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Benutzername: 
Liselottchen
Wohnort: 
Rankweil

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2024
Mordsbräute
Stadler, Marion

Mordsbräute


ausgezeichnet

Dorfkommissarin Mary ist offiziell in Rente und arbeitet im Frühstücksservice des Gasthauses ihrer Freundin Bärbel. Ausgerechnet auf der Hochzeit ihres Sohnes Quirin findet sich am Veranstaltungsort eine Leiche. Marys Jagdinstinkt wird geweckt und schon verfolgt sie eine Spur. Überraschenderweise ist der neue Hauptkommissar Henry nicht abgeneigt, sie helfen zu lassen, sehr zum Ärger von Erdem, dem peniblen Kollegen. Und auch der Bär, der nun Geldtransporte überwacht, hilft mit. Die Spur führt zur Swetlana, die für den Bürgermeister arbeitet, denn der Tote war ihr Ehemann. Was verbindet den Bürgermeister Weinzierl mit der jungen Frau? Wieso hat er sie eingestellt, obwohl sie keinerlei Referenzen und Qualifikationen für den Job aufweisen kann? Alles weist darauf hin, dass sie die Mörderin ist, doch Swetlana scheint verschwunden zu sein ...

Wiederum geht es im idyllischen Essing hoch her. Ich habe mich gefreut, altvertrauten Personen wiederzubegegnen, und der neue Kommissar ist eine richtige Überraschung. Die Autorin versteht es, die Krimihandlung mit viel Flair zu würzen, auch der umtriebige Opa ist wieder mit von der Partie. Der bildhafte Schreibstil ließ mich nur so durch die Seiten fliegen und miträtseln. Die Auflösung war überraschend und gut durchdacht, ein Lokalkrimi, den ich sehr genossen habe und den ich sehr gern weiterempfehle.

Bewertung vom 04.11.2023
Mittsommersterne (eBook, ePUB)
Tietgen, Madita

Mittsommersterne (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wenn das Leben stehen bleibt
Thore hat mit sechzehn Jahren einen schweren Badeunfall und ist seither behindert, gefangen im Körper eines Kindes. Seine jüngere Schwester Stina kümmert sich hingebungsvoll um ihn, dabei gibt sie allerdings ihr eigenes Leben auf. Sie bricht alle früheren Kontakte ab, zieht von Gotland nach Stockholm, studiert erst und arbeitet im Museum. Ihr Leben ist komplett auf ihren Bruder zugeschnitten, der in einem Heim lebt. Dabei steht sie allein, ihre Eltern haben sich getrennt und besuchen ihren Sohn nie. Auch seinen besten Freund Andrik, damals ihre große Liebe, wollte sie nie wiedersehen, denn sie gibt ihm die Schuld an Thores Zustand. Stina ist schon lange erstarrt in ihrer Verbitterung, als Andrik nach Jahren erneut in ihr Leben tritt und alles versucht, ihr klarzumachen, dass sie so nicht weitermachen soll ...

Was für ein einfühlsamer Roman! Die Autorin versteht es, die Lesenden auf eine emotionale Achterbahnfahrt zu schicken. An manchen Stellen hätte ich Stina am liebsten geschüttelt, weil sie so stur in ihrer vorgefassten Meinung verharrt. Sie hätte eine Therapie gebraucht, um alles verarbeiten zu können. Als das Unglück geschieht, ist sie erst fünfzehn. Stinas Beharren darauf, dass Thores Leben verpfuscht sei und er niemals glücklich sein könne, nervt an manchen Stellen, weil sich ihre Gedanken wiederholen. Trotzdem kann ich ihre Gefühle nachvollziehen. Ich habe mich gewundert, dass ihre Eltern sich abgewendet haben, fand es dann gut, dass man den Grund am Schluss erfährt. Andrik ist extrem geduldig, wobei es gut gewesen wäre, er nicht siebzehn Jahre verstreichen lassen. Sein (Ver)Schweigen ist gut gemeint aber schlecht gemacht, überhaupt hätte eine offene Kommunikation, auch vonseiten der Eltern, Stina viel ersparen können.
Thore selbst ist ein toller Charakter, der allen beweist, dass es einfach ist, glücklich zu sein. Das Schweden Setting hat mir sehr gut gefallen, die Handlung hätte sich jedoch überall abspielen können. Die Autorin hat ein wichtiges berührendes Thema aufgegriffen, der Schreibstil war gut lesbar – ein rundum gelungener Roman, den ich gern weiterempfehle.

Bewertung vom 26.10.2023
In Liebe, deine Lina / Mühlbach-Saga Bd.1
Leciejewski, Barbara

In Liebe, deine Lina / Mühlbach-Saga Bd.1


sehr gut

Wirbelwind Lina wächst in einer armen, aber fröhlichen Familie auf in einem kleinen pfälzischen Dorf auf. Ihre Mutter stirbt viel zu früh, ihre Freunde, darunter auch Karl, und auch ihr Bruder Walter spenden ihr Trost. Sie verliebt sich in Albert, den reichen Sohn des Schmieds, doch als sie ein Kinder erwartet, erlauben seine Eltern nicht, dass sie heiraten. Lina wird vom Großteil des Dorfes fortan gemieden, während Albert keine Feindseligkeit zu spüren bekommt. Obwohl er sie liebt, meidet auch er sie und besucht nicht einmal seine neugeborene Tochter Charlotte. Karl, der das Dorf verlassen hat, weil er ebenfalls unehelich geboren war und im Dorf keine Zukunft hatte, kommt zurück und holt sie nach Bremen. Er heiratet sie und ist auch ein Vater für Charlotte. Langsam lernt auch Lina ihn zu lieben, doch bei einem Besuch in der Heimat trifft Charlotte ihren leiblichen Vater ...

Es war mein erstes Buch dieser Autorin und ich kam sehr gut hinein. In ruhigem und angenehmem Schreibstil wird die Geschichte von Lina erzählt, die von allen gemocht wird, bis sie den Vater ihres Kindes nicht heiraten darf. Die Ungerechtigkeit dieser Zeit wird hier gut geschildert, wer reich ist, hat das Sagen, die anderen fügen sich. Die Menschen im Dorf konnte ich mir sehr gut vorstellen, sie sind in all ihrer Menschlichkeit gut gezeichnet. Die Lethargie, mit der sich Linas Familie gefügt hat, hat mich trotzdem verwundert. Ihr Vater war zu dem Zeitpunkt schon kränklich, zumindest ihre Brüder hätten zumindest mal mit Albert reden können. Dass er so gar nicht im Ort geächtet wird, hat mich erstaunt. Lina wird als Wildfang beschrieben, ein schwer zu bändigendes Kind. Doch als sie schwanger wird, ist ihr Zorn schaumgebremst, demütig ergibt sie sich in ihr Schicksal und traut sich kaum mehr aus dem Haus. Ich hätte mir eine scharfe Gegenüberstellung mit Albert und seinen Eltern gewünscht, unterstützt durch ihre Brüder. Schlimmer wäre es ihr danach auch nicht ergangen. Aber ich nehme an, die Autorin hat recherchiert.
Mit dem Fortgang aus dem Dorf in die große Stadt, glättet sich Linas Leben. Der Autorin gelang es hier, viel Zeitkritik auf interessante Weise unterzubringen, die ersten Gedanken, wie ungerecht die Arbeitgeber zu der Zeit ihre Arbeiter und Angestellten behandelt haben und die ersten Streiks, das wird gut beschrieben. In Karl, der fortschrittliche Ansichten hat, sich jedoch dem Chef unterordnet, weil er schließlich eine Familie zu versorgen hat, konnte ich mich gut hineinfühlen. Das war für mich ein Zwiespalt, der ihn menschlich erscheinen ließ.
Mein Fazit: Eine Geschichte, die eine Lebenserzählung ist, ohne zu sehr aufzuregen. Ich hätte mir an manchen Stellen mehr Konfrontation gewünscht, bis zum Schluss gibt es leider keine Aussprache mit den Lehnerts. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs endet das Buch ziemlich abrupt, da wäre ein weicherer Ausklang schöner gewesen. Eine abwechslungsreiche historische Story, dich ich sehr gern weiterempfehle.