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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Ceecee
Wohnort: 
Graz

Bewertungen

Insgesamt 12 Bewertungen
12
Bewertung vom 26.10.2024
Du + ich und unser Geld
Schömann-Finck, Clemens

Du + ich und unser Geld


sehr gut

Ein kompakter Überblick über Finanzen in der Partnerschaft

Das moderne Cover von „Du + ich und unser Geld“ ist ansprechend gestaltet und trifft genau den richtigen Ton. Die Font-Wahl ist schön und das süße Detail mit den zwei sich zugewandten Sparschweinchen passt gut zum Thema.

Inhaltlich bietet das Buch einen guten Überblick über die wichtigsten finanziellen Themen in einer Partnerschaft. Von verschiedenen Kontomodellen über die Vor- und Nachteile einer Ehe, finanzielle Aspekte der Familienplanung bis hin zu Trennung, Altersvorsorge, Tod und Erbe – hier wird ein breites Spektrum abgedeckt. Besonders für jüngere Paare oder diejenigen, die sich bisher wenig mit Geld und Finanzen auseinandergesetzt haben, ist es meiner Meinung nach ein sehr guter Einstieg. Wer bereits etwas mehr Lebenserfahrung gesammelt hat, wird vieles vielleicht schon aus eigener Erfahrung kennen. Trotzdem finden sich wahrscheinlich für jeden Leser 1-2 Kapitel, aus denen man noch etwas Neues lernen kann. Für mich persönlich waren vor allem das Kapitel zum Thema Testament und die rechtlichen Konsequenzen einer Heirat besonders interessant und haben meinen Horizont erweitert. Auch die zu Beginn des Buchs gegebenen Tipps und Hilfestellungen, wie man das Thema Geld am besten in der Partnerschaft thematisiert, fand ich eine schöne Ergänzung neben all den Fakten.

Wer einen kompakten Überblick zum Thema Geld in der Partnerschaft sucht und bereit ist, nach dem Lesen noch weitere Recherchen anzustellen, für den ist dieses Buch ideal. Besonders in unserer Gesellschaft, in der finanzielle Bildung oft zu kurz kommt, bietet es einen hervorragenden Einstieg und ist fast schon ein Must-Read für junge Erwachsene, um sich über die wichtigsten finanziellen Themen in einer Partnerschaft zu informieren. Wer jedoch detaillierte Informationen zu spezifischen, für ihn relevanten Bereichen sucht, könnte mit einem anderen Buch besser bedient sein.

Etwas enttäuschend ist der Preis von stolzen 22,90€ (für eine Taschenbuch-Ausgabe)! Für den Umfang des Buches und die etwas an eine Werbebroschüre erinnernde Haptik wirkt das preislich etwas hoch angesetzt -– auch wenn die Papierqualität nichtsdestotrotz sehr gut ist.

„Du + ich und unser Geld“ überzeugt mit einem klaren, kompakten Überblick über die wesentlichen finanziellen Themen in einer Partnerschaft. Besonders junge Paare oder Einsteiger in Finanzfragen werden hier gut abgeholt. Trotz des für den Umfang etwas hohen Preises ist es ein wertvolles Buch für all jene, die den Grundstein für eine gemeinsame, transparente Finanzplanung legen möchte.

Bewertung vom 17.09.2024
Zwei in einem Leben
Nicholls, David

Zwei in einem Leben


sehr gut

Ein authentischer Cozy-Read

Wenn man zu einem Buch von David Nicholls greift, erwartet man tiefgründige, echte Geschichten mit Witz – und genau das bekommt man auch hier. Schon das minimalistische Cover von „Zwei in einem Leben“ passt perfekt zu Nicholls' Vorgängerwerk, auch wenn ich mich ehrlich frage, wer auf die Idee gekommen ist, pink und schwarz mit einem orangefarbenen Farbschnitt zu kombinieren. Vielleicht soll das die Gegensätze von Marnie und Michael symbolisieren? Man weiß es nicht, aber optisch ist es definitiv eine gewagte Wahl.

Was sich hingegen nicht in Frage stellen lässt, ist der Wohlfühl-Charakter des Buches. Es ist eine warmherzige, authentische Geschichte mit Charakteren, die Ecken und Kanten haben und gerade dadurch so greifbar wirken. Was ich an David Nicholls besonders schätze, sind vor allem seine feinfühligen, tiefgründigen und gleichzeitig humorvollen Dialoge. Die Gespräche zwischen Marnie und Michael sind voller witziger, aber auch ernster Momente, in denen Themen angesprochen werden, mit denen sich sicherlich viele kinderlose Paare oder alleinstehende Mittdreißiger identifizieren können. Nicholls hat meines Erachtens ein Talent dafür, Gefühle und scharfsinnige Beobachtungen in genau die richtigen Worte zu fassen.

Marnies anfängliche Unsicherheiten, ihre gelegentlich unpassenden Bemerkungen und die nicht immer zündenden Witze machen sie für mich unglaublich sympathisch und authentisch. Und dann ist da Michael, der anfangs als verschlossener Einzelgänger auftritt. Er wirkt distanziert, fast schon unnahbar. Doch im Laufe der Geschichte beginnt er, diese Fassade langsam abzulegen, vor allem im Zusammenspiel mit Marnie, deren Humor und Ehrlichkeit ihn immer wieder aus der Reserve locken. Seine Entwicklung ist keine abrupte Verwandlung, sondern ein leises, behutsames Auftauen, das durch die kleinen, unaufdringlichen Momente zwischen den beiden Charakteren glaubwürdig wirkt. Durch den Perspektivwechsel bekommt man immer wieder Einblicke in die Gedankenwelt von beiden, was es leicht macht, sich in sie hineinzuversetzen und ihre Gefühle, Handlungen und die schrittweise Annäherung besser zu verstehen.

Besonders schön ist, dass es keine klassische „Liebe auf den ersten Blick“-Geschichte ist. Stattdessen zeigt der Roman, wie sich die Anziehungskraft zwischen zwei Menschen entwickelt, je mehr sie voneinander erfahren – eine realistische und berührende Darstellung von Beziehungen. Marnie und Michael sind keine außergewöhnlichen Helden; sie wirken eigentümlich und manchmal sogar etwas langweilig. Doch gerade ihre Normalität und Eigenheiten schaffen die Grundlage dafür, dass die entstehende Anziehungskraft so echt und nachvollziehbar wirkt.

Obwohl „Zwei in einem Leben“ ein gelungenes, emotionales und kluges Buch ist, reicht es für mich nicht ganz an die Brillanz von „Zwei an einem Tag“ heran. Mir fehlte hier etwas, das die Geschichte auf ein intensiveres Niveau hebt – ein emotionaler Höhepunkt oder mehr Dramatik. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob das zur leisen, authentischen Atmosphäre des Romans gepasst hätte. Und langweilig fand ich den Roman deswegen trotzdem nicht! Insgesamt bleibt „Zwei in einem Leben“ ein wunderschöner, stimmiger Cozy-Read mit authentischen Charakteren und einer realistischen Handlung, was es für mich zu einem sehr guten 4-Sterne-Buch macht und genau das liefert, was ich von einem gelungenen Liebesroman erwarte – perfekt für entspannte Lesestunden.

Bewertung vom 07.08.2024
Long Live Evil
Brennan, Sarah Rees

Long Live Evil


ausgezeichnet

“Vergesst die Geschichten, die euch dazu ermutigen, gut zu sein, euch raten, in einer dreckigen Welt zu glänzen und euer Leid geduldig zu ertragen. Scheiß auf das Leiden. Es viel zu schwer, gut zu sein. Nehmt lieber den leichten Weg. Werdet böse. Ergreift mit euren blutbefleckten Händen, was immer euer gieriges Herz begehrt.”

Okay, okay, okay… Dieses Buch war ein wilder Ritt. Einerseits hat man hier einen wirklich verrückten, originellen Plot, der durch noch verrücktere Charaktere vorangetrieben wird, sodass man sich zeitweise fragt, wo zum Teufel man hier gelandet ist… und andererseits gibt es zwei Meta-Ebenen, die zusätzlich zur offensichtlichen Geschichte eine Rolle spielen: Raes reales Leben, in dem sie krebskrank ist und im Sterben liegt, und das originale “Zeit des Eisens”, bevor Rae in die Geschichte geworfen wird. Wenn das nicht die perfekte Grundlage für ein großartiges Isekai-Fantasy-Abenteuer ist, dann weiß ich auch nicht.

Das Cover ist definitiv kein typisches Fantasy-Roman-Cover, aber “Long Live Evil” ist auch kein typischer Fantasy-Roman. Der etwas anarchistisch-rebellische Touch passt perfekt zum überdrehten Fantasy-Satire-Ton des Buchs.

Ich habe anfangs etwas Zeit gebraucht, um in die Geschichte hineinzufinden und mich wirklich auf sie einzulassen. Gerade zu Beginn haben Raes moderne Ausdrucksweise, ihre Popkultur-Referenzen und Meta-Überlegungen zur Story, allein die Tatsache, dass sie ihren Leibwächter und ihre Zofe offen als Schurken oder Schergen bezeichnet, einige Cringe-Momente bei mir ausgelöst und ich befürchtete schon ein solides 2-3-Sterne-Leseerlebnis. Dadurch, dass die Charaktere im Buch Raes untypischen Sprech viel zu leichtfertig abtun oder vollkommen ignorieren, fühlte es sich für mich zu unglaubwürdig und konstruiert an. Ich weiß, wir reden hier über Fantasy, aber trotzdem! Wer sich beim Lesen ähnlich fühlt, sollte sich davon allerdings nicht abschrecken lassen. Erstens wird es mit der Zeit besser und zweitens passt es ins Buch hinein. Denn einerseits spielt es eine große Rolle, was wir glauben zu sehen beziehungsweise was wir sehen wollen. Das gilt für die Figuren in Zeit des Eisens, aber auch für Rae, die sich aufgrund ihrer Erkrankung und ihres Verhaltens von allen außer ihrer Schwester im Stich gelassen fühlt. Die sich selbst als Schurkin sieht und in gewisser Weise aufgrund ihrer teils egozentrischen Art auch eine Schurkin ist.
Und andererseits hatte ich den Eindruck, dass Rae ihr albernes Verhalten im Laufe der Handlung und mit schrumpfender Distanziertheit zur Geschichte und allen Charakteren auch immer weiter abbaut. Wie Rae wird man als Leser tiefer und tiefer in die Story hineingesogen. Nach einem Fünftel des Buchs konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen und habe es innerhalb von zwei Tagen komplett verschlungen. Und danach habe ich den Anfang und das Ende nochmal gelesen, was ich sonst bei Büchern, die ich gerade erst gelesen habe, eher selten tue. ;)

Neben Raes Perspektive, können wir vereinzelt auch Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt weiterer Charaktere, wie die der axtschwingenden Zofe oder der rechtschaffenen Letzten Hoffnung erhaschen. Das ganze Ensemble-Cast ist großartig und jeder auf seine Art eigentlich auch ein bisschen schurkisch. Großartig fand ich auch die flamboyante Kobra und emanzipierte Prinzessin Vasilisa - wobei alle weiblichen Charaktere in Long Live Evil ziemlich Badass sind. Und natürlich Key - der einen trotz seiner mörderischen Art so oft zum Schmunzeln oder Lachen bringt, dass er mühelos zu einem meiner Lieblingscharaktere des Buchs geworden ist.

“High Five”, schlug Rae vor.
Keys Grinsen wurde noch schiefer. “Ich hab keine Ahnung, was das bedeuten soll.”
Rae hielt schon eine Hand hoch. “Schlag dagegen.”
“Wie fest?”, fragte Key pflichtbewusst. “Soll ich sie brechen?”
Bei seiner Frage schrak Rae zurück. “Nein! Berühr meine Handfläche mit deiner. Aber sanft. Ganz sanft!”

Ist Long Live Evil perfekt? Sicher nicht. Ist es etwas für jeden? Auch wieder nein. Ist es ein Buch, bei dem man ohne schlechtes Gewissen für die Bösen rooten kann? Definitiv! Es geht um Einsamkeit, Menschlichkeit, den Glauben an sich selbst und an andere… Und es steckt meiner Meinung nach sehr viel mehr Cleverness in dieser unterhaltsamen, überdrehten Schurkengeschichte, als man auf den ersten Blick erkennt. Meinem Gefühl nach ist auch Raes Charakterentwicklung am Ende des Buchs noch längst nicht abgeschlossen, weshalb ich es kaum erwarten kann, ihre Geschichte in den nächsten Bänden weiterzuverfolgen! Es steckt noch so viel Potential in der Story und nachdem das Setting jetzt gesetzt ist, kann ich mir gut vorstellen, dass der nächste Teil nochmal um einiges ernster und tiefgründiger wird. Ich hoffe definitiv auf eine wunderschöne Tragödie!

Bewertung vom 01.08.2024
Am Himmel die Flüsse
Shafak, Elif

Am Himmel die Flüsse


ausgezeichnet

Tief berührende Erzählkunst

“Am Himmel die Flüsse” ist in meinen Augen ein tolles Beispiel für großartige Erzählkunst. Das schlichte und abstrakte Cover verrät nicht viel über die Geschichte, ist aber dennoch wunderschön und zieht den Blick auf sich.

Elif Shafak verknüpft meisterhaft die Geschichten dreier verschiedener Protagonisten, die auf den ersten Blick bis auf einen Wassertropfen wenig miteinander gemein haben. Die Erzählung wechselt zwischen den Perspektiven von Arthur, Zaleekhah und der neunjährigen Narin, spielt zum Teil an den gleichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten. Jeder der Protagonisten ist mir im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen, doch besonders das Schicksal von Narin hat mich tief bewegt.

Die Autorin thematisiert in ihrem Roman politische, ethische und gesellschaftliche Probleme, gibt Denkanstöße und beleuchtet vor allem das Schicksal der ethnisch-religiösen Minderheit der Jesiden, ihrer Geschichte und Verfolgung. Dabei verliert die Geschichte nie ihren Fluss (Achtung Wortspiel ;)) oder an Spannung.

Während des Lesens hatte ich immer wieder das Gefühl, keine fiktive Geschichte, sondern ein Stück historisches Zeugnis zu lesen. Die Detailtreue zu Personen, Gegenständen und Orten war faszinierend, sodass ich zwischendurch immer wieder zusätzlich zu Dingen wie dem Gilgamesch-Epos, König Assurbanipal oder den Lamassu im Internet nach weiteren Informationen forschte. Man fühlt sich oft, als stünde man selbst im alten London oder in Mesopotamien. Im Nachwort wird deutlich, wie viel Recherchearbeit tatsächlich in diese Geschichte geflossen ist und welche echten Quellen dem Roman seine emotionale Tiefe verleihen, was mich unglaublich beeindruckt hat! Während einem die Konflikte im Nahen Osten in den Nachrichten oft sehr weit weg erscheinen, bringt der Roman diese einem plötzlich näher und ich bin froh, dass mein Horizont an dieser Stelle etwas erweitert wurde.

"Am Himmel die Flüsse" ist ein Buch, das man auch nach dem Zuschlagen nicht so schnell vergisst und das einen zum Nachdenken anregt. Ich bin froh, diese Autorin entdeckt zu haben und "Am Himmel die Flüsse" wird sicher nicht mein letzter Roman von Elif Shafak gewesen sein.

Insgesamt ein tief berührendes und meisterhaft erzähltes Werk, das ich jedem nur wärmstens empfehlen kann.

Bewertung vom 07.06.2024
A Tempest of Tea / Blood and Tea Bd.1
Faizal, Hafsah

A Tempest of Tea / Blood and Tea Bd.1


gut

Ein vielversprechender, aber nicht ganz überzeugender Auftakt

Mit "A Tempest of Tea" präsentiert Hafsah Faizal einen atmosphärischen Roman voller Geheimnisse und einiger politischer Intrigen. Das Buchcover ist ein echter Blickfang, und schon auf den ersten Seiten entfaltet die Autorin mit ihren Worten eine fesselnde Atmosphäre, die leicht die ersten Bilder der Geschichte vor meinem inneren Auge entstehen lässt.

Der Schreibstil ist wunderschön blumig und poetisch, genau mein Geschmack à la Jenny-Mai Nuyen. Doch trotz dieser ästhetischen Sprache fehlten mir manchmal der nötige Kontext oder ausführlichere Beschreibungen der Szenen, was es schwierig machte, der Handlung zu folgen und eine tiefere Beziehung zu den Charakteren aufzubauen. Die vielen Geheimnisse um die Vergangenheit der Protagonisten trugen ebenfalls nicht dazu bei, ein besseres oder besser gesagt komplexeres Verständnis für ihre Motivationen zu entwickeln.

Das Ensemble der Charaktere ist nichtsdestotrotz ein vielfältiges; jeder etwas anders und auf seine Art besonders - so wie es sich für einen ordentlichen Heist gehört. Es hat mir Spaß gemacht, die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu erleben und es gab keine Charaktere, deren Kapitel mich gelangweilt hätten. Von einigen Figuren hätte ich gerne mehr gelesen und freue mich gegebenenfalls darauf, wenn diese in kommenden Teilen der Buchreihe mehr "Screentime" bekommen sollten. Der Cliffhanger stimmt mich da allerdings optimistisch. ;)

Die Storyline startet mit vielversprechender Spannung, verliert aber später an Dynamik. Besonders bei der Planung des Heists hatte ich als Leser das Gefühl, etwas zu sehr im Dunkeln gelassen zu werden und hatte mir mehr Klarheit, Dramatik und Detailreichtum bei der späteren Ausführung erhofft. Trotz einiger unerwarteter Wendungen blieb das Potenzial der spannenden Ausgangssituation aber teilweise ungenutzt und ließ mich etwas verwirrt und enttäuscht zurück.

Positiv hervorzuheben sind das kreative Worldbuilding und der kritische Blick auf den Kolonialismus, der dem Buch eine zusätzliche Tiefe verleiht. Insgesamt hatte ich aber das Gefühl, dass sich der Roman eher an ein Young Adult Publikum richtet.

Auch für Fans von Romance & Spice sei daher gesagt: Wer sich mehr als Flirts erhofft, wird in "A Tempest of Tea: Ein Hauch von Tee und Blut" nicht fündig werden. Zwar gibt es ein gewisses Love-Story-Potenzial, aber die Romanzen bleiben dezent im Hintergrund.

Insgesamt vergebe ich aus diesen Gründen gut gemeinte 3,5 Sterne. Der erste Teil der Reihe konnte mich nicht komplett überzeugen. Nachdem allerdings einige Geheimnisse gelüftet und gute Grundsteine für eine Fortsetzung gelegt werden, kann ich mir durchaus vorstellen, dass weitere Bände einige der genannten Schwächen ausgleichen und das volle Potenzial der Geschichte ausschöpfen könnten. Darauf bleibt zumindest zu hoffen.

Bewertung vom 15.04.2024
Sparks
Dawson, J.R.

Sparks


gut

"Sparks" von J.R. Dawson entführt den Leser in eine Welt, die durch eine Mischung aus Fantasy und reale historische Themen geprägt und zeitlich zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg angesiedelt ist. Das magisch düstere Cover des Buches ist ansprechend gestaltet und passt gut zur Atmosphäre der Geschichte. Das rote Zirkuszelt, das zugleich wie der Sand in einer Sanduhr aussieht, ist kreativ und optisch auf jeden Fall ein Hingucker.

Die Erzählung ist in zwei unterschiedliche Zeitstränge eingeteilt: 1916 und 1926. Während die Kapitel aus dem Jahr 1916 szenenhaft eine stringente Handlung bieten und leichter nachzuvollziehen sind, wirkten die Kapitel aus dem Jahr 1926 auf mich insgesamt chaotischer und weniger durchdacht. Gerade zu Beginn hatte ich häufiger das Gefühl, dass sich Dialoge oder Beschreibungen wiederholen oder nichts zur Handlung betragen, wodurch sich das Lesen etwas zog und das Lesevergnügen schmälerte. Allerdings nimmt die Geschichte gegen Ende Fahrt auf, und die Auflösung der Handlung ist trotz einiger vorhersehbarer Elemente in Ordnung – so richtig umgehauen hat mich das Ende dennoch nicht und einige offene Fragen blieben.

Die Themen, die "Sparks" anspricht, sind vielschichtig und aktuell. Von Außenseitertum über Zugehörigkeit, Selbstakzeptanz bis hin zur Betonung von Wahlfamilie werden wichtige Themen behandelt. Man merkt, wie sehr diese der Autorin am Herzen liegen. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass der Plot manchmal zugunsten der Behandlung dieser Themen in den Hintergrund gerät. Und auch wenn „Sparks“ durch an sich komplexe, unkonventionelle Charaktere und eigentlich facettenreiche Plot-Ideen punkten kann, hätte ich mir manchmal mehr Einblicke in die Gedankenwelt und Hintergründe der Charaktere gewünscht. Selbst Charaktere wie Odette oder Mauve blieben für mich zu oberflächlich ausgearbeitet, und ich hätte mir gewünscht, tiefer in ihre Innenwelten eintauchen zu können, um eine intensivere Bindung zu ihnen aufzubauen. Die Beziehungsentwicklung zwischen Rin und Jo erschien mir sehr schnell und wirkte dadurch auf mich auch etwas unglaubwürdig. Einige Aspekte der Handlung erschienen mir zudem unlogisch, wie zum Beispiel, dass Rin wie in einem der ersten Kapitel beschrieben, ihren Tod vortäuscht, um dem Circus King zu entkommen, aber dennoch als Aushängeschild des Zirkus dient.

Besonders faszinierend fand ich die kreative Ausgestaltung der Fähigkeiten der Charaktere. Natürlich gibt es auch einen Charakter, der „einfach nur“ fliegen kann, aber abgesehen davon zeugten die Auswahl und Ausarbeitung der Fähigkeiten jedes Charakters von viel Liebe zum Detail und Originalität, ohne den Charakteren einfach nur irgendwelche altbekannten 0815-Superhelden-Fähigkeiten zuzuweisen. Edwards Fähigkeit sticht hierbei besonders hervor und bringt eine zusätzliche Ebene der Komplexität in die Geschichte ein. Allerdings muss man dazusagen, dass es die Kapitel mit ihm gerade zum Ende hin ganz schön in sich haben und man in menschliche Abgründe eintaucht, die sicherlich nicht für jeden etwas sind (Stichwort: Narzissmus, Gaslighting).

Trotz dieser Kritikpunkte hat "Sparks" mich mit kreativen, unkonventionellen Charakteren in eine eigene, atmosphärische Welt entführt und mit einigen gesellschaftlich relevanten Aspekten wichtige Themen bedient. Nichtsdestotrotz hatte ich mir auf Basis des Klappentexts und der Leseprobe mehr erhofft. Aufgrund der Schwächen des Plots und der Tatsache, dass mir manchmal einfach der rote Faden fehlte bzw. ich das Gefühl hatte, dass einige Handlungsstränge nicht vollständig ausgearbeitet wurden, kann ich dem Buch trotz vielversprechender Ideen daher leider nur 3 von 5 Sternen geben. In der Zukunft würde ich mir von der Autorin Werke wünschen, die sich stärker auf eine durchgängige Handlung bzw. ausgereiftere Plots konzentrieren.

Bewertung vom 02.10.2023
Die Schwarze Königin Bd.1
Heitz, Markus

Die Schwarze Königin Bd.1


ausgezeichnet

Gelungene Verschmelzung von Geschichte und Fantasy

Das Buch "Die Schwarze Königin" von Markus Heitz war mein erstes Werk des bekannten Fantasy-Autors, weshalb ich gespannt war, was mich erwartet. Das Buch präsentiert sich mit einem Cover im Gothic-Stil, das, obwohl dieser Stil nicht unbedingt meinem persönlichen Geschmack entspricht, durch seine Gestaltung mit mattem und glänzendem Papier auffällt und thematisch gut zur zum Teil sehr düsteren Geschichte passt.

Die Geschichte selbst konnte mich von Anfang bis Ende fesseln. Der Autor verwebt geschickt zwei Zeitstränge, was leicht dazu führen könnte, dass man sich in der Handlung verliert. Doch in "Die Schwarze Königin" sind beide Stränge gleichermaßen spannend und ergänzen sich auf eine Weise, die den Lesefluss nicht stört, sondern im Gegenteil noch interessanter gestaltet.

Mit meisterhafter Hand schafft Heitz eine atmosphärische Dichte, die den Leser unweigerlich in die Welt der Geschichte hineinzieht. Die Handlung entfaltet sich auf unvorhersehbare Weise und überrascht mit Wendungen, die das Lesevergnügen das ganze Buch über aufrechterhalten. Mir hat besonders die Vielschichtigkeit der Anderswelt mit ihren verschiedenen Vampir-Typen und anderen Wesen gefallen. Gerade zum Ende hin merkt man, dass hier noch jede Menge Material für potentielle Fortsetzungen versteckt ist und dennoch kann das Buch so wie es ist für sich stehen.

Einer der beeindruckendsten Aspekte des Buches ist zweifelsohne die Art und Weise, wie der Autor die fantastische Handlung in ein historisches Gefüge rund um Barbara von Cilli integriert. Diese gekonnte Verschmelzung von Realität und Fantasy verleiht der Geschichte eine zusätzliche Dimension der Faszination.

Nicht zuletzt sind die starken weiblichen Charaktere in "Die Schwarze Königin" ein Highlight. Sie sind vielschichtig und authentisch gezeichnet und verleihen der Handlung Tiefe und Relevanz. Aber auch Len ist ein sympathisch gezeichneter Charakter mit Ecken und Kanten, mit dem man sich gut identifizieren kann.

Alles in allem hat mir "Die Schwarze Königin" sehr gut gefallen und meine Neugier auf weitere Werke von Markus Heitz geweckt. Ein tolles Buch für Vampir- und Dark Fantasy-Liebhaber!

Bewertung vom 19.09.2023
Treacle Walker
Garner, Alan

Treacle Walker


sehr gut

Ein verschlungener Pfad durch Worte und Zeit

Ein kurzer Blick genügt, um von der schlichten und dennoch kunstvollen Eleganz des Covers eingenommen zu werden, ein Vorbote für die klassische Erzählweise und das märchenhafte Flair, das sich in den Seiten entfaltet.

Die Sprache dieses Werkes ist wie ein Zaubertrank, der den Leser in ein Reich der Fantasie entführt. Mit fantastischen Sprachbildern wird eine Welt skizziert, die zugleich skurril, poetisch und rätselhaft ist. Man kann nicht anders, als sich an den Worten zu berauschen, während man in die Seiten eintaucht. Es ist beinahe gewiss, dass die Originalsprache des Buches noch mehr von dieser Einzigartigkeit und Magie bewahrt. Dennoch ist die Übersetzung großartig, sie verleiht den fantastischen Sprachbildern eine Aura des Besonderen, die den Leser einhüllt und fesselt. Man kann spüren, dass Alan Garner unermüdliche Zeit und Hingabe in diese Novelle investiert hat, was sich in jeder Zeile widerspiegelt.

Der Stil erinnert an ein vergessenes Märchen, eine dieser Geschichten, die von Generation zu Generation weitergereicht werden und dabei dennoch einen Hauch von Geheimnis bewahren. Die Seiten sind gespickt mit mythischen Nuancen, die darauf warten, entdeckt zu werden. Diese Novelle ist kein Werk, das einem den Sinn auf einem Silbertablett serviert. Eher ist es ein Rätsel, ein literarisches Puzzle, das es zu entschlüsseln gilt. Wer nach einem Buch sucht, bei dem man am Ende das Gefühl hat, es bis ins Letzte verstanden zu haben, wird hier möglicherweise nicht die Erfüllung finden. Doch für jene, die die Freude am Rätseln lieben und sich gerne in tiefgründige Analysen vertiefen, ist "Treacle Walker" genau das Richtige.

In einer Welt, die oft nach klaren Antworten sucht, ist 'Treacle Walker' eine erfrischende Abwechslung. Es lädt ein, den Weg des Unbekannten zu erkunden und sich in den skurrilen, bezaubernden Worten zu verlieren. Es verlangt Zeit, Geduld und Neugierde - eine Einladung, in einen zauberhaften Wald einzutreten und sich von den Wundern überraschen zu lassen, die er bereithält.

Bewertung vom 21.03.2023
Equilon
Raich, Sarah

Equilon


gut

Der Klappentext und das schicke Cover von Equilon, dessen Titel haptisch sehr ansprechend gestaltet ist, hatten mich sofort neugierig auf die Geschichte gemacht. Equilon ist ein dystopisches Jugendbuch, das mit einer Vielzahl kreativer Ideen und interessantem Worldbuilding beeindruckt. Der Schreibstil liest sich flüssig und die Verwendung vieler englischer Begriffe verleiht dem Buch einen zusätzlichen dystopischen Touch.

Allerdings konnte ich mit den Charakteren nicht so richtig warm werden. Obwohl sie durchaus Ecken und Kanten hatten, waren manche ihrer Handlungen schwer nachvollziehbar. Zudem empfand ich einige Dialoge als zu vulgär. Insbesondere Jennas anfängliche Naivität und ihr Verhalten gegenüber Cory wirkten auf mich unglaubwürdig. Auch einige Teile der Handlung erschienen mir leider unrealistisch und wurden zu schnell abgehandelt, wodurch ich nicht so tief in die Geschichte eintauchen konnte, wie ich es gerne gewollt hätte. Es wäre schön gewesen, wenn die Welt, die Unsorted, die Projekte wie Gammaerde, etc. noch etwas ausführlicher dargestellt worden wären und Szenen detaillierter beschrieben worden wären. Hier hat es mir insgesamt an Komplexität gemangelt.

Das Ende kam für mich zu plötzlich, wirkte leider etwas konstruiert und vorhersehbar. Insgesamt ist Equilon eine schöne Idee und ein gut gemeinter Versuch, auch Themen wie Asexualität und Transsexualität in die Geschichte einzuflechten, die in viele Bücher nur selten Einzug finden. Jedoch ist das Buch für eine gute Dystopie leider zu schwach, um uneingeschränkt empfohlen zu werden. Aufgrund dessen würde ich dem Buch drei von fünf Sternen geben.

Bewertung vom 05.11.2022
Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald
Thomas, Aiden

Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald


sehr gut

Eine wunderbar sensible Geschichte, in der es u.A. um Trauma, Liebe und Heilung geht!

Schon als ich das Cover sah, hat mich das Buch in seinen Bann gezogen. Dass Aiden Thomas' "Wendy & Peter" eine etwas düstere Interpretation des Klassikers ist, spiegelt sich darin gut wieder. Zeitweise hatte ich während des Lesens das Gefühl einen sanfteren Thriller in der Hand zu halten - nichtsdestotrotz gibt es genug fantastische Elemente und eine wunderschöne Slow-Burn-Romanze, sodass auch Fantasy-Liebhaber nicht zu kurz kommen.

Mir hat der Schreibstil gefallen. Insgesamt wird alles sehr bildhaft erzählt, sodass es mir nicht schwer fiel, der Story zu folgen und mein inneres Kino des Gelesenen am Laufen zu halten.
Man erlebt die Geschichte aus Wendys Sicht und bekommt einen guten Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt vermittelt. Ihr Verhalten und ihre Charakterentwicklung waren für mich den Roman hindurch nachvollziehbar. Die Anstrengung, ihre Vergangenheit abzuhaken und das entstandene Trauma seit dem Verschwinden ihrer Brüder zu verarbeiten, werden sensibel thematisiert.
Und Peter... hach, ich war bisher noch nie ein großer Peter Pan-Fan. Frech & rebellisch, hedonistisch, angeberisch, irgendwie naiv und oft auch ein bisschen selbstbezogen - so kenne ich ihn aus anderen Büchern und Filmen, was in meinen Augen irgendwie keine sympathische Kombination ist. Aiden Thomas' Peter hat durchaus Anteile von all dem, es überwiegen dennoch die positiven Eigenschaften: Fürsorglichkeit, Charme, Witz, Schlagfertigkeit. Man hat beim Lesen keine Zweifel daran, Peter Pan vor sich zu haben. Aber eben einen Peter Pan, den man einfach nur lieben kann. Was ich besonders interessant fand, aber ohne spoilern zu wollen... Je älter Peter im Laufe des Buchs wird, desto mehr wurde Peter Pan für mich zu Peter und desto verschwommener habe ich diese typische "Peter Pan-Essenz" wahrgenommen. Ich finde es beeindruckend, wie Aiden Thomas das schreiberisch geschafft hat.

Den Plot selbst fand ich mitreißend und schön umschrieben, dennoch - und das ist auch der Hauptgrund dafür, weshalb ich nur 4 von 5 Sternen gebe - kam mir der Mittelteil unnötig redundant vor. Hier hätte man durchaus alles um ein paar Seiten kürzen oder ein paar mehr Spannung erzeugende Elemente einbauen können. Auch wie am Ende alles aufgelöst wird, kam mir irgendwie zu einfach vor. Aber hier muss man vermutlich auch eher zwischen den Zeilen lesen - es lässt auf jeden Fall Raum für eigene Interpretationen.
Ein Schmunzeln konnte ich mir an einer Stelle des Buchs nicht verkneifen, als Wendys Mutter sagt: "Bleibt im Wohnzimmer. Niemand geht nach oben". Ich meine, come on, Wendy ist 18 Jahre alt!

Aufgrund des Positiven und der wenigen Negativpunkte, ist "Wendy & Peter - Verloren im Nimmerwald" für mich eine sehr gelungene Adaption des Klassikers und absolut empfehlenswert für alle, die märchenhafte Geschichten und originelle Urban Fantasy lieben!

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