zu der Toten. Für einen Gutmensch, der einfach aus Pflichtgefühl und Empathie arbeitet und handelt und quasi sein Leben riskiert, ist mir Connie z.B. in Kontakt mit ihrer Familie, ihren ihr noch näher stehenden Personen, zu kühl oder vielleicht besser gesagt zu "mauernd", verdrängend. Es kam bei mir nicht ganz an, warum Connie ihren Job dann aber mit so viel Herzblut ausübt und ausgerechnet eine so innige Verbindung zu "ihren" Toten aufbaut. Hier fehlt es einfach an Hintergrundwissen und wurde in dem Buch nicht näher erläutert. Ich hoffe hier sehr auf einen zweiten Band, bzw. einen weiteren Fall für Connie, wie auf der letzten Buchseite evtl. schon angeteasert wurde.

Für mich war dieser Thriller absolut Lesenswert und ich werde mir weitere Bücher der Autorin anschauen. Empfehlen würde ich The Institution jedem, der gern in dem Genre liest oder es mal gern ausprobieren will - vor allem die Genre-Unerfahrenen werden hier voll auf ihre Kosten kommen.

Bewertung vom 21.11.2023
Die kleinen Lügen der Ivy Lin
Yang, Susie

Die kleinen Lügen der Ivy Lin


sehr gut

Das Leben der Ivy Lin

Ich bin leider mit völlig falschen Erwartungen an diesen Roman rangegangen. Erwartet habe ich aufgrund des Klappentextes eine spannende Erzählung mit viel Thrill und Drama. Der Spannungsbogen aber hält sich hier wirklich sehr in Grenzen, weil es dieser Roman nicht unbedingt darauf anlegt. Vielmehr soll hier das Augenmerk auf Ivys Leben, Familienkonstellation, Einstellung und Entscheidungen und schlussendlich ihren Reaktionen liegen. Was dieses Buch interessant macht, ist der Charakter Ivy Lin und ihre Entscheidungen, weniger das, was sie erlebt.

Zugegeben, die Erzählung ist teils sehr langatmig. Erst auf den letzten ca. 50 Seiten kommt die Story in Fahrt. Hat man es ausgelesen und fängt an, über die Geschehnisse nachzudenken, bekommt diese Erzählung ihren vollen Reiz. Ich wünsche mir an dieser Stelle, ich wäre schon vorher mit einem anderen Fokus an dieses Buch rangegangen, dann hätte ich es schon während des lesens richtig genießen können. Leider habe ich immer nur auf den großen Boom gewartet, auf den Plot, auf die Bombe – die so eben aber nicht wirklich kam! Stattdessen ist da ein Mädchen, später eine Frau, die aufgrund Ihrer Erziehung, äußerer Umstände, eigenen Träumen und Wünschen, so einen ganz anderen Lebensweg nimmt und für ihr Lebensglück kämpft – oder sich durchmogelt. Ansichtssache.

Rückblickend ist diese Story äußerst interessant – eine Charakterstudie! Man kann viel drüber grübeln, tiefsinnig und etwas depressiv. Sie enthält wenig Action, dafür viel Tiefgang. Der Erzählstil war mir hier und da zu kompliziert, hat aber gut ins Gesamtbild gepasst. Eine Ich-Perspektive hätte mir persönlich besser gefallen, dem Buch jedoch vermutlich seine besondere Atmosphäre genommen. Alles in allem kann ich schon verstehen, warum dies ein Bestseller ist, mir persönlich war es jedoch zu langatmig und ein zu flacher Spannungsbogen, daher einen Stern Abzug.

Bewertung vom 07.12.2022
Der Atem des Ozeans
Mella, Ilka

Der Atem des Ozeans


sehr gut

Liebevolle und tiefgehende Meeresgeschichte

Die Story, die viele sicher erstmal an Arielle erinnern wird, kommt überraschend tiefgründig, düster und erwachsen daher. Ich war direkt begeistert, von der Story und dem malerischen Schreibstil gleichermaßen. 

Die Charaktere sind ausgereift und nicht so 0815, die Storyline lässt einen das Buch kaum aus der Hand legen. Besonders die erste Hälfte des Buches hab ich mitgelitten und alles in mich aufgesogen. Was man nebenher unter anderem über den Ozean erfährt, war wirklich toll, es hat mich selbst viel recherchieren lassen. Es ist nicht nur eine Romantasy wie man am Anfang vielleicht meinen mag, sondern hat einen wirklich wichtigen und tiefgehenden Kern. 

Mein einziger Kritikpunkt gilt dann nur dem Ende. Bis dahin war ich mit den Ansichten und den Handlungen der Protagonisten total einig, sie waren absolut nachvollziehbar. Dann kam eine Wende, die meines erachtens nach nicht ausführlich genug ausgeführt war und die Geschichte fand ein schnelles Ende. Eine andere Version hätte mir deutlich besser gefallen, in anbetracht der ganzen Geschehnisse davor. 

Alles in allem war es aber ein tolles Leseerlebnis mit wirklich wichtigen Botschaften, die dem ein oder anderen sicher die Augen öffnen wird.

Ich würde das Buch jedem empfehlen, der gern in diesem Genre liest und auf fantastische Weise was über den Ozean erfahren möchte.

Bewertung vom 14.02.2022
Wir
Drvenkar, Zoran

Wir


sehr gut

Eine fast unantastbare Mädchenclique und eine Story die nicht von dieser Welt ist

Ich bin sehr gut in die Story eingestiegen, wobei Stinke einen im ersten Kapitel auch durchaus abschrecken kann, denn man denkt sich - Hä, wo bin ich denn hier gelandet? Es hat seine Zeit gedauert, bis ich den roten Faden erkannte und diesem auch folgen konnte. Was aber kein Minuspunkt darstellen soll. Im Gegenteil, jetzt im nachhinein denke ich umso öfter zurück und die Story hat sich mir quasi eingebrannt. Es passiert selten, dass ich mich nach beenden eines Buches noch an so viele Details, vor allem vom Anfang, erinnern kann.

Aber ich schweife ab - Der Schreibstil war wie immer klasse, so typisch Drvenkar. Alleine deswegen macht es schon spaß, seine Bücher zu lesen. Die Kapitel waren perfekt lang. Es war aufregend zu lesen, wie und wann sich die Schicksale der Protagonisten schneiden. Ich mag es, wenn verschiedene Kapitel aus Sicht einer anderen Person wiedergegegben werden. Daher hatte ich absolut keine Probleme mit den Charakteren und jede war für sich gut ausgearbeitet. Richtig einfühlen konnte ich mich, wahrscheinlich auf Grund meines Alters, nicht mehr. Aber ich habe selbst eine Tochter und als Mutter gingen mir einige Szenen auf diese gewisse Weise, die nur Eltern nachempfinden können, sehr nah.

Die Story war gut, durchweg spanned, allerdings, und deswegen muss ich einen Stern abziehen, war sie teils so unrealistisch und zum Wohle des Storyverlaufs dermaßen konstruiert, dass es sich Stellenweise sehr ungläubig lesen lies. Das hat den Lesefluss gestört. Bei so einigen Stellen dachte ich mir einfach nur - Nie im Leben. Es wirkte lächerlich und aufgesetzt. Wäre ich allerdings Jünger, und der Zielgruppe näher, hätte es mich womöglich weniger gestört und ich hätte mit 5 Sternen bewertet. Daher sei an dieser Stelle gesagt, dass vermutlich für Jugendliche dieses Buch ein echtes Highlight sein wird.

Alles in allem hatte ich ein tolles Leseerlebnis und meine Erwartungen wurden erfüllt. Das Ende hat mir sehr gut gefallen und im Gegensatz zu anderen Bewertungen fand ich es nicht zu abrupt. Ich freue mich sehr auf weitere Werke von Zoran Drvenkar und bin immer wieder erstaunt wie ein erwachsener Mann es noch so gut schafft sich in Jugendliche hineinzuversetzen und ihnen solches Leben einzuhauchen.