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Dr. Kritikaster

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Bewertung vom 27.09.2013
Die große Entwertung
Lohoff, Ernst;Trenkle, Norbert

Die große Entwertung


weniger gut

Trenkle, Krisis & Co. walzen von einer Veröffentlichung zur nächsten den gleichen Fehler aus: das Vorurteil einer angeblich finalen Krise des Kapitalismus, eine behauptete Selbstaufhebungstendenz beim Kapital weltweit wird jedem Gegenstand der Betrachtung subsumiert . und es kommt nicht anderes dabei heraus als der Zirkelschluss: das Kapital scheitere an einem Selbstwiderspruch; dieser .Befund. wird also jedem (ökonomischen) Phänomen untergejubelt oder letzteres als Belegmaterial für ersteres genommen. Diese grandiose wissenschaftliche Fehlleistung ficht die Krisis-Leute nicht an: der Bücher füllende zirkuläre Schluss der Bestätigung dessen, was vorher schon feststand.
Es ist so ein grober Unfug, die Existenz des Finanzkapitals verdanke sich dem Umstand, dass im Bereich .Realkapital. die Basis für Verwertung abhanden gekommen sei.
Erstens rühren die Anlageentscheidungen der Vertreter des großen Geldes schlicht daher, dass sie ihre Bereicherungsmöglichkeiten nach einem stinknormalen kapitalistischen Vergleich ausrichten, wo relativ mehr Überschuss auf ihr eingesetztes Vermögen winkt . dies ist keine Kalkulation aus einer Not/Verlegenheit heraus, dass woanders nicht(s) mehr zu holen wäre.
Zweitens wird das Verhältnis von Industrie- zu Kreditkapital falsch bestimmt: das ist gar nicht der Witz an diesem, dass auf die Finanzkapitalsphäre ausgewichen würde wegen gegen Null gehender Ertragspotentiale beim .reellen. Kapital. Das Finanzkapital ist mit seinen Kreditmassen Richtung Industrielle erst einmal ein entscheidender Hebel der Akkumulation: es wird sich mit Kredit von den momentanen Kapitalrückflüssen samt Gewinn unabhängig gemacht; die Kreditmassen erlauben so ein produktivitätssteigerndes Wirtschaften als Waffe in der Konkurrenz.
Es mag finanzwirtschaftliche Besonderheiten in der Kreditsphäre geben, die hier nicht eigens zum Thema gemacht werden, weil es um das Aufzeigen des Grundfehlers der Krisisleute geht. Nur eine Andeutung: im Begriff des Kredits ist enthalten, dass der Geldverleiher unabhängig von der tatsächlichen Erwirtschaftung des Leihers einen Ertrags-/Zinsanspruch geltend macht, also einen Vorgriff auf einen Reichtum, der noch gar nicht vorhanden oder produziert ist; daraus kommt die kapitallogische Verlängerung, dass sich Finanzkapitalisten in einer eigenen Sphäre zu schaffen machen, in der Geld aus sich heraus vermehrbar sei (das sind sie dann die .abenteuerlichen. Finanzprodukte, das Verbriefungswesen, wo Schuldverhältnisse zum Gegenstand weiterführender, darauf
aufsetzender, darauf auftürmender Finanzmarktgeschäfte/-Kreationen gemacht werden).
Auch hier nichts von Kapitalnöten zu spüren, sondern obiges zeigt, wie das Maßlose am kapitalistischen Bereicherungswesen, alles und jedes zum Mittel der Geldvermehrung zu
machen, die im Prinzip keinerlei Grenzen kennt, auf die Spitze getrieben wird.
Und das, was da als .große Entwertung. stattfindet, offenbart eine abstrakte Identität mit jeder Art von Kapital . und kein näher oder weiter heraufziehendes Endstadium: es sind Massen von Verwertungsansprüche auf das in die Welt gesetzte Kapitalvermögen aufgehäuft worden, was auch einschließt im großen Stile mit .gewagten. Finanzproduktkreationen eigens in der Finanzwelt herbeispekuliert worden, in einer Weise, dass diese sich an irgendeinem Punkt nicht mehr als einlösbar erweisen.
Dann steht immer noch nicht die finale Krise vor der Haustür, dann wird eine neue Aus-
gangsbasis für das fortgesetzte Verwertungsprocedere geschaffen durch umfangreiche
Abschreibung von Anlagen, auf dass der Zirkel von Aufschwung-Krise-Aufschwung erneut
seinen Gang nimmt.

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