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Chilischote
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Heiratsanträge, selbstgebackener Kuchen, Lob, Kritik, Fragen und derlei existenzieller Kram bitte gen chilis_schoten(et)web.de. Gehabt Euch wohl, Chilischote

Bewertungen

Insgesamt 10 Bewertungen
Bewertung vom 02.01.2010
Dark Prince
Gemmell, David

Dark Prince


sehr gut

"Victory or death", said the young Spartan. - "Victory is preferable," Parmenion answered.

Ha, das Buch geht ebenso dramatisch in die nächste Runde, wie es im Vorgängerband "Lion of Macedon" aufgehört hat. Parmenion hat sich als General von Philipp von Makedonien den Namen "Death of Nations" angedient und zusammen erobern sie Griechenland. Währenddessen kämpft ein mächtiger Chaosgeist im Inneren von Philipps Sohn Alexander um die Kontrolle. Doch bevor es dazu kommen kann, entführt ein Magierkönig den jungen Prinzen in eine andere Welt. Parmenion, der Alexander auf eine schicksalsträchtige Weise verbunden ist, folgt ihm in ein Griechenland in einem parallelen Universum. Vieles ist gleich, alles ist anders.

Anders als im historisch angelegten Vorband holt Gemmell hier mit der Magiekeule weit aus: Fremde Welten werden entdeckt, mächtige Magier bekämpft und die griechische Mythologie auf eine faszinierende Art und Weise zum Leben erweckt! Wieder einmal hat mich Gemmel kreativ sehr überrascht, weil er erneut brillante Wendungen und ausgefeilte Züge entwickelt, die dem Werk fern ausgetretener Fantasypfade gänzlich neue Nuancen abgewinnen. Parmenion entpuppt sich wie erneut als ein formidabler Charakter, der zwar als General scheinbar an zweiter Stelle steht, aber bei einer Schachpartie a la Gemmell können auch Bauern Könige schlagen. Und wenn zu guter Letzte erneut Sparta und seine Phalanxen in die Schlacht geführt werden, dann, ja dann rockt das Leserherz.

Leider muss ich einen Stern abziehen, weil dieses durchweg grandios geschriebene Buch ganz am Schluss leider ein nur mäßiges Ende findet. Das Ende ist wirklich gut, aber nach einer Dramatik ohnesgleichen fällt es eindeutig ab und verhindert, dass "Dark Prince" zum Meilenstein von Gemmels Werken wird ... schade!

Fazit:

Wer intelligente Fantasy schätzt und dessen Herz bei der Erwähnung des Wortes "Sparta" ebenso anschwillt wie meines, der kommt um dieses Buch und den wackeren Parmenion definitiv nicht herum!

Bewertung vom 02.01.2010
The Name of the Wind
Rothfuss, Patrick

The Name of the Wind


sehr gut

"First I was driven... Second I was brilliant. Not just your run-of-the mill brilliance either. I was extraordinary brilliant. Lastly I was lucky. Plain and simple."

Tja und sofort geht's auf in eine meiner Lieblingsdomänen in Form einer Bar, wo der geneigte Leser das zweifelhafte Vergnügen hat, von einem dermaßen unscheinbar aussehenden Barbesitzer bedient zu werden, dass man an dessen Existenz zweifeln könnte. Aber - welch' Überraschung - dahinter verbirgt sich der größte Held dieser Zeit: Kvothe, the Bloodless - Mittelpunkt zahlloser Geschichten und Legenden, die samt und sonders an der Wahrheit vorbeigehen. Zufällig stapft auch noch der größte Chronist dieser Zeit, um den sich ebenso viele qualitativ hochwertige Legenden drehen, herein und verlockt Kvothe dazu, seine Geschichte zu erzählen - Kvothe sagt zu, legt aber fest, dass seine Geschichte nicht weniger als exakt 3 Tage braucht.

Kvothe selbst ist ein überdurchschnittlich intelligenter junger Mann, der die Ermordung seiner Eltern durch einen Dämonen der Chandrian miterlebt. Danach im statischen Schockzustand überlebt er drei Jahre als Straßenjunge in einer Großstadt, aus der er nach einem Erweckungserlebnis flieht und sodann sein großes Lebensziel anpeilt: Die Universität. Er wird trotz seiner 15 Jahre aufgenommen und widmet sich in Folge den Problemen, die wohl so jeder Student hat: Lernen, Geld und Frauen. Daneben macht er sich wahre Freunde und wahre Feinde und und und....

Amüsant, spannend, mitreißend. Patrick Rothfuss hat einen wahrhaft bildgewaltigen Sprachstil, der es schafft, selbst alltägliche Tätigkeiten seines Helden spannend zu machen. Ich war völlig überrascht von dem qualitativ hochwertigen Sprachniveau, das den werten Leser bereits am Anfang mit den 3 Arten der Stille begrüßt - klingt langweilig, ist es aber nicht - da das dermaßen detailliert und eindrucksvoll beschrieben wird, dass man unwillkürlich selbst anfängt zu lauschen - und DAS nenne ich inspirierend! Vor allem die Dialoge sind derart geschliffen und humorvoll, dass neben vielen ausgefeilten Überraschungen wahre Lachexplosionen unausweichlich sind. Und nicht zuletzt hat das Buch viel Herz: So singt und spielt der Held eine romantische Ballade über zwei liebende Sagengestalten und man fühlt sich als wäre man dabei, ist emotional berührt, gelähmt und spürt die Macht der Emotionen genau so stark wie beim detailliert beschriebenen Publikum, ach was man wird derart zum Publikum, als säße man dabei.

Die Personen - maßgeblich der Held - sind sehr tiefgründig beschrieben. Da die Handlung in Form von Kvothes Lebensgeschichte, bis auf kleine Zwischenepisoden in der Bar, aus der Ich-Perspektive geschildert ist, kann man dem Helden auf einer sehr menschlichen Ebene folgen. Er ist nicht der strahlende Sieger, sondern trotz aller Intelligenz ein junger Mensch, der mit Mühe seinen Weg geht, alltägliche Probleme meistert und trotz aller Widrigkeiten nie den Mut verliert. Menschlich macht ihn vor allem ein latentes Geldproblem, was sich zu einem Kampf gegen Windmühlen entwickelt und fast schon zu sehr auf die Spitze getrieben wird. Insoweit passt auch die vielschichtige Handlung, die sich vergleichsweise langsam entwickelt und man spürt mit jedem neu aufgedecktem Detail, dass díes nur der Anfang zu etwas Größerem ist. Aus dem gelungenen Rahmen fallen allein die Passagen im Wald von Trebont heraus, die zwar sprachlich gewohnt eloquent sind, sich aber ohne wirklichen Sinn sehr sehr zäh über ein ganzes Kapitel hinziehen. Einmal überwunden wandelt das Buch aber wieder auf alten Pfaden u ein höchst faszinierendes und nicht zuletzt neugierig machendes Ende versöhnt den Leser f-a-s-t mit den vorherigen Längen.

Fazit:

Ein hohes Sprachniveau und ein intellektueller Schlagmichtot als Held - was will man mehr?

Bewertung vom 02.01.2010
The Name of the Wind
Rothfuss, Patrick

The Name of the Wind


sehr gut

"First I was driven... Second I was brilliant. Not just your run-of-the mill brilliance either. I was extraordinary brilliant. Lastly I was lucky. Plain and simple."

Tja und sofort geht's auf in eine meiner Lieblingsdomänen in Form einer Bar, wo der geneigte Leser das zweifelhafte Vergnügen hat, von einem dermaßen unscheinbar aussehenden Barbesitzer bedient zu werden, dass man an dessen Existenz zweifeln könnte. Aber - welch' Überraschung - dahinter verbirgt sich der größte Held dieser Zeit: Kvothe, the Bloodless - Mittelpunkt zahlloser Geschichten und Legenden, die samt und sonders an der Wahrheit vorbeigehen. Zufällig stapft auch noch der größte Chronist dieser Zeit, um den sich ebenso viele qualitativ hochwertige Legenden drehen, herein und verlockt Kvothe dazu, seine Geschichte zu erzählen - Kvothe sagt zu, legt aber fest, dass seine Geschichte nicht weniger als exakt 3 Tage braucht.

Kvothe selbst ist ein überdurchschnittlich intelligenter junger Mann, der die Ermordung seiner Eltern durch einen Dämonen der Chandrian miterlebt. Danach im statischen Schockzustand überlebt er drei Jahre als Straßenjunge in einer Großstadt, aus der er nach einem Erweckungserlebnis flieht und sodann sein großes Lebensziel anpeilt: Die Universität. Er wird trotz seiner 15 Jahre aufgenommen und widmet sich in Folge den Problemen, die wohl so jeder Student hat: Lernen, Geld und Frauen. Daneben macht er sich wahre Freunde und wahre Feinde und und und....

Amüsant, spannend, mitreißend. Patrick Rothfuss hat einen wahrhaft bildgewaltigen Sprachstil, der es schafft, selbst alltägliche Tätigkeiten seines Helden spannend zu machen. Ich war völlig überrascht von dem qualitativ hochwertigen Sprachniveau, das den werten Leser bereits am Anfang mit den 3 Arten der Stille begrüßt - klingt langweilig, ist es aber nicht - da das dermaßen detailliert und eindrucksvoll beschrieben wird, dass man unwillkürlich selbst anfängt zu lauschen - und DAS nenne ich inspirierend! Vor allem die Dialoge sind derart geschliffen und humorvoll, dass neben vielen ausgefeilten Überraschungen wahre Lachexplosionen unausweichlich sind. Und nicht zuletzt hat das Buch viel Herz: So singt und spielt der Held eine romantische Ballade über zwei liebende Sagengestalten und man fühlt sich als wäre man dabei, ist emotional berührt, gelähmt und spürt die Macht der Emotionen genau so stark wie beim detailliert beschriebenen Publikum, ach was man wird derart zum Publikum, als säße man dabei.

Die Personen - maßgeblich der Held - sind sehr tiefgründig beschrieben. Da die Handlung in Form von Kvothes Lebensgeschichte, bis auf kleine Zwischenepisoden in der Bar, aus der Ich-Perspektive geschildert ist, kann man dem Helden auf einer sehr menschlichen Ebene folgen. Er ist nicht der strahlende Sieger, sondern trotz aller Intelligenz ein junger Mensch, der mit Mühe seinen Weg geht, alltägliche Probleme meistert und trotz aller Widrigkeiten nie den Mut verliert. Menschlich macht ihn vor allem ein latentes Geldproblem, was sich zu einem Kampf gegen Windmühlen entwickelt und fast schon zu sehr auf die Spitze getrieben wird. Insoweit passt auch die vielschichtige Handlung, die sich vergleichsweise langsam entwickelt und man spürt mit jedem neu aufgedecktem Detail, dass díes nur der Anfang zu etwas Größerem ist. Aus dem gelungenen Rahmen fallen allein die Passagen im Wald von Trebont heraus, die zwar sprachlich gewohnt eloquent sind, sich aber ohne wirklichen Sinn sehr sehr zäh über ein ganzes Kapitel hinziehen. Einmal überwunden wandelt das Buch aber wieder auf alten Pfaden u ein höchst faszinierendes und nicht zuletzt neugierig machendes Ende versöhnt den Leser f-a-s-t mit den vorherigen Längen.

Fazit:

Ein hohes Sprachniveau und ein intellektueller Schlagmichtot als Held - was will man mehr?

Bewertung vom 02.01.2010
Das Gesetz der Jagd
Lescroart, John T.

Das Gesetz der Jagd


schlecht

Haben sie sich auch dieses Buch aufgrund der großartigen Inhaltsangabe gekauft? Wegen dem diabolischem Jagdclub, den Mitgliedern, die wie Bluthunde jagen können, einem Helden ohne Regeln...?

Vergessen sie es lieber ganz schnell! Selten wurde ich über ein Buch dermaßen unverfroren per Inhaltsangabe getäuscht, selten wurde das durch den Titel verbreitete Flair derart abgeschossen.

Mit seinem neuen Helden Wyatt Hunt hat J.T.Lescroat zwar eine interessante Persönlichkeit geschaffen, die sofort die Sympathie des Lesers gewinnt u sich auch anfangs gut liest - aber damit ist aber auch bereits wieder Schluss mit den Innovationen des Altmeisters. Im Übrigen ist das Leben des neuen Helden nämlich voll und ganz in die Atmosphäre des altbekannten Lescroat'schen Helden Dismas Hardy integriert worden. Die Handlung spielt in San Francisco, der Huntclub besteht großteils aus Freunden u Kollegen von Dismas Hardy u der neue Held selbst steht bei diesem in Lohn und Brot.

Es fehlt an einer eigenen Identität, einer eigenen Welt und neuen Nuancen. Das würde vielleicht noch gar nicht derart ins Gewicht fallen, wenn das Buch an die großartige Inhaltsangabe anschließen könnte. Aber damit hat das Buch den größten Bock abgeschossen, weil das die reine Farce ist:

"Bluthunde?" - Eher schwanzwedelnde Pudel, denn es sind durch die Bank weg nette, solide und nicht sehr aufregende Leute.
"Freude die niemand als Feinde haben will?" - Gilt nur, wenn man seine ausgeprägten Vorurteile gegen Juristen kultiviert hat.
"Spezialisten für alle Fälle?" - Simplen Anwälten würde ich nicht gerade diese Definition verleihen.
"San Franciscos Unterwelt?" - Ist nicht, allein das oberste Spießbürgertum entpuppt sich als Sumpf.
"Ein Held ohne Regeln?" - Keine Chance, quasi DER Prototyp eines Schwiegermutters-Liebling.

Der Jagdclub ist im Grunde ein Club von plauderwütigen Leutchen, die gern mal ein Bierchen oder einen Cocktail zusammen trinken. Dementsprechend ist das Buch auch durchweg ohne Innovation und Spannung geschrieben. Bis zum Schluss zieht sich der rote Faden sehr zäh durch, an dem man sich fragt, ob's das wirklich schon gewesen ist.

Fazit:

Ein sehr durchschnittliches Buch ohne Spannungsbogen, das sich von dem Schatten der Dismas-Hardy-Sphäre nie lösen kann und auch nicht lösen will. An sich solide 2 Punkte - wegen der Unverfrorenheit mit der irreführenden Inhaltsangabe ziehe ich aber noch einen Stern ab!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.01.2010
Der silberne Bogen
Gemmell, David

Der silberne Bogen


ausgezeichnet

"Einschlafen heißt sterben!"

heißt es gleich zu Beginn, als ein Schiffbrüchiger einsam und verlassen durch die Wellen gleitet. Beim Lesen fühlte ich mich fast schon kameradschaftlich mit dem Seemann verbunden, denn Schlaf war genau das, was dieses herausragende Buch gerade nicht zugelassen hat: Ich war von Anfang an hin und weg.

Nunmehr lausche ich den Abenteuern von Helikaon dem Goldenen, dem als Äneas geborenen Prinz von Dardania, der mit seinem Todesschiff Xanthos Piraten und anderen Schurken das Fürchten lehrt. Er steht auf der Seite des mächtigen Trojas, das unter dem hartherzigen König Priamos in Konkurrenz zum mächtigen Mykene und seinem diabolischen König Agamemnon steht. Helikaon ist einer der Helden dieser fantastischen Geschichte, der trotz seiner goldenen Rüstung eine tiefe Dunkelheit in sich trägt. Er soll eine entscheidene Rolle im Aufbrechen des Konfliktes zwischen Troja u ganz Griechenland spielen und an seiner Seite werden zeitlos bekannte Helden wie der mächtige Hektor und der gewitzte Odysseus wandeln. Hier nimmt die Geschichte um den Fall Trojas ihren Anfang - nicht mit der Entführung Helenas, sondern in den Zwistigkeiten von Herrschern, denen Macht und Ruhm über alles geht. Aber noch ist längst nicht das letzte Wort um das ruhmreiche Troja gefallen...

Ich kenne die Geschichte um Troja nach der Ilias, habe Sagen dazu gelesen, zahlreiche Filme dazu gesehen - und doch erst hier ist der Fall von Troja wirklich in mich eingedrungen. David Gemmel hat es geschafft, die Antike sprach- und bildgewaltig auferstehen zu lassen - und das "nur" indem er die von Homer vorgegebene Grundstruktur aus der Ilias neu interpretiert und mit historischen Anleihen frei von Fantasyzutaten ausgefüllt hat. Wieder einmal treffen wir auf Menschen, die nicht durch die Macht ihres Schwertes zu Helden werden, sondern durch die Kraft ihrer Menschlichkeit und dem steten Mut wider ihren Ängsten für ihre Überzeugungen einzustehen. Wunderbar recherchiert taucht man schier atemlos in die damalige Zeit und ihre verzweigten Machtkonstellationen ein und findet nunmehr keine abstrakte Sage mehr vor - sondern eine Welt von Menschen, deren Handeln ihr Schicksal bestimmen soll.

Fazit:

Die Ilias und der legendäre Kampf um Troja im grimmigen Erwachen, eine Geschichte um unsterblichen Ruhm und weniger unsterbliches Verderben - eine sagenhafte Neuinterpretation um das mythische Troja, dass mich bis zur letzten Seite und dem Genuss zahlloser Kaffeetassen nicht mehr losgelassen hat. Ein Werk zum Begeistern, zum Träumen, zum Lesen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.