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datgaebelchen
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Bissendorf

Bewertungen

Insgesamt 9 Bewertungen
Bewertung vom 12.03.2024
Ungestört arbeiten (eBook, PDF)
Meier, Rolf

Ungestört arbeiten (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Nach einem kurzen Intro zum Thema werden jeweils 6 Lernheiten angeboten. In jeder Einheit wird zunächst das persönliche Erleben abgefragt. Kennt der Leser die Situation und wie empfindet er sie? Dann gibt es zu jeder Lerneinheit gut verständlichen Input, ergänzt durch griffige Beispiele. Checklisten, Übungen, Tipps, Formulierungsvorschläge und Anleitungen bzw. Vorschläge zu Veränderungsmaßnahmen werden zum Teil interaktiv dem Leser angeboten. Am Ende gibt es eine Zusammenfassung und einen Lern-Check, in dem das Kapitel und seine Lerninhalte überprüft werden können.

Die Learning Bundles können unterschiedlich eingesetzt werden. Sie sind einerseits ein Selbstlernangebot, das demjenigen, der Bedarf hat, in einer sehr kompakten und gut übersichtlichen Art die wesentlichen Punkte eines Themas erläutert. Wissen kann so diskret vertieft oder erweitert werden, ohne das persönliche Unsicherheiten deklariert werden müssen, um z.B. ein Seminar zu besuchen.

Andererseits sind sie auch ein gutes Nachschlagewerk und können zum Aufbau eines Wissensmanagements im Unternehmen gut eingesetzt werden. Umfangreiche, pflegebedürftige und verwaltungsintensive Bibliotheken können überflüssig oder falls schon vorhanden, gut ergänzt werden. Da online vorhanden, können auch mehrere Nutzer (je nach Lizenz) gleichzeitig darauf zugreifen.

Der für ein Learning Bundle aufzuwendende Zeitaufwand hält sich erstmal in Grenzen. Das reine Lesen des Textes benötigt ca. 60 Minuten, aber durch die Anregungen zur Reflektion kann der tatsächliche Zeitaufwand sich (deutlich) erhöhen. Da der Nutzer jederzeit unterbrechen und zwischenspeichern kann, ist er jedoch ganz flexibel bei der Nutzung und kann das so gut in seinen Arbeitsalltag einbinden.

Da die Bundles auf eine Verhaltensänderung zielen ist es sehr vorteilhaft, dass man sich die Ergebnisse – idealerweise nach erfolgreicher Verhaltensänderung – zur eigenen Überprüfung später noch mal ansehen oder sogar erneut ausfüllen kann. So kann der Vergleich mehrfach ausgefüllter Bundles dazu führen, die Notwendigkeit einer Veränderung einzusehen, motivierter am Thema zu bleiben, sich über erste Erfolge zu freuen, oder sich glücklich auf die eigene Schulter zu klopfen, weil man sein Ziel erreicht hat.

Auch zur Seminar Vor- oder Nachbereitung können sie genutzt werden, was Trainern in Seminaren Zeit sparen kann bzw. danach zur Intensivierung von Themen hilfreich ist.

Alles in allem zeichnen sich die Bundles durch ihr kompaktes und interaktives Lernangebot aus. Gerade auch für kleinere Unternehmen, die sich nicht immer für ihre Mitarbeiter:innen teure Seminare leisten wollen oder können sind sie eine gute Alternative.

Bewertung vom 26.12.2023
Lehren von Luhmann
Muster, Judith;Hermwille, Andreas;Kapitzky, Jens

Lehren von Luhmann


ausgezeichnet

Dem Autorenteam - Judith Muster, Andreas Hermwille und Jens Kapitzky - gelingt es, die theoretischen und oftmals schwer verständlichen Aussagen von Luhmann in einen praktischen Kontext zu übersetzen, sodass sie hervorragend nachzuvollziehen sind. Die 14 Kapitel beleuchten typische Konstellationen und Situationen in Organisationen, die im Berufs- und Berateralltag auftauchen und quasi zeitlos sind.

Warum das so ist bzw. so sein muss, wird einem durch die Wenn…dann-Erläuterungen sehr gut erklärt. Die Systeme Mensch und Organisation können gar nicht anders handeln, weil sie nun mal so sind, wie sie sind und eigene überlebenswichtige Aspekte verfolgen und umsetzen. Dieses Aha-Erlebnis war lehrreich und hat mich zugleich entlastet, denn oft habe ich mich in der Beratung gefragt, wieso Veränderungsvorschläge so viel Widerstand und Ablehnung produzieren.

Die beschriebenen Konstellationen machen deutlich, dass es oft hilfreich ist vom Ende her zu denken. Oder wie die Luhmannsche funktionale Analyse sagt: „Wenn das die Lösung ist – wo ist dann das Problem?“ Jedes System ist vielschichtig und reagiert auf Anforderungen und Veränderungen sensibel und immer bemüht, das bestmöglich ausgewogene Verhältnis aller beteiligten Systeme – Mensch wie Organisation - herzustellen. Es ist aus den gegebenen Umständen nicht immer die optimalste Lösung, aber es hält die Systeme am Laufen. Erst wenn es gelingt, das ursächliche Problem zu definieren und dann zu lösen, können Veränderungen, die für Systeme überlebenswichtig sein können, erfolgreich auf den Weg gebracht werden. Und da verhalten wir uns als Berater zuweilen wie schlechte Ärzte: wir doktern an den Symptomen herum, suchen, finden und behandeln aber nicht die ursächliche Krankheit. Die Lehren Luhmanns fordern uns deutlich dazu auf, mehr zu hinterfragen, nachzufragen und zu analysieren, das ursächliche Problem zu finden – bevor wir handeln.

Das Buch hat mein Verständnis für Organisationen sehr bereichert und ich würde es jedem Coach und Berater empfehlen, um besser verstehen zu können, wie Organisationen – von oben nach unten und umgekehrt - funktionieren und was das für Struktur und Funktionsweise von Systemen und daraus folgend für die Beratung bedeutet.

Aber auch jede Führungskraft wird von diesem Buch profitieren, denn ihre eigenen Verhaltensweisen – und die daraus resultierende Art der Führung - und die Reaktionen ihrer Mitarbeiter werden verständlicher, ermöglichen einen anderen Blick, der für notwendige oder gewollte Veränderungen bessere Entscheidungen und Umsetzungmöglichkeiten sichtbar macht.

Bewertung vom 18.12.2023
Systemische Interventionen
Dollinger, Anna;Fehse, Katharina

Systemische Interventionen


ausgezeichnet

Das Buch ist ein wahres Füllhorn an Anregungen für die systemische Arbeit in Teams. Die vorgestellten Interventionen sind sowohl für Neulinge wie auch für alte Hasen gleichermaßen anregend.

Anna Dollinger und Katharina Fehse halten sich nicht mit langatmigen Erklärungen auf, was denn eigentlich systemisches Arbeiten ist. Aus meiner eigenen Erfahrung helfen theoretische Erläuterungen auch nur bedingt, denn je nach dem wer es erklärt, führt das mehr zur Verwirrung denn zur Erhellung. In diesem Buch wird das systemische Arbeiten durch die praxisorientierten und erprobten Übungen viel klarer und einleuchtender dargestellt als es jede Erklärung kann.

Die Interventionen werden immer in einen organisatorischen Kontext gesetzt: Welche Gruppengröße ist geeignet, was brauche ich an Material – für Präsenz- oder online Veranstaltung, mit welchen Zeitaufwand sollte ich rechnen. Es folgt eine klare und genaue Beschreibung des Ablaufes und es werden auch immer Formu-lierungshilfen und Beispiele geliefert. Bei vielen Übungen wird am Ende noch mal explizit erläutert, was denn daran nun genau systemisch ist. Durch dieses Vorgehen erkennt der Leser schnell, was systemisches Arbeiten ausmacht. Ich hatte einen echten Lerneffekt mit fortschreitender Lektüre.

Dabei stört es auch überhaupt nicht, dass einige Übungen alte Bekannte sind. Die werden von den AutorInnen in einen neuen Kontext gesetzt und führen dazu, die eigenen Routinen mit frischem Blick zu betrachten und an der einen oder anderen Stelle überrascht festzustellen, dass man ja systemischer arbeitet als man gedacht hat.

Das systemische Arbeiten ist mehr eine Haltung als ein Format, denn es erfordert von allen einen Perspektivwechsel, ein Um-die-Ecke-denken, das zu neuen Wahrnehmungen und Einsichten führt. Diesen Erkenntnisgewinn konnte ich mir in fast allen Übungen sofort vorstellen bzw. nachvollziehen (daher ist das Buch nun auch mit vielen Notizen für den nächsten Einsatz geschmückt).

Wer viel mit Gruppen arbeitet findet in diesem Fachbuch eine Vielzahl an Anregungen, wie mit Teams in bestimmten Konstellationen gearbeitet werden kann. Aber viele der Interventionen sind auch für den Einsatz im Einzelcoaching gut geeignet.

Fazit: Es ist ein wunderbares Nachschlagewerk, wenn einem denn mal die zündende Idee für ein Vorgehen fehlt. Prädikat: sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 18.09.2023
Intuition für Coachs
Nohl, Martina

Intuition für Coachs


ausgezeichnet

Dieses Buch ist absolut lesenswert! Ich habe es sehr intensiv gelesen und werde es gleich noch mal tun, da es mir zahlreiche positive Aha-Gedankengänge bescherte. Bedauerlich ist, dass es erst jetzt geschrieben wurde, denn es sollte eine Pflichtlektüre für alle angehenden Coachs sein! Nicht, um es akribisch umzusetzen, sondern um für sich und seine KlientInnen eine sehr wichtige weitere Versteh- und Entwicklungsebene neben der Verstandesebene öffnen zu können. Mir hätte eine frühere Lektüre dieses Buches viele Fragezeichen und Unsicherheiten zu Beginn meiner Arbeit als Coach erspart, denn ich hatte zwar eine Ahnung, aber kein solides Hintergrundwissen zum Thema Intuition.
Genau dieses Hintergrundwissen vermittelt Martina Nohl in ihrem Buch in fünf klar strukturierten Kapiteln, die wunderbar aufeinander aufbauen. Sie schafft es, komplexe Zusammenhänge sehr gut zu erklären und Theorie und Praxis zu ver-binden. Frau Nohl erläutert was genau Intuition ist, wie Instinkt und Inspiration dazu passen, welche Fallen es geben kann. Die Gehirnkunde, der Zusammenhang zu den somatischen Markern – mehr als hilfreich! Wie kann man seine Intuition und später auch die der KlientInnen entwickeln und fördern und vor allem auch im Coaching einsetzen? Sie stellt einige dazu passende Coachingansätze und Methoden vor, die sowohl in Präsenz wie auch online durchgeführt werden können und gut an vorhandenes Coachwissen und Erfahrung andocken.
Besonders gut gefallen haben mir die zahlreichen Übungen, die einen intensiveren Zugang zunächst zur eigenen Intuition eröffnen, die aber später auch in der Arbeit mit KlientInnen genutzt werden können. Da erwartet einen das ein oder andere Aha-Erlebnis! Martina Nohl legt zu Recht viel Wert darauf, dass man sich als Coach intensiv mit der eigenen Intuition befasst und sich aus der persönlichen Historie kommende mögliche Fallen bewusst macht, bevor man KlientInnen an den für sie ggf. (noch) ungewöhnlichen und vor allem ungewohnten Lösungsweg heran führt. Es ist wie immer im Coaching: nicht alles passt für jeden, das gilt auch für den intuitiven Zugang zur inneren Lösung. Aber der eigenen Intuition mehr Raum zu geben, sie als verlässliche Indikation für Lösungen zu betrachten, das ist ein wunderbarer persönlicher, immer anwesender innerer Coach. Und das hat nichts mit Esoterik zu tun. Es ist inneres Wissen, das uns leider über die Jahre als nicht beweisbare Gefühlsduselei abtrainiert und gesellschaftlich als nicht akzeptabel etikettiert wurde.
Martina Nohl gelingt es in ihrem Buch Theorie und praktische Umsetzung der Intuition für Coaches verständlich und zu einem sehr wertvollen „Tool“ zu machen. Wir dürfen, ja sollten mehr auf unsere Intuition hören. Gerade im beruflichen Kontext ist Intuition immer noch verpönt, aber der erfolgreiche Einsatz wird irgendwann auch die Zweifler überzeugen.

Bewertung vom 22.05.2023
Kurze Geschichte der Psychiatrie
Brückner, Burkhart

Kurze Geschichte der Psychiatrie


sehr gut

Auf kurzen 177 Seiten nimmt der Autor den Leser vom Altertum bis ins 20. Jahrhundert mit auf die Entwicklungsreise der Psychiatrie. Das Buch besticht durch seine hervorragend recherchierten Angaben und zahlreiche Leseempfehlungen, um einzelne Entwicklungszeiten bei Interesse zu vertiefen.

Am geschichtlichen Zeitstrahl werden die sich wandelnden Definitionen von Wahnsinn, Narrheit, Tollheit, Krankheiten des Kopfes, Melancholie, Nervenkrankheiten, Hysterie und viele mehr erläutert, eingeordnet und ihre Auswirkungen auf Unterbringung und Behandlung der Betroffenen beschrieben.

Die engen Zusammenhänge zwischen medizinischen, sozialen und gesellschaftlichen Entwicklungen werden sehr gut erklärt und es wird deutlich, wie sehr Entwicklungen abhängig voneinander waren (und sind). Mehr Wissen und Erkenntnisse durch Forschung führten nach und nach zu der Psychiatrie, wie wir sie heute kennen.

Burkhart Bruckner zeigt aber auch auf, dass wir sicher noch nicht am Ende der Entwicklung angelangt sind. Viele Ursachen und Zusammenhänge psychischer Erkrankungen sind immer noch unbekannt oder nicht eindeutig zu belegen. Viele schon sehr alte Vorurteile halten sich hartnäckig und beeinflussen den gesellschaftlichen Umgang mit Erkrankten.

Dieses Buch ist ein sehr guter Einstieg in die Thematik und bietet mit seiner übersichtlichen Gliederung, den eingebundenen Erfahrungen von Betroffenen als Zeitzeugen und seiner verständlichen Sprache eine gute Grundlage für weitere Studien.

Bewertung vom 11.05.2023
War das schon alles?
Hermann, Marie-Luise

War das schon alles?


sehr gut

Das Buch weckte bei mir als Teil der Generation der Babyboomer Neugierde. Die Lektüre löste bei mir dann einiges an Emotionen und Gedanken aus.

Marie-Luise Hermann beschäftigt sich mit den Babyboomer aus Sicht einer Psychoanalytikerin, bei der Mitglieder dieser Generation aufgrund ihrer Anzahl häufiger als Patienten auftauchen. Nicht, dass diese Generation mehr Bedarf an psychologischer Beratung hätte als andere Generationen, sie hat aber sicher eigene, typische Themen, die aus dem Boom entstehen. Die Themen, die insbesondere jenseits der Lebensmitte auftauchen werden von Hermann erläutert und erklärt und mit einer Vielzahl von dazu gehörigen Fragen und Thesen untermauert.

Und genau diese Fragen lösten bei mir verschiedene Emotionen aus. Einerseits Erleichterung: „Ach, diese Fragen stellen sich also auch andere! Ich bin nicht überempfindlich oder eine Drama Queen, solche Gedankenansätze sind völlig ok.“ Andererseits Erschrecken: „Oh, als so gewichtig habe ich das nicht erkannt. Das Thema hat schon mal in mir gewabert, aber ich konnte es nicht klar auf den Punkt bringen. Das ist wirklich wichtig, da möchte/muss ich drüber nachdenken. Was bedeutet das jetzt für mich?“

Beide Reaktionen sind von der Autorin durchaus beabsichtigt. Sie regt an einen Lebensrückblick zu starten, sich den – vielleicht bewusst – ausgeblendeten Fragen/Problemen zu stellen und diese bestmöglich zu lösen. Aber auch sich seiner Leistungen und Stärken bewusst zu werden, diese für sich wertzuschätzen und sich daraus ableitende Entwicklungsaufgaben beim Älterwerden mit den vielen persönli-chen Ressourcen positiv gestimmt anzugehen.

Trotz seiner oft als negativ empfundenen Herausforderungen kann auch das Älterwerden Chancen bieten und nicht zuletzt zu einem Lebensabschnitt werden, der mit dem bisherigen Leben versöhnt und noch viele schöne Erfahrungen bereit hält.

Wer als Babyboomer gerne bei der Reflektion über sein Älterwerden Input und Anregung haben möchte, findet in diesem Buch viele gute Fragen und Empfehlungen.

Bewertung vom 14.03.2023
Die Kunst der Intervention

Die Kunst der Intervention


gut

Frei nach Paul Watzlawik könnte man für Therapeuten oder Coachs sein Axiom „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ umschreiben in „Man kann nicht nicht intervenieren.“. Allein die Anwesenheit ist schon eine Intervention, denn Coach und Therapeut haben als Person unweigerlich eine Wirkung auf Setting, Beziehung und Kommunikation und damit sehr oft auch auf Erfolg oder Misserfolg von Therapie/Coaching.

Wieviel eigene Intervention ist uns eigentlich bewusst? Unbeabsichtigte Fehler und Pannen im Miteinander haben auch einen Einfluss! Wie gehe ich als Therapeut/Coach mit diesen Fehlern um und wie kann ich meine Interventionen besser auf die Bedürfnisse meines Gegenübers anpassen, um einen bestmöglichen Erfolg zu erreichen?

Zu diesen Fragen geben die 22 geführten Gespräche Antworten. Dabei werden zwei Schwerpunkte gebildet: Sprechen, kommunizieren, in Kontakt kommen und Therapeutisch(e) Räume öffnen. Unter Überschriften wie Biografisches Erzählen, Therapiefallen oder Süchtige Menschen, Leiblichkeit, Schuld und Schuldgefühle berichten die Experten aus ihren Fachgebieten und von ihren Erfahrungen.

Die Gespräche geben einen Einblick in die Vorgehensweise von Therapeuten und die neuesten Entwicklungen dazu. Obwohl die theoretischen Ansätze gut erklärt werden, hätte ich mir mehr praktische Beispiele aus dem Therapiealltag gewünscht, um anhand eines konkreten Falles die Umsetzung besser nachvollziehen zu können. Und auch, um aus gemachten Fehlern zu lernen, um eigene blinde Flecken besser erkennen zu können. Eine stärkere, konkretere Sensibilisierung für die vielen möglichen Fallen hätte mir für meinen Alltag als Coach mehr geholfen.

Fazit: Dieses Buch ist mehr für Therapeuten geschrieben, die hier unter gut gewählten Überschriften Expertenanregungen für die Vertiefung eigener Interventionen udn Vorgehensweisen finden können.

Bewertung vom 05.08.2022
Achtung Glaubenssatz
Gudacker, Martin

Achtung Glaubenssatz


sehr gut

Um das Thema Glaubenssatz kommt kein Coach herum. Früher oder später entdeckt man bei jedem Klienten einen. Häufig sind es keine Einzelgänger, gerne hat jeder von uns mehrere – mehr oder weniger hilfreiche - Glaubenssätze im Lebensgepäck. Ich war daher sehr gespannt auf das Buch von Martin Gudacker, das den Glaubenssatz und seine Behandlung genau unter die Lupe nimmt.
Zunächst erläutert der Autor unterschiedliche Begrifflichkeiten, Definitionen und Methoden, die rund um Glaubenssätze bestehen bzw. entwickelt wurden. Alle wirken, aber für den Autor nicht tiefgehend und dauerhaft genug. Daher ist der erste Teil mit „Wirkungslos“ betitelt.
Im zweiten Teil „Wirksam“ wird dann die von ihm entwickelte Methode vorgestellt. Auf den ersten Blick hat mich diese enttäuscht, denn ich dachte: Ach, viele alte Bekannte, nichts Neues. Bei intensiverem Studium der Gudacker Methode wurde mir aber klar, dass er eine sehr umfassende Systematik entwickelt hat. Genau wie viele andere Coaches hat er aus Erfahrung und theoretischem Wissen für sich etwas Neues entwickelt und kontinuierlich verfeinert. Die Methode besteht aus gutem Handwerkszeug, das die meisten Coaches beherrschen und somit zum Wohle ihrer Klienten einsetzen können.
Beeindruckend fand ich dann den dritten und letzten Teil “Weiterwirkend“. Martin Gudacker zählt nicht zu den eindimensionalen Methodenentwicklern: Nur meine Methode ist die einzig wirksame! Wer ein bisschen Erfahrung hat, weiß, es gibt nicht die eine perfekte Methode für ein Klientenanliegen. Es ist oft eine Mischung, die vom Klienten, dem Miteinander von Coach und Klient, der Erfahrung des Coachs und den Rahmenbedingungen beeinflusst wird. Daher ermuntert Gudacker dazu, die Methode so zu modifizieren, dass ich als Coach sie überzeugend und zu mir passend einsetzen kann.
Er geht auf alle möglichen Bedenken und Hindernisse, die sich im Prozess stellen können, ein und bietet eine Auswahl an Varianten. Auch der Serviceteil und die Download-Ressourcen zum Buch bieten gute Anleitungen und eine unglaubliche Übersicht von 1.700 hinderlichen und kritischen Glaubenssätzen.
Das I-Tüpfelchen ist aber die Anleitung zur Selbstanwendung der Methode. Eine Testanwendung zur Auflösung und Veränderung eigener Glaubenssätze ist wohl die beste Art zu überzeugen. Ich habe schon einen Termin mit mir gemacht…
Das Buch von Martin Gudacker ist eine gute Anleitung für Einsteiger in dieses Thema und bietet auch erfahrenen Coachs ein gutes Back-Up. Lesenswert!