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meryl1949

Bewertungen

Insgesamt 8 Bewertungen
Bewertung vom 30.11.2024
Alles büddn wild
Paulsen, Annemarie

Alles büddn wild


ausgezeichnet

Von Glück und Problemen des Landlebens

Man beginnt das Buch "Alles büddn wild" von Annemarie Paulsen zu lesen und ist schon mitten drin: auf dem Land, auf dem Hof mit der quirligen Kinderschar, in der Landwirtschaft. Mit wieviel Humor und Begeisterung Annemarie Paulsen dieses nicht immer einfache Leben beschreibt, sucht wohl seinesgleichen. Besonders die Begeisterung fürs Kühemelken steckt regelrecht an.

Zu sagen, dass die Autorin das alles flüssig und gut lesbar schreibt, wäre zu kurz gegriffen. Sie schreibt einfach drauf los, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Das hat schon etwas sehr erfrischendes. Dass ihr der Schalk im Nacken sitzt, sieht man schon auf dem Cover, welches sehr ansprechend ist. Der Leser sieht sofort, worum es in diesem Buch geht.

Bei der Beschreibung des freien und spannenden Landlebens spart Frau Paulsen jedoch nicht die enormen Probleme aus, die Bürokratie und Zukunftsängste mit sich bringen. Ihre philosophischen Betrachtungen sollte sie jedoch ein wenig kürzen. Obwohl diese Meinungen von ihr richtig und berechtigt sind, hemmen sie etwas den Lesefluß.

Es ist ihr und ihrer Familie sehr zu wünschen, dass sie das von ihnen so geliebte Landleben noch sehr lange gesund fortsetzen können. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Direktvermarktung in Form eines Hofladens mit Milchtankstelle oder Automaten für Wurst und Käse? Bei soviel Begeisterung und Energie der Autorin sollte das Erlernen der Käseherstellung doch kein Problem sein, oder?

Auf alle Fälle ist dieses Buch jedem zu empfehlen, der gute und natürliche Lebensmittel zu schätzen weiß und gerne den Ursprung dieser kennt.

Bewertung vom 20.11.2024
Der König
Nesbø, Jo

Der König


sehr gut

Von großen Plänen in trister Umgebung

Das Buch "Der König" von Jo Nesbø handelt von hochfliegenden Plänen, Enttäuschungen und Familienzusammenhalt.

Die Brüder Roy und Carl Opgard halten eng zusammen, seit sie ihre Eltern im Teenageralter verloren haben. Sie beißen sich gemeinsam durchs Leben. Doch sie wollen mehr, als die karge und triste Einöde Norwegens ihnen bieten kann. Nachdem ein Projekt realisiert ist, kommt es zu Konkurrenzen zwischen den Brüdern, denn es kann nur einen König geben.

Die Geschichte ist klar und nachvollziehbar in einer flüssigen Form erzählt, so wie man es von Jo Nesbø gewohnt ist. Schon das Cover inspiriert den Leser, zu diesem Buch zu greifen. Man sieht, dass es von Plänen zum Bau einer Achterbahn handelt. Der gehetzt um sich blickende Mann lässt allerdings große Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Pläne erahnen.

Eine Geschichte über ganz normale Dorfbewohner mit all ihren Macken und Eigenheiten, und doch in gewisser Weise wieder ein Krimi. Dieses Buch ist ein Muss für alle Nesbø-Fans.

Bewertung vom 28.10.2024
Das zweite Kind
De Franchi, Marco

Das zweite Kind


sehr gut

Menschliche Abgründe der übelsten Art

"Das zweite Kind" ist ein glaubwürdiger und realitätsnaher Roman ohne Nebenstränge und Sackgassen. Er kommt ohne den schriftstellerischen Trick, den Leser auf falsche Fährten zu führen, aus. Durch die logische Aufeinanderfolge der Kapitel liest sich der Roman flüssig ohne aus dem Takt zu geraten.

Im Mittelpunkt des Romans steht die Ermittlerin der italienischen Spezialeinheit, Valentina Medici. Sie wird zu einem Entführungsfall in der Toscana gerufen. Schnell stellt sich heraus, dass dieser Fall höchst komplex ist und nicht erst jetzt begonnen hat. Man wird aufmerksam auf einen sehr freundlichen und kultivierten älteren Herren, der sehr viel für das Gemeinwohl tut und auf seine Kosten historisch wertvolle Gebäude restaurieren lässt. Dieser Mensch hat jedoch auch eine sehr unschöne, ja schwarze, Seite. Er hat bestialische Helfer rekrutiert, die ihm bei seinem widerwärtigen und bestialischen Tun assistieren.

Besonders interessant ist die klare Beschreibung der polizeilichen Ermittlungen und die Bezüge auf bekannte Gegebenheiten wie beispielsweise die Plastination.

Es wird auch die Zusammenarbeit der einzelnen Ermittler dargestellt. So muss sich die Polizistin Valeria mit sehr engagierten aber auch ignoranten Ermittlern auseinandersetzen.

Das Cover ist eine gelungene Darstellung des Romans. Es zeigt die düstere Handlung in einer schönen Umgebung.

Dieser Roman wurde von Marco de Franchi äußerst spannend geschrieben und ist sehr zu empfehlen für Leser des realistischen und logischen Krimis.

Bewertung vom 13.10.2024
Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars
La Sala, Ryan

Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars


gut

Kurzweilige Geschichte

Ein amerikanischer 27-jähriger Junge aus der Upperclass verliert unter tragischen Umständen seine Zwillingsschwester. Da Zwillinge eine ganz besondere innige Beziehung haben, lässt ihm das "Warum?" keine Ruhe. Er muss unbedingt nachforschen, was in dem elitären Sommercamp, in dem die Schwester ihre letzte Zeit verbracht hat, vorgefallen ist.

Seine Eltern ermuntern ihn dazu, im Camp seine Sommerferien zu verbringen. Dort gehen seltsame Dinge vor. Die Campteilnehmer sollen ihre Probleme selbst unter sich lösen. Deshalb sind Demütigungen und rohe Gewalt an der Tagesordnung.

Nun erwartet der Leser, dass er mehr über die mysteriösen Todesfälle im Lager erfährt. Aber nun wird es völlig irreal und an manchen Textstellen fragt man sich, was der Autor geraucht haben mag. Die unterschwellige Kritik am amerikanischen Schulsystem und der Autorität des Elternhauses hätte noch mehr ausgebaut werden können. Genau so wie die Befindlichkeiten eines genderfluiden Menschen. Diese Probleme werden nur vage angerissen.

Was bringt die Lektüre dieses Buches? Sicher die Erkenntnis, dass der Autor eine rege Fantasie hat. Dabei ist das Buch durchaus lesbar und lässt für weitere Werke hoffen.

Bewertung vom 05.10.2024
Pflegers Struggle
Dogru, Metin

Pflegers Struggle


sehr gut

Macht der Pflegeberuf krank?

Sicherlich macht der Pflegeberuf an sich nicht krank. Der Autor Metin Dogru, als junger Pfleger auf unterschiedlichen Stationen im Krankenhaus tätig, beschreibt im vorliegenden Roman seinen eigenen Weg in die Depression.

Der Leser erfährt von seiner Kindheit und Jugend mit Ausgrenzung und mangelndem Verständnis, der Entscheidung zu einer Ausbildung zum Pfleger sowie von den Zuständen an Krankenhäusern und dem Umgang der Pfleger und Krankenschwestern untereinander sowie dem Verhältnis zu Vorgesetzten und Ärzten. Der Autor beschreibt seine eigenen Erfahrungen und die seiner Kolleginnen und Kollegen.

Es ist schon traurig, dass einige Krankenschwestern und Pfleger sich das Leben noch zusätzlich schwer machen, was dann eben zu Erschöpfung, Burn-out und Depression führen kann. Leider erfährt dieser anstrengende, aber auch erfüllende Beruf immer noch viel zu wenig Anerkennung und Wertschätzung.

Der Erzählstil ist sehr ansprechend und gut lesbar. Man hat das Gefühl, der Autor sitzt vor dir und erzählt sehr anschaulich und lebendig von seinen Erlebnissen. Deswegen gefällt mir das Buchcover mit dem Bild von Metin, da es ein sehr persönliches Buch ist. Unbedingt jedem zu empfehlen!

Bewertung vom 28.08.2024
Lupus
Rode, Tibor

Lupus


sehr gut

Spannende Urlaubslektüre

Schon das Cover verspricht Spannung und animiert zum Kauf des Buches. Zentrale Figur ist eine junge Tierärztin in Mecklenburg-Vorpommern, die gleichzeitig als Wolfsbeauftragte des Kreises fungiert. Sie sieht sich mit Zustimmung und Ablehnung konfrontiert. Gleich zu Beginn der Story passieren etliche grausame Morde bzw. Tötungen an Mensch und Tier mit erheblichem Blutverlust in den meisten Fällen. Nun erhebt sich die Frage: Wer verübte diese Tötungen? War es ein Wolf, ein Mensch oder ganz etwas anderes. Und dann verschwindet auch noch der Vater der Tierärztin. Bei all den Problemen steht ihr ein junger Staatsanwalt zur Seite.

Es kommen viele Themen zur Sprache: Wolfsrisse an Schafen, Lügen in der Familie, illegale Adoption, Missbrauch von KI, illegaler Handel mit Tiermedikamenten, Nazis, Neonazis, Forschung in der DDR, Stasi, Rückzüchtung von ausgestorbenen Tierarten und einiges mehr. All diese Themen werden leider nur angerissen, was bei dieser Vielzahl nicht verwunderlich ist. Eine Konzentration auf ein bestimmtes Thema findet nicht statt, was dann aber dieses Buch zur optimalen Urlaubslektüre macht, die zudem sehr spannend geschrieben ist.

Bewertung vom 15.08.2024
Das Dickicht
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Das Dickicht


gut

Es sollte das Überleben sichern

Das Cover verspricht sofort Spannung und menschliche Abgründe. Der Roman erzählt von einer Möglichkeit des Überlebens, die jedoch zur tödlichen Falle wird. Die Hamburger Ermittler Juha Korhonen und Lucas Adisa ermitteln in einem Entführungsfall. Ein junges Mädchen wird vermisst, was natürlich alle Alarmglocken läuten lässt. Im Lauf der Ermittlungen, es ging auch eine Lösegeldforderung ein, wird jedoch schnell klar, dass es sich um einen Fake junger Menschen handelt, die nach Anerkennung und Aufmerksamkeit suchen. Allerdings deuten die genannten Fakten auf einen Entführungsfall hin, der fast 20 Jahre zurückliegt, tödlich endete und nie aufgeklärt wurde.

Das Ganze ist zum größten Teil spannend geschrieben, einige philosophische Abschweifungen lassen jedoch eine gewisse Langatmigkeit aufkommen. Eine detailliertere Einführung der handelnden Personen wären an mancher Stelle hilfreich gewesen.

Bewertung vom 16.07.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


sehr gut

Die Sicht eines Teenagers - einfühlsam und tiefsinnig

Linda ist ein ganz gewöhnlicher Teenager. Als Scheidungskind mit schwierigem Verhältnis zur Mutter wendet sie sich einem dementen älteren Herren und seiner polnischen Pflegerin zu und schließt beide in ihr Herz ein. Das Buch beschreibt in Ich-Form Zweifel und Hoffnungen eines jungen Menschen zu Themen wie Lebenssinn, Schulwissen erwerben zu müssen, Freundschaft und Lebensende, also Tod.

Wie die Protagonistin mit der Demenz des ehemaligen Bademeisters umgeht und meistens den richtigen Weg zu ihm und seinen Eigenheiten findet, ist schon erstaunlich und keineswegs zu verallgemeinern. Besonders hier zeigt Linda eine ungewöhnliche Reife für ihr Alter.

Der Schreibstil ist sehr humorvoll, immer optimistisch und leicht lesbar. Die Autorin, eine ehemalige Pflegerin demenzkranker Patienten, gibt wertvolle Tipps zum Umgang mit diesen Menschen. Man möchte das Buch nicht aus der Hand legen.

Die Umschlaggestaltung ist ansprechend, insbesondere die Farben stehen für Himmel und Wasser (blau) des Bademeisters sowie für die thematisierten Schwimmflügel (orange).

Für alle Leser und Leserinnen, die eine leichte Lektüre mit Tiefsinn und Lebensweisheit lieben, ist dieses Buch sehr empfehlenswert.