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meryl1949

Bewertungen

Insgesamt 12 Bewertungen
12
Bewertung vom 20.03.2025
Die Summe unserer Teile
Lopez, Paola

Die Summe unserer Teile


gut

Familiengeschichte der komplizierten Art

Lucy, Studentin aus einer intellektuellen Familie, hat den Kontakt zu ihren Eltern abgebrochen. Sie möchte ihr eigenes Leben führen ohne Bevormundung und gute Ratschläge und zieht zum Studium nach Berlin. Andererseits fragt sie sich schon, wer sie ist und wer alles ihren Charakter beeinflusst hat.

Über ihre Eltern und Großeltern weiß sie wenig, lediglich der territoriale Weg ihrer Mutter und Großmutter von Polen über Beirut nach München ist ihr bekannt. Die Mütter in ihrer Familie haben ihre Tochter jeweils sehr geliebt, haben aber ein intensiveres Zusammensein und Hinwendung der Karriere wegen vernachlässigt.

Bei der kleinsten Meinungsverschiedenheit herrscht sofort Funkstille bzw. wird der Kontakt gleich ganz abgebrochen. Zu allem Überfluss erfährt Lucy zufällig, dass die Großmutter, die sie tot glaubt seit sie zwei Jahre alt ist, bis vor zwei Jahren noch lebte. Sie hätte so gern Kontakt zu ihr gehabt. Und wie viele Fragen hätte sie an ihre Großmutter gehabt.

Die Erzählung über diese komplizierte Familiengeschichte schreibt Paola Lopez durchaus gut lesbar. Der Roman regt zum Nachdenken über die eigene Familie an. Allerdings steht auch die Frage: Muss man über den Anderen alles wissen?

Bewertung vom 14.03.2025
Russische Spezialitäten
Kapitelman, Dmitrij

Russische Spezialitäten


sehr gut

Russisch-ukrainische Lebensgeschichte

Das Cover ist zunächst sehr irreführend und trägt nicht gerade zum Interesse für diesen Roman bei. Licht ins Dunkel bringt dann allerdings der Roman selbst, in dem die Geschichte einer Kontingentflüchtlings-Familie erzählt wird, die sich in Leipzig ansiedelt und dort ein Geschäft für russische Spezialitäten eröffnet.

Die Familie integriert sich gut, umgibt sich jedoch vorwiegend mit russisch- und ukrainisch-stämmigen Menschen. Im ersten Teil des Romans von Dimitrij Kapitelman wird manche Begebenheit rund um das Magazin launig erzählt.

Da der Sohn der Familie bald die deutsche Staatsbürgerschaft erhält, wagt er im zweiten Teil des Romans eine Reise in die vom russischen Angriffskrieg geschüttelte Ukraine zu Freunden und Verwandten. Trotz aller Kriegsplagen trifft er auf freundliche Menschen, die ihn gut aufnehmen. Über Politik zu sprechen, ist jedoch schwierig bis unmöglich.

Trotz der teils unguten Ereignisse schreibt der Autor sehr humorvoll und mit russischer Seele, was das Lesen zu einem Vergnügen macht. Leser, die gegenüber anderen Kulturen und Menschen aufgeschlossen sind, werden diesen Roman lieben.

Bewertung vom 14.03.2025
Die Magnolienkatzen
Morishita, Noriko

Die Magnolienkatzen


ausgezeichnet

Kleine Katzenkunde der besonders liebevollen Art

Bereits die realistisch und äußerst ansprechend gestalteten japanischen Tuschezeichnungen auf dem Cover machen neugierig auf die Geschichte.

In ihrem Roman "Die Magnolienkatzen" beschreibt Noriko Morishita, wie sie sich als Mensch, der zufällig und eigentlich widerwillig zur Katzenliebhaberin wird, in ihrem Wesen verändert. Sie erkennt, dass das Glück nicht eingefordert werden kann.

Während der Regenzeit in Japan bringt eine Streunerkatze unter einem Magnolienstrauch auf ihrem Grundstück fünf Junge zur Welt. Da die äußeren Bedingungen für die Katzenfamilie sehr lebensfeindlich sind, bringt sie die kleinen Kreaturen bei sich im Haus unter. Nun beginnt die äußerst schwierige Suche nach tierliebenden Menschen, die diese Kätzchen und die Katzenmutter aufnehmen wollen. Noriko selbst lehnt es vehement ab, ihr Leben einem Haustier zu unterwerfen.

Da die Unterbringung der Katzen trotz aller Bemühungen zunächst nicht gelingen will, kümmern sie und ihre Mutter, die im selben Haus wohnt, sich zunächst widerwillig, dann zunehmend intensiv um die Katzenmutter und deren Nachwuchs. Durch genaues Beobachten der Tiere lernt Noriko viel über Verhaltensweisen und deren Bedeutung. Mit der Zeit schließt sie die Katzen immer mehr in ihr Herz, sodass sie am Ende die Katzenmutter und eines ihrer Kinder selbst behält, nachdem sie vier Kätzchen in liebevolle Hände abgeben konnte.

Das Ganze ist so liebevoll und anrührend beschrieben, dass man diesen Roman nur weiterempfehlen kann. Die Autorin spart jedoch nicht mit Kritik an der Praxis, unliebsam gewordene Haustiere einfach auszusetzen oder sie in überfüllten Tierheimen unterbringen zu wollen, was für diese ein qualvolles und freudloses Leben bedeutet. Ihren Hinweis, dass Streuner viel öfter sterilisiert werden sollten, müssten Staat und Tierliebhaber dringend beherzigen.

Bewertung vom 22.02.2025
Die Allee
Anders, Florentine

Die Allee


gut

Privilegiert und kurzgehalten in der DDR

Schon das Cover zeigt, worum es in diesem Buch geht: Es zeigt den Werdegang des bekannten DDR-Architekten Hermann Henselmann und dessen Familiengeschichte, aufgeschrieben von seiner Enkelin Florentine Anders.

Während der Architekt Henselmann Karriere macht und am Bau so berühmter Objekte wie der Stalinallee in Berlin und dem Uni-Hochhaus in Leipzig sowie an der Gestaltung des Berliner Alexanderplatzes beteiligt ist, ist seine Gattin, obwohl in Sachen Architektur hochtalentiert, wegen der acht Kinder an den Haushalt gebunden.

Man erfährt im Roman, dass das gesellschaftliche Leben der Familie Henselmann sehr vielseitig war. So begegnet man in der Geschichte unter anderen auch dem Schauspieler und Sänger Manfred Krug sowie der Schriftstellerin Brigitte Reimann.

Obwohl die Familie Henselmann durch die Tätigkeit des Vaters zu den äußerst privilegierten Menschen der DDR zählte, sind auch sie nicht sicher vor Beobachtungen und Konfrontationen durch die Staatssicherheit sowie vor Repressalien seitens der Staatsmacht. Beispielsweise war Professor Henselmann ein Verfechter des Bauhausstils. Seine diesbezüglichen Ideen fanden in der Politik der DDR jedoch wenig Gehör.

Das Buch enthält keinerlei Zeitsprünge und ist durchaus in einem angenehmen Schreibstil gehalten. Deshalb liest sich der Roman sehr flüssig, man kann sich gut in die handelnden Personen einfühlen.

Für Menschen, die diese Zeit nicht erlebt haben, wäre es durchaus von Interesse zu erfahren, dass der "normale", nicht privilegierte Bürger der DDR, keine Haushaltshilfe, kein Kindermädchen hatte. Und eine größere oder überhaupt eine Wohnung bekam man nicht bei Bedarf und keineswegs so schnell wie im Roman dargestellt. Diese Informationen hätten sicher in einem wenig umfangreichen Teil im Roman Platz gefunden. Genau wie die Tatsache, dass jegliche Bautätigkeit vorwiegend in der Hauptstadt stattfand, und deshalb im Rest des Landes fast keine Baumaterialien oder Arbeitskräfte zur Verfügung standen. Das klang kurz im Roman an, als von Unterkünften für (auswärtige) Bauarbeiter die Rede war.

Insgesamt ein kurzweiliger und authentischer Roman für Leser, die sich für den Werdegang prominenter Menschen im Kontext der Zeitgeschichte interessieren.

Kleine Rechtschreibfehler, die beim Lesen auffallen, sollten einer Redakteurin nicht passieren.

Bewertung vom 30.11.2024
Alles büddn wild
Paulsen, Annemarie

Alles büddn wild


ausgezeichnet

Von Glück und Problemen des Landlebens

Man beginnt das Buch "Alles büddn wild" von Annemarie Paulsen zu lesen und ist schon mitten drin: auf dem Land, auf dem Hof mit der quirligen Kinderschar, in der Landwirtschaft. Mit wieviel Humor und Begeisterung Annemarie Paulsen dieses nicht immer einfache Leben beschreibt, sucht wohl seinesgleichen. Besonders die Begeisterung fürs Kühemelken steckt regelrecht an.

Zu sagen, dass die Autorin das alles flüssig und gut lesbar schreibt, wäre zu kurz gegriffen. Sie schreibt einfach drauf los, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Das hat schon etwas sehr erfrischendes. Dass ihr der Schalk im Nacken sitzt, sieht man schon auf dem Cover, welches sehr ansprechend ist. Der Leser sieht sofort, worum es in diesem Buch geht.

Bei der Beschreibung des freien und spannenden Landlebens spart Frau Paulsen jedoch nicht die enormen Probleme aus, die Bürokratie und Zukunftsängste mit sich bringen. Ihre philosophischen Betrachtungen sollte sie jedoch ein wenig kürzen. Obwohl diese Meinungen von ihr richtig und berechtigt sind, hemmen sie etwas den Lesefluß.

Es ist ihr und ihrer Familie sehr zu wünschen, dass sie das von ihnen so geliebte Landleben noch sehr lange gesund fortsetzen können. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Direktvermarktung in Form eines Hofladens mit Milchtankstelle oder Automaten für Wurst und Käse? Bei soviel Begeisterung und Energie der Autorin sollte das Erlernen der Käseherstellung doch kein Problem sein, oder?

Auf alle Fälle ist dieses Buch jedem zu empfehlen, der gute und natürliche Lebensmittel zu schätzen weiß und gerne den Ursprung dieser kennt.

Bewertung vom 20.11.2024
Der König
Nesbø, Jo

Der König


sehr gut

Von großen Plänen in trister Umgebung

Das Buch "Der König" von Jo Nesbø handelt von hochfliegenden Plänen, Enttäuschungen und Familienzusammenhalt.

Die Brüder Roy und Carl Opgard halten eng zusammen, seit sie ihre Eltern im Teenageralter verloren haben. Sie beißen sich gemeinsam durchs Leben. Doch sie wollen mehr, als die karge und triste Einöde Norwegens ihnen bieten kann. Nachdem ein Projekt realisiert ist, kommt es zu Konkurrenzen zwischen den Brüdern, denn es kann nur einen König geben.

Die Geschichte ist klar und nachvollziehbar in einer flüssigen Form erzählt, so wie man es von Jo Nesbø gewohnt ist. Schon das Cover inspiriert den Leser, zu diesem Buch zu greifen. Man sieht, dass es von Plänen zum Bau einer Achterbahn handelt. Der gehetzt um sich blickende Mann lässt allerdings große Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Pläne erahnen.

Eine Geschichte über ganz normale Dorfbewohner mit all ihren Macken und Eigenheiten, und doch in gewisser Weise wieder ein Krimi. Dieses Buch ist ein Muss für alle Nesbø-Fans.

Bewertung vom 28.10.2024
Das zweite Kind
De Franchi, Marco

Das zweite Kind


sehr gut

Menschliche Abgründe der übelsten Art

"Das zweite Kind" ist ein glaubwürdiger und realitätsnaher Roman ohne Nebenstränge und Sackgassen. Er kommt ohne den schriftstellerischen Trick, den Leser auf falsche Fährten zu führen, aus. Durch die logische Aufeinanderfolge der Kapitel liest sich der Roman flüssig ohne aus dem Takt zu geraten.

Im Mittelpunkt des Romans steht die Ermittlerin der italienischen Spezialeinheit, Valentina Medici. Sie wird zu einem Entführungsfall in der Toscana gerufen. Schnell stellt sich heraus, dass dieser Fall höchst komplex ist und nicht erst jetzt begonnen hat. Man wird aufmerksam auf einen sehr freundlichen und kultivierten älteren Herren, der sehr viel für das Gemeinwohl tut und auf seine Kosten historisch wertvolle Gebäude restaurieren lässt. Dieser Mensch hat jedoch auch eine sehr unschöne, ja schwarze, Seite. Er hat bestialische Helfer rekrutiert, die ihm bei seinem widerwärtigen und bestialischen Tun assistieren.

Besonders interessant ist die klare Beschreibung der polizeilichen Ermittlungen und die Bezüge auf bekannte Gegebenheiten wie beispielsweise die Plastination.

Es wird auch die Zusammenarbeit der einzelnen Ermittler dargestellt. So muss sich die Polizistin Valeria mit sehr engagierten aber auch ignoranten Ermittlern auseinandersetzen.

Das Cover ist eine gelungene Darstellung des Romans. Es zeigt die düstere Handlung in einer schönen Umgebung.

Dieser Roman wurde von Marco de Franchi äußerst spannend geschrieben und ist sehr zu empfehlen für Leser des realistischen und logischen Krimis.

Bewertung vom 13.10.2024
Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars
La Sala, Ryan

Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars


gut

Kurzweilige Geschichte

Ein amerikanischer 27-jähriger Junge aus der Upperclass verliert unter tragischen Umständen seine Zwillingsschwester. Da Zwillinge eine ganz besondere innige Beziehung haben, lässt ihm das "Warum?" keine Ruhe. Er muss unbedingt nachforschen, was in dem elitären Sommercamp, in dem die Schwester ihre letzte Zeit verbracht hat, vorgefallen ist.

Seine Eltern ermuntern ihn dazu, im Camp seine Sommerferien zu verbringen. Dort gehen seltsame Dinge vor. Die Campteilnehmer sollen ihre Probleme selbst unter sich lösen. Deshalb sind Demütigungen und rohe Gewalt an der Tagesordnung.

Nun erwartet der Leser, dass er mehr über die mysteriösen Todesfälle im Lager erfährt. Aber nun wird es völlig irreal und an manchen Textstellen fragt man sich, was der Autor geraucht haben mag. Die unterschwellige Kritik am amerikanischen Schulsystem und der Autorität des Elternhauses hätte noch mehr ausgebaut werden können. Genau so wie die Befindlichkeiten eines genderfluiden Menschen. Diese Probleme werden nur vage angerissen.

Was bringt die Lektüre dieses Buches? Sicher die Erkenntnis, dass der Autor eine rege Fantasie hat. Dabei ist das Buch durchaus lesbar und lässt für weitere Werke hoffen.

Bewertung vom 05.10.2024
Pflegers Struggle
Dogru, Metin

Pflegers Struggle


sehr gut

Macht der Pflegeberuf krank?

Sicherlich macht der Pflegeberuf an sich nicht krank. Der Autor Metin Dogru, als junger Pfleger auf unterschiedlichen Stationen im Krankenhaus tätig, beschreibt im vorliegenden Roman seinen eigenen Weg in die Depression.

Der Leser erfährt von seiner Kindheit und Jugend mit Ausgrenzung und mangelndem Verständnis, der Entscheidung zu einer Ausbildung zum Pfleger sowie von den Zuständen an Krankenhäusern und dem Umgang der Pfleger und Krankenschwestern untereinander sowie dem Verhältnis zu Vorgesetzten und Ärzten. Der Autor beschreibt seine eigenen Erfahrungen und die seiner Kolleginnen und Kollegen.

Es ist schon traurig, dass einige Krankenschwestern und Pfleger sich das Leben noch zusätzlich schwer machen, was dann eben zu Erschöpfung, Burn-out und Depression führen kann. Leider erfährt dieser anstrengende, aber auch erfüllende Beruf immer noch viel zu wenig Anerkennung und Wertschätzung.

Der Erzählstil ist sehr ansprechend und gut lesbar. Man hat das Gefühl, der Autor sitzt vor dir und erzählt sehr anschaulich und lebendig von seinen Erlebnissen. Deswegen gefällt mir das Buchcover mit dem Bild von Metin, da es ein sehr persönliches Buch ist. Unbedingt jedem zu empfehlen!

Bewertung vom 28.08.2024
Lupus
Rode, Tibor

Lupus


sehr gut

Spannende Urlaubslektüre

Schon das Cover verspricht Spannung und animiert zum Kauf des Buches. Zentrale Figur ist eine junge Tierärztin in Mecklenburg-Vorpommern, die gleichzeitig als Wolfsbeauftragte des Kreises fungiert. Sie sieht sich mit Zustimmung und Ablehnung konfrontiert. Gleich zu Beginn der Story passieren etliche grausame Morde bzw. Tötungen an Mensch und Tier mit erheblichem Blutverlust in den meisten Fällen. Nun erhebt sich die Frage: Wer verübte diese Tötungen? War es ein Wolf, ein Mensch oder ganz etwas anderes. Und dann verschwindet auch noch der Vater der Tierärztin. Bei all den Problemen steht ihr ein junger Staatsanwalt zur Seite.

Es kommen viele Themen zur Sprache: Wolfsrisse an Schafen, Lügen in der Familie, illegale Adoption, Missbrauch von KI, illegaler Handel mit Tiermedikamenten, Nazis, Neonazis, Forschung in der DDR, Stasi, Rückzüchtung von ausgestorbenen Tierarten und einiges mehr. All diese Themen werden leider nur angerissen, was bei dieser Vielzahl nicht verwunderlich ist. Eine Konzentration auf ein bestimmtes Thema findet nicht statt, was dann aber dieses Buch zur optimalen Urlaubslektüre macht, die zudem sehr spannend geschrieben ist.

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