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Ann-liest
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Hessen

Bewertungen

Insgesamt 72 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2025
bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann
Lovrenski, Oliver

bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann


sehr gut

Schonungslos direkt

Dieses Buch saugt einen ein und spuckt einen am Ende wieder aus. Es ist originell und anders, literarisch experimentell, schnell, schonungslos direkt und zeigt ein authentisches Bild einer abgestürzten und fehlgeleiteten Jugend.

Über das Buch heißt es „Oliver Lovrenski […] zieht uns hinein in eine atemlose, brutale Jugend und offenbart Zärtlichkeit, wo niemand sie erwartet.“ - diese Beschreibung finde ich sehr treffend. Das Buch besteht aus vielen kurzen Episoden - ein kurzer Abschnitt bis maximal 1,5 Seiten, durch die man auch beim lesen ordentlich Tempo aufnimmt. Es sind Episoden in Jugendsprache, oft brutal und direkt, ohne Punkt oder Großschreibung, einfach durch Komma getrennte Aussagen. Es geht um Drogenhandel und -Konsum, unfassbare Gewalt aber auch Freundschaft und sowas wie Liebe. Der Stil ist immer recht trocken und fast emotionslos. Dennoch schafft der Autor es immer wieder, einen zu rühren und Gefühle aufzurütteln - insbesondere wenn es um Familie geht, um die Grossmutter oder auch um abwesende Eltern.

Über so ein Buch bin ich bisher noch nicht gestolpert, ich würde es als einzigartig bezeichnen. Und auch wenn ich jetzt nicht unbedingt weitere Bücher dieser Art lesen muss, bin ich froh, dass ich das Experiment gewagt habe. Es war ein Erlebnis und wirkt definitiv nach.

Bewertung vom 22.02.2025
NEW LENDT Berlin (MP3-Download)
Sand, Caro

NEW LENDT Berlin (MP3-Download)


sehr gut

Der Reiz ewigen Lebens

In diesem Buch lernen wir Adrian und Liv kennen. Adrian, der seit Jahrhunderten lebt und für einen mächtigen Despoten arbeitet. Er ist dafür verantwortlich, dass die von Alchemisten erschaffene Zeitkuppel erhalten bleibt, in der die Zeit nicht vergeht. Und Liv, die in der Jetztzeit lebt und auf Adrian und sein Tun aufmerksam wird.

Die Idee mit der Zeitkuppel finde ich sehr originell und alles rund um diese Kuppel und das Leben der Menschen darin wird sehr stimmig erzählt. Dieser erste Band der Reihe legt seinen Fokus auf Adrian, seine Kindheit/Jugend in den Fängen des Despoten, sowie die Entwicklung der Zeitkapsel. So lernt man Adrian schon sehr intensiv kennen, währen der Blick auf Liv zwischenzeitlich etwas in den Hintergrund gerät. Das habe ich während des Hörens des Hörbuchs etwas bedauert, Livs Leben wurde dann aber gegen Ende zufriedenstellend wieder aufgegriffen.

Was mir beim Hörbuch tatsächlich sehr viel Aufmerksamkeit abverlangt hat, sind die Zeitsprünge. Dass die Geschichte zwischen Adrians Vergangenheit und dem Jetzt springt gehört zur Geschichte dazu und ist gut nachvollziehbar. Allerdings springt die Geschichte auch innerhalb von Adrians Erzählung in diverse Zeiten (vor der Zeitkuppel, nach der Zeitkuppel). Hier habe ich mich gefragt, ob das für die Spannung notwendig war oder ob man innerhalb von Adrians Geschichte nicht chronologisch hätte erzählen können. In Büchern macht mir sowas nichts aus, aber im Hörbuch bin ich darüber gestolpert.

Der Sprecher gefällt mir sehr gut. Ich kannte ihn bisher nicht, aber er hat eine angenehme Stimmfarbe. Darüber hinaus arbeitet er viel mit Dynamik, was mir sehr gut gefallen hat, da es die Actionszenen schön mit Tempo und Spannung auflädt.

Insgesamt ist es ein vielversprechender Reihenauftakt mit einer sehr originellen Grundidee und zwei sympathischen Charakteren.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.02.2025
Das Lieben danach
Bracht, Helene

Das Lieben danach


sehr gut

Schockierend ehrlich

Mit diesem Buch beendet Helene Bracht Schweigen und Sprachlosigkeit und setzt sich sehr intensiv und gnadenlos mit ihrer kindlichen Missbrauchserfahrung und deren Auswirkungen auf ihr ganzes Leben auseinander.

Dabei wechseln sich autobiografische Episoden und die sehr fachliche Auseinandersetzung mit der Thematik, auch unter Erwähnung von Studien und Forschung, ab. Insgesamt würde ich das Buch als schwere Kost bezeichnen - sowohl thematisch als auch vom Stil her, der eher anspruchsvoll ist.

Die Autorin ist in all ihren Schilderungen schonungslos ehrlich, was einen immer wieder erschüttert zurück lässt. Da wäre der Einblick in die Gefühlswelt eines Kindes, das Missbrauch erfährt. Hin und hergerissen zwischen einer toxisch-verqueren Form von Liebe und den schmerzvollen, schrecklichen Erfahrungen, die das ganze Leben prägen werden. Aber es geht auch um Scham, um Sprachlosigkeit, um Hemmungslosigkeit, emotionale Kälte, Opfer, Täter und so vieles mehr.

Ich halte es für ein sehr wichtiges Buch, weil es wahnsinnig viele Situationen, Handlungen und Gefühle und auf den Tisch schmettert, die sicherlich viele Menschen ähnlich erlebt oder gefühlt haben, aber die einfach mit einem großen Tabu versehen sind. Vielleicht schafft dieses Buch es, ein Sprachrohr für die Sprachlosen zu sein, das Gefühl „Du bist nicht alleine“ zu vermitteln oder einfach aufzuzeigen, dass Missbrauch Spuren hinterlässt, die ein Leben lang nachwirken und weite Kreise ziehen können.

Bewertung vom 19.02.2025
Kronsnest
Knöppler, Florian

Kronsnest


sehr gut

Authentisch und sehr atmosphärisch

“Kronsnest” ist ein sehr stimmungsvolles Buch, das auf sehr authentische Art das Leben in einem holsteinischen Dorf in den 1920er Jahren zum Thema hat. Es überzeugt insbesondere durch seine sehr vielschichtigen Charaktere und deren Leben und Entwicklung.

Protagonist Hannes lebt mit einem gewalttätigen Vater und einer hilf- und sprachlosen Mutter auf einem Hof in der Elbmarsch. Mit leisen Tönen und sehr viel Zeit für die Entwicklung der Geschichte erleben wir als Leser doch sehr intensiv, wie Hannes zu einem Mann heranwächst und sich von seinem Vater emanzipiert. Dabei kommen sowohl ganz persönliche Themen, wie der Alltag in einem landwirtschaftlichen Betrieb, die Liebe, Freundschaft und Familie zum tragen, als auch die Darstellung der damaligen gesellschaftlichen und politischen Lage.

Auf eine sehr unaufdringliche Art wird der Überlebenskampf der Landwirte und das Erstarken der Nationalsozialisten thematisiert.
Die ersten Tendenzen und Teile der Beweggründe für das, was dann im darauffolgenden Jahrzehnt folgte zu lesen, war interessant und doch auch sehr bedrückend. Der Fokus bleibt dabei immer bei Hannes, der solche Situationen und Veränderungen an ihm wichtigen Menschen feststellt, aber die ganze Lage auch nur aus seiner „eingeschränkten“ Sicht beurteilen kann.

Den Schreibstil würde ich schon als etwas anspruchsvoller beschreiben - es ist durchaus ein literarisch sehr hochwertiges Buch und keines, das ich in einem Stück „wegatmen“ konnte. Das lag vermutlich auch daran, dass überwiegend sehr schwere und bedrückende Themen behandelt werden. Wer sich aber darauf einlassen kann wird mit einer sehr intensiven und wunderschönen Lektüre belohnt.

Bewertung vom 13.02.2025
Kummersee
Schwarz, Iver Niklas

Kummersee


sehr gut

Überzeugendes Debüt

Mit „Kummersee“ ist dem Autor ein überzeugendes Debüt gelungen. Der Thriller ist bis zum Schluss sehr spannend.und greift dabei ernste Themen auf.

Lena, die vor über 30 Jahren ihren Bruder im Kummersee verloren hat, kehrt als Personenschützerin in ihr Heimatdorf zurück. Sie soll zwei Vermesser schützen, die das Areal als potentielles Endlager für Arommüll vermessen sollen. Doch schon bald gibt es den ersten Toten und die Lage eskaliert schnell.

Besonders gefallen hat mir die bedrohliche Armosphäre, die sich durch das Buch durchzieht. Sehr gelungen ist auch das Spiel mit Realität und gruseligen Legenden. So fragt man sich als Leser die ganze Zeit, was da in dem See passiert: Ob es eine „einfache“ Erklärung für all das gibt oder ob tatsächlich Monster in dem See leben.

Die Charaktere gefallen mir gut und das Zusammenspiel, die Frage, wem man vertrauen kann und die zwischenmenschlichen Beziehungen im Heute und in der Vergangenheit sind sehr vielschichtig und berührend.

Die Spannung wird gut aufgebaut und ich habe die zweite Buchhälfte tatsächlich an einem Tag gelesen. Gegen Ende wird es vielleicht etwas arg und verliert dadurch etwas an Glaubwürdigkeit, aber insgesamt ist das ein toller Thriller, der fesselt und sehr gut unterhält.

Bewertung vom 13.02.2025
Spark of the Everflame (eBook, ePUB)
Cole, Penn

Spark of the Everflame (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tolles Worldbuilding

Dieses Debut hat mich wirklich begeistert - ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.

Das Buch beginnt sehr gediegen und nimmt sich Zeit, uns Protagonistin Diem Bellator, ihre Familie sowie Emarion vorzustellen. Eine Region bestehend aus 7 sehr unterschiedlichen Königreichen, welche von den unsterblichen Descended regiert werden. Diem wächst als Mortal im Königreich von Licht und Schatten auf und arbeitet dort als Heilerin. Nach und nach bekommen wir Einblick - sowohl in das Leben der Mächtigen und ihre Herrschaft der Unterdrückung und gefährlichen Magie als auch in die des sterblichen Volkes. Das ganze Worldbuilding ist wunderbar gelungen und phantasievoll umgesetzt.

Diem ist eine sehr sympathische Protagonistin, die auf sehr menschliche Art auch Fehlentscheidungen trifft, Erfahrungen sammelt und trotz allem doch ihr Herz am rechten Fleck hat. Sehr deutlich erlebt man ihre inneren Kämpfe und ihre Zerrissenheit. Sehr eindrucksvoll und mit Tempo werden diese auf die Spitze getrieben.

Zahlreiche Geheimnisse - die nicht alle in Band eins aufgeklärt werden - Spannung, Kämpfe und nicht zuletzt die schwierig-intensive und stetig wachsende Anziehungskraft zwischen Diem und Prinz Luther machen dieses Buch zu einer kurzweiligen und absolut gelungenen Lektüre. Ich kann es empfehlen.

Bewertung vom 09.02.2025
Coast Road
Murrin, Alan

Coast Road


sehr gut

Bedrückend und sehr authentisch

Das Cover dieses schönen Buches finde ich sehr passend gewählt, denn es symbolisiert für mich sowohl den „Riss in der Fassade“ als auch den Blick hinter die Kulissen einer scheinbar heilen Welt.

Thematisch spielt das Buch in den Jahren 1994/1995 in Irland. Kurz vor dem Referendum zur Beseitigung des Paragrafen, der die Scheidung verbietet, aus der Verfassung. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mir diese Jahreszahlen immer wieder bewusst machen musste. Denn viele Schilderungen von Ehe und Familie haben mich gedanklich eher in die 1950er katapultiert.

Anhand verschiedener Beispiele erhalten wir einen sehr intimen Einblick in gescheiterte Ehen - in Ehen, die nach außen perfekt wirken. In „Du-kannst-Dich-glücklich-schätzen“ und „Du-hast-doch-alles“ Ehen. Dabei thematisiert der Autor so viele wichtige Themen, die unter anderem auch das Thema Selbstbestimmung betreffen: Fremdgehen, die Einsamkeit in der Beziehung, Machtgefälle, Bevormundung, Kindesentzug, Sprachlosigkeit, Verletzung, Durchhaltevermögen, Versöhnung, Befreiung… All dies wird sehr eindringlich und doch irgendwie unaufgeregt geschildert.

Die Charaktere - allen voran Colette und Izzy - haben mir in ihrem Facettenreichtum sehr gut gefallen. In diesem Buch gibt es nicht den Helden sondern ganz normale Menschen, mit Träumen, Hoffnungen, Enttäuschungen und falschen Entscheidungen. Es ist ein unfassbar authentisches Buch, dass mit seiner Ehrlichkeit und der Unzulänglichkeit der Personen überzeugt.

Es ist ein Buch das berührt und nachwirkt. Und auch wenn ich nicht mit allen Erkenntnissen der Protagonistin einverstanden bin, verleihen auch sie dem Buch ihre besondere Authentizität.

Bewertung vom 08.02.2025
Niemand hört dich / Grenzland Bd.1
Nielsen, Karen Inge

Niemand hört dich / Grenzland Bd.1


gut

Konnte mich nicht überzeugen

„Niemand hört Dich“ spielt im Grenzland zwischen Dänemark und Deutschland. Hier wird der dänische Ermittler Mads Lindstrøm von grausamen Mädchenmorden auf Trapp gehalten.

Aus meiner Sicht liegt der Fokus hierbei auf der Ermittlerarbeit. Diese ist durchaus authentisch und spannend dargestellt. Auch die Schwierigkeit der grenzüberschreitenden Ermittlung wird angeschnitten und mit dem deutschen Ermittler Thomas Beckmann eine grummelige Figur eingeführt, von der ich vermute, dass sie in geplanten Folgebänden vielleicht noch eine größere Rolle spielen wird. Insgesamt haben die Figuren Potential - auch was ihren Hintergrund anbelangt. Hier merkt man, dass mit dem Band eine Reihe startet und bei der Charakterentwicklung noch etwas an der Oberfläche gekratzt wird.

Was mir an dem Buch gefehlt hat, ist die Aufklärung des Tätermotivs und der Symbolik, die bei den Taten durchaus zum Tragen kommt. Ich war am Ende echt enttäuscht, dass diese Aspekte übergangen wurden. Ein grausamer Psychopath, der möglichst gewalttätig quält und tötet, reicht mir persönlich für einen gelungenen Krimi/Thriller leider nicht.

Der Sprecher des Hörbuchs hat mir wiederum sehr gut gefallen - seine tiefe, angenehme Stimme hat dem Buch die richtige Armosphäre verpasst.

Bewertung vom 07.02.2025
Gebt mir etwas Zeit (MP3-Download)
Kerkeling, Hape

Gebt mir etwas Zeit (MP3-Download)


ausgezeichnet

Humorvoll und doch tiefgründig

Für mich ist Hape Kerkeling einfach eine einmalige und ganz besondere Persönlichkeit. Bekannt geworden für seinen Klamauk und seine Fähigkeit in verschiedene Rollen zu schlüpfen, hat Hape doch auch eine sehr tiefgründige Seite und eine spannende und durchaus tragische Lebensgeschichte.

Wie schon „Ich bin dann mal weg“ und „Der Junge muss an die frische Luft“ konnte mich auch dieses Buch sehr berühren und überzeugen. Selbstverständlich zieht sich auch hier der feine Hape-Humor wie ein roter Faden durch die Erzählung. Doch zusätzlich ist es auch ein unglaublich trauriges und ehrliches Buch, in dem Hape unter anderem sehr offen über seine Zeit als junger Erwachsener und seine erste große Liebe spricht.

Unfassbar spannend ist auch sein Bericht über die Geschichte seiner Ahnen, die er ausgehend von einem DNA-Test erforscht hat. So reisen wir mit ihm bis zurück ins 17. Jahrhundert. Es ist einfach unglaublich, welches Wissen er da zutage gefördert hat. Das hätte er sich nicht besser ausdenken können.

Das Hörbuch liest Hape Kerkeling höchstselbst und alles andere wäre auch wirklich schade gewesen. Seine Fähigkeit, Stimmen und Dialekte zu imitieren ist einfach wahnsinnig gut und sehr unterhaltsam. Dieses Hörbuch war sowohl inhaltlich als auch in der Umsetzung ein Genuss, transportiert auf eine sehr unaufgeregte Art wichtige Botschaften und ist somit absolut empfehlenswert.

Bewertung vom 29.01.2025
Barfuß in Tetas Garten
Abboud, Aline;Heymann, Nana

Barfuß in Tetas Garten


ausgezeichnet

Sehr persönliche Reise in den Libanon

Der Libanon, ein von vielen Krisen und Kämpfen geplagtes Land und zweite Heimat für Tagesschausprecherin Aline Abboud. Sie nimmt uns mit in ihre Kindheit - in eine Stadt am Meer, in ein Land, in dem Familie, Herzlichkeit und Gastfreundschaft groß geschrieben werden. Ein lesenswertes Buch, da es uns eine andere Seite vom Libanon zeigt ohne Terror und Krieg zu ignorieren und weil es ein Statement setzt - für Toleranz und Frieden.

Aline Abboud beschreibt sich selbst augenzwinkernd als „Halblibanesin mit ostdeutschem Migrationshintergrund“ und auch dies ist Thema in dem Buch: Die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität - als Libanesin in Deutschland, als Deutsche im Libanon und als Ostdeutsche in Deutschland. Eine sehr facettenreiche Kombination, welche die Autorin sehr unterhaltsam reflektiert.

Mir hat diese Autobiografie sehr gut gefallen und ich kann nur empfehlen, sich von dem Cover nicht verunsichern zu lassen (ich dachte zuerst, es handelt sich um einen Gartenratgeber). Man wird mit einem sehr persönlichen Buch belohnt, das auch einige schöne Fotos der Autorin beinhaltet.