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Benutzername: 
_Lucy_

Bewertungen

Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2024
Mittsommercamp zum Verlieben
Metzner, Michaela

Mittsommercamp zum Verlieben


sehr gut

Selbstfindung, Liebe und jede Menge schwedisches Flair

Der jüngste Band der Reihe Travel Love Stories kommt aus dem hohen Norden: Michaela Metzners Roman „Mittsommercamp zum Verlieben“ liefert wunderschöne hyggelige Wohlfühlmomente und mit viel Lokalkolorit das Schwedenfeeling für Zuhause.

Nach 14 Jahren Beziehung wird Bea von ihrem Verlobten Thomas sitzen gelassen. Kurzerhand beschließt sie Deutschland den Rücken zu kehren und nach Schweden auszuwandern. Vor Ort muss sie jedoch feststellen, dass ihr Plan nicht zu Ende gedacht war. Um ihre marode Hütte zu sanieren, nimmt Bea den Betreuerjob in einem Sommercamp für Teenager an. Neben herausfordernden Kindern hat sie es nun auch noch mit dem äußerst mürrischen Chef Ed zu tun, der ihr Herz schneller schlagen lässt und kommt nicht umhin ihr eigenes Leben zu überdenken.

Michaela Metzner beschreibt in einem sehr flüssigen Schreibstil vor allem die landschaftlichen Besonderheiten sehr greifbar, sodass ich mich als Leser voll und ganz in die schwedische Landschaft zwischen See und Wald versetzt fühle. Auch die landestypischen Sitten und Gebräuche, sowie die eingestreuten schwedischen Wörter tragen zu diesem Gefühl bei. Wer sich die Wörter nicht erschließen kann, findet auf den letzten Seiten eine Wörterliste. Der Roman wird aus der Ich-Perspektive erzählt, wobei diese abschnittsweise zwischen Bea und Ed wechselt. Eigentlich ein cleverer Schachzug, genau an dieser Stelle hätte ich mir aber doch noch etwas mehr Intensität in dem großen Gefühlsaufruhr gewünscht.
Die Hauptfiguren sind ausgesprochen sympathisch und charakterlich sehr verschieden, was die Handlung um so interessanter macht. Der Sozialarbeiter Ed betreut nicht nur das Sommercamp, sondern auch Kinder und Jugendliche in Stockholm, die in heiklen (familiären) Situationen stecken. In seiner Arbeit mit den Kindern zeigt er sich stets souverän. Aber auch er hat sein eigenes Päckchen zu tragen. Recht wortkarg und manchmal etwas brummig, lässt er nicht so leicht jemanden an sich heran. Die deutsche Sekretärin Bea hat eigentlich überhaupt keine Ahnung von Kindern und wirbelt mit ihrer mangelnden Erfahrung und ihrer Tollpatschigkeit das Campleben ziemlich durcheinander. Überhaupt verhält sie sich mitunter recht widersprüchlich, ziemlich stur, mal spontan und chaotisch, dann wiederum absolut organisiert. Neben ihrem Beziehungsende muss sie sich nun endlich auch den Dämonen ihrer Vergangenheit stellen und gelangt dabei durchaus zu überraschenden Einsichten. Auch das Mädchen Rika ist eine spannende Figur: Mit einer alkoholkranken Mutter und ohne Kontakt zu ihrem Vater hat sie es nicht leicht im Leben und kompensiert ihre Enttäuschung und Überforderung mit provokantem, wie selbstverletzenden Verhalten. Sie und ihre Situation sind für Bea der Auslöser sich mit dem eigenen Leben auseinanderzusetzen.
Die ganz große Spannung kommt in diesem kuscheligen Wohlfühlroman nicht auf, was für diese Art Lektüre allerdings weder untypisch noch negativ ist. Über viele kleine und größere Umwege läuft die Handlung auf ein Ende hinaus, dass sich schon beim Lesen des Klappentextes erahnen lässt. Durch die authentisch wirkenden Schwierigkeiten einer Auswanderin und viele persönliche Schicksalsschläge und Probleme sowohl bei den Hauptcharakteren wie auch bei den Jugendlichen wird es aber auf keinen Fall langweilig. Man merkt auf jeden Fall, dass die Autorin über eigene Schwedenerfahrungen bauen kann. Ernste Themen werden zwar angerissen, aber nicht soweit vertieft, als dass die Wohlfühlatmosphäre in Gefahr gerät.
Diese cozy Liebesgeschichte mit viel schwedischem Flair und einer guten Portion Selbstreflexion ist eine ideale leichte Sommerlektüre, nicht nur für Schwedenfans.

Bewertung vom 10.07.2024
Das Versprechen der Rosenholzvilla / Die Rosenholzvilla Bd.2
Bach, Tabea

Das Versprechen der Rosenholzvilla / Die Rosenholzvilla Bd.2


ausgezeichnet

Zwischen familiären Dissonanzen und harmonischen Klängen

„Das Versprechen der Rosenholzvilla“ von Tabea Bach ist der zweite Teil der Saga um eine Instrumentenbauerfamilie im Tessin. Obwohl einige Hintergründe sich erst nach und nach herauskristallisieren, lässt sich der Roman auch Kenntnis des ersten Teils problemlos verstehen.

Elisa und Danilo planen ihre gemeinsame Zukunft – sehr zum Missfallen von Danilos Bruder Fabio, der ebenfalls Gefühle für Elisa hegt. Eine Offenbarung von Niklas sorgt für ungeahnte Turbulenzen, die nicht nur die Familien, sondern auch die Instrumentenwerkstatt vor enorme Probleme stellt. Unzufriedenheit, Eifersucht und Missgunst sind nun Tür und Tor geöffnet.

Tabea Bachs Schreibstil lässt sich sehr flüssig lesen. Trotzdem sind die Kapitel ein wenig lang, sodass man sich nicht schnell zwischendurch mal ein Kapitel „gönnen“ kann. Elisas Gefühlswelt wird von der Autorin intensiv beschrieben und ihre Musikbeschreibungen sind so eindrücklich, dass man beim Lesen beinahe meint die Klänge zu hören. Ein wenig Anlaufzeit braucht der Roman aber trotzdem: Während sich im Rest des Buches die Ereignisse überschlagen, wirkt das erste Drittel noch etwas langatmig.
Ganz besonders spannend sind Tabea Bachs Charaktere. Wirklich sympathisch ist mir hier kaum jemand. Die charakterlichen Schwächen der einzelnen Figuren sind dafür aber umso interessanter. Elisas Großvater Niklas ist es zweifelsfrei gewohnt den Takt anzugeben und sehr dominant. Fabio befindet sich in einer Ausnahmesituation, die sein Leben ziemlich erschüttert. Wenn man auch sein Handeln nicht unbedingt gutheißen kann, insbesondere das Verhalten seiner kleinen Tochter gegenüber, so ist es doch nachvollziehbar und vor allem menschlich. Elisas luxusverwöhnte Mutter Anna macht einen geradezu abstoßend egoistischen Eindruck. Auf die Gefühle ihrer Mitmenschen nimmt sie wenig Rücksicht und sucht die Schuld an der eigenen Misere stets bei anderen – vorzugsweise bei ihrem Vater, aber ebenso bei Elisa. Auch Danilo lässt sich stark von seinen eigenen Interessen leiten und versucht dabei Elisa als Mittel zum Zweck zu benutzen, sie zu drängen und sogar zu manipulieren. Gerade zu einem Zeitpunkt, an dem sie seinen Rückhalt am meisten benötigt, kehrt er ihr den Rücken zu und wirft mit schlimmen Unterstellungen um sich. Ob er wirklich der Richtige für Elisa sein kann? Elisa selbst ist ausgesprochen harmoniebedürftig und versucht es stets allen recht zu machen. So gedankenlos oder gar dreist manche Erwartungshaltung ihr gegenüber auch ist, plagt sie bei Nichterfüllung das schlechte Gewissen. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass sie auch mal kräftig auf den Tisch haut und ihrer Familie und Freunden die Meinung geigt. Immerhin hat sie nach langen Jahren endlich wieder zu ihrer Musikleidenschaft zurückgefunden und spielt mit großer Hingabe ihre Campanula.
Während die Spannungskurve im ersten Drittel des Romans noch sehr flach verläuft, gelingt es Tabea Bach mit zahlreichen, unvorsehbaren Wendungen den Bogen bis zum Schluss konstant auf einem sehr hohen Niveau zu halten. Man darf sehr gespannt sein, wie die vielen familiären Entwicklungen sich auf den nächsten Teil der Saga auswirken.

Insgesamt bringt „Das Versprechen der Rosenholzvilla“ eine gelungene Mischung aus Einklang und Konflikten mit sich. Sehr erfrischend finde ich, dass die Figuren, obgleich nur wenige meine Sympathie erlangen konnten, nicht bis zum Abwinken idealisiert werden. Die allgegenwärtige Musik gibt dem Ganzen noch eine wunderbar ästhetische Note.

Bewertung vom 30.06.2024
Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze
Konrad, Maja

Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze


ausgezeichnet

Alles, außer gewöhnlich!
Autorin Maja Konrad entwickelt eine herzallerliebste, phantasievolle Geschichte rund um das zentrale Thema Freundschaft. Gewöhnlich geht es in der Freundschaft der drei Protagonisten ganz gewiss nicht zu. Holly, die nach der Trennung ihrer Eltern bei ihrem Vater lebt, leidet unter einer Matheschwäche und den fiesen Schikanen ihres Mitschülers Nils. Herbert ist gerade eben erst mit seinen Großeltern in die Stadt gezogen. Als besonders helles Köpfchen hat er zwar eine Klasse übersprungen, mit seinem altmodischen Aussehen aber große Schwierigkeiten Kontakte zu knüpfen. Doch es gibt etwas oder besser gesagt jemanden der die beiden verbindet: Herr Pula. Eigentlich wollte Holly auf dem Flohmarkt ja unbedingt den Chamäleonwecker kaufen, der in ihrer Sammlung noch fehlt. Stattdessen dreht die Verkäuferin ihr eine vegetarische fleischfressende Pflanze an, die kurzer Hand auf den Namen Herr Pula getauft wird. Doch schon bald stellt Holly fest, dass es sich bei Herrn Pula um ein ganz außergewöhnliches Gewächs handelt. Herr Pula kann nicht nur nur sprechen, er ist auch ein Mathe-Ass und leidenschaftlicher Koch – und bringt mit seiner leicht überheblichen Art jede Menge Spaß in die Geschichte. Das Geheimnis um Herrn Pula und vor allem die spannende Rettungsaktion schweißen Holly und Herbert fest zusammen. Gemeinsam tritt das ungewöhnliche Trio dem fiesen Nils, dem schmierigen Starkoch Siegfried Schmand und seiner rücksichtslos berechnenden Managerin mutig entgegen.
Trotz des überwiegend einfachen Satzbau bleibt der Schreibstil von Maja Konrad ausgesprochen flüssig. Sowohl zum Lesen, als auch zum Vorlesen ist das Buch damit bestens geeignet. Zudem liefert es tolle Anknüpfungspunkte, um soziale Themen anzusprechen. Die hübschen Illustrationen von Tine Schulz veranschaulichen die Handlung punktgenau und runden den hervorragenden Gesamteindruck ab. Hier passen alle Zutaten absolut stimmig zusammen.
Für dieses wirklich bezaubernde Buch kann es meinerseits nur eine begeisterte Leseempfehlung geben. Viel Spaß mit Holly, Herbert und Herrn Pula!

Bewertung vom 04.06.2024
Kirschsommer / Zeit der Schwestern Bd.2
Huthmacher, Tanja

Kirschsommer / Zeit der Schwestern Bd.2


ausgezeichnet

Gut Ding will Weile haben – manchmal braucht es eine zweite Chance

Mit ihren zwei Kindern und dem Catering hat die alleinerziehende Romy eigentlich mehr als genug um die Ohren. Vor allem wenn die Sommerferien direkt vor der Tür stehen. All das hindert die quirlige Romy aber nicht daran, an einem Backwettbewerb mit attraktivem Preisgeld teilzunehmen und dabei gleichzeitig die Werbetrommel für ihr Unternehmen zu rühren. Doch als Töchterchen Luna dann auch noch für ein Filmprojekt am Bodensee engagiert wird, ist der Trubel nur noch mit der liebevollen Unterstützung ihrer Familie zu bewältigen. Schließlich schwirren Romy ja ganz nebenbei auch noch die beiden Väter ihrer Kinder im Kopf herum und auch der verschrobene Schauspieler Ferdinand kreuzt immer öfter ihren Weg.

„Kirschsommer“ ist der sehr gelungene zweite Teil von Tanja Huthmachers neuen Familientrilogie „Zeit der Schwestern“. Wer den ersten Band bereits gelesen hat, darf sich auf ein Wiedersehen mit der kompletten Familie Hohenhausen freuen und natürlich erneut in die wunderbare Bodenseeidylle eintauchen. Aber auch Leser, die mit dem zweiten Teil in die Trilogie einsteigen, finden sich sicherlich rasch im Familiengefüge zurecht.
Nachdem zum Auftakt der Trilogie die mittlere Schwester Caro im Zentrum des Geschehens stand, dreht sich im zweiten Band alles um Romy, die Chaos-Queen und jüngste der drei Schwestern. Die Singlemutter hat neben zwei temperamentvollen Kindern auch noch ein Cateringunternehmen zu führen. Dabei gerät dem liebenswert chaotischen Energiebündel schonmal einiges durcheinander. Nicht immer läuft alles rund im Leben der 38-Jährigen und allzu oft halst sie sich viel zu viel auf. Aber gerade das macht Romy zu einer Meisterin der Improvisation, die Handlung authentisch und den Rückhalt ihrer Familie umso wichtiger. Ihre Kinder haben einen ebenso lebhaften und unerschrockenen Charakter wie ihre Mutter. Insbesondere die achtjährige Luna ist ein echter Wirbelwind. Durch den personalen Erzählstil gelingt es Tanja Huthmacher wunderbar, dem Leser tiefe Einblicke in Romys turbulente Gefühlswelt zu geben. Niemand könnte sonst erahnen, dass sie durchaus mit der einen oder anderen Entscheidung in ihrem Leben hadert. Den Kampf mit ihren Unsicherheiten, Hoffnungen und Ängste trägt die, nach außen so lebenslustig und selbstbewusst wirkende Frau nämlich vorrangig mit sich selbst aus. Dass plötzlich auch noch Pierre, der Vater ihres zehnjährigen Sohns Vince wieder auf der Matte steht und sich nun – nicht nur – um seinen Sohn kümmern möchte, wirft Romy ganz schön aus der Bahn. Mit seiner charmanten Art und seinem drolligen Deutsch wickelt er nicht nur Romy und Vince um den kleinen Finger und lässt dabei vergessen, welch verantwortungsloser Rabenvater er bisher war. Im Gegensatz zu ihm ist Lunas Vater Ben stets liebevoll und zuverlässig für seine Tochter und ebenso für Vince da. Seit Jahren hofft er auf eine zweite Chance bei Romy und reagiert entsprechend eifersüchtig, als er Pierres Avancen bemerkt. Doch auch Romy muss ihre erloschen geglaubten Gefühle für Ben neu ordnen. Dabei bringt sich, ebenfalls von Eifersucht getrieben, ganz schön in die Bredouille. So kommt der Spaß beim Lesen keinesfalls zu kurz.
Auch allen anderen Mitgliedern der Familie Hohenhausen begegnet man im zweiten Band wieder. Georg lernt offenbar den Wert seiner Familie weit mehr zu schätzen und zeigt sich insbesondere als liebevoller Großvater deutlich umgänglicher. Bei Arthur und Lotte steht eine erste Beziehungsprobe an und bei Caro und Cornell entwickelt sich nicht nur der Hausumbau. Veris Pläne machen bereits neugierig auf den dritten abschließenden Teil der Schwesternreihe.
Insgesamt profitiert die Spannung des Romans außerordentlich von Romys schwungvoller Art und ihrer gelegentlichen Neigung zu sprunghaftem Handeln. Als Leser kann man bis zum Schluss wunderbar mitfiebern, sich aber zu keiner Zeit in Sicherheit wiegen. Schließlich kann bei Romy jederzeit etwas Unerwartetes passieren oder schief gehen.
Sehr unterhaltsam, authentisch und mit einer guten Portion Humor beleuchtet der Roman „Kirschsommer“ die Licht- und einige Schattenseiten in Romys Leben. Wie es sich für einen echten Wohlfühlroman gehört, dürfen aber natürlich auch das idyllische Bodenseesetting und ein wunderschönes Happy End nicht fehlen. Meiner Meinung nach ist der zweite Band der Reihe noch einmal eine Steigerung und erhält von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.05.2024
In unserer Schule spukt's - Das Geheimnis der Villa Einsiedel
Niessen, Susan

In unserer Schule spukt's - Das Geheimnis der Villa Einsiedel


ausgezeichnet

Dem Spuk-Geheimnis auf der Spur

Nachdem die Grundschule von Marode in den Sommerferien einem schrecklichen Tornado zu Opfer gefallen ist, findet der Unterricht vorläufig in der leerstehenden Villa Einsiedel statt. Doch in dem alten hochherrschaftlichen Gebäude geht es offenbar nicht mit rechten Dingen zu: Irgendwer treibt hier Schabernack, verstellt Gegenstände, spielt mit dem Licht und löst sogar einen Feueralarm aus. Und was hat es nur mit den seltsamen Katzen auf sich, die plötzlich wie von Geisterhand auftauchen? Johanna, Lukas, Ravi und Sylvie aus der 3b wollen unbedingt herausfinden, was hinter den seltsamen Vorkommnissen steckt. Gemeinsam starten die vier Kinder mit vollem Einsatz ihre abenteuerliche Mission und kommen dem Spuk schon bald auf die Spur.

In unserer Schule spukt’s – Das Geheimnis der Villa Einsiedel von Susan Niessen und illustriert von Tessa Rath ist der gelungene Auftakt einer neuen Kinderbuchreihe.
Das Cover des Buches passt mit den Hauptcharakteren im Vordergrund und dem Schauplatz Schule im Hintergrund wunderbar zum Inhalt. Allerdings gibt es durch die matte, durchschimmernde Darstellung von Otto und einer der beiden Katzen schon recht viel von dem Spukgeheimnis preis. Auch der Klappentext greift dem Inhalt des Auftaktbandes schon ein wenig vor.
Die Handlung selbst ist ebenso kindgerecht, wie spannend. Zwei eingefügte Zeitungsartikel vermitteln den Geschehnissen eine gewisse Seriosität. Durch die recht unterschiedlichen Charaktere des „Geisterjägerquartetts“ kann jedes Kind eine persönliche Identifikationsfigur für sich finden. Das Umfeld Schule ist Kindern sowieso hinlänglich bekannt. Schön, wenn hier auch mal etwas richtig Spannendes passiert. Insgesamt wirken die Figuren allesamt sehr authentisch. Gerade bei den Erwachsenen werden die hervorstechenden Eigenschaften und Marotten noch einmal besonders betont, was dem Ganzen eine ordentliche Portion Humor einbringt. Viel Freude machen aber vor allem die kleinen und größeren Streiche, die sich im Verlauf des Buches ereignen. Otto scheint sehr gutmütiger und lustiger Geselle zu sein, der jede Menge Schwung in den Schulalltag bringt. Die Streiche in den Kontext der Max und Moritz Geschichten von Wilhelm Busch zu setzen, ist eine großartige Idee. Dies bietet einen direkten Anknüpfungspunkt zu diesem Klassiker der Kinderliteratur.
Susan Niessens Schreibstil lässt sich sehr flüssig lesen, weist aber durchaus komplexe Satzmuster und damit einen gewissen Anspruch an die Lesefähigkeit der Kinder auf. Das Buch ist jedoch auch zum Vorlesen sehr gut geeignet. Kleinere schwarz-weiße Illustrationen von Tessa Rath finden sich auf fast jeder Doppelseite und lockern den Fließtext auf. Einigen Szenen ist auch eine passende große Illustration gewidmet, die das Geschehen noch bildhafter werden lässt.

Insgesamt ein spannendes und hübsch illustriertes Kinderbuch, indem neben allen Abenteuern und allem Humor auch Freundschaft, Neugier und Allgemeinwissen nicht zu kurz kommen. Kurzum: Ein Buch, dass ebenso lesens- wie vorlesenswert ist.

Bewertung vom 13.05.2024
French Kissing in New York
Jouhanneau, Anne-Sophie

French Kissing in New York


gut

Naiv romantische Träume in New Yorks Straßen

Genau ein Jahr nach ihrer romantischen Nacht in Paris wollen sich Margot und der New Yorker Zach am Times Square treffen. Bei ihrem Abschied unter dem Eifelturm waren sie sich einig: Das Schicksal hat sie füreinander bestimmt und wird sie vereinen. Nach ihrem Schulabschluss in Frankreich tut Margot alles, um sich ihre Träume zu erfüllen: New York erobern, als Köchin Manhattans Restaurantszene für sich einnehmen und natürlich ihre große Liebe Zach finden. Doch schon bald muss Margot erkennen, dass ihre Träume in Gefahr sind. Zum Glück erhält sie Unterstützung von dem liebenswürdigen und hilfsbereiten Koch Ben. Ob sich Margots Träume wohl doch noch erfüllen? Und vor allem: Kann sie Zach finden oder hat das Schicksal möglicherweise andere Pläne mit ihr?

In der YA-Romance FRENCH KISSING IN NEW YORK offenbart Anne-Sophie Jouhanneau einen ebenso einfachen, wie wunderbar lebendigen und flüssig zu lesenden Schreibstil. Als Leser kann man in ihrem Roman die Vielfalt New Yorks ebenso spüren wie die Schnelllebigkeit und Hektik von Gastronomiebranche und Stadt – auch ohne jemals selbst dort gewesen zu sein. Für New York-Fans ist dies sicherlich ein Erlebnis, denn die Stadt spielt definitiv eine zentrale Rolle. Selbst habe ich die Atmosphäre – ausgelöst eben durch diesen großartigen Schreibstil - eher als beklemmend empfunden und mich zeitweise ehrlich gestresst gefühlt.
Hinzu kommt leider, dass ich mit der Protagonistin Margot, aus deren Perspektive der Roman erzählt wird, einfach nicht so recht warm werden konnte. Sie ist jung, naiv und verfolgt ihre impulsiven Ziele. Zeitweise erscheint sie mir dabei mit ihrer selbstherrlichen und egozentrischen Art aber regelrecht unsympathisch. Steigt sie in einem Moment z. B. durch ihr Durchhaltevermögen ein wenig in meiner Achtung, trampelt sie im nächsten Augenblick oft ohne jegliche Rücksicht oder Taktgefühl auf den Gefühlen anderer herum. Anflüge dieser egozentrischen Haltung finden sich, in weniger ausgeprägter Form, auch bei anderen Charakteren wieder. Der liebenswürdige und hilfsbereite Ben ist in vielen Belangen das absolute Gegenteil von Margot. Mit seinem Blick für die Realität verfolgt er für seine Zukunft einen streng ausgearbeiteten Plan und unterstützt seine Mitmenschen, wo es ihm nur möglich ist.
Interessant ist auch Margots Familienkonstellation: Vater und Mutter haben sich ihren gemeinsamen Kinderwunsch erfüllt, waren zwar niemals ein richtiges Paar, harmonieren dafür aber umso besser miteinander. Zur Hochzeit des Vater und seinem Partner Miguel trifft die gesamte Familie in New York wieder aufeinander.
Der Spannungsbogen profitiert von einigen, für Margot unerwarteten Ereignissen und Wendungen. Über allem schwebt dabei jedoch die Suche nach Zach und letztendlich auch die Frage, wie Margot sich wohl entscheiden wird – beruflich und in der Liebe. Ob und für wen das Buch ein Happy End hat, liegt wohl sehr im Auge des Betrachters. Mich persönlich stimmt der Schluss, zumindest ein wenig mit Margot versöhnlich.

Ein großartig geschriebenes Buch. Aufgrund meiner Abneigung der Protagonistin gegenüber und der hektischen New York Atmosphäre allerdings leider nicht für mich. Schade, denn der Schreibstil der Autorin konnte mich wirklich auf ganzer Linie überzeugen.

Bewertung vom 04.05.2024
Strandversprechen / Küstenliebe Bd.4
Lassen, Svenja

Strandversprechen / Küstenliebe Bd.4


ausgezeichnet

Ein romantischer Wohlfühlroman in der schönen Kulisse der Flensburger Förde

Das Glück steht bereit, man muss es nur zulassen

Strandversprechen ist der vierte und abschließende Roman aus Svenja Lassens Küstenliebe-Reihe. Auch wer die Reihe bisher nicht kennt oder – wie ich – noch nicht alle der ersten drei Bände gelesen hat, kann sofort problemlos in die Handlung eintauchen. Alle anderen dürfen sich aber über ein Wiedersehen mit „alten“ Bekannten freuen.

Der Inhalt:
Für die Hochzeit ihrer besten Freundin Hanna zieht es Mia für zwei Wochen an die Ostsee. Genauer gesagt nach Glücksburg. Und ein paar Glücksgefühle könnte Mia dringend einmal wieder gebrauchen: Ihr neuer Chef vermiest ihr den Job und in Sachen Liebe sieht es auch ziemlich mau aus, seit Julius sie vor fast einem Jahr verlassen hat. Dass sich ausgerechnet Julius mitsamt neuer Freundin ebenfalls unter den Hochzeitsgästen befindet, belastet Mia mehr als sie zugeben möchte. Zu allem Überfluss soll sie zudem auch noch als Mitfahrgelegenheit für Hannas Bruder Jonas herhalten. Dabei hat sie doch seit einem peinlichen Vorfall vor vielen Jahren stets bemüht den größtmöglichen Abstand zu ihrer Teenieliebe zu wahren. Ob bei diesem Trubel wohl noch Zeit bleibt, ein bisschen Glück zu tanken?

Svenja Lassen hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt und die Wohlfühlumgebung an der schönen Ostseeküste bildhaft werden lässt. Durch den Einsatz des Ich-Erzählers erfährt man als Leser jede Menge über Mias Seelenleben, kann sich leicht in sie hineinversetzen und sie auf ihrer Achterbahnfahrt der Gefühle begleiten.
Die wichtigsten Charaktere sind fast durchgängig sehr liebenswert. Ausnahmen bestätigen die Regel, denn es gibt ja zum einen auch noch die allseits gefürchtete Tante Erna und natürlich Mias Ex-Freund Julius. Tante Erna ist mit ihrer garstig direkten Art und ohne jegliches Taktgefühl ein echtes Original. Aber auch hinter einer rauen Schale steckt ja bekanntlich oft ein weicher Kern. Julius ist für Mia natürlich ein rotes Tuch und die Begegnungen mit ihm stürzen sie noch immer in ein Gefühlschaos, zumal Julius sich ihr gegenüber noch immer ziemlich besitzergreifend verhält. Offenbar ist Mia ihm keineswegs egal. Aber auch der liebenswürdige und schlagfertige Jonas hat ein Auge auf Mia geworfen. Dabei sind Mia die wachsende Anziehung zu ihm und die stärker werdenden Gefühle absolut nicht willkommen. Der Schlagabtausch, den die beiden sich immer wieder liefern bereichert das Lesevergnügen noch einmal deutlich. Mia selbst trägt ein Problem mit sich herum, dass sie vor ihren Mitmenschen lieber im Verschlossenen hält. Sie steht sich damit selbst im Weg und erlaubt sich nicht ihr Glück zu finden. Zum Glück hat sie gute Freunde, die ihr fest zur Seite stehen.

Svenja Lassens Roman Strandversprechen liefert alles, was eine romantische Wohlfühllektüre braucht: eine sympathische Hauptfigur, die einen sehr intensiven inneren Konflikt mit sich austrägt, empathischen Freunde, die harmonische Einbettung in eine Hochzeitfeier an der idyllischen Ostseeküste und genau die richtige Menge Humor. Eine wunderbare Sommerlektüre!