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Benutzername: 
eschlbachia
Wohnort: 
Oberösterreich

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2024
Monoloco
Blum, Susann

Monoloco


gut

"Monoloco" ist der Name des Lokals, in dem sich neun Menschen treffen. Die Übersetzung bedeutet "Verrückter Affe" und ich musste während des Lesens darüber ständig daran denken, was Titel und Cover mit dem Inhalt des Buches zu tun haben.

Es ist die Geschichte von Maylin, einer ungewöhnlich rückständigen 29- Jährigen, unglücklich verheiratet, die auf dem Weg in die Arbeit eine prickelnde Chat Bekanntschaft mit Aron beginnt. Zufällig treffen sich die beiden mit ihren jeweiligen Freund.innen im Lokal Monoloco wieder, wo sie den Abend mit unterhaltsamen und tiefgründigen Gesellschaftsspielen verbringen. Maylin möchte ihre Ehe nicht in Gefahr bringen und beendet bald den Kontakt zu Aron, woraufhin dieser verschwindet.

Die acht Freunde kommen zusammen um Aron wiederzufinden und um über seine unglaublichen Fähigkeiten, die ihn in Schwierigkeiten gebracht haben könnten, zu reden.

Das Buch lässt sich in kein bestimmtes Genre einordnen, ist weder Liebesgeschichte, noch Fantasy, kein Krimi und kein Unterhaltungsroman. Es werden viele Themen angerissen (toxische Beziehungen, Gewalt, Freundschaft, Energetik), aber alles bleibt ohne rechten Tiefgang. Viele Personen sind beteiligt, aber es gelingt nicht, sie in der Kürze des Buches ausreichend vorzustellen.

"Monoloco" ist ein Buch für Menschen, die offen sind für Energiearbeit.
Für Feminist.innen vollkommen unpassend - schon nach wenigen Seiten würden diese das Buch wegen der krankhaft angepassten und unterwürfigen Protagonistin beiseite legen.

Bewertung vom 09.08.2024
Als wir Schwäne waren
Karim Khani, Behzad

Als wir Schwäne waren


ausgezeichnet

"Du warst fünf. Die Buchstaben gehorchten Dir nicht. Du dachtest, das Restaurants Esstaurants heißen, weil wir dort essen. Und du sagtest traubig statt traurig, weil Tränen aussehen wie Trauben".

Mit großem Wortwitz und Feingefühl berichtet Behzad Karim Khani von Ungerechtigkeiten, von Fremdheit, dem Makel der Herkunft und der fehlenden Wurzeln und von der "Wut als Fortsetzung des Schweigens".

Der Ich-Erzähler berichtet von einem Aufwachsen als Jugendlicher in Deutschland, das nicht seine Heimat ist. Seine Eltern sind stolze, gebildete Perser, die Mutter Soziologin, der Vater Schriftsteller. Die Eltern wissen wenig von den aussichtslosen Situationen in die ihr Junge kommt und aus denen er sich nur mit Gewalt befreien kann.

Schon vom ersten Beispiel an, wo Jugendliche einfach in die Wohnung kommen und Essen erzwingen und der Ich-Erzähler letztendlich mit Gewalt antwortet, werden wir mitgenommen auf eine Reise in ein fremdes Land, das sich aber mitten in unseren Städten befindet.

Ich wünsche mir nach diesem erschütternden Buch eine Gesellschaft, die auf Fremdheit mit Offenheit reagiert und den jungen Leuten andere Möglichkeiten als Gewalt und Drogenhandel ermöglicht.

Ganz große Leseempfehlung - vielleicht sogar als Schullektüre für Oberstufen anzudenken.

Bewertung vom 05.08.2024
Juli, August, September
Grjasnowa, Olga

Juli, August, September


gut

Ludmilla, von ihrem Ehemann liebevoll Lou genannt, befindet sich in einer persönlichen Krise: Sie kommt mit ihrem Buchprojekt nicht voran, ihre fünfjährige Tochter Rosa weiß nichts über das Judentum, ihr Mann Sergej, ein weltberühmter Konzertpianist steckt in einer Schaffenskrise und sie befürchtet, dass er auch aus der Familie flüchten könnte.
Dazu kommt die Einladung von Maya, der 90jährigen Schwester ihrer Mutter, den Geburtstag im Kreise aller auf Gran Canaria zu feiern.
Wir begleiten Lou einen Sommer lang bei den Auseinandersetzungen mit den Familienangehörigen, bei den Ängsten um ihre Ehe und beim Aufarbeiten der eigenen Familiengeschichte.
Mit hat das Buch gefallen, weil ich einen kleinen Einblick in das Leben einer modernen jüdischen Familie bekommen habe. Manchmal war der Schreibstil zu sehr Aufzählung, Aneinanderreihung von Banalitäten - aber vielleicht macht genau dieses sachliche Erzählen den Reiz des flotten Romans aus.